Millionaires and Wannabes - Nancy Salchow - E-Book
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Nancy Salchow

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Beschreibung

Sammelband mit drei Liebesromanen: "Ein Millionär zum Davonlaufen", "Millionäre unerwünscht" und "Mein Ex, der Milliardär": Klappentext von "Ein Millionär zum Davonlaufen": Fiona hat sich bei Männern immer auf ihr Herz verlassen. Das Ergebnis waren nichts als Enttäuschungen und Liebeskummer. Genervt von den Fehlern der Vergangenheit will sie beim nächsten Mann die Liebe außen vor lassen und sich nur noch auf eins verlassen: Sicherheit. Und an wessen Seite wäre die Zukunft sicherer als an der eines Millionärs? Das Nobel-Hotel ihres Bruders scheint perfekt geeignet, um genau so einen Mann kennenzulernen. Doch als sie dort tatsächlich dem vermögenden Geschäftsmann Scott begegnet, ist der so dermaßen emotionslos und abgebrüht, dass sie anfangs an ihrem Plan zweifelt. Doch trotz seiner Emotionslosigkeit hat Scott ernsthaftes Interesse an ihr – allerdings aus einem Grund, der Fiona schon bald in einen Strudel aus dunklen Geheimnissen und unterdrückter Leidenschaft zieht. Und das, was sie auf jeden Fall außen vor lassen wollte, ist plötzlich in größerer Gefahr als je zuvor: Ihr Herz. Dieser Roman ist in sich abgeschlossen, enthält heiße Szenen und lässt dich hoffentlich mit einem Lächeln zurück.

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Inhaltsverzeichnis

Buch 1: Ein Millionär zum Davonlaufen

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Epilog

Buch 2: Millionäre unerwünscht

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Buch 3: Mein Ex, der Milliardär

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Epilog

Impressum

Nancy Salchow

Millionaires & Wannabes

________________

Sammelband mit drei Liebesromanen

Buch 1: Ein Millionär zum Davonlaufen

Fiona hat sich bei Männern immer auf ihr Herz verlassen. Das Ergebnis waren nichts als Enttäuschungen und Liebeskummer.

Genervt von den Fehlern der Vergangenheit will sie beim nächsten Mann die Liebe außen vor lassen und sich nur noch auf eins verlassen: Sicherheit. Und an wessen Seite wäre die Zukunft sicherer als an der eines Millionärs?

Das Nobel-Hotel ihres Bruders scheint perfekt geeignet, um genau so einen Mann kennenzulernen. Doch als sie dort tatsächlich dem vermögenden Geschäftsmann Scott begegnet, ist der so dermaßen emotionslos und abgebrüht, dass sie anfangs an ihrem Plan zweifelt. Doch trotz seiner Emotionslosigkeit hat Scott ernsthaftes Interesse an ihr – allerdings aus einem Grund, der Fiona schon bald in einen Strudel aus dunklen Geheimnissen und unterdrückter Leidenschaft zieht. Und das, was sie auf jeden Fall außen vor lassen wollte, ist plötzlich in größerer Gefahr als je zuvor: Ihr Herz.

Dieser Roman ist in sich abgeschlossen, enthält heiße Szenen und lässt dich hoffentlich mit einem Lächeln zurück.

Anmerkung:Fleesenow ist eine von der Autorin erfundene Kleinstadt an der Ostsee, die immer mal wieder in ihren Büchern vorkommt. Angesiedelt wäre Fleesenow, gäbe es den Ort wirklich, vermutlich irgendwo in der Nähe der Insel Poel oder Wismar, der Heimat der Autorin.

Prolog

Scott

Ich spüre ihre zarte Haut unter meinen Fingern, während mein Blick zu ihrem Unterleib wandert, der sich leicht nach oben bewegt, als meine Lippen ihren Bauchnabel erreichen.

Wie schön sie ist.

Alles an ihr. Jeder Zentimeter ihres Körpers.

Und doch hält mich irgendetwas davon ab, diese Gedanken zuzulassen. Ist es die Vergangenheit, die mir noch immer verbietet, mich voll und ganz auf die Gegenwart einzulassen?

Müde von meinem eigenen Gedankenchaos schalte ich den Kopf aus und überlasse meinem Verlangen das Kommando.

Sie seufzt fast lautlos auf, als meine Hand sanft an ihrer Taille hinabgleitet, und doch kann ich sie hören.

Im Augenwinkel sehe ich, wie sie lächelt.

Wieder packt mich die Leidenschaft und die Sehnsucht, sie mit Haut und Haaren zu spüren.

Doch die Vergangenheit braucht nicht lang, um mich wieder einzuholen. Wie eine lästige Klette klebt sie an jeder Faser meines Körpers.

Eine gewisse Wut wird in mir wach.

Eine Wut auf damals. Eine Wut auf mich selbst.

Eine Wut, die mich dazu bringt, mit meinen Lippen nach ihren zu suchen, um in einem Kuss zu versinken, der so stürmisch ist, dass er ganz sicher all die Schatten der Vergangenheit verjagen wird. Wenigstens für ein paar Augenblicke.

Kapitel 1

Fiona

Die Meeresbrise ist an diesem Sommermorgen viel intensiver als sonst, was definitiv dem Regen vom Vorabend zuzuschreiben ist. Ich kann das Salzwasser förmlich auf der Zunge spüren, als ich mit dem Rad das Ortsausgangsschild hinter mir lasse.

An Tagen wie diesen wird mir einmal mehr bewusst, wie sehr ich meinen Heimatort Fleesenow liebe. Unsere kleine Stadt direkt an der Ostsee ist gerade groß genug, um nie langweilig zu werden, aber klein genug, um nicht überlaufen zu sein. Selbst unter Urlaubern ist unser Ort eher ein Geheimtipp, sodass wir Einheimischen in unserem kleinen Paradies am Meer meistens unter uns sind.

