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Maya ist auf der Erde ganz allein. Deshalb, und weil ihr extrem langweilig war, hat sie sich beworben, um zu einer Weltraummission aufzubrechen. Doch auch hier, zwei Jahre später, eingepfercht auf einem Raumschiff und irgendwie nur am Putzen, ist ihr auch langweilig - nur eben im Weltall. Als die gesamte Crew zur Erforschung eines Planeten aufbricht und gerade als sie einen verletzten Außerirdischen an Bord bringen wollen, wird das Schiff durch einen Meteoritensturm von ihnen getrennt. An Bord, nun Lichtjahre entfernt, Maya - und der Außerirdische. Aus Mangel an Gesellschaft nennt sie ihn einfach Riven und versucht sich mit ihm zu arrangieren. Nur zu zweit auf einem beschädigten Raumschiff hat Maya nun einige Probleme: nicht nur, dass sie keine Ahnung von einer Reparatur, oder vom Steuern eines Schiffes hat, nein, sie und Riven können sich nicht verständigen. Anders wird es jedoch, als er beginnt, ihre Sprache nachzuahmen. Wieder anders wird es als sie herausfindet, dass er zufällig nicht nur ein gestrandeter Außerirdischer ist, sondern ein gestrandeter Außerirdischer, der der Kapitän seines Raumschiffes war. Bald schon beginnt eine chaotische Reise durch das Weltall auf der Suche nach ihrer Crew. Voll von Missverständnissen, Humor - und Gefahren.
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Seitenzahl: 95
Veröffentlichungsjahr: 2025
Simone Lilly
Galactic Love
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Kapitel 1 – Staub, Schmutz und endlose Gänge
Kapitel 2 – Ein Planet, eine Kapsel und ein Sturm
Kapitel 3 – Chaos, Wischmopp und ein außerirdisches Gesicht
Kapitel 4 – Kopf schief und Worte im Raum
Kapitel 5 – Worte, Wischlappen und seltsame Geräusche
Impressum neobooks
Maya Collins wischte eine Stelle am Boden des Flurs zum gefühlten zwanzigsten Mal, obwohl sie genau wusste, dass innerhalb von zwei Minuten jemand wieder vorbeilaufen und einen Schuhabdruck hinterlassen würde. Sie war 27, hatte braune Haare, die immer so aussahen, als hätte sie in der Nacht einen kleinen Tornado überstanden, und braune Augen, die geradewegs in die endlosen, kalten Lichter des Raumschiffs starrten. Manchmal glaubte sie, dass die Flure des ISS Orion – ein bisschen zu pathetisch für ihr bescheidenes, chaotisches Zuhause – lebten. Denn egal, wie oft sie putzte, der Staub kehrte zurück, schneller als irgendein Crewmitglied je seine Kaffeetasse fallen lassen konnte.Heute war ein typischer Tag: Die Kaffeemaschine im Crewbereich blubberte, die Roboterassistenten summten monotone Lieder über ihre Arbeit, und irgendwo im Hintergrund unterhielten sich zwei Ingenieure über eine Reparatur, die sie vermutlich nur halbherzig planten. Niemand bemerkte Maya, während sie den Boden polierte, die leeren Tabletts von der Kantine einsammelte und die Schiebetüren von Fingerabdrücken befreite. Sie bewegte sich wie ein Geist zwischen den glänzenden, kalten Metallwänden des Schiffes – und genau das war ihre Superkraft: unsichtbar, aber notwendig.„Noch ein Fußabdruck hier, ein Fußabdruck da… großartig.“ Sie murmelte das zu sich selbst, während sie eine besonders störrische Krümelansammlung unter einem Sitzpolster hervorwischte. Ihre Stimme hallte leise im langen Gang. Niemand reagierte. Natürlich reagierte niemand. Wer hätte auch schon erwartet, dass die Reinigungskraft ein Gespräch anfängt?Sie war gerade dabei, die Bordschränke zu desinfizieren, als ein leises Piepen sie aus ihren Gedanken riss. „Haben die jetzt schon mein Leben überwacht?