Hansdampf - Johann Widmer - E-Book

Hansdampf E-Book

Johann Widmer

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Beschreibung

Mit dem Verschwinden sprachlicher Eigenart verschwindet gleichzeitig ein Teil der kulturellen Eigenständigkeit. Das ist ein normaler Vorgang. Früher war es eher ein regionales Phänomen, heute hat es globale Dimensionen. "Reine" und saubere Dialekte gibt es schon lange nicht mehr. Eine ausgeprägte Binnenwanderung, Migration allgemein und eine offene und sich rasch verändernde Welt haben die Sprache aber auch unser Denken verändert Meine Geschichten stellen ein Zeitbild dar, das zwar auch schon wieder der Vergangenheit angehört, der "guten" alten Zeit … …deren Geister ich nicht heraufbeschwören will, aber deren besonderen Geist ich nicht unbeachtet in der Vergessenheit versinken lassen will.

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WIDMER JOHANN

Hansdampf

Gschichte us em Züri Oberland

Band 2

Mit dem Verschwinden sprachlicher Eigenart verschwindet gleichzeitig ein Teil der kulturellen Eigenständigkeit.

Das ist ein normaler Vorgang.

Früher war es eher ein regionales Phänomen, heute hat es globale Dimensionen.

«Reine» und saubere Dialekte gibt es schon lange nicht mehr.

Eine ausgeprägte Binnenwanderung, Migration allgemein und eine offene und sich rasch verändernde Welt haben die Sprache aber auch unser Denken verändert

Meine Geschichten stellen ein Zeitbild dar, das zwar auch schon wieder der Vergangenheit angehört, der «guten» alten Zeit …

…deren Geister ich nicht heraufbeschwören will, aber deren besonderen Geist ich nicht unbeachtet in der Vergessenheit versinken lassen will.

Titelbild von Johann Widmer (Muurer Hans) (1902 – 1988)

Stiftung Augustine und Johann Widmer, Hrsg.

© Stiftung Augustine und Johann Widmer

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werks darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Bildungszentrums reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

www.johann-widmer.ch

ISBN: siehe Umschlag

1. Auflage 2020

Vorwoort

Ich bin en Gschichteverzeler und kän Schriftsteler und au kän Hischtooriker. Drum händ mini Gschichte en woore Chèèrne aber de Reschte isch meischtens Fantasii vermischlet mit Erläbtem und Ghöörtem.

Vilicht meint mer eini vo mine Persoon z käne, aber si isch es meischtens ebe nööd und wänn sich gaar öpper betupft füült isch er sälber Schuld. S tuet mer schüüli leid.

Ich wott niemerem an Chare faare ich zeige nur, wie mir ebe sind und nöd nu miir Zürioberländer.

Ich han au d Öörtlichkeite echli durenand proocht oder vermischlet, aber meischtens simer im Zürioberland, z Wald, z Rüeggisaltoorf, z Lindau, im Wislig, z Baume oder z Hiwiil, es isch ales mögli.

Na öppis zur Schriibwiis.

Ich underscheide zwei Luut vom ä und em è

Also: gääl, hät, Händ, Räägeschirm,

aber : Chèèrne, rèèss, Chèès oder Stèèrn.

En anders Möödeli ischs oberländer O wo zum Bischpiil z Wintertuur es A isch.

Strooss / Straass oder Oobig / Aabig aber mer chan sich a Beides gwöne.

Wämer sich emool im Tägscht echli iigläse hät, goots immer ringer.

Vill Vergnüege bim Lääse!

DE FOREPUUR

Eusen Huusberg, quasi eusen Üetliberg isch d «Fore» gsii, en riisige Schteihuuffe, wo de Linthgletscher vor Uurziite ligge loo hät.

Mer hät dä Hoger chöne bestiige, wämer vo de Milchhütte, das isch doo s letschti Huus gsii, dur de Chrumenacher gloffen isch und dänn s Räbewäägli oder s Forewäägli steil duruuf ìsch mer schliessli genau uf em Huusplatz vom Forepuur glandet.

