Mizzis Erbschaft sorgt für Wirbel - Stefanie Valentin - E-Book

Mizzis Erbschaft sorgt für Wirbel E-Book

Stefanie Valentin

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Beschreibung

Mit viel Herz und Verstand geht die Heimat-Heidi zur Sache, denn sie ist eine schöne Wirtin voller Tatendrang, die ihren Gästen und Mitmenschen jederzeit hilfreich zur Seite steht. Unterstützt, wenn auch nicht unbedingt immer in ihrem Sinne, wird Heidi dabei von ihrer nicht ganz volljährigen Tochter Steffi, einem feschen Mädel mit losem Mundwerk, und ihrer Mutter Luise, die keineswegs gewillt ist, kürzerzutreten und Heidi mit der Leitung des Bergerhofs alleinzulassen. Für schwungvollen, heiteren Familienzündstoff ist also bei aller Herzenswärme unserer Titelheldin jederzeit gesorgt! »Mizzi…!« Josefa Hallers Atem ging sehr schwer. Sie lag tief in Kissen gebettet in ihrem Bett und sah zu einem jungen Mädchen auf, das sich besorgt über sie beugte. »Was ist denn, Bäuerin?« fragte das junge Mädchen. »Wenn ich bald nimmer bin«, hauchte Josefa Haller, man konnte sie kaum verstehen, so leise redete sie, »dann… dann ist doch für dich gesorgt. Dir muß vor der Zukunft net bang sein. Ich hab' dir nämlich was hinterlassen, das…!« »Jetzt hörst auf zu reden«, erwiderte Mizzi, »das strengt dich nur an. Und Anstrengung, das weißt du doch selbst, hat der Doktor dir verboten.« Da huschte ein Lächeln um die welken Lippen Josefas und sie legte eine Hand auf Mizzis Hand, die auf der Bettkante saß und Josefa mit einem feuchten Tuch den Schweiß von der Stirn wischte. »Kind«, seufzte Josefa, ihre Stimme klang ein klein wenig kräftiger als vorher, »daß du damals auf den Hof gekommen bist, war das Beste, was mir im ganzen Leben passiert ist.« »Du sollst doch net soviel reden, Bäuerin«, erwiderte Mizzi, der man ansah, wie besorgt sie um die Josefa war. »Es ist eh gleich«, erwiderte die schwer atmend, »ob ich red' oder net, es ändert sich nix mehr an meinem Zustand.« Mizzis Augen schimmerten plötzlich feucht, dann rann eine Träne über ihr hübsches Gesicht.

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Heimat-Heidi – 3–

Mizzis Erbschaft sorgt für Wirbel

Kann sie Berni trauen?

Stefanie Valentin

»Mizzi…!« Josefa Hallers Atem ging sehr schwer. Sie lag tief in Kissen gebettet in ihrem Bett und sah zu einem jungen Mädchen auf, das sich besorgt über sie beugte.

»Was ist denn, Bäuerin?« fragte das junge Mädchen.

»Wenn ich bald nimmer bin«, hauchte Josefa Haller, man konnte sie kaum verstehen, so leise redete sie, »dann… dann ist doch für dich gesorgt. Dir muß vor der Zukunft net bang sein. Ich hab’ dir nämlich was hinterlassen, das…!«

»Jetzt hörst auf zu reden«, erwiderte Mizzi, »das strengt dich nur an. Und Anstrengung, das weißt du doch selbst, hat der Doktor dir verboten.«

Da huschte ein Lächeln um die welken Lippen Josefas und sie legte eine Hand auf Mizzis Hand, die auf der Bettkante saß und Josefa mit einem feuchten Tuch den Schweiß von der Stirn wischte.

»Kind«, seufzte Josefa, ihre Stimme klang ein klein wenig kräftiger als vorher, »daß du damals auf den Hof gekommen bist, war das Beste, was mir im ganzen Leben passiert ist.«

»Du sollst doch net soviel reden, Bäuerin«, erwiderte Mizzi, der man ansah, wie besorgt sie um die Josefa war.

»Es ist eh gleich«, erwiderte die schwer atmend, »ob ich red’ oder net, es ändert sich nix mehr an meinem Zustand.«

Mizzis Augen schimmerten plötzlich feucht, dann rann eine Träne über ihr hübsches Gesicht. Sie war als fünfzehnjähriges Mädchen auf den Föhrenhof gekommen, das war vor sieben Jahren gewesen, seitdem lebte sie dort.

