Dr. Stefan Frank 2622 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2622 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Im lang ersehnten Wanderurlaub will Zimmermann Adrian mit seiner Frau Nadine endlich mal ausspannen und die finanziellen Sorgen und Nöte vergessen. Doch ausgerechnet da passiert es: Adrian kann nach der Übernachtung auf einer Hütte nicht mehr aufstehen. Dr. Frank, der zufälligerweise auch dort geschlafen hat, eilt zu Hilfe. Der Grünwalder Arzt hat bereits einen bösen Verdacht. Der junge Mann muss sofort in eine Klinik, sonst drohen Folgeschäden.
In der Waldner-Klinik bestätigen weitere Tests Dr. Franks Vermutung: Bei Adrian wird das Arteria-Spinalis-Anterios-Syndrom festgestellt. Ein Rückenmarksinfarkt! Der Blutfluss zu seinem Rückenmark ist gestört, was zu Schmerzen und Lähmung führt. Als Ursache machen die Ärzte einen Tumor aus. Er kann operativ entfernt werden, aber die Lähmung bleibt. Es ist ungewiss, ob und wie weit sie sich zurückbilden wird. Adrian muss sich auf ein Leben im Rollstuhl einstellen.
Dem ersten Schreck folgen die Sorgen. Was soll nun werden? Sein Betrieb ruht, die unbezahlten Rechnungen stapeln sich, ihre Wohnung ist zu eng für einen Rollstuhl, sein Auto kann er nicht mehr bedienen ... Die Hürden scheinen endlos ...


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Inhalt

Cover

Familienvater – und plötzlich gelähmt

Vorschau

Impressum

Familienvater – und plötzlich gelähmt

Wie ein Schicksalsschlagden Alltag verändert

Im langersehnten Wanderurlaub will Zimmermann Adrian mit seiner Frau Nadine endlich mal ausspannen und die finanziellen Sorgen und Nöte vergessen. Doch ausgerechnet da passiert es: Adrian kann nach der Übernachtung auf einer Hütte nicht mehr aufstehen. Dr. Frank, der zufälligerweise auch dort geschlafen hat, eilt zu Hilfe. Der Grünwalder Arzt hat bereits einen bösen Verdacht. Der junge Mann muss sofort in eine Klinik, sonst drohen Folgeschäden.

In der Waldner-Klinik bestätigen weitere Tests Dr. Franks Vermutung: Das Arteria-Spinalis-Anterios-Syndrom wird bei Adrian festgestellt. Ein Rückenmarksinfarkt! Der Blutfluss zu seinem Rückenmark ist gestört, was zu Schmerzen und Lähmung führt. Als Ursache machen die Ärzte einen Tumor aus. Er kann operativ entfernt werden, aber die Lähmung bleibt. Es ist ungewiss, ob und wie weit sie sich zurückbilden wird. Adrian muss sich auf ein Leben im Rollstuhl einstellen.

Dem ersten Schreck folgen die Sorgen. Was soll nun werden? Sein Betrieb ruht, die unbezahlten Rechnungen stapeln sich, ihre Wohnung ist zu eng für einen Rollstuhl, sein Auto kann er nicht mehr bedienen ... Die Hürden scheinen endlos ...

»Das schaffen wir nicht mehr, Adrian!« Nadine Zellberger blieb stehen, stemmte die Daumen unter die Riemen ihres Rucksacks und hob den Blick zum Himmel.

Dunkle Wolkentürme ballten sich über ihnen zusammen. Der Horizont glühte in einem so unheilvollen verwaschenen Orange und Violett, dass ihr ein Schauer zwischen den Schulterblättern hinabrieselte.

Eine Gewitterfront näherte sich!

Ihr Mann und sie waren in den Zillertaler Bergen unterwegs. Von Mayrhofen aus waren sie durch das Stilluptal gewandert, entlang des kristallklaren Bergbachs, vorbei an der Grüne-Wand-Hütte und weiter bis zu einem Steig, der in die höheren Regionen führte. Ihr Ziel war die Kasseler Hütte. Dort wollten sie übernachten, ehe sie weiter zur Edelhütte wanderten.

Das war zumindest der Plan gewesen.

