Verdacht im Dreieck - Ernst-Günther Tietze - E-Book

Verdacht im Dreieck E-Book

Ernst-Günther Tietze

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Auf einer Bank im Park wird eine sterbende junge Frau mit einem Messerstich gefunden, niemand kennt sie. Im anliegenden Haus wird ein Verdächtiger ermittelt, der anscheinend eine Dreiecksbeziehung mit ihr hatte, er ist aber verreist. Schließlich wird eine Frau als vermisst gemeldet, es ist die Tote. In ihrer Wohnung werden Unterlagen zu dem Verdächtigen gefunden. Drei Jahre vorher nimmt der Verdächtige Bademoden auf Kreta auf und beginnt eine Beziehung zu einem Model, die ihn von seiner Drogensucht befreien will. Sie ist erfolgreich und die beiden beginnen eine Liebesbeziehung. Jetzt stellt sich heraus, dass die Beziehung des Verdächtigen zur Toten rein geschäftlich war. Nachdem in einer weiteren Dreiecksbeziehung der Toten auch kein Mörder gefunden wird, verzweifeln die Kriminalisten, bis sich eine ganz andere Lösung findet.

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Seitenzahl: 82

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Ernst-Günther Tietze

Verdacht im Dreieck

Kriminalroman

© Copyright 2016 Ernst-Günther Tietze, Hamburg

Das Titelbild wurde bei Shutterstock mit Nr. 178606988 erworben.

Published by: epubli GmbH, Berlin,www.epubli.de

ISBN978-3-7375-9107-2

Webseite des Autors: www.eg-tietze.de

Unter einer Dreiecksbeziehung (französisch „Menage-à-trois“) wird eine Konstellation zwischen drei Menschen verstanden, in der eine Person eine heimliche Liebesbeziehung zu einer dritten unterhält. Das führt zu Eifersucht und kann sogar mit einem Mord enden.

Gemäß § 211 StGB ist ein Mörder eine Person, die „aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebes, aus Habgier oder sonst niedrigen Beweggründen ... vorsätzlich einen Menschen tötet.“ Das recht häufige Mordmotiv Eifersucht wird im Gesetz mit dem Sammelbegriff „Befriedigung des Geschlechtstriebes“ erfasst.

Im vorliegenden Kriminalroman scheint der Mord an einer jungen Frau zunächst dadurch begründet zu sein, denn die Kriminalisten finden zwei mutmaßliche Dreiecksbeziehungen mit der Toten. Erst als ein weiterer Verdächtiger auftaucht, wandeln sich die Dreiecke zu einem Puzzle aus drei voneinander unabhängigen Personen, von denen einer der Mörder ist.

„Was für eine schöne Leiche“, sagte Kriminalhauptkommissar Jürgen Wellmann leise, als er der Toten auf der Bahre ins Gesicht schaute, „ein Jammer, dass diese Frau so jung sterben musste.“ Vor ihm lag eine etwa 30 jährige Frau mit rotblonden Haaren, deren übriger Körper mit einem Tuch bedeckt war. Wellmann war zum Klinikum Dresden-Neustadt gerufen worden, weil die Notfallärztin ein Verbrechen vermutete. Was er erfuhr, ließ ihn zur selben Ansicht kommen: Heute am 27. Mai hatte ein anonymer männlicher Anrufer um 20:16 der Feuerwehr eine hilflose Person auf einer Bank am Alaunplatz gemeldet. Die sofort eingesetzten Rettungssanitäter fanden die auf der Bank liegende Frau lebend und brachten sie zur Notaufnahme, wo sie nur noch schwach atmete und eine Sauerstoffmaske erhielt. Beim Entfernen ihres braunen Anoraks fand die Notärztin Blut auf dem rosa Pullover und beim weiteren Entkleiden einen tiefen Einstich unter der linken Brust. Der Stich hatte wohl zunächst nur die Hauptschlagader beschädigt, aber beim Umbetten und dem Transport im Krankenwagen war sie aufgerissen und die Frau innerlich verblutet. Ehe die Ärztin etwas unternehmen konnte, kollabierte die Frau und war nicht mehr zu reanimieren. Weil die Ärztin eine Fremdeinwirkung erkannte, benachrichtigte sie die Mordkommission. Nach einer halben Stunde waren zwei Beamte in der Klinik.

