Monatsbilder 2016 - 2022 - Johann Widmer - E-Book

Monatsbilder 2016 - 2022 E-Book

Johann Widmer

0,0
9,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Als namhafter Vertreter der «arte povera» begann Johann Widmer in den späten 90er Jahren seinen Schaffenskreis auf die abstrakte, informale Malerei auszuweiten. Sein Credo war, dass alle Künste (auch Musik und Literatur) wichtige Grundlagen unserer Zivilisation sind und somit allen Menschen, mit verschiedenen Mitteln zugänglich gemacht werden sollen. Neben seinem umfangreichen künstlerischen Schaffen entstanden daher auch Kurzgeschichten für Jung und Alt. Er vermeidet aber den Begriff "Schriftsteller". Er sieht sich eher als Kunstvermittler und freut sich, wenn seine Bücher gelesen werden. Ab August 2009 widmete er jedem Monat ein Bild, das er mit "Randnotizen" versah. Band 2 enthält die Sammlung dieser "Monatsbilder" aus den Jahren 2016 bis 2022. Die Texte sollen die eigene Fantasie beim Betrachten der Bilder nicht beeinflussen, können aber einen Zugang zum Bild schaffen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Table of Contents

Title Page

Vorwort

Monatsbilder 2016

Heroische Landschaft

Stilleben

Auferstehung

Garten

Erinnerung

Träumerei

Musik zu einem Geburtstag

Herbst

Blaue Blume

Fabel

Frieden auf Erden

Monatsbilder 2017 Weiss-Blau

Wandel

Idylle

Ewigkeit

Stiller Raum

Fernweh

Der Berg

Informel

Wer hat Angst vor …

Der Osten ist rot …

Licht

Kalte Landschaft

Monatsbilder 2018

Wohin die Reise geht

Abenteuer Farbe

Lachen

Grüne Musik

Traum einer Rose

Sommermorgen

Fata Morgana

80

Garten im Herbst

Reife Frucht

Hoffnung

Monatsbilder 2019

Blaues Märchen

Allein

Zeichen

Mauern

Ich bin …

Sommernacht

20. August

Puppenspiele

Oktoberrot

Stilles Leuchten

Blau des Winters

Monatsbilder 2020

Valentinstag

Leere

Lockdown

Dornröschen

Nach dem Sturm ist vor dem Sturm

Freiheit

Sommerrot

Schweres Blau

Eiswolken

Der Kreidekreis

Black Year

Monatsbilder 2021

Lichtmess

Kontraste

Zeit

Völker höret die Signale

Frei

Blauer Traum

Gelb in Gelb

Geschichten

Oktobergold

Freude

Buridans Esel

Monatsbilder 2022

Nach Lichtmess

Gewalt

Blumengiessen

Schweigen

Randbemerkung

Danse macabre

Bilderverzeichnis mit Katalognummer

Bücher von Johann Widmer

Monatsbilder

Ein Bild für jeden Monat

 

 

Johann Widmer

 

 

 

Band 2

 

2016 -2022

Illustrationen

Fotos von Werken des Autors aus den Jahren 2016 - 2022

Stiftung Augustine und Johann Widmer, Hrsg.

© Stiftung Augustine und Johann Widmer

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werks darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung der Stiftung reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

www.johann-widmer.ch ISBN: siehe Umschlag

1.Auflage 2022

Vorwort

Als namhafter Vertreter der «arte povera» begann Johann Widmer in den späten 90er Jahren seinen Schaffenskreisaufdieabstrakte,informaleMalerei auszuweiten.

Sein Credo war, dass alle Künste (auch Musik und Literatur) wichtige Grundlagen unserer Zivilisation sind und somit allen Menschen, mit verschiedenen Mitteln zugänglich gemacht werden sollen.

Neben seinem umfangreichen künstlerischen Schaffen entstanden daher auch Kurzgeschichten fürJungundAlt.ErvermeidetaberdenBegriff

„Schriftsteller“. Er sieht sich eher als Kunstvermittler und freut sich, wenn seine Bücher gelesen werden.

