Ein Kardinal und seine Zeit - Walter Brendel - E-Book

Ein Kardinal und seine Zeit E-Book

Walter Brendel

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Beschreibung

Armand-Jean du Plessis, de Richelieu, war ein katholischer französischer Aristokrat, Kirchenfürst und Staatsmann. Von 1624 bis zu seinem Tod war er unter König Ludwig XIII. als Erster Minister die bestimmende politische Figur in der französischen Politik. Das wesentliche innenpolitische Ziel Richelieus war die Stärkung der königlichen Zentralmacht im Sinne des Absolutismus. Dazu bekämpfte er innenpolitisch die Sonderrechte der französischen Protestanten. Er beließ ihnen 1629 im Gnadenedikt von Alès zwar ihre Religionsfreiheit, nahm ihnen jedoch ihre militärischen Sicherheitsplätze, wodurch die Hugenotten als politischer Machtfaktor ausgeschaltet wurden. Im Dreißigjährigen Krieg ging Richelieu ein Bündnis mit dem protestantischen Schweden ein, um die katholische habsburgische Vormachtstellung in Europa zu brechen. Aus denselben Beweggründen unterstützte er auch den Aufstand in Katalonien und in Portugal gegen die habsburgische Zentralmacht in Madrid. Nach Richelieus Tod regierte Ludwig XIII. nur wenige Monate selbst, bevor er ebenfalls starb. Im Namen seines noch minderjährigen Sohnes Ludwig XIV. teilten sich anschließend sein Bruder Gaston de France, duc d'Orleans, seine Ehefrau, Königin Anna und Kardinal Jules Mazarin die Macht.

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Seitenzahl: 103

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Walter Brendel

Ein Kardinal und seine Zeit

Texte:             © Copyright by Walter Brendel

Umschlag:      © Copyright by Walter Brendel

Verlag:

Das Historische Buch, Dresden / Brokatbookverlag

2025

Gunter Pirntke

Mühlsdorfer Weg 25

01257 Dresden

[email protected]

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Inhalt

Vorwort

Kindheit und Jugend

Als Bischof

Am Hof

Machtkampf mit Maria de Medici

Die Königin und die Liebe

Im Dreißigjährigen Krieg

Die Belagerung von La Rochelle

Verschwörungen gegen Richelieu

Der Nachfolger

Vorwort

Was erinnert uns an den Namen Richelieu und was verbinden wir damit? Zuerst wohl die fiktive Erzählung von Alexandre Dumas den Älteren und seinen Roman „Die drei Musketiere“.

Der junge d’Artagnan und seine drei Freunde Athos, Porthos und Aramis, die zu den Musketieren der Garde gehören. Sie begeben sich nach England, um das Diamantenhalsband der Königin zurückholen zu müssen, da diese es ihren heimlichen Geliebten, dem Herzog von Buckingham, als Liebespfand gab. Kardinal Richelieu – der von dieser gefährlichen Liaison weiß, überzeugt den König, einen Hofball zu veranstalten, und darauf zu bestehen, dass die Königin das Diamantenhalsband trägt.

Die Musketiere müssen aber nicht nur die Diamanten zurückbringen, sondern auch gegen die Intrigen des Kardinals und Milady de Winter, der schönen Spionin des Kardinals, die das Vorhaben vereiteln wollen, kämpfen.

D’Artagnan und die drei Musketiere, Illustration von 1894

Kindheit und Jugend

Armand-Jean war das fünfte von sechs Kindern und der jüngste von drei Söhnen. Als er sechs Jahre alt war, verstarb der Vater im Krieg der Katholischen Liga gegen den Hugenottenkönig Heinrich IV. Er lebte mit seiner Mutter seine Mutter Susanne und seinen Geschwistern in Luçon, da König Heinrich III. seinen Vater für militärische Verdienste mit dem Posten des Bischofs von Luçon belohnte und ihm erlaubte, ihn einem Sohn zu übertragen.

