Der Notarzt 403 - Karin Graf - E-Book

Der Notarzt 403 E-Book

Karin Graf

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Beschreibung

Seit Kurzem ist Dr. Ben Sanders stolzer Inhaber seiner ersten eigenen Praxis. Der talentierte Mediziner kann sein Glück kaum fassen: Mitten in der Frankfurter Innenstadt hat er eine moderne, gut besuchte Arztpraxis übernehmen können, und das zu unglaublich günstigen Konditionen.
Doch schon nach wenigen Tagen bleiben die meisten Patienten aus, und Ben sieht sich mit zahlreichen Konflikten konfrontiert. Ein Lichtblick ist für ihn Ariane Wilander. Die bildhübsche junge Frau kommt, um sich die Fäden von ihrer Operationswunde ziehen zu lassen. Reine Routine also, keine große Sache. Aber nachdem Dr. Sanders seiner Patientin ein Lokalanästhetikum gespritzt hat, verändert sich ihr Zustand schlagartig. Sie ringt keuchend nach Luft und verliert ihr Bewusstsein. Ein anaphylaktischer Schock? So sieht es zunächst aus. Doch Ben erkennt schnell, dass hier etwas viel Schlimmeres vorliegt - etwas, was Ariane vermutlich in den nächsten Minuten ihr Leben kosten wird ...


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Inhalt

Cover

Nichts zu verlieren

Vorschau

Impressum

Nichts zu verlieren

Als Dr. Ben Sanders alles auf eine Karte setzte

Karin Graf

Seit Kurzem ist Dr. Ben Sanders stolzer Inhaber seiner ersten eigenen Praxis. Der talentierte Mediziner kann sein Glück kaum fassen: Mitten in der Frankfurter Innenstadt hat er eine moderne, gut besuchte Arztpraxis übernehmen können, und das zu unglaublich günstigen Konditionen.

Doch schon nach wenigen Tagen bleiben die meisten Patienten aus, und Ben sieht sich mit zahlreichen Konflikten konfrontiert. Ein Lichtblick ist für ihn Ariane Wilander. Die bildhübsche junge Frau kommt, um sich die Fäden von ihrer Operationswunde ziehen zu lassen. Reine Routine also, keine große Sache. Aber nachdem Dr. Sanders seiner Patientin ein Lokalanästhetikum gespritzt hat, verändert sich ihr Zustand schlagartig. Sie ringt keuchend nach Luft und verliert ihr Bewusstsein. Ein anaphylaktischer Schock? So sieht es zunächst aus. Doch Ben erkennt schnell, dass hier etwas viel Schlimmeres vorliegt – etwas, was Ariane vermutlich in den nächsten Minuten ihr Leben kosten wird ...

»Ach, das ändert jetzt natürlich alles. Ich habe gerade einen Interessenten hier, aber eine Empfehlung von dir ist mir natürlich sehr viel wert, Lutz. Meine Patienten liegen mir ja tatsächlich sehr am Herzen, wie du wohl weißt. Vielen Dank. Ja, schick mir den jungen Kollegen her. Am besten gleich noch heute.«

Der neunundsechzigjährige Allgemeinmediziner Dr. Franz Pollak verabschiedete sich von Prof. Lutz Weidner, dem Chefarzt der Frankfurter Sauerbruch-Klinik, und beendete damit das Telefongespräch.

An seinem Schreibtisch im Behandlungsraum seiner Praxis saß ihm Dr. Arne Osterwald gegenüber. Der dreiunddreißigjährige Allgemeinmediziner, der noch vor wenigen Sekunden sein Glück kaum hatte fassen können, runzelte verunsichert die Stirn.

Es kam nicht allzu oft vor, dass man eine bestehende Praxis mit Hunderten treuer Patienten zu solchen Konditionen übernehmen konnte.

Dr. Pollak war noch ein Arzt vom alten Schlag. Viele seiner Patienten vertrauten ihm bereits seit vierzig Jahren, und um diese machte er sich mehr Gedanken als um den Gewinn, den er mit dem Verkauf seiner Praxis in bester Lage in der Frankfurter Innenstadt erzielen könnte.

