Franz Joseph & Elisabeth. Ein Doppelporträt – A Double Portrait - Georg Markus - E-Book

Franz Joseph & Elisabeth. Ein Doppelporträt – A Double Portrait E-Book

Georg Markus

0,0
28,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Kaiserpaar: Traum oder Albtraum? Sie sind das Traumpaar der Geschichte, das seit den 1950er-Jahren weltweit Millionen von Zuschauern in den Sissi-Filmen bezaubert. Manche hingegen glauben, sie waren ein allzu normales Paar, das sich bald nicht mehr viel zu sagen hatte und von einer politischen und privaten Katastrophe in die nächste taumelte. Und Franz Joseph I. ein allzu biederer Regent, dessen Festhalten an Tradiertem seine Frau in die Flucht und die Monarchie in den Untergang trieb. Aber war er nicht auch mitverantwortlich dafür, dass sich Wirtschaft, Technik und Kultur um 1900 zu einer unerwarteten und heute bestaunten Blüte entwickelten? Und verkörperte nicht Elisabeth mit ihrer romantischen Suche nach Selbstbestimmtheit ein Vorbild weiblicher Emanzipation? Dieses Doppelporträt wirft mit den schönsten Bildern von Franz Joseph und Elisabeth und den Texten der ausgewiesenen Experten Georg Markus und Brigitte Hamann einen umfassenden, manchmal humorvollen, aber auch kritischen Blick auf diese immer noch faszinierenden Traumfiguren der europäischen Geschichte.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Bleiben wir verbunden!

Besuchen Sie uns auf unserer Homepage amalthea.at und abonnieren Sie unsere monatliche Verlagspost unter amalthea.at/newsletter

Wenn Sie immer aktuell über unsere Autor:innen und Neuerscheinungen informiert bleiben wollen, folgen Sie uns auf Instagram oder Facebook unter @amaltheaverlag

Sie möchten uns Feedback zu unseren Büchern geben? Wir freuen uns auf Ihre Nachricht an [email protected]

Informationen zur Sicherheit unserer Produkte finden Sie hier: amalthea.at/gpsr

© 2025 by Amalthea Signum Verlag GmbH, Wien

Am Heumarkt 19, A-1030 Wien

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung und Satz: Johanna Uhrmann

Illustrationen Vorsatz/Nachsatz und U4: Büro adrett/Elisabeth Mayr

Übersetzung/Translation: Philip Yaeger

ISBN 978-3-99050-288-4

eISBN 978-3-903441-44-6

Georg Markus

Franz Joseph & Elisabeth

Ein Doppelporträt – A Double Portrait

Text: Georg Markus – Brigitte Hamann

INHALT

Der erste Beamte und die schönste Frau

Vorwort

Beginn einer Dynastie

Kindheit und junge Jahre

Die Liebesgeschichte

Franzl und Sisi

Wie in einem goldenen Käfig

Die junge Kaiserin

»Servus, Majestät«

Das Kaiserpaar und seine Familie

Niederlagen und Triumphe

Eine Monarchie im Umbruch

Reiten und Pflichtgefühl

Zwei unterschiedliche Charaktere

Jenseits des Protokolls

Andrássy, Nahowski und die Schratt

Das zweite Leben

Elisabeths späte Jahre

Der einsame Monarch

Franz Josephs späte Jahre

Bildnachweis

Autor / Autorin

Namenregister

TABLE OF CONTENTS

The beauty and the bureaucrat-in-chief

Foreword

Dawn of a dynasty

Childhood and early years

The love story

Franzl and Sisi

Like a golden cage

The young empress

“Servus, Majesty”

The imperial couple and their family

Defeats and triumphs

A monarchy in transition

Riding and a sense of duty

Two divergent characters

Beyond protocol

Andrássy, Nahowski and “the Schratt”

A second chance at life

Elisabeth’s later years

The lonely monarch

Franz Joseph’s final years

Picture credits

Author / Authoress

Index of names

DER ERSTE BEAMTE UND DIE SCHÖNSTE FRAU

Vorwort

Für Franz Joseph war es Liebe auf den ersten Blick, Sisi hingegen wusste nicht recht, wie ihr geschah, als der 23-jährige Kaiser im Sommer 1853 in Ischl um ihre Hand anhielt. Die 15-jährige Prinzessin aus Bayern war dermaßen überwältigt von der herausragenden Stellung ihres Gemahls, dass sie die Strenge des Zeremoniells lange über sich ergehen ließ. Bis sie – endlich erwachsen geworden – die Flucht aus Wien antrat.