Ich mag die Strecke, die vorbei an den Weizenfeldern und Birken führt, die sich im Sommerwind wiegen und, wenn man ganz genau hinhört, ein Lied zu singen scheinen. Zwischen ihre Zweige stiehlt sich selbstsicher die Sonne und gibt immer wieder einen Blick auf die Ostsee frei, die auch von hier aus noch gut zu sehen ist.

Doch heute ist mir nicht nach Schwimmen zumute, auch nicht nach einem Spaziergang am Strand. Dafür spukt mir der gestrige Abend noch immer viel zu sehr im Kopf herum.

Warum musste ich mit Vivian auch ausgerechnet in diese Hafen-Bar gehen? Fast so, als wollte mir das Schicksal noch mal in aller Deutlichkeit vor Augen führen, dass ich echt immer an die falschen Kerle gerate. Wie soll ich es sonst deuten, dass ich ausgerechnet dort, knapp ein Jahr nach der Trennung, Donny über den Weg gelaufen bin? Und als wäre das nicht schon schlimm genug, hatte er auch noch seine reizende neue Freundin im Schlepptau. Ähm – nein, Freundin ist nicht die richtige Formulierung. Er stellte sie mir freudestrahlend als seine Verlobte vor.

Seine Verlobte!

Ist das zu fassen?

Wir waren fast drei Jahre zusammen, bis er mir irgendwann am Frühstückstisch zwischen Brötchen und Kaffee mitteilte, dass die »Luft raus sei« zwischen uns. Von Heirat und Kindern war bei uns nie die Rede – und mit der Neuen weiß er schon nach wenigen Monaten, dass sie die Frau fürs Leben ist?

Wieder packt mich die alte Wut auf ihn. Noch wütender bin ich allerdings auf mich selbst. Wie konnte ich nur so viel wertvolle Zeit meines Lebens mit ihm vergeuden und dabei tatsächlich fest daran glauben, dass wir für immer zusammen bleiben würden?

Was allerdings noch schlimmer ist, ist die Tatsache, dass es mir nach einem Jahr immer noch etwas ausmacht, ihn mit einer anderen zu sehen.

Warum ist es mir nicht egal, verdammt noch mal?

Wie von selbst trete ich kräftiger in die Pedalen, als würde mir allein das dabei helfen, den Frust abzuschütteln.

Seit Donny bin ich mit keinem Typen mehr fest liiert gewesen, aber wenn ich zurückblicke, waren all meine bisherigen Beziehungen – und Beziehungsversuche – nichts als Pleiten.

Ob es an mir liegt? Optisch bin ich doch wirklich ganz okay, oder? Ich trage Größe 36 – klar, das ist nicht entscheidend, aber ich fühle mich wohl mit meiner Figur. Die kaffeebraunen Locken, die mir bis knapp über die Schultern reichen, trage ich meist offen. Und wenn ich mal in eines dieser entzückenden Sommerkleider schlüpfe – gerade erst habe ich mir eines aus weißem Chiffon gekauft – werde ich regelmäßig von Männern angeflirtet.

Wenn es also nicht am Äußeren liegt, dann vielleicht an meiner Persönlichkeit? Bin ich womöglich zu naiv? Zu emotional? Oder zu anstrengend?

Als ich ein kleines Waldstück etwas abseits des Ortes erreiche, geht mir langsam die Puste aus. Zeit, dass ich wieder etwas langsamer werde, sonst bin ich, sobald ich Tobys Hotel erreicht habe, völlig durchgeschwitzt.

Toby.

Mein älterer Bruder.

Er ist mit seinen 32 Jahren ganze fünf Jahre älter als ich und scheint zu denken, dass das in etwa dasselbe ist, als wäre er mein Vater. So behandelt er mich jedenfalls, wann immer ich ihm von einem Flirt oder einer neuen Beziehung erzähle. Ständig will er mir einreden, dass ich ein absolutes Händchen für die falschen Typen habe. Aber auch, wenn ich das vor ihm niemals zugeben würde, glaube ich mittlerweile, dass er recht hat.

Wenn ich zurückblicke, war die Bilanz auch vor meinem Beziehungs-Flop mit Donny nicht gerade rosig.

Wenn ich nur an Ken denke! Hilfe, was war ich in ihn verknallt. Er war Leadsänger einer Rock-Band und schrieb mir unzählige Songs. Allein das ließ meine Liebe zu ihm ins Unendliche wachsen. Bis zu dem Zeitpunkt, als ich ihn bei einem Überraschungsbesuch im Tourbus in flagranti mit einem Groupie erwischte. Mann, was habe ich gelitten! Und um noch mehr zu leiden, habe ich beim Heulen noch tagelang ununterbrochen seine Musik gehört.

Wie lange ist das her? Sechs Jahre? Oder noch länger?

Ich atme tief durch, als könnte ich allein dadurch die dunklen Erinnerungen wegblasen, während ich in der Ferne schon das abseits liegende Nobel-Hotel erkennen kann.

Honiggelbe Fassade, die sich über drei Stockwerke erstreckt. Ein himmelblaues Spitzdach mit der das gesamte Gebäude umfassenden Dachterrasse, die für jeden Gast einen zusätzlichen Anreiz bietet, dort ein paar Tage oder auch länger zu verbringen.

Selbst heute noch spüre ich den altvertrauten Schwesternstolz in mir auf das, was mein Bruder mit diesem Hotel erreicht hat. Aus dem Nichts heraus hat er ein heruntergekommenes Anwesen in nur wenigen Jahren zur absoluten Nobel-Adresse an der Ostsee gemacht, und das, obwohl ihm fast jeder vor dieser Investition abgeraten hat.

War es dumm von mir, die Antwort meines Bruders auf meine spontane Frühstücks-Selbst-Einladung gar nicht erst abzuwarten? Was, wenn er heute gar keine Zeit für mich hat?

Egal.