„Eindeutig Mord“, sagte Wellmann und ließ die mit hellen Jeans und hochhackigen Pumps bekleidete Leiche in die Gerichtsmedizin überführen. Informationen über ihre Identität waren nicht zu finden, sie hatte weder Handtasche noch Handy bei sich, nur eine Goldkette mit einem Kreuz trug sie um den Hals. Nachdem die Rettungssanitäter das telefonisch bestätigt und die Bank gegenüber einem Haus am Bischofsweg als Fundort genannt hatten, schickte er die Spurensicherung zum Alaunplatz und fuhr mit seiner Kollegin Duru Čelik ebenfalls dorthin. Der Anblick der Toten ging ihm nicht aus dem Kopf. „Warum muss solche schöne junge Frau so grausam sterben?“, fragte er seine Begleiterin traurig, „sie hatte doch noch das ganze Leben vor sich.“ Frau Čelik wusste keine passende Antwort auf diese rhetorische Frage, doch auch an ihr war der Anblick der Toten nicht spurlos vorüber gegangen, sie war ja nur wenig jünger. „Ich bin sicher, der Mörder muss einen Grund gehabt haben“, antwortete sie nachdenklich. „Immerhin werden wir alles tun, um diesen Mord aufzuklären.“ Sie arbeitete gerne mit dem Hauptkommissar zusammen, der sie nach der Hochschule behutsam in die praktische Seite der kriminalistischen Ermittlungen eingeführt hatte, die das duale Studium nicht bieten konnte. Nach dem Tod ihres Vaters, der in Duisburg ein gut gehendes Lebensmittelgeschäft betrieben hatte, sah sie in ihm eine Art Ersatzvater.

Der Alaunplatz ist eine 14.000 m² große, von Bäumen, Büschen und Sitzbänken umrahmte Grünfläche im Norden der Dresdner Neustadt. Ursprünglich als Exerzierplatz angelegt, wurde er 1960 als Grünanlage umgestaltet und wird deshalb auch als „Alaunpark“ bezeichnet. Bei gutem Wetter dient er tagsüber als Liegewiese, doch wegen des stürmischen Windes waren jetzt nur wenige Menschen auf dem Platz. Die Spurensicherung fand auf der zwischen Büschen versteckten Bank Blutflecke und viele Fingerabdrücke, aber auf dem sandigen Spazierweg davor waren so viele Fußspuren, dass sich nichts erkennen ließ. „Anscheinend benutzen die Leute diesen Weg lieber als den Fußweg an der Straße hinter den parkenden Autos“, meinte der Spurensicherer enttäuscht. „So haben wir also nur die Blutflecken, die wahrscheinlich von der Frau stammen“, antwortete Wellmann, „verifizieren Sie das doch bitte mit der Leiche in der Pathologie.“ Der Spurensicherer nahm die Blutspuren und Fingerabdrücke von der Bank, und weil inzwischen der Anruf bei der Feuerwehr aus dem 100 Meter von der Bank entfernten öffentlichen Apparat geortet wurde, auch die Fingerabdrücke vom Hörer und Tastenfeld.

„Das ist verdammt wenig“ meinte Kommissarin Čelik, „wir wissen ja noch nicht mal, ob die Frau hier auf der Bank verletzt wurde oder sich mit dem Einstich hergeschleppt hat. Wäre es möglich, dass sie aus der näheren Umgebung stammt?“ „Das ist eine gute Idee“, dachte Wellmann laut. „Sie haben ja ihr Bild auf dem Handy. Fragen Sie bitte mal in den Häusern drüben nach, ob jemand sie kennt.“ „Ay ay, Sir“, antwortete die Kommissarin und ging zu den Wohnhäusern auf der Straßenseite gegenüber. Wellmann mochte die junge Kollegin, die vor einem halben Jahr direkt von der Polizeihochschule in sein Team gekommen war. Mit seinen 64 Jahren könnte sie fast seine Enkelin sein, und so etwas fühlte er auch für sie. Dass sie türkische Wurzeln hatte, merkte man ihr nicht an, es war aber nützlich im Umgang mit muslimischen Asylanten. Manchen jungen Männern aus dieser Gruppe machte sie deutlich klar, dass Frauen kein Freiwild, sondern gleichberechtigte Persönlichkeiten sind, die selbstständig entscheiden, mit wem sie sich einlassen. In der Kultur dieser Männer sind Frauen Geschöpfe zweiter Klasse, die sich ihrem Willen unterzuordnen haben. Und die freizügige Bekleidung westeuropäischer Frauen lässt die Männer denken, sie seien offen für Annäherungen.