So hatte sich Franz Joseph sein Eheleben nicht vorgestellt. Die vergötterte Elisabeth war kaum je an seiner Seite, wodurch er – obwohl Hunderte Hofbedienstete Tag und Nacht um ihn herum waren – ein einsamer Mann wurde, der in der einen oder anderen Affäre Trost suchte.

Vor allem aber musste er regieren. Sein Reich war so groß, dass er sich um halb vier Uhr morgens wecken ließ und bis in die Abendstunden an seinem Schreibtisch saß und unaufhörlich Akten, Eingaben, Ordensanträge und andere Urkunden unterzeichnete.

In seinen späten Jahren war Kaiser Franz Joseph überaus populär, da kam es schon vor, dass ihm Kinder Bittschriften überreichten, wie hier während eines Kaisermanövers um das Jahr 1910 im Banat.

Der vorliegende Band zeigt das kaiserliche Paar in Fotografien, Briefen, Zeichnungen und Dokumenten, auch fernab der Klischees des »ersten Beamten« und der »schönsten Frau« ihrer Zeit.

»Elisabeth ließ sich nur fotografieren«, erklärte Brigitte Hamann, »als sie sich auf der Höhe ihrer Schönheit fühlte – und wirklich auch war. Diese Fotos bringen uns die etwa 30-jährige Kaiserin Elisabeth ziemlich nahe: eine unerhört selbstbewusste, auch nach heutigen Maßstäben wunderschöne Frau, meist melancholisch, manchmal ironisch in die Kamera blickend.« Später versteckte Elisabeth ihr Gesicht hinter Fächern und Schleiern.

Den Kaiser hingegen kennen wir vor allem von Fotografien als alten Herrn. Es sind die Jahre, in denen er den Höhepunkt seiner Popularität erreichte. Und das, obwohl er gerade da die Unterschrift leistete, die den Ersten Weltkrieg und damit das Ende der 600 Jahre alten Monarchie auslöste.

Die leider 2016 verstorbene Historikerin Brigitte Hamann zeigte im Rahmen ihrer brillanten Elisabeth- Forschung unbekannte Seiten der Kaiserin auf, ich habe mich vor allem mit der Person Kaiser Franz Josephs beschäftigt. Als Resultat beider Arbeiten entstand dieses Buch.

Wien, im Mai 2025

GEORG MARKUS

Kaiserin Elisabeth galt als schönste Frau ihrer Zeit: Gemälde von Franz Xaver Winterhalter, 1864.

THE BEAUTY AND THE BUREAUCRAT-IN-CHIEF

Foreword

For Franz Joseph, it was love at first sight. Sisi, on the other hand, didn’t quite understand what was happening when the 23-year-old emperor asked for her hand in marriage in Ischl in the summer of 1853. The 15-year-old princess from Bavaria was so overwhelmed by the high station of her husband that she submitted to the strict ceremonial regimen for some time before – having finally grown up – she fled Vienna.

Franz Joseph had imagined married life differently. Elisabeth, whom he worshipped, was hardly ever at his side. Though surrounded day and night by hundreds of courtiers, he was a lonely man … who occasionally sought comfort in extramarital affairs. But most of all, his job was to rule. His empire was so large that he had himself woken at four o’clock in the morning, sitting at his desk into the evening hours signing innumerable files, entries, applications for decorations, and other documents.

This book presents the imperial couple’s lives in photographs, letters, drawings, and documents, beyond the cliché of the “bureaucrat-in-chief” and the “most beautiful woman of her time”.

In his later years, Emperor Franz Joseph was extremely popular, and it was not unusual for children to hand him petitions, as seen here during an imperial maneuver in Banat around 1910.

