Es begann in der Kapelle - Stefanie Valentin - E-Book

Es begann in der Kapelle E-Book

Stefanie Valentin

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Beschreibung

Mit viel Herz und Verstand geht die Heimat-Heidi zur Sache, denn sie ist eine schöne Wirtin voller Tatendrang, die ihren Gästen und Mitmenschen jederzeit hilfreich zur Seite steht. Unterstützt, wenn auch nicht unbedingt immer in ihrem Sinne, wird Heidi dabei von ihrer nicht ganz volljährigen Tochter Steffi, einem feschen Mädel mit losem Mundwerk, und ihrer Mutter Luise, die keineswegs gewillt ist, kürzerzutreten und Heidi mit der Leitung des Bergerhofs alleinzulassen. Für schwungvollen, heiteren Familienzündstoff ist also bei aller Herzenswärme unserer Titelheldin jederzeit gesorgt! »Du, Heidi?« »Ja?« »Der Ulmer Bilderrestaurator ist jetzt schon den zweiten Tag net zum Mittagessen gekommen«, sagte Luise, »dabei hat er mir einen halben Tag lang von Topfennudeln, Quarktaschen und was weiß ich allem vorgeschwärmt.« Die Bergerhof-Heidi nickte. »Ja, ich weiß. Allerdings könnt' es sein, daß er inzwischen hier bei uns eine andere Leidenschaft entdeckt hat.« »Welche denn?« »Er ist jetzt schon den dritten Tag zur alten Leonhardt-Kapelle gegangen«, antwortete Heidi. »Und was macht er da«, erwiderte Luise, »die Kapelle ist doch total verfallen.« »Also, das stimmt net«, Heidi schüttelte den Kopf, »verfallen ist die Kapelle net. Ein bisserl an der Oberfläche angekratzt ist sie schon, ja, aber die ganze Substanz ist noch da.« »Bist du sicher? Man sieht die Kapelle doch so gut wie gar net, alles ist zugewachsen.« Luise sah skeptisch drein. Heidi nickte. »Ja, ich bin sicher, daß die Kapelle net verfallen ist.

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Heimat-Heidi – 58 –

Es begann in der Kapelle

… ein Glück, an das er nicht glauben mochte

Stefanie Valentin

»Du, Heidi?«

»Ja?«

»Der Ulmer Bilderrestaurator ist jetzt schon den zweiten Tag net zum Mittagessen gekommen«, sagte Luise, »dabei hat er mir einen halben Tag lang von Topfennudeln, Quarktaschen und was weiß ich allem vorgeschwärmt.«

Die Bergerhof-Heidi nickte. »Ja, ich weiß. Allerdings könnt’ es sein, daß er inzwischen hier bei uns eine andere Leidenschaft entdeckt hat.«

»Welche denn?«

»Er ist jetzt schon den dritten Tag zur alten Leonhardt-Kapelle gegangen«, antwortete Heidi.

»Und was macht er da«, erwiderte Luise, »die Kapelle ist doch total verfallen.«

»Also, das stimmt net«, Heidi schüttelte den Kopf, »verfallen ist die Kapelle net. Ein bisserl an der Oberfläche angekratzt ist sie schon, ja, aber die ganze Substanz ist noch da.«

»Bist du sicher? Man sieht die Kapelle doch so gut wie gar net, alles ist zugewachsen.« Luise sah skeptisch drein.

Heidi nickte. »Ja, ich bin sicher, daß die Kapelle net verfallen ist. Aber wenn du diesbezüglich Fragen hast, dann kannst den Hannes Bürgler ruhig danach fragen, der gibt dir garantiert gern Auskunft.«

Luise nickte. »Ja, freundlich ist er, der Herr Bürgler aus Ulm, sehr freundlich sogar. Seine Großeltern, hat er mir erzählt, sind früher oft in Vorderstein auf Urlaub gewesen. Noch beim alten Kirchenwirt. Wieso er net da hin, sondern zu uns gekommen ist, das weiß ich allerdings net.«

»Das kann ich dir aber sagen.« Heidi lächelte.

