Ein dunkles Geheimnis - Ernst-Günther Tietze - E-Book

Ein dunkles Geheimnis E-Book

Ernst-Günther Tietze

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2018
Beschreibung

Ein dunkles Geheimnis umschattet Gregor Sommers Tod: Ist er nur verunglückt oder wurde er ermordet und warum und von wem? Hat die geheime Forschungsaufgabe, mit der er an einem nicht mal seiner Familie bekannten Ort beschäftigt war, gewisse Kreise gestört? Oder hat sein Verhältnis mit einer jungen Kurdin deren Vater empört, der andere Absichten mit ihr hatte? Führten vielleicht der von Gregor aufgedeckte Datenverrat und die daraus entstandene Rachedrohung des Verräters zu seinem Tod? Oder war es doch eher der frühere Liebhaber seiner Frau, der die Zurückweisung durch sie nie verwinden konnte? Alle diese Möglichkeiten muss die Hamburger Mordkommission prüfen, als der Tote an der Treppe des Hauses gefunden wird, in dem er offiziell gar nicht wohnt, wobei der Pathologe auf einem Unfalltod besteht. Dabei hat Gregor seinen Mörder am Tag vor seinem Tod gesehen und die Beobachtung in seinem geheimen Tagebuch vermerkt, das allerdings erst eine Weile nach dem Mord entdeckt wird. In einer spannenden Analyse der verschiedenen Verdachtsmomente bei allen Personen im Umkreis des Ermordeten gelingt es den Beamten schließlich, den Mörder in einem Bereich zu finden, den sie lange Zeit nicht auf ihrem Radar hatten. Im Zusammenhang mit den intensiven Untersuchungen werden in diesem Bereich weitere Straftaten aufgedeckt.

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Ernst-Günther Tietze

Ein dunkles Geheimnis

Kriminalroman

Das Titelbild hat der Autor 2007 in Thailand aufgenommen.

© Copyright 2017 Ernst-Günther Tietze, Hamburg

Published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

ISBN 978-3-7450-7817-6

Personenverzeichnis

Gregor SommerIngenieur

Jessica Sommerseine Frau

Meike Sommerbeider Tochter

Jan HeinemannGregors Freund

Astrid ReimannGregors Jugendfreundin

Nikolaj MarjanovićJessicas Exfreund

Nazemîn SchawaisGregors Geliebte

Dogan Milas Schawaisihr Vater

Pinar Schawaisihre Mutter

Lea Marcks

Prolog

Ein dunkles Geheimnis umschattet Gregor Sommers Tod: Ist er nur verunglückt oder wurde er ermordet und warum und von wem? Hat die geheime Forschungsaufgabe, mit der er an einem nicht mal seiner Familie bekannten Ort beschäftigt war, gewisse Kreise gestört? Oder hat sein Verhältnis mit einer jungen Kurdin deren Vater empört, der andere Absichten mit ihr hatte? Führten vielleicht der von Gregor aufgedeckte Datenverrat und die daraus entstandene Rachedrohung des Verräters zu seinem Tod? Oder war es doch eher der frühere Liebhaber seiner Frau, der die Zurückweisung durch sie nie verwinden konnte?

Alle diese Möglichkeiten muss die Hamburger Mordkommission prüfen, als der Tote an der Treppe des Hauses gefunden wird, in dem er offiziell gar nicht wohnt, wobei der Pathologe auf einem Unfalltod besteht. Dabei hat Gregor seinen Mörder am Tag vor seinem Tod gesehen und die Beobachtung in seinem geheimen Tagebuch vermerkt, das allerdings erst eine Weile nach dem Mord entdeckt wird.

In einer spannenden Analyse der verschiedenen Verdachtsmomente bei allen Personen im Umkreis des Ermordeten gelingt es den Beamten schließlich, den Mörder in einem Bereich zu finden, den sie lange Zeit nicht auf ihrem Radar hatten. Im Zusammenhang mit den intensiven Untersuchungen werden in diesem Bereich weitere Straftaten aufgedeckt.

Gregor

„Schau mal, da liegt ja jemand auf der Erde!“, rief Sandra und lief zu dem Mann, der neben der zweistufigen Treppe am Hauseingang lag. Als sie sich zu dem Liegenden niederbeugte, sah sie Blut an seinem Kopf und einen seltsam abgewinkelten Arm. Ihr Freund Marco war ihr gefolgt und wählte schon auf seinem Smartphone die Feuerwehr 112.

