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Was ist gerecht? Hängt es nur von der jeweiligen Blickrichtung ab? Ist es entscheidend, ob ich von der Situation profitiere? Ist jede Schiedsrichterentscheidung richtig, wenn sie das eigene Team bevorzugt? In diesem Buch beschäftigten sich Oberstufenschülerinnen und -schüler des Philosophiekurses der Bachgauschule Babenhausen mit diesem schwierigen Thema. In Geschichten, Essays und Gedichten haben die Jugendlichen ihre Sicht thematisiert. Es sind spannende philosophische Gedanken dazu entstanden.
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Seitenzahl: 102
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Kindgerecht
Texte über Gerechtigkeit
Herausgegeben von Thomas Fuhlbrügge
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar.
© 2023 -Verlag, Altheim
Buchcover: Germencreative
Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin
Inhalt
Vorwort
Thomas Fuhlbrügge
Gerechtigkeit – ein Ziel für alle
Tamay Adanir
Was ist überhaupt gerecht?
Sina Adelmann
Gedanken zur Gerechtigkeit
Maja da Cunha Sampaio
Deine gerechte Strafe
Talena Dick
Leben Sie wohl
Thomas Fuhlbrügge
Der ungerechte Tier-Unterricht
Emma Giegerich
Wir gerecht waren die
Nürnberger Prozesse?
Evelyn Haas
Die ungerechten Lücken in der
Gesellschaft
Jolina Miriam Hofmann
Was ist Gerechtigkeit?
Lara Holzapfel
Soziale Gerechtigkeit, was ist
Das und herrscht sie in Deutschland?
Ana Mia Kenji
Wann ist etwas gerecht?
Carina Kiefer
Was heißt Gerechtigkeit?
Zilan Köten
Ist Gerechtigkeit Ansichtssache?
Leonie Kruschina
Ist Gerechtigkeit aktuell?
Helene Löffler
Gedicht über Gerechtigkeit
Ivano Pandza
Auge um Auge, Zahn um Zahn –
Ist das gerecht?
Judith Reitmayer
Gerechte Arbeitswelt?
Julia Schach
Lottogewinne im Auge der
Gerechtigkeit
Anna-Lea Schott
Gerechtigkeit - eine Betrachtung aus
Juristischer, ethischer und
subjektiver Sicht
Tess Schrettenbrunner
Das ist unfair!
Emelie Schuck
Gerechtigkeit ein Leben lang
Pauline Ortrud Christine Staab
Gerechtigkeit ohne
Ungerechtigkeit
Leon Weiß
Das Ende der Gerechtigkeit?
Flora Tamina Werne
Gibt es in unserer Welt
Gerechtigkeit?
Pauline Winter
Vorwort
Es gibt eine Karikatur, die das Thema Gerechtigkeit meiner Ansicht nach gut verdeutlicht: Hinter einer Mauer zu einem Fußballplatz steht ein Vater mit seinen beiden Kindern. Er überragt den größeren um einen Kopf. Dieser wiederum ist ein Stück länger als der kleine Bruder.
Sie möchten das Spiel sehen. Doch die Buben können nicht über die Mauer schauen. Zum Glück sind da drei Kisten, auf die sie steigen können. Würden alle gleichbehandelt, bekäme jeder eine. Der Vater, der sowieso hinübersehen könnte und die beiden Kinder. Der Größere kann nun auch das Match verfolgen. Der Kleinere reckt sich trotz der Erhöhung wie er will – das Spiel bleibt ihm verborgen. Ein Kasten reicht nicht aus. Nur wenn der Vater auf seine Kiste verzichtet, kann ebenfalls der Jüngste sein Ziel erreichen.
Heißt nun Gerechtigkeit, dass alle immer gleichbehandelt werden müssen? Ich denke, man wird zustimmen, dass hier gerecht ist, jeden in dieser Situation nach seinen Bedürfnissen zu behandeln. Der große Bruder wird nicht benachteiligt, wenn sein Nebenmann mehr (Kisten) erhält als er. Später beim Abendessen ist es womöglich umgekehrt. Es werden leckere Klöße verteilt. Nun wäre es eher ungerecht, wenn jeder gleich viele bekommen. Der Jüngste, der nicht so viel Hunger hat, bekommt dieselbe Anzahl, wie derjenige in der Pubertät.
So einleuchtend es in diesen Fällen ist, beide nach seinen Bedürfnissen zu behandeln, um den einzelnen Individuen gerecht zu werden, so ungerecht wird es angesehen, wenn es nicht um Klöße und Kisten, sondern um die elterliche Zeit und Zuwendung geht. Falls das Sorgenkind stets mehr Aufmerksamkeit erhält, wird dies von den Kindern als ungerecht empfunden, die sich bemühen, immer zur Zufriedenheit zu handeln.
Besonders deutlich wird dieer Umstand in einer anderen, bekannten Begebenheit. Sie steht in der Bibel. Genauer im Lukasevangelium, Kapitel 15 in den Versen 11 bis 32. Das Gleichnis vom barmherzigen Vater – oder vom verlorenen Sohn. Je nach Perspektive, aus der man die Geschichte betrachtet.
Da möchte der Jüngere sein Erbe ausbezahlt bekommen. Der Vater, der für Gott steht, gewährt ihn diesen Wunsch. Eine Vermögensteilung zu Lebzeiten ist ungewöhnlich und ungeheuerlich zugleich. Zumal der Tunichtgut das Geld verprasst. Am Ende muss er Schweine hüten. Eine miesere Arbeit kann man sich in den Ohren der damaligen jüdischen Zuhörer nicht vorstellen. Trotzdem leidet der Zweitgeborene große Not. Da besinnt er sich, gesteht sich seine Schuld ein. Er kehr um. Innerlich und äußerlich. So geht er zu seinem Vater zurück. Er möchte selbst nicht mehr Sohn sein, sondern Knecht.
Der Vater sieht ihn kommen. Jetzt geschieht das Wundersame: Der Vater rennt auf sein verlorenes Kind zu, ist überglücklich und nimmt ihn als Sohn an. Ohne Vorwurf – ohne Strafe. Reine Freude über den Heimgekehrten. Sogleich lässt er ein Fest ausrichten.
Auch zum Älteren gelangt die Kunde, dass der Bruder wieder nach Hause kam. Statt sich ebenfalls zu freuen, wird er zornig. Zu Recht? Er hat sein Leben lang für den Vater geschuftet und nie für sich und seine Freunde eine Party bekommen. Er berechnet genau, welche Vergehen der Jüngere begangen hat und hält dies dem Vater vor. Er möchte gleichbehandelt werden und dass seine eigenen Verdienste gewürdigt werden. Der Vater wirbt dafür, sich mit dem Bruder zu versöhnen und sich mit ihm zu freuen, dass er wieder zurückgefunden hat.
Das Gleichnis bleibt offen. Es wird nicht gesagt, dass es zum Happy End kommt. Und die Erwiderung ist nachzuvollziehen. Erscheint die Reaktion des Vaters ungerecht. Die des jüngeren Bruders sowieso.
Was ist gerecht? Hängt es nur von der jeweiligen Blickrichtung ab? Ist es entscheidend, ob ich von der Situation profitiere? Ist jede Schiedsrichterentscheidung richtig, wenn sie das eigene Team bevorzugt?
In diesem Buch beschäftigten sich Oberstufenschülerinnen und -schüler des Philosophiekurses der Bachgauschule Babenhausen mit diesem schwierigen Thema. In Geschichten, Essays und Gedichten haben die Jugendlichen ihre Sicht thematisiert. Es sind spannende philosophische Gedanken dazu entstanden.
Thomas Fuhlbrügge
Altheim im Juni 2023
Gerechtigkeit – ein Ziel für alle
Tamay Adanir
Gerechtigkeit, was für ein Wort,
es bedeutet für alle das gleiche Sort.
Doch in der Welt sieht man oft anders,
herrscht Ungerechtigkeit und wirkt sehr
schmerzlich.
Gerechtigkeit, ein edles Gut,
doch oft wird es missachtet, mit Wut.
Es geht um Gleichheit und Fairness,
damit keiner wird behandelt mit Härte und
Kargheit.
Gerechtigkeit, ein Ziel für alle,
für eine bessere Welt ohne Falle.
Es geht um gleiche Rechte für alle
Menschen,
damit keiner muss leben im Ungerechten.
Es geht um die Verteilung von Chancen
und Lasten,
damit niemand muss leben im ungleichen
Kasten.
Gerechtigkeit, ein Begriff, der viel
bedeutet,
für eine Welt, die geprägt ist von Freiheit
und Güte.
Es geht um Respekt und Würde für alle,
damit niemand muss leben in Armut und
Falle.
Gerechtigkeit, ein Traum für viele,
für eine Welt, die geprägt ist von Liebe
und Frieden.
Es geht um das Teilen von Wohlstand und
Freude,
damit jeder hat ein Leben, das er für sich
und die anderen freudestrahlend
deutet.
Gerechtigkeit, ein Wort mit Macht,
es bedeutet, dass jeder Mensch hat
Rechte und ist wertvoll, in seiner
Pracht.
Es geht um die Würde und die Achtung,
damit niemand muss leben in Verachtung.
Gerechtigkeit, ein Prinzip, das uns lenkt,
es geht um das Recht auf Leben und
Würde, das uns schenkt.
Es geht um die Freiheit und die
Selbstbestimmung,
damit jeder hat eine Chance, zu leben in
Liebe und Erfüllung.
Gerechtigkeit, die uns eint,
für eine Welt, in der alle Menschen sind
frei und glücklich vereint.
Gerechtigkeit, ein Licht im Dunkel,
sie zeigt uns den Weg aus dem Trübsinn-
Tunnel.
Gerechtigkeit, ein Ideal so rein,
für eine Welt, in der alle so gleich.
Es geht um Toleranz und die
Akzeptanz,
damit jeder hat ein Leben, das ist geprägt
von Respekt und Glanz.
Gerechtigkeit, ein Grundsatz so klar,
für eine Welt, in der alle Menschen sind
frei und wunderbar.
Es geht um Solidarität und die
Empathie,
damit jeder hat ein Leben, das ist geprägt
von Mitgefühl und Harmonie.
Was ist überhaupt gerecht?
Sina Adelmann
Was ist überhaupt Gerechtigkeit oder was bedeutet Gerechtigkeit für uns Menschen?
Grundlegend bezeichnet Gerechtigkeit die verschiedenen Ansichten, die von einem Einzelnen als gerecht angesehen werden. Doch dann stellt sich wiederum die Frage, ab wann sehen wir etwas als sozusagen gerecht an?
Diese Frage beschäftigt viele Menschen andauernd in ihrem Leben und Alltag, auch mich selbst. Eine kleine Diskussion oder eine Auseinandersetzung können Anlass für Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit sein. Leider steht der Begriff „Ungerechtigkeit“ oftmals im Vordergrund und spielt damit auch eine größere Rolle in unserem Leben. Ob etwas ungerecht ist oder nicht merken wir meistens sehr schnell. Fast täglich werden wir anstatt mit der Gerechtigkeit mit der Ungerechtigkeit konfrontiert. Sei es, wenn jemand gewisse Vorzüge genießt, welche man zum Beispiel selbst nicht in Anspruch nehmen kann, empfinden wir das als ungerecht. Doch ist es wirklich ungerecht, wenn zum Beispiel manche Familien ein luxuriöses Leben führen, mit den bezauberndsten Urlauben, den teuersten Klamotten und den neuesten Autos, wenn man sich das alles selber erarbeitet und erschaffen hat? Diese Frage schreckt die meisten Menschen ab, weil es dann auf einmal nicht mehr als ungerecht empfunden wird, sondern als hart erarbeitet. Doch was ist der Unterschied? Trotz harter Arbeit leben die Menschen denselben luxuriösen Lebensstil. Doch ab dem Zeitpunkt, ab welchem man weiß, dass die Menschen hart gearbeitet haben, um sich diesen Lebenslifestyle zu ermöglichen, wird es auf einmal nicht mehr als ungerecht empfunden. Im Gegenteil, man zeigt ihnen gegenüber eine vollkommene Toleranz und hat Verständnis dafür. Aber ist es nicht immer noch ungerecht, dass sich manche Menschen, trotz vieler und harter Arbeit so ein Leben leisten können, während andere darauf hoffen noch genügend Geld für Lebensmittel am Ende des Monats zu haben? Genau wie diese Frage stellen sich noch weitere hunderte, sogar tausende andere Fragen zum Thema Ungerechtigkeit. Das Gefühl ungerecht behandelt zu werden, spürt jeder einzelne von uns fast täglich. Meist fängt dieses Gefühl schon daheim im Elternhaus an. Die meisten Kinder haben oftmals Geschwister und sind somit nicht allein der Mittelpunkt im Haus. Genau dort kann das Gefühl von Ungerechtigkeit entstehen, oftmals sogar nicht gewollt. Gerade steht das Geschwisterchen im Mittelpunkt, dies empfinden wir als ungerecht oder wenn zum Beispiel der kleine Bruder in die Fußstapfen von dem älteren Bruder tritt und viele Dinge, wie zum Beispiel allein feiern gehen, viel früher alleine machen darf als der ältere Bruder damals.
In solchen Momenten steigt das Gefühl von Ungerechtigkeit in uns auf. In diesem Fall findet es der ältere Bruder ungerecht, dass das jüngere Geschwisterchen gewisse Vorzüge genießt, die er selbst damals nicht hatte. Doch auch in einem weiteren Abschnitt des Lebens, nämlich in der Schulzeit kommt das Gefühl von Ungerechtigkeit häufig vor. Ein gutes Beispiel dafür sind sehr begabte Kinder oder Schüler, die wenig lernen müssen und trotzdem immer gute Noten schreiben und einen Durchblick während des Unterrichts haben. Dies empfinden viele in deren Umfeld als ungerecht. Denn während man selbst daheim stundenlang für eine Klausur lernt und am Ende doch keine gute Note erhält, können sich andere Schüler ganz entspannt zurücklehnen, denn sie müssen sich keine Sorgen um ihre Noten machen. Ist es aber wirklich ungerecht, wenn manche Menschen die Intelligenz vererbt bekommen haben, oder hat das nicht doch etwas mit Neid zu tun? Jedoch gibt es noch eine andere Art von Ungerechtigkeit in der Schule, nämlich bei den Benotungen der Lehrer. Während gewisse Lehrer*innen zum Beispiel alle weiblichen Schülerinnen vorziehen und ihnen eine bessere Note für keine erbrachten Leistungen geben, haben oftmals Sportlehrer ihre Lieblinge vor allem bei den männlichen Schülern. Im Bezug darauf stellt sich wieder die Frage, ist es überhaupt möglich als Lehrer alle Schüler und Schülerinnen gerecht zu behandeln ohne, dass sich auch nur ein*e Schüler*in ungerecht behandelt fühlt? Ich persönlich denke, dass diese Frage auch oft im Vordergrund im Berufsleben der Lehrer*innen steht und sie schwerer zu beantworten ist als manche Menschen denken. Oftmals ist es den Lehrern überhaupt nicht bewusst, dass sie zum Beispiel eine*n Mitschüler*in für sein Verhalten bestrafen aber genau das gleiche Verhaltensmuster bei einem anderen Mitschüler oder einer anderen Mitschülerin tolerieren. Auch später im Berufsleben werden wir alle oft mit der Ungerechtigkeit konfrontiert. Ein gutes Beispiel dafür sind teilweise vor allem veraltete Unternehmen, welche die Löhne noch nach dem damaligen Weltbild ausrichten. Damals war es nicht unüblich, dass Frauen für dieselbe Arbeit wie Männer viel weniger Geld bekommen. Leider halten viele Unternehmen diese Einstellung bei und schieben Frauen an den Rand, wenn es um die Bezahlung geht. Doch haben wir nicht das Recht etwas zu sagen, wenn wir uns ungerecht behandelt fühlen? Genau das ist die Schwierigkeit im Leben. Die meisten Menschen lernen schon von klein auf, dass sie einschreiten und handeln müssen, wenn jemand ungerecht behandelt wird oder etwas allgemein ungerecht ist.