Nun schien der durchkreuzt zu werden, denn der Wind wuchs zu einem fauchenden Sturm an, der ihnen entgegenwehte und das Atmen schwermachte. In Windeseile trieb er eine Unwetterfront näher. Dabei hatte der Tag wunderbar begonnen: Es war sonnig und für den ausgehenden Sommer sogar zu warm. Nun jedoch zeigte ihnen das Wetter seine Zähne!

Nadine überschlug in Gedanken, wie viel Wegstrecke noch vor ihnen lag. Unterwegs hatten sie eine längere Pause eingelegt. Ihr Mann hatte eine Gruppe von Murmeltieren entdeckt, die er zeichnen wollte. Als Zimmermann war Adrian den Umgang mit Werkzeugen gewöhnt, aber seine heimliche Liebe gehörte den Aquarellfarben. Er ging nie ohne seine Malutensilien aus dem Haus.

Der Aufstieg zur Hütte erfolgte über einen Bergpfad. Der schlängelte sich durch steiniges Gelände, war gesäumt von Almrosen und bemoosten Steinen. Ringsum bot sich ein fabelhafter Ausblick auf hohe, verschneite Bergspitzen. Ab und zu erhaschte Nadine in der Ferne eine Bewegung. Steinböcke! Doch die scheuen Tiere verschwanden schnell. Ein Blinzeln genügte und sie waren fort.

Von Nordwesten näherte sich ein Regenband. Wie ein ferner Schleier noch, der allerdings rasch näherkam. Ebenso wie das dumpfe Grollen in der Ferne ...

»Das Gewitter wird uns einholen«, stieß Nadine hervor.

»Keine Angst, wir schaffen es noch zur Hütte, bevor es richtig losbricht.« Ihr Mann war wie immer die Ruhe selbst. Mit seiner bodenständigen Art und seinem feinen Sinn für Humor hatte Adrian ihr gleich gefallen, als sie einander vor zehn Jahren bei der Hochzeit eines gemeinsamen Freundes begegnet waren. Sie waren ins Gespräch gekommen und hatten alles um sich her vergessen. Seitdem waren sie unzertrennlich. »Eine halbe Stunde noch, dann sollten wir die Hütte erreichen.«

»So viel Zeit bleibt uns nicht mehr. Schau dir nur den Himmel an.« Eine kalte Böe streifte sie. Unwillkürlich zog Nadine den Kragen ihrer roten Wetterjacke höher. »Man soll auf keinen Fall unterwegs sein, wenn ein Gewitter losbricht.«

Mitten in ihre Worte hinein donnerte es. Und die nahen Bergspitzen – eben noch deutlich zu sehen – verschwanden hinter dem Wolkenband. Die Luft wurde merklich kühler.

Ihr Mann furchte die Stirn. »Legen wir einen Schritt zu.«

Sie stemmten ihre Wanderstöcke fester in den Boden und marschierten weiter bergauf.

Nadines Blick suchte den Berg vor ihnen ab. Sie hoffte, die ersehnte Hütte zu erspähen, aber noch gab es nichts als Wiesen und Steine zu sehen. Nicht einmal ein Murmeltier oder einen dieser winzigen munter zwitschernden Vögel, deren Namen Nadine nicht kannte und die sie den gesamten Aufstieg begleitet hatten, ließ sich noch sehen. Die Tiere schienen sich in ihre Unterschlüpfe zurückgezogen zu haben. Nadine hätte es ihnen gern gleichgetan. Wann kam denn bloß die Hütte in Sicht?

Derr Weg wurde steiniger. Ihr Mann lief schneller. Und Nadine schnaufte atemlos. So, nein, so war der Ausflug nicht geplant gewesen. Sie wollten sich ein entspanntes Wochenende machen. In den vergangenen Monaten waren sie kaum einmal zum Durchschnaufen gekommen, weil ihre Arbeit sie auf Trab gehalten hatte. Dieses Wochenende verbrachte ihre kleine Tochter mit Lotti, dem Familienpudel, bei ihren Großeltern. Eine mehrtägige Bergtour war noch nichts für den kleinen Wirbelwind – wohl aber für ihre Eltern. Nur nicht bei Gewitter! Nadine seufzte leise.

Ein Blitz äderte den Himmel über ihnen. Erschrocken starrte Nadine nach oben und zählte die Sekunden bis zum Donner mit ... Da blieb ihr Mann mit einem Mal so abrupt stehen, dass sie nicht rechtzeitig anhalten konnte und gegen ihn prallte.