„Rentzelstraße 51 ein Schwerverletzter“, rief er in den Apparat und gab auf die Nachfrage seinen Namen an. Dann kniete er sich neben den Verletzten und fühlte am Hals den Puls. „Der Mann ist tot“, sagte er langsam, „dem kann kein Arzt mehr helfen.“ Er schaute auf seine Uhr und rief: „Wir müssen los, sonst kommen wir zu spät zur Versammlung!“ „Das geht doch nicht“, antwortete Sandra, „wir müssen wenigstens den Unfallwagen abwarten.“

Nach fünf Minuten war der Unfallwagen mit dem Notarzt da, der ebenfalls nur den Tod feststellen konnte. Kurz danach traf ein Streifenwagen der Polizei ein. Der Notarzt informierte die Beamten über den Tod des Mannes und seine Vermutung, dass er durch keinen normalen Unfall gestorben, sondern ermordet worden sei. Die Wunde an seinem Kopf deute klar auf einen tödlichen Schlag hin, und wahrscheinlich sei er danach die Treppe hinunter gefallen oder gestoßen worden. Die Beamten informierten die Kripo, nahmen die Personalien von Sandra und Marco auf und baten die beiden, bis zum Eintreffen der Mordkommission zu bleiben. Dann sahen sie den Toten genauer an. Er war geschmackvoll leger gekleidet, etwa Mitte 30, groß gewachsen mit einer dunkelblonden Stoppelfrisur und einem Dreitagebart, ein leichter Bauchansatz zeigte, dass er gerne aß.

Der Unfallwagen wurde zu einem anderen Einsatz gerufen und fuhr ab, und um die Zeit bis zum Eintreffen der Kripo zu nutzen, fragten die Polizisten die beiden, wie sie den Verunglückten gefunden hätten. „Wir waren auf dem Weg von unserer WG in der Glashüttenstraße zur Uni, wo wir beide studieren“, nahm der junge Mann das Wort, „der Weg ist so kurz, dass wir immer laufen. Da hat meine Freundin den Mann liegen gesehen, mir wäre er gar nicht aufgefallen. Ich habe sofort die Feuerwehr angerufen und dann gemerkt, dass er nicht mehr am Leben ist. Dasselbe hat der Notarzt ja auch festgestellt.“ Was sie denn studieren, wollte der Streifenführer wissen, worauf Sandra antwortete, sie studiere Kunstgeschichte und Marco Mathematik. Heute am Samstag hätten sie keine Vorlesungen, sondern wollten zu einem Studententreffen. „Und Sie wohnen in einer WG?“, fragte der Beamte. „Ja, wir haben gemeinsam ein großes Zimmer und in den beiden kleineren wohnen zwei andere Studenten. Küche und Bad nutzen wir alle gemeinsam.“

In diesem Moment trafen Oberkommissarin Svenja Helmer und der junge Kommissar Ulrich Markowski von der Mordkommission ein. Die Oberkommissarin war eine schlanke Frau von 33 Jahren mit einem hellen Lockenkopf, der dunkelblonde Kommissar hatte gerade sein Studium abgeschlossen und war seit zwei Monaten im aktiven Dienst. Etwas später traf ein Rechtsmediziner ein, der den Toten flüchtig untersuchte und entschied, seine Verletzungen rührten von dem Treppensturz her, eine Obduktion im Institut sei nicht nötig. Der Tod sei um Mitternacht plus minus eine Stunde eingetreten. Der Polizeimeister wies ihn darauf hin, dass der Notarzt ein Verbrechen vermutet habe, doch verächtlich bügelte der Mediziner ihn mit der Bemerkung ab, er sei der Facharzt für die Verbrechensaufklärung. „Ich werde auf jeden Fall die Aussage des Notarztes im Protokoll vermerken“, antwortete der Streifenführer verärgert und die Oberkommissarin wies den Pathologen an, auf jeden Fall den Toten in der Rechtsmedizin zu untersuchen. Der fuhr wütend ab.

Nachdem die Kommissare den Toten fotografiert hatten, untersuchten sie seine Taschen und fanden in der rechten Backentasche der Hose eine Brieftasche mit Personalausweis und Führerschein auf den Namen Gregor Sommer, geboren 17.7.1982, wohnhaft in Berlin-Zehlendorf und die Zulassung für einen BMW. Außerdem enthielt die Brieftasche einen Zettel mit einer Berliner Notfalltelefonnummer und 1.055 Euro, sowie eine Kreditkarte und zwei Scheckkarten von Berliner und Hamburger Geldinstituten. Offensichtlich war der Mann nicht beraubt worden. In der anderen Backentasche fanden sie ein Bund mit drei Sicherheitsschlüsseln. In einer Seitentasche der Hose steckte eine Geldbörse mit etwas Kleingeld und in den Taschen der Windjacke ein Kalender mit Adressbuch, ein elektronischer Autoschlüssel von BMW und ein eingeschaltetes Smartphone. Alle diese Dinge nahmen sie an sich, bevor der Leichentransporter den Toten auf Frau Helmers Anweisung in die Gerichtsmedizin brachte.