AbAugust2009widmeteerjedemMonateinBild, das er mit „Randnotizen“ versah.

DasBand2enthältdieSammlungdieser„Monatsbilder“ aus den Jahren 2016 bis 2022.

Die Texte sollen die eigene Fantasie beim Betrachten der Bilder nicht beeinflussen, können aber einen Zugang zum Bild schaffen.

DieseMonatsbilderwurdenjedenMonatimInternet unter www.johann.widmer.ch veröffentlicht.

Seine Bücher sind bei www.epubli.de und im Buchhandel erhältlich.

Zürich, im Juli 2022, Johann Widmer Junior

 

Monatsbilder2016

Freiheit

Januar2016

Freiheit,ein grosses Wort mit vielen Inhalten.

EinMenschheitstraum,derimmerwiedermitFüssen getreten wird.

Eine Utopie, die sich immer wieder selbst zerstört.

FreiheitvondenFesselnderSklavereiumsichinneuen Verstrickungenzu versklaven.

Freiheit der Meinungen, falls sie konform sind.

Freiheit der Presse soweit sie die Interessen der Geldgeber und der Herrschenden vertritt.

Freiheit des Denkens, sofern man überhaupt denken kann

Freiheit der Lebensgestaltung sofern die ökonomische Frage gelöst ist.

WievielFreiheiterträgtderMensch,ohnesichinGesetzen,Vorschriften,VerordnungenundGeboteneinzumauern?

Ist Freiheit nur noch Narrenfreiheit? Und wie viel Freiheit erträgt die Kunst?

Seit dem 20. Jahrhundert ist „Kunst“ ein sehr weit gefasster Begriff, so weit, dass ich jeden Gegenstand signierenund als Kunstwerk deklarieren kann.

Kunst hatte immer mit Freiheit zu tun und wenn es nur die Freiheit des Künstlers war zu verhungern, damals, als ein Van Gogh noch für ein Butterbrot zu haben war.

Damals, heute haben wir die Freiheit für einen echten Van Gogh Millionen zu bezahlen.

Verhungern muss heute niemand mehr (wenn man das geistige und seelische Verhungern ausklammert),

Dass dieses Bild den Titel „Freiheit“ trägt mag vielleicht erstaunen.

Aber es ist keine Allegorie, es steckt kein intellektuelles Denkgebäude dahinter.

Es ist einer der farbigen Träume des Künstlers.

Es ist die Musik der Farben, die den weiten, schwer fassbaren Begriff der „Freiheit“ fühlbar machen will. Es ist eine von unendlich vielen Möglichkeiten, sein Gefühl „Freiheit“ darzustellen.

UndfallsjemanddenTitelnichtmag,kannerihnändern, ganz nach Belieben:

Es ist seine Freiheit.

 

HeroischeLandschaft

Februar2016

Wenn wir unsern Blick nach aussen richten, nehmen wir vorerst die nahe Umgebung wahr, etwas weiter aussen, als Hintergrund oder Bühnenbild, verliert sich der Blick in der Landschaft. Die äussere Landschaft, die Fotografie des Hintergrundes, die meist mit einer Horizontlinie abgeschlossen ist.

Blicken wir nach innen, so können wir eine innere Landschaft wahrnehmen, die Landschaft im Kopf,die aus Traum, Phantasie, Gefühl, Intuition und Begabungbesteht.EsistkeineLandschaft,diemanfotografieren kann, sie ist meist auch nur schwer mit Wörtern beschreibbar, sie lässt sich viel besser mit Musik oder Malerei ausdrücken.

Der arabische Weltreisende Ibn Battuta (14. Jh.) stellte fest,dassdieLandschaft,alsodieGeografie,dieTopografieunddasKlimadieMenschenprägen,dasheisst, dass in vergleichbar ähnlichen Gegenden sich beim Menschen ähnliche Charakteren ausbilden, dass sich die Kulturen gleichen, dass also auch ähnliche Sitten und Gebräuche herrschen.

