Dr. Stefan Frank 2749 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2749 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Dr. Ulrich Waldner ist frohen Mutes. Dank seines Freundes Dr. Stefan Frank, der sprichwörtlich die Nadel im Heuhaufen gefunden hat, hat die Chirurgie der Waldner Klinik eine hervorragende neue Assistenzärztin. Die junge Frau besitzt hervorragende Zeugnisse und Empfehlungsschreiben und verfügt neben überdurchschnittlich guten medizinischen Kenntnissen auch über ein fotografisches Gedächtnis. Doch die hübsche Assistenzärztin bringt einige Besonderheiten mit. Sie hat Probleme in der Kommunikation und im Umgang mit Menschen. Sie hat eine reduzierte Mimik, kann kaum Blickkontakt halten und wirkt oft abweisend und kühl. Ihre schonungslose Ehrlichkeit versetzt die Patienten in Angst, und ihre Unfähigkeit Ironie und Humor zu verstehen führt zu allerhand Schwierigkeiten ...

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Inhalt

Cover

Die neue Assistenzärztin

Vorschau

Impressum

Die neue Assistenzärztin

Warum sie nicht bei allen beliebt ist

Dr. Ulrich Waldner ist frohen Mutes. Dank seines Freundes Dr. Stefan Frank, der sprichwörtlich die Nadel im Heuhaufen gefunden hat, hat die Chirurgie der Waldner Klinik eine talentierte neue Assistenzärztin. Die junge Frau besitzt hervorragende Zeugnisse und Empfehlungsschreiben und verfügt neben überdurchschnittlich guten medizinischen Kenntnissen auch über ein fotografisches Gedächtnis. Doch die hübsche Assistenzärztin bringt einige Besonderheiten mit. Sie hat Probleme in der Kommunikation und im Umgang mit Menschen. Sie hat eine reduzierte Mimik, kann kaum Blickkontakt halten und wirkt oft abweisend und kühl. Ihre schonungslose Ehrlichkeit versetzt die Patienten in Angst, und ihre Unfähigkeit Ironie und Humor zu verstehen führt zu allerhand Schwierigkeiten ...

»Wie das duftet!« Dr. Stefan Frank breitete die Arme aus und atmete die frische Bergluft tief ein. »Und diese Stille!«

»Das ist genau das, was wir nach den anstrengenden Wochen brauchen«, bestätigte seine Freundin Alexandra, die sich, ergriffen von der winterlichen Schönheit, die sie hier oben umgab, mit leuchtenden Augen umsah.

Uli und Ruth Waldner waren schon vor ein paar Stunden angekommen. Sie erwarteten ihre Freunde vor der Tür der Berghütte. Der untere Teil des Hauses war aus dicken Feldsteinen gemauert. Das obere Stockwerk bestand aus Holz. Heimeliges Licht fiel aus den Fenstern und ließ den Schnee geheimnisvoll glitzern.

»Schade, dass wir so eine herrliche Umgebung nicht immer haben können.« Eis und Harsch knirschten unter Ruth Waldners Schuhen, als sie nach draußen eilte, um ihre Freunde mit einer Umarmung zu begrüßen. »Bestimmt würden auch unsere Patienten davon profitieren.«

»Eine Klinik mitten in den Bergen«, schwärmte Alexa.

Die hübsche Augenärztin mit den hellbraunen Locken und den dunklen Augen teilte ihr Leben erst seit ein paar Jahren mit dem Allgemeinarzt Dr. Frank. Nach Schicksalsschlägen und vielen Jahren der Einsamkeit war diese späte Liebe für beide das ganz große Glück. Um nichts von ihrer knapp bemessenen Freizeit zu verschwenden, waren sie auch schon zusammengezogen, so sicher und geborgen fühlten sie sich miteinander.

Der Klinikleiter Dr. Ulrich Waldner freute sich für seinen besten Freund Stefan Frank, und auch Ruth und Alexa waren schnell beste Freundinnen geworden. Kein Wunder, dass die vier Freunde häufig gemeinsam anzutreffen waren und auch Kurzurlaube wie den Hüttenaufenthalt in den Tiroler Bergen zusammen verbrachten.

