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Emma und Felix gingen 19 Jahre lang gemeinsam durchs Leben. Dann ist Schluss. Ausgerechnet ein Jahr später, gerade als Emma anfängt ihr eigenes Leben wieder zu leben, gewinnt sie in einem Preisausschreiben, welches sie damals mit Felix zusammen ausgefüllt hat. Plötzlich steht sie auf einem luxuriösen Kreuzfahrtschiff ihrem Ex-Mann, samt neuer, nerviger Freundin gegenüber. Es beginnt eine Fahrt mit Höhen und Tiefen, mit Pannen und Peinlichkeiten, die sie so noch nicht erlebt hat.
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Seitenzahl: 97
Veröffentlichungsjahr: 2025
Simone Lilly
In Sachen Liebe unterwegs
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Kapitel 1 – Leinen los
Kapitel 2 – Begegnungen
Kapitel 3 – Zwischen den Zeilen
Kapitel 4 – Sekt mit Anstandswahrung
Kapitel 5 – Kein Ton, aber Haltung
Impressum neobooks
Der Taxifahrer fluchte leise, während er den Kofferraum mit einem satten Klonk zuschlug. Zwei Sonnenbrillen, zwei Paare Schuhe mit völlig unterschiedlichem Bezug zur Realität und vier Seufzer verließen fast gleichzeitig zwei unterschiedliche Fahrzeuge – getrennt durch exakt zwölf Meter Abstand.Linkes Taxi – Emma & Mara.„Da ist es. Die MS Elysia“, sagte Emma, ohne jede Euphorie. Sie schob die Sonnenbrille hoch auf ihr rotblondes Haar und starrte auf den weißen Koloss, der sich wie eine futuristische Stadt aus dem Wasser erhob. Deck auf Deck, Balkone, glitzernde Fenster, ein riesiger Schriftzug in goldener Schreibschrift.„Wie ein schwimmender Hochzeitstorten-Albtraum“, murmelte Mara, die bereits mit einem überdimensionalen Strohhut kämpfte, der ihr immer wieder vom Kopf wehte.„Wir hätten auch einfach ablehnen können, du weißt das, oder?“Emma seufzte, griff nach ihrem lilafarbenen Rollkoffer mit den Aufklebern von aller Welt. „Wir haben den Preis gewonnen. Ich fand es albern, aus Trotz zu verzichten.“„Ach komm“, sagte Mara und stieß sie leicht mit dem Ellbogen an. „Du hast ihn doch nur angenommen, weil du wissen wolltest, ob er wirklich mitkommt.“Emma schwieg. Ihre Finger umklammerten den Griff ihres Koffers fester.„Und weil es ein Fünf-Sterne-Balkonzimmer mit Cocktails am Pool ist“, fügte Mara grinsend hinzu. „Was glaubst du, wer zuerst betrunken über Bord geht – er oder seine Barbie?“Emma zuckte. „Ich hoffe einfach, dass wir ihn nicht sehen. Das Schiff ist groß.“Mara schnaubte. „Liebes, das hier ist kein Kontinent. Das ist ein schwimmendes Dorf mit einem einzigen Buffet.“ Rechtes Taxi – Felix & Stella„Oh mein Gott, das ist so riesig!“, quietschte Stella, die sich vor dem Bug des Schiffes mit ihrem Handy in dreißig Winkeln selbst fotografierte. Ihr Haar – perfekt geföhnt – flog im Wind, ihr kleiner Designer-Koffer war kaum größer als eine Handtasche.Felix stand daneben, die Hände in den Hosentaschen, der Blick nüchtern.„Ein Albtraum in Weiß“, sagte er mehr zu sich selbst.„Was meinst du?“„Nichts.“ Er zwang sich zu einem Lächeln.„Ich kann’s kaum glauben, dass wir das gewonnen haben“, plapperte Stella. „Also ich mein, du hast es ja gewonnen. Ich hab nur zufällig deine Post aufgemacht.