Der Josefa, sie war damals schon siebenundsiebzig, war sie vom ersten Tag an ans Herz gewachsen und wie eine Enkelin gewesen. Nicht einmal hatte es ein böses Wort zwischen den beiden gegeben, immer war die Mizzi der Josefa gegenüber sehr respektvoll, äußerst vertraut und liebenswürdig gewesen.

Mizzi war ein sehr hübsches Mädchen, zierlich, mit brünetten Haaren, braunen Augen und einem wunderschönen Lächeln, das der Josefa immer so gut gefallen hatte.

Mizzi war aufgestanden, holte eine Schnabeltasse Tee und ließ Josefa trinken. Deren Augen folgten dem jungen Mädchen auf Schritt und Tritt, dann hob sie ein wenig ihre Hand und sagte mit müde klingender Stimme: »Komm, Mizzi, setz dich zu mir. Wir müssen miteinander reden.«

»Aber, Bäuerin, du sollst doch net…!«

»Wir müssen, Kind«, erwiderte Josefa mit schwacher Stimme, »wir müssen reden, gar so viel Zeit bleibt mir nämlich nimmer.«

Mizzis Augen schimmerten wieder feucht, als sie sich auf die Bettkante setzte und nach Josefas Hand griff. Die fühlte sich kalt an, deshalb legte Mizzi ihre andere Hand obendrauf.

»Wenn das Begräbnis war«, hauchte Josefa, »dann… dann wirst du Nachricht vom Notar Blader bekommen. Der ist in Oberstdorf, da wirst du dann hinmüssen, wenn die Testamentseröffnung ist. Es kann sein, daß du ein bisserl überrascht sein wirst, aber es ist alles richtig so, wie ich’s verfügt hab’.«

»Aber, Bäuerin«, Mizzi wischte sich eine Träne ab, »ich will doch nix von dir haben. Ich will nur, daß du gesund wirst und aufstehst. Du willst doch wieder draußen auf der Bank sitzen und hinausschauen in die Allgäuer Bergwelt. Auf den Geierstein und die Rabenköpf’, da bist du doch immer gern hingegangen.«

»Oje, Kind.« Die Josefa lächelte matt. »Das ist vorbei. Ich wollt’ dir aber noch was sagen. Wenn der Windinger-Max kommt, und wieder herumtönt, dann laß ihn reden wie er will. Mach dir einfach nix draus. Er ist wie er ist, den änderst du nimmer.«

Im gleichen Moment hörte man draußen die Haustür zuschlagen und eine laute Stimme rufen: »Ist denn niemand da?«

Josefa lächelte wieder. »Siehst, wenn man vom Unglück redet, dann ist’s schon da. Geh hinaus und begrüß’ ihn. Wenn sich’s irgendwie richten läßt, dann bring ihn net herein.«

Mizzi stand nur ungern auf, das war unschwer zu erkennen. Doch schließlich ließ sie Josefas Hand los, deckte die alte Bäuerin noch mal richtig zu und ging dann in Richtung Tür.

»Ich bin gleich zurück, Bäuerin«, sagte sie und lächelte Josefa zuversichtlich an.

Als sie in die Stube kam, stand dort ein großes Mannsbild und starrte die zierliche Mizzi von oben herab an.

»Was macht sie?« fragte Max Windinger, ohne vorher zu grüßen. »Ist’s bald zu End’ mit ihr?«

Mizzi hatte sich immer geärgert, wenn er gekommen war und gefragt hatte, wie es der Josefa gehe. Zum einen, weil er nie aus Sorge um Josefa gefragt hatte, zum anderen, weil er nie Josefas Namen ausgesprochen, sondern immer nur ›sie‹ gesagt hatte. Eine persönliche Anrede gehörte Mizzis Ansicht nach zur Würde jedes Menschen. Vor allem dann, wenn derjenige, der dies mißachtete, einmal alles erben würde.

Und Max Windinger würde einmal alles erben, das stand fest. Er war der einzige lebende Verwandte, ein Neffe von Josefas längst verstorbenem Mann und es gab niemand, der vernünftige Zweifel an der Erbschaft Max Windingers gehabt hätte.