“ murmelte sie sarkastisch. Das Piepen kam aus ihrem Tablet, das sie in der Hand hielt – eine kleine Routineerinnerung: „Maya, heute steht Schiffsputz Gang 12 bis 18 auf dem Plan. Denk an die Leitern.“ Sie stöhnte und rollte mit den Augen. Leitern. Sie liebte es, wenn die Wartung ihren Alltag noch interessanter machte.„Ach, wunderbar. Gang 12 bis 18. Perfekt, ich wollte sowieso noch mit meinen inneren Dämonen plaudern und meine Einsamkeit feiern.“Und so zog sie ihre Sicherheitsstiefel fester, schob sich die leicht wirren Haare aus der Stirn und begann den langen Marsch durch die Gänge. Auf dem Weg grüßte sie niemanden, und niemand grüßte sie zurück. Das war in Ordnung. Maya war es gewohnt. Sie war das unsichtbare Öl im Getriebe dieses riesigen Raumschiffs, das in aller Ruhe durch den unendlichen Weltraum glitt. Niemand bewunderte sie, niemand lobte sie – und genau das passte ihr. Denn Aufmerksamkeit brachte nur Ärger.Als sie gerade eine besonders hartnäckige Schmutzspur polierte, blieb sie kurz stehen und schaute aus dem Bullauge hinaus in die schimmernde Unendlichkeit. Sterne blitzten wie verstreute Glitzerkörnchen, und irgendwo da draußen warteten neue Planeten, neue Abenteuer. Die Crew war noch entspannt, sie selbst auch – zumindest dachte sie das. Sie ahnte nicht, dass bald ein Sturm durch das All fegen würde, der ihr Leben in eine vollkommen andere Richtung katapultieren würde.Aber das war noch Zukunft. Jetzt war sie einfach Maya Collins, 27 Jahre alt, mit ungekämmten Haaren, braunen Augen und der unerschütterlichen Gewissheit, dass niemand die Schmutzspur auf Gang 14 so akkurat beseitigen konnte wie sie.„Vielleicht bin ich ja irgendwann die Heldin des Schiffes“, flüsterte sie und lachte leise über ihre eigene Ironie. „Aber eher wahrscheinlich nicht.“
Die Stunden vergingen, während Maya durch die endlosen Gänge des Schiffes huschte, Staubkörner wie winzige Sterne unter ihrem Putzlappen verstreuend. Alles war wie immer – zu glänzend, zu sauber, zu ruhig. Bis die subtilen Veränderungen in der Crew ihre Aufmerksamkeit erregten.Zuerst war es nur ein leichtes Zucken in den Augen der Ingenieure, die sonst immer stoisch an Konsolen hingen. Dann die flüchtigen Blicke der Offiziere auf die Sensorbildschirme. Schließlich ein leises Murmeln in der Kommandozentrale, das immer lauter wurde, je mehr Zeit verstrich. Maya konnte nicht genau sagen, was vor sich ging – sie war die Reinigungskraft, nicht die Heldin –, doch irgendetwas lag in der Luft.„Hm… sie sehen nervös aus. Oder zumindest… erkundungs-unruhig“, murmelte sie für sich, während sie den letzten Krümel von einem der Gänge wischte. „Erstmal nichts Neues. Neue Planeten sind sowieso immer aufregend, und ich… ach, ich bleib einfach hier.“Die ISS Orion nahm Kurs auf den Planeten. Maya wusste nichts weiter als den Namen: Velyth-9 – ein blassblauer Himmelskörper, dessen Konturen durch das Fenster sanft glühten. Für die Crew bedeutete er Abenteuer. Für Maya bedeutete er… nun ja, mehr Flure, die geputzt werden wollten.Stundenlang wischte sie, schob leere Tabletts aus der Kantine weg, sortierte Handtücher und überprüfte die Filter der Lüftungsschächte. Die Geräusche von Rufen, Lachen und „Heroismus“ drangen gedämpft aus der Kapselbucht zu ihr herüber. Maya war die einzige, die an Bord blieb – während alle anderen in kleinen Kapseln hinunter zum Planeten schwebten, um die Helden zu spielen.„Sie sehen aus wie diese Action-Film-Leute, die nie die Kaffeetassen wegspülen“, murmelte sie, und ihre Lippen verzogen sich zu einem kleinen, sarkastischen Lächeln.
