Schenk mir doch dein Vertrauen - Stefanie Valentin - E-Book

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Stefanie Valentin

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Beschreibung

Mit viel Herz und Verstand geht die Heimat-Heidi zur Sache, denn sie ist eine schöne Wirtin voller Tatendrang, die ihren Gästen und Mitmenschen jederzeit hilfreich zur Seite steht. Unterstützt, wenn auch nicht unbedingt immer in ihrem Sinne, wird Heidi dabei von ihrer nicht ganz volljährigen Tochter Steffi, einem feschen Mädel mit losem Mundwerk, und ihrer Mutter Luise, die keineswegs gewillt ist, kürzerzutreten und Heidi mit der Leitung des Bergerhofs alleinzulassen. Für schwungvollen, heiteren Familienzündstoff ist also bei aller Herzenswärme unserer Titelheldin jederzeit gesorgt! Als der Huber-Berni ins Haus kam, sah man ihm überdeutlich an, wie mißgelaunt er war. Es war gegen halb elf und um diese Zeit setzte er sich immer zur Brotzeit an den Tisch. Seine Großmutter Lena stellte ihm Brot, Speck, Almkäse und Essiggurken auf den Tisch, brachte dazu einen Krug Apfelmost, den mochte der Berni am liebsten, und sagte dann, daß die Heidi aus dem Bergerhof angerufen habe. »Und?« fragte Berni, »was hat sie wollen?« »Ob du deine Joppe dagelassen hättest?« Spontan schüttelte der junge Bursche den Kopf. »Aber sie meint, es wär' deine.« »Es wär' das erste Mal, daß ich wo meine Joppe vergessen hätt'. »Schau halt nach, ob deine da ist«, sagte seine Großmutter, »und wenn net, dann fährst rasch hinüber in den Bergerhof, dir die Jacke holen. Dann kannst auch gleich das Viertel Rind mitnehmen, was sie bei uns bestellt haben.« Der Berni hatte den Hof vor zwei Jahren, nachdem sein Vater ganz plötzlich verstorben war, übernommen und war dabei, ihn zu einem Biohof umzufunktionieren. Das heißt, er betrieb eine artgerechte Haltung seiner Rinder, die, wenn sie nicht auf der Alm standen, nur das Futter bekamen, das er selbst produzierte. Genau das honorierten die Leute, indem sie bei dem Berni extra Fleisch vorbestellten. Ansonsten betrieb der Huberhof Alm- und Weidewirtschaft, was nichts anderes hieß, als daß man vom Verkauf von Käse, Butter und anderen Milchprodukten lebte. Der Huberhof war einer der größten der Gegend. Er stand auf halbem Weg ins Kammtal, wo es sonst weit und breit keinen anderen Hof gab. Der Berni war ein fescher Bursche von einundreißig Jahren, er war groß und sportlich gebaut, hatte dunkelblonde Haare, ein offenes Gesicht und früher war er mal ein lustiger Bursch gewesen, der überall dabei gewesen war, wo es zünftig zuging. Doch seit dem Tod seines Vaters nahm der Berni sich ein wenig zurück, was einmal mit der vielen Arbeit zu tun hatte und zum anderen damit, daß er sehr unter den Verlust seines Vaters litt, davon gingen die Leute jedenfalls aus.

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Heimat-Heidi – 27 –

Schenk mir doch dein Vertrauen

Moni kämpft um ihre Liebe

Stefanie Valentin

Als der Huber-Berni ins Haus kam, sah man ihm überdeutlich an, wie mißgelaunt er war. Es war gegen halb elf und um diese Zeit setzte er sich immer zur Brotzeit an den Tisch.

Seine Großmutter Lena stellte ihm Brot, Speck, Almkäse und Essiggurken auf den Tisch, brachte dazu einen Krug Apfelmost, den mochte der Berni am liebsten, und sagte dann, daß die Heidi aus dem Bergerhof angerufen habe.

»Und?« fragte Berni, »was hat sie wollen?«

»Ob du deine Joppe dagelassen hättest?«

Spontan schüttelte der junge Bursche den Kopf.

»Aber sie meint, es wär’ deine.«

»Es wär’ das erste Mal, daß ich wo meine Joppe vergessen hätt’.