»Kommt. Wenn wir alle mit anpacken, sind die Sachen gleich ausgeladen.« Auf Knopfdruck öffnete sich der Kofferraum. Zum Vorschein kamen zwei Reisetaschen und zwei große Körbe mit Proviant. Beim Anblick von Kuchenformen, Vorratsdosen und Flaschen lachte sogar Uli Waldner.

»Du liebe Zeit, wie lange wollen wir hierbleiben?«

»Frau Quandt befürchtete, dass wir eingeschneit werden«, berichtete Stefan lachend. »Deshalb hat sie vorsichtshalber ein paar Tage vor unserem Aufbruch mit den Vorbereitungen begonnen. Es gibt Gemüsequiche, Käsekuchen mit Streuseln, frisch gebackenes Brot, selbst gekochte Marmelade, verschiedenes Obst und Gemüse und einen ganzen Käse vom Markt. Und natürlich ein paar Flaschen von Herrn Quandts Punsch, auf Wunsch auch alkoholfrei«, präsentierte Stefan seine Schätze.

»Ein Glück, dass wir nur bis übermorgen bleiben«, seufzte Alexa. »Sonst würden wir am Ende noch ins Tal rollen.«

Unter fröhlichem Plaudern schafften sie den Kofferrauminhalt gemeinsam in die Hütte, die unten nur aus einem einzigen, großen Raum bestand. An der schmalen, fensterlosen Wand im rechten Teil führte eine schmale Treppe hinauf in den ersten Stock. Daneben stand ein großer Holzofen aus Emaille, in dem ein munteres Feuer prasselte. Links und rechts davon gab es einige einfache, in die Wand eingelassene Regale, in denen Geschirr gestapelt war. Unter dem Fenster lud eine Eckbank zu gemütlichen Runden ein. Im Herrgottswinkel wachte ein Jesus am Kreuz über die Besucher.

Ruth bemerkte Alexas bewundernden Blick.

»Morgen früh wirst du erst Augen machen. Wir sind noch im Hellen angekommen. Der Blick auf die Wiesen und Wälder ist atemberaubend.«

»Ich finde die Vorratskammer auch nicht schlecht.« Dumpf klang Stefan Franks Stimme aus der Kammer, die hinter einer Tür in der linken Ecke lag.

»Die ganze Hütte ist fantastisch«, seufzte Alexandra, die inzwischen das Schlafzimmer im Dachboden inspiziert hatte. »Ich werde jede Sekunde hier genießen.«

Von allen Seiten bekam sie Zustimmung. Nur Uli Waldner hielt sich zurück. Nicht nur Alexandra fiel auf, dass er schon die ganze Zeit verdächtig still war.

»Alles in Ordnung mit dir?«, erkundigte sich Stefan, als die Freunde bei einer zünftigen Brotzeit zusammensaßen.

»Alles gut«, winkte Uli ab. »Das war nur eine anstrengende Woche.«

Mit tadelnder Miene schüttelte Ruth den Kopf und nahm noch eine Scheibe Bauernbrot aus dem Korb.

»Das hier sind unsere Freunde«, erinnerte sie ihren Mann. »Kein Grund, aus deinem Herzen eine Mördergrube zu machen.«

»Darum geht es doch gar nicht. Ich will euch nur nicht die Stimmung verderben«, wehrte sich Uli und trank einen großen Schluck von seinem alkoholfreien Bier. »Schließlich sind wir hierhergekommen, um Spaß zu haben.«

»Das geht aber nur, wenn es dir gelingt, deine Sorgen beiseitezuschieben«, hielt Ruth dagegen. »Und das scheint dir im Augenblick offenbar nicht zu gelingen.«

»Ruth hat recht«, schlug sich Stefan Frank auf die Seite seiner Freundin. »Inzwischen solltest du alt genug sein, um zu wissen, dass ein Gespräch das Herz erleichtern kann.« Seine Augen leuchteten. »Vor allen Dingen ein Gespräch mit deinen allerbesten Freunden.«

Mit dieser Bemerkung erreichte er sein Ziel. Uli lachte, das Eis war gebrochen.