Die Kommissare ließen sich von den beiden Studenten noch einmal genau schildern, wie sie den Verunfallten gefunden hatten und notierten ihre Daten. Marco wies auf die Aussage des Notarztes hin, dass der Mann wahrscheinlich Opfer eines Verbrechens geworden sei und sie notierten die Aussage. Dann durften die jungen Leute zur Uni gehen. „Als Erstes sollten wir rauskriegen, was der Mann in diesem Haus wollte“, meinte der Kommissar zu seiner Kollegin. „Er wohnt hier“, sagte sie lachend nach einem Blick auf die Namensschilder bei den Klingelknöpfen an der Haustür. „Aber gemeldet ist er doch in Berlin“, wunderte sich Markowski, worauf sie immer noch lachend erwiderte: „Hast du schon mal was von einem Liebesnest gehört? Lass‘ uns den Schlüssel nehmen und die Wohnung ansehen.“ „Nein, vorher schauen wir noch in die Tiefgarage, ob wir den BMW finden“, schlug der Kollege vor. Sie fanden den Wagen, aber nichts Auffälliges darin. „Wir sollten ihn der Spusi überlassen“, schlug er vor.

Vorsichtig schlossen sie die Tür in der zweiten Etage auf und betraten mit gezogenen Pistolen die Wohnung, es war eine gut eingerichtete Dreizimmerwohnung mit Küche und Bad, in der sich kein Mensch befand. Das größere Zimmer war der Wohnraum mit Esstisch, gemütlicher Couchecke, einem schwach gefüllten Bücherregal und einem großen Fernseher. Das Schlafzimmer enthielt zwei breite Betten mit Nachttischen, einen Kleiderschrank mit wenig Herren- und Damenbekleidung und eine gut bestückte Frisierkommode. Der kleinste Raum war das Arbeitszimmer mit einem Schreibtisch, darauf ein Laptop und ein kleiner Drucker. Auf einem Schränkchen stand das große Bild einer Frau mit langen dunklen Haaren, das die Kommissarin fotografierte, daneben lagen Akten von Siemens. In der ganzen Wohnung fand sich kein Festnetztelefon. „Anscheinend hatte der Mann mit Siemens zu tun“, meinte die Oberkommissarin, „da müssen wir am Montag gleich mal nachhaken.“

„Ich möchte wissen, ob die Frau auf dem Bild seine Angetraute in Berlin oder seine hiesige Geliebte ist“, dachte die Oberkommissarin laut nach, „ich rufe mal die Berliner Notfallnummer an, das könnte seine Frau sein.“ Sie wählte die Nummer, aber niemand meldete sich, nicht mal ein Anrufbeantworter. „Lass‘ mal, das können wir aus dem Büro weiter verfolgen“, tröstete der Kollege sie, „aber schau‘ doch mal in sein Smartphone.“ In der Gesprächsliste fanden sie viele Gespräche mit einer Nummer, die im Adressbuch unter dem Namen Nazemîn vermerkt war, dafür gab es auch eine Münchener Festnetznummer. „Das dürfte die Geliebte sein“, lachte Frau Helmer, „mich wundert nur, dass sie so weit weg in München lebt.“ „Du hast ja eine Menge heraus gefunden“, lobte der Kommissar seine Kollegin, „ich glaube, hier sollte sich die Spusi noch umsehen, den Rest können wir im Büro erledigen. Von da versuchen wir auch, die Geliebte zu erreichen.“

Sie nahmen Laptop und Handy mit, versiegelten die Wohnung und als sie gingen, wurde die Tür der Nebenwohnung zugezogen. Geistesgegenwärtig stellte Markowski seinen Fuß in die Tür, worauf eine ältere Frau schimpfend heraus kam. Der Kommissar beruhigte sie durch Vorzeigen seines Ausweises und fragte, ob sie die Bewohner der Wohnung kenne. „Ja, das ist ein Mann, der aber manchmal lange nicht da ist“, antwortete sie zögernd. Sie bestätigte seine Identität, als die Oberkommissarin ihr sein Bild zeigte und erkannte auch die Frau, deren Bild Frau Helmer fotografiert hatte, als seine häufige, auch nächtliche Mitbewohnerin. Sonst wusste sie nichts über ihren Nachbarn, auch nicht, wo er beschäftigt war.

Im Kommissariat fragte Markowski, ob sie die Chefin dazu holen müssten, doch die Kollegin meinte, sie würde sie zwar informieren, aber klar sagen, dass sie alleine mit dem Fall klar kämen. Hauptkommissarin Lea Marcks dankte für die Information und freute sich, ihr freies Wochenende nicht unterbrechen zu müssen. Da sie im nächsten Jahr in Pension gehen wollte, ließ sie die Arbeit etwas ruhiger angehen, bat aber, bei irgendwelchen Problemen sofort informiert zu werden. Die beiden schickten die Spurensicherung in Herrn Sommers Wohnung und zu seinem Auto, sie hofften, dass die dort noch etwas Wichtiges finden würden. Dann beantragten sie bei der Mobilfunkgesellschaft ein Bewegungsprofil vom Handy des Toten

