Vertrauen gegen Vertrauen - Stefanie Valentin - E-Book

Vertrauen gegen Vertrauen E-Book

Stefanie Valentin

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Beschreibung

Mit viel Herz und Verstand geht die Heimat-Heidi zur Sache, denn sie ist eine schöne Wirtin voller Tatendrang, die ihren Gästen und Mitmenschen jederzeit hilfreich zur Seite steht. Unterstützt, wenn auch nicht unbedingt immer in ihrem Sinne, wird Heidi dabei von ihrer nicht ganz volljährigen Tochter Steffi, einem feschen Mädel mit losem Mundwerk, und ihrer Mutter Luise, die keineswegs gewillt ist, kürzerzutreten und Heidi mit der Leitung des Bergerhofs alleinzulassen. Für schwungvollen, heiteren Familienzündstoff ist also bei aller Herzenswärme unserer Titelheldin jederzeit gesorgt! »Du, Heidi?« Luise Berger kam aus der Gaststube in die Küche und sah ihre Schwiegertochter irritiert an. »Ja…?« »Draußen ist der neue Senn von der Steiner-Alm. Er will dich sprechen.« »Ja und?« Die Berger-Heidi wischte sich die Hände an der Schürze trocken und ging zur Tür. »Er hat gesagt, er wollt' dich fragen, ob du ihm was zu essen mitgeben könntest. Er könnt' jetzt aber net zahlen, das würd' er später tun.« Heidi zog die Augenbrauen zusammen. »Bist du sicher, daß es der Senn von der Steiner-Alm ist?« Luise Berger nickte. »Sicher bin ich sicher.« Heidi nickte, dann betrat sie das Gastzimmer. Der neue Senn der Steiner-Alm hatte sich nicht niedergesetzt, sondern stand in der Nähe der Theke. Er war nicht länger als drei oder vier Monate droben auf seiner Hütte, und Heide war ihm erst ein paarmal begegnet. Hubert Leiner, so hieß der Senn, war ein großgewachsener, sehr schlanker, um nicht zu sagen schmaler Mann. Wie er da stand, machte er einen etwas abgekommenen Eindruck, und war sicher nicht so alt, wie er im Moment aussah, Heidi schätzte ihn nicht älter als dreißig. Er hatte große dunkle Augen, und als Heidi auf ihn zuging, sahen sie diese Augen aufmerksam an. »Grüß dich«

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Heimat-Heidi – 2–

Vertrauen gegen Vertrauen

Der neue Senn – ein Wildschütz?

Stefanie Valentin

»Du, Heidi?« Luise Berger kam aus der Gaststube in die Küche und sah ihre Schwiegertochter irritiert an.

»Ja…?«

»Draußen ist der neue Senn von der Steiner-Alm. Er will dich sprechen.«

»Ja und?« Die Berger-Heidi wischte sich die Hände an der Schürze trocken und ging zur Tür.

»Er hat gesagt, er wollt’ dich fragen, ob du ihm was zu essen mitgeben könntest. Er könnt’ jetzt aber net zahlen, das würd’ er später tun.«

Heidi zog die Augenbrauen zusammen. »Bist du sicher, daß es der Senn von der Steiner-Alm ist?«

Luise Berger nickte. »Sicher bin ich sicher.«

Heidi nickte, dann betrat sie das Gastzimmer. Der neue Senn der Steiner-Alm hatte sich nicht niedergesetzt, sondern stand in der Nähe der Theke. Er war nicht länger als drei oder vier Monate droben auf seiner Hütte, und Heide war ihm erst ein paarmal begegnet.

Hubert Leiner, so hieß der Senn, war ein großgewachsener, sehr schlanker, um nicht zu sagen schmaler Mann. Wie er da stand, machte er einen etwas abgekommenen Eindruck, und war sicher nicht so alt, wie er im Moment aussah, Heidi schätzte ihn nicht älter als dreißig. Er hatte große dunkle Augen, und als Heidi auf ihn zuging, sahen sie diese Augen aufmerksam an.