Ich muss dringend raus – außerdem muss ich unbedingt in sein Hotel, um meinen letzte Nacht gefassten Plan so bald wie möglich in die Tat umzusetzen, bevor ich mich wieder zu tief in Selbstzweifeln verliere. Selbstzweifel, die allein durch die gestrige Begegnung mit Donny und seiner ach so tollen Verlobten lauter in mir toben als je zuvor.

Als ich das kleine Waldstück hinter mir lasse und an einer bunten Blumenwiese vorbeifahre, muss ich unweigerlich an Jeremy und unseren gemeinsamen Sommer vor vier Jahren denken. Wie romantisch das Picknick war, mit dem er mich auf genau so einer Wiese überrascht hat.

Oh, was waren wir verliebt! Und tragischerweise liebte ich ihn sogar noch mehr, als ich erfuhr, dass er verheiratet ist.

Hör endlich auf, dich selbst zu quälen, du dummes Huhn!

Wieder werde ich schneller.

Scheißkerle!

Allesamt.

Ich muss so etwas wie ein Magnet für Liebespleiten sein. Oder eben ein Magnet für Scheißkerle!

Je weiter ich mich von Fleesenow entferne, desto sicherer werde ich, dass mein Plan die einzige Lösung für mein Problem ist. Alles andere beschert mir am Ende doch nur wieder ein gebrochenes Herz.

Als ich die Einfahrt erreiche, die über einen kleinen Hügel zum Hotel führt, steige ich vom Rad ab und beginne zu schieben.

Ich komme vorbei an all den protzigen Autos, die auf dem bewachten Parkplatz stehen und fühle mich in meinem Plan umso mehr bestätigt.

Eins steht fest: Wenn ich hier nicht finde, was ich suche, dann vermutlich nirgends. Und wenn ich erst mal fündig geworden bin, werden meine Liebespleiten von damals keine Rolle mehr spielen.

Kapitel 2

Scott

Das Frühstücksbüffet des Hotels lässt keine Wünsche offen. Mit einem großen Obstteller und einem knusprigen Croissant mit Honig sitze ich an einem der Fenstertische und schaue hinaus in den Hotelgarten.

Dass ich mit dem Besitzer des Hotels einen Deal über die Belieferung mit unseren Konfitüren abschließen konnte, verschafft mir ein gewisses Gefühl von Zufriedenheit. Immerhin handelt es sich bei diesem Hotel nahe der Ostsee um ein echt nobles Anwesen, das wiederum jährlich viele potenzielle Kunden beherbergt. Was für eine Chance für unsere Manufaktur!

Trotzdem geht das Gefühl in mir nicht über die übliche Zufriedenheit hinaus. Während ich ein Pärchen auf einer der weißen Bänke in den Pavillons sitzen sehe, spüre ich den üblichen Stich in der Magengegend.

Wie muss es sich anfühlen, derart unbeschwert zu sein? Wie muss es sein, mehr als reine Zufriedenheit, ja, echtes Glück zu empfinden? Was muss man dafür tun, um die Welt für eine Weile außen vor zu lassen und sich einfach nur aufeinander zu konzentrieren?

Während ich in mein Croissant beiße, wandert mein Blick zu einer jungen Frau, die mit ihren beiden kleinen Kindern – jedes an einer Hand – durch den Hotelgarten spaziert. Aus irgendeinem Grund haben die Kleinen angefangen zu lachen, was unweigerlich auch die Mutter zum Lachen bringt. Ein so herzhaftes Gelächter, das ich bis hierher zwar nicht hören kann, aber trotzdem instinktiv spüre.

Ja, das muss Glück sein. Wahrhaftiges Glück.

Ich nehme einen Schluck von meinem Kaffee und starre auf meinen üppig gefüllten Obstteller.

Hier sitzen und sich all diese Dinge leisten zu können, ist auch eine Form von Glück. Aber irgendwie fühlt es sich anders an.

Als ich aus einem Instinkt heraus wieder rausschaue, sehe ich wieder eine junge Frau, im Gegensatz zu den anderen Hotelgästen ist sie jedoch allein.

Ob sie hier zu Gast ist? Sicherlich. Warum sonst sollte sie im Hotelgarten unterwegs sein? Allerdings scheint sie gerade von den Parkplätzen zu kommen, da sie den Weg zwischen den Buchsbaumbüschen entlanggegangen ist, der direkt von den Autos auf das Anwesen führt.

Ihre dunklen Locken schwingen mit jedem ihrer Schritte, ihr weißes Sommerkleid betont ihre schmale Taille und ihre langen Beine.

Ja, sie ist durchaus attraktiv, aber noch etwas an ihr lenkt meine Aufmerksamkeit auf sich.

Sind es ihre eindringlichen Augen, die selbst aus der Ferne auffallen? Oder die geheimnisvolle Aura, die sie umgibt? Sie scheint geradezu getrieben zu sein, fast so, als wäre sie auf der Flucht.

Immer wieder lässt sie ihren Blick durch den Hotelgarten wandern und schaut sich um, als würde sie nach irgendetwas – oder irgendwem – suchen.

Selbst von hier aus kann ich ihre sinnlichen Lippen erkennen. Eine wahre Naturschönheit, die das gewisse Etwas ausstrahlt.

Ihre Schritte kommen einem Schweben gleich. Auch wenn sie in Eile zu sein scheint, hat sie diesen ganz besonderen Gang, als wäre sie auf spezieller Mission.

Ein etwas lauteres Gespräch am Nachbartisch lenkt mich plötzlich ab. Wie wach geworden schaue ich zu den beiden Männern am anderen Tisch, die über irgendetwas lautstark diskutieren. Ich weiß nicht, was genau mich veranlasst zu denken, dass sie Kollegen sind und zu einem Meeting oder ähnlichem angereist sind.