Er ging scharf auf die Siebzig zu, hatte sich jahrzehntelang in seinem Beruf aufgerieben und konnte sich ausrechnen, dass ihm ohnehin gar nicht mehr so viel Zeit bleiben würde, um schnell noch ein paar Millionen zu verjubeln.

Nachkommen, denen er seinen Reichtum hinterlassen könnte, hatte er auch keine. Außerdem war es ihm mehr wert, mit einem reinen Gewissen und einer unbefleckten Seele vor seinen Schöpfer zu treten, als schnell noch ein paar Jahre im Luxus zu schwelgen.

Er wollte sich mit einer Art Leibrente, einer monatlichen Zahlung, begnügen. Dafür erbat er sich ein einjähriges Mitspracherecht sowie das Recht, einzelne seiner Sorgenkinder auch weiterhin selbst betreuen zu dürfen. Zumindest noch so lange, bis sie Vertrauen zu dem neuen Doktor gefasst hatten.

Ebenso erwartete er das Versprechen, dass der neue Praxisinhaber davon Abstand nehmen möge, seinen Gewinn durch lukrative Verträge mit Pharmafirmen zu maximieren, die Patienten mit sinnlosen Medikamenten abzufüllen und damit deren Gesundheit, mitunter sogar auch ihr Leben aufs Spiel zu setzen.

Arne Osterwald waren diese Konditionen wie ein Haupttreffer im Lotto erschienen. Er hatte sich ganz mächtig ins Zeug gelegt, dem Alten die rührseligsten Märchen aufgetischt und das Gefühl gehabt, kurz vor dem Ziel zu stehen. Jetzt allerdings, nach diesem Telefongespräch, dessen Inhalt er sich ganz gut zusammenreimen konnte, schwante ihm Böses.

Mit einem bedauernden Schulterzucken und einem aufrichtig gemeinten »Es tut mir schrecklich leid, lieber Kollege!« bestätigte Franz Pollak nun auch Arnes böse Vorahnung.

»Das war eben Herr Prof. Lutz Weidner von der Sauerbruch-Klinik. Er hat davon erfahren, dass ich mich zur Ruhe setzen will. Er legt mir einen jungen Kollegen wärmstens ans Herz, den er selbst ausgebildet hat und für den er die Hand ins Feuer legt.«

Arnes Hochstimmung zerplatzte wie eine Seifenblase. Wäre dieser Anruf nur zwei oder drei Sekunden später gekommen, dann wäre der Vertrag jetzt unterschrieben und somit unter Dach und Fach gewesen.

Das war nun schon das dritte Mal, dass der Chefarzt der Sauerbruch-Klinik ihm die Tour vermasselte.

Nach dem theoretischen Teil des Studiums, als Arne sich für das praktische Jahr an der Sauerbruch-Klinik beworben hatte, war er von Lutz Weidner abgelehnt worden. Und als er seine Approbation in der Tasche gehabt und sich als Assistenzarzt beworben hatte, war Weidner ihm abermals mit irgendwelchen fadenscheinigen Ausflüchten gekommen.

Leider gerade kein Platz frei. Wir picken uns hier vorwiegend die Kandidaten heraus, die sich für jene Fachrichtungen entscheiden, an denen wir selbst Bedarf haben. Mit Fachärzten für Allgemeinmedizin und Innere Medizin sind wir jedoch für die nächsten paar Jahrzehnte eingedeckt. Bla, bla, bla ...

Das waren natürlich glatte Lügen gewesen, denn nur jeweils zwei oder drei Tage später hatte Prof. Weidner Arnes Kommilitonen Ben Sanders zuerst als Praktikanten und dann als Assistenzarzt aufgenommen. Und Ben hatte sich ebenfalls zum Allgemeinmediziner ausbilden lassen.