Es isch de schönschti Platz vom Dorf gsii.

Unedraa s chliini Dorf mit de grosse Chile, dän ännet es paar Höger, die meischte mit ere tunkle Tannechappe, die bläuliche Hügel vom Zürioberland.

Hinedraa, bim schöne Wätter, sind die wiisse Alpegipfel vom Säntis zum Speer, vom Mürtschestock und em Glèèrnisch mit em Vrenelisgèèrtli, bis zum Tödi.

Amene schööne Föhntaag hät eim scho d Begeischterig chöne phacke bi dère wunderbaaren Uussicht.

Ich mag mich erinnere, das ich a some Taag als chliine Drüüchèèshooch der alte Frau Hindermeischter, wo deet in ihrem Chorbstuel gsünnelet hät, begeischteret erchlèèrt han, das ich, wän ich emal gross seig, uf ali die Bèèrg chlädere tüegi.

Ali sinds dänn doch nöd woorde, aber won ich zoberscht uf em Glèèrnisch gstande bin, isch mer würkli die alti Frau uf de Fore in Sinn choo. «Wänn si jetz übereluegti …»

Nei, si hät doo leider scho nüme gläbt.

Zwee groossi alti Före händ deet echli Schatte ggèè und sind welewääg au für de Name «Fore» verantwoortli gsii.

Ich bin öppedie uf em Bänkli under dene Bäum gsässe und han amigs probiert das gwaltigi Panoraama vo de Glaarneralpe uf es Blatt Papier z bringe, aber die verflixte Papier sind immer z chlii gsii, s hät meischtens nu bis zum Mürtscheschtock glanget will ich mich immer e dèèwääg i de Chliinikeite verloore han und genau glueget, das ich au jaa käs Bèèrgspitzli vergässi. En richtige Tüpflischiisser bin ich gsii.

Won ich wider emol mit de Breiti vo mim Zeichnigspapiir kämpft han, isch de Forepuur usechoo, cho luege, wie wiit mis Wèrkli scho seig. Ich han em mis Leid gchlagt und er hät debii gèèggelig sis chliini Tubakpfiifeli gstopft und dänn bi den erschte Züüg gmeint, ich müesi halt s Papiir i de Mitti längs dureschniide und dänn die zwee Teil anenand anehänke, zämechlöibe.

Ich han natüürli au scho da draa tänkt, aber dän hät mi dè choge Liimfalz i de Mitti gstöört. Genau zwüschet em chliine und em groosse Miete häts die Linie anepreicht und das hät so cheibe wüescht uusgsee.

De Forepuur hät dänn no zwee, drei Tubakwulche abgloo (wien en alti Tampflokki) und dänn gseit: «Häsch rächt, Hènsel, aber won es Probleem isch, gits au e Löösig»

Ja preziis soo isch er gsii, de Forepuur.

En bignaadete Chlütteri und Päscheli wo für fascht jedes Probleem meischtens grad es paar Löösige gfunde hät.

Sini Tubakpfiiffene zum Bispiil, hät er sälber gschnitzt, will em irgendwän emool di alti verbrochen isch.

Er hät doch wäge dèm Gülesuuger nöd eifach chönen tätschpumm ales ligge loo und schnäll uf Efräätiken übere gon e neui Pfiiffe go poschte.

Er hät i sinere Budik es Stuck guet glaagerets Holz vome Schnuderbeeribaum (Eibe) gnoo und dranumegschnäflet bis es richtig uusgsee hät. Au s Rohr hät er bi de verbrochne Pfiiffe abglueget und, s hät ales beschtens funkzioniert. Er hät drufabe no mee Pfiiffene gschnätzt, chliineri (für am Wèèrchtig) und gröösseri für de Sunndig.