Im Münchener Telefonverzeichnis fanden sie über die Festnetznummer den vollen Namen und die Adresse von Nazemîn, ihr Familienname war Schawais. Frau Helmer rief sie an und die Frau beantwortete die Frage, ob sie einen Gregor Sommer kenne, mit der Gegenfrage, was mit ihm sei. Doch die Oberkommissarin fragte ohne Antwort nach ihrem Verhältnis zu dem Mann. „Er ist mein Chef in einem Forschungsteam bei Siemens in Hamburg, warum wollen Sie das wissen und was ist mit ihm?“, rief die Frau erregt, doch Frau Helmer antwortete wieder nicht, sondern fragte, wann sie den Mann zum letzten Mal gesehen habe. „Gestern Abend haben wir uns am Hamburger Flughafen verabschiedet, und jetzt sagen Sie mir endlich, was mit ihm ist“, schrie die Frau in den Apparat. „Er wurde heute früh tot aufgefunden“, antwortete die Oberkommissarin ruhig, ohne zunächst eine Antwort zu bekommen. Erst nach einer Weile fragte Frau Schawais leise, wodurch er denn gestorben sei. „Er ist vor dem Haus gestürzt aufgefunden worden und wir wissen noch nicht, ob es ein Unfall oder Fremdeinwirkung war“, antwortete Frau Helmer und fragte, wann und wohin die Dame geflogen sei. „Um 20 Uhr mit der Lufthansa hierher nach München, und seitdem bin ich hier in meiner Wohnung“, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen.

„Ich möchte noch etwas von Ihnen wissen“, fragte die Kriminalistin weiter. „Nach Ihren vielen Telefonaten mit Herrn Sommer, einem großen Bild in seinem Arbeitszimmer und den Aussagen der Nachbarin, dass Sie oft die Nacht bei ihm verbracht haben, nehmen wir an, dass zwischen Ihnen beiden mehr bestanden hat, als nur eine dienstliche Zusammenarbeit. Was können Sie dazu sagen?“ „Das ist ganz einfach“, war die Antwort. „Da ich für die Koordination des Projektes verantwortlich bin, haben wir in seiner Wohnung oft noch bis in die Nacht gearbeitet und er hat mir dann die Couch im Wohnzimmer zum Schlafen angeboten, damit ich nicht so spät zum Hotel fahren musste. Das war rein dienstlich, persönlich ist nicht das Geringste zwischen uns gewesen, denn er ist ja in Berlin verheiratet.“

„Wer’s glaubt, wird selig“, sagte Kommissar Markowski leise, der das Gespräch über den Lautsprecher mithörte. „Mit welcher Dienststelle von Siemens haben Sie zu tun und wann waren Sie in den letzten vier Wochen mit Herr Sommer zusammen?“ fragte die Oberkommissarin weiter. „Es ist eine geheime Arbeitsgruppe für neue Technologien am Lindenplatz in Hamburg unter seiner Leitung, von der niemand außerhalb etwas wissen darf. Ich war in den letzten vier Wochen jeweils von Montag bis Freitag in Hamburg und wohne dann immer im Novum Style Hotel am Steindamm.“

„Was wissen Sie über Herrn Sommers Ehe?“, rief der Kommissar von der Seite in den Hörer. „Nur was er mir erzählt hat“, antwortete die Münchnerin, „er hat eine Frau und eine siebenjährige Tochter in Berlin, die zurzeit Urlaub in Thailand machen.“ „Deshalb hat sich in Berlin niemand gemeldet“, meinte Frau Helmer, „haben Sie eine Ahnung, wie wir sie erreichen können?“ „Da kann ich Ihnen leider nicht helfen, ich weiß nur, dass sie nächstes Wochenende zurückkommen wollen. Und nun glaube ich, Ihnen genug gesagt zu haben, ich möchte mich gerne um meine Angelegenheiten kümmern.“ Mit diesen Worten legte sie auf.

Der Pathologe meldete sich, der Tote habe 1,85 Promille Alkohol im Blut. Das unterstütze seine Ansicht, dass er gestürzt sei und sich an der Stufe die tödliche Kopfverletzung zugezogen habe. Der Tod sei zwischen 0 und 1 Uhr eingetreten. „Wenn er sich den Kopf an der Eingangsstufe eingeschlagen hat, muss doch dort Blut zu finden sein“, meinte Markowski und bat die Spurensicherung, dort zu suchen. Die hatten schon den gesamten Eingangsbereich des Hauses abgesucht und teilten mit, an den Stufen sei keinerlei Blut zu finden, aber im Flur hinter der Haustür hätten sie kleine Blutspritzer an der Wand entdeckt, die sie sichern wollten. „Ich fürchte, den Pathologen können wir damit noch nicht überzeugen, der ist vollkommen verbohrt. Da müssen weitere Ergebnisse dazu kommen“, meinte der Kommissar resigniert.