»Grüß dich«, sagte sie und lächelte ihn freundlich an. »Du wolltest mich sprechen?«

Verlegen sah der Senn sie an, dann nickte er. »Es ist normal net meine Sach’, jemand um was zu bitten. Aber ich hab’ jetzt schon seit Tagen nix Gescheites mehr gegessen und da wollt’ ich dich fragen…«

»Gibt der Steiner dir nix hinauf auf deine Alm?« fragte Heidi, während sie Hubert Leiner die Speisenkarte zuschob. »Außerdem hat ein Senn doch immer Milch und Käse da.«

»Entschuldigung, ich woll’ net aufdringlich sein«, murmelte Leiner, dann drehte er sich um und schien gehen zu wollen.

»Aber was ist denn?« rief Heidi hinter ihm her. »Sicher kannst was zu essen haben. Du kannst dir auch Geselchtes und Wurst mitnehmen. Ich will dich auch net ausfragen, aber komisch ist es schon, wenn ein Senn auf einer Alm net satt zu essen hat.«

Hubert Leiner kam zurück. Heidi sah ihm deutlich an, daß es ihm nicht leichtfiel, sie um Essen zu bitten.

»Der Steiner«, sagte er, »verlangt jeden Liter Milch, den die Kühe geben. Käs’ produzier’ ich keinen, und wenn ich täglich den einen oder anderen Liter Milch abzweig’, dann hab’ ich schon ein schlechtes Gewissen.«

»Und zu essen schickt er dir nix hinauf?« Heidi sah den Senn verständnislos an.

Der schüttelte den Kopf. »Außer einer Seite Speck und einem Brot ganz am Anfang hab’ ich noch nix bekommen.«

»Ja, ist der Steiner denn völlig übergeschnappt?« Die Berger-Heidi sah ärgerlich drein. »Man kann doch keinen Menschen ohne Essen lassen. Du kannst aber doch hinunter nach Hinterjoch gehen, und dir was kaufen.«

Verlegen wich Leiner Heidis Blick aus, dann schüttelte er den Kopf. »Ich kann mir nix kaufen«, sagte er leise, »weil ich bisher auch noch keinen Lohn bekommen hab’.«

»Ja, Herrschaftszeiten«, brummelte Heidi. »Frißt der Geiz den Steiner inzwischen denn ganz auf? Er ist einer der reichsten Bauern der Gegend und seine Bediensteten behandelt er, als wenn sie Leibeigene wären.«

Einige Augenblick standen der Senn der Steiner-Alm und Heidi stumm nebeneinander, dann forderte sie ihn auf, Platz zu nehmen.

»Was möchst denn trinken?« fragte sie. »Ein Bier? Und was du essen magst, das suchst dir auf der Karte aus. Einen sehr schönen Schweinsbraten könntest zum Beispiel haben, dazu Semmelknödel und Kraut. Aber auch alles andere, ganz wie du magst.«

»Ich kann aber net zahlen…!«

»Dann zahlst halt, wenn du es kannst«, antwortete Heidi. »Ich pack dir inzwischen noch bissel was ein. Du mußt doch was zu essen haben. Und zu trinken auch. Hast du einen Rucksack dabei?«

Hubert Leiner schüttelte den Kopf.

»Dann geb’ ich dir einen mit«, sagte die fesche Wirtin, »den hat mal wer hier hängen lassen. Ganz neu ist er nimmer, aber die Sachen hinüber zur Alm tragen, das kannst schon noch damit.«

»Ich will nix mitnehmen«, murmelte der hoch aufgeschossene Senn. »Ich…!«

»Du nimmst es mit«, erwiderte Heidi, und wie sie es sagte, ließ keinen Widerspruch zu.

Hubert bestellte ein Bier und den Schweinsbraten. Dann sagte er, daß er, wenn es recht sei, in die alte Gaststube gehe.

»Sicher ist’s recht«, antwortete Heidi, dann ging sie in die Küche.

Dort bat sie ihre Schwiegermutter, eine Portion Schweinsbraten zuzubereiten.

»Du darfst ihm mehr als üblich geben«, sagte sie, »der arme Bursch’ ist vollkommen ausgehungert.«

»Wieso hat ein Senn denn nix zu essen?« fragte Luise, die dies ebensowenig verstand wie Heidi.

