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Als namhafter Vertreter der «arte povera» begann Johann Widmer in den späten 90er Jahren seinen Schaffenskreis auf die abstrakte, informale Malerei auszuweiten. Sein Credo war, dass alle Künste (auch Musik und Literatur) wichtige Grundlagen unserer Zivilisation sind und somit allen Menschen, mit verschiedenen Mitteln zugänglich gemacht werden sollen. Neben seinem umfangreichen künstlerischen Schaffen entstanden daher auch Kurzgeschichten für Jung und Alt. Er vermeidet aber den Begriff "Schriftsteller". Er sieht sich eher als Kunstvermittler und freut sich, wenn seine Bücher gelesen werden. Ab August 2009 widmete er jedem Monat ein Bild, das er mit "Randnotizen" versah. Band 2 enthält die Sammlung dieser "Monatsbilder" aus den Jahren 2016 bis 2022. Die Texte sollen die eigene Fantasie beim Betrachten der Bilder nicht beeinflussen, können aber einen Zugang zum Bild schaffen.
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Title Page
Vorwort
Monatsbilder 2016
Heroische Landschaft
Stilleben
Auferstehung
Garten
Erinnerung
Träumerei
Musik zu einem Geburtstag
Herbst
Blaue Blume
Fabel
Frieden auf Erden
Monatsbilder 2017 Weiss-Blau
Wandel
Idylle
Ewigkeit
Stiller Raum
Fernweh
Der Berg
Informel
Wer hat Angst vor …
Der Osten ist rot …
Licht
Kalte Landschaft
Monatsbilder 2018
Wohin die Reise geht
Abenteuer Farbe
Lachen
Grüne Musik
Traum einer Rose
Sommermorgen
Fata Morgana
80
Garten im Herbst
Reife Frucht
Hoffnung
Monatsbilder 2019
Blaues Märchen
Allein
Zeichen
Mauern
Ich bin …
Sommernacht
20. August
Puppenspiele
Oktoberrot
Stilles Leuchten
Blau des Winters
Monatsbilder 2020
Valentinstag
Leere
Lockdown
Dornröschen
Nach dem Sturm ist vor dem Sturm
Freiheit
Sommerrot
Schweres Blau
Eiswolken
Der Kreidekreis
Black Year
Monatsbilder 2021
Lichtmess
Kontraste
Zeit
Völker höret die Signale
Frei
Blauer Traum
Gelb in Gelb
Geschichten
Oktobergold
Freude
Buridans Esel
Monatsbilder 2022
Nach Lichtmess
Gewalt
Blumengiessen
Schweigen
Randbemerkung
Danse macabre
Bilderverzeichnis mit Katalognummer
Bücher von Johann Widmer
Monatsbilder
Ein Bild für jeden Monat
Johann Widmer
Band 2
2016 -2022
Illustrationen
Fotos von Werken des Autors aus den Jahren 2016 - 2022
Stiftung Augustine und Johann Widmer, Hrsg.
© Stiftung Augustine und Johann Widmer
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werks darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung der Stiftung reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
www.johann-widmer.ch ISBN: siehe Umschlag
1.Auflage 2022
Als namhafter Vertreter der «arte povera» begann Johann Widmer in den späten 90er Jahren seinen Schaffenskreisaufdieabstrakte,informaleMalerei auszuweiten.
Sein Credo war, dass alle Künste (auch Musik und Literatur) wichtige Grundlagen unserer Zivilisation sind und somit allen Menschen, mit verschiedenen Mitteln zugänglich gemacht werden sollen.
Neben seinem umfangreichen künstlerischen Schaffen entstanden daher auch Kurzgeschichten fürJungundAlt.ErvermeidetaberdenBegriff
„Schriftsteller“. Er sieht sich eher als Kunstvermittler und freut sich, wenn seine Bücher gelesen werden.
AbAugust2009widmeteerjedemMonateinBild, das er mit „Randnotizen“ versah.
DasBand2enthältdieSammlungdieser„Monatsbilder“ aus den Jahren 2016 bis 2022.
Die Texte sollen die eigene Fantasie beim Betrachten der Bilder nicht beeinflussen, können aber einen Zugang zum Bild schaffen.
DieseMonatsbilderwurdenjedenMonatimInternet unter www.johann.widmer.ch veröffentlicht.
Seine Bücher sind bei www.epubli.de und im Buchhandel erhältlich.
Zürich, im Juli 2022, Johann Widmer Junior
Freiheit,ein grosses Wort mit vielen Inhalten.
EinMenschheitstraum,derimmerwiedermitFüssen getreten wird.
Eine Utopie, die sich immer wieder selbst zerstört.
FreiheitvondenFesselnderSklavereiumsichinneuen Verstrickungenzu versklaven.
Freiheit der Meinungen, falls sie konform sind.
Freiheit der Presse soweit sie die Interessen der Geldgeber und der Herrschenden vertritt.
Freiheit des Denkens, sofern man überhaupt denken kann
Freiheit der Lebensgestaltung sofern die ökonomische Frage gelöst ist.
