Von Mäusen, Kröten, Elefanten und anderem Kleingetier - Johann Widmer - E-Book

Von Mäusen, Kröten, Elefanten und anderem Kleingetier E-Book

Johann Widmer

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Beschreibung

Diese Kindergeschichten können getrost auch von jung gebliebenen Erwachsenen gelesen werden und auch sie werden bestimmt ihren Spass daran haben. Der Themenkreis dieser fantasievollen Geschichten reicht vom Alltagsgegenstand bis zur Märchenfigur, die Zielgruppe variiert vom kleinen Kind, dem noch vorgelesen wird bis zum Jugendlichen, der gerne liest. Der Autor hat diese Erzählungen in den Neunziger Jahren vor einem jugendlichen Publikum erzählt und anschlies­send aufgeschrieben. In einer Zeit also, wo es weder Facebook noch Smartphones gab und man froh war, wenn da ein Opa war, bei dem man Geschichten downloaden konnte. Bei vielen Geschichten merkt man, wie rasch sich die Welt verändert oder wie sie von technischen Fortschritten verändert wird. Als diese Geschichten entstanden sind, hatte jeder Computer seine Maus und heute? Heute besteht Erklärungsbedarf, Ein Auto mit Navigationsgerät war damals ein Traum all jener, die nicht Kartenlesen konnten und das Smartphone war noch kein menschlicher Körperteil. Und wie wird die Welt in 20 Jahren aussehen?

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Table of Contents

Title Page

VORWORT

BIG TEDDY UND LITTLE TEDDY

DIE MAUS KLICK

ARKTUS

DIE BLUME DER VERGESSLICHKEIT

DAS NEUE AUTO

DAS GRASGRÜNE PFERD

DAS RECHENMONSTER

REX

MAULWÜRFE

COWBOY

FLASCHENPOST

DER FUSSBALLSTAR

WER HAT DEN DINOSAURIER GE- STOHLEN?

TEMBO

MISS KRÖTE

EIN GESPENST GEHT UM IM MASSE- TANO !!

DAS EIDECHSENHORN

NACHWORT

 

 

 

Von Mäusen, Kröten, Elefanten undanderem Kleingetier

Kurzgeschichten für Kinder

JohannWidmer

Band 2

 

 

Der Autor, Johann Widmer(Jahrgang1938),istein«schrei­bender» Künstler. Er ist ein Vertreterder«artepovera»undder informellen Malerei und ein talentierter Erzähler.

Er wehrt sich aber gegen den Ausdruck «Schriftsteller», er versteht sich als «Geschichten­ erzähler», der je nach Gelegen­ heit und Publikum Geschich­ten erfindet, die den Zuhörer inAtem halten, zum Lachen oder zum Nachdenken bringen.

DievorliegendenErzählungensindindenJahren1970bis2000 entstanden. Sie eignen sich übrigens sehr gut zum Vorlesen.

 

Illustrationen

FotosvonWerken(artepovera)desAutorsausdenJahren1970 – 2010

 

Stiftung Augustine und Johann Widmer, Hrsg.

© Stiftung Augustine und Johann Widmer

 

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werks darf in irgendeiner Form (durchFotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche GenehmigungdesBildungszentrumsreproduziertoder unterVerwendungelektronischerSystemegespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

 

www.johann­widmer.chISBN: siehe Umschlag

1. Auflage 2022

 

VORWORT

Diese Kindergeschichten können getrost auch von jung gebliebenen Erwachsenen gelesen werden und auch sie werden bestimmt ihren Spass daran haben.

DerThemenkreisdieserfantasievollen Geschichtenreichtvom Alltagsgegenstand bis zur Märchenfigur, die Ziel­ gruppe variiert vom kleinen Kind, dem noch vorgelesen wird bis zum Jugendlichen, der gerne liest.

DerAutorhatdieseErzählungenindenNeunzigerJahrenvor einem jugendlichen Publikum erzählt und anschlies­ send aufgeschrieben. In einer Zeit also, wo es weder Fa­ cebook noch Smartphones gab und man froh war, wenn da ein Opa war, bei dem man Geschichten downloaden konnte.

BeivielenGeschichtenmerktman,wieraschsichdieWeltverändert oder wie sie von technischen Fortschritten ver­ändert wird.