»Wir sind fast da!« Er musste lauter sprechen, als ein gewaltiger Donnerschlag den Boden vibrieren ließ.

Nadines Herz machte einen schmerzhaften Satz, aber dann entdeckte sie, was ihr Mann schon bemerkt hatte: Vor ihnen auf der Anhöhe eine Fahne auf. Das Zeichen für die Hütte!

Wenig später sahen sie ihr Ziel vor sich: die rustikale Alpenhütte. Eine Terrasse führte um das Haus herum. Ein wenig abseits gab es einen Holzbackofen, einen Kräutergarten und einen steinernen Wasserbrunnen. Jemand hatte Steinmändln aufgeschichtet. Die Stahlseile einer Materialseilbahn führten von der Hütte weg ins Tal.

»Damit wären wir schneller hier oben gewesen«, meinte Nadine, während sie auf die Hütte zueilten.

»Womöglich auch schnell wieder unten. Sehr stabil scheint die Gondel nämlich net zu sein«, erwiderte ihr Mann bedächtig.

Über ihnen jagten die Blitze einander über den Himmel. Die ersten Regentropfen pledderten auf sie herein, wurden rasch mehr, und bevor Nadine und ihr Mann die Hütte erreichten, brach ein kräftiger Regenguss los und durchnässte sie innerhalb weniger Augenblicke. Adrian fasste seine Frau bei der Hand und ließ sie nicht los, während sie weitereilten – und schließlich aufatmend die Hütte erreichten.

Warmes Licht fiel aus den Fenstern und lud zur Einkehr ein.

Vor ihnen schwang die Tür auf, und in der Öffnung erschien eine junge Frau mit langen dunklen Haaren, die zu einem dicken Zopf geflochten waren.

»Grüß euch! Kommt nur rasch herein!« Sie winkte ihnen zu. Das freundliche Du auf ihren Lippen verriet, dass hier heroben auf eine förmliche Anrede verzichtet wurde. »Ich bin die Anna. Seid ihr die Zellbergers?«

»Das sind wir. Wir hatten uns angemeldet.« Adrian ließ Nadine vorangehen.

Aufatmend streifte sie ihre Kapuze ab, als sie im Trockenen standen.

Das Innere der Hütte war ganz aus Holz gearbeitet. Die Wände, der Dielenboden und auch die Decke. Bunte Flickerlteppiche und Fotografien von Bergwanderern vermittelten eine heimelige Atmosphäre. Mit dem sanften Licht schien die Hütte sie in eine warme Umarmung zu ziehen.

»Was habt ihr uns denn da für ein Wetter mitgebracht?« Die Hüttenwirtin lachte. »Kommt erst einmal mit in die Stube. Ich habe Tee für euch warmgehalten. Dazu gibt es Zimtteilchen.«

»Heißer Tee klingt wunderbar.« Nadine seufzte erleichtert.

Sie folgten Anna in die behagliche Gaststube. Hier verbreitete ein Holzofen angenehme Wärme. Ein Klavier stand an einer Wand. Während sie die Rucksäcke abbuckelten, brachte ihnen die Wirtin heißen Tee und einen Teller mit Gebäck.

Der Hefeteig der Zimtteilchen war luftig und noch warm. Zucker und Butter waren an den Seiten heruntergelaufen. Beim Biss hinein ließ der süße Geschmack Nadine selig aufseufzen.

»Die unsichere Wetterlage hat etliche Wanderer vom Aufstieg abgehalten«, erzählte Anna ihnen. »Ihr müsst euch das Lager nur mit einem weiteren Paar teilen. Eure Handys könnt ihr gern bei uns aufladen. Empfang haben wir hier heroben allerdings net. Für den Notfall gibt es nur ein Funktelefon.«

»Das stört uns nicht«, erwiderte Adrian nach einem langen Schluck Tee. »Wir freuen uns darauf, ein wenig Ruhe zu finden. Die vergangenen Monate waren ziemlich hektisch.«

»Ruhe haben wir hier genug.« Die Wirtin lachte wieder. »Wenn es nicht gerade donnert, als würde der Himmel einstürzen.«

»Wie soll das Wetter denn morgen werden? Wir wollten eigentlich weiter zur Edelhütte wandern.«