»Die Bäuerin schläft«, sagte Mizzi leise.

»Soso«, um so lauter redete der Windinger, »schlafen tut sie also. Dann ist sie bald wohl wieder auf dem Damm, wie?« Wie er es aussprach, hörte es sich wie ein Vorwurf an.

»Ich werd’ mal nach ihr schauen«, bellte er, dann schob er Mizzi, die vor der Tür zu Josefas Schlafstube stehengeblieben war, mit einer Handbewegung beiseite.

Mizzi wollte gerade noch sagen, er solle bitte leise sein, da vibrierte seine Stimme schon durch das Zimmer.

»Na, Tante?« dröhnte er. »Wie schaut’s denn aus? Kribbelt’s noch in den Füßen oder sind sie schon kalt?« Dann lachte er, beugte sich übers Bett und starrte die Josefa an, als wolle er fachmännisch prüfen, ob sie noch mal auf die Beine komme.

Mizzi wäre fast das Herz stehen geblieben, so regte sie sich über die Worte Max Windingers auf. Dessen Unverschämtheiten waren einfach nicht mehr zu überbieten.

Dann, Mizzi hatte fast darauf gewartet, nahm er eine Zigarre, biß die Spitze ab, spuckte sie neben das Bett, zündete sie an und paffte den Qualm in dichten Wolken in die Luft des Zimmers.

»Ich hab’ dir doch schon oft gesagt, daß der Doktor net will, daß hier bei der Josefa geraucht wird«, versuchte Mizzi seinem Tun Einhalt zu gebieten.

»Du hast mir nix zu sagen«, erwiderte der große und kräftige Windinger, »und was der Doktor sagt, interessiert mich net.«

Er hatte Hände wie Topfdeckel und daß er zuzupacken verstand, sah man ihm deutlich an. An seinem energischen Gesichtsausdruck sah man auch, daß er nicht gewohnt war, Widerspruch entgegenzunehmen. Und wenn er ihn doch bekam, dann konnte er grob werden.

»Aber der Josefa bekommt der Rauch net«, versuchte Mizzi noch einmal, Einfluß auf Max Windingers Tun zu nehmen.

Doch den beeindruckte das überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil, eine seiner Riesenpranken packte Mizzi am Arm, brachte sie zur Tür und schob sie hinaus.

»Herausen bleibst, wenn ich bei der Tante bin«, fuhr er sie an. »Sieh zu, daß du mir einen Hausbrand herbeischaffst. Die Tante hat immer einen guten Zwetschen­brand gehabt. Irgendwo wirst ja wohl noch einen auftreiben können.«

Mizzi mußte wohl oder übel die Stube verlassen. Das gefiel ihr gar nicht, denn sie wußte nun nicht, was drinnen passierte, und dem Windinger traute sie alles Mögliche zu.

In ihrer Not rannte sie zum Telefon und rief zuerst Dr. Rauh, den behandelnden Arzt an. Er war jedesmal sehr rasch zur Stelle gewesen, wenn Mizzi ihn zur Josefa gerufen hatte. Sie bat ihn zu kommen, weil der Windinger da sei und sich in Josefas Zimmer eine Zigarre angezündet habe. Außerdem habe er sie aus dem Zimmer geschickt.

»Jetzt ist er ganz allein mit der Bäuerin«, murmelte das zierliche Mädchen mit ängstlich klingender Stimme.

»Ich bin gleich da«, antwortete Dr. Rauh.

Er praktizierte und wohnte in Vorderstein, zum Föhrenhof der nächstgelegene Ortsteil der Gemeinde Alptal.

Als Mizzi den Hörer aufgelegt hatte, dachte sie einen Augenblick nach, schließlich nahm sie den Hörer erneut von der Gabel und wählte eine weitere Nummer im Bereich des Ortsnetzes.