WievielFreiheiterträgtderMensch,ohnesichinGesetzen,Vorschriften,VerordnungenundGeboteneinzumauern?
Ist Freiheit nur noch Narrenfreiheit? Und wie viel Freiheit erträgt die Kunst?
Seit dem 20. Jahrhundert ist „Kunst“ ein sehr weit gefasster Begriff, so weit, dass ich jeden Gegenstand signierenund als Kunstwerk deklarieren kann.
Kunst hatte immer mit Freiheit zu tun und wenn es nur die Freiheit des Künstlers war zu verhungern, damals, als ein Van Gogh noch für ein Butterbrot zu haben war.
Damals, heute haben wir die Freiheit für einen echten Van Gogh Millionen zu bezahlen.
Verhungern muss heute niemand mehr (wenn man das geistige und seelische Verhungern ausklammert),
Dass dieses Bild den Titel „Freiheit“ trägt mag vielleicht erstaunen.
Aber es ist keine Allegorie, es steckt kein intellektuelles Denkgebäude dahinter.
Es ist einer der farbigen Träume des Künstlers.
Es ist die Musik der Farben, die den weiten, schwer fassbaren Begriff der „Freiheit“ fühlbar machen will. Es ist eine von unendlich vielen Möglichkeiten, sein Gefühl „Freiheit“ darzustellen.
UndfallsjemanddenTitelnichtmag,kannerihnändern, ganz nach Belieben:
Es ist seine Freiheit.
Wenn wir unsern Blick nach aussen richten, nehmen wir vorerst die nahe Umgebung wahr, etwas weiter aussen, als Hintergrund oder Bühnenbild, verliert sich der Blick in der Landschaft. Die äussere Landschaft, die Fotografie des Hintergrundes, die meist mit einer Horizontlinie abgeschlossen ist.
Blicken wir nach innen, so können wir eine innere Landschaft wahrnehmen, die Landschaft im Kopf,die aus Traum, Phantasie, Gefühl, Intuition und Begabungbesteht.EsistkeineLandschaft,diemanfotografieren kann, sie ist meist auch nur schwer mit Wörtern beschreibbar, sie lässt sich viel besser mit Musik oder Malerei ausdrücken.
Der arabische Weltreisende Ibn Battuta (14. Jh.) stellte fest,dassdieLandschaft,alsodieGeografie,dieTopografieunddasKlimadieMenschenprägen,dasheisst, dass in vergleichbar ähnlichen Gegenden sich beim Menschen ähnliche Charakteren ausbilden, dass sich die Kulturen gleichen, dass also auch ähnliche Sitten und Gebräuche herrschen.
Das Land unserer Kindheit, die Landschaft in der wir aufwachsen übt einen grossen Einfluss auf uns aus.
Der Holländer im flachen Land hat oft eine andere AnsichtderDinge,eineandereWertungalseinEngadiner im Bergland, wo ringsum hohe Berge den Horizont bilden, ein Bewohner der Mittelmeerküste hat demWintergegenübereineandereEinstellungalsein Anwohner des Baikalsees. Wo sich der eine geborgen fühlt, glaubt sich der andere bedroht.
Und dann ist da noch der Himmel über dem Horizont. An der Nordsee spannt sich ein riesiges Himmelszelt über die Landschaft, bis hinunter zur tief liegenden Trennlinie, wo Wasser und Luft sich scheiden. Der Mensch bewegt sich sozusagen im Himmel.
Als krasser Gegensatz unsere Städte. Manchmal kann man den lichten Streifen über der tiefen Häuserschlucht ahnen, aber unser Blick nimmt vor allem Beton, Asphalt, Glas und irgendwelches Lichtgeflitter wahr. Der Mensch kann sich kaum noch bewegen, er wirdbewegtundvergisstoft,dasssichhochüberdem steinernen Kerkerein Himmel befindet.
Bedenkt man, dass die innere Landschaft, die wir in uns tragen stark von der äusseren beeinflusst wird, kannmansichfragen,wohindieUrbanisierungunserer Zeit führen wird.
Ob man da mit Landschaftsbildern gegensteuern kann?
Den Maler würde es freuen.
Das Stilleben isteine Art von Landschaft. Künstlich erzeugte Topographie, wie vom Zufall geriert. In der Wirklichkeit ist alles fein säuberlich und gezielt arrangiert.Komposition,FormundFarbemüssenstimmen. Die Versammlung von Obst, Gemüse, Blumen, GläsernundandernGegenständenscheintmanchmal einen gleichen Nenner zu haben aber oft ist schwer nachvollziehbarwieeintotesHuhn,eineTabakspfeife und ein Rosenstrauss zusammen kamen. Künstlerphantasie.
Was will der Maler eigentlich, wenn er ein Stilleben malt?
Heute würde man vielleicht Gauguins Stilleben mit Schinken als Werbespot für landwirtschaftliche Produkte verstehen. War es eine Malübung? Der Hunger? (Wäre bei Gauguin verständlich).
Der französische Begriff „nature morte“ weist noch in eine andere Richtung, da ist nicht nur das StilleliegenunbeweglicherDinge,sondernnochderBegriff der „toten Natur“. Ein Bild mit abgerupften Blumen, leerenFlaschen,totenVögelnundzuWurstverarbeiteten Schweinen. Allegorie.