Wellmann erwartete schon seine Pensionierung im nächsten Jahr, da würde er endlich Zeit haben, mit seiner Frau, einer Lehrerein, eine lange Reise ans Mittelmeer zu unternehmen. Sie war zwar zwei Jahre jünger, wollte sich aber frühverrenten lassen, um mit ihm zusammen fahren zu können. In der DDR war es ihnen beiden gelungen, sich nur soweit politisch zu engagieren, wie unbedingt notwendig. Das war natürlich ihrer Karriere nicht zuträglich, hatte aber nach der Wende Vorteile. Jürgen wurde bald Chef einer Ermittlungsgruppe der Mordkommission und seine Frau Schulleiterin. Leider wurden die möglichen Reiseziele am Mittelmeer immer weniger. Die arabischen Staaten und die Türkei werden von Anschlägen heimgesucht und die meisten griechischen Inseln dienen als Landeplatz für Flüchtlinge. Schließlich hatten sie sich für Kreta entschieden, das außerhalb der Flüchtlingsrouten lag, und hofften, dass das im nächsten Jahr noch genauso sein würde.

Im gegenüberliegenden Haus am Bischofsweg wurde die Kommissarin fündig. Eine alte Dame im ersten Stock hatte die Frau auf dem Handy ein paar Mal ins Haus kommen gesehen, auch heute Abend beim Beginn der Tagesschau, konnte aber nicht sagen, welchen Mieter sie besuchte und wann sie gegangen war. Die Kommissarin klingelte an allen Türen, aber wo jemand öffnete, kannte man die Dame nicht. Manche waren unwillig, zu dieser späten Stunde gestört zu werden. Bei zwei Wohnungen im vierten Stock, in denen niemand öffnete, wollte sie morgen noch mal nachfragen. So beendeten die beiden ihre Aktivitäten um halb elf.

Samstag früh bestätigte die Pathologin die Identität der Blutpuren auf der Bank mit dem Blut der Toten. Zusätzlich zu der Stichwunde, die von einem ca. 20 cm langen Messer herrührte, fand sie frische Hämatome an den Handgelenken und stellte fest, dass die Frau im vierten Monat schwanger war. Eine Vergewaltigung konnte sie eindeutig ausschließen, ebenso einen Geschlechtsverkehr im überschaubaren zurückliegenden Zeitraum.

Kommisssarin Čelik versuchte, die beiden Mietparteien im vierten Stock zu befragen, die sie gestern nicht erreicht hatte. Eine Frau war zu Hause, kannte aber die Dame auf dem Handy nicht, und an der anderen Wohnung öffnete wieder niemand. Wenn die anderen Mietparteien die Wahrheit gesagt hatten, die Tote nicht zu kennen, blieb dieser Mieter als Einziger verdächtig. Die Kommissarin notierte den Namen und erhielt vom Vermieter die Auskunft, er sei ein sechzigjähriger Mann, der seine Miete regelmäßig abbuchen ließ. Anscheinend war er unbescholten, denn in den Polizeiakten fand sich nichts Negatives über ihn. Da gegen ihn nichts vorlag, würden die Ermittler keine Genehmigung bekommen, seine Telefonverbindungen und Konten zu kontrollieren. Bei keiner Dienststelle war bisher eine Vermisstenanzeige für die Tote eingegangen.

„Jetzt sind wir noch genauso schlau wie gestern und wissen nicht, wer die tote Frau ist“, klagte der Hauptkommissar in der Teambesprechung, „wir wissen nur, dass die Frau gestern um 20 Uhr das Haus betreten und vor 20:16 wieder verlassen hat. Hat vielleicht einer von euch eine Idee, wie wir weiter kommen können?“ „Wir kennen ja noch nicht mal das Motiv“, sinnierte Frau Čelik. „Da wir bei der Toten nichts gefunden haben, könnte es sich um Raubmord handeln und möglicherweise hat die Schwangerschaft mit der Sache nichts zu tun. Aber die Hämatome deuten auf eine tätliche Auseinandersetzung bei der Messerattacke hin und lassen mich im Zusammenhang mit der Schwangerschaft eher an eine Beziehungstat denken, also dass ein Mann seine Geliebte beseitigen wollte, die dummerweise ein Kind von ihm bekommt.“ „Damit ist der unbekannte Wohnungseigentümer aus dem Schneider“, warf Wellmann ein, doch Oberkommissar Mark Schuster widersprach: „Mit sechzig kann man durchaus noch einer Geliebten ein Kind machen und es dann bereuen. Was meinen Sie, Jürgen, Sie sind doch in diesem Alter?“