Er hät au verschideni Hölzer uusprobiert, wo zu sine veschidene Tubaksorte passt händ. Er hät nämli au de Tubak sälber gmischlet. Ei Helfti isch guete und tüüre Pfiiffetubak gsi, di anderi Helfti, je nach Mischig, Eppeeribletter, Trüüblibletter, Nussbaumlaub, Räckholderzwiigli, Stächpalme, Zimetröösli, Bireschelfere und was susch na a so schmöckigem Züüg umen isch.

Es mues jedefalls guet gsii sii, a sim Gsicht aa, wän er tubäcklet hät

De Hindermeischter, de Forepuur isch es Originaal gsii. Sis Gwèèrbli hät grad eso glanget zum zwei Chind groosszie. Vill Voorigs händs nie ghaa aber daas womer zum Läbe bruucht isch ämel alliwiil daa gsii. Vor alem händs guet chöne iiteile.

Er und sini Frau sind richtigi Chrampfi gsii und wänn die beide am schaffe gsii sind, isch öppis gloffe.

Si händ es Halbdotz Chüe im Stall ghaa, zwee Geisse für di eige Milch, es Ross, Hüener, Gäns und zwei Söili (wo meischtens verusse umegrännt sind), es paar Obschtbäum und en groosse Trüübligaarte.

Us dene Trüüblene hät er sogaar sin eigne Wii gmacht.

Di schööne Etigette hät er jedi einzelni sälber gmoolet und mit Zierschrift «JOHANNISBEERWEIN» druf gschribe.

Wänn scho s ganz Dorf über sin Wii grinset hät (uusgrächnet us suure Trüübli!), er isch würkli öppis Guets gsii.

Min Vatter hät amigs gseit es seig es gsüffigs Tröpfli, vill besser ämel als dä suuri Gurglechratzer wo mer früener a de Räbhalde us richtige Truube gmacht heig.

Vo däne Räbe isch nüüt me plibe als de Name vom Räbewäägli.

D Räbluus und d Amerikaanerchranket händ d Lindauer scho vor lange Ziite von ihrem eigne Wii befreit.

Ich han die Räbhalde nu na als Weid erläbt und won ich em Dorf de Rugge gcheert han, sind us dene Wisene schööni Eifamiliehüüsli gwachse und d Vögel i de Läbhääg, wo jetz au nüme sind, woned jetz i schöne Vogelchischtli i de Bäum über em Gaartegrill.

Mis Alpepanorama isch dänn doch no zstand choo.

De Forepuur hät miir emool uusrichte loo, er heig jetz s richtig Papiirmääss gfunde.

Ich bin natüürli am nächschte schöne Tag i d Fore ue gschpurtet, de Gwunder hät mi tribe.

De Hindermeischter isch grad i sinere Budik gsii und hät deet a sim sälber poute Traktöörli umegschrüüblet.

Wäge dere Maschine händ ali andere Puure nu fuuli Witz chöne mache wänn sii uf ihrne neue, groosse Traktoore ghocket sind.

Das isch es anders Luege gsii als de Hindermeischter mit sim Bibelforschertraktoor.

Aber de Forepuur hät bi däm Theema nur sis verschmitzt Grinse im Gsicht ghaa, wän er amig im Ernscht gseit hät, er wett bigoscht mit keim tuusche.

Mit sim sälber gmachte Einachser, won er ali Wäge oder Maschine hät chöne draa aahänke, isch er uf sim Gländ guet zwääg choo will all sis Land uf ali Siite abheldig gsii isch. En groosse Traktoor wäri deet reine Sälbschtmord gsii.

Wän sis Pfüpferli kippet isch, häts ein Maa wider chöne uufstele ohni Probleem. Hingäge wänn sonen Traktoor kippet isch, häts meischtens drufabe im «Zürioberländer» e Todesaazeig ghaa.

Säb Maal hät er en Triibrieme (e gwönlichi Velochettle) müese aaspane. Dän hät er sini Händ am Brüneli suuber griblet und gwäsche und isch dän i sis groossi Holzlaager übere und schliessli mit eme lange Brätt zruggchoo.

