Dr. Stefan Frank 2620 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2620 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Es ist morgendliche Visite an der Kardiologie der Waldner-Klinik. Schwester Susanna reicht dem Oberarzt die Patientenakte, als es passiert. Die Sauerstoffsättigung der Patientin fällt dramatisch ab. Das soeben angeschlossene EKG zeigt ein Vorhofflimmern.
"Wir brauchen einen Defibrillator! Schnell, lösen Sie das Notfallsystem aus, Schwester!"
Doch Susanna rührt sich nicht. Der Pager, mit dem sie den Alarm auslösen kann - sie sieht ihn einfach nicht! Sie kneift kurz die Augen zusammen, aber die Blitze bleiben, während gleichzeitig die gesamte Umgebung verschwimmt.
"Schwester Susanna! Verdammt, worauf warten Sie?", hört sie den Oberarzt rufen.
Nur noch schemenhaft nimmt sie seine Reanimationsversuche wahr. Sie selbst ist wie gelähmt ...


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Inhalt

Cover

Tage der Angst

Vorschau

Impressum

Tage der Angst

Wird Krankenschwester Susanna erblinden?

Es ist morgendliche Visite an der Kardiologie der Waldner-Klinik. Schwester Susanna reicht dem Oberarzt die Patientenakte, als es passiert. Die Sauerstoffsättigung der Patientin fällt dramatisch ab. Das soeben angeschlossene EKG zeigt ein Vorhofflimmern.

»Wir brauchen einen Defibrillator! Schnell, lösen Sie das Notfallsystem aus, Schwester!«

Doch Susanna rührt sich nicht. Der Pager, mit dem sie den Alarm auslösen kann – sie sieht ihn einfach nicht! Sie kneift kurz die Augen zusammen, aber die Blitze bleiben, während gleichzeitig die gesamte Umgebung verschwimmt.

»Schwester Susanna! Verdammt, worauf warten Sie?«, hört sie den Oberarzt rufen.

Nur noch schemenhaft nimmt sie seine Reanimationsversuche wahr. Sie selbst ist wie gelähmt ...

Zwei Minuten, dachte Susanna Burckhardt aufgeregt und legte den Schwangerschaftstest auf den Rand des Waschbeckens. Zwei lange Minuten, in denen sie hoffte, endlich schwanger zu sein!

Die junge Frau setzte sich auf den Badewannenrand und starrte auf die himmelblauen Wandkacheln, die sie mit ihrem Ehemann Ben gemeinsam ausgesucht hatte. Ihre Gedanken wanderten zu ihrer Freundin.

Diese hatte mit neunundzwanzig Jahren schon zwei Kinder. Und auch alle anderen Frauen aus ihrem Freundeskreis erwarteten ein Baby oder planten den nächsten Nachwuchs. Nur bei Susanna stellte sich der Kinderwunsch nicht ein.

Sie war Krankenschwester und kannte viele Patientinnen, die kinderlos blieben. Manche dieser Frauen hatten sich gut mit ihrer Unfruchtbarkeit arrangiert und führten ein erfülltes Leben. Doch Susanna konnte sich ein Dasein ohne Kinder nicht vorstellen.

Endlich war die Wartezeit vorüber. Mutig nahm sie den Test in die Hand. Wieder nicht schwanger, dachte sie. Es war so enttäuschend!

Niedergeschlagen verließ Susanna das Badezimmer und ging ins Schlafzimmer. Dort stellte sie sich vor einen großen ovalen Spiegel.

Ben hatte ihn auf einem Flohmarkt entdeckt und Susanna damit überrascht. Die junge Frau betrachtete sich. Sie war von zierlicher Statur. Gedankenverloren strich sie über ihr schulterlanges braunes Haar. War es Zeit, einen Arzt aufzusuchen? Vielleicht gab es organische Ursachen dafür, dass sie nicht schwanger wurde. Daran hatte sie überhaupt noch nicht gedacht!

Und Ben? Seit ein paar Tagen drängte Susanna ihren Mann dazu, sich einem Fruchtbarkeitstest zu unterziehen. Doch Ben war sich seiner Zeugungsfähigkeit sicher und fand Susannas Anliegen übertrieben. Daher vermied er das Thema möglichst.