Der Ort seiner Geburt ist umstritten, fest steht aber das er am 9. September 1585 geboren wurde und vermutlich in Paris. Späterstieg er zum Kardinal und Minister auf. Er ging in die Geschichte ein als Begründer von Frankreichs Einheit.

Er war von Geburt an kränklich, Einflüsse von innen und außen, nie frei von Schmerzen und Leiden, was stets wieder in Hysterie und Nervenfieber umschlug. Nach dem Tod seines Vaters war die Mutter der einzige Halt in seinen Leben. Selbst die größten Ärzte waren machtlos gegen diese Krankheit, die der Junge hatte. Eine Störung seiner Säfte, die Melancholie hervorruft und dafür gab es keine Arznei. Diese Krankheit wirkt wie ein Irrtum der Natur, der Körper eines Mannes mit den Nerven und der Labilität einer Frau. Man kann die Krankheit zwar lindern, aber sie wird ihm ein ganzes Leben lang begleiten.

Es war eine unruhige Zeit, in die Armand-Jean hinein geboren wurde. Kriege zwischen Katholiken und Hugenotten und ständige Revolten des Adels erschütterten das Land. In Frankreich herrschte Unsicherheit und Anarchie. Marodierende Band en mordeten und plünderten alles was ihm in den Weg kamen. Selbst bis zum Schloss Richelieu kamen die Banditen. Man machte auch für den engsten Vertrauten und Leibdiener der Familie nicht Halt, als er mit den Pachteinnahmen zurückkam. Mit einem Hirschfänger zerstörten sie seine Hand, die Narben blieben ein Leben lang sichtbar.

Schon früh treten bei Armand-Jean neben seiner Kränklichkeit und Sensibilität andere Eigenschaften zu Tage, vor allem seine Fähigkeit, alles was im begegnet sofort zu erfassen und es geistig zu verarbeiten. Eine überragende Intelligenz kündigt sich an für ein Genie, was ein ganzes Jahrhundert seinen Stempel aufdrücken sollte.

Deshalb entschließt sich auch seine Mutter, den neunjährigen Armand-Jean nach Paris zu schicken, wo er in das Collège de Navarre aufgenommen werden sollte und wo er die ihm angemessene Betätigung findet. Als er die Hauptstadt Frankreichs zum ersten Mal sah, erwachte diese gerade aus einen 35järigen Albtraum und vermischte sich mit dem Elend und Niedergang der letzten Jahre. Das Panorama öffnete sich vor den staunenden Augen des Neunjährigen. Paris ist sehr schön, aber auch ein Sündenbabel mit Diebstahl, Unzucht und Plünderei, erklärte man Armand-Jean. Kurze Zeit später trat er dann in das Pariser College von Navara ein, der strengsten Bildungsstätte seiner Zeit. Wer hier aufgenommen wurde, verdankte es dem Einfluss seiner Familie oder einflussreicher Protektion.

College de Navarre

„Für einen Edelmann ist das wichtigste eine sorgfältige Erziehung. Sie werden sich jeden Morgen um fünf Uhr früh hier her begeben und bis fünf Uhr nachmittags hier lernen. Ihrem Seelenheil dient die Teilnahme an der täglichen Messe. Zur Erholung ist am Mittag eine Freistunde vorgesehen. Ich bediene mich ihnen gegenüber zum letzten Mal der Volkssprache. Ab morgen werden Sie die Gespräche ausschließlich in Latein führen, in sechs Monaten werden wir und in der griechischen Sprache und in ein oder zwei Jahren in Hebräisch unterhalten. Vergessen Sie nie, Sie werden jeden Tag ihre Dankbarkeit unseren guten König Heinrich IV. beweisen. In die Klasse, mein Herr.“ Das war die Ansprache des Großmeisters und Rektor der Schule an den jungen Richelieu.