Das Land unserer Kindheit, die Landschaft in der wir aufwachsen übt einen grossen Einfluss auf uns aus.

Der Holländer im flachen Land hat oft eine andere AnsichtderDinge,eineandereWertungalseinEngadiner im Bergland, wo ringsum hohe Berge den Horizont bilden, ein Bewohner der Mittelmeerküste hat demWintergegenübereineandereEinstellungalsein Anwohner des Baikalsees. Wo sich der eine geborgen fühlt, glaubt sich der andere bedroht.

Und dann ist da noch der Himmel über dem Horizont. An der Nordsee spannt sich ein riesiges Himmelszelt über die Landschaft, bis hinunter zur tief liegenden Trennlinie, wo Wasser und Luft sich scheiden. Der Mensch bewegt sich sozusagen im Himmel.

Als krasser Gegensatz unsere Städte. Manchmal kann man den lichten Streifen über der tiefen Häuserschlucht ahnen, aber unser Blick nimmt vor allem Beton, Asphalt, Glas und irgendwelches Lichtgeflitter wahr. Der Mensch kann sich kaum noch bewegen, er wirdbewegtundvergisstoft,dasssichhochüberdem steinernen Kerkerein Himmel befindet.

Bedenkt man, dass die innere Landschaft, die wir in uns tragen stark von der äusseren beeinflusst wird, kannmansichfragen,wohindieUrbanisierungunserer Zeit führen wird.

Ob man da mit Landschaftsbildern gegensteuern kann?

Den Maler würde es freuen.

 

Stilleben

März 2016

Das Stilleben isteine Art von Landschaft. Künstlich erzeugte Topographie, wie vom Zufall geriert. In der Wirklichkeit ist alles fein säuberlich und gezielt arrangiert.Komposition,FormundFarbemüssenstimmen. Die Versammlung von Obst, Gemüse, Blumen, GläsernundandernGegenständenscheintmanchmal einen gleichen Nenner zu haben aber oft ist schwer nachvollziehbarwieeintotesHuhn,eineTabakspfeife und ein Rosenstrauss zusammen kamen. Künstlerphantasie.

Was will der Maler eigentlich, wenn er ein Stilleben malt?

Heute würde man vielleicht Gauguins Stilleben mit Schinken als Werbespot für landwirtschaftliche Produkte verstehen. War es eine Malübung? Der Hunger? (Wäre bei Gauguin verständlich).

Der französische Begriff „nature morte“ weist noch in eine andere Richtung, da ist nicht nur das StilleliegenunbeweglicherDinge,sondernnochderBegriff der „toten Natur“. Ein Bild mit abgerupften Blumen, leerenFlaschen,totenVögelnundzuWurstverarbeiteten Schweinen. Allegorie.

Auch unser Bild „Stilleben mit totem Fisch“ ist nichts für Vegetarier. Begreiflich, wenn man bedenkt, dass der Fisch mit starrem Auge zusieht, wie er Stück um Stück verspeist wird. Das braucht starke Nerven. Memento mori.

Auch unsere heutige Esskultur wird als Stilleben zelebriert in der Nouvelle cuisine.

Da wird nicht mehr einfach mit grosser Kelle angerichtet und dann wild drauflos gefressen, da wird ein grosses Kunstwerk der Küche in kleiner Portion erst einmal dem Auge präsentiert und dann genüsslich verspeist. Eat Art.

PostmodernesStilleben.

Kunst macht selten satt, aber es gibt ja auch noch die Dönerbuden.

 

Auferstehung

April2016

Auferstehung, Wiedergeburt oder wie man es auch nennen mag, istimmer schwer begreifbar. Die ehernen Gesetze der Natur scheinen ausser Kraft gesetzt, denn Tod soll nun plötzlich nicht mehr tot bedeuten. Tot sein, als endgültiger Endpunkt des Lebens.

