Der Notarzt 470 - Karin Graf - E-Book

Der Notarzt 470 E-Book

Karin Graf

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Beschreibung

Ausgerechnet auf dem Weg zu ihrer eigenen Verlobungsfeier bleibt Nicolina mit ihrem halb verrosteten Wagen mitten im Nirgendwo liegen, und dabei ist sie ohnehin schon zu spät dran! Ihr Verlobter wartet sicher schon ungeduldig in dem reservierten Festsaal - und mit ihm die geladenen Gäste.
Die junge Frau fühlt Panik in sich aufsteigen. Verzweifelt tritt sie mit voller Wucht gegen ihr Auto, in der Hoffnung, den Motor so vielleicht wieder zum Leben zu erwecken. Doch das Einzige, was sie dadurch erreicht, ist, dass ihr ein höllischer Schmerz durch das Bein schießt.
Ein zufällig vorbeifahrender Arzt erkennt ihre Notlage und hilft ihr. Dr. Aris Falkenstein versorgt ihr Bein und erklärt sich bereit, sie zu fahren. Aber plötzlich hat Nicolina es gar nicht mehr so eilig, zu ihrer Verlobungsfeier zu kommen, denn der charmante Arzt mit den funkelnden Augen bringt ihr Herz zum Stolpern ...


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Inhalt

Cover

Herzstolpern

Vorschau

Impressum

Herzstolpern

Mit einem verletzten Bein fing ihre Liebe an

Karin Graf

Ausgerechnet auf dem Weg zu ihrer eigenen Verlobungsfeier bleibt Nicolina mit ihrem halb verrosteten Wagen mitten im Nirgendwo liegen, und dabei ist sie ohnehin schon zu spät dran! Ihr Verlobter wartet sicher schon ungeduldig in dem reservierten Festsaal – und mit ihm die geladenen Gäste.

Die junge Frau fühlt Panik in sich aufsteigen. Verzweifelt tritt sie mit voller Wucht gegen ihr Auto, in der Hoffnung, den Motor so vielleicht wieder zum Leben zu erwecken. Doch das Einzige, was sie dadurch erreicht, ist, dass ihr ein höllischer Schmerz durch das Bein schießt.

Ein zufällig vorbeifahrender Arzt erkennt ihre Notlage und hilft ihr. Dr. Aris Falkenstein versorgt ihr Bein und erklärt sich bereit, sie zu fahren. Aber plötzlich hat Nicolina es gar nicht mehr so eilig, zu ihrer Verlobungsfeier zu kommen, denn der charmante Arzt mit den funkelnden Augen bringt ihr Herz zum Stolpern ...

»Ich hätte es wissen müssen!«

In der Notaufnahme der Frankfurter Sauerbruch-Klinik stieß Dr. Peter Kersten einen frustrierten Seufzer aus.

»Warum wurde mir dieser Notfall nicht angekündigt?«, stellte er den jungen Rettungsarzt, der neu sein musste, weil er ihn noch nie zuvor gesehen hatte, zur Rede. »Außerdem habe ich doch bei der Rettungszentrale gemeldet, dass wir in der nächsten Zeit bis auf Widerruf keine komplizierten Notfälle annehmen können.«

Vor fünf Minuten hatte er seinem Assistenzarzt Dr. Elmar Rösner, der sich eine Füllung ausgebissen hatte, erlaubt, rasch zum Zahnarzt in die Kaiserstraße zu laufen, der heute Notdienst hatte.

Heute war den ganzen Tag lang kaum etwas los gewesen, und er hatte gedacht, dass das zumindest bis zum Schichtwechsel um sieben Uhr abends so bleiben würde. Wobei der Schichtwechsel heute eigentlich keine Rolle für ihn spielte, weil er nämlich auch noch Nachtbereitschaft hatte.

Heute war Samstag und einer der ersten richtig schönen und warmen Frühlingstage. Den nutzten die meisten Leute dazu, irgendwo in der Sonne zu sitzen und den Duft und die Farben der wiedererwachten Natur zu genießen. Ein Bienenstich war dabei das Schlimmste, was einem passieren konnte, und wenn man nicht gerade Allergiker war, war das keine große Sache.