Drei Stunden später hörte sie ein eigenartiges Rumpeln, das durch die Metallwände des Schiffes vibrierte. Ein leises Sirren kündigte die Rückkehr einer einzelnen Kapsel an. Sie schob einen letzten Wisch über den Boden, als die Rampe herunterklappte und die Gestalt in die Ladebucht gezogen wurde. Ein humanoides Wesen, verletzt, vorsichtig – aber Maya bemerkte nur flüchtig die Bewegung. Ihre Gedanken waren noch bei den kleinen Staubkörnern, die sie gerade unter einer Konsole hervorgezaubert hatte.„Ah, die Kapsel ist zurück… na gut“, murmelte sie und wandte sich wieder ihrem Wischlappen zu. Niemand hatte ihr gesagt, dass die kleine Ankunft die Ruhe nur kurz wahren würde.Dann kam der Sturm.Nicht irgendein Sturm. Ein kosmischer Strudel aus geladenen Partikeln, der das Schiff erbeben ließ, als hätte das All selbst beschlossen, den Crewplan zu überdenken. Warnlichter blinkten, die Konsolen schrien ihre Fehlermeldungen in grellem Rot, und die Schiebetüren fuhren ruckartig auf und zu.Maya stolperte, versuchte sich an einem Geländer festzuhalten, während ein greller Blitz durch das Bullauge zuckte. „Okay, das ist… definitiv nicht normal“, rief sie, mehr zu sich selbst als zu irgendjemandem.Die Rampe, gerade noch gefüllt mit dem verletzten Alien, schloss sich automatisch – und im selben Moment riss eine Schubwelle das Schiff in eine unkontrollierbare Rotation. Die Verbindung zu den anderen Kapseln brach ab. Die Crew war plötzlich und unvermittelt weit weg – und Maya und ihr unfreiwilliger, fremder Passagier waren allein.
Das Dröhnen der Alarme verhallte langsam, die grellen Lichter verblassten zu einem pulsierenden Rot, und die Vibrationen des Raumschiffs wurden schwächer. Maya Collins rieb sich die Schläfen und versuchte, wieder klar zu sehen. Alles um sie herum war ein Durcheinander aus umgestürzten Tabletts, herumfliegenden Werkzeugen und tanzenden Putzutensilien.Sie kämpfte sich auf die Füße, stolperte über einen umgefallenen Stuhl und rief leise: „Okay… okay… alles nur ein Albtraum, Maya. Nur ein Albtraum.“Dann hörte sie einen seltsamen Laut – kein menschliches Keuchen, kein Schrei, eher ein tiefes, scharfes Zischen, das in ihrem Brustkorb widerhallte. Sie drehte sich ruckartig um und sah, wie eine Gestalt gegen die Wand prallte – und direkt ihren Wischmopp ins Gesicht bekam.„Oh! Verdammt!“ rief sie, stolperte auf ihn zu und streckte die Hände aus. „Alles okay? Hey, geht’s dir gut?“Die Gestalt stöhnte, hob die Hände, aber antwortete nicht in einer Sprache, die Maya verstand. Stattdessen machte er nur einen Ausdruck zwischen Schmerz und Überraschung, seine tiefgrünen Augen weit aufgerissen, während seine hellgraue Haut unter den Lichtern des Schiffes leicht schimmerte. Und dann sah sie die Leuchtlinien, die sich wie feine, pulsierende Adern über seinen Körper zogen, elegant und fremdartig.Maya blieb abrupt stehen. „Moment mal… was zum…?“ Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Die humanoide Form war nur oberflächlich vertraut. Die Gliedmaßen waren länger als normal, leicht überproportional elegant, und sein Gesicht hatte Züge, die gleichzeitig an menschlich und irgendwie fremd erinnerten – eine perfekte Mischung aus Schönheit und… Unheimlichkeit.„Ein… Alien?