“„Und du hast es einfach angenommen.“„Na klar! Ich dachte, so ein romantischer Urlaub tut uns gut. Sonne, Meer, Zweisamkeit. Und du hast gesagt, du hast eh Urlaub eingereicht.“„Ich sagte, ich überlege es mir…“„Details, mein Schatz!“, rief sie und hakte sich bei ihm ein.Felix spürte das Gewicht ihrer Hand an seinem Arm wie einen feuchten Waschlappen. Er atmete langsam aus. Das Meer roch nach Algen, Diesel und alten Erinnerungen.„Meinst du, sie kommt wirklich?“Stella hielt inne. „Emma?“„Ja.“„Na klar kommt sie. Die lässt sich so was doch nicht entgehen. Die will doch sehen, wie gut du ohne sie zurechtkommst.“Felix antwortete nicht.Was er wirklich hoffte? Dass sie nicht kommt. Oder doch? Nur kurz? Oder gar nicht?Er sah auf das Schiff – und fragte sich, warum alles, was eigentlich einfach sein sollte, so verdammt kompliziert war.Noch trennten sie nur wenige Schritte. Bald würde das erste Wiedersehen kommen – zwischen Gangway, Passkontrolle und Kofferchaos.Doch bis dahin gehörte der Moment noch ganz ihnen. Zwei Paare. Zwei Wahrheiten. Und eine Vergangenheit, die auf Deck 6 einen eigenen Kabinenschlüssel bekommen hatte.
Die Sonne stand hoch über dem Hafen von Marseille, flimmerte auf dem Wasser wie zerplatzte Erinnerungen. Um sie herum drängelten sich frisch gebräunte Touristen, Reisegruppen mit Fähnchen, ältere Ehepaare in Partnerhemden und Kinder mit aufblasbaren Delfinen.Zwischen all dem traten sie sich gegenüber – als hätte das Schicksal selbst die Menschenmengen beiseitegeschoben.Emma sah ihn zuerst.Die Sonnenbrille hatte sie längst abgesetzt, als hätte sie instinktiv gewusst, dass es gleich ernst wird. Da stand er. Felix. Der Mann, der einst ihr Zuhause war. Der mit ihr durch 19 Jahre Leben gegangen war. Der sie dann gehen ließ.Er sah noch immer aus wie jemand aus einem schwedischen Designkatalog – zu aufgeräumt, zu ruhig, mit diesen blauen Augen, die nichts verrieten, außer dass darin vielleicht gerade etwas brannte.„Na toll“, murmelte Mara.„Bitte lass das, Mara.“„Ich sage nichts.“„Du sagst es in deinem Gesicht.“Gleichzeitig griff Stella nach Felix’ Arm, klammerte sich an ihn wie ein Handtuch in der Waschmaschine.„Ist das deine Ex?“, flüsterte sie auffällig laut.Felix sagte nichts. Sein Blick ruhte auf Emma. Keine Wut, keine Freude – aber auch keine Leere. Nur etwas, das sich zwischen Erinnerung und Bedauern spannte.Dann nickte er ihr zu.„Hallo Emma.“„Felix.“Ein Lächeln, das keins war. Eine Begrüßung, die nicht wusste, wo sie hin sollte.Mara verschränkte die Arme.„Das muss Stella sein.“„Oh, du kennst mich?“„Nein, aber du bist ungefähr so subtil wie ein rosa Feuerwerk.“Stella blinzelte. „Und du bist?“„Mara. Die beste Freundin. Der Albtraum aller Blender.“„Gut“, sagte Emma schnell, „wir haben eingecheckt. Unsere Kabine ist auf Deck 8.“„Wir auch“, sagte Felix.Pause.Es war kein böses Schweigen. Kein lautloser Krieg. Es war nur… zu viel.Sie waren jetzt ein Jahr getrennt. Fast genau.Nach dem letzten gescheiterten Versuch – die Klinik, die Medikamente, das Hoffen, das Bitten, die Warterei auf Linien in Fenstern aus Plastik – hatte Felix irgendwann still die Koffer gepackt.