„Ich schaue noch mal in sein Telefonbuch im Smartphone, vielleicht hat seine Frau ein Handy mit“, überlegte Frau Helmer. Wirklich fand sie eine Mobilfunknummer unter dem Namen Jessica und rief sie an. „Jessica Sommer“, meldete sich die Frau und die Oberkommissarin berichtete ihr, dass ihr Mann über Nacht in Hamburg tot aufgefunden worden sei. „Wieso Hamburg?“, fragte die Frau, „ich denke er hat in Erlangen zu tun.“ „Da sind Sie offenbar falsch informiert“, sagte die Beamtin langsam, „so viel ich erfahren habe, ist er mit einer Arbeitsgruppe von Siemens hier in Hamburg tätig. Er hat hier sogar eine gut eingerichtete Wohnung“ „Das ist völlig unverständlich für mich“, flüsterte Frau Sommer, „was kann ich denn jetzt tun?“ „Wie ich erfahren habe, werden Sie Ende nächster Woche nach Deutschland zurückkehren und sollten dann umgehend hierher kommen.“ „Woher wissen Sie denn, wann ich zurückkehren will?“ fragte die Frau. „Von einer Kollegin Ihres Mannes bei Siemens.“ „Das ist alles etwas viel im Augenblick“, schluchzte die Frau, „sagen Sie mir Ihre Nummer, ich rufe zurück, wenn ich mich besser fühle.“ Die Oberkommissarin nannte die Nummer und Frau Sommer beendete das Gespräch.

„Der hat also ein dickes Geheimnis vor seiner Frau, das sieht immer mehr nach einer Romanze mit der Münchnerin aus“, resümierte Kommissar Markowski. In dem Moment brachte ein Beamter den Laptop des Verunglückten von der KTU, mit dem Vornamen seiner Frau war es gelungen, das Passwort zu knacken. „Ich sehe mir mal den Mailverkehr an“, meinte der Kommissar und rief bald: „Siehe da, jede Menge Liebesbezeugungen mit der Münchnerin in beiden Richtungen. Hör‘ zu, was sie letzten Sonntag geschrieben hat: ‚Hallo mein Liebling, in zwei Stunden kannst Du mich am Airport abholen, ich freue mich wahnsinnig darauf, die ganze Woche mit Dir zusammen zu sein.‘ Und seine Antwort: ‚Geliebtes Betthäschen, Dank für Deinen lieben Gruß. Ich kann es gar nicht erwarten, Dich gleich in die Arme zu nehmen und zu küssen. Wir werden herrliche Tage und wilde Nächte miteinander haben, wenn wir auch leider noch etwas arbeiten müssen.‘ So viel zu dem rein dienstlichen Verhältnis zwischen den beiden, von dem seine Frau nicht mal wusste, wo es stattfindet.“

„Das werde ich jetzt mal der Geliebten um die Ohren hauen und sie für Montag herbestellen“, sagte Frau Helmer und rief nochmal in München an, doch es meldete sich nur der Anrufbeantworter, auf dem sie um Rückruf bat. Inzwischen knurrte den beiden Beamten der Magen und sie bekamen in der Kantine gerade noch ein paar Reste zu essen. Danach prüften sie die Meldelisten. Gregor Sommer war in Berlin-Zehlendorf mit Frau und Tochter gemeldet und seit einem Jahr in Hamburg mit einer Zweitwohnung an der Rentzelstraße. „So lange betrügt er also seine Frau schon“, schimpfte die Oberkommissarin, „sie weiß doch gar nichts von der Hamburger Tätigkeit!“ „Hast du schon mal was von einem treuen Ehemann gehört; den gibt es doch nur im Märchen“, lachte Markowski, worauf die Kollegin seufzte, er könne Recht haben.

Die Spurensicherung meldete, sie hätten in allen Räumen der Wohnung mehrere Fingerabdrücke gefunden, im Bad zwei Zahnbürsten, die sie zur Feststellung der DNA mitnähmen und auf einem Bettlaken eingetrocknete Flüssigkeitsspuren, auch das nähmen sie mit. In der Küche gäbe es ungewaschenes Geschirr, darunter Gläser mit Lippenspuren, die sie auch mitnähmen. Die Wohnung habe einen WLAN-Router mit Internetzugang, aber keinen Festnetz-Telefonanschluss. Mehrere Ordner mit Siemens-Akten und einen mit Kontoauszügen der Hamburger Sparkasse würden sie ins Kommissariat bringen. Im Wagen hätten sie außer Haaren und Fingerabdrücken von zwei Personen nichts Besonderes gefunden.