»Also gut. Aber nur, wenn ihr mir versprecht, nicht den Rest des Wochenendes darüber nachzudenken.«

»So spannend sind deine Probleme nun auch wieder nicht«, scherzte Stefan Frank.

»Das werden wir ja sehen«, gab Uli zurück und begann zu erzählen.

***

Wie immer, wenn es besonders schön war, verging die Zeit wie im Flug. Nach einer Schneeschuhwanderung, zwei Schneeballschlachten, einem Holzhack-Wettbewerb und ein paar geselligen Runden bei köstlichem Essen wurde es schon wieder Zeit für den Aufbruch.

»Wie schade, dass ihr zu diesem Kongress müsst und auf uns die Patienten warten«, seufzte Alexandra am Sonntagabend.

Die Taschen waren wieder gepackt und im Kofferraum verstaut, die Hütte geputzt und abgeschlossen. Die beiden Ehepaare standen vor den Autos zusammen und rieben sich die kalten Hände.

»Nach dem Kurzurlaub ist vor dem Kurzurlaub«, versuchte Ruth, sich und ihre Freunde zu trösten. »Das nächste Mal fahren wir in ein Wellness-Hotel und lassen uns nach Strich und Faden verwöhnen.«

»Das ist eine großartige Idee«, stimmte Alexa zu. »Ich suche gleich nach einem passenden Termin in meinem Kalender.«

»Und ich werde die Augen nach neuem Personal für dich offenhalten.« Stefan umarmte seinen Freund und klopfte ihm auf die Schulter.

Die beiden Männer kannten sich seit dem Studium und hatten sich auch dann nicht aus den Augen verloren, als sie verschiedene Wege eingeschlagen hatten. Besonders intensiv war die Freundschaft geworden, seit sich Dr. Waldner den Traum einer eigenen Klinik erfüllt und Stefan Frank Belegbetten dort angeboten hatte. Seither sahen sie sich fast täglich und besprachen nicht nur fachliche, sondern auch private Themen. So sehr Dr. Frank die Möglichkeit genoss, seine Patienten über das normale Maß hinaus zu begleiten, so wenig beneidete er seinen Freund um die Verantwortung und all die Probleme, die eine Privatklinik mit sich brachte.

»Ich weiß deine und Alexas Bemühungen wirklich zu schätzen«, versicherte Uli. »Aber wir haben schon alles versucht. Momentan ist es wirklich nicht leicht, fähige Mitarbeiter zu gewinnen. Ich kann es den beiden jungen Kollegen noch nicht einmal verdenken, dass sie die Angebote der Pharmaindustrie angenommen haben. Ein gutes Gehalt, bessere Arbeitszeiten ... das sind Gegner, mit denen wir nicht mithalten können.«

»Je mehr Klinikpersonal, desto besser die Arbeitszeiten«, dachte Stefan laut nach. »Leider übersehen das die jungen Leute.«

»Abgesehen davon würde ich niemals meinen Arbeitsplatz am OP-Tisch gegen einen Bürostuhl oder ein Mikroskop tauschen.« Ruth Waldner schüttelte den Kopf. »Der Kontakt zu den Patienten, die Arbeit mit Menschen war ein wesentlicher Grund für mich, Ärztin zu werden.«

»Dann muss ich wenigstens nicht fürchten, dass du mich für ein Pharmaunternehmen verlässt«, scherzte Uli Waldner, legte den Arm um seine Frau und zog sie an sich.

»Keine Sorge! Du wirst mich nicht mehr los.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. »Apropos los. Wir sollten langsam losfahren, wenn wir noch vor Mitternacht im Hotel ankommen wollen.«

Die Freunde verabschiedeten sich voneinander und machten sich auf den Weg. Zunächst galt es, die schmale, kurvige Straße ins Tal zu überwinden. Von dort war der Weg zur Autobahn nicht mehr weit. Das Ehepaar Waldner verabschiedete sich mit der Lichthupe und bog nach rechts ab. Stefan setzte den linken Blinker und reihte sich auf die Spur Richtung München ein.