Einer seiner beiden jüngeren Assistenzärzte hatte sich heute krankgemeldet, und der andere trieb sich weiß Gott wo herum. Aber eine große Hilfe wäre dieser ihm ohnehin nicht, denn er kam frisch von der Uni und war noch sehr unsicher.

»Ich bin ganz alleine! Was soll ich mit ihm anfangen?«, fragte er ratlos und deutete auf den besinnungslosen jungen Mann, der offensichtlich schwer verletzt war. »Bringen Sie ihn bitte in die Städtische Klinik oder ins Unfallkrankenhaus.«

»Von dort komme ich doch gerade«, erwiderte der junge Kollege, der nicht sehr viel älter als vier- oder fünfundzwanzig Jahre sein konnte. »Das Unfallkrankenhaus hat Aufnahmestopp angemeldet, und in der Städtischen ist ein Assistenzarzt im ersten Ausbildungsjahr zugange, der völlig überfordert ist und ihn einfach liegen und sterben lassen wollte.«

Er schüttelte energisch den Kopf.

»Das konnte ich nicht zulassen. Das geht doch nicht! Er ist erst vierundzwanzig, und mit einer raschen Operation hat er alle Chancen der Welt.« Er musste hart schlucken. »Ich war absolut sicher, dass Sie ihn nicht abweisen würden. Aber ...« Er senkte seufzend den Kopf. »Da habe ich mich wohl getäuscht.«

»Himmel noch mal! Der Dackelblick, den Sie da gerade aufgesetzt haben, fällt unter unlautere emotionale Erpressung«, empörte sich Peter Kersten gutmütig schmunzelnd. Also, dann lassen Sie mich in Gottes Namen mal sehen, was wir hier haben.«

Peter nahm dem jungen Arzt das Einsatzprotokoll aus der Hand und überflog die Angaben darauf.

»Marko Gettinger, vierundzwanzig. Motorradunfall. Innere Blutungen wegen Milzruptur, Fehlstellung des Atlas, höchstwahrscheinlich nur ein Schleudertrauma und keine Fraktur. Schürfwunden an Armen und Beinen ...« Er hob den Kopf und schaute den jungen Kollegen fragend an. »Sagt wer?«

»Sage ich!«, erwiderte dieser mit fester Stimme.

»Wie wollen Sie das ohne Ultraschall oder CT so sicher feststellen?«

»Tastbefund und Instinkt.«

Peter verkniff sich ein Kopfschütteln. Der junge Kerl schien ihm ein bisschen zu selbstsicher zu sein. Innere abdominale Blutungen ließen sich durchaus ohne Röntgenuntersuchung feststellen. Der Bauch war dann steinhart und hoch aufgewölbt, der Blutdruck sank rapide ab, akuter Sauerstoffmangel, der durch den hohen Blutverlust entstand, färbte Lippen und Schleimhäute bläulich.

Doch woher wollte er so genau wissen, welches Organ oder Blutgefäß den Blutverlust verursachte?

»Facharzt für ...?«, fragte er.

»Für nichts. Noch nicht. Ich habe außer dem Praktikum noch nicht viel Erfahrung, denn ich finde keinen Ausbildungsplatz und helfe deshalb bei der Rettungsgesellschaft aus, um finanziell über die Runden zu kommen.«

»Falls sich Ihre Diagnose bewahrheiten sollte, was soll ich dann Ihrer Meinung nach tun? Ich bin wie gesagt alleine.«

»Ich bleibe hier und assistiere Ihnen«, erwiderte der junge Mann wie aus der Pistole geschossen. »Ich hätte sowieso schon seit einer Stunde Dienstschluss. Der Patient ist jetzt so halbwegs stabil. Wir könnten sofort anfangen.«

Er drehte sich entschlossen zu den beiden Sanitätern um.

»Schluss für heute, Jungs, ich bleibe hier. Fahrt den Wagen bitte auf den Parkplatz vor dem Krankenhaus, ich bringe ihn dann später in die Zentrale zurück.«

Er zuckte grinsend mit den Schultern, als Peter ihn fragend anblickte.