»Das packt ihr. Das Wetter sollte über Nacht abziehen.« Anna nickte ihr zu. »Falls ihr duschen möchtet, habe ich für warmes Wasser gesorgt. Das wird allerdings net lange reichen, also haltet euch besser ran. Habt ihr Handtücher mitgebracht?«

»Ja, wie es abgemacht war.«

»Gut. Es führt keine Straße zu uns, deshalb müssen wir den Müll selbst entsorgen. Wir schaffen ihn mit der Materialbahn ins Tal und fahren ihn zum Wertstoffhof. Das ist ein ziemlicher Aufwand, deshalb seid bitte so nett und nehmt euren Müll wieder mit ins Tal.« Die Hüttenwirtin wartete, bis sie den Tee getrunken hatten, dann zeigte sie ihnen ihr Quartier.

Die gemütlichen Schlafplätze waren frisch bezogen und luden mit weichen Decken und Kissen zum Einkuscheln ein. Während draußen der Regen gegen die Scheiben trommelte, war es hier drinnen behaglich warm.

Der große Raum verfügte über mehrere Bettplätze. An zwei Lagern standen Rucksäcke und Wanderschuhe. Die mussten den Gästen gehören, die vor ihnen eingetroffen waren. Ihre gedämpften Stimmen drangen aus einer der Stuben herüber.

»Ich freue mich darauf, aus den nassen Sachen zu kommen.« Fröstelnd stellte Nadine ihren Rucksack ab und machte sich daran, frische Kleidung aus dem wasserdichten Fach zu holen.

Ihr Mann sank derweil auf den Rand einer Liege und starrte auf sein Handy.

»Sag bloß, du hast doch Empfang?«

»Was?« Sein Kopf ruckte hoch – und eine Sorgenfalte kerbte seine Stirn. »Ach so, nein, kein Empfang. Jetzt nimmer.«

»Stimmt etwas net? Du wirkst so besorgt. Hast du eine Nachricht von Marie?« Unruhe stieg in Nadine auf.

»Nein. Marie geht es sicherlich gut. Mach dir keine Sorgen.«

»Aber du machst dir welche. Das sehe ich. Was ist denn los?«

»Es ist wegen unserer Tour morgen. Ich fürchte, daraus wird nix.«

»Aber die Wirtin sagte, das Gewitter würde abziehen.«

»Mag sein, aber ich muss zurück nach München.«

»Warum denn? Wir wollten doch erst übermorgen heimfahren.«

»Das war der Plan, aber daraus wird leider nichts. Ich habe die Möglichkeit, einen guten Auftrag zu übernehmen. Die kann ich net ausschlagen.«

»Also müssen wir unsere Tour wirklich abbrechen?« Nadine sah ihren Mann bestürzt an. »Das verlängerte Wochenende ist unsere erste Auszeit seit Langem. Und es ist nur noch ein Tag. Musst du wirklich vor der Zeit zurückfahren?«

»Muss ich«, erwiderte er düster.

»Aber ...« Nadine stockte und sah ihren Mann unsicher an. Als Marie gerade auf der Welt gewesen war, hatte er sich viel Zeit für seine Familie genommen. Seit einiger Zeit war er jedoch nur noch am Arbeiten. Sogar spätabends rückte er noch aus. Als Zimmermann musste er sich nach seinen Auftraggebern richten, das verstand sie, trotzdem spürte sie, dass er sich verändert hatte, verschlossener geworden war. Sie hatte gehofft, ihre Hüttentour würde sie einander wieder näherbringen.

Und nun wollte er abbrechen!

»Nun schau mich nicht so an«, murmelte er »Wir holen die Tour im kommenden Frühjahr nach.«

»Bis dahin ist es noch lange hin. Wie schade, ich hatte mich so auf die Zeit mit dir gefreut.«

»Wenn du meinen Bruder geheiratet hättest, wäre dir so manche Enttäuschung erspart geblieben.« Ein bitterer Unterton schlich sich in seine Stimme.