Er hät es Lindeholzbrätt zwääg gmacht.

S isch guet 30 Santimeeter uf knapp anderthalb Meter gsii. Er häts ganz fiin ghoblet und gschliffe und di einti Siite mit ere wiisse Farb grundiert.

Er hät mich gfrööget, öb ich da wetti mis Alpepanorama druufmoole. Er hät sogaar äxtra z Winti im e Lade richtigi Ölfarbe kauft. «feinste Künstlerölfarbe» isch uf dene Tüübli gstande.

Er sälber werdi dänn ringsume, wien en Raame, es Pöörtli schnitze.

Das Bild chömi dänn, wänns fertig seig, über de Stalltüre a d Wand ue. (D Schruubelöcher sind au scho poret gsii.)

Er hät mir verzellt, er heig im Apizällerland obe söttigi Bilder gseh, won er deet im Dienscht gssi seig und das heig em cheibe guet gfale. Sonöppis Psunders mües er au haa.

Ich bin natüürli mit eme Füüriifer debii gsii und han voler Taatedrang grad wele aafange. Aber ich bin dän doch echli verschrocke ab dere riisige Flächi.

De Forepuur hät mer doo de gueti Raat ggää, zerscht emol die ganzi Breiti uufzteile und voorzeichne, nöd das ich emänt wider zwenig Platz heig.

Also han ich so Pünktli anegmacht, wo die einzelne Bergspitz anechömid. Das die Bèèrge au eso richtig zur Gältig chömid, han ichs echli hööcher gmacht als wie si würkli gschune händ.

Defüür han ich unedraa d Landschaft echli schmòòler gmacht, schliessli isch es ja um d Bèèrge ggange.

De Himel und die Schneegipfel sind überhaupt keis Probleem gsii aber was vornedraa herechoo isch, hät em Maaler scho chli Buuchwee gmacht.

Das schöni Bruunvee i de tunkelgrüene Wise, linggs une, hät überhaupt nie öpper als Chüe aaglueget. Mini Muetter, si isch immer echli en kritische Geischt gsii, hät dän emol vor allne Lüüte gseit: «Lueg, da bouets glaub en Schiilift!»

S anderi groossi Probleem, uf de rächte Siite, isch eusi schööni Chile gsii. Vom Dorf uus chunnt si guet zu Gältig über em Dorfplatz aber wämer si so echli von obenabe, vo de Fore heer aaglueget hät, isch si eim nu na wien e nüütigi Kapäle vorchoo, versteckt hinder ere Linde und em Peter Zürcher sim Güetli und verlochet im Taal une. Das han ich dem Bouwerch, wo zwee vo mine Vorfaare draa poue händ, wäägerli nöd chöne aatue.

Ich hett si na chöne uf de Müliberg hindere setze, das si mee zur Gältig cho wäär aber es hett au wider kä Fale gmacht, die einsami Chile so wiit vom Dorf ewägg.

Aber ich ha dänn am Schluss de Platz na anderscht pruucht.

Ich bin guet vorwärts choo, Platz han ich ja ghaa, vill Platz, ja sogar echli z vill. Bi de Innerschwiizer Alpe isch rächts devoo na öppen en Drittel läär gsii, aber Bèèrg häts kämee ghaa.

Em Forepuur sini Idee, deet s Brätt eifach absaage, isch mir wien e Sünd vorchoo. E Todsünd, won ich doch no so vill Farb voorig ghaa han.

Ich han dänn mini gueti Idee duregsetzt ali die Gipfel ane z’ setze wo eigetli deet sind, aber miir von eus uus nu nöd gseend.

Ich han vo Kaländerzädel und Poschtchaartene na Eiger. Mönch und Jungfrau anegsetzt, s allbekannti Matterhorn mit eme chliine Seeli hät au no guet Platz ghaa. Er isch vilicht echli hööch groote, aber schliessli isch es au euse schönschti Bèèrg. De Wildstrubel und es Stuck vom Dent du Midi sind au grad no ufs Brätt ggange.