»Ich bin eigentlich als Fahrer angestellt. Den Rettungsarzt mache ich ehrenamtlich. Können wir jetzt, Herr Dr. Kersten? Er hat nicht mehr allzu viel Zeit.«

»Sie sind ganz schön aufdringlich«, sagte Peter. In Wahrheit war er beeindruckt, mit welcher Hartnäckigkeit der junge Kollege ein Menschenleben retten wollte. Wenn er auch noch mit seinen gewagten Diagnosen ins Schwarze getroffen haben sollte, dann ...

Aber nein, das war unmöglich. Innere Blutungen konnte man zwar tatsächlich ertasten, aber ob diese von der Milz, der Leber oder einer gerissenen Arterie kamen, das ließ sich nur mittels Ultraschall oder CT feststellen. Und ob der Atlas, der oberste Halswirbel, gebrochen war oder nur eine Fehlstellung aufwies, woher wollte er das denn ohne Röntgenuntersuchung mit solcher Sicherheit wissen?

Er gab Dr. Holger Kramer, dem Radiologen der Notaufnahme, der abwartend in der offenen Tür zum Schockraum stand, ein Zeichen, dass er mit der radiologischen Untersuchung loslegen könne. Dann rief er laut nach seinem Anästhesisten.

»Wir werden dich brauchen, Hannes«, teilte er dem Sechzigjährigen mit, als dieser aus dem Bereitschaftsraum kam. »Wir werden vermutlich operieren müssen. Und zwar wahrscheinlich sofort nach der Röntgenuntersuchung.«

»Ich bereite alles für eine schnelle Narkoseeinleitung vor«, erwiderte Dr. Hannes Fischer und verschwand in der Schleuse vor dem OP.

Normalerweise dauerte es stets nur wenige Sekunden, bis das gesamte Team der Notaufnahme in den Startlöchern stand, wenn ein Notfall angekündigt wurde. Heute jedoch nicht, denn erstens war der Notfall nicht angekündigt worden, und zweitens hatten sich alle darauf eingestellt, dass heute bis zum Schichtwechsel nichts Nennenswertes mehr passieren würde.

»Nora! Annette! Jens! Es gibt Arbeit!«, musste Peter erst laut rufen, ehe die beiden Pflegerinnen die Köpfe aus dem Schwesternzimmer steckten und Jens Jankovsky, der fast zwei Meter große junge Sanitäter, aus dem Klinikpark gelaufen kam, wo er nahe des offenen Fensters auf einer Bank in der Sonne gesessen und gelesen hatte.

»OP vorbereiten?«, fragte die Oberschwester.

Peter nickte. »Bitte, Nora. Innere Blutungen. Eine Milzruptur möglicherweise. Jens, du besorgst Universalspenderblut aus der ...«

»Er hat A positiv«, fiel ihm der junge Rettungsarzt ins Wort. »Ich habe noch am Unfallort einen Schnelltest gemacht.«

»Sie haben wohl an alles gedacht, wie? Kann ich mich auf die Richtigkeit dieser Angabe verlassen?«

»Tausendprozentig!«

»Dann also A positiv, Jens. Drei Einheiten fürs Erste. Danach bleibst du in Bereitschaft und kümmerst dich um die kleinen Wehwehchen der Patienten, die gelegentlich hereinschneien. Schwester Annette, Sie assistieren zuerst dem Kollegen Fischer bei der Narkoseeinleitung und dann Nora im OP.«

Er wandte sich dem jungen Kollegen zu.

»Und Sie ...« Er wurde unterbrochen, denn in diesem Augenblick kam der Radiologe aus dem Schockraum, in dem auch der mobile CT untergebracht war.

»Milzruptur und eine Fehlstellung des Atlas. Schleudertrauma. Sonst bis auf etliche weitgehend harmlose Abschürfungen nichts weiter.«

Peter warf dem jungen Kollegen einen Seitenblick zu und wartete auf ...

Doch es kam kein triumphierendes »Ich hab's Ihnen doch gleich gesagt!«. Er guckte nur beeindruckt.