»Ich hoffe, Sie sind nicht allzu enttäuscht«, fuhr Dr. Pollak fort, sich zu entschuldigen. »Wenn Prof. Weidner sich für einen Kollegen verbürgt, dann ist mir das eine absolute Beruhigung. Da weiß ich dann mit Sicherheit, dass ich mir um meine langjährigen Patienten keine Gedanken mehr zu machen brauche. Das verstehen Sie doch, oder?«

Mit einem unschön klingenden Raaatsch! zerriss er den Vertrag und zugleich auch Arnes Zukunft und warf die Schnipsel von beidem in den Papierkorb.

»Ich weiß, wie Prof. Weidner die jungen Kollegen ausbildet und worauf er den allergrößten Wert legt. Wer durch seine Hände gegangen ist, ist nicht nur ein ausgezeichneter Arzt, sondern auch ein guter und aufrichtiger Mensch. Da habe ich die Gewissheit, dass meine Sorgenkinder in wirklich guten Händen sind. Ich hoffe wirklich sehr, dass Sie das verstehen können.«

Jetzt stand er demonstrativ auf, um Arne zu verklickern, dass die Sache für ihn gelaufen und das Gespräch vorüber war.

»Es ist nichts Persönliches, Kollege Osterwald. Das wissen Sie doch, oder? Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen, dass Sie sehr bald eine andere Praxis finden werden.«

»Ja, das werde ich bestimmt«, behauptete Arne, obwohl er sich dessen gar nicht so sicher war.

Sein Problem bestand darin, dass er nicht kreditwürdig und ihm die Neueröffnung einer eigenen Praxis somit finanziell unmöglich war. Schuld daran war der Lamborghini, den er sich vor drei Jahren geleistet hatte. Rund sechshunderttausend Euro hatte der coole Flitzer gekostet, der längst verschrottet worden war, weil er gleich am zweiten Tag, als der Versicherungsschutz noch nicht bestanden hatte, einen Unfall gebaut hatte.

Er hatte es bis heute nicht geschafft, den Bankkredit zurückzubezahlen, und er würde es vermutlich auch in zehn Jahren noch nicht geschafft haben. Jetzt, da seine große Chance geplatzt war, schon gar nicht.

Zu seinen Schulden kam noch erschwerend hinzu, dass sich sein beruflicher Werdegang nicht ganz so prickelnd gestaltet hatte. Während des Studiums hatte er für fast jede Prüfung drei Anläufe gebraucht. Er hatte zwei Semester komplett wiederholen müssen, und auch nach seinem ersten Versuch, die Facharztprüfung zu bestehen, war er von der Prüfungskommission zu einem weiteren Ausbildungsjahr verdonnert worden.

»Ich verstehe das natürlich«, heuchelte er, obwohl der dem alten Knacker am liebsten den Hals umgedreht hätte. »An Ihrer Stelle würde ich genauso handeln. Das Wohl unserer Patienten ist uns doch stets das Wichtigste, nicht wahr?«

Arne wunderte sich, dass er diesen Satz herausgebracht hatte, ohne sich dabei übergeben zu müssen.

»Darf ich Sie denn fragen, um welchen Kollegen es sich handelt? Es würde mich interessieren, ob ich ihn vielleicht kenne.«

»Aber natürlich. Warum auch nicht?« Dr. Pollak, der Arne während des abschließenden Gesprächs bereits bis zur Tür gedrängt hatte, musste zu seinem Schreibtisch zurückkehren und seine Notizen zu Rate ziehen.

Verkalkter alter Trottel!, dachte Arne.

»Dr. Ben Sanders. Kennen Sie ihn?«

»Ja! Das war einer meiner Kommilitonen. Ein wirklich guter Mann. Und ein sehr guter Freund von mir. Mit ihm haben Sie auf alle Fälle die richtige Wahl getroffen, und ihm gönne ich diese einmalige Chance wirklich von ganzem Herzen.«

War ja klar! Ben, der Musterknabe schon wieder! Der verwöhnte Rotzbengel. Der Süßholz raspelnde Charmebolzen. Der Liebling aller alten Schachteln!