“Elisabeth only allowed herself to be photographed while she felt – and truly was – at the height of her beauty,” explains Brigitte Hamman. “These pictures bring us very close to Empress Elisabeth at around thirty years of age: an audaciously self-confident, extremely beautiful woman, also by today’s standards, gazing at the camera with an expression that was usually melancholic and sometimes ironic.” Elisabeth later hid her face behind fans and veils.

The emperor, on the other hand, we know mostly from photographs of him as an elderly man, from the years when he had reached the height of his popularity … even though it was his signature that began the First World War and extinguished the 600-year-old monarchy.

The brilliant research into Elisabeth by Brigitte Hamann, sadly deceased since 2016, reveals previously unknown sides of the empress; I have concerned myself primarily with Emperor Franz Joseph. This book is the result of both of our work.

Vienna, May 2025

GEORG MARKUS

Empress Elisabeth was considered the most beautiful woman of her time: painting by Franz Xaver Winterhalter, 1864.

BEGINN EINER DYNASTIE

Kindheit und junge Jahre

Gemälde des 21-jährigen Franz Joseph von Johann Ranzi, 1851.

Gemälde der 16-jährigen Elisabeth von Franz Schrotzberg, 1853.

DAWN OF A DYNASTY

Childhood and early years

Painting of the 21-year-old Franz Joseph by Johann Ranzi, 1851.

Painting of the 16-year-old Elisabeth by Franz Schrotzberg, 1853.

Militärisch aufgewachsen: Franz Joseph spielt als kleiner Bub mit Zinnsoldaten und einem Gewehr.

»LEB WOHL, MEINE JUGEND!«

Franz Josephs Kindheit und Erziehung

Schon wenige Wochen nach seiner Geburt wurde Franz Joseph von dem in Wien lebenden Herzog von Reichstadt, dem Sohn Napoleons I. und der österreichischen Erzherzogin Marie Louise, als »kriegerischer kleiner Fürst« bezeichnet. Auf die Frage Baronin Sturm-feders, Franz Josephs erster Erzieherin, wie der Herzog zu dieser Annahme komme, antwortete dieser: »… er wächst unter den Trommeln auf, denn unter seinen Fenstern ist die Wache.« Tatsächlich war das Getöse der Leibgarde im Schlafgemach des kleinen Erzherzogs in der Hofburg deutlich vernehmbar. Im Volksschulalter genoss Franz Joseph schon seine militärische Ausbildung.

Auf die Ausbildung des kleinen Franz Joseph wurde von Anfang an größter Wert gelegt. Fremdsprachen, Religion, Schreiben und Geografie standen im Mittelpunkt.

Franz Josephs Mutter Sophie war eine Frau von außergewöhnlicher Willensstärke: Was sie sich vornahm, versuchte sie mit allen Mitteln durchzusetzen. Das veranlasste den deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck zu der Bemerkung: »Der einzige Mann in Wien ist die Erzherzogin Sophie.« Viel schwächer war Erzherzog Franz Carl, der Vater Kaiser Franz Josephs und des mexikanischen Kaisers Maximilian; er war der Sohn von Kaiser Franz I. und Bruder von Kaiser Ferdinand I. Eine Anekdote erzählt von einem lschler Bauern, der Erzherzog Franz Carl während eines Spaziergangs im Wald traf und diesen nicht erkannte. Nach kurzem Geplauder fragte der Landwirt: »Was is denn Ihna Ältester?« Franz Carl antwortete: »Kaiser!« – »Und was is der Zweitälteste?« – »Auch Kaiser.« – »Und was war Ihna Herr Vater?« – »Kaiser!« – »Haben S’ auch an Bruada?« – »Ja, der war auch Kaiser.« – »Und Sie«, glaubte der Bauer den Scherz fortzuführen, »Sie san wahrscheinlich selber auch a Kaiser?« – »Nein«, antwortete Franz Carl, »aber ich wär’ fast einer wor’n!«

Auf seine Ausbildung wurde schon früh wert gelegt: »Stunden-Eintheilung« des Sechsjährigen.

Der achtjährige Franz Joseph mit Fahne und Tornister.