Als diese Geschichten entstanden sind, hatte jeder Com­ puterseineMausundheute?HeutebestehtErklärungsbe­darf,

Ein Auto mit Navigationsgerät war damals ein Traum all jener, die nicht Kartenlesen konnten und das Smartphonewar noch kein menschlicher Körperteil.

Und wie wird die Welt in 20 Jahren aussehen?

 

 

BIG TEDDY UND LITTLE TEDDY

Big Teddy ist mein grosser Bruder. Er ist viel grösser als ich, hat schon ein dunkelbraunes Fell und eine weisse Schnauze und kann brummen wie ein echter Bär. Mein Fellistnochweichundgoldfarben,weilichnocheinetwaskleinerer Teddy bin und brummen, na ja, dafür kann ich so laut und so schrill kreischen, dass die Fensterscheiben klirren.

Soll ich mal vormachen?

Na gut, dann also ein ander Mal.

Mein Bruder kann auch schon lesen, nicht nur Bilderbücher angucken, nein, er kann wirklich richtig lesen und istdeswegen mächtig stolz und will mir immer vorlesen, dabei kann ich es nämlich auch schon ein bisschen, aber ichsage es niemandem, denn sonst liest mir keiner mehr vor.

Big Teddy sagt dann zu mir: «Hör mal Kleiner, soll ich dirvorlesen?»

Manchmal sage ich ja, aber manchmal stört es mich, dasser KLEINER zu mir sagt und dann will ich keine Geschichte hören, nur um ihn zu ärgern. Aber dann reut es mich gleich wieder, dass es nun keine Geschichte gibt unddannsageich:«AberwennduvorlesenübenmusstfürdieSchule, so lies schon, mich soll's nicht stören.»

Und wenn mein Bruder vorliest, dann vergisst man die ganze Welt um sich herum und man sieht alle Dinge, vondenen er erzählt, genau vor sich, als wären sie hier. Das istmächtig spannend!

Da spürt man ein Kribbeln im Fell oder die Haare sträuben sich oder da kommen einem die Tränen, wenn es einetraurige Geschichte ist.

Am meisten liebe ich Geschichten von kleinen Teddybären, die ungeheuer stark sind und so schlau und flink undmutig.

MeinBrudersagtdannimmer,ichsollevondiesenVorbildern lernen, aber ich bin auch schon ein schlauer Bär, vielschlauer als mein Bruder.

Und das kam so: Am Sonntag, als wir bei der Nachspeise waren, es gab Erdbeeren mit Schlagsahne, da habe ich ihnso richtig erwischt.

Mein Bruder sagte vorwurfsvoll, ich solle mich nicht so sinnlos vollstopfen, ich solle langsam essen. Das sagte er aber nur, weil ich viel schneller essen kann als er und er wieder mal Angst hatte, ich esse ihm alles weg. Ich beganndaher mit den Ohren zu wackeln, was ich so gut kann under nicht und sagte zu meinem Bruder, ob er das auch könne. Natürlich konnte er nicht und begann zu probieren und zu probieren, schnitt fürchterliche Grimassen, zog sichandenOhrenundalserhinauseilte,umeinenSpiegelzu holen, hatte ich bereits die ganze Nachspeise im Bauch.

Als er merkte, wie ich ihn hereingelegt hatte, meinte er, ich würde schon noch die Strafe erhalten, denn mir werdenun bestimmt speiübel.

Wurdeabernicht.

BigTeddyfragtemichdannaberauchnicht,obermireineGeschichte vorlesen solle.

Warer mir böse, wegenden paar Erdbeeren? Sicher nicht.

Überhaupt ist er mir nie böse wegen etwas, Im Gegenteil.Erwillmirimmerhelfen,woicheszwarselberauchkönnte,willmichbelehren,woichesselberweiss,willmirDinge zeigen, die ich lange vor ihm gesehen habe. Und alles nur, weil ich angeblich so KLEIN bin. Bin ich aber nicht.

Wenn ich eine Schere in die Pfoten nehme, so schreit er schon: «Pass auf, Little Teddy, du machst dir weh, lass mich es für dich machen.»

Hm, wie ich das hasse!

Wenn er mir dann die Schere aus der Hand reissen will, dann kreisch' ich, was ich herausbringe und dann kommen Papa und Mama Teddy angerannt und schauen ganzvorwurfsvoll auf meinen Bruder. Papa sagt dann zu ihm, erseischliesslichdergrössereundMamatröstetmich,damit ich aufhöre zu schreien.

Und so geht es immer.