»Der Steiner hat ihm für annähernd vier Monate eine Seite Speck und ein Brot mitgegeben«, erklärte sie. »Das war alles. Die Milch muß der arme Kerl ganz abliefern und Käs’ macht er keinen, so daß er sich mit Milch, die er quasi abgezweigt, durchgeschlagen hat. Jetzt ging’s wohl nimmer. Zum Glück hat er sich hergetraut, er tut mir richtig leid.«

Luise schüttelte den Kopf. »Typisch Steiner-Alfons. Die eigenen Leut’ total mies behandeln, aber am Sonntag immer als Allervorderster mitten in der ersten Reih’ in der Mess’ hocken. Daß ja alle sehen, was für ein gottesfürchtiger Mann er ist. Der kriegt den Rachen auch net voll.«

Zuerst brachte Heidi Hubert ein großes Bier, zwanzig Minuten später den Schweinsbraten.

»Da kannst gern noch mehr haben«, sagte sie, »aber die Luise hat schon ordentlich aufgepackt.«

»Oje«, Hubert starrte auf den Teller, man sah ihm an, daß ihm das Wasser im Mund zusammenlief. »Soviel bekomm’ ich gar net gegessen, beim besten Willen net.«

»Red net, was du net essen kannst«, sagte Heidi, »schau lieber zu, daß es dir schmeckt.« Dann zeigte sie auf das viertelvolle Bierglas. »Trink aus, ich bing dir noch eins.«

Als sie es brachte, aß Hubert mit großem Appetit.

»So was Gutes hab’ ich noch nie gegessen«, murmelte er, dann zeigte er an die holzgetäfelten Wände, wo außer alten und schon vergilbten Fotos noch ein paar Kruzifixe und viele Trophäen hingen. »Wer hat denn die Gams, Hirsche und Rehböck’ geschossen?«

»Hauptsächlich mein Schwiegervater«, antwortete Heidi, »ein paar auch mein Mann.«

»Geht dein Mann noch jagen?« wollte Hubert Leiner wissen.

Heidi schüttelte den Kopf. »Er ist seit neun Jahren tot. Beim Holzschlägern verunglückt.«

»Oh, das… das tut mir leid.«

»Ist schon recht«, sagte Heidi, dann wünschte sie weiterhin guten Appetit.

Eine halbe Stunde später klopfte Hubert an die Küchentür und brachte den Teller zurück. Er hatte alles aufgegessen, weshalb er verlegen dreinschaute und sich entschuldigte.

»Ich hab’ noch nie so gut gegessen wie heut’«, sagte er, »aber auch noch nie so viel. Ich kann kaum noch gehen.«

Luise lächelte zufrieden, wie immer, wenn man ihre Küche lobte.

Heidi zeigte auf einen prall gefüllten Rucksack. »Den nimmst du mit. Da ist was drin für die nächsten Tage. Und wenn du wieder was brauchst, du weißt, wo wir sind.«

Hubert Leiner stand da und wußte nicht, was er tun sollte. Er sah zuerst die Luise verlegen an, denn Heidi, schließlich zuckte er mit den Schultern.

»Ich kann mich momentan nur bedanken«, sagte er, »wenn ich meinen ersten Lohn bekommen hab’, dann komm’ ich und zahl alles. Vorläufig sag’ ich: Vergelt’s Gott!«

»Ist schon recht.« Die Berger-Heidi half ihm dann, den schweren Rucksack auf den Rücken zu nehmen und begleitete ihn nach draußen.

Dort verabschiedete sich der Senn der Steiner-Alm, und als er schon einige Meter Richtung Alm unterwegs war, blieb er noch mal stehen und drehte sich um.

»Vielleicht kann ich dir und deinen Leuten auch mal helfen«, sagte er. »Wenn ihr mich braucht, ihr wißt ja, wo die Alm ist.«

*

Förster Max Stauber war seit vierzig Jahren in Diensten der Grafen Steining, deren Besitz teilweise in der Gemeinde Alptal lag, zu der auch Hinterjoch gehörte.

Max Stauber wäre eigentlich schon in Pension gegangen, wenn Graf Ferdinand einen geeigneten Nachfolger für ihn gehabt hätte, aber das hatte er bis dahin nicht.