»Es freut mich, dass Sie das so sehen und Verständnis für meine Entscheidung haben, Kollege Osterwald.«

»Aber sicher doch. Ich wünsche Ihnen eine geruhsame Pension. Nach so vielen Dienstjahren haben Sie sich diese wahrhaftig verdient.« Hoffentlich holst du dir eine schlimme Krankheit, an der du möglichst lange leidest, bevor du in die Hölle fährst, alter Sack! »Also tschüss dann und alles, alles Gute.«

Ben Sanders, diese linke Krätze, hatte ihm – genauso wie Weidner – auch schon mal die Tour vermasselt.

Arnes damalige Freundin Larissa Eder hatte ihn vor einem Jahr begleitet, als er das erste Mal zur Facharztprüfung angetreten war. Er selbst hatte ihr dort Ben Sanders, der an diesem Tag ebenfalls seinen Prüfungstermin gehabt hatte, als seinen ehemaligen Kommilitonen vorgestellt.

Arne war mit Pauken und Trompeten durchgefallen, während Ben, der Musterknabe, natürlich bestanden hatte. Wahrscheinlich nur deshalb, weil er sich bei den weiblichen Mitgliedern der Prüfungskommission eingeschleimt und lauter einfache Fragen und Aufgaben gestellt bekommen hatte.

Kaum hatte festgestanden, dass er durchgefallen war und erst in einem Jahr wieder antreten durfte, hatte Larissa sich umgehend an Ben herangemacht. Na ja, Arne hatte sich recht schnell getröstet. Seit einem halben Jahr war er verlobt.

Apropos verlobt. Wie sollte er jetzt seiner Verlobten Donna verklickern, dass aus der eigenen Praxis nun doch nichts wurde?

Dummerweise hatte er sie angerufen, als Pollak kurz vor der Vertragsunterzeichnung mal schnell für kleine Vollpfosten gemusst hatte. Er hatte ihr gesagt, er hätte die Praxis bekommen. Und sie ... Ach, du Schei... Schande!

Er hatte Donna, die bei einer Versicherung als Bürokraft arbeitete und sich dort überhaupt nicht wohlfühlte, versprochen, dass er sie als seine Sprechstundenhilfe engagieren würde, wenn er erst mal eine eigene Praxis hatte.

Hoffentlich hatte sie ihrem Chef nicht gleich nach seinem Anruf das gesagt, was sie ihm schon immer mal hatte sagen wollen. Dann wären sie nämlich jetzt beide arbeitslos.

In der Städtischen Klinik, in der er seine Ausbildung zum Facharzt absolviert hatte, war er nach Ende der Ausbildung mit einem feuchten Händedruck verabschiedet worden. Die setzten dort nämlich vorwiegend auf billige Assistenzärzte.

Eine Minute und ein kurzes Telefongespräch später wusste er genau, was er ohnehin schon befürchtet hatte. Nämlich, dass Donna niemals irgendetwas auf die lange Bank schob. Und bei den schlimmen Wörtern, die sie ihrem Chef an den Kopf geschmissen hatte, bevor sie ihm die fristlose Kündigung auf den Schreibtisch geknallt hatte, gab es wohl auch kein Zurück mehr.

Großartig! Was als vermeintlicher Glückstag begonnen hatte, endete jetzt im totalen Chaos. Er war arbeitslos, konnte somit auch seine Kreditraten, mit denen er ohnehin schon gewaltig im Rückstand war, nicht mehr bezahlen, und Donna würde ihm, sobald er nach Hause kam, die Hölle heißmachen.

Vielen Dank auch, Ben! Wenn es so etwas wie Gerechtigkeit gibt, dann soll dich der Teufel holen!

***

In der Notaufnahme der Frankfurter Sauerbruch-Klinik ging ein turbulenter und sehr langer Vormittag zu Ende. Es war bereits kurz vor zwei Uhr. Seit sieben Uhr morgens hatten die Patienten einander die Türklinke in die Hand gegeben, und die Rettungswagen waren beinahe im Minutentakt eingetroffen.