Als ich meinen Blick wieder von ihnen abwende und aus dem Fenster schaue, ist die ominöse Frau von eben schon wieder verschwunden. Genauso schnell, wie sie aufgetaucht ist.

Gedankenverloren widme ich mich wieder meinem Frühstück, doch ein kleiner Rest von mir denkt noch immer an die geheimnisvolle Fremde.

Kapitel 3

Fiona

Als ich durch die Glastür des Hotel-Fitnessraums schaue, sehe ich ihn auf der Kraftstation sitzen, während er die Schulterpresse mit regelrechtem Feuereifer nutzt.

Erst jetzt wird mir bewusst, wie durchtrainiert mein großer Bruder inzwischen ist. Mit seinem kinnlangen, leicht zerzausten Haar im selben Kaffeebraun wie meinem und den breiten Schultern ist er zweifellos ein echter Frauenschwarm. Umso ehrenhafter, dass er seit Jahren seiner Freundin treu ist, die er sicher auch irgendwann heiraten wird, so, wie man ihn ständig von ihr schwärmen hört.

Ich trete hinein und klopfe dabei gegen die halboffene Tür.

»Du bist allein hier, wie ich sehe?« Ich ziehe einen großen Gummi-Sitzball aus der Ecke und setze mich.

»Was machst du denn hier?« Er nimmt seine Arme von der Schulterpresse und wischt sich mit dem Handtuch, das in seinem Nacken liegt, über die Stirn. »Waren wir verabredet?«

»Ich hatte dir eine WhatsApp geschickt«, antworte ich. »Wollte mit dir frühstücken.«

»Mein Handy ist auf lautlos«, seufzt er. »Außerdem habe ich dir schon tausendmal gesagt, dass du abwarten sollst, bis ich dir antworte. Du weißt doch gar nicht, ob ich Zeit habe oder wo ich stecke.«

»Wo ist das Problem?« Ich zucke mit den Schultern. »Ich habe dich doch gefunden, oder?«

»Ich hätte aber genauso gut in einem Meeting sein können«, antwortet er augenrollend.

»Dann hätte ich eben gewartet.« Ich rolle mit dem Sitzball hin und her, während eine kindliche Freude daran in mir wach wird.

»Ich habe aber leider gar keine Zeit für Frühstück«, antwortet er, »weil ich nachher noch einen Termin habe. Heute ist viel los. Meine übliche Fitness-Session fällt heute viel kürzer aus als sonst.«

»Dann frühstücken wir eben hier.« Ich ziehe einen Müsliriegel aus meiner Tasche, packe ihn aus und halte ihn in seine Richtung. »Auch nen Happen?«

»Nein, danke, ich habe schon gegessen.« Er wedelt mit der Hand.

»Tja, dann nicht.« Ich nehme einen großen Bissen von dem etwas zu süß geratenen Riegel, während ich über den wahren Grund für mein Vorhaben nachdenke. »Um ehrlich zu sein, war das Frühstück ja ohnehin nur ein Vorwand, um mit dir zu reden.«

»Ach ja?« Er klemmt die Arme erneut hinter die Schulterpresse. »Und was liegt dieses Mal an? Bist du wieder mal frisch verliebt?«

»Genau darum geht’s, Toby. Ich habe gestern Nacht eine Entscheidung getroffen.« Ich hebe selbstbewusst das Kinn. »Und zwar ein für alle Mal.«

»Wieder mal, ja?« Er gibt sich konzentriert seinen Übungen hin. »Was ist es denn diesmal? Willst du deinen Job als Sekretärin in der Autowerkstatt hinschmeißen und Supermodel werden?«

»Blödsinn, ich liebe meinen Job, das weißt du. Außerdem habe ich gerade Urlaub, darum geht’s also nicht.«

»Urlaub, ja?« Er grinst. »Viel Zeit also, um auf blöde Ideen zu kommen.«

»Hör auf, Toby. Ich meine es ernst.«

»Also gut.« Er sieht mich an. »Ich höre?«

Ich zögere kurz, bevor ich weiterrede.

»Ich habe gestern Donny getroffen«, sage ich schließlich.

»Den Idioten?« Toby runzelt die Stirn. »Du machst dir doch wegen dem hoffentlich nicht immer noch Gedanken.«

»Nicht direkt wegen ihm, aber er hat mich an ein Problem erinnert, das ich einfach immer wieder habe.« Ich lasse die Schultern sinken.

»Und das wäre?« Toby schaut mich erwartungsvoll an.

»Komm schon. Als wüsstest du das nicht, Bruderherz.« Ich atme geräuschvoll aus. »Ich gerate halt immer an die falschen Kerle. Am Anfang ist alles toll und ich könnte die ganze Welt umarmen. Und am Ende stehe ich immer allein da – mit gebrochenem Herzen. Darauf habe ich einfach keinen Bock mehr, verstehst du?«

»Was hat dieser Scheißkerl denn jetzt wieder gemacht?«, fragt er.

»Donny?«

Er nickt. »Du hast doch gesagt, dass du ihn getroffen hast. Irgendwas muss er ja gemacht haben, dass du plötzlich alles hinterfragst.«

»Er war mit seiner Verlobten da, aber darum geht es jetzt nicht.«

»Aaaaah, verstehe.« Er nimmt die Arme von der Presse und legt sie in den Schoß. »Dann hast du also doch noch Gefühle für ihn?«

»Hör mir doch mal zu, Toby.« Ich rolle mit den Augen. »Ich habe wirklich etwas beschlossen. Die Begegnung mit Donny war nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.«

»Du hast also was beschlossen.« Er zieht erneut sein Handtuch aus dem Nacken und reibt sich damit über die Stirn. »Dann lass mal hören.«

»Ab sofort werde ich mein Herz außen vor lassen.« Ich stopfe den Rest meines Riegels zurück in meine Tasche.

»Dein Herz außen vor lassen?«, fragt Toby.