Als 17-Jähriger spielt Franz Joseph gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Aristokratie bei Hof Theater: Obwohl die beste Rolle, die des ausgelassenen »Hallodris« Hurlebusch, in Kotzebues Komödie Der Wirrwarr Franz Josephs jüngerem Bruder Maximilian, der voller Übermut war, geradezu auf den Leib geschrieben schien und dieser darin auch gerne aufgetreten wäre, zwang Mutter Sophie den eher ernsthaft veranlagten Franz Joseph, den Part zu übernehmen. »Er wird einmal an der Spitze des Staates stehen«, sagte sie, »und daher muss er jetzt schon bei jeder wie immer gearteten Gelegenheit die erste Rolle spielen.« Dass der blutjunge »Schauspieler« Franz Joseph bereits ein Jahr nach diesem Auftritt Kaiser werden sollte, dürfte selbst die ehrgeizige Erzherzogin Sophie nicht erwartet haben.

Erzherzog Franz Joseph wird zum künftigen Regenten ausgebildet: Unterrichtsstunden fanden in Anwesenheit seiner Mutter Sophie mit den Erziehern Heinrich Graf Bombelles und Franz Freiherr von Gorizutti sowie dem Religions- und Philosophielehrer Othmar Ritter von Rauscher, Wiens späterem Kardinal, statt. Weitere Lehrmeister Franz Josephs waren Fürst Metternich für Staatspolitik und Franz von Hauslab für Strategie. Seine letzte Unterrichtsstunde absolvierte Franz Joseph am Tag vor der Thronübernahme.

Franz Joseph war fünf Jahre alt, als der von ihm über alles geliebte Großvater Franz von Österreich, der letzte »Kaiser des Heiligen Römischen Reiches«, starb. Zwischen dem Todestag Franz’ I. im Jahre 1835 und dem Revolutionsjahr 1848 sprach man von einer »Monarchie ohne Kaiser«, da der kranke Kaiser Ferdinand nur eine tragische Zwischenlösung darstellte. Viele warteten in diesen Tagen auf den heranwachsenden Franz Joseph, der dann auch vorzeitig für großjährig erklärt werden musste, um als 18-Jähriger den Thron besteigen zu können. Einerseits erlebte der Erzherzog relativ glückliche und unbeschwerte Tage der Kindheit, andererseits war er von Anfang an in ein lästiges Zeremoniell gepresst, das ihm wenig Freiraum ließ, auch musste er eine – aus heutiger Sicht – besonders strenge Erziehung über sich ergehen lassen.

Franz Josephs Mutter, Erzherzogin Sophie, wurde ob ihrer Durchsetzungskraft »Der einzige Mann in Wien« genannt.

2. Dezember 1848 in der erzbischöflichen Residenz zu Olmütz: Kaiser Ferdinand übergibt die Krone an seinen Neffen Franz Joseph.

Das alles prägte die Persönlichkeit des späteren Kaisers. Sein legendäres Pflichtgefühl, die Pedanterie und Regelmäßigkeit des Tagwerks wurden ihm als Kleinkind schon aufgezwungen – und diese Anlagen sollten seine Zukunft und die des Reiches bestimmen. Diese Erziehung war auch der Grund für die tiefe menschliche Einsamkeit im Leben Franz Josephs. Denn schon in den ersten Lebensjahren war ihm die Abgeschlossenheit der Majestät gegenüber anderen Menschen, selbst gegenüber den eigenen Geschwistern, eingeimpft worden. Nicht einmal die engsten Familienangehörigen durften in späteren Jahren das Wort an den Kaiser richten, nur ihm stand es zu, zu fragen, und den anderen, ihm zu antworten.

Trotz dieser anerzogenen Starrheit war der Umwelt Franz Josephs gesunder Menschenverstand aufgefallen, ein Vorzug, über den gerade in diesen Jahren nicht allzu viele Mitglieder des Herrscherhauses verfügten. Sowohl Franz Joseph als auch seinen Brüdern war das gesunde Erbe ihrer Mutter, der Wittelsbacher Prinzessin Sophie, zugutegekommen.