Die Mobilfunkgesellschaft übermittelte das Bewegungsprofil vom Handy des Toten. Er war bis 19:30 am Flughafen gewesen, von dort nach Eimsbüttel gefahren und war bis kurz vor Mitternacht 200 Meter westlich seiner Wohnung. Danach war das Handy direkt bei der Wohnung eingebunden. „Wir sollten die Konten in Berlin und Hamburg überprüfen“, schlug Frau Helmer vor und rief den Staatsanwalt wegen der Genehmigung an. Der wusste noch nichts von dem Fall und fragte, ob denn eindeutig Fremdverschulden vorläge. Die Oberkommissarin erklärte ihm, dass der Pathologe von einem Unfall ausgehe, sie aber gute Gründe für ein Fremdverschulden sähen. Darauf genehmigte der Staatsanwalt die Prüfungen.

Eine Anfrage bei der Lufthansa ergab, dass Frau Schawais zwar den Flug nach München gestern um 20 Uhr gebucht, aber kurz vor dem Boarding auf heute früh 6:30 umgebucht habe. „Jetzt bin ich wirklich auf den Rückruf dieser Dame gespannt“, sagte Frau Helmer, „sie wird uns einiges zu erklären haben. Vielleicht sollten wir nochmal versuchen, sie zu erreichen. Und versuch‘ doch mal, auch das Bewegungsprofil ihres Handys von gestern Abend zu kriegen.“

In diesem Moment rief Frau Sommer aus Thailand zurück. „Ich habe jetzt meine Gedanken wieder unter Kontrolle, entschuldigen Sie bitte, das war vorhin einfach zu viel für mich“, begann sie. „Wenn mein Mann eine komfortable Wohnung in Hamburg hat, vermute ich, dass er sie nicht alleine bewohnt, sondern mit einer Frau geteilt hat. Wissen Sie etwas darüber?“ „Eigentlich darf ich Ihnen diese Frage nicht am Telefon beantworten“, meinte Frau Helmer mit schlechtem Gewissen, „nur so viel: Eine Kollegin aus München, mit der er hier an einem Projekt zusammen gearbeitet hat, war häufig bei ihm. Es wäre gut, wenn Sie möglichst bald nach Hamburg kommen könnten, dann können Sie alles direkt am Ort sehen.“ „Das habe ich schon organisiert“, antwortete die Ehefrau, „wir brechen den Urlaub ab und fliegen morgen früh nach Berlin. Ich bringe meine Tochter bei Freunden unter und kann Montagvormittag bei Ihnen sein. Wo finde ich Sie?“ „Im Polizeipräsidium, Mordkommission 2“, gab die Oberkommissarin Auskunft und Frau Sommer fragte nur noch, ob man etwas über die Todesursache ihres Mannes wisse. Als die Oberkommissarin das verneinte, beendete sie das Gespräch mit den Worten: „Dann bis übermorgen.“

„Ich will nur noch die Konten prüfen, dann nehmen wir uns die Münchener Lady vor“, entschied die Oberkommissarin. Das Berliner Konto lief auf den Namen des Toten, und seine Frau hatte Vollmacht, es diente offensichtlich dem Leben in dieser Stadt. Das Gehalt wurde von Siemens regelmäßig überwiesen, Miete, Telefon, Energien und Versicherungen wurden abgebucht und Einkäufe mit EC-Karten bezahlt. Auch auf das Hamburger Konto erfolgten regelmäßig viel geringere Überweisungen von Siemens, aber im Gegensatz zum Berliner Konto war nur er bevollmächtigt und häufig wurde Bargeld aus Automaten abgehoben. Daneben wurden Rechnungen in Restaurants und Damenbekleidungsgeschäften mit der EC-Karte bezahlt. Für Miete und Energiekosten der Hamburger Wohnung fanden sich keine Abbuchungen.

Die Oberkommissarin rief noch einmal die Münchener Wohnung an und landete wieder auf dem Anrufbeantworter. Das Handy der Frau war ausgeschaltet. Da langte es ihr. „Der Mailverkehr und ihre Lüge über den Flug nach München geben uns genügend Anhalt, die Frau intensiv zu befragen und notfalls vorläufig festzunehmen. Da sie sich nicht bei uns meldet, müssen wir halt die Amtshilfe der Münchener bemühen.“ Sie wählte die Münchener Mordkommission und nachdem sie den Kollegen alles über den Fall berichtet hatte, bat sie sie, die Frau aufzuspüren. Nach einer Viertelstunde meldete sich der Kollege aus der Wohnung von Frau Schawais: „Die gesuchte Dame ist zu Hause und ich übergebe sie.“

Dann war die Frau am Apparat und fragte erregt, warum man sie von der Polizei suchen lasse. „Sie haben uns in mehrfacher Hinsicht belogen, deshalb stehen Sie in Verdacht, zumindest etwas über den Tod von Herrn Sommer zu wissen. Ich werde Ihnen jetzt einige Fragen stellen, Genaueres müssen wir hier vor Ort klären.“ „Wieso belogen?“, schrie die Frau in den Apparat.“ „Sie hatten ein intimes Verhältnis mit Herrn Sommer und haben Hamburg nicht gestern Abend, sondern erst heute früh verlassen“, antwortete die Oberkommissarin ruhig. „Sie waren also zum Zeitpunkt seines Todes noch hier, und wir erwarten Sie spätestens Montagvormittag zu einer Befragung hier im Kommissariat. Wenn Sie nicht kommen, lassen wir sie festnehmen und hierher überstellen.“