„Ich will, dass du glücklich wirst“, hatte er gesagt.„Mit jemandem, der dir das geben kann.“Emma hatte ihn damals angeschrien. Nicht weil er gegangen war. Sondern weil sie wusste, dass er es aus Liebe tat. Diese Art von Liebe, die sich selbst aufgibt. Und das war das Grausamste.„Sollen wir?“, fragte Emma und zeigte auf die Gangway.„Gerne“, sagte Felix.Ohne es zu wollen, liefen sie nebeneinander. Zwischen ihnen: Mara, die wie ein Bollwerk zwischen Vergangenheit und Gegenwart stolzierte, und Stella, die Felix alle zehn Sekunden ansah, als müsse sie ihn daran erinnern, dass sie existierte.Emma roch sein Aftershave. Dasselbe wie früher, dachte sie, und gleichzeitig hasste sie sich dafür, dass sie es überhaupt bemerkte.Am Ende der Gangway nahm ein Mann in Uniform ihre Tickets entgegen.„Willkommen an Bord der MS Elysia. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Anreise?“Vier gleichzeitige Mhms.Niemand sah sich an.Im Inneren war alles glänzend, golden, luxuriös. Ein riesiger Kronleuchter drehte sich langsam über der Lobby, Klaviermusik plätscherte aus versteckten Lautsprechern, irgendwo lachte jemand zu laut.Die Aufzüge waren verspiegelt.Und plötzlich standen sie zu viert in einem davon.Enge. Stille. Fahrstuhlmusik.Emma starrte auf die Zahlen.Deck 2… Deck 3…Mara kaute demonstrativ laut Kaugummi.Stella scrollte durch Instagram.Felix’ Hände waren in den Hosentaschen verkrampft. Sein Blick fiel für den Bruchteil einer Sekunde auf Emmas Spiegelbild.Sie sah traurig aus. Und wunderschön.Er wandte sich ab.Deck 8. Ping.„Wir sehen uns dann“, sagte Emma und trat mit Mara aus dem Lift.„Oder auch nicht“, murmelte Mara.Felix und Stella gingen in die entgegengesetzte Richtung.Keine Umarmung. Kein Händeschütteln. Kein Streit.Nur ein Hauch von allem.Dann schloss sich die Kabinentür. Und jeder saß erst einmal auf seinem Bett.Allein.Mit einem Herzen, das ein Jahr gebraucht hatte, um zu brechen – und vielleicht gerade wieder damit begann, zu schlagen.
Kabine 813 – Emma & Mara„Du bist still“, sagte Mara, während sie ihre Tasche wie eine hungrige Möwe ausschüttelte. Kleid, Tuch, Lippenstift, ein Roman mit der Aufschrift »Erotik am Nil« – alles landete auf dem Bett.Emma saß an der Kommode und faltete sorgfältig ein T-Shirt. Es war eines von Felix, das sie vergessen hatte abzugeben. Sie hatte es trotzdem eingepackt – als Schlafshirt, hatte sie sich eingeredet.Jetzt lag es zwischen ihren Sommerkleidern wie ein stiller Vorwurf.„Sag schon“, drängte Mara.Emma seufzte. „Er sieht…“„Nein.“„…sehr gut aus.“„Nein, nein, nein.“Emma lächelte schief. „Du weißt, dass ich Recht habe.“„Ich weiß, dass dein Herz blöd ist.“„Blöd, weil es noch schlägt?“„Blöd, weil es denkt, es müsste wieder anfangen zu hoffen.“Mara hängte ein buntes Maxikleid auf den Bügel und drehte sich dann zu ihr um.„Du brauchst keinen Rückfall in die sentimentale Phase. Du brauchst Cocktails, Sonne und einen Mann, der nicht aussieht, als hätte er sich emotional ins Museum begeben.“Emma schwieg.Sie hatte Felix angesehen, als sie unten standen. Diese stillen Augen, die nie so ganz mitredeten, wenn sein Mund etwas sagte.Und er hatte gut ausgesehen. Verdammt gut.Als hätte das letzte Jahr ihm nichts genommen – außer sie.