***

Frankreich wurde vom guten König Heinrich IV. regiert. Er gab seinen Land nach langen Kriegen, Religionsstreitigkeiten und Kriminalität die Selbstachtung zurück. Eine vitale, lebensfrohe und ungewöhnlich populäre Gestalt. Die Landbevölkerung ging lange Wege zu Fuß nach Paris, um den König Geschenke aus ihrer Produktion zu bringen. Er trat seinem Land nicht nur als Herrscher, sondern väterlichen Freund gegenüber.

Da man nach den langen Jahren ohne Geld dastand, brachte Heinrich auf die Idee, eine Medici zu ehelichen. Er schickte einen Vertrauten zum Großherzog der Toskana, Ferdinand von Medici, den er 20.000 Florin schuldete. Er bat noch einmal um dieselbe Summe und war dafür bereit, seine Nichte, die „Krämers Tochter“ Maria zu ehelichen.

1599 verlobte sich Heinrich IV. mit Maria de’ Medici, der damals reichsten Erbin des europäischen Kontinents. Nachdem im Dezember die Ehe mit Margarete von Valois durch Papst Clemens VIII. annulliert worden war, konnte die Heirat zwischen Maria und Heinrich stattfinden.

Im Oktober 1600 wurden König Heinrich IV. und Maria von Medici „per procurationem“ verheiratet, das heißt in Abwesenheit von Maria, da sie sich noch auf dem Weg nach Marseille befand, wo sie Anfang Dezember eintraf.

Heinrich IV. als König zu Pferde

Der Dauphin Ludwig wurde am 27. September 1601 in Fontainebleau geboren, dem sein Vater sehr zugetan war. Eine besondere Vorliebe des Königs war sein unerkanntes Auftreten in der Öffentlichkeit seiner Heimat, meist unter dem einfachen Volk, um zu erfahren, wie seine Politik aufgenommen wurde. Er pflegte, wenn er konnte, stets großzügig zu sein, und ersetzte manchem Bauern oder Hirten durch ihn selbst oder seine Leute zerstörtes Land oder verlorenes Vieh.

Seine Frau Maria von Medici wurde am Abend des 13. Mai – drei Tage vor seiner geplanten Abreise – in Saint-Denis gekrönt und gesalbt, damit sie während Heinrichs Abwesenheit die Regierungsgeschäfte mit entsprechender Autorität führen könne.

Einen Tag später begab Heinrich sich mit sechs weiteren Edelleuten ohne Garde auf den Weg zu Maximilien de Béthune. In der Rue de la Ferronnerie, einer engen, schlecht befahrbaren Straße, stellte sich der königlichen Karosse – einer Kutsche mit zwei offenen Schlägen – ein Hindernis in den Weg. Zwei Wagen wollten aneinander vorbei, konnten dies aber nicht, weil die Straße zu schmal war. Die Edelleute stiegen bis auf den Herzog von Montbazon aus, so dass Heinrich völlig ungeschützt war. Dass nur zwei Personen in der Karosse waren, erklärt auch, warum niemand den Königsmörder François Ravaillac hat kommen sehen, der auf den Wagen sprang und mit einem Messer dreimal in die Brust des Königs stieß. Der König starb noch in der Kutsche.

Die Ermordung Heinrichs IV. in Paris am 14. Mai 1610 durch François Ravaillac

Betrauert von ganzen Volk, wird immer in Erinnerung bleiben, dass er am 30. April 1598 als eine seiner größten politischen Entscheidungen das Edikt von Nantes erließ, was dem Religionsfrieden für 87 Jahre sicherte und erst durch Ludwig XIV. auf Betreiben seiner heimlichen Gemahlin mit dem Edikt von Fontainebleau aufgehoben wurde.