Dr. Peter Kersten, der Leiter der Notaufnahme, und sein Team machten sich keine Illusionen darüber, dass die Flaute, die gerade eingetreten war, länger als nur ein paar Minuten anhalten würde. Sie hofften lediglich, dass die Zeit lange genug sein würde, um rasch einen Bissen zu essen, kurz die schmerzenden Füße zu entlasten und einen Kaffee zu trinken.

Das war mal wieder einer dieser Tage, an dem sich die halbe Bevölkerung Frankfurts dazu verabredet zu haben schien, gleichzeitig zu erkranken oder zu verunglücken.

»Mensch, ich fühl mich wie sechzig!«, stöhnte Elmar Rösner, der rothaarige Assistenzarzt, als er aus einem der Behandlungsräume kam. Mit gebeugtem Rücken und schwankenden Schritten schleppte er sich demonstrativ mühsam den Flur entlang zum Bereitschaftsraum.

»Obacht, Freundchen!«, feixte Dr. Hannes Fischer, der Anästhesist. »Ich bin sechzig. Das ist heutzutage kein Alter mehr, in dem man sich so fühlt, wie Sie daherkommen. Sechzig ist das neue vierzig. Und mir geht es im Übrigen hervorragend, Sie Jammerlappen.«

»Wen wundert das?«, unkte Elmar. »Als Anästhesist sind Sie ja fein raus. Sie mussten ja nicht sieben Stunden lang wie ein Kastenteufel von einem Behandlungsraum in den nächsten springen.« Er lachte laut auf. »Und wenn sechzig das neue vierzig ist, wie ist das dann mit uns unter Dreißigjährigen? Sind die dann zehn? Wenn ja, dann mache ich hier Kinderarbeit, und die ist bei uns verboten.«

Peter Kersten, der gerade aus einem der beiden Schockräume kam, überholte seinen Assistenzarzt und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

»Komm, Kleiner, sehen wir zu, dass wir schnell irgendwas runterschlingen, bevor es zu spät ist und der nächste Schwung Notfälle eintrifft.«

»Au ja, runterschlingen ist meine absolute Lieblingsbeschäftigung«, erwiderte Elmar grinsend. Er betrat hinter Peter und Dr. Fischer den Bereitschaftsraum, in dem bereits der Rest der Belegschaft völlig erschöpft auf den Stühlen herumhing. »Lasst einen Zettel durchgehen, Kinder!«, rief er. »Schreibt eure Bestellungen auf, ich laufe in die Cafeteria und hole uns was zu futtern.«

»Nicht mehr nötig!«

Der dreißigjährige Dr. Ben Sanders, der bereits vor einem Jahr seine Prüfungen zum Facharzt für Allgemeinmedizin, Chirurgie und Pädiatrie abgelegt und mit der bestmöglichen Punktezahl bestanden hatte, kam mit einer riesigen Tragetasche, aus der köstliche Essensdüfte drangen, um die Ecke.

»Mein letzter Patient hatte nichts außer einem winzigen Rosendorn im Daumen. Obwohl er sich gebärdet hat, als ob er daran sterben müsste, konnte ich ihn in drei Minuten abfertigen. Anschließend bin ich gleich durch den Klinikpark zu Feinkost-Schlemmer gerannt.«

»Sie retten uns das Leben, Dr. Sanders. Ich war schon kurz vorm Verhungern.« Die erst einundzwanzigjährige Schwester Annette sauste in die kleine Kaffeeküche im hinteren Bereich des Bereitschaftsraums und holte schon mal Teller und Besteck aus den Schränken. Sie wusste aus Erfahrung, dass es schnell gehen musste, weil jeden Augenblick der nächste Notfall eintreffen konnte.

»Wie viel haben Sie bezahlt?«, fragte sie, während sie in Windeseile den Tisch deckte. »Wir teilen den Betrag gerecht auf alle auf.«