»Na ja, ich werde mich einfach nicht mehr verlieben, denn das bringt mir am Ende immer nur Ärger ein. Egal, ob es um eine echte Beziehung oder um Flirts geht, ich greife einfach jedes Mal ins Klo.« Ich straffe meinen Rücken wie vor einer wichtigen Bekanntmachung. »Damit ist jetzt ein für alle Mal Schluss.«

»Aha.« An seinem Tonfall kann ich deutlich merken, dass er mich nicht ernst nimmt.

»Ich meine es ernst, Toby.«

»Schön.« Er zuckt mit den Schultern. »Nur verstehe ich nicht, was genau du mir zu sagen versuchst – und warum du eigentlich hier bist.«

Ich ziehe den Sitzball ein Stück näher an ihn heran, als würde allein diese Tatsache meinen Worten mehr Gewicht geben.

»Ich dachte mir«, sage ich schließlich, »dass es endlich mal an der Zeit ist, das Hotel meines Bruders für meine eigenen Zwecke zu nutzen.« Ich zwinkere ihm geheimnisvoll zu.

»Was soll denn das jetzt, Fiona?« Er rückt auf der Bank ein Stück nach vorn und sieht mich fragend an. »Ich habe dir schon damals, als ich das Hotel als alte Bruchbude gekauft habe, angeboten, hier zu arbeiten. Damals wolltest du nicht, weil du den Gedanken, ich wäre dein Chef, unerträglich fandest. Und jetzt, wo es sich zu einer echten Nobel-Adresse etabliert hat, änderst du deine Meinung plötzlich? Glaub mir, ein Job hier – als was auch immer – ist mit sehr viel Arbeit verbunden. Wenn du also hier anfangen möchtest, muss dir klar sein, dass ...«

»Boah, Toby«, falle ich ihm ins Wort, »du nimmst echt alles viel zu ernst. Wie gesagt, ich liebe meinen Job und habe nicht vor, ihn hinzuschmeißen. Außerdem bin ich immer noch der Meinung, dass du ein schrecklicher Boss wärst.« Ich lache. »Aber ich will auf etwas ganz anderes hinaus.«

Er runzelt die Stirn. »Ach ja?«

»Gerade, weil sich dein Hotel so gemausert hat«, sage ich, »sind doch ständig reiche Kerle hier, oder?«

Er sieht mich fragend an. »Worauf willst du hinaus?«

»Na ja, ganz einfach. Ich habe vor, in Zukunft auf Sicherheit zu setzen und mir einen Mann zu angeln, der sich um mich kümmert und einfach auf ganzer Linie für mich da ist.« Ich lege demonstrativ die Hand auf die Brust. »Und zwar zum allerersten Mal in meinem Leben, ohne mich dabei zu verlieben. Denn Liebe macht alles nur unnötig kompliziert.«

Nun kann sich Toby das Lachen nicht mehr verkneifen. »Du willst was?«

»Lach nicht.« Ich räuspere mich. »Ich meine es ernst, Bruderherz. Ständig erzählst du von den ganzen Meetings, die hier stattfinden und von den reichen Typen, die hier absteigen – mal mit, mal ohne weiblichen Anhang. Da wird doch wohl irgendjemand dabei sein, der für mich in Frage kommt.«

»Klar tummeln sich hier viele reiche Leute.« Er steht auf und wirft sein Handtuch in die offene Sporttasche, die auf dem Boden steht. »Aber das heißt doch nicht, dass du einfach herkommen und dir einen aussuchen kannst, der nur auf dich gewartet hat.« Noch immer lachend zieht er den Reißverschluss der Tasche zu. »So eine Idee kann auch echt nur von dir kommen, Fiona.«

»Was gibt’s denn da zu lachen?« Ich stehe ebenfalls auf und schiebe den Sitzball zur Seite. »Findest du mich etwa nicht attraktiv genug? Glaubst du, ich würde niemanden finden, der an mir interessiert ist?«

»Das ist es nicht, und das weißt du auch.«

»Ach nein? Und was ist es dann?«

»Na, du stellst es dir einfach viel zu leicht vor.« Er hebt die Tasche an und wirft sie sich über die Schulter. »Das ist hier doch kein Millionär-Selbstbedienungsladen.«

»Für wie blöd hältst du mich eigentlich, hm?« Ich verschränke die Arme vor der Brust. »Ich weiß doch selbst, dass man so was nicht erzwingen kann. Aber ich dachte einfach, ich halte mich eine Weile hier auf, oder eben immer mal wieder, vor allem abends an der Bar – und irgendwann ... wer weiß schon, was passieren wird? Zumindest habe ich nun eine Mission.«

»Und dann schnappst du dir einfach den Erstbesten oder wie?«

»Na ja, ein bisschen sympathisch sein muss er mir schon. Ist doch klar.« Ich zucke mit den Schultern. »Alles, worauf ich in Zukunft eben bewusst verzichte, sind die Schmetterlinge im Bauch. Die bringen einem auf Dauer nämlich nichts als Ärger.«

»Ziemlich bittere Ansicht, findest du nicht?«

»Du hast doch selbst gesagt, dass ich mich ständig auf die falschen Kerle einlasse!«

»Stimmt ja auch. Aber deswegen musst du doch nicht gleich so krasse Wege einschlagen.« Er seufzt. »Du bist gerade mal 27.«

»Tja, nicht jeder von uns kann so viel Glück in der Liebe haben wie du mit Dana.«

»Mit etwas Geduld kannst du das auch haben. Du darfst dich nur nicht ständig in die Falschen verlieben.«

»Weil das ja auch so einfach zu steuern ist.«

»Tut mir leid.« Er atmet genervt ein. »Aber ich muss jetzt wieder hoch, hab noch einen Termin. Warum auch immer du hier bist, pass nur auf, dass du nicht an irgendwelche zwielichtigen Kerle gerätst.«