Der Besitz der Steininger Herrschaft, so nannte man die Grafen in der Gegend, lag südlich Hinterjochs und grenzte teilweise an Tirol, weshalb es früher sehr viel Wilddiebereien gegeben hatte, die unmittelbare Nähe der Landesgrenze schützte die Raubschützen oft vor der Verfolgung.

Der Stauber-Max hatte in den fünfziger Jahren manchen Wildschütz gestellt und der Polizei übergeben, wobei er nie einen der Spitzbuben ernsthaft verletzt hatte. Immer hatte er es so einzurichten verstanden, daß die Situation so eindeutig zu seinen Gunsten war, daß der Gestellte sich ergeben hatte.

Meistens hatte der Max bei der anschließenden Gerichtsverhandlung sogar für den Betreffenden gesprochen, vor allem, wenn er sich einsichtig zeigte, so daß die Strafen nie sehr hoch ausgefallen waren. Dieses Verhalten hatte dem Stauber-Max auch bei den Raubschützen und ihren Familien Respekt eingebracht, weshalb er nie um seine Gesundheit fürchten mußte, auch wenn er nachts unterwegs war.

Jahrelang hatte es in der ganzen Gegend keinen Fall von Wilddieberei mehr gegeben. Aber seit der Stauber-Max vor zwei Monaten den Aufbruch eines Rehbockes gefunden und keiner seiner Jäger eine Erklärung dafür hatte, schlief er nachts nicht mehr so gut wie früher, und er wachte auch schon mal auf und dachte sofort an die fünfziger Jahre, wo er einen Großteil seines Dienstes dafür verwandt hatte, den Spitzbuben nachzustellen.

Zwei Monate waren lang und ganz allmählich meinte der Max, daß nichts mehr nachkomme, da meldeten ihm seine beiden Jäger gleich die Aufbrüche eines Hirschen und einer Gams.

»Drüben am Pfaffensattel haben s’ eine Gams geschossen«, sagte der Hausinger-Bertl.

Und sein Kollege Sepp Bratner hatte tief im Tal, ganz in der Nähe des Grottenbachs, den Aufbruch eines Hirschs gefunden. Als er dem Stauber-Max davon berichtete, wurde der blaß, denn dort wußte er einen starken Hirsch, den er in der Brunft dem Grafen Ferdinand hatte präsentieren wollen.

»Ja, fängt denn die Schweinerei tatsächlich wieder an?« Max war verzweifelt. Dann atmete er tief durch und sah seine beiden Jäger an. »Habt’s was gefunden, was auf die Ganoven schließen läßt? Irgendein Hinweis, ein Schuhabdruck oder sonstwas?«

Während der Hausinger-Bertl den Kopf schüttelte, zog der Sepp einen Knopf aus der Tasche seiner Joppe.

»Der ist zwei Meter neben dem Aufbruch gelegen«, sagte er. »Es könnt’ der Knopf von einem Janker sein. Außerdem sind mir Spuren aufgefallen, die man verwischt hat.«

»Was für Spuren?« wollte der Förster von seinem Jagdgehilfen wissen.

»Ich vermute Fußspuren«, antwortete der Sepp.

»Wieso vermutest du das?«

»Man hat den Hirsch auf einer Fichtentrage weggezogen«, antwortete der Sepp. »Das erkennt man deutlich. Zwischen den Rillen, die die Holme im Boden hinterlassen haben, hat man die Spuren verwischt. Es können eigentlich nur Fußspuren sein.«

Max Stauber nickte. »Da könntest recht haben.«

»Weiter unten hab’ ich noch Autospuren markiert«, fuhr der Sepp fort. »Ich hab’ allerdings keine Ahnung, ob sie von dem Wagen stammen, mit dem man den Hirsch abtransportiert hat.«

»Hast du die Spuren gesichert?« fragte der Stauber-Max.

»Gesichert?« Sepp sah seinen Chef fragend an.