„Ich gebe ja zu, dass ich mit Gregor zusammen war, wir wollten es vor meinen Eltern und seiner Frau geheim halten. Und auf den Flug gestern Abend habe ich im letzten Moment verzichtet, weil sich ein Rechtsrocker unter den Fluggästen befand, der schon einige Todesdrohungen bekommen hatte. Da kriegte ich Angst, dass auf dem Flug etwas passiert und habe im Flughafen übernachtet. Mir ist übrigens noch etwas eingefallen: Nachdem Gregor mich zum Flughafen gebracht hatte, wollte er noch im Café SternChance bei ihm in der Nähe mit zwei Kollegen von Siemens etwas trinken.“

„Können Sie mir die Namen der beiden sagen? Er muss da ganz schön gepichelt haben, er hatte 1.85 Promille“, erklärte die Oberkommissarin. Die Frau nannte die Namen und fügte hinzu: „Als er sich am Airport von mir trennte, war er noch nüchtern. Im Übrigen wäre es mir lieber, wenn ich schon morgen zur Befragung kommen könnte, denn Montag habe ich sehr viel zu tun. Ich kann sicherlich irgendwann am Vormittag bei Ihnen sein. wenn Sie mir sagen, wo Sie mich erwarten.“

Frau Helmer nannte ihr die Mail-Adresse und bat sie, ihr die Ankunftszeit am Flughafen durchzugeben, wenn sie den Flug gebucht habe, sie würde sie dort abholen. Die KTU meldete sich, im Laken habe man Spermaspuren des Toten und das Vaginalsekret einer unbekannten Frau gefunden, beide DNA stimmten mit den Lippenspuren auf den Gläsern und Zahnbürsten überein. Dann bekamen die Kommissare das Bewegungsprofil von Frau Schawais‘ Handy und stellten überrascht fest, dass sie um 21 Uhr vom Flughafen an dieselbe Stelle wie Sommer gefahren sei und sich gegen Mitternacht für zehn Minuten bei seiner Wohnung aufgehalten habe, dann war sie zum Flughafen zurück gefahren. „Demnach war sie zum Todeszeitpunkt direkt bei ihm“, meinte die Oberkommissarin. „Das macht sie doch sehr verdächtig, mit seinem Tod etwas zu tun zu haben, wir müssen sie morgen kräftig in die Mangel nehmen.“ Da die beiden heute nichts weiter klären konnten, machten sie Feierabend.

Nazemîn

Nach dem Anruf von der Hamburger Kripo kam Nazemîn Schawais der gestrige Abend noch einmal in seiner furchtbaren Dimension in Erinnerung. Zwar hatte Gregor ihr deutlich erklärt, dass er sich von ihr trennen und nur noch seiner Frau zuwenden wolle, die er über alles liebe, doch sie hatte es als Reaktion auf ihren Vorschlag am Montag angesehenes und einfach nicht geglaubt. Und dann war er tot gewesen.

Gern dachte sie an die wunderbare Zeit mit Gregor zurück. Vor einem Jahr war sie ihm in der Siemens-Arbeitsgruppe begegnet und er war der erste Mann, in den sie sich verliebte. Die ganze Zeit davor hatte ihr diktatorischer Vater jeden Kontakt mit Männern verhindert und die Mutter hatte ihr geraten, sich daran zu halten, weil er die Schule und das Informatikstudium für sie bezahlte.

Die Eltern waren im März 1988 aus dem Irak nach Deutschland geflohen, als Saddam Hussein die Kurden im Norden des Landes systematisch auszurotten begann, und sie waren in München als Flüchtlinge anerkannt worden. Da sie in Deutschland bleiben wollten, ließen sie sich so früh wie möglich einbürgern. Der Vater verdiente mit einem gut gehenden Reinigungsunternehmen genug für ein angenehmes Leben. Als Nazemîn ein Jahr später zur Welt kam, wurde sie sofort Deutsche, aber der Vater verhinderte unerbittlich alle Kontakte zu Jungen. Dabei war er alles andere als ein fanatischer Muslim, seine Frau und Tochter trugen keine Kopftücher und sie durfte in der Schule problemlos am Turn- und Schwimmunterricht teilnehmen Als sie älter wurde, machte er ihr immer wieder Heiratsvorschläge zu älteren Männern aus seinem kurdischen Umfeld, doch weil die ihr unsympathisch waren, lehnte sie sie mit der Begründung ab, sie wolle erst das Abitur machen und anschließend studieren, um nicht von einem Mann abhängig zu sein. Die Mutter unterstützte sie in dieser Ansicht und bekam deshalb manchmal Ärger mit dem Vater. Nazemîn war ihr dafür dankbar