Ich kann auf keinen Baum klettern, kann kein Fleisch im Teller zerschneiden, kann keine Gabel in den Mund stecken, kann kein Treppengeländer runterrutschen und nichtsundimmerheisstes:Lassdas,wartichhelfedir,ichzeig dir wie es geht, pass auf, dafür bist du noch reichlich klein, das kannst du noch nicht, mach dir nicht weh, und so und ähnlich.

Richtig scheusslich ist das.

Darfst nur mit den Ohren wackeln, Bilderbücher angucken, brav Händchen geben beim Spazieren, mit den kleinenBauklötzenspielenundschöneZeichnungenmachen.

Dabei bin ich doch schon so gross.

Nunja,siesindjaallesoliebundmeinenessichernurgutmit mir, aber ich möchte doch auch mal gross sein. Nichtganz so gross wie mein Bruder, aber wenigstens beinahe so gross.

Und so beschloss ich an einem Tag, als Big Teddy in der Schule war, alle zu überraschen um ihnen zu zeigen, dass ich, Little Teddy, ein Grosser sei.

Aber wie?

Ich würde, statt Bilderbücher anzugucken, ein feines Abendessen kochen und wenn dann alle nach Hause kamen, würde ich sagen: «Es ist schon gekocht. Setzt euch bitte an den Tisch.»

Die würden staunen! Big Teddy würde Kulleraugen machen und nie mehr sagen können, dass ich für irgendwas zu klein sei.

ZuerststellteichdiegrösstePfanneaufdenHerdundfüllte sie mit Wasser.

Papa mag so gern Reis.

Weilichschonlesenkann,sofandichgleichdasGesuchte:REIS.

Das Paket war nicht mehr ganz voll, aber vielleicht reichtees wenigstens für Papa.

Mama mag so gerne Kartoffeln.

IchfülltediePfannebiszurHälftemitKartoffeln.MeinBruder mag Spaghetti.

Aber die Stäbchen waren zu lang. Also zerbröselte ich sie,damit sie Platz fanden.

Ob drei Pakete genügten?

Schliesslich musste ich auch noch für mich kochen. Was ich mag?

Essiggurken, Ketchup, Coca Cola, Pommes frites und Omeletten mit viel Kräutersalz drüber.

Oh, ich weiss schon, dass man für Omeletten Eier, Mehl und Salz braucht.Im Kühlschrank waren aber nur noch sechs Eier. Nun, für eine Person war das sicher genug, es musstejanurfürmichreichen,dennjedersollteseinLieblingsessen bekommen.

Bevor ich die Gurken in die Pfanne geben konnte, mussteich noch etwas Wasser abschöpfen.

JetzthatteauchdasMehlwiederPlatz.DieEierkonnteichnoch nicht so gut aufschlagen wie Mama. Es ging etlichesdaneben.

Aber die fehlende Flüssigkeit würde ich mit Cola wieder ausgleichen.

Oh, fast hätte ich noch das Salz vergessen!

Aber da konnte man davon reinschmeissen soviel man wollte, es verschwand alles spurlos. Das war wirklich interessant. Ob Zucker auch so rasch dahinschmolz? Mal versuchen.

Den Ketchup sparte ich für später: Wenn dann die Überraschung auf dem Tisch stand, konnte sich jeder nach Belieben bedienen.

Hatteich wirklichnichtsvergessen.Mal im Kühlschrank nachschauen.

Wienerwürste? Auch nicht schlecht. Käse? War ohnehin nur noch ein kleiner Rest da. Mayonnaise? Schmeckt mir nicht besonders. Aber Big Teddy kann nie genug davon haben. Also nur das halbe Glas.

Salat?

DasmochtegutseinfürMeerschweinchen,aberBären,ha, dass ich nicht lache, die mögen doch sowas nicht.

InderPfannebegannesinzwischenzubrodelnundzublubbern und das gute Essen drohte überzukochen.

Also rasch etwas abschöpfen in ein zweites Kochgeschirr und damit es nicht anbrennt ein grosses Glas Coca dazu. Schliesslich waren alle Pfannen und Töpfe gefüllt und aufallen vier Kochplatten köchelte das Abendessen. Manchmal kochte es freilich über, so mit dumpfem Blopp und spritzte gefährlich das heisse Zeugs in der Küche herum, aber ein Teddy, mag er auch noch so klein sein, kennt keine Furcht, wir sind mutige Kerle!