Wenige Monate nach Ausbrechen der Revolution begibt sich der Erzherzog mit Kaiser und Hofstaat auf die Flucht. Kurz nimmt er an der Seite Radetzkys an der Schlacht bei Santa Lucia gegen Sardinien teil; von Verona aus warnt er seine Mutter Sophie und seinen Onkel Kaiser Ferdinand brieflich mit zynischen Worten, wie man sie später kaum noch von ihm erwartet hätte, vor einer überstürzten Rückkehr nach Wien: »Wenn es auch die Minister begehren, die eigentlich an allem schuld sind, so muss man es doch nicht tun, denn sie wollen es nur, um selbst sicher zu sein, und solchen Spitzbuben liegt wenig an der Sicherheit des Hofes.« Ein halbes Jahr danach konnte seine Mutter Sophie durchsetzen, dass ihr »Franzl« Kaiser wurde. Zeitlebens war er ihr für diese Entscheidung dankbar.

Der Kaiser erkennt die Größe und Schwierigkeit seiner Aufgabe und hat den festen Willen, sie zu lösen. Sein Verstand ist scharf, sein Fleiß besonders in seinem Alter bewunderungswürdig. Er arbeitet wenigstens zehn Stunden am Tage.

Franz Josephs erster Ministerpräsident Felix Fürst zu Schwarzenberg, 1850

Nach der Pariser Revolution im Februar 1848 werden auch in Wien und anderen europäischen Städten Barrikaden errichtet. Die Not der Massen ist groß, Handwerker und Arbeiterschaft sind von Hunger und Elend bedroht. Nach heftigen Straßenkämpfen, die sich Studenten, Bürger und Arbeiter mit der k. k. Armee liefern, müssen Kaiser Ferdinand und sein Hofstaat die Reichshaupt- und Residenzstadt aus Sicherheitsgründen verlassen. Vorerst flieht der schwache Regent nach Innsbruck, dann zieht er sich nach Olmütz zurück. Die Oktoberrevolution fordert in Wien 2000 Tote – noch ehe die Stadt von der Armee zurückerobert wird. Die Regierung sichert den Revolutionären Aufhebung der Zensur, uneingeschränkte Pressefreiheit und eine neue Verfassung zu. Die Aufhebung der Grundherrschaft sowie Abschaffung des Zunftzwanges und Einführung der Gewerbefreiheit führen zu dem Schlagwort, in Österreich sei das Mittelalter erst 1848 zu Ende gegangen. Schließlich wird Kaiser Ferdinand dazu gebracht, zugunsten seines Neffen, des »schuldlosen Franz Joseph« zu verzichten. Der junge Kaiser tritt seinen neuen Lebensabschnitt mit den Worten »Leb wohl, meine Jugend!« an. Die Wiener machen sich über den erst 18-jährigen Monarchen lustig und tauschen ein »t« gegen ein »n« aus. Der Kaiser wird in den ersten Jahren »Fratz Joseph« genannt.

Das Bild im Garten einer Osteria stammt von einer Italienreise des 15-jährigen Franz Joseph.

Die Sprünge des Herrn Carl Berg, angefertigt vom 15-jährigen Franz Joseph.

Growing up in the military: Franz Joseph plays with tin soldiers and a rifle as a young boy.

“FAREWELL, MY YOUTH!”

Franz Joseph’s childhood and upbringing

Just a few weeks after his birth, Franz Joseph was described as a “warlike little prince” by the Duke of Reichstadt, the son of Napoleon I, who lived in Vienna, and the Austrian Archduchess Marie Louise. When Baroness Sturm-feder, Franz Joseph’s first tutor, asked how the duke came to this assumption, he replied: “… he is growing up under the drums, because the guard is under his windows.” The roar of the guard was indeed clearly audible in the little archduke’s bedchamber in the Hofburg, and Franz Joseph began his military training at primary school age.

His training was emphasized early on: the six-year-old’s “hourly schedule”.