Herrlich! Wunderbaar!

Es isch es wahrs Kunschtwärch woorde und niemer me hät d Chüe im Chleefäld gsuecht und d Chile hät au niemer so richtig vermisst. S Matterhorn hät si deet vill besser gmacht.

De Forepuur isch mächtig stolz gsii uf sis Bild und er hät nöd lugg glaa im Dorf z weible, bis jede emol zu ihm ufegstigen isch zum sis Bild z bewundere und es Glesli Trüübliwii …

Ich han vo dèren Ehr au min Teil überchoo, vor alem aber isch bi jedere Metzgete e schöni Bluetwuurscht vo de Fore obenabe choo. De Hindermeischter hät au nie vergässe wie gèèrn ich sini gräuchte Puureschüblig ghaa han.

Das Bild isch no eebigi Ziite deet obe ghanget aber ich han niemerem me gseit, das es vo miir seig, will ich mich schiniert han. Die Schwaarte hät hinen und vorne nöd gstume.

D Proporzione, d Perschpektive und die scheusslich glänzige Farbe sind e Blamaasch gsii für miich (s hät emol en Kritiker gseit, das Bild glänzi wien en laggierten Affenarsch!) aber de Forepuur hät immer na es groosses Wäsis druus gmacht und es hät em offesichtli immer na gfale und es isch schliessli es Werch gsii vome Feuftklässler.

Aber ich ha miich wäge däm öppe nöd als Wunderchind gfüült.

Ich han no es anders Aadänke a dä gschickti Maa ghaa.

Mer hät mich doo i d Giigestund gschickt, will mini Eltere usegfunde händ, das ich weli Lehrer wèèrde. Ich weiss nöd wie die uf sonen Schnapsidee choo sind, vo miir händs es sicher nöd ghaa.

Und bi de Giigelehreri bin ich überzüügt gsii, das si mir vor alem di letschti Freud a de Musig weli uustriibe.

Wo dän emal min Boge am Spitz vorne abknellt gsii isch, han ich scho tänkt, jetz seigs fertig mit fidle.

Chasch tänke. Die Sadischtin hät en Reserveboge für mich parat ghaa. «The horrorshow must go on» würd mer vilicht hüt sääge.

De Herr Euschen, Giigebouer z Wintertuur hät mir gseit, mer chöni sonen Boge nöd flicke, Ummögli. Die Spanig im Boge seig eso starch …

Er hett mer en neue verchauft, aber won ich de Priis ghöört han, isch mini Luscht am Giigespiil no mee verchuelet.

De Musik Hug hät no e biligers Modäll gha, aber es isch uf di falschi Siite chrumm gsii.

…ich mües mers nomol überlegge.

De Forepuur isch grad begeischteret gsii vo mim Probleem.

Zerscht hät er ime Buech glueget, us was für Holz eson en Boge gmacht seig.

Rooseholz, Pernambuco oder Brasilieholz. Drei Näme für s gliichligi Holz won aber bin eus nöd wachst.

Jetz hät er sich dä Paziänt genauer aaglueget.

«Zämeliime chasch vergässe und wämers schinet so gits en mordsgroossen Apperat», hät er vor sich anebrummlet.

Er hät mer dän dä Boge würkli gflickt, soo das er ghebet hät.

Mit fiine Stahltròòtli im Holz ine, häts de Boge a sinere Bruchstell zämetruckt. Je mee de Boge aazoge woorden isch umso besser hät er ghebet.

Wän au ales so niggelig und fiin gsii isch, mer häts natüürli guet gsee und ich han scho zum Vooruus gwüsst, das mini Giigelehreri en Schreichrampf überchömi wänn si dä Flick gsèèchi. Vilicht würd si sogaar de Schlaag träffe. Aber die Freud hät si niemerem gmacht.

Uf d Wienacht häts en neue Boge ggèè aber ich han na lang uf mim alte, gflickte Boge güebt, will ich s Gfühl ghaa han, er spili vill besser als de neu.