Susanna öffnete ihren Kleiderschrank und wählte einige Kleidungsstücke aus. Es war noch sehr früh am Morgen.

Im Flur vernahm sie ein leises Geräusch. Es war ihr Mann Ben, der als Rettungssanitäter gerade von seiner Nachtschicht nach Hause kam.

»Hey Schatz, wohin gehst du so früh?«, fragte Ben Burckhardt seine Frau. »Ich dachte, du hast heute frei und wir frühstücken zusammen.«

»Ich werde zu Doktor Frank gehen«, antwortete Susanna Burckhardt und knöpfte ihren Mantel eilig zusammen. »Es wird sicher nicht lange dauern.«

»Bist du krank?«, wollte Ben besorgt wissen und zog seine Frau sanft an sich.

Immer wenn er eine anstrengende Schicht hinter sich hatte, freute er sich ganz besonders auf seine Frau. Er liebte sie von ganzem Herzen und konnte sich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen.

»Nein, Ben«, erwiderte Susanna. »Mach dir keine Sorgen.« Sie gab ihm einen Kuss und griff nach ihrer Handtasche. »Ich gehe zu Doktor Frank, weil ich unbedingt wissen will, warum ich nicht schwanger werde. Ich habe großes Vertrauen zu ihm. Dann kann ich mir wenigstens sicher sein, dass es nicht an mir liegt. Wenn du deine Zeugungsfähigkeit ebenfalls testen lassen würdest, hätten wir Klarheit.« Susanna blickte ihren Mann herausfordernd an.

Ben verdrehte die Augen. Er war es leid, seiner Frau länger zuzuhören. Gab es denn kein anderes Thema mehr?

»Weißt du was? Schieb ruhig alle Schuld auf mich, wenn du dich dadurch besser fühlst!«, konterte er lauter als gewollt.

Er ging ins Schlafzimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Es war ihm egal, ob die Nachbarn ihn hörten.

Doch so leicht ließ sich Susanna nicht abschütteln. Sie folgte ihrem Mann ins Schlafzimmer.

Ehe sie etwas sagen konnte, drehte sich Ben zu ihr um.

»Lass mich in Ruhe, Susanna. Ich meine es ernst! Warum lässt du den Dingen nicht einfach ihren Lauf?«

»Ich bin dreißig Jahre alt! Ich will nicht länger warten!« Susannas Augen füllten sich mit Tränen.

»Ich bin müde und will mich nicht mit dir streiten«, erklärte Ben sanft und nahm Susanna in den Arm. »Wir hatten heute Nacht einige sehr anstrengende Einsätze. Du wirst eines Tages dein Kind in den Armen halten, das verspreche ich dir.«

»Mein Kind?«, fragte Susanna wütend. »Ich dachte, es sei dann unser Kind.«

»Leg doch nicht jedes Wort auf die Goldwaage, Liebes. So habe ich es nicht gemeint. Natürlich ist es auch mein Kind.« Er küsste seiner Frau sanft auf den Mund. »Soll ich mit dem Frühstück auf dich warten?«

»Das ist nicht nötig, Ben«, antwortete die junge Frau und lächelte schwach. »Du hast eine lange Nachtschicht hinter dir. Ich habe frischen Kaffee gemacht und Brötchen für dich aufgebacken. Lass es dir schmecken. Bis nachher!«

Zärtlich strich sie Ben über seine kurzen dunklen Haare.

Nachdenklich blickte Ben seiner Frau nach, bis sie die Tür hinter sich schloss. Er verstand nicht, warum sie Dr. Stefan Frank aufsuchte. Seit ihrer Hochzeit vor einem Jahr wünschte sich Susanna sehnlichst ein Kind. Er wusste, dass es ihr größter Wunsch war, Beruf und Muttersein miteinander zu verbinden.

Ben machte sich keine Sorgen, denn er war sich sicher, dass er und seine Frau eines Tages ein Kind haben würden. Bei manchen Paaren dauerte es eben etwas länger mit der Familienplanung.

Doch Susanna schien ihre Kinderlosigkeit zu bedrücken. Und Ben hatte das Gefühl, dass seine Ehe unter diesem Druck litt.

***

»Es ist alles in Ordnung, Frau Burckhardt«, versicherte Dr. Stefan Frank nach der Untersuchung und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. »Es spricht nichts dagegen, dass Sie schwanger werden können. Machen Sie sich keine Sorgen.«

Susanna schlug das Herz bis zum Hals vor Aufregung.

