Liebe auf der Fahrstuhltür - Simone Lilly - E-Book

Liebe auf der Fahrstuhltür E-Book

Simone Lilly

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Beschreibung

Als Marie und Toni auf dem Weg in den Feierabend in einem steckengebliebenen Fahrstuhl stranden, rechnen sie nicht mit stundenlanger Nähe - schon gar nicht mit ehrlichen Gesprächen, wilden Karaoke-Einlagen und einem wachsenden Knistern das sich nicht mehr ignorieren lässt. Doch was passiert, wenn sich die Fahrstuhltüren wieder öffnen?

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 92

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Simone Lilly

Liebe auf der Fahrstuhltür

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1 – „Bitte nicht jetzt.“

Kapitel 2 – „Wie lange kann man von Kaffee allein überleben?“

Kapitel 3 – „Und was machst du so, wenn du nicht feststeckst?“

Kapitel 4 – „Was wäre, wenn…?“

Kapitel 5 – „Ein bisschen toxisch, bitte.“

Kapitel 6 – „Ich glaube, ich bin einfach… kaputt gegangen.“

Kapitel 7 – „Fahrstuhl GmbH & Co. Knistern“

Impressum neobooks

Kapitel 1 – „Bitte nicht jetzt.“

Die Türen gingen zu.Es war einer dieser Aufzüge, die schon beim Einsteigen kein Vertrauen erwecken. Ein metallisch klackerndes Geräusch beim Schließen der Türen, ein leises Brummen, das klang wie eine resignierte Kaffeemaschine.Marie trat hinein, in einer Mischung aus Eile und Genervtheit. Ihre schwarzen Locken waren leicht zerzaust, die roten Wangen sprachen entweder von einem Sprint zur Tür oder einer grundsätzlichen Erregung, die sie durch den Tag trug. Ihr Gesicht war schmal, elegant, mit einem Ausdruck, der meist irgendwo zwischen „Ich hab alles im Griff“ und „Was zum Teufel mache ich hier eigentlich?“ pendelte.Sie tippte auf den Knopf zur Etage 17, atmete hörbar aus – und da rief jemand: „Moment noch!“Ein Mann schob sich durch die schließenden Türen. Sportlich, aber unaufdringlich – der Typ Mann, den man in einem Werbeclip für Funktionskleidung mitten in einem Park beim Laufen sehen würde. Grau-blonde Haare, an den Seiten kurz, oben leicht gegelt. Er war vielleicht einen halben Kopf größer als Marie. Und er roch nach Kaffee.Sie musterten sich kurz, ohne ein Wort zu sagen. Dann: Bing.Der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung.Ein kurzer Moment der Stille.Er nippte an seinem Kaffeebecher.Marie sah an die Decke.Dann zur Anzeige.Dann wieder an die Decke.Dann auf den Boden.Das Geräusch kam zwischen Etage 6 und 7.Ein Ruck.Ein Klack.Ein leises, beinahe enttäuschtes Bing – als hätte der Fahrstuhl selbst die Lust verloren.Stillstand.Marie sah auf das Display. Es zeigte nichts mehr.Sie presste die Lippen zusammen.Er nippte erneut an seinem Kaffee. Gelassen. Vielleicht zu gelassen.Dann seufzte sie und sagte: „Technik. Immer dann, wenn man’s am wenigsten braucht.“„Ich hab’s gestern noch gesagt“, murmelte der Mann. „Der Aufzug quietscht. Irgendwas stimmt mit dem Seilzug nicht. Ich hab’s sogar gegoogelt. Seilzug quietschen – Zeichen für nahenden Tod.“Marie sah ihn an. „Beruhigend. Danke.“„Ich bin ein großer Fan von unangemessenen Kommentaren in Stresssituationen.“Sie drückte auf die Alarmtaste. Es piepte.Sonst nichts.„Ich hasse Technik“, sagte sie. „Ich hasse es, wenn man alles mit einem Touchscreen reparieren soll. Ich will einfach, dass Dinge funktionieren. Ein Aufzug sollte einfach nur… hochfahren.“„Oder runter. Aber das ist Geschmackssache.“Sie schnaubte. „Ich meine… wieso baut man Dinge, die bei jedem Nieser ausfallen? Wir fliegen zum Mars, aber ein Aufzug zwischen dem sechsten und siebten Stock schafft’s nicht?“„Vielleicht ist das hier einfach ein sehr schüchterner Aufzug. Der braucht Zuspruch.“Marie drehte sich zu ihm. „Willst du ihn ermutigen? Ich kann klatschen.“Er hob die Schultern, trank einen weiteren Schluck und sagte trocken: „Ich bin Toni. Ich trinke zu viel Kaffee, hasse Aufzüge – und ich glaube, das ist der erste Moment heute, in dem ich nicht in einem sinnlosen Meeting sitze. Also eigentlich… ganz schön.“„Marie“, sagte sie, die Arme verschränkt. „Ich wollte heute einem Kunden erklären, warum sein Instagram-Auftritt aussieht wie ein digitaler Verkehrsunfall. Und jetzt sitze ich hier. Mit dir. Zwischen Etagen.“„Klingt wie der Titel eines Romans“, sagte Toni. „Zwischen Etagen – eine tragikomische Liebesgeschichte mit Kaffee.“Marie verzog die Lippen. „Du machst das hier zu einem Film in deinem Kopf, oder?“„Ständig“, sagte er. „Alles, was nicht komplett nervt, wird innerlich verfilmt. Alternative Enden inklusive.“Sie nickte langsam.Dann noch ein Blick auf das dunkle Display.Nichts tat sich.„Und jetzt?“, fragte sie.„Warten. Hoffen. Beten. Müsli?“„Nur im äußersten Notfall.“