»So? Warum denn?« Luise sah ihre Schwiegertochter fragend an.

»Er hat von unserer guten Küche gehört«, antwortete die lachend, »und da hat er gemeint, er könnt’ sich den Umweg von Vorderstein her zu uns sparen und hat sich da bei uns einquartiert.«

»Ist das dein Ernst? Da schau her«, murmelte Luise, »ein sehr feiner Mensch, der Herr Bürgler, ein sehr feiner Mensch.«a

»Und dann kommt er mittags net zum Essen.« Heidi schüttelte theatralisch den Kopf.

»Genau«, sagte Luise, »vor allem, wo ich mich extra auf ihn eingestellt hab’.«

»Was hast ihm denn vorsetzen wollen?«

»Er hätt’ einen Schweinsbraten bekommen können«, antwortete Luise, »dazu Kraut auf drei verschiedene Arten, außerdem Semmelknödel, Kartoffelkloß und einen feinherben Weißwein hätt’ ich für ihn gehabt.«

Da lachte Heidi und zeigte nach draußen.

»Dann kannst es ihm gleich vorsetzen«, sagte sie, »der Hannes kommt nämlich grad’. Er schaut aus, als wenn er wieder einmal bei der Leonhardt-Kapelle gewesen wär’.«

»Dann bring’ ihn doch einmal herein zu mir«, sagte Luise.

»In die Küche?« Heidi sah ihre Schwiegermutter erstaunt an. Im allgemeinen mochte die nämlich nicht, wenn wer in ihrer Küche saß und ihr quasi auf die Finger sah.

Luise nickte. »Ja, bring’ ihn nur, ich werd’ ihm anbieten, da in der Küche zu essen. Danach weiß ich mehr über ihn.«

Heidi lächelte. »Dann willst ihn also deiner ganz speziellen Prüfung unterziehen, oder?«

Luise wiegelte den Kopf. »So würd’ ich’s net grad’ nennen, aber schauen, was für ein Charakter er ist, das möcht’ ich dabei schon.«

»Und das kannst alles, wenn er da bei dir in der Küche sitzt?« Heidi sah skeptisch drein. »Er ist ein eher ruhiger Mensch, der Hannes. Keiner, der sein Herz auf der Zunge trägt. Ausfragen wird er sich net lassen.«

Doch Luise nickte. »Ich denk’ schon, daß ich mich mit ihm unterhalten werd’ und daß ich danach mehr über ihn weiß.« Dann lächelte sie. »Es wär’ der erste, der mir nix über sich sagen würd’, auch wenn er net weiß, daß er es tut…!«

*

Hannes Bürgler war vierzig Jahre alt, lebte seit seinem vierzehnten Lebensjahr in Ulm, wo ihm seine Großeltern inzwischen ein sehr schönes Haus und eine fein eingerichtete Werkstatt überlassen hatten, denn auch sein Großvater Ambros Bürgler hatte als Gemälde-Restaurator gearbeitet und einen guten Ruf genossen.

Hannes war bei seinen Großeltern aufgewachsen, nachdem seine Eltern bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen waren.

Hannes hatte seine Großeltern sehr gemocht, vor allem seinem Großvater war er sehr zugetan gewesen. Er hatte sogar dessen Beruf ergriffen, arbeitete als freiberuflicher Restaurator für verschiedene Museen und er liebte seine Arbeit sehr.

Hannes war beliebt, seine Freunde schätzten seine Zuverlässigkeit und bei den Madeln mochte man seinen Humor, wenn er auch noch keiner gestattet hatte, richtig nah an ihn heranzukommen.

Jutta Borner, eine Realschullehrerin aus Ulm, hatte sich in den Kopf gesetzt, bei Hannes zu landen und eine Zeitlang hatte es auch so ausgesehen, als habe sie Erfolg, doch irgendwann hatte Hannes sich deutlich zurückgezogen und seitdem waren Juttas Versuche, weiteres Interesse seinerseits zu erwecken, von wenig Erfolg begleitet.