»Wie kommst du denn jetzt darauf?«

»Es ist die Wahrheit.«

»Ich habe mich aber nicht in den Kilian verliebt, sondern in dich.« Sie strich ihn über die sorgenzerfurchte Stirn. »Müssen wir wirklich zurück?«

»Ja. Ich bin froh über jeden Auftrag, der hereinkommt. Nadine, mir geht allmählich das Geld aus.«

»Aber wie kann das sein? Du arbeitest bis zum Umfallen.«

»Viele meiner Kunden bezahlen entweder viel zu spät oder gar nicht. Ich muss meinem Geld hinterherlaufen und das kostet mich nicht nur Nerven, sondern auch wertvolle Arbeitszeit.«

»Herrje, das wusste ich nicht. Warum hast du darüber denn noch nie ein Wort verloren?«

»Weil ich Probleme am liebsten mit mir selbst ausmache. So wild ist das auch nicht. Alles, was ich brauche, ist ein einziger lukrativer Auftrag, dann hat alle Not ein Ende.«

»Solche Aufträge fallen aber nicht einfach vom Himmel.« Nadine war so erschrocken über seine Enthüllung, dass die Gedanken in ihrem Kopf herumwirbelten wie aufgeschreckte Spatzen. »Ich könnte versuchen, meine Halbtagsstelle in der Bibliothek in eine Vollzeitstelle umzuwandeln.«

»Kommt nicht infrage. Du arbeitest jetzt schon so viel, außerdem kümmerst du dich um Marie und die Wohnung – das ist schon mehr als eine Vollzeitstelle.« Ihr Mann schüttelte den Kopf. »Ich schaffe es schon, ich darf nur nicht lockerlassen. Es tut mir leid, dass wir morgen schon zurückmüssen. Ich mache es wieder gut. Versprochen.« Damit zog er sie an sich, küsste sie und murmelte: »Herrje, du bist ja tropfnass. Die Wirtin meinte, wir sollen warmes Wasser sparen. Was hältst du davon, mit mir zusammen zu duschen?«

»Eine hervorragende Idee.« Sie blickte hoch und blinzelte ihm zu. »Geh du schon vor, ich komme gleich nach.«

»Einverstanden.« Er nahm sein Handtuchbündel aus dem Rucksack und stapfte zum angrenzenden Waschraum. Nadine suchte ihr eigenes Handtuch und folgte ihm.

Ihr Mann stand bereits unter dem Wasserstrahl und ließ es sich über den Rücken laufen. Nadine wollte sich zu ihm gesellen, aber als sie das Wasser traf, zuckte sie zurück.

»Himmel, ist das heiß! Wie hältst du das nur aus?«

»Heiß?« Verwirrt blickte er sie an.

»Deine Haut ist schon ganz rot! Ist dir das etwa gar nicht aufgefallen?« Sie deutete auf seinen Rücken.

Er blickte an sich hinunter. »Nein. Ich war wohl stärker ausgekühlt, als ich dachte.« Er regulierte die Wassertemperatur und rieb sich den Rücken. »Es zwackt auch ein bisschen. Vermutlich ist mir der Aufstieg nicht bekommen. Aber das ist nichts, das eine ruhige Nacht und eine Schmerztablette nicht hinbekommen würden.« Er streckte die Arme nach Nadine aus. »Soll ich dir den Rücken schrubben?«

Sie trat zu ihm und spürte, wie sich seine starken Arme um sie schlossen. Innig schmiegte sie sich an ihn und küsste ihn.

Für eine Weile gab es nichts als sie beide und ihre Liebe.

Noch ahnte keiner von ihnen, dass dieser glückliche Tag für eine lange, lange Zeit der letzte gewesen sein sollte ...

***

Dr. Stefan Frank wachte von einem Donnerschlag auf. Er blinzelte in die Dunkelheit, die so undurchdringlich schien, dass sie in den Augen schmerzte. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er sich darauf besann, dass er nicht daheim in seinem Bett lag, sondern auf einem Schlafplatz in der Kasseler Hütte.

Zusammen mit seiner Freundin war er am frühen Morgen aufgestiegen. Unterwegs hatte er angesichts der zunehmenden Quellwolken, die an einen Amboss erinnerten, nichts Gutes geahnt und zur Eile gedrängt. Das war auch gut so gewesen. Sie waren gerade noch trockenen Fußes angekommen und froh gewesen, nicht bei Blitz und Donner unterwegs zu sein.

Die Hüttenwirtin hatte sie mit Kaffee und einem wunderbaren Kaiserschmarrn bewirtet. Stundenlang hatten Alexandra und er miteinander am Fenster gesessen, sich bei der Hand gehalten und dem Spektakel zugeschaut, das die Blitze über der schroffen Zillertaler Bergwelt boten.