Der nickte. »Hast du Gipsabdrücke genommen?«

Der Sepp schüttelte den Kopf. »Davon hab’ ich keine Ahnung.«

»Dann werd’ ich’s dir zeigen«, sagte der Max, »und ihr werdet in Zukunft alle verwertbaren Spuren so sichern.«

»Ist recht…!« Beide Jäger nickten.

Max Stauber fiel es schwer, aber er mußte dem Grafen von den erneuten Wilddiebereien berichten.

»Das gibt’s doch net.« Graf Ferdinand schüttelte ärgerlich den Kopf. »Seit wann wissen S’ denn davon?«

»Heut’ haben mir die Jäger davon berichtet«, antwortete Max. Dann zögerte er.

»Ist noch was?« Ferdinand von Steining sah seinen langjährigen Förster fragend an.

Der nickte. »Vor zwei Monaten etwa hab’ ich den Aufbruch eines Rehbocks gefunden, für den keiner eine Erklärung hatte. Ich hab’ so sehr gehofft, daß ich mich irr’. Aber offensichtlich hab’ ich umsonst gehofft.«

»Haben S’ schon die Polizei benachrichtigt?« wollte Graf Ferdi­nand wissen.

Der Stauber-Max schüttelte den Kopf. »Noch net. Aber ich werd’ nachher in Oberstdorf anrufen, daß sie einen geeigneten Beamten herschicken.« Dann schloß er für einen Moment voller Zorn die Augen. »Wenn ich nur dran denk’, dann könnt’ ich aus der Haut fahren.«

»Das hilft uns nix«, erwiderte der Chef des Hauses Steining. »Sie müssen sehen, daß wir den oder die Kerle in den nächsten vier, höchstens jedoch in sechs Wochen erwischen. Sie wissen, daß ich jedes Jahr zur Hirschbrunft Gäst’ hab’. Denen kann ich net absagen mit der Begründung, daß Wildschützen bei uns das Regiment übernommen haben.«

»Ich tu’ mein möglichstes«, murmelte der Stauber-Max, dann verabschiedete er sich und verließ Schloß Steining.

*

Jutta Steiner war am Morgen mit der Bahn nach Immenstadt gekommen. Sie war dreiundzwanzig Jahre alt, sehr hübsch, und sie war seit einem halben Jahr nicht mehr zu Hause gewesen. In dieser Zeit hatte sie in einem Schweizer Hotel ihre Ausbildung abgeschlossen, und jetzt wollte sie erst einmal ausspannen.

»Ich geh’ noch heut’ nachmittag auf die Alm«, sagte sie zu ihrem Vater, als der sie am Immenstädter Bahnhof abholte und wissen wollte, was sie denn jetzt zu tun gedenke.

»Ich mein’ doch net heut’«, antwortete Alfons Steiner, »ich mein’ überhaupt.«

»Ich mein’ heut’«, erwiderte Jutta, »was kommen wird, das muß man sehen. Fixe Pläne hab’ ich jedenfalls noch keine.«

»Ich aber«, antwortete ihr Vater.

»So? Was hast du denn vor?« Jutta sah ihren Vater neugierig an.

»Ich hab’ nix vor«, antwortete der, »ich hab’ was mit dir vor.«

»Du meinst, du hast geplant, was ich zukünftig machen soll?« Um Juttas Mundwinkel lag plötzlich ein amüsiertes Lächeln.

Ihr Vater bemerkte es nicht und nickte. »So ist es.«

»Dann laß mal hören«, sagte Jutta, »was aber nicht heißt, daß ich es auch tue. Wie gesagt, ich hab’ zwar noch keine festen Pläne, aber Vorstellungen, wie ich mir mein Leben einricht’, die hab’ ich schon.«

»Aha…!«

»Heißt dieses aha, daß dir nicht gefällt, daß ich mein Leben selbst bestimmen möcht’?« Jutta sah ihren Vater amüsiert an.

»Doch doch«, erwiderte der rasch, dann grinste er, »solang’ sich deine Pläne mit meinen decken, kannst du tun und lassen was du willst.«

»Und wenn sich unsere Pläne nicht decken?«

»Dann müssen wir darüber reden.«

»Heißt das, daß du redest und ich dabei zuhören soll?« Jutta schien genau zu wissen, was sie erwartete.