Hannes war groß und sportlich gebaut, er hatte dunkelblonde Haare, graugrüne Augen und ein nettes Äußeres. Schon seit Jahren war er nicht mehr in Urlaub gefahren, dieses Jahr hatte er sich entschlossen, drei Wochen Urlaub zu machen und sein Weg hatte ihn ins Oberallgäu geführt, wo er im Bergerhof abgestiegen war, wo er sich äußerst wohl fühlte.

Als er an jenem Tag ein wenig nach der Mittagszeit, es war fast vierzehn Uhr, zurück zum Bergerhof kam, kam er, wie Heidi es schon vermutet hatte, von der Leonhardt-Kapelle, die er einmal ganz und gar zufällig auf dem Weg zum kleinen Rabenkopf gefunden hatte.

Er hatte es durch die Bäume hell schimmern sehen, war seiner Neugierde gefolgt und hatte vor einer alten Kapelle gestanden, die er als solche nicht gleich erkannt hatte.

Erst als er in der Kapelle gewesen war, die Eingangstür hing locker im Rahmen, da wurde ihm allmählich bewußt, daß er in einer Kapelle stand, was er Heidi abends erzählt hatte.

Die hatte sich beschreiben lassen, wo er das alte Gemäuer gefunden hatte.

»Die Leonhardt-Kapelle«, hatte sie gesagt, »sie hat einmal einigen Bauernfamilien mit ihren Sennern, denen der Weg hinunter ins Tal zu weit war, als Gotteshaus gedient. Sonntags kam alle drei oder vier Wochen einmal der Hochwürden, sonst hatte er seinen Kaplan geschickt oder die Bauern haben eigenständig ein bisserl gebetet.«

Da hatte Hannes Bürgler genickt.

»Und irgendwann hat die Kapelle dann ihre Funktion verloren«, hatte Hannes ergänzt, »die Bauern waren motorisiert, fuhren am Sonntag ins Tal zur Messe, aber und an hat ein Senn die Kapelle noch mal besucht, und irgendwann hatte sie ihre Funktion dann verloren.«

Die Bergerhof-Heidi hatte gelächelt. »Du kennst dich aus.«

»Ich hab’s schon hin und wieder so erlebt«, hatte Hannes erwidert.

Als Heidi ihn an jenem Tag in die Küche bat, und sagte, ihre Schwiegermutter wolle mit Hannes einige Worte wegen des Essens wechseln, da hatte der plötzlich nicht mehr so nachdenklich dreingesehen und war zu Luise in die Küche gegangen.

»Ich wollt mich bei Ihnen wegen des Essens eh schon bedanken«, sagte Hannes, »das Essen ist ausgezeichnet. Ich koche selbst sehr gerne und…!«

»Also den einen oder anderen Kniff werd’ ich Ihnen verraten«, erwiderte Luise, »aber net lang’ über Rezepte diskutieren. Ich hab’ heut’ für Sie etwas ganz Besonderes vorbereitet. Schweinsbraten auf meine Art, dazu Kraut auf verschiedene Arten zubereitet mit Knödel und Kloß. Wenn Sie gegessen haben, das können S’ übrigens da bei mit in der Küche, verrat’ ich Ihnen dann das eine oder andere.«

Hannes reagierte erstaunt. »Ich darf bei Ihnen in der Küche essen? Das wundert mich. Ich hab’ mich schon gewundert, daß ich Ihr Heiligtum überhaupt hab’ betreten dürfen und…!«

»Also, jetzt paß einmal auf«, sagte Luise, »ich bin die Luise und ich werd’ dich Hannes nennen, weil du so heißt. Mit Leuten, die bei mir in der Küch’ hocken, red’ ich net geschwollen. Ich bitt’ auch nur den herein, wo ich mein’, daß er mein Essen zu schätzen weiß.«

Um Hannes’ Mundwinkel lag ein schmales Lächeln, schließlich nickte er.