»Das ging ja verdammt schnell! Habt ihr denn einen von diesen neuen superschnellen CTs?«

»Aber hallo!« Der Radiologe nickte und strahlte dabei voller Stolz wie der Besitzer eines neuen Sportflitzers. »Wenn Sie nachher noch Zeit haben, kommen Sie ruhig rein, dann können Sie ihn sich angucken und eine Probefahrt machen.«

Der junge Arzt lachte. »Danke, sehr gerne.«

»Ich kenne noch nicht einmal Ihren Namen«, stellte Peter fest, als er wenige Minuten später neben dem jungen Kollegen im Waschraum stand und sich die Hände für die bevorstehende Notoperation desinfizierte.

»Aris Falkenstein.«

»Peter Kersten.«

»Ich weiß«, erwiderte Aris. »Wer kennt Sie nicht?«

Peter lachte leise. »Alle Achtung übrigens«, sagte er dann.

»Wofür?«, fragte Aris erstaunt.

»Für Ihre Diagnosen. Alles völlig korrekt. Wie haben Sie das bloß angestellt?«

Aris grinste schief. »Wie gesagt: halb Tastbefund, halb Instinkt. Danke übrigens ebenfalls!«

»Wofür?«

»Dafür, dass Sie uns nicht wieder weggeschickt haben wie die anderen. Ich war schon ziemlich verzweifelt.«

»In welchen Kliniken haben Sie sich denn für eine Stelle als Assistenzarzt beworben?«

»In jeder zwischen hier und hinter dem Mond.«

»Bei uns auch?«

»Nee. Man weiß ja, dass hier nur die Besten der Besten unterkommen. Ich hab's gar nicht erst versucht, denn für die Sauerbruch-Klinik bin ich einfach nicht gut genug.«

»Gestatten Sie, dass ich herzlich lache?«, fragte der Notarzt. »Wenn Sie sich bei dem Eingriff wenigstens halb so gut wie beim Diagnostizieren und Erstversorgen anstellen, rede ich gleich am Montagmorgen mit unserem Chefarzt. Ich glaube, wir haben noch zwei oder drei Ausbildungsplätze frei. Prof. Weidner lässt sich mit der Auswahl immer sehr viel Zeit, um wirklich nur die Besten der Besten zu bekommen, aber ...«

»Wie ich sagte!«, fiel Aris Falkenstein ihm betrübt ins Wort. »Ich habe mein Studium nicht gerade mit summa cum laude abgeschlossen. Ganz im Gegenteil. Ich bin bei fast allen Prüfungen nur gerade so durchgekommen.«

»Igitt! Dann sind Sie also der reinste Versager«, spöttelte Peter. »Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass unser Chefarzt für eine solche Niete, wie Sie eine sind, gerne eine Ausnahme machen wird. Rufen Sie mich am Montagabend an.«

***

»Au, Sie einfältiger Trampel! Passen Sie doch gefälligst ein bisschen besser auf!«, kreischte die fünfzigjährige Isolde von Ingelsburg, als ihre Haarstylistin ihr versehentlich ein einzelnes Haar mitsamt der Wurzel ausriss.

»Es tut mir leid, das war keine Absicht«, rechtfertigte sich die etwa vierzigjährige Haarkünstlerin, die sich schon seit einer Weile wünschte, diesen Auftrag niemals angenommen zu haben.

»Mit oder ohne Absicht, als ob das einen Unterschied machen würde, wenn ich nachher mit einer Glatze dastehe! Man hat mir versichert, Sie seien eine der Besten Ihres Metiers. Meine Zweifel an der Richtigkeit dieser Behauptung werden von Sekunde zu Sekunde größer!«

»Das tut mir sehr leid, Frau von Ingelsburg.«

»Es tut mir leid, es tut mir leid«, äffte Isolde die Haarstylistin nach. »Fällt Ihnen nichts anderes ein? Sind Sie ein bisschen beschränkt?«

»Es tut mir sehr ...«

»Mutter!« Frederik, Isoldes dreißigjähriger Sohn, betrat das geräumige Ankleidezimmer mit angrenzendem Bad. Er schüttelte missbilligend den Kopf. »Man kann dich bis nach unten schreien hören.«

»Sie reißt mir die Haare aus!«

»Aber doch sicher nicht mit Absicht, Mutter. Wie heißt es? Wer schön sein will, muss leiden. Und du siehst jetzt schon hinreißend aus, wenn du mir diese Bemerkung gestattest.«

Der attraktive Unternehmer blinzelte der Friseurin, die schon ein bisschen entnervt wirkte, aufmunternd zu.