»Ich kann also ein Baby bekommen? Sind Sie sich sicher?«, fragte sie.

»Absolut«, antwortete Dr. Frank und lächelte. »Sie müssen Geduld haben. Setzen Sie sich nicht unnötig unter Druck.«

»Ich kann es kaum erwarten, schwanger zu werden«, gestand Susanna ihrem Hausarzt. »Mein Mann Ben versteht das offensichtlich nicht.«

Stefan Frank beugte sich ein wenig vor.

»Wie meinen Sie das?«, fragte der Mediziner besorgt.

Der Grünwalder Arzt kannte viele junge Paare, die unter Kinderlosigkeit litten. Manchmal führte ein unerfüllter Kinderwunsch sogar zur Trennung.

Susanne seufzte. »Er sieht alles viel gelassener als ich. Aber ich könnte es nicht ertragen, niemals ein Kind zu bekommen. Wenn ich andere Frauen mit ihren Babys sehe, werde ich unglaublich traurig. Meine Freundinnen haben alle Kinder oder sind gerade schwanger. Ich habe manchmal das Gefühl, sie bemitleiden mich. Bei gemeinsamen Treffen vermeiden sie neuerdings sogar das Thema. Wahrscheinlich um mich nicht in Verlegenheit zu bringen. Ich fühle mich ohne Kind nicht vollständig. Sind Sie wirklich sicher, dass ich schwanger werden kann?«

»Sie sind gesund, Frau Burckhardt. Bei Ihnen wird sich eine Schwangerschaft noch einstellen. Haben Sie Vertrauen!«

»Und wenn es an Ben liegt?«

»Sie meinen, ihr Mann könnte zeugungsunfähig sein?«

»Ja, ich habe ihn gebeten, sich untersuchen zu lassen, doch er weigert sich. Wir haben deshalb auch schon heftig gestritten.«

Dr. Frank lehnte sich in seinem Bürosessel zurück und überlegte kurz. Er kannte Susannas Ehemann Ben von verschiedenen Rettungseinsätzen. Sollte er ihn auf das Thema ansprechen?

»Wenn Sie wollen, dann rede ich einmal mit ihm«, schlug Stefan Frank vor.

»Das wäre wunderbar«, erwiderte Susanna. »Auf Ihren Rat wird er bestimmt hören. Vielleicht versteht er mich dann endlich.«

»Haben Sie private Probleme?«, fragte Stefan seine Patientin. Ihm fiel auf, dass Susanna sehr blass aussah.

»Nein, es ist alles in Ordnung«, versicherte die Krankenschwester. »Auch wenn Ben und ich ein paar Meinungsverschiedenheiten haben, so verstehen wir uns doch ausgezeichnet. Und die Streitereien sind harmlos. Da bin ich mir vollkommen sicher. Ich bin nur etwas besorgt, weil ich nicht schwanger werde und das lasse ich manchmal an Ben aus. Aber ich liebe ihn von ganzen Herzen.«

Dr. Frank nickte. »Verbringen Sie genügend Zeit miteinander? Sie haben beide sehr anspruchsvolle Berufe.«

»Wir haben unsere Schichten ein wenig anpassen können. Anstrengend sind nur die Nachtschichten. Da sehen wir uns tagsüber nicht oft. Aber schließlich haben wir uns für unsere medizinischen Berufe entschieden! Was gibt es Schöneres, als das Leben anderer Menschen zu retten?«

»Sie haben die richtige Einstellung«, entgegnete Dr. Stefan Frank und lächelte erneut. »Achten Sie trotzdem darauf, dass Sie sich nicht im Berufsalltag überfordern, und suchen Sie regelmäßig gemeinsam nach einer Auszeit. Es klingt furchtbar banal, aber Bewegung an frischer Luft wirkt Wunder. Ein Ausgleich zum Klinikalltag ist wichtig.«

»Ben und ich fahren oft mit dem Auto in die Berge. Beim Wandern kann vor allem Ben gut abschalten. Na ja, manche seiner Rettungseinsätze enden auch mal tragisch, und in der Natur kann er seine Erlebnisse besser verarbeiten. Das behauptet er zumindest.«

»Ich kann ihn verstehen. Unser Beruf ist nicht immer einfach. In manchen Situationen kommt jede Hilfe zu spät. Ich habe mich auch nach langen Berufsjahren an diese Situationen nicht gewöhnt. Wie gefällt es Ihnen denn in der Waldner-Klinik?«

Dr. Frank besuchte regelmäßig seine Belegpatienten in der Klinik und war dort schon häufiger seiner Patientin und Krankenschwester Susanna Burckhardt begegnet.