»Schau halt nach, ob deine da ist«, sagte seine Großmutter, »und wenn net, dann fährst rasch hinüber in den Bergerhof, dir die Jacke holen. Dann kannst auch gleich das Viertel Rind mitnehmen, was sie bei uns bestellt haben.«

Der Berni hatte den Hof vor zwei Jahren, nachdem sein Vater ganz plötzlich verstorben war, übernommen und war dabei, ihn zu einem Biohof umzufunktionieren. Das heißt, er betrieb eine artgerechte Haltung seiner Rinder, die, wenn sie nicht auf der Alm standen, nur das Futter bekamen, das er selbst produzierte.

Genau das honorierten die Leute, indem sie bei dem Berni extra Fleisch vorbestellten. Ansonsten betrieb der Huberhof Alm- und Weidewirtschaft, was nichts anderes hieß, als daß man vom Verkauf von Käse, Butter und anderen Milchprodukten lebte.

Der Huberhof war einer der größten der Gegend. Er stand auf halbem Weg ins Kammtal, wo es sonst weit und breit keinen anderen Hof gab.

Der Berni war ein fescher Bursche von einundreißig Jahren, er war groß und sportlich gebaut, hatte dunkelblonde Haare, ein offenes Gesicht und früher war er mal ein lustiger Bursch gewesen, der überall dabei gewesen war, wo es zünftig zuging.

Doch seit dem Tod seines Vaters nahm der Berni sich ein wenig zurück, was einmal mit der vielen Arbeit zu tun hatte und zum anderen damit, daß er sehr unter den Verlust seines Vaters litt, davon gingen die Leute jedenfalls aus.

Seine Mutter war schon vor Jahren verstorben und seinen Großvater hatte er kaum gekannt.

Berni stand auf und verließ die sehr geräumige Wohnküche, ging zuerst ins Stiegenhaus, wo eine große Garderobe war. Dort suchte er nach seiner Joppe, fand sie nicht und ging ein Stockwerk höher in jene Zimmer, die er alleine bewohnte, aber auch da war die Joppe nicht.

Als er zurück in die Küche kam, sah ihn seine Großmutter fragend an.

»Sie ist net da, die Joppe«, sagte Berni, »ich werd’ sie also doch im Bergerhof gelassen haben.«

»Na gut, daß die Heidi gleich angerufen hat«, erwiderte seine Großmutter, die dann wissen wollte, wie es am vergangenen Abend beim Tanzvergnügen im Bergerhof gewesen sei.

Berni verzog das Gesicht, die Antwort blieb er schuldig.

Lena Huber kannte den Berni sehr gut und wußte, daß es keinen Sinn machte, jetzt was

aus ihm herausbekommen zu wollen, deshalb fragte sie lediglich, ob die Moni auch dagewesen sei?

Darauf regierte der Berni ausgesprochen heftig. »Kann man denn net mal in Ruhe Brotzeit halten, ohne daß man mit Fragen gelöchert wird?«

Seine Großmutter zuckte regelrecht zusammen, derart aggressiv war ihr der Berni noch nicht begegnet.

Entgegen ihren sonstigen Gepflogenheiten hakte sie nun doch nach und fragte: »Was ist denn los, Bub?«

»Nix«, antwortete Berni, »gar nix.« Dann stand er auf, seine Brotzeit hatte er noch lange nicht beendet. »Kruzitürken noch einmal, wenn ich einem Diskutier-Verein beitreten will, dann laß ich’s dich nächstens wissen…!«

*

»Das ist ganz sicher die Joppe vom Huber-Berni…!« Luise hielt eine lederne Trachtenjacke hoch.

»Wo hast sie denn gefunden?« fragte Heidi.

»Drüben an der Garderobe im Saal«, antwortete Luise.

»Dann hat er sie gestern beim Tanzvergnügen hängengelassen«, erwiderte die Chefin des Bergerhofs, des bei Einheimischen wie Urlaubsgästen so beliebten Restaurants im Hinterjocher Grottental.