»Ach, solche Männer treiben sich hier auch rum?«

»Das meinte ich nicht.« Er bleibt in der Tür des Fitnessraums stehen. »Aber es gibt unter den reichen Gästen hier sicher auch den ein oder anderen, der nur auf ein schnelles Abenteuer aus ist, während zu Hause seine Ehefrau wartet. Diese Dinge musst du natürlich auch bedenken.«

»Es geht hier nicht um Sex, Toby.«

»Früher oder später geht es doch irgendwie immer darum, oder?«

»Nur, weil ich mich nicht mehr verlieben möchte, heißt das doch nicht, dass ich die Männer nicht erst mal richtig kennenlerne, bevor wir uns näherkommen. Es wäre genau dasselbe wie sonst auch, nur dass ich eben nicht verknallt bin.« Ich rolle mit den Augen. »Aber wie gesagt, eine gewisse Sympathie für den Mann muss natürlich schon da sein, sonst würde es sowieso nicht funktionieren. Ich werfe mich doch nicht dem Erstbesten an den Hals.«

»Könnte man aber glauben, so, wie du von deinem Plan sprichst. Als bräuchtest du nur einmal durchs Hotel zu spazieren und dir einfach ein paar Kerle einsammeln, von denen du dann den besten behältst.«

»Blödmann.« Ich puffe ihm mit der Faust gegen die Schulter. »Du kapierst einfach nicht, worum es geht.«

»Kann sein.« Er macht ein seltsames Geräusch mit den Lippen. »Du kannst es mir ja noch mal erklären, wenn du wirklich weißt, was du willst. Wenn du magst, kannst du noch im Hotel frühstücken, das Büffet ist bis elf offen – und wie schon neulich gesagt, du musst das nicht selbst zahlen. Gib einfach meinen Namen an, die kennen dich doch schon. Dann geht es aufs Haus.«

»Lieb von dir, aber noch lieber hätte ich mit dir zusammen gegessen. Vielleicht gelingt es mir dann, dich von meinem Plan zu überzeugen.«

»So verrückt dein Plan auch sein mag.« Er legt eine Hand auf meine Schulter. »Hauptsache, du bist glücklich dabei. Du weißt doch, dass das das Wichtigste für mich ist.« Er lächelt. »Und für dich selbst sollte es auch das Wichtigste sein.«

»Wer sagt, dass man verliebt sein muss, um glücklich zu sein? Vielleicht liegt der Schlüssel zum wahren Glück ja genau darin, sich nicht mehr zu verlieben.«

»Ach, Fiona.« Er drückt mir einen Kuss auf die Stirn. »Du bist echt einmalig, weißt du das?«

Dann dreht er sich ohne weiteren Kommentar um und verschwindet zu den Fahrstühlen.

Ich weiß, dass er mich wirklich liebt und sich eigentlich nur Sorgen um mich macht, aber es nervt einfach total, dass er mich so oft nicht ernst nimmt.

Typisch Toby.

Nie versteht er mich. Und eigentlich versucht er es auch gar nicht. Hält er mich denn wirklich für so blöd, dass er glaubt, ich würde sein Hotel zur Millionär-Sammelstelle umfunktionieren? Aber er ist nicht der Einzige, der mich dank meiner redseligen Art ständig für naiv hält.

Ja, vielleicht bin ich naiv, aber wenn man genau darüber nachdenkt, ist mein Plan nicht blöd, sondern sogar äußerst schlau. Immerhin ist es die beste Methode, sich in Zukunft vor Tränen und Liebeskummer zu schützen. Und eine gewisse Sicherheit im Leben zu haben – vor allem eine finanzielle – muss sich doch auch irgendwie verdammt gut anfühlen.

Doch ich wehre mich mit aller Macht dagegen, mich zu sehr in Gedanken und Zweifeln zu verlieren.

Was auch immer geschieht, ich ziehe das jetzt durch. Und was passieren soll, wird passieren!

Entschlossen verlasse ich den Fitnessraum, während ich darüber nachdenke, wie der nächste Schritt meines Plans aussehen soll. Am besten ich gehe wirklich ins Hotel-Restaurant und gönne mir ein spätes Frühstück, so habe ich es schon oft getan – mal mit, mal ohne Toby. Ist also gar nicht so ungewöhnlich. Oder noch besser, ich verziehe mich mit meinem Frühstück auf die Hotel-Terrasse und suche mir dort ein stilles Plätzchen, um mit meiner Freundin Vivian zu telefonieren. Denn eigentlich vergeht kaum ein Tag, an dem wir nicht miteinander reden. Wahrscheinlich ein weiteres Detail, das Toby an mir nervt.

Aber Toby kann mich jetzt mal.

Auch wenn ich ihn liebe.

Na ja, so, wie das halt mit großen Brüdern ist.

Kapitel 4

Scott

Es sind nur wenige Schritte von meinem Tisch im Restaurant bis zur gläsernen Tür, die zurück zu den Fluren und Fahrstühlen führt – und doch zucke ich auf diesem kurzen Weg zusammen, als plötzlich ein bekanntes Gesicht in den Saal kommt.

Nein, es ist gar kein bekanntes Gesicht, sondern nur die Frau, die ich vorhin noch im Hotelgarten gesehen habe und die mir sofort aufgefallen war. Wahrscheinlich habe ich sie so lange angeschaut, dass ich inzwischen das Gefühl habe, sie wäre eine Bekannte.

Haben sich gerade unsere Blicke getroffen oder war nur ich derjenige, der sie bewusst angesehen hat?

Nein, das muss Einbildung gewesen sein, denn sie geht ungerührt zum Büffet und greift nach einem der Teller.

Ja, dann ist sie hier wirklich Hotelgast.

Schön, und was hilft dir diese Erkenntnis jetzt weiter? Du bist hier nur für einen Termin und solltest längst auf dem Weg zurück in die Stadt sein.