De Forepuur hät dänn na was weiss ich woo, en alte Giigeboge gfunde und hät miir voorgschlage, das er us däne zwee Böge eine machi aber mit ere lange schrääge Bruchschtell i de Bogemitti …

… mer händs dän aber bliibe loo, will er grad a siner neuschte Erfindig gchlütteret hät, anere Holzschiitlimaschine.

(Wo dän au würkli ganz gäbig Schiitli gspalte hät)

GERTRUDE

Die jungi Daame isch mer grad uufgfale will ich si vorhèèr no nie gsee han und will si vom Model hèèr nöd ganz in eusi Gäged passt hät.

Si isch mer uufgfale will si echli gröösser gsii isch als di andere Lüüt im Publikum und iri hellblonde Haar händ au nöd ganz zun eus passt, au ihri wasserklaaren Auge nööd und de langi hööchi Chopf.

Ich han en günschtige Platz ghaa zum si echli z beobachte, so schrèèg vo vorne und ich han au Ziit ghaa, will mich dè Voortrag übers Aabigmool bi de Kalwinischte und de Hutterer hine und vorne nöd intressiert hät. Mit some Quatsch chasch kän Komfirmand begeischtere, egaal wie fromm er sich voorchunnt.

I settige Momänt bruuch ich nur en Bleischtift und es Stuck Papiir und dänn fanged mini Finger aa zeichne.

Papiir und Stift han ich ghaa, will de Pfaarer eus groote hät möglichscht vill Notize z mache.

(Es gèb dänn übrigens drüber e schriftlichi Prüefig i de nächschte Stund) (Ich han dänn «übrigens» die beschti Aarbet gliferet will ich am Schluss esones Broschüürli kauft han mit em ganze Voortrag drin) (übrigens für nur 50 Rappe)

Aber ich han au e ganzi Biig vo Skizze chöne mache vo dere Frau, ohni das es öpper gmèrkt hetti.

Nödemal sii sälber häts gmèrkt, si hät mir spòòter emol gseit, ich seig ihre uufgfale, wien ich fliissig Notize gmacht heigi, statt, wie mini Koleege, Papiirchügeli i der Aula umezschüüsse.

Ich han di näächschte Tääg probiert s Porträ vo dere Frau z zeichne, aber es isch immer schlimer woorde bis es im Papiirchorb glandet isch.

Aber ich han au es paar Sache über die Frau vernoo.

Zerscht emal das si Gertrude heissi, das si us Oschttütschland chömi und das si jetz i d Schwiiz gflüchtet seig. Si weli z Züri go Theologii studiere.

Ich ha si dänn glii drufabe sälber käne gleert.

Im Blaue Chrüüz han ich e Jugedgruppe gleitet, e Buebegruppe. Mer sind kei fanatischi Tämperänzler gsii, es isch ehnder echli en Aart von ere Pfadi gsii aber ooni militärischi Absichte.

Ich glaub ich han mini Aarbet rächt guet gmacht, trotz minere Juged (ich bin nu wenigi Joor elter gsii als mini Schützling).

Ich weiss na genau, a säbem Oobig han ich en junge Maa iiglade ghaa wo blind gsii isch. Es isch für die Buebe es groosses Erläbnis und e wichtigi Erfaarig gsii, scho drum, will mer doo die Lüüt wo nöd gsii sind wien ali andere, gèèrn von eusere Wält uusgschlosse oder gaar wèggschpeert hät.

A säbem Oobig isch au d Gertrude zuenis gstoosse, will si vom Pfaarer vo miir und minere Gruppe ghöört hät.

Ich bin es Wiili lang schaurig vertatteret gsii und han zeerscht echli de Fade verloore. Aber si hät siich eso gschickt chöne iifädle, das si scho nach wenige Minuute dezue ghöört hät.

Si hät nachher na mit miir zäme de Peter, dä blindi Maa heibegleitet.