Sie war sich darüber klar, dass sie nur mit hervorragenden Leistungen die ständige Kontrolle durch den Vater abmildern konnte und lernte deshalb verbissen. Das Abitur wickelte sie mit der Bestnote ab und begann unmittelbar danach das Studium der Wirtschaftsinformatik an der TU, das sie im Juli 2014 mit einem hervorragenden Master abschloss, da war sie 25. Gleich darauf fand sie eine Stelle in der Forschungsabteilung von Siemens und verdiente eigenes Geld. Damit fühlte sie sich endlich unabhängig und tastete sich allmählich in die Freiheit einer selbstständigen Frau. Um sich vollständig aus der Überwachung durch den Vater zu befreien, nahm sie sich eine eigene kleine Wohnung in einem anderen Stadtteil, was zu einem fürchterlichen Krach mit ihm führte. Um ihre Mutter zu treffen, besuchte sie ihre Eltern gelegentlich, wenn sie den Vater im Geschäft wusste, aber alle Fragen nach ihrem persönlichen Umfeld blockte sie kategorisch ab.

Wegen ihrer guten Leistungen wurde sie 2016 in die in Hamburg neu gebildete Arbeitsgruppe für neue Technologien berufen und traf dort auf Gregor Sommer, den Leiter der Gruppe, der sie bald in seine Wohnung einlud. „Ich denke, Sie wohnen in Berlin“, fragte sie erstaunt, worauf er ihr erklärte, er brauche ein gemütliches Umfeld, wenn er wochenlang in dieser Stadt an einem anstrengenden Projekt arbeiten müsse. Ganz anders als sie es von ihrem Vater gewohnt war, führte er sie fürsorglich in die komplizierte Materie der Arbeitsgruppe ein, doch nicht nur damit beeindruckte er sie, denn er sah in seiner lockeren Männlichkeit verführerisch gut aus. Schnell funkte es zwischen ihnen, und dieses erste Liebesgefühl in ihrem Leben zu einem Mann überwältigte sie völlig. So war es für sie nur natürlich, sich ihm hinzugeben, und sie erlebte zum ersten Mal überwältigt das Wunder der innigen Begegnung. Sie war überzeugt, dass nur dieser Mann ihr dieses Erlebnis so wundervoll schenken konnte. Bald ließ sie sich die Pille verschreiben, so dass sie jedes Treffen in Hamburg für ihre Liebe nutzen konnten.

Sie hatte den Ehering an seiner rechten Hand gesehen, mochte aber nicht fragen und erst nach einer Weile berichtete Gregor beiläufig, dass er in Berlin verheiratet sei, sagte aber nichts über den Wert dieser Ehe. Deshalb nahm sie an, dass er unglücklich sei und sich deshalb mit ihr verbunden hatte, von ihrer Erziehung her konnte sie sich nicht vorstellen, dass ein Mann zwei Frauen gleichzeitig lieben kann. Ein ganzes Jahr lang schwelgten die beiden in dieser innigen Gemeinschaft, doch es wurde ihr immer schwerer, die Beziehung vor den Eltern zu verheimlichen. Weil sie den Wunsch nach einer festeren Bindung nicht mehr zurückhalten konnte, fragte sie Gregor am letzten Montag beim Frühstück, ob er sich von seiner Frau trennen und sie heiraten würde. Merkwürdig still wurde er, ohne die Frage zu beantworten, und mied an den nächsten Tagen jede außerdienstliche Begegnung mit ihr.

Freitagabend fuhr er sie zum Flughafen, da bat sie ihn ins Café, weil sie es nicht mehr aushielt. „Du hast am Montag meine Frage nicht beantwortet, ich muss aber wissen, wie du zu mir stehst“, bat sie ihn. „Du hast in unserer Verbindung viel mehr gesehen als ich, und deine Frage zeigt mir, dass du noch mehr willst“, antwortete er. „Aber ich liebe nur meine Frau und werde mich nie von ihr trennen. Sicherlich habe ich auch die Liebe mit dir genossen, es durfte aber keine Verpflichtung daraus werden, deshalb müssen wir uns jetzt trennen, wir sehen uns nur noch im Projekt.“ Mit Tränen in den Augen stand sie auf und verschwand in der Sicherheitsschleuse, ohne sich noch einmal umzusehen. Nachdem sie sich beruhigt hatte, beschloss sie, jetzt nicht nach München zu fliegen und noch einmal ein Treffen mit ihm zu versuchen. So liebevoll, wie sie ihn über das ganze letzte Jahr erlebt hatte, konnte es doch nicht sein, dass sie ihm überhaupt nichts bedeutete. Sie verzichtete auf das Boarding und buchte stattdessen einen Flug um 6:30 am nächsten Morgen.