Das Radio spielte die aktuellen Hits, aus der Heizung kam angenehm warme Luft. Alexa und Stefan hingen ihren Gedanken nach. Jeder für sich ließ das schöne Wochenende noch einmal Revue passieren.

Ruths Vorschlag hatte sich als hilfreich erwiesen. Nachdem Uli seinen Kummer losgeworden war und seine Freunde ihre Hilfe angeboten hatten, hatte die Welt schon nicht mehr ganz so grau ausgesehen.

Leider war Alexas Optimismus nicht von Dauer. Je länger sie auf der Heimfahrt über sein Problem nachdachte, umso skeptischer wurde sie.

»Ehrlich gesagt möchte ich nicht mit Uli tauschen«, brach sie schließlich das Schweigen. »Dieser ständige Kampf um genügend Personal ist ja nur eines von vielen Problemen, die seine Privatklinik mit sich bringt.«

»Ehrlich gesagt habe ich auch keine Ahnung, wo ich nach neuen Kollegen für die Waldner-Klinik suchen sollte«, gestand Stefan.

»Ich erinnere mich daran, wie Hannah und ich letztes Jahr nach einer Sprechstundenhilfe gesucht haben. Das war schier ein Ding der Unmöglichkeit. Dabei bezahlen wir überdurchschnittlich gut.«

»Was für ein unverschämtes Glück, dass ich Marie-Luise Flanitzer und Schwester Martha habe«, erwiderte Stefan, ohne den Blick von der Straße zu wenden. Hier unten regnete es und die Scheinwerfer der entgegenkommenden Autos spiegelten sich auf dem nassen Asphalt. »Zumindest in dieser Hinsicht muss ich mir keine Sorgen machen.«

Alexa schickte ihrem Liebsten einen funkelnden Seitenblick.

»In anderer Hinsicht aber durchaus.«

Stefan zog eine Augenbraue hoch. »Wie meinst du das?«

»Wenn ich nicht bald etwas zu essen bekomme, rollt eine wahre Lawine an Problemen auf dich zu.«

Er legte die Hand auf ihren Oberschenkel und lachte.

»Wenn's weiter nichts ist ... Was hältst du davon, wenn wir den Abend bei einem schönen Glas Wein im ›Da Vinci‹ ausklingen lassen.«

»Wenn wir auch noch Pizza dazu bestellen, bin ich einverstanden«, erwiderte Alexandra und bejubelte den Wegweiser Richtung München. »Nur noch zehn Minuten, dann sind wir in der Stadt.«

Nach wenigen Kilometern verließen sie die Autobahn, Bremslichter leuchteten auf. Der Verkehr stockte und gleich darauf ging gar nichts mehr.

***

Es war ein normaler Abend am Notarzt-Stützpunkt der Waldner-Klinik. Die junge Rettungsärztin Anja Kalusa und ihr Assistent Bekir hatten zwei Alarme gehabt, einmal einen akute Bauchschmerzen und einen Treppensturz. Seitdem herrschte Ruhe.

»Willst du auch einen Snack?« Dr. Kalusa erhob sich, um aus dem Automaten am Eingang einen Schokoriegel zu ziehen. Die Nacht war noch lang, ein bisschen Zucker konnte nicht schaden.

»Nein, danke. Ich bin auf Diät«, seufzte Bekir und betrachtete den Bauch, der sich deutlich unter dem Pulli wölbte.

Anja machte sich auf den Weg, da hörte sie ein schrilles Klingeln aus ihrer Hosentasche. Der Funkmeldeempfänger informierte über einen Notfall. Im Laufschritt eilte sie zurück zum Aufenthaltsraum, wo Bekir schon seine Jacke angezogen hatte. Sie eilten zu ihrem Einsatzfahrzeug und fuhren vom Klinikgelände.