Womer dänn, z zweite, uf de tunkle Strooss gstande sind isch d Verläägeheit wien en ticke Näbel über mich choo. Näbed dère Frau bin ich mir voorchoo wien en gablige Ruech, en ungschickte Toorebueb ohni Schliff und Aaschtand mit eme zuepüetzte Muul. Aber was hetti ä söle säge?

Si isch dänn no es paar Schritt mit miir zäme gäges Tann füre gloffe und deet wo si het müese abzwiige zum Pfaarhuus abe, hät si miich am Aarm gnoo und gseit, si wüürdi sich gèèrn vo miir zume Thee iilade loo, da vorne im alkoholfreie Reschterant.

Mer sind na zämegsässe und händ mitenand gspròòchlet bis zur Polizeistund (am elfi znacht) und dän isch jedes i sis Loschii. Sii is Pfaarhuus abe und ich, mit em Velo em Turperiet naa uf Taglischwange und dänn heizue.

Ich bin ganz durenand gsii.

I miir ine hät es hells Füür prännt. E Zueneigig zu dere Frau.

Bewunderig, Begeischterig, Ehrfurcht und en Aart vo Liebi, won ich bis daa ane no nie erläbt han.

Das sones edels Wese miich chliine Schüeler èèrnscht nimmt, das si mit mir redt uf du und du, won ich doch en Niemert und es Nüüt bin …

… aber ich han jetz müese go schlooffe, am nächschte Morge han ich scho herrgottefrüe use müesen und mit em Velo uf Winti abe strable i d Schuel.

Am Dunnschtig druuf händ mi mini Buebe natüürli mit Frooge glöcheret, was das für «eini» gsii seig, öb das min Schatz seig, öb die emänd nöd echli alt seig für miich und mäng anderi diskreeti Froog.

Ich han dänn feschgschtellt das au iich nu wenig vonere wüssi.

Nu sovill, das si uursprünglich us Oschtprüüsse chunnt, dänn vertribe woorden und ganz am Schluss i de Oschtzoone glandet isch. Aber die DDR isch alemaa au käs Paradiis gsii und so isch si i d Schwiiz gflüchtet.

Aber mir isch debii grad di gueti Idee choo, ich chönnti sii iilade, das si de Buebe cha verzele von ihrem Schicksaal.

Und miir häts d Glägeheit ggèè wider mit ihre Kontakt uufznèè.

Si isch sofort paraat gsii eine vo de nèèchschte Dunnschtigòòbig z übernèè.

Es isch en vole Erfolg woorde.

Mer sind ali erschütteret gsii ab däm Pricht.

Es isch halt öppis ganz anders, öb mer sone Gschicht ime Buech lääsi oder wänn das en läbige Mäntsch diräkt verzellt.

Si hät sehr iifüühlsam verzellt und mängi gruusami Stell überhupft wo echli starche Tubak gsii wääri für die Buebe, aber es isch au soo no en rächt en gfüürchige Pricht woorde.

Ihren Vatter isch en Chinderarzt gsii, aber er isch au no en Roote, en Sozi gsii und drum eines Tages ime KZ verschwunde.

Woner wider frei choo isch, hät mer en wiit in Oschte versetzt, samt

Frau und drüü Chinde. Z Königsberg hät er inere Chindekliinik gschafft bis a säbem Taag, wo mer di russische Kanone ghöört hät.

Doo isch uf eimaal ales drunder und drüber ggange.

I de allerletschte Minuute ischs Fluchtverbott für d Bevölkerig uufghobe woorde und dän isch eifach ales looszoge Richtig Weschte.

Es isch en iis’chalte Winter gsii, ali Stroossen und Wääg tüüf verschneit und überall sind Lüüt underwägs gsii.

Z Fuess, mit Leiterwägeli, mit Ross und Fuerwärch und d Auto vo de Nazibonze, en riisige Zuug vo Flüchtling und immer wider sind russischi Flugzüüg über die langi Kolone gfloge und händ Bombe abgrüert.