Ich würde mal ein berühmter Koch sein, so mit einer weissen Mütze auf dem Kopf.

Genau das fehlte noch.

IchginginsEsszimmerund basteltemirauseinerZeitungeinen richtigen Kochhut. War übrigens gar nicht so einfach, denn das Papier flatterte immer wieder auseinander:AbernachdemicheinehalbeRolleTesabandverklebthat­te, hielt die Mütze endlich zusammen. Siehste, man muss sich nur zu helfen wissen.

Toll sah das aus! Super!

Wie ich wieder in die Küche zurückkehrte, schien mir, dass es so eigenartig rieche, eigentlich gar nicht wie sonst,sondernsoscharfundbeissendDasWasserwarirgendwieweg und verschwunden. Ich goss Cola in die Töpfe, bis allesmächtigbrausteundschäumte,aberderGeruchwurdeimmer stärker und stärker.

Vielleicht war schon alles gar? Oder hatte ich etwas vergessen?

Mal kosten wie es schmeckt?

Im ersten Topf war eine steinharte Masse. Der Löffel verbog sich, aber es liess sich nichts heraus schöpfen.

Komisch?

Ich musste irgend etwas vergessen haben. Aber was?

UndwiekonntemanwohldasZeugswiederweichmachen?

IndiesemAugenblickkamdieFamilieangetrabt.Diewürden ja nun staunen!

Und wie sie staunten.

Einen Augenblick lang, dann begann Papa Teddy laut zu brummen, Mama Teddy drehte die Flammen unter den Töpfen aus und Bruder Big Teddy begann zu feixen und hämisch zu grinsen. Ich ahnte ja schon, dass da vielleicht nichtallessoganzrichtigwar,aberauslachensolltemich deswegen niemand, jedem kann mal ein Fehlerchen unterlaufen.

So ging ich zu Big Teddy und mit einem linken Haken boxte ich ihn nieder. KO mit einem einzigen Schlag! Das soll er mir mal nachmachen!

Und wie das grosse Brüderchen nun gekreischt hat! Wie am Spiess! Wie ein kleiner, wie ein winzigwunzigkleiner Teddy. Unglaublich. Wie man nur so kreischen kann!

Nachdem ich dem Papa Teddy und der Mama Teddy alles erzählt hatte, da sagte der GROSSE TEDDY (nämlich Papa):«LosLeute,wiewär'swennwirindiePizzeriarübergehen würden? Hat wer was dagegen?»

Niemandhatte.

InderPizzeriasagtePapazumItaliener:«DasindzwanzigMark, mehr hab ich nicht, bringe uns Pizza und ein Glas Rotwein dafür.»

Da ich viel schneller essen kann als alle andern Teddies, wurde ich richtig satt.

Undfeingeschmeckthat's!Ichkann'sbeschwören.Vielleicht koche ich wieder mal für unsere Familie.

 

 

DIEMAUSKLICK

Die Maus Klick, das bin nicht ich, aber ich will von ihr erzählen. Ich bin Quinto, die Wandmaus.

Ich bin der fünfte von sieben Geschwistern, die auch, wieich und Mama Maus, in den Wänden und Böden eines alten Holzhauses lebten. Das war eine ganz tolle Mauswohnung mit unendlich vielen Gängen und Tunneln, mit unzähligen Kämmerchen und Sälen. Und alles war extra füruns Mäuse gemacht, denn alle Durchgänge und Tunnel waren genau so gross, damit wir bequem durch schlüpfenkonnten, aber sie waren viel zu eng für die Katze oder fürden Menschen.

WennMamaMausschnellherübergingindieSpeisekammerumunserEssenzuholen,dannspieltenwirMauskinder Verstecken oder Fangmich oder Wolauertdiekatz.

DannrastenwirdurchdieGänge,purzeltenübereinanderund lachten und lachten.

Oh, das war alles so furchtbar lustig!

Manchmal klopfte dann der Mensch an die Wände. Dannhielten wir uns die Schnauzen zu, damit wir nicht laut heraus lachten, aber das Kichern konnte niemand so richtigverbeissen, denn es war doch allzu lustig zu denken, dass derMenschdadrüben,dieseslangsame,tapsigeunddickeTier mitspielen wollte.

Der Riesenbrocken wäre ja in den engen Gängen elendiglichsteckengeblieben,derhättesichnirgendwoversteckenkönnenundderwärevielzulangsamgewesenbeimFangmichspiel.