AberderAuferstehungsgedankeisteinefaszinierende Idee. Er ist der Kernpunkt vieler Religionen, denn er bietetTrostundHoffnung,dassnachunseremkurzen irdischenGastspieleineAntwortaufdiebangeFrage

„und das soll nun alles gewesen sein?“ eine Antwort kennt.

Der ewige Kreislauf der Natur besteht aus „Werden, Sein und Vergehen“, „Frühling, Sommer, Herbst, Winter und Frühling …“

Aus der trockenen Blumenzwiebel spriesst eine prächtigeLilie,dasSamenkornwirdzurgrünen,lebendigen Pflanze, Totgeglaubtes wird wieder zu neuem Leben erweckt, Tod und Leben werden zum Kreislauf der Unsterblichkeit. Da ist kein Raum für ewiges Verschwinden im Hades. Tod ist nicht das absolute Ende und Geburt ist nicht der singuläre Anfang.

EsgibtimmereinVorherundeinNachher. Auferstehung als Rettungsanker.

Als Hoffnung für all jene sterblichen Wesen, die verbissen an ihrer Unsterblichkeit basteln.

Wiedergeburt bedeutet auch Unsterblichkeit.

Hoffnung auf eine Neuauflage eines verpatzten Lebens.

HoffnungaufewigesLebenderverlorenenSeelen,der lebenden Toten, die massenweise durch die Fussgängerzonen unserer Grossstädte treiben.

Ob dairgendwelcher spirituelle Glaube noch Platz hat neben Konsumzwang, Kauflust und der Sucht nach Zerstreuung und Spass?

Die Gewissheit, dass irgendwann auch mein Lebensfaden reisst, muss irgendwie verdrängt werden, also amüsieren wir uns zu Tode.

VielSpass!

Garten

Mai 2016

„Und Gott der Herr pflanzte im Osten einen Garten Eden und setzte den Menschen hinein.“

Wie wir diesen Garten verscherzt haben ist allgemein bekannt und seither träumen wir wohl immer vom verlorenen Paradies, obschon unsere Erde ein wundervollesundäusserstschönesExilbietet.Eineleuchtende, lebensfreundliche Oase in einer dunkeln, endlos weiten lebensfeindlichen Umgebung.

Zwar müssen die meisten von uns ihr täglich Brot im Schweisse ihres Angesichts verdienen, wie uns verheissen unddas weckt in vielen die Sehnsucht nach einem kleinen gediegenen Paradiesgärtchen, nach einer Oase der Stille und Musse, nach einer sanften Landschaft, nach ruhigen, harmonischen Farben, nach einem Garten des inneren Ausgleichs und der Gelassenheit.

GrünistdiedominierendeFarbe,Grün,dasgutistfür Auge und Gemüt.

Darüber schwebt ein heller Schimmer, ein klares Licht,dasunsumgibt,durchflutetwieeinesanfte,unhörbare aber fühlbare Musik. Die Sehnsucht nach innerem Frieden und Harmonie.

In einer Sufi-Gemeinschaft in der Sahara hat jede Familie ein, von hohen Mauern umschlossenes Palmengärtchen in welches sich die Alten zurückziehen, nachdem sie den Jungen das Geschäft übergeben habenundfürdenRestihrerTagelesensieimKoran,diskutieren und philosophieren mit ihren Nachbarn und geniessen ihren kleinen Garten, bis sie in Allahs grossen Garten einziehen können.

Auch die Schrebergärten, die Kleingartenkolonien amStadtrandsindfürvieleMenschenkleineParadiese, die aber schnell einmal zur grünen Hölle werden, wenn’s dem bösen Nachbarn nicht gefällt, dass ich mein kühles Bier geniesse, statt Unkraut und Raupen zu vernichten.

Dann wird uns klar, dass wir auf Erden unsere Paradiese vielleicht doch mit hohen Mauern abgrenzen sollten. Licht und Schatten irdischer Paradiesgärten.