»Ach, tue ich das, mein Lieber?« Isolde von Ingelsburg kicherte neckisch. »Dabei bin ich doch noch nicht einmal geschminkt und angezogen.«

»Eben.« Frederik nickte ernst. »Wenn du erst fertig zurechtgemacht bist, wird man eine Sonnenbrille brauchen, um nicht von deiner Schönheit geblendet zu werden.«

Er zog eine kleine Schmuckschachtel aus der Hosentasche.

»Apropos geblendet. Sieh mal: Dafür braucht man auch eine Sonnenbrille.«

Er öffnete die Schachtel und hielt seiner Mutter den Verlobungsring mit dem ziemlich großen Brillanten hin, der seit rund vierhundert Jahren im Familienbesitz war und den sein Vater ihm für seine zukünftige Frau gegeben hatte.

»Ich habe ihn reinigen und ein paar kleine Fehler ausbessern lassen und ihn gerade vorhin vom Juwelier abgeholt. Sie nur, wie er jetzt wieder funkelt. Ach, jetzt natürlich nicht mehr so doll, denn du überstrahlst ihn so sehr, dass er ein bisschen verblasst, so wie der Mond verblasst, wenn die Sonne aufgeht.«

»Ach, du Schmeichler!« Isolde kicherte. »Kein Wunder, dass die Frauen dich umschwirren wie die Motten das Licht. Die kleine Madeleine von Witzelsbrück ist schon seit Jahren total verrückt nach dir. Graf Witzelsbrück hat bereits vor fünf Jahren angefragt, ob da nicht etwas zu machen sei.«

»Madeleine ist langweilig ... uninteressant ... dumm ... fett ... und hässlich.«

»Aber adlig und reich! Und bei einer Gattin kommt es nicht auf Bildung und Schönheit an, sondern ausschließlich darauf, dass sie ihrem Mann absolut ergeben ist und ihm einen gesunden Stammhalter schenkt.«

»Ach Mutter, das war vielleicht früher einmal so. Der moderne Mann von heute wünscht sich eine geistig ebenbürtige Partnerin, mit der er sich auch unterhalten kann.«

»Dafür gibt es Mätressen, mein Junge!«

»Das sagst ausgerechnet du, Mutter?« Frederik lachte laut auf. »Hast du nicht immer ganz schrecklich unter Vaters zahlreichen Eskapaden gelitten?«

»Unsinn!« Sie wischte diese Unterstellung mit einer energischen Handbewegung vom Frisiertisch und fegte dabei Lockenwickler, Kämme, Spängchen, Haarspray und Bürsten mit hinab. »Aufheben!«, befahl sie der Haarstylistin, ehe sie sich wieder ihrem Sohn zuwandte. »Ich habe nur so getan, weil man das von mir erwartet hat. Ein Mann möchte doch, dass seine Frau eifersüchtig ist, wenn er fremdgeht. Das beweist ihm, dass sie ihn liebt. Eifersüchtig war ich in Wahrheit jedoch kein einziges Mal.«

Sie lachte verächtlich auf.

»Dein Vater hat sich doch lediglich mit uninteressanten, leichten Mädchen vergnügt, von denen er genau wusste, dass sie ihm niemals bieten konnten, was ich ihm bieten kann. Bildung, Intelligenz, Niveau, Stil, Zuverlässigkeit, Eleganz, Weltgewandtheit und noch vieles mehr.«

»Natürlich!«, behauptete Frederik, obwohl Bildung und Intelligenz nun wirklich nicht zu den Vorzügen seiner Mutter gehörten.