»Die Luise vom Berger-Gasthof muß kommen«, murmelte sie vor sich hin, »die kann dem Windinger noch am ehesten von allen Einhalt gebieten.«

*

»Grad’ hat die Mizzi vom Föhrenhof angerufen«, sagte die Berger-Luise zu ihrer Schwiegertochter, »der Josefa scheint’s net gar so gut zu gehen. Außerdem ist der Windinger gekommen und qualmt wieder mal in Josefas Zimmer, obwohl das absolut verboten ist. Ich werd’ hinüberfahren. Die Mizzi sagt, die Josefa hätt’ auch nach mir gefragt.«

»Richt meine Grüße aus«, erwiderte Heidi Berger, »ich komm’ nach, wenn die Gerti da ist. Ganz allein’ will ich’s Gasthaus net lassen.«

»Du brauchst net nachkommen«, sagte Luise, »du warst doch erst gestern drüben bei der Josefa. Es ist halt der Kreislauf des Lebens, daß es mal zu Ende geht. Und die Josefa ist immerhin schon vierundachtzig.« Dann atmete sie tief durch und ihr Gesichtsausdruck wurde kantiger. »Was mich fuchsteufelswild macht, ist der Windinger. Dieses grobe Mannsbild.«

»Paß auf«, warnte Heidi ihre Schwiegermutter, »der Kerl ist zu allem fähig. Der kann auch gewalttätig werden, wenn er meint, net das zu bekommen, was er gern hätt’.«

Luise Berger nickte. »Du sprichst die Erbschaft an? Ja, da hast recht. Wenn die Josefa den Hof net ihm vererbt hat, dann kann er grob werden.«

»Er kann net nur«, erwiderte Heidi, »er würd’. Der Windinger läßt sich von niemand die Butter vom Brot nehmen, vor allem dann net, wenn er das Brot mehr oder weniger schon verspeist hat.«

»Was willst du damit denn sagen?« Luise sah ihre Schwiegertochter fragend an.

»Na, er bietet den zum Hof gehörenden Wald rundherum doch schon an wie Sauerbier«, antwortete die.

»Das gibt’s doch gar net«, murmelte Luise kopfschüttelnd, dann verließ sie das Gasthaus, ging zu ihrem Wagen, einem VW-Käfer-Cabriolet, dessen Verdeck sie im Sommer nie schloß, stieg ein und fuhr das Grottental hinunter auf die Hauptstraße, die von Oberstdorf nach Hindelang führte, bog ins nächste Seitental wieder ein und nach einer Viertelstunde war sie am Föhrenhof.

Max Windingers Mercedes stand quer auf dem Hof, allein daran erkannte man seine protzige Art.

Luise stieg aus, ging ins Haus, begrüßte kurz Mizzi, die weinte und stumm zur Tür zu Josefas Zimmer zeigte.

Luise betrat das Zimmer ohne anzuklopfen.

»Ich hab’ dir doch gesagt, daß ich dich net hier haben will«, raunzte Max Windinger sie an, erst dann erkannte er, daß es nicht die Mizzi, sondern Luise war.

Die ging auf ihn zu, er stand vor einer geöffneten Kommode, in der er offensichtlich gewühlt hatte, und hielt Papier in seiner Hand. Luise nahm ihm die Zigarre aus dem Mund, ging zum Fenster, öffnete es und warf die Zigarre hinaus, dann zeigte sie zur Tür.

»Raus hier«, fuhr sie ihn an, »und wenn du nur einen Ton dagegen sagst, dann lernst mich kennen und zwar richtig.«

»Hehehe…!« Max Windinger hob abwehrend beide Hände. Zuerst schien es so zu sein, als wenn er zornig reagieren würde, doch dann grinste er. »Du bist noch immer gleich wie früher. Kratzbürstig und…!«

»… kompromißlos«, ergänzte Luise den Satz, »wenn du das sagen wolltest, dann hast du recht. Also, schleich dich, Windinger, und wenn ich dich noch mal hier bei der Josefa rauchen seh’, dann drück’ ich dir die Zigarre mitten auf der Stirn aus.«

Als das grobschlächtige Mannsbild die Krankenstube verlassen hatte, ging Luise Berger zu Josefa, die noch blasser als vorher wirkte. Die Wangen waren eingefallen, doch als sie die Augen öffnete, lächelte sie.

»Es hat mir richtig gutgetan«, murmelte sie mit schwacher Stimme, »als du dem Windinger den Marsch geblasen hast. Er hat überhaupt keinen Anstand net.« Dann zeigte sie neben sich aufs Bett. »Hock dich zu mir, Luise, bitte…!«

Die Berger-Seniorwirtin setzte sich zu der Josefa und sah sie fragend an.