Die Leitstelle hatte inzwischen die Einsatzdaten auf das Navigationsgerät übertragen. Ein Verkehrsunfall war ihr nächster Einsatz. Die Unfallstelle kam bald darauf in Sicht, und der Verkehr stand still. Auch der Grund dafür war bald zu sehen. Ein Auto war gegen einen Brückenpfeiler geprallt. Während ihr Assistent den Wagen abstellte und sich abschnallte, griff Dr. Kalusa in Windeseile Einweghandschuhe aus der Schachtel auf dem Armaturenbrett und packte den Defibrillator. Bekir warf den Notfallrucksack mit der Aufschrift »Trauma« über die Schulter. Gemeinsam liefen sie los.

Der Unfall war erst vor wenigen Minuten passiert. Die Polizei war schon vor Ort und forderte die Verkehrsteilnehmer vergeblich auf, in ihre Autos zurückzukehren. Die beiden Ersthelfer bahnten sich einen Weg zu den Verletzten.

»Oh, mein Gott.« Beim Anblick des etwa siebenjährigen Mädchens stöhnte Anja Kalusa auf.

Das Kind lag auf dem Boden. Ein Metallteil ragte aus seinem Hals. Ein Polizist kümmerte sich um die unter Schock stehende Mutter.

»Wie konnte das passieren? Warum war das Kind nicht angeschnallt?«, herrschte Anja einen der Beamten an.

»Sie und ihre Mutter haben nichts mit dem Unfall zu tun. Die beiden kamen zufällig vorbei, als die Kleine von dem herumfliegenden Metallteil getroffen wurde«, erklärte er noch, als Unruhe in der Menschenmenge entstand.

Eine junge Frau stolperte in den Kreis.

»Lassen Sie mich durch. Ich kann überhaupt nichts sehen.« Rücksichtslos und ungeachtet der verständnislosen Kommentare verschaffte sie sich einen guten Platz.

Ihre Unverfrorenheit nutzten Stefan Frank und seine Freundin, um ebenfalls an den Ort des Geschehens zu gelangen und ihre Hilfe anzubieten.

»Wir sind Ärzte«, sagten sie nach links und rechts und blieben schließlich neben der jungen, blonden Frau stehen.

Unter den Blicken der Schaulustigen hatte Dr. Kalusa mit der Behandlung begonnen.

»Ihre Halsvene wurde verletzt«, sagte sie zu ihrem Helfer. »Ich muss die Blutung stoppen.«

Bekir reichte ihr eine Tamponade, die sie auf die Wunde drückte.

»Sie bringen sie um.« Die Stimme der jungen Frau am Rande des Geschehens war klar und sachlich.

Anja Kalusa blickte auf. Sie wirkte verstört. »Wie bitte?«

»Sie drücken an der falschen Stelle. Wenn Sie so weitermachen, ist das Mädchen gleich tot.«

»Na hören Sie mal«, brauste Bekir auf. »Meine Kollegin weiß genau, was sie zu tun hat.«

Stefan und Alexandra schickten sich vielsagende Blicke, mischten sich aber nicht ein.

»Wenn das Mädchen eine erwachsene Frau wäre, läge die Jugularvene dort, wo Ihre Kollegin drückt«, fuhr die junge Frau unbeeindruckt fort. »Aber das ist sie nicht. Also liegen Sie falsch. Sie drücken auf ihre Luftröhre, deshalb kann sie im Moment nicht atmen.«

Irritiert blickte Anja auf den Brustkorb ihrer kleinen Patientin. Er hob und senkte sich nicht.

»Sie müssen weiter oben drücken. Ich zeige es Ihnen.« Ohne eine Antwort abzuwarten, kniete die junge Frau nieder und korrigierte die Handhaltung der Notärztin.

Und tatsächlich! Das Mädchen auf dem Boden holte Luft. Die Helferin betrachtete das Kind eingehend. Dann nickte und lächelte sie.

»Neben der Blutung sollten Sie auf ein expandierendes Hämatom achten, das zu einer Kompromittierung der Atemwege und damit zu einer erneuten Luftnot führen kann. Daher rate ich zu einer sofortigen Intubation. Nach einer blutungsstillenden Erstmaßnahme ist eine umgehende chirurgische Versorgung in der Klinik angesagt.«