Der soll doch mit seiner Katze spielen.

DiewarauchsoeindummesundfaulesTier.Katzenseienschlau?

Dass ich nicht lache! Schaut doch mal am Menschenfernsehen. Tom und Jerry.

UnddasmüssenwahreGeschichtensein,dennsonstwürden sie nicht am Fernsehen gezeigt.

Ist doch klar.

UndunsereKatze,diewarnochvielblöderalsderTom.Wisst ihr wie die hiess?

Miggi!

IstdochwirklicheinoberdooferName.MIGGI!Dassichnicht lache. Wie man nur so heissen kann.

Aber das Allerbeste muss ich erst noch erzählen:

Diese Katze frass nämlich nur Futter, das aus einer Blechbüchse kam.

Unvorstellbar.

AuseinerBlechbüchse,diesieselbernatürlichnichtöffnenkonnte.

Sowas von blöd!

WennsieHungerhatte,dannstrichsiederMenschinoderdemMenschenumdieBeineundmaunzteundschrieundbat und bettelte und miaute, dass man fast Ohrenschmerzen bekam.

Dann nahm endlich der genervte Mensch so eine Büchse aus dem Schrank, schraubte sie auf und schüttete den Inhalt in den Katzenteller.

Ich habe einmal im Vorbeiweg von dem Zeugs gekostet, schmeckt scheusslich!

Da ist mir ein guter Emmentalerkäse oder ein Stück Magerschinken viel lieber.

Aber die heutigen Katzen sind nun mal so. Uns Mäusen kann es ja recht sein.

Doch ich erzähle und erzähle und berichte nichts von derMaus Klick. Die war nämlich, wie soll ich sagen, so, so nett,neinsiewarsosüss,soeineprimaMaus,sovornehm.

Ja, sehr vornehm war sie.

Als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, drüben im Bürodes Menschen, da lag sie faul auf dem Schreibtisch.

«Hallo, du bist ja ein wirklich freches Ding,» rief ich ihr zu,dennwirMäusedürfeneigentlichdieRäumedesMenschen nie betreten, oder wenigstens dabei nicht erwischt werden,sonst,naja,sonstriskierenwirunserLeben.Aberdiese freche Maus lag am hellichten Tag auf dem Tisch und rührte sich nicht. Sowas von Frechheit! Die hatte ja einen Mut, den ich nie aufbringen würde. Die war noch mutiger als Jerry.

Aber bevor ich sie zum Sprechen und zum Erzählen bringen konnte, hörte ich Schritte im Korridor. Ich versuchte sie zu warnen, aber sie rührte sich nicht, sie hatte offensichtlich keine Angst. Ich stiess einen schrillen Schrei aus,aber ohne Erfolg.

MitderAusrede,dassMamamichgerufenhabe,konnte ich mich noch rechtzeitig aus dem Staub machen und hinter der Bodenleiste verschwinden, bevor der Mensch hereingepoltert kam.

NeugierigschauteichdurcheinAstlochinderWand,wasnun drüben geschehen werde, konnte aber leider nichts sehen. Mir war wirklich bange um die Maus. Ich hätte sieaufweckenmüssen.Ichhätte sievordem Menschenerretten sollen. Ich war nun schuld, wenn sie getötet würde.

Ach, das arme, arme Mäuschen!

Mir kamen die Tränen. Ich heulte und heulte und wartete auf den Angstschrei der erschreckten Maus, wartete aufihren Todesschrei.

StattdessenhörteichplötzlichdrübeneinneuesGeräusch.Klick, klick­klick und abermals klick.

Das musste die Maus sein!

Hab ich mir doch gedacht, dass die etwas Besonderes sei. Mit welcher Vornehmheit die auf dem Tisch gelegen hatte. Wie die mich so von oben herab angeguckt hatte ohneauchnureinAugezuöffnen.Siehattedochgleichgewusst,dassdauntennursoeinarmer,gewöhnlicherWandmausjüngling stand. Nein, für die war ich zu unbedeutend. Ichwar ein jämmerliches Nichts gegen sie, die es zu etwas gebracht hatte.

Aber mochte ich auch nur ein struppiger kleiner Mäuserich sein, ich würde ihr schon noch zeigen, was in mir steckte, jawohl, das würde ich.

Undich,ichhabesierettenwollen,wosienundrübenmitdem Menschen fröhlich plauderte.

Dasgingineinemfortklickundklickundnochmalsklick.