From the very beginning, great importance was attached to the education of the young archduke. The focus was on foreign languages, religion, writing and geography. Franz Joseph’s mother Sophie was a woman of exceptional strength of will: whatever she set out to do, she pursued by any means necessary, which prompted German Chancellor Otto von Bismarck to remark: “The only man in Vienna is Archduchess Sophie.” Archduke Franz Carl, the father of Emperor Franz Joseph and the Mexican Emperor Maximilian; he was the son of Emperor Franz I and brother of Emperor Ferdinand I. An anecdote tells of an Ischl farmer who met Archduke Franz Carl during a walk in the forest without recognizing him. After a short chat, the farmer asked: “What’s your oldest son?” Franz Carl replied: “Emperor!” – “And what is the second oldest?” – “Also an emperor.” – “And what was my lord’s father?” – “Emperor!” – “Do you also have a brother?” “Yes, he was an emperor too.” – “And you”, the farmer thought to continue the joke, “you’re probably an emperor yourself?” – “No”, replied Franz Carl, “but I nearly was!”

The eight-year-old Franz Joseph with flag and knapsack.

At the age of seventeen, Franz Joseph played theater at court together with other members of the aristocracy: although the best role, that of the exuberant rogue Hurlebusch in Kotzebue’s comedy “Der Wirrwarr” seemed tailor-made for Franz Joseph’s lively younger brother Maximilian (who would happily have played it), Sophie forced the more serious-minded Franz Joseph to take on the part. “He will one day be head of the state”, she said, “therefore he must now play the first role at every possible opportunity.” Even the ambitious Archduchess Sophie could hardly have expected that the young ‘actor’ Franz Joseph would become emperor just one year after the performance.

Archduke Franz Joseph was trained as the future regent: lessons took place in the presence of his mother Sophie, with tutors Heinrich Graf Bombelles and Franz Freiherr von Gorizutti, as well as the religion and philosophy teacher Othmar Ritter von Rauscher, later cardinal of Vienna. Additionally, Prince Metternich educated him in statecraft and Franz von Hauslab in strategy. Franz Joseph took his last lesson the day before he assumed the throne.

Franz Joseph was five years old when his beloved grandfather Franz of Austria, the last Holy Roman Emperor, died. The period between the anniversary of Franz I’s death in 1835 and the revolutionary year of 1848 was called a “monarchy without an emperor”, the ailing Emperor Ferdinand no more than a tragic interim solution. Many people were waiting for the adolescent Franz Joseph, who had to be declared an adult prematurely in order to ascend the throne at the age of 18. On the one hand, the archduke experienced relatively happy and carefree childhood days; still, he was forced from the outset into a tiresome ceremonial regime that left him little freedom, and he also had to endure – from a modern persepective – a particularly strict upbringing. All of this shaped the personality of the future emperor. His legendary sense of duty, as well as his pedantry and regularity in his daily work, were forced upon him as a small child – and these traits would define his future and that of the empire. This upbringing was also the reason for the profound loneliness in Franz Joseph’s life. Even in his early years, the isolation of majesty from other people – even from his own siblings – had been instilled in him. Not even his closest family members were allowed to speak to the emperor in later years. Only he was allowed to ask questions; their duty was to answer.

Franz Joseph’s mother, Archduchess Sophie, was known as “the only man in Vienna” because of her assertiveness.

December 2, 1848 in the archiepiscopal residence in Olomouc: Emperor Ferdinand hands over the crown to his nephew Franz Joseph.

Despite this acquired rigidity, those around Franz Joseph took note of his common sense, an asset that not many members of the ruling house possessed, especially in those years. Both Franz Joseph and his brothers had benefited from the healthy inheritance bequeathed by their mother, Princess Sophie of Wittelsbach.

A few months after the outbreak of the revolution, the archduke was forced to flee with the emperor and his court. Franz Joseph briefly took part in the Battle of Santa Lucia against Sardinia, alongside Radetzky; from Verona, he warned his mother Sophie and his uncle Emperor Ferdinand in a letter against a hasty return to Vienna – with a cynicism that one would hardly have expected from him later: “Even if the ministers who are actually to blame for everything desire it, one does not have to do it. Their only interest is for their own safety; such rogues care little for the security of the court.” Six months later, his mother Sophie was able to ensure that her “Franzl” became emperor. He was grateful to her for this decision for the rest of his life.