Kapitel 2 – „Wie lange kann man von Kaffee allein überleben?“

Ein leises Klick ertönte irgendwo über ihnen. Dann… wieder nichts.Marie trat zwei Schritte im engen Fahrstuhl hin und her. Dann nochmal zurück. Sie blickte zur Decke, als könne sie dort irgendeinen Hinweis auf baldige Rettung ablesen.„Denkst du, sie haben’s überhaupt schon gemerkt?“ Ihre Stimme klang bemüht leicht.Toni lehnte mit dem Rücken gegen die Wand, seine Arme verschränkt, der Kaffeebecher in der einen Hand, als wäre er gerade in einem Wartezimmer und nicht in einem feststeckenden Metallkasten.„Bestimmt. Irgendwo sitzt jetzt ein Hausmeister mit schlechten Knien und googelt: Was tun, wenn Fahrstuhl komisch klingt und Menschen drin schreien.“„Ich schreie ja noch nicht.“„Aber du bist nah dran.“Marie schnaubte. „Was würdest du schätzen – wie lange dauert so was?“„Hm.“ Toni tat, als würde er ernsthaft darüber nachdenken. „Wenn es gut läuft: dreißig Minuten. Wenn es schlecht läuft: bis zum Abend. Und wenn es richtig schiefläuft, müssen wir uns irgendwann über Nahrungsketten unterhalten.“„Du meinst, du frisst mich?“„Kommt drauf an, wie lange du den Müsliriegel noch versteckst.“Marie lachte kurz, doch das Lachen blieb ein bisschen im Hals stecken. Ihre Hand glitt über ihre Stirn, dann in den Nacken.„Es ist nur… ich bin nicht so gut mit engen Räumen.“Toni warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. „Wegen der Wände oder wegen der Nähe zu mir?“„Beides?“, versuchte sie zu scherzen, aber ihre Stimme war nicht mehr so sicher wie zuvor. Sie trat erneut von einer Ecke in die andere, als könnte sie den Fahrstuhl damit irgendwie vergrößern.„Atmest du schon schneller?“, fragte Toni beiläufig.„Nein. Vielleicht. Keine Ahnung.“„Okay, Marie, keine Panik“, sagte er ruhig. „Du bist in einem Stahlkasten. In einem Bürogebäude. In einer Stadt. In einem Land, in dem alles versichert ist. Du bist nicht im U-Boot. Du bist nicht im Weltall. Du bist… in einem sehr schlechten Escape Room.“Sie blieb stehen und sah ihn an. „Wow. Danke. Sehr beruhigend.“„Gern. Ich biete auch Meditationen an. Gegen Bezahlung.“Ein kurzes Schweigen trat ein. Maries Blick huschte zur Decke. Dann auf die Tür. Dann auf Toni.„Ich weiß, es ist albern“, murmelte sie. „Es ist nicht mal eng. Aber mein Kopf…“„Dein Kopf sagt: Gleich platzt der Sauerstoff aus der Wand und du wirst vergessen wie ein verlorenes Gepäckstück auf dem Flughafen.“Sie hob die Augenbrauen. „Wow. Das ist erstaunlich präzise.“Toni zuckte mit den Schultern. „Ich hab auch Platzangst. Im Flugzeug. Oder wenn ich Anzüge tragen muss.“„Und du wirkst so… gelassen.“„Das ist meine Superkraft. Innerlich drehe ich durch, aber äußerlich sehe ich aus wie ein Typ mit Kaffee und einem Karriereplan.“Marie lachte – diesmal etwas freier.„Ich hab keinen Karriereplan“, sagte sie. „Nur eine On-Off-Beziehung, die sich anfühlt wie ein Software-Update, das nie durchläuft.“„Das ist die beste Beschreibung einer Beziehung, die ich je gehört hab.“„Danke“, sagte sie und schob sich gegen die Wand, atmete langsam ein und wieder aus. „Sorry. Ich bin sonst nicht so… panisch.“„Ist okay. Ich bin sonst nicht so nett.“Marie schloss die Augen und grinste. „Wenigstens einer von uns überrascht sich heute selbst.“Ein paar Sekunden vergingen.Dann sagte Toni trocken: „Wenn wir hier übernachten müssen, will ich das Kopfende.“„Ich nehm das Lichtpanel. Da ist’s warm.“„Ich wollte eh schon immer unter fluoreszierendem Flackern schlafen.“„Wer nicht?“, murmelte sie.