»Rufst du bei den Huberschen an?« wollte Luise daraufhin wissen. »Du kannst dann auch gleich nach dem Viertel Rind fragen, das wir bei ihnen bestellt haben. Das kann er dann gleich mitbringen.«

Heidi war Luises Schwiegertochter und mit deren Sohn Peter verheiratet gewesen. Bis der vor neun Jahren beim Holzschlägern tödlich verunglückt war. Seitdem betrieben die beiden Frauen den Bergerhof, wobei Heidi die Chefin war, was Luise von Anfang an ohne jedes Wimpernzucken akzeptiert hatte.

Heidi nickte und verließ die Küche, um zu telefonieren. Als sie wieder zurück in die Küche kam, sah Luise sie fragend an. »Und? Ist es seine Jacke?«

Heidi zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es net, die Lena hat gemeint, daß sie ihn fragen will, wenn er zur Brotzeit kommt.«

Luise nickte. Irgendwie ist der Berni anders als früher. Er ist nimmer so ausgelassen fröhlich, als wenn ihn was belasten würd’.«

»Der Tod von seinem Vater hat ihn halt arg hergenommen«, entgegnete Heidi.

Luise wiegelte den Kopf. »Ich glaub’, daß wir’s damit in Zusammenhang bringen, aber in Wirklichkeit ist der Berni erst später anders geworden.«

»Bist du sicher?«

Luise nickte. »Ziemlich sicher.«

»Und? Hast du eine Ahnung, warum er anders geworden ist?«

Luise lachte kurz auf. »Du bist gut, woher soll ich das denn wissen? Aber aufgefallen ist es mir einmal. In Vorderstein beim Kirchenwirt war’s.«

»Was war da?«

»Da ist der Berni an einem Sonntag morgen mal gesessen«, antwortete Luise. »Es war ganz sicher nachdem sein Vater verstorben war.«

»Und was ist passiert?«

»Ganz ausgelassen ist er gewesen mit seinen Spezln.«

»Sonst nix?«

»Doch, irgendwann sind noch einige junge Leut’ hinzugekommen und plötzlich war der Berni ein ganz anderer.«

»Ach? Du meinst, daß er wegen der anderen schweigsam geworden ist und es bis heut’ geblieben wär’?« Man sah Heidi an, daß sie daran zweifelte.

»Das kann ich natürlich net behaupten«, erwiderte ihre Schwiegermutter, »aber was ich weiß, ist, daß der Berni damals von einer Sekunde zur anderen ganz anders geworden ist. Er hat dreingeschaut, als wenn ihm grad’ eben das Kasermandl persönlich einen schlechten Tag gewünscht hätt’.«

»Dann muß wer bei den jungen Leuten gewesen sein, der ihm übel aufgestoßen ist«, erwiderte Heidi.

Luise nickte. »So muß es wohl sein.«

»Wer das gewesen sein könnt’, das weißt du nimmer?«

»Ich hab’ schon drüber nachgedacht«, antwortete Luise, »Ich kann mich einfach net dran erinnern.«

Dann widmeten sich die beiden Bergerhof-Frauen wieder ihrer Arbeit. Kurz darauf fuhr der Huber-Berni auf den Parkplatz.

»Du, der Berni ist da«, sagte Luise.

Heidi wischte sich bereits die Hände ab. »Ich hab’ ihn schon gesehen.«

»Wo wollts denn das Viertel Rind hinhaben?« fragte Berni anstatt einer Begrüßung.

»Da her«, Luise zeigte auf den großen Tisch in der Küche, »auseinandergenommen ist alles?«

Berni nickte.

»Ist auch alles ausgebeint?«

Wieder nickte Berni.

»Gesprächig bist ja net grad’«, sagte Heidi. »Magst was trinken?«

Berni nickte. »Ja, einen Most, wenn es recht ist.«

Heidi ging, um den Most zu holen, derweil packte Berni Steaks und dergleichen aus einer Wanne und gab es Luise.

»Ein schönes Fleisch«, lobte die, »alles was recht ist.«

Da lächelte Berni schmal, schließlich setzte er sich hinter den Tisch.

»Wie geht’s denn zu Haus’«, wollte Luise wissen. »Ist die Großmutter noch gut dabei?«

Berni nickte. »Bis jetzt noch.«

Dann kam Heidi mit dem Apfelmost, Bernis lederne Trachtenjoppe hatte sie auch dabei.