Auch unser Bild „Stilleben mit totem Fisch“ ist nichts für Vegetarier. Begreiflich, wenn man bedenkt, dass der Fisch mit starrem Auge zusieht, wie er Stück um Stück verspeist wird. Das braucht starke Nerven. Memento mori.
Auch unsere heutige Esskultur wird als Stilleben zelebriert in der Nouvelle cuisine.
Da wird nicht mehr einfach mit grosser Kelle angerichtet und dann wild drauflos gefressen, da wird ein grosses Kunstwerk der Küche in kleiner Portion erst einmal dem Auge präsentiert und dann genüsslich verspeist. Eat Art.
PostmodernesStilleben.
Kunst macht selten satt, aber es gibt ja auch noch die Dönerbuden.
Auferstehung, Wiedergeburt oder wie man es auch nennen mag, istimmer schwer begreifbar. Die ehernen Gesetze der Natur scheinen ausser Kraft gesetzt, denn Tod soll nun plötzlich nicht mehr tot bedeuten. Tot sein, als endgültiger Endpunkt des Lebens.
AberderAuferstehungsgedankeisteinefaszinierende Idee. Er ist der Kernpunkt vieler Religionen, denn er bietetTrostundHoffnung,dassnachunseremkurzen irdischenGastspieleineAntwortaufdiebangeFrage
„und das soll nun alles gewesen sein?“ eine Antwort kennt.
Der ewige Kreislauf der Natur besteht aus „Werden, Sein und Vergehen“, „Frühling, Sommer, Herbst, Winter und Frühling …“
Aus der trockenen Blumenzwiebel spriesst eine prächtigeLilie,dasSamenkornwirdzurgrünen,lebendigen Pflanze, Totgeglaubtes wird wieder zu neuem Leben erweckt, Tod und Leben werden zum Kreislauf der Unsterblichkeit. Da ist kein Raum für ewiges Verschwinden im Hades. Tod ist nicht das absolute Ende und Geburt ist nicht der singuläre Anfang.
EsgibtimmereinVorherundeinNachher. Auferstehung als Rettungsanker.
Als Hoffnung für all jene sterblichen Wesen, die verbissen an ihrer Unsterblichkeit basteln.
Wiedergeburt bedeutet auch Unsterblichkeit.
Hoffnung auf eine Neuauflage eines verpatzten Lebens.
HoffnungaufewigesLebenderverlorenenSeelen,der lebenden Toten, die massenweise durch die Fussgängerzonen unserer Grossstädte treiben.
Ob dairgendwelcher spirituelle Glaube noch Platz hat neben Konsumzwang, Kauflust und der Sucht nach Zerstreuung und Spass?
Die Gewissheit, dass irgendwann auch mein Lebensfaden reisst, muss irgendwie verdrängt werden, also amüsieren wir uns zu Tode.
VielSpass!
„Und Gott der Herr pflanzte im Osten einen Garten Eden und setzte den Menschen hinein.“
Wie wir diesen Garten verscherzt haben ist allgemein bekannt und seither träumen wir wohl immer vom verlorenen Paradies, obschon unsere Erde ein wundervollesundäusserstschönesExilbietet.Eineleuchtende, lebensfreundliche Oase in einer dunkeln, endlos weiten lebensfeindlichen Umgebung.
Zwar müssen die meisten von uns ihr täglich Brot im Schweisse ihres Angesichts verdienen, wie uns verheissen unddas weckt in vielen die Sehnsucht nach einem kleinen gediegenen Paradiesgärtchen, nach einer Oase der Stille und Musse, nach einer sanften Landschaft, nach ruhigen, harmonischen Farben, nach einem Garten des inneren Ausgleichs und der Gelassenheit.
GrünistdiedominierendeFarbe,Grün,dasgutistfür Auge und Gemüt.
Darüber schwebt ein heller Schimmer, ein klares Licht,dasunsumgibt,durchflutetwieeinesanfte,unhörbare aber fühlbare Musik. Die Sehnsucht nach innerem Frieden und Harmonie.
In einer Sufi-Gemeinschaft in der Sahara hat jede Familie ein, von hohen Mauern umschlossenes Palmengärtchen in welches sich die Alten zurückziehen, nachdem sie den Jungen das Geschäft übergeben habenundfürdenRestihrerTagelesensieimKoran,diskutieren und philosophieren mit ihren Nachbarn und geniessen ihren kleinen Garten, bis sie in Allahs grossen Garten einziehen können.
Auch die Schrebergärten, die Kleingartenkolonien amStadtrandsindfürvieleMenschenkleineParadiese, die aber schnell einmal zur grünen Hölle werden, wenn’s dem bösen Nachbarn nicht gefällt, dass ich mein kühles Bier geniesse, statt Unkraut und Raupen zu vernichten.
Dann wird uns klar, dass wir auf Erden unsere Paradiese vielleicht doch mit hohen Mauern abgrenzen sollten. Licht und Schatten irdischer Paradiesgärten.