Kapitel 3 – „Und was machst du so, wenn du nicht feststeckst?“

Sie hatten sich auf den Boden gesetzt.Nicht gleichzeitig, aber irgendwann war es einfach unausweichlich geworden. Ihre Beine wollten nicht mehr stehen, und da weder Flucht noch Panik halfen, blieb nur: sitzen und reden.Marie hatte sich im Schneidersitz an die Rückwand gelehnt. Toni saß ihr gegenüber, eine Hand locker auf dem Boden abgestützt, der Kaffeebecher stand inzwischen leer neben ihm. Der Geruch von Espresso hing noch in der Luft, gemischt mit dem leicht metallischen Aufzugduft.„Okay“, sagte Marie und schob eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. „Damit wir nicht über den Sauerstoffgehalt philosophieren müssen: Was machst du eigentlich beruflich?“Toni zögerte kurz – nicht, weil er es verheimlichen wollte, sondern weil die Antwort komplizierter war, als es ihm lieb war.„Offiziell? Ich bin Architekt.“„Und inoffiziell?“, fragte Marie mit einem Hauch Skepsis.„Inoffiziell tue ich acht Stunden am Tag so, als würde ich begeistert irgendwelche Renderings anschauen, während ich heimlich kleine Männchen in mein Notizbuch zeichne.“Marie lächelte. „Das klingt ein bisschen wie kreative Resignation.“„Das trifft es ziemlich genau.“ Toni hob die Schultern. „Ich hab mal geglaubt, ich würde Bauwerke entwerfen, die irgendwas verändern. Jetzt zeichne ich Tiefgaragen für Supermärkte. Letzte Woche habe ich mit drei Menschen eine Stunde darüber diskutiert, ob die Abflussrinne vor dem Eingang zu weit links liegt.“„Wow“, sagte Marie. „Das klingt…“„Inspirierend?“„Ich wollte sagen: brutal langweilig. Aber ja, klar, inspirierend.“Er grinste. „Ich wollte früher Comics zeichnen.“„Wirklich?“ Marie beugte sich interessiert nach vorn. „So mit Superhelden und Capes und allem?“„Eher schräge Typen mit absurden Problemen. Einmal hatte ich eine Figur namens Kaffeemann. Er konnte nur denken, wenn er unter Koffein stand. Je mehr Kaffee, desto genialer. Aber wenn er entkoffeiniert wurde…“„Wurde er zum Politiker?“, warf Marie ein.Toni lachte. „Nein, schlimmer. Er wurde… Projektmanager.“Sie lachten beide.Dann fragte er: „Und du? Was machst du so – wenn du nicht im Aufzug festsitzt oder ironische Superkräfte analysierst?“„Ich arbeite in einer Agentur für Kommunikation. PR, Kampagnen, Krisenmanagement, der ganze Zirkus.“„Du bist also die, die Firmen sagt, wie sie so tun, als wären sie cool?“„Exakt. Ich verkaufe heiße Luft mit PowerPoint und nenne es Markengeschichte.“Toni lachte. „Und du bist gut darin?“Marie zögerte. „Ich war mal verdammt gut. Ich konnte ganze Kampagnen aus dem Ärmel schütteln. Ich hab CEOs beraten, wie man aus einem Shitstorm eine Story über Transformation und Lernprozesse macht. Aber seit ein paar Monaten… na ja. Ich fühl mich eher wie ein Chamäleon, das seine Farbe vergessen hat.“„Und was hat dich heute hierhergebracht?“, fragte Toni.„Meeting mit einem Kunden. Ich sollte seine neue Personalbranding-Kampagne vorstellen. Er ist CEO eines Start-ups, das recycelte Zahnbürsten in Abo-Boxen verschickt. Total innovativ. Hat aber Angst vor Farbe. Und Frauen. Und Meinungen.“„Klingt wie ein echter Visionär.“„Oh ja. Seine Vision ist Beige.“Sie schwiegen kurz. Ein angenehmes Schweigen.Dann fragte Marie: „Und du? Was machst du hier? Ich meine – heute, nicht im Leben.“Toni kratzte sich am Kinn. „Ich hatte eigentlich ein Gespräch mit einem Bauträger. Angeblich geht es um ein spannendes neues Wohnkonzept für junge Familien. In Wahrheit wollen sie nur Container aufeinanderstapeln und es dann urban living nennen.“„Und trotzdem bist du hingegangen?“„Na ja… ich hatte einen guten Kaffee in der Nähe versprochen bekommen. Ich bin käuflich. Für Koffein.“Marie lehnte den Kopf gegen die Wand. Ihre Wangen waren immer noch leicht gerötet, aber ihre Atmung war ruhiger.„Komisch, oder? Zwei Menschen, die eigentlich ziemlich unzufrieden sind mit dem, was sie machen – und trotzdem tun wir’s. Jeden Tag.“Toni nickte. „Vielleicht sind wir alle nur Figuren in einer schlechten Serie. Immer dieselbe Folge. Und keiner merkt’s.“„Hm.“ Marie schloss kurz die Augen. „Oder wir hängen alle im selben Fahrstuhl fest und denken, draußen geht’s irgendwo besser weiter.“