„Ich will ja nicht zurück“, flüsterte sie.„Natürlich willst du das“, sagte Mara und zog sich demonstrativ ein paar riesige Ohrringe an. „Aber das heißt nicht, dass du es solltest.“ Kabine 819 – Felix & StellaDer Koffer lag offen auf dem Boden, als hätte er aufgegeben. Kleider in Bonbonfarben quollen heraus wie Zuckerwatte. Stella lief in Unterwäsche durch die Kabine, hielt ein neongelbes Top vor den Spiegel und warf es dann über einen Stuhl.Felix saß auf dem Rand des Bettes, die Arme auf den Knien, die Armbanduhr in der Hand. Ein Geschenk von Emma zum 40. Geburtstag. Eingraviert: „Zeit mit dir ist alles.“Er hatte sie nie abgenommen. Nicht einmal jetzt.„Also mal ehrlich“, sagte Stella und warf ein Paar Plateausandalen gegen die Wand, „die Freundin von deiner Ex ist voll die Zicke. Ich meine, was bildet die sich ein? Nur weil sie aussieht wie eine zornige Olive mit Lippenstift.“Felix reagierte nicht.„Und Emma…“, fuhr Stella fort, „die guckt mich an, als wäre ich ein Fön im Badewasser. Dabei bin ich die Neue. Das muss sie doch akzeptieren. So funktioniert das Leben.“Er drehte die Uhr zwischen den Fingern.Der Sekundenzeiger tickte leise.Wie laut kann ein Herz in einer Luxuskabine schlagen, ohne dass jemand es hört?„Felix?“„Hm?“„Hast du überhaupt zugehört?“„Natürlich.“„Was hab ich gesagt?“Er blickte auf. Sein Gesicht war freundlich, aber weit weg.„Irgendwas mit Fön und Badewasser.“Stella rollte die Augen. „Du bist komisch heute.“„Es war ein komischer Tag.“Sie zog einen Bikini aus dem Koffer, der mehr aus Band als aus Stoff bestand. „Ich zieh das später an. Vielleicht hellt das deine Laune auf.“Felix lächelte flüchtig.Nicht aus Freude. Sondern aus Erschöpfung.
Der Ballsaal der MS Elysia war ein prunkvoller Saal mit Glaskuppel und übertriebener Beleuchtung, als hätte Versailles ein Verhältnis mit Las Vegas gehabt. Kronleuchter glitzerten, Kellner in weißen Jacken balancierten Tabletts mit Champagnergläsern, und eine vierköpfige Streichergruppe spielte ein Menuett, das niemand einordnen konnte.Emma stand neben Mara, ein Glas in der Hand, und kämpfte mit ihrer Frisur, die beschlossen hatte, bei 82% Luftfeuchtigkeit eigene Wege zu gehen.„Denk dran“, zischte Mara, während sie das Buffet scannte, „wir sind Gäste. Keine Gladiatoren. Kein Besteckwerfen.“„Ich tu mein Bestes.“„Du schaust aber schon wieder.“„Ich schau gar nichts.“„Du starrst ihn an, als wär er eine Klimaanlage in der Wüste.“Emma presste die Lippen zusammen. Mara hatte recht. Felix trug ein dunkelblaues Hemd, das seine Schultern zur Geltung brachte und sein Lächeln… na ja, es war da. Für Stella zumindest. Für sie nicht.Die wiederum klebte an seinem Arm wie eine sündhaft teure Tätowierung, sprach zu laut, lachte zu schrill, und stand definitiv zu nah an der Gamba-Pfanne.„Du denkst, sie schlafen schon miteinander, oder?“, fragte Mara mit einem Schmunzeln.Emma zuckte. „Ich denke… nichts.“„Sie wirkt wie jemand, der rosa Satinlaken besitzt.“„Und Ringlichter.“„Und eine Playlist namens ‚Schatzi-Time‘.“Emma verschluckte sich beinahe am Sekt.Am anderen Ende des Raums