***

Wie ging es mit Armand-Jean weiter, der Heinrich IV. noch zu dessen Lebzeiten persönlich kennen gelernt hat? Nach dem Abschluss des Collège de Navarre begann er eine Militärausbildung. Zu dieser Zeit freundete sich Richelieu mit dem Kapuziner Père Joseph an, der zu einem seiner engsten Vertrauten wurde. Hier an der Militärakademie wurden junge Männer aus den feinsten Schichten der Gesellschaft unterrichtet und der zum Manne gereifte Richelieu erhielte hier den letzten Schliff. Von hier aus schien seine Karriere zum Soldaten und zukünftigen Marschall gesichert zu sein. Und er war auch der Liebe sehr zugetan, was mehrere Beziehungen belegen. Er wandte sich aber auch den Kampf um den Verfall der Sitten durch den Adel und dessen Leichtfertigkeit zu und übte daran heftige Kritik. Genauso wie an den nutzlosen Duelle, die vielen hoffnungsvollen jungen Männern das Leben kosteten.

Doch der junge Mann konnte sich nicht lange in Paris an den sorglosen Leben und als feuriger Liebhaber erfreuen. Im Sommer des Jahres 1607 wurde er völlig überraschend von seiner Mutter nach Hause gerufen. Sein älterer Bruder, Alphonse-Louis du Plessis de Richelieu wollte das Amt des Bischofs von Luçon nicht annehmen und in den Kartäuserorden eintreten.

Wenn man das vom König verliehene Amt aufgeben würde, würde das die Familie in die Armut führen. Es blieb Richelieu nichts anderes übrig, als das Amt selbst zu übernehmen und er begann Theologie am Kolleg Sorbonne zu studieren. Er wurde dort

Associate, dann Prior und Schulleiter.

Blick auf das Sorbonne College im Jahr 1550

Alles änderte sich jetzt im Leben von Richelieu. Nach dem hastigen und in aller absolvierten Theologie Studium wurde er Bischof von Luçon. Er ersuchte um den Dispens, der für sein Alter unerlässlich war, beim Papst. Pius V. sonst verschlossen und wenig umgänglich gewährte es, auch auf Empfehlung von Heinrich IV. Der Papst war beeindruckt von den Wissen Richelieus, der aus dem Gedächtnis eine Predigt wortwörtlich wiederholen konnte. Und es war noch ungewöhnlicher, über dasselbe Thema eine neue Predigt zu machen. Richelieu machte Pius das Geständnis, dass er sein Alter um ein paar Jahre älter gemacht hat, indem er das Taufzeugnis fälschte. Doch der Heilige Vater war überzeugt, dass Richelieu seinem Alter weit voraus war, und verzieh ihm. Er nannte das diplomatische Geschick. „Ihr Aufstieg wird steil sein und Sie werden ein großer Schurke werden“, sagte Pius und erteilte seinen Segen.

Von Rom aus kehrte der junge Bischof nach Paris zurück, um am Hof Heinrich IV. neue Erfahrungen zu machen, wo er auch die Königin Maria de Medici kennenlernte.

Pius V. in einer Darstellung von El Greco

Maria de’ Medici im Krönungsornat, Gemälde von Frans Pourbus dem Jüngeren, 1611

Als Bischof

Mit 21 Jahren wurde Richelieu im April 1607 von Papst Paul V. zum Bischof von Luçon geweiht danach promovierte er in Paris und wurde dreifacher Doktor. Heinrich IV. lobte seine Predigten und überschüttete ihm mit Lob. Doch nach seinem Tod, als man ihm nicht so beachtete und sein Genie bewunderte, verfiel er wieder in seine alte Krankheit, dem nicht zu bändigen Nervenfieber. „Ich bin nicht dumm genug, um damit zufrieden zu sein“, sagte er seinen alten Leibdiener, der ihm auf seinen Reisen begleitete. „Was ist das für ein Hof, wo man redet um nicht verstanden zu werden und für Heinrich IV. denn Hofnarren gespielt zu haben. Ich habe alles verloren, meinen kämpferischen Geist, meinen scharfen Verstand, die Militär Karriere und wofür? Ich will Macht und Ansehen und nicht das, was ich jetzt tue. Doch welche Stellung kann man mir anbieten, wo ich meine Fähigkeiten voll entfalten kann? Ich bin lieber der erste Mann in Lucon, als ein drittklassiger Höfling in Paris. Wir kehren zurück“, sagte Richelieu seinen Leibdiener.