The emperor recognizes the size and difficulty of his task and has the determination to solve it. His mind is sharp, his diligence admirable, especially at his age. He works at least ten hours a day.

Franz Joseph’s first Prime Minister, Felix Prince Schwarzenberg, 1850

After the Paris Revolution in February 1848, barricades were also erected in Vienna and other European cities. The plight of the masses was dire, craftsmen and workers threatened by hunger and misery. After fierce street battles between students, citizens and workers on one side and the Imperial Army on the other, Emperor Ferdinand and his court were forced to leave the imperial capital for their own safety. The weak regent fled first to Innsbruck, then on to Olomouc. The October Revolution claimed two thousand lives in Vienna before the army regained control of the city. The government promised the revolutionaries an end to censorship, unrestricted freedom of the press, and a new constitution. The abolition of manorial system and compulsory guilds, and the introduction of freedom of trade, gave rise to the saying that the Middle Ages had only come to an end in Austria in 1848. Finally, Emperor Ferdinand was persuaded to abdicate in favor of his nephew, the “blameless Franz Joseph”. The young emperor began the new phase of his life with the words “Farewell, my youth!”. The Viennese mocked the 18-year-old monarch, exchanging the “t” in his name for an “n”: in the early years of his reign, the emperor was called “Fratz [Grimace] Joseph”.

The picture in the garden of an osteria was made on a trip to Italy by the 15-year-old Franz Joseph.

“The jumps of Mr. Carl Berg”, by 15-year-old Franz Joseph.

IMMER MIT STIFT UND ZEICHENBLOCK

Franz Joseph als Künstler

In den Jahren 1845 und 1846 unternimmt der kunstbegeisterte Franz Joseph Reisen nach Italien, Istrien und Dalmatien. Stets hat der Erzherzog Stift und Zeichenblock bei sich. Der Jugendliche versäumt keine Gelegenheit, die erlebten Eindrücke festzuhalten. Interessant ist dabei nicht nur das offensichtliche Talent, sondern auch das Milieu, in dem sich der Habsburger im Zuge seiner Privatreise bewegt. Er trifft mit einfachen Menschen zusammen, besucht Kaschemmen, ärmliche Behausungen und mit Vorliebe Zirkusvorstellungen. Während Bruder Max über ansehnliches Gesangstalent verfügt, begeistert sich Franz Joseph dermaßen für die Malerei, dass er sich auch in die Kunst der damals noch recht jungen Lithografie einweisen lässt.

Der fünfjährige Franz Joseph bei seinem liebsten Hobby, der Malerei.

Ein Knabenkopf, den der künftige Kaiser im Alter von neun Jahren zeichnete.

Ich hab’s mir eigentlich ärger vorgestellt!

Kaiser Franz Joseph angesichts der damals progressiven Werke Gustav Klimts und Kolo Mosers bei der Eröffnung der Wiener Secession, 1897

Franz Joseph verschenkt mehrere Blätter an Freunde und Verwandte. Als ihm seine Stiefgroßmutter in München – Karoline von Bayern – aus Dankbarkeit für sein zugesandtes Bild »als Gegengeschenk«, wie sie schreibt, einen Spielzeugaffen schickt, ist Franz Joseph aufs Tiefste gekränkt, weil man ihn offensichtlich noch für ein Kind hält. Trost findet er nur in den anerkennenden Worten der Großmama, die seine Kunstwerke lobt. »Er liebt es eben sehr, dass man sein kleines Talent hoch schätzt«, schreibt Erzherzogin Sophie an ihre Mutter.

ALWAYS WITH A PENCIL AND SKETCHBOOK

Franz Joseph as an artist

In 1845 and 1846, the art-loving Franz Joseph traveled to Italy, Istria and Dalmatia, always with a pencil and sketchbook. The young man never missed an opportunity to record his impressions. It’s not only his obvious talent that is interesting, but also the milieu in which the Habsburg scion moved during his private travels. He met ordinary people, visited dives and poor dwellings, and loved circus performances. While his brother Max had a considerable talent for singing, Franz Joseph was so enthusiastic about painting that he also had himself schooled in the art of lithography, still quite new at the time.

Five-year-old Franz Joseph enjoying his favorite hobby, painting.