»Da ist das gute Stück«, sagte sie, »hast es denn gar net vermißt?«

Berni schüttelte den Kopf.

»Gesprächig bist net grad’«, wiederholte Luise. »Ist dir was? Gestern beim Tanzvergnügen warst zwar auch net so munter wie früher, aber ein bissel was hast doch geredet.«

Zuerst antwortete Berni nichts, dann zuckte er mit den Schultern. »Was soll ich reden, wenn’s nix zu reden gibt?«

Dann stand er auf, bedankte sich dafür, daß Heidi wegen der Jacke angerufen hatte und für den Apfelmost, dann nahm er seine Jacke und verließ den Bergerhof.

Luise und Heidi sahen ihm hinterher, dann sahen sie sich an.

»Wenn nix gewiß ist«, sagte die Seniorchefin des Bergerhofs schließlich, »eines ist gewiß, nämlich daß der Huber-Berni in seiner Seel’ was mit sich herumträgt.«

*

Monika Derler kam an jenem Morgen aus Vorderstein, sie hatte eingekauft und packte die Sachen in der Küche gerade aus.

Als sie achtzehn war, war sie als Jungmagd auf den Huberhof gekommen, das war vor fünf Jahren gewesen.

Moni, wie sie genannt wurde, war ein ausgesprochen hübsches Mädel mit dunklen Haaren, noch dunkleren Augen und wenn sie einen der Burschen ein wenig länger als üblich anblickte, dann hatte der rasch das Gefühl, als wenn ihm Milch und Honig über die Seele rinne.

Die Moni hatte sich durch ihre liebe und freundliche Art rasch die Herzen aller gewonnen, vor allem der vor drei Jahren so überraschend verstorbene Huberbauer war von ihr ganz angetan gewesen.

»Das Madel wär’ die Bäuerin bei uns auf dem Hof«, hatte er oft genug gesagt, »aber der Berni schaut sie net an. Wo der Bursch nur seine Augen hat?«

Die Moni war gerade dabei den Einkauf wegzuräumen, als der Berni zur Tür hereinkam. Er sah sie kurz an und setzte sich dann an den Tisch, wo seine Großmutter ihm schon die Brotzeit hingestellt hatte.

»Grüß dich, Berni…!« Monika sah ihn lieb, aber auch ein wenig ängstlich an.

Berni antwortete nicht, murmelte nur was Unverständliches vor sich hin.

»Magst einen Kaffee dazu?« fragte Monika, wobei auch ihrer Stimme was Ängstliches beigegeben war.

Berni schüttelte den Kopf, ohne Moni anzusehen, die inzwischen bei ihm am Tisch stand und ihn unverwandt ansah.

»Was ist denn?« fragte sie nach einer Weile.

»Ich möcht’ in Ruhe brotzeiten«, antwortete Berni.

Moni schluckte, drehte sich um und räumte weiter die Lebensmittel weg. Wenn Berni hingesehen hätte, wäre ihm nicht verborgen geblieben, daß Tränen in ihren Augen standen.

Dann kam seine Großmutter in die Küche.

»Da bist ja wieder«, sagte sie zu Moni, »ich hab’ schon auf dich gewartet. Wenn du da fertig bist, kannst mir bei der Wäsch’ helfen.«

Moni nickte. »Ist schon recht.«

Dann räumten beide Frauen die Einkäufe weg, während Berni weiter am Tisch saß und still vor sich hin brotzeitete, wobei ihm anzusehen war, daß er angestrengt über etwas nachdachte.

Als die beiden Frauen alles weggeräumt hatten und die Küche verlassen wollten, sagte Berni: »Die Moni kann dir net helfen.«

Seine Großmutter blieb stehen und drehte sich um. »Wieso net?«

Berni hörte auf zu essen, schob die Reste der Brotzeit von sich und sah Moni dann an: »Du wirst den Hof verlassen. Ich… ich mag dich da nimmer haben. Es geht net…!«

Dann ging er an seiner Großmutter vorüber, die ihn ansah, als sehe sie ihn zum ersten Mal und dann an Moni, die dastand, als habe man ihr gerade einen Kübel Eiswasser über den Kopf gegossen.