“ flüsterte sie, trat erschrocken einen Schritt zurück und stieß gegen ein umgestürztes Tablett. Ihre Augen huschten über ihn hinweg, während er sich langsam aufrappelte. Sie bemerkte die feinen Leuchtlinien auf seinen Armen, die in der Bewegung flimmerten, die tiefgrünen Augen, die sie unverwandt musterten, und den kaum merklichen Glanz seiner Haut, als sei er mit feinstem Silber überzogen.„Okay. Nicht in Panik geraten, Maya… nicht in Panik geraten…“ Sie atmete tief ein und versuchte, die aufsteigende Angst zu bändigen. „Du… bist also… ein Alien. Großartig. Total normal.“Er bewegte sich vorsichtig auf sie zu, die Augen aufmerksam auf sie gerichtet. Sie hob die Hände, als wollte sie ihn abwehren, blieb aber stehen, um ihn nicht zu verschrecken.„Ähm… ich… ich helf dir erst mal… irgendwie.“ Ihre Stimme klang viel unsicherer, als sie wollte. Sie trat näher, griff nach einem Verband aus einem umgefallenen Medizinschrank und begann vorsichtig, ihn an seiner Schulter zu untersuchen, wo er offenbar auch noch gegen die Wand geprallt war.Er starrte sie weiterhin an, versuchte anscheinend zu verstehen, was sie sagte, aber seine Laute blieben undefinierbar für Maya. Nach einigen Sekunden nickte er langsam, als hätte er zumindest verstanden, dass sie helfen wollte.„Okay, das geht ja… irgendwie. Zumindest versucht er’s. Großartig, Maya. Dein erster… intergalaktischer Patient. Wer hätte gedacht, dass Staubwischen dich zu sowas vorbereitet.“Während sie ihn weiter versorgte, konnte sie nicht anders, als seine unheimliche Eleganz zu beobachten. Jeder Bewegungsablauf war flüssig, geschmeidig, fast zu perfekt, um natürlich zu wirken. Seine hellgraue Haut mit den pulsierenden Linien, die tiefgrünen Augen, die sie neugierig und irgendwie durchdringend musterten, die verlängerten Gliedmaßen – alles zusammen ließ sie unwillkürlich einen Schritt zurückweichen.„Okay… Abstand… Abstand ist gut“, murmelte sie und hielt ihre Hände defensiv leicht hoch. „Du bist schön, ja… aber… absolut kein Mensch. Kein Mensch…“Er schien das verstanden zu haben – zumindest reagierte er nicht aggressiv, sondern beobachtete sie aufmerksam. Maya konnte spüren, wie das Chaos um sie herum verschwamm, wie Staub, Lichter und Vibrationen bedeutungslos wurden. Sie waren nun zwei Fremde, die sich in einem riesigen, tanzenden Raumschiff gegenüberstanden – die eine noch im Schock, der andere verletzt und auf seltsame Weise… faszinierend.Und in diesem Moment wusste Maya Collins, dass ihr Leben nie wieder so langweilig sein würde wie zuvor.
Sie standen sich gegenüber, jeder an einer eigenen Wand, wie zwei widerspenstige Figuren in einem seltsamen Theaterstück. Maya stützte sich leicht gegen das Geländer, die Hände noch leicht zitternd vom Adrenalin, während ihr Blick über ihn glitt – jedes Detail, das sie zuvor erschrocken hatte, jetzt unter einem neugierigen, fast prüfenden Blick.„Also… ich habe schon ein paar Aliens gesehen“, begann sie vorsichtig, die Worte fast tastend, „aber noch nie… noch nie so… direkt. Allein. Ohne Ausweg. In einem… äh, Raum.“Er bewegte sich kaum, aber seine tiefgrünen Augen fixierten sie, als würde er jedes Wort speichern, jedes Muster analysieren. Die Leuchtlinien auf seiner Kopfhaut pulsierten leicht, als würden sie auf ihre Stimme reagieren.