Obschon ich ihre fremdeKlicksprachenichtverstand,so schien mir doch, sie sei ein bisschen schwatzhaft, eine rechte Plaudertasche.

Nanu, dafür war sie aber auch so furchtbar hübsch, so elegant, so wahnsinnig dufte und wirklich gut erzogen, das musste man ihr lassen.

Vielleicht war sie nachts zu einem Plauderstündchen zu haben.

Ich würde ihr ein fettes Stück Emmentalerkäse bringen. WirwürdendenBrockenzusammenverspeisenunddannwürde sie sicher etwas gesprächiger.

Aber das mit dem Emmentaler wurde ein totaler Flop. Nichtmalangerührthatsieihnsolangeichdanebenstand.

Und gesprochen hat sie auch nicht. Kein einziges Klick kamüberihresowunderhübschenLippen.Nein.Geschlafen hat sie wie ein Stein wie ein Stück Holz, wie ein Stück Plastik.

Nun, sie hatte natürlich den ganzen Nachmittag mit dem Menschengeplaudertundgeklickt,klar,dasssienunmüdewar.

Oder war sie zu vornehm, um mit mir zu reden?

AufjedenFallliessichihrdenKäse.Siewürdeschönstaunen,wennsieerwachteunddanndenprächtigenKäsevorsich sah.

Damit sie ahnen konnte, wer ihr das Geschenk gebracht hatte biss ich eine Ecke weg.

Jetzt sah man die Abdrücke meiner Zähne. Sie würde bestimmt verstehen.

Als ich in den herrlichen Käse biss, musste ich mich zwarfurchtbarzusammennehmen,umnichtalleszuessen,aberich beherrschte mich. Ich wollte sie doch kennenlernen.

Mama schalt mich nachher aus, weil ich dieser wildfremden und zugelaufenen Stadtmaus meinen Käse geschenkthatteundmeineGeschwisterlachtenundhiessenmich

«verliebten Mäuserich», was ich gar nicht mochte. Denn verliebtwarichkeineswegs,nein,nein,garnicht,ichhattenur, ich wollte, ich, sie war halt einfach so, so, ich weiss nicht wie.

Das Käsestück war wohl zu gross gewesen für so ein zartes Ding, denn sie hatte nicht alles aufgegessen. JedenfallshörtenwiramnächstenMorgendenMenschenschimpfenund toben.

DieseMäusewürdenalleweilfrecherundwasderKäseaufdem Schreibtisch sollte und man müsste sie endlich Anstand lehren und so und ähnlich.

Wie er uns Anstand beibringen wollte?

Er sperrte die Katze «Miggi» (sowas von blödem Namen!)in die Speisekammer.

Das war eine grossartige Idee. So konnten wir an diesem Tag ungestört die Nüsse und die Salzbrezeln auf dem Salontischchenknabbern.EingrossesStückNusskuchen schleppte ich hinter die Wand, denn sowas Feines würde meine Maus Klick bestimmt nicht verschmähen.

Das war sicher genau das richtige Futter für vornehme Mäusedamen.

Aber sie hat auch den Kuchen nicht gemocht, obwohl ichneben ihr auf dem Schreibtisch gesessen und dabei meineHälfte des Kuchens geknabbert habe. Nichts hat sie angerührt, nichts gesprochen, obschon ich sie auf den Knien angefleht habe, doch ein allereinziges Mal Klick zu sagen.Nichts. Nicht das leiseste, zart gehauchte Klicklein.

Ich war echt traurig, wie nur ein kleiner Mausejunge traurig sein kann.

Ich mochte nicht mehr spielen, ich mochte nicht mehr essen und trinken, Ich wollte überhaupt nichts mehr hören und sehen. Ich war traurig und mir war sterbenselend.

Die folgenden Nächte brachte ich ihr die allerleckersten Dinge aus der Speisekammer, aber ein Wort ist ein Wort und kein Klick ist kein Klick.

Und dabei wäre doch das leiseste Klickelchen wie Himmelsmusik für meine Ohren gewesen.

Nichts zu machen.

Weder Speck noch Schinken, weder Sahnetörtchen noch Zwieback, weder Äpfel noch Kartoffeln konnten ihr ein einziges Wörtchen entlocken.

«Die noble Dame lässt sich ja wacker füttern,» war die Meinung von Mama und dass sie es für unziemlich halte, dass wir «Proleten» (was das nun wieder sein mochte?)unsmitden