»Ich fühle mich sehr wohl. Die anderen Krankenschwestern haben mich von Anfang an sehr unterstützt und mir den Einstieg erleichtert. Und mit den Ärzten verstehe ich mich ebenfalls gut. Ich habe in den letzten zwei Jahren viel dazu gelernt.«

»Die Waldner-Klinik hat einen exzellenten Ruf«, erwiderte Dr. Frank. »Es ist ein großes Privileg dort zu arbeiten. Sie haben Glück.«

Die Krankenschwester lächelte. »Ich habe vorher in der Universitätsklinik gearbeitet. Aber ich fand es dort furchtbar hektisch! Die Arbeit war sehr abwechslungsreich und interessant. Doch ich hatte oft das Gefühl, dass zu wenig Zeit für die Patienten blieb. Das hat mich sehr gestört. Deshalb habe ich mich in der Waldner-Klinik beworben und bin sehr froh, dass ich die Stelle in der Kardiologie bekommen habe.«

Dr. Stefan Frank nickte. »Ja, der Klinik-Alltag ist nicht einfach. Selbst als Hausarzt habe ich oft das Gefühl, zu wenig Zeit für meine Patienten zu haben. Ich höre von meinen Fachkollegen nur Gutes über Sie, Frau Burckhardt. Alle sind mit ihrer Arbeit sehr zufrieden. Und auch von meinen Patienten in der Klinik hat sich nie jemand beschwert. Im Gegenteil, wenn Sie nicht da sind, fragen sie sofort nach Ihnen.«

Susanna errötete vor Verlegenheit. Dachte Dr. Frank tatsächlich so wohlwollend von ihr? Mit einem Lob von ihm hatte sie nicht gerechnet. Susanna liebte den Umgang mit ihren Patienten und verbrachte so viel Zeit wie möglich mit ihnen. Sie hörte sich gerne deren Lebensgeschichten an. Auch wenn sie sich müde und überarbeitet fühlte, hatte sie immer ein offenes Ohr für ihre Patienten.

Susanna verabschiedete sich von Dr. Frank und griff nach ihrer Handtasche.

»Auf Wiedersehen, Doktor Frank.«

Stefan erhob sich von seinem Schreibtisch und begleitete die junge Frau zur Tür.

»Ich sehe Ihren Mann sicher bald in der Notaufnahme, Frau Burckhardt. Dann spreche ich mit ihm über mögliche Testverfahren in Bezug auf seine Zeugungsfähigkeit.«

»Ich danke Ihnen«, erwiderte Susanna und gab dem Arzt die Hand. »Ab morgen bin ich wieder in der Klinik. Dort können Sie mich erreichen, falls das notwendig ist.«

Erleichtert verließ sie die Praxis. Wie mochte Ben auf Dr. Franks Ratschläge reagieren? Hoffentlich ist er mir nicht böse, dachte Susanna. Aber sie wollte unbedingt Klarheit darüber haben, ob Ben zeugungsfähig war. Würde ihre Ehe das überstehen? Sie liebte Ben. Er war ihr bester Freund und Seelenverwandter. Susanna konnte sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen.

***

Die junge Frau lenkte ihren Wagen in Richtung Hauptstraße. Plötzlich sah sie merkwürdige schwarze Punkte vor ihren Augen. Sie schloss ihre Augenlider und öffnete sie schnell wieder. Doch die schwarzen Punkte blieben. Was hatte das zu bedeuten?

Vorsichtig lenkte Susanna ihr Auto in eine freie Parklücke und stellte den Motor ab. Sie blinzelte und rieb sich nervös die Augen. Die kleinen schwarzen Punkte tanzten weiterhin in ihrem Blickfeld. Susanna verspürte Panik.