»Was hat er gesagt?« fragte Lena Huber. »Hat er gesagt, daß du den Hof verlassen sollst?«

Moni antwortete nichts, doch ganz allmählich erwachte sie aus ihrer Erstarrung. Sie ging einige Schritte in Richtung Tür, wobei sie wie auf Rädern ging, dann blieb sie an der Tür stehen und sah die Altbäuerin an.

»Sag… sag dem Berni, er müßt’ sich keine Gedanken machen«, perlte es ihr über die Lippen, »ich verlaß den Hof noch heut’, meine Sachen laß ich in den nächsten Tagen abholen!«

*

»Berni!« Lena Huber stand am Tisch im Hergottwinkel der Stube und sah ihren Enkel betroffen an.

»Ich will net mit dir darüber reden«, erwiderte er.

»Ich will aber darüber reden!« Lena Hubers Stimme hatte einen ungewohnten heftigen Klang.

Berni legte die Tageszeitung, in der er gelesen hatte, beiseite und stand auf.

»Ich will aber net!« Bernis stimme klang trotzig.

»Kruzitürken, Bub. Du hast ein Madel, das seit fünf Jahren da bei uns auf dem Hof ist, sich nie was hat zuschulden kommen lassen, mir nix dir nix vom Hof gejagt. Da werd’ ich doch noch fragen dürfen, was der Grund ist?«

»Fragen darfst«, erwiderte Berni, »das kann dir niemand verbieten. Aber Antwort kriegst keine, jedenfalls net von mir.«

Lena Huber war groß, schlank, fast hager. Sie hatte im Lauf der Jahre von ihrer stolzen Art, die immer kennzeichnend für sie gewesen war, nichts verloren. Jetzt wirkte sie angeschlagen, ja fast zerbrechlich.

»Es muß doch was passiert sein«, sagte sie, »so einfach jagst du doch die Moni net weg. Ich hab’ immer gemeint, du würdest dich gut mit ihr verstehen, früher hab’ ich sogar mal gemeint, aus euch würd’ ein Paar…!«

Da lachte der Berni kurz auf. »Da siehst mal, wie man sich vertun kann.«

Lena Huber meinte, im Tonfall ihres Enkels erkennen zu können, daß er ein wenig zurücksteckte.

»Berni«, versuchte sie deshalb noch mal mit ihm ins Gespräch zu kommen. »Was ist los? So kenn’ ich dich net. Du bist doch sonst ein ganz aufgeschlossener Bursch. Und jetzt willst net mal sagen, was los ist?«

Berni zögerte, sah seine Großmutter einen Augenblick mit einem Blick an, der ihr verriet, daß es ihm gar nicht gutging, dann ging er zur Tür, wo er erneut stehen blieb.

»Glaub’ mir«, murmelte er, »es ist das Beste, wenn sie geht, die Moni. Ich… irgendwann erklär’ ich dir das Warum einmal. Aber heut’ net. Falls du mich unbedingt brauchst, dann findest mich auf der Hausweide, da muß dringend der Zaun gerichtet werden.«

Kurz darauf sah Lena Huber ihren Enkel über den Hof gehen, dann verschwand er um die Stallecke und aus ihrem Blickwinkel. Was war los mit dem Berni? Diese Frage stellte sich Lena immer wieder.

Nicht viel später hörte sie die Moni die Treppe herunter kommen. Sie hatte droben im zweiten Stock eine Kammer bewohnt. Lena wußte, daß es Moni auf dem Hof immer gut gefallen hatte. Und sie war davon ausgegangen, daß sie geblieben wäre, bis sie mal heiraten würde.

Sie ging hinaus ins Stiegenhaus, weil sie befürchtete, Monika könne gehen, ohne sich zu verabschieden.

Als sie ins Stiegenhaus kam, hatte das hübsche Mädchen die Haustür schon in der Hand.

»Kind«, murmelte die alte Huberbäuerin, »ich… ich weiß gar net, was ich sagen soll. Eben hat der Berni gemeint, es wär’ so für alle das Gescheiteste. Ich hab’ net den blassen Schimmer, was los ist. Kannst du mir dabei weiterhelfen? Ich bin mir sicher, daß du es weißt.«

Während Moni sie ansah, rannen ihr Tränen über das Gesicht, doch sonst zeigte es keine Gemütsregung.