Ich werfe einen letzten Blick in ihre Richtung, dann verlasse ich das Restaurant.

Warum auch immer sie meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, letztendlich ist sie einfach nur eine Fremde. Nicht mehr und nicht weniger.

Kapitel 5

Fiona

Vivian:

Hey Süße. Wo steckst du denn? Ist so laut im Hintergrund.

Fiona:

Bin grad in Tobys Hotel. Warte mal, ich gehe mit meinem Obstteller mal in einen der Strandkörbe im Garten.

Vivian:

Wenn dein Bruder sagt, du sollst dich wie zu Hause fühlen in seinem Hotel, nimmst du das auch gerne besonders wörtlich, was?

Fiona:

Na, das sagt ja die Richtige! Du bist doch die Erste, die Hier schreit, wenn er wieder mal anbietet, dass wir den Wellness-Bereich benutzen dürfen.

Vivian:

Erwischt! Apropos, wann wollen wir denn mal wieder hin? Oder lässt du es dir etwa gerade ohne mich gut gehen?

Fiona:

Du weißt doch, dass ich Urlaub habe.

Vivian:

Und den verbringst du im Hotel deines Bruders?

Fiona:

Quatsch. Ich bin nur mit dem Rad hier, fahre später wieder nach Fleesenow zurück. Und ich bin auch nicht im Wellness-Bereich. Ich bin nur hier, weil ich ...

Vivian:

Alles okay?

Fiona:

...

Vivian:

Süße? Bist du noch dran?

Fiona:

Wie ist heute deine Schicht?

Vivian:

Ich muss erst heute Nachmittag in den Supermarkt. Aber du rufst doch wohl nicht an, um mich das zu fragen, oder?

Fiona:

Nein, es ist nur ... ach, weißt du, ich habe einfach nur das Alleinsein satt. Mein Urlaub ist doch das beste Beispiel. Wäre ich mit jemandem zusammen, würden wir sicher verreisen.

Vivian:

Aber du hast doch erst vor ein paar Tagen gesagt, dass du gar keinen Bock auf Reisen hast und dich einfach nur aufs Ausschlafen freust.

Fiona:

Ja, neulich stimmte das ja auch noch. Aber inzwischen ...

Vivian:

Was ist denn passiert, dass du plötzlich so drauf bist? Ist es etwa immer noch, weil wir gestern Abend Donny und seine Neue getroffen haben?

Fiona:

Na ja, ein bisschen vielleicht.

Vivian:

Du trauerst dem Idioten doch nicht etwa immer noch hinterher?

Fiona:

Er ist ja nur ein Beispiel für all meine gescheiterten Beziehungen und Flirts. Und der Grund, warum ...

Vivian:

Schon wieder dieses Schweigen. Was ist denn los?

Fiona:

Na ja, ich habe mir überlegt, dass ich beim nächsten Typen einfach alles anders machen will.

Vivian:

Ach ja? Lass hören.

Fiona:

Ich habe mir gedacht, dass ich einfach mal eine ganz andere Schiene fahre und auf Sicherheit setze. Warum nicht mal das tun, was so viele andere Frauen tun und einen Mann wegen seines Geldes nehmen? Scheiß auf Verliebtsein, das macht mich auf Dauer doch nur fertig.

Vivian:

Du verarschst mich gerade, oder?

Fiona:

Nein, ich meine es absolut ernst. Deshalb bin ich auch gerade in Tobys Hotel. Hier wimmelt es nur so von Millionären und angehenden reichen Typen. Warum soll ich mir das nicht zunutze machen?

Vivian:

Das mag ja vielleicht bei anderen Frauen funktionieren, aber doch nicht bei dir, Fiona!

Fiona:

Nur weil ich früher immer alles mit dem Herzen entschieden habe, heißt das doch nicht, dass ich nicht aus meinen Fehlern lernen kann.

Vivian:

Aber das ist doch kein Fehler. Du hast einfach nur ein paar Mal ins Klo gegriffen, das passiert doch uns allen mal. Du bist noch jung und hast alle Zeit der Welt, um den Richtigen zu finden.

Fiona:

Ich habe aber keine Lust mehr auf Liebeskummer und Enttäuschungen. Scheißegal, wie jung oder alt ich bin – das ist einfach zu viel für meine Nerven.

Vivian:

Trotzdem kriegst du das so oder so nicht hin.

Fiona:

Was kriege ich nicht hin? Mich auf einen Typen einzulassen, in den ich nicht verliebt bin?

Vivian:

Ganz genau das meine ich. Du bist einfach durch und durch ein Gefühlsmensch. So sehr du auch versuchst, was anderes zu sein, am Ende funkt dir immer dein Herz dazwischen. Und schon gar nicht könntest du mit einem Typen im Bett landen, den du nicht liebst.

Fiona:

Na ja, ich muss ihn schon mögen, damit etwas aus uns werden kann. Aber das ist auf jeden Fall einfacher als das mit dem Verliebtsein.

Vivian:

Ach Süße ...

Fiona:

Du brauchst gar nicht so ungläubig zu seufzen. Du wirst schon sehen, dass ich das hinbekomme.

Vivian:

Selbst wenn – ist ja nicht so, als würdest du dir einfach nur einen Typen schnappen müssen und los geht’s. Ein bisschen was gehört schon noch dazu.

Fiona:

Fängst du jetzt auch noch damit an? Reicht schon, dass Toby mich für naiv hält. Natürlich weiß ich, dass das nicht von heute auf morgen geht. Ich rede ja nur davon, dass ich diesen Plan habe. Und einen Plan zu haben, bedeutet natürlich, auch etwas Geduld mitzubringen.

Vivian:

Wovon du ebenso wenig hast wie von der Fähigkeit, dein Herz auszuschalten und dir die Kerle mit dem Kopf auszusuchen.

Fiona:

Du klingst wie mein Bruder.

Vivian:

Na ja, wir kennen dich eben beide zu gut.