Sie griff nach ihrer Handtasche und holte einen kleinen Spiegel hervor. Lagen vielleicht ein paar Staubkörnchen auf ihrer Pupille? Doch so intensiv sie ihre auch Augen untersuchte, sie konnte nichts entdecken.

Susanna lehnte ihren Kopf zurück und zählte ihre Atemzüge. Sie versuchte sich zu beruhigen, doch es gelang ihr nicht.

Die junge Krankenschwester beschloss, zu Dr. Frank zurück zu gehen. Die Praxis lag nur zwei Straßen entfernt. Zu Fuß würde Susanna trotz der Sehstörungen den Weg finden.

Gerade als Susanna ihr Auto verlassen wollte, hörten die seltsamen Sehstörungen auf. Kein einziger schwarzer Fleck behinderte ihr die Sicht. Die junge Krankenschwester atmete erleichtert auf. Das ist sicher nur eine Stressreaktion, beruhigte sie sich. Dr. Frank hat sicher recht, ich sollte meinen Kinderwunsch gelassener sehen. Schließlich bin ich gesund!

Doch während der Rückfahrt in ihre Wohnung dachte Susanna immer wieder an die schwarzen Punkte, die ihr die Sicht behindert hatten. Sie kannte sich mit Migräne aus und wusste, dass manche Migräneanfälle sich mit leichten Sehstörungen ankündigten.

Susanna kannte die pulsierenden Blitze in verschiedenen Farben, die bei einer Migräne mit Aura immer auftraten. Ihre Mutter litt darunter. Sie war deshalb aber nie beunruhigt und wartete den Anfall ab. Doch Susannas Sehstörungen sahen anders aus. Woher kamen die schwarzen Punkte bloß?

Als die junge Frau wenig später die Wohnungstür aufschloss, vernahm sie leise Schnarchgeräusche aus dem Schlafzimmer. Ben schlief tief und fest. Die Krankenschwester wollte ihren Mann nicht wecken und setzte sich in die Küche. Ben hatte ihr ein kleines Frühstück zusammengestellt und den Kaffee warmgehalten. Wie süß von ihm, dachte Susanna, nahm sich ein Brötchen und goss sich einen Becher Kaffee ein. Während ihrer Abwesenheit hatte ihr Mann die Küche aufgeräumt. Ben war wirklich der perfekte Ehemann, das stand fest!

***

»Frau Gruber hat schon zum dritten Mal geklingelt«, informierte die junge Krankenschwester Kathi Gröbe ihre Kollegin Susanna Burckhardt. »Sie will unbedingt ihr Frühstück. Was denkt sie? Das wir hier in einem Luxushotel sind?«

»Bitte sei nachsichtig mit Frau Gruber. Ich weiß, sie kann sehr anstrengend sein. Doch du solltest nicht vergessen, dass sie herzkrank ist. Glaub mir, Frau Gruber hat große Angst vor dem, was noch auf sie zukommt. Ich gehe gleich zu ihr«, erwiderte Susanna.

»Sie wird nicht begeistert sein, dass du noch vor dem Frühstück Blut abnimmst«, sagte Kathi und schob den Wagen mit den Frühstücktabletts für die Patienten weiter. »Ich bringe den anderen Patienten jetzt das Frühstück.«

»Achte darauf, dass einige Patienten keinen Kaffee trinken dürfen«, rief Susanna ihrer Kollegin nach.

Susanna begab sich in das Krankenzimmer von Frau Gruber. Es war notwendig der Patientin im nüchternen Zustand Blut abzunehmen. So erhielt sie ein klares Bild ihrer Blutwerte.

»Guten Morgen, Frau Gruber«, begrüßte Susanna ihre Patientin.

Frau Gruber klagte seit ein paar Tagen über Herzprobleme und lag zur Beobachtung auf der Station. Leider machte sie es den Krankenschwestern und Ärzten nicht leicht. Frau Gruber war zu fast jedem herrisch und unfreundlich. Doch bisher war es Susanna immer gelungen, ein gutes Verhältnis zu ihrer schwierigen Patientin aufzubauen.

»Was ist an diesem Morgen so besonders?«, fragte Frau Gruber gereizt und richtete sich in ihrem Bett auf. Ihr Gesicht war gerötet. Susanna sah deutlich, dass der Patientin das Atmen schwerfiel. »Bekomme ich endlich mein Frühstück? Ich will nicht länger warten.«