»Ich muß dir was erklären«, sagte sie mit schwerer Stimme, »die Mizzi will nix davon hören, aber es geht sie schließlich was an. Wenn… wenn alles vorüber ist, und der Notartermin ist gewesen, dann erklärst ihr alles. Daß es so, wie ich es angeschafft hab’, richtig ist. Daß ich es so gewollt hab’.«

»Geht’s um dein Testament?« fragte Luise.

Die Josefa nickte kraftlos, das wenige Reden, vielleicht auch der Qualm von Max Windingers Zigarre, hatte ihr den Atem weitgehend genommen.

»Ja, die Mizzi…!« Im gleichen Moment wurde ihr Körper von einem so heftigen Hustenanfall geschüttelt, daß Luise es schon mit der Angst bekam.

Doch wider alles Erwarten schaffte Josefa es noch mal und sie hörte auf zu husten, aber ihr Atem ging danach rasselnd. Als kurz darauf Dr. Rauh kam, spritzte er ihr ein Mittel, das die Bronchien entkrampfte, doch er sah Luise bedeutungsvoll an.

Als Josefa kurz darauf in tiefen Atemzügen atmete, sie war eingeschlafen, zeigte Dr. Rauh mit einer Kopfbewegung zur Tür und Luise folgte ihm in die Stube.

Dort war niemand. Dr. Rauh setzte sich an den Tisch, schrieb ein Rezept aus, gab es Luise, zog dann die Augenbrauen hoch und sah sie geradewegs an.

»Es geht zu Ende mit der Föhrenhoferin«, sagte er leise. »Einen solchen Krampfanfall der Bronchien wird sie nicht noch einmal überleben. Sie hat einfach keine Kraft mehr. Bleiben Sie jetzt da?«

Luise nickte. »Vorläufig auf jeden Fall.«

»Sehen S’ zu, daß der Windinger net wieder bei der Josefa raucht«, sagte Dr. Rauh, »das macht ihr am meisten zu schaffen. Wenn es auch am Gesamtbild nix mehr ändert, so soll sie in ihren letzten Stunden doch auch nimmer leiden.«

»Sie meinen…?« Luise Berger sah den erfahrenen Arzt fragend an.

Der nickte. »Ich glaub’, daß sie es bald überstanden hat.«

Luise nickte. »Und seien S’ gewiß, der Windinger betritt ihr Zimmer nicht mehr.«

Dr. Rauh lächelte. »Ich weiß, daß er vor Ihnen Respekt hat, alle anderen scheinen ihm völlig gleich zu sein. Wie kann ein Mensch nur so werden?«

»Das frag’ ich mich auch«, murmelte Luise, dann verabschiedete sie Dr. Rauh und ging zurück zur Josefa.

Zuerst war Luise erschrocken, weil sie sich einbildete, Josefa atme nicht mehr, doch dann sah sie, wie sich die Decke über ihrer Brust langsam hob und senkte.

»Bist du wieder da?« fragte die alte Bäuerin plötzlich. Ganz leise klang ihre Stimme.

Luise setzte sich zu ihr aufs Bett, nahm ihre Hand und sah Josefa an. Deren Augen waren geschlossen, und als sie sie öffnete, wußte Luise, daß es galt Abschied zu nehmen. Aber sie sah auch, daß Josefa ihr noch was sagen wollte. Deshalb beugte sie sich mit dem Ohr weit herunter.

»Du und die Heidi«, hauchte Josefa, »laßt die Mizzi net im Stich. Allein wird sie’s nämlich net schaffen…!«

»Wir stehen der Mizzi bei«, sagte Luise, aber als sie die Josefa ansah, wußte sie, daß die sie nicht mehr hören konnte.

*

Für Mizzi war Josefas Tod ganz schrecklich. Die alte Bäuerin war ihre Familie gewesen und auf dem Föhrenhof hatte sie sich mehr als wohl gefühlt, sie war dort zu Hause gewesen. Mizzi war klar, daß dies jetzt alles zu Ende sein würde, und daß sie sich nach einer neuen Stelle umschauen mußte.

Der Schuster-Bauer aus Balding hatte ihr sogar schon angeboten, auf seinen Hof als Magd zu kommen.

Doch im Moment dachte die