»Ich fühle mich sehr geschmeichelt«, murmelte er schließlich.

»Du sollst dich net geschmeichelt fühlen, erzähl’ mir lieber was von der Leonhardt-Kapelle«, erwiderte Luise. »Du gehst jeden Tag hin? Das ist doch immer ein Riesenweg.«

»Ich muß hin«, antwortete Hannes Bürgler, »selbst wenn ich mir vornehm’, woanders hin zu gehen, ich land’ automatisch immer wieder bei der Kapelle.«

»Was ist denn so interessant an dem alten Gemäuer?« wollte Luise wissen.

»Oje.« Hannes lachte. »Was ist interessant an alten Dingen? Das Einmalige? Das unwiderruflich Verlorene, wenn es zu existieren aufgehört hat? Für mich spielen die Menschen, die damit umgegangen sind, eine große Rolle. Diejenigen, die die alte Kapelle erbaut haben, zum Beispiel, oder die, die sie ausgestattet haben oder die, für die sie gebaut worden ist.«

Luise lächelte. »Bist vielleicht ein Romantiker?«

Hannes zuckte mit den Schultern. »Möglicherweise ja.«

»Wieso bist eigentlich ohne Frau gekommen?« wollte Luise wissen, als sie ihm den Tisch deckte, »ein junger Bursch wie du, der reist doch net allein?«

»Die Frauen sind ein Kapitel für sich«, antwortete Hannes.

»Hast Probleme mit ihnen?« wollte Luise wissen.

Hannes schüttelte den Kopf. »Nein, Probleme hab’ ich keine mit ihnen.«

»Aber…?«

»Aber noch ist mir keine über den Weg gelaufen, mit der ich längere Zeit hätt’ zusammensein können«, erwiderte Hannes.

»Aha«, murmelte Luise, »das hieß, daß du kein Madel hast, beziehungsweise keines auf dich wartet.«

»So ist es«, bestätigte Hannes Bürgler.

Luise hatte ihm gerade das Essen gebracht, dazu eine Flasche Wein.

»So«, sagte sie, »jetzt iß mal und ich stör’ dich net dabei. Erst wenn du fertig bist, reden wir weiter. Eine Überraschung gibt’s als Nachtisch. Es wird allerdings net verraten, was es ist, das mußt raten…!«

*

»Wenn du nix dagegen hast«, überraschte Heidi Hannes am nächsten Tag beim Frühstück, »dann würd’ ich gern einmal mit dir zu der Leonhardt-Kapelle gehen.«

Hannes frühstückte in der alten Gaststube und er wohnte auch im alten Teil des Bergerhofes. Das Ambiente des Alten lag ihm eher und er fühlte sich hier sehr wohl.

Hannes war total erfreut. »Ist das dein Ernst?«

Heidi nickte. »Ja, es ist mein Ernst?«

»Natürlich hab’ ich nichts dagegen«, antwortete Hannes. »Ganz im Gegenteil. Vielleicht kannst du mir die eine oder andere, mir noch nicht bekannte, Einzelheit erzählen.«

»Über die Kapelle«, fragte Heidi.

»Ja«, Hannes nickte, »ich denk’, daß noch manches bekannt ist, aber keiner denkt, daß es wichtig ist.«

»Wichtig?« Heidi sah den netten Restaurator fragend an.

»Ja«, antwortete der, »vielleicht kennst du die eine oder andere Bauernfamilie, die in der Nähe der Kapelle wohnt. Die haben oft Unterlagen über derartige Kapellen, ohne daß sie es wissen oder ohne daß sie wissen, daß die Unterlagen wichtig sind.«

»Wenn es üblich war, daß die Familien Unterlagen darüber hatten, dann könnte der Beerbauer welche haben«, sagte Heidi. »Der alte Beerbauer, also der Großvater, ist ein gescheiter Mann, zu dem die anderen Bauern heut’ noch gehen, wenn sie etwas wissen wollen.«

»Vielleicht könnten wir den Beerbauer ja einmal besuchen«, schlug Hannes vor.

Heidi nickte. »Das ist kein Problem, zumal der Beerbauerhof am nächsten zur Leonhardt-Kapelle liegt.«

»Etwas Interessantes hab’ ich dort inzwischen entdeckt«, erwiderte Hannes.

»Aha, und was?«

»Wahrscheinlich ist die Urkapelle älter, als man mir beim

Pfarramt in Vorderstein angegeben hat«, antwortete Hannes.

»Du warst beim Pfarramt?« wollte Heidi wissen.

»Natürlich«, antwortete Hannes, »ich kann doch nicht einfach in einer stillgelegten Kapelle herumhantieren. Da muß mir schon wer die Genehmigung geben.«

»Und die hat das Pfarramt dir gegeben?«

»Der Kaplan«, antwortete Hannes, wobei er lächelte. »Das ist ein sehr angenehmer Mann. Ohne viel Getue hat er gemeint, ich sollt’, wenn irgend möglich, nix kaputtmachen, am gescheitesten wär’, ich würd’ etwas Wichtiges und Interessantes endecken. Dann wär’ man mir erstens dankbar und zweitens würd’ man mir dann auch offizielle Genehmigungen geben und zwar sehr rasch.«

»Und jetzt hast endeckt, daß die Kapelle älter ist?« Man sah Heidi an, daß sie dieses nicht recht glaubte.

Hannes nickte. »Es gibt einige ganz sichere Anzeichen dafür. Ich… ich wollt’ heute eigentlich einmal ein bisserl an den Wänden und möglicherweise auch an der Decke kratzen.«

»Und warum?«

»Möglicherweise ist ein Deckengemälde versteckt«, antwortete Hannes Bürgler, »oder an den Wänden hat ein bekannter Künstler seine Handschrift hinterlassen.«

»Meinst du das im Ernst?« Diesmal stellte Heidi diese Frage.

Hannes nickte. »Ja, das meine ich im Ernst. Und dann wär’s nicht nur eine einfache Feld-, Wald- und Wiesenkapelle, die einmal ein paar Bauern für sich und ihre Almleut’ gebaut haben, sondern dann wär’s was von kulturhistorischer Bedeutung.«

Heidi atmete tief durch. »Jetzt laß ich dich erst einmal fertig frühstücken. Wann etwa gehst du? Daß ich dann auch fertig bin.«

Hannes sah auf die Uhr.

»Ich geh’ nie vor neun«, antwortete er dann, »weil vorher die Sonne nicht so steht, daß ich das sehen kann, was ich sehen möchte.«

»Dann bin ich um neun Uhr abgehbereit, ich freu’ mich«, sagte Heidi, dann lächelte sie Hannes Bürgler freundlich an.

»Ich auch«, sagte der, dann widmete er sich wieder seinem Frühstück.

*

Anne Beerbauer war dreiundzwanzig Jahre, hatte wunderschöne haselnußbraune Augen und ebenso dunkles Haar, das ihr wellig über die Schultern fiel. Darüberhinaus hatte sie eine tolle Figur, war bei ihren Freunden wegen ihrer lustigen Art sehr beliebt, und wann immer sie Gelegenheit hatte, lachte sie oft und gerne.

Sie war ausgebildete Kindergärtnerin, arbeitete im Vordersteiner Kindergarten, der der Kirche angeschlossen war, und sie war vor drei Monaten zur stellvertretenden Leiterin des Kindergartens bestellt worden.

Anne kam an jenem Tag um die Mittagszeit nach Hause, sie stürmte ins Haus, umarmte ihren Großvater, küßte ihn auf die Wange und setzte sich dann an den Mittagstisch, erst dann lächelte sie ihre Eltern an und sagte. »Grüß Gott.«