Fiona:

Und wenn schon. Ihr werdet noch sehen, dass ich das durchziehe.

Vivian:

Mich interessiert nur, dass du glücklich bist.

Fiona:

Und mich interessiert nur, dass ich nicht mehr unglücklich bin.

Vivian:

Und das alles nur, weil wir gestern diesen Idioten mit seiner Verlobten getroffen haben.

Fiona:

Dass es so nicht weitergehen kann, wusste ich auch schon vorher.

Vivian:

Aber so viele gescheiterte Beziehungen hattest du doch gar nicht.

Fiona:

Es sind ja nicht nur die Beziehungen, es sind auch all die Flirts, die immer in Enttäuschungen enden. Weißt du noch, der Typ mit dem Van, der mir in unserer Autowerkstatt seine Nummer zugesteckt hat, nachdem wir wochenlang miteinander geflirtet hatten? Bei unserem ersten Date hat er mich direkt gefragt, ob ich Lust auf einen Dreier mit ihm und seiner Frau habe. Und ich war so dämlich zu glauben, dass er mich mag.

Vivian:

Idioten gibt’s überall. Das passiert eben.

Fiona:

Ja, aber mir passiert es ständig. Oder hast du schon die Sache mit dem Kerl vergessen, der uns letzten Monat auf einen Drink eingeladen hat?

Vivian:

Ach, der mit dem Unterarm-Tattoo aus der Bar?

Fiona:

Genau der. Er war so freundlich und hatte so tolle Augen. Ich fand ihn echt süß. Aber als ich dann auf der Toilette verschwand, kam er mir nach und fragte, ob ich Lust auf einen Quickie auf dem Damenklo hätte.

Vivian:

Wie gesagt, Scheißkerle gibt es überall.

Fiona:

Ja, aber ich ziehe sie magisch an. Ab sofort will ich selbst entscheiden, wie die Sache zu laufen hat.

Vivian:

Du wirst schon wissen, was du tust. Hauptsache du passt dabei auf dich auf.

Fiona:

Natürlich tue ich das. Ich bin ja nicht blöd. Ich hoffe, du und Toby begreift das irgendwann mal.

Vivian:

Wir machen uns halt Sorgen um dich, das ist alles.

Fiona:

Das müsst ihr aber nicht. Ich bin schon groß, weißt du?

Vivian:

Und manchmal echt dickköpfig.

Fiona:

Nur, wenn man mich nicht ernst nimmt.

Vivian:

Ach Süße ...

Fiona:

Das sagst du immer, wenn du an meinem Verstand zweifelst.

Vivian:

Nein, das sage ich, weil du ... na ja ... süß bist.

Fiona:

Schon klar. Ich mach erst mal Schluss, okay?

Vivian:

Aber mach keinen Scheiß.

Fiona:

Mach ich nie, das weißt du doch. Wir hören uns.

Als ich das Handy neben mir in den Strandkorb lege, komme ich mir noch dämlicher vor als vor dem Telefonat. Nimmt mich denn niemand von meinen Lieben ernst? Können sie denn nicht mal ansatzweise verstehen, worum es mir geht?

Doch so sehr mich die guten Ratschläge der beiden nerven, sie bringen mich auch zum Nachdenken.

Haben sie vielleicht doch recht? Ist mein Plan albern? Und was noch wichtiger ist: Bin ich überhaupt in der Lage, ihn auch in die Tat umzusetzen? Bisher war ich nicht unbedingt diejenige, die auf Männer zuging, aber kann ich wirklich erwarten, dass sie einfach auf mich zukommen? Und wie habe ich mir das überhaupt vorgestellt? Will ich hier jetzt einfach ewig in der Hotelbar abhängen und darauf warten, dass ein Millionär hereinspaziert?

Ich schiebe mir eine Weintraube in den Mund, während mir erneut Vivians Worte in den Sinn kommen.

Du bist einfach durch und durch ein Gefühlsmensch. So sehr du auch versuchst, was anderes zu sein, am Ende funkt dir immer dein Herz dazwischen.

Sie hat recht. Ich lasse mich wirklich leicht von meinen Gefühlen lenken. Und auch das Bankkonto eines Mannes war mir bisher immer total egal. Wie bin ich nur auf die Idee gekommen, dass ich mich einfach so von heute auf morgen ändern könnte, nur weil ich ständig Ärger mit den Kerlen habe?

Doch ich bin auch wütend, dass es Toby und Vivian gelungen ist, mich komplett zu verwirren. Dabei war ich mir doch so sicher, das hinzubekommen.

Während ich in eine Melonenscheibe beiße, wandert mein Blick zurück zur Hotelterrasse.

An einem der Tische sitzt ein Typ im maßgeschneiderten Anzug und blättert in einer Zeitung. Die funkelnde Rolex an seinem Handgelenk ist bis hier zu sehen.

Optisch ist er allerdings der Total-Reinfall. Eine Glatze an sich wäre gar nicht schlimm, dass er allerdings die wenigen Reststrähnen seines aschblonden Haarkranzes über den kahlen Kopf gekämmt hat, ist irgendwie ziemlich abschreckend.

Wie alt mag er sein? Ende fünfzig? Oder schon älter?

Ob es hier auch jüngere Millionäre gibt? Sie müssen ja nicht unbedingt Millionen auf dem Konto haben. Solange sie gut verdienen, ist das schon ausreichend für meinen Plan.

Mein Blick wandert zu einem der anderen Tische, an dem zwei Typen mit einer Frau sitzen – allesamt in Business-Klamotten – und sich ihrem Frühstück widmen.

Sicher sind sie für ein Meeting hier.

Ich lehne mich zurück und schaue ins Leere.

Was für eine absurde Idee ich da doch wieder hatte. Wie habe ich mir das überhaupt vorgestellt? Will ich den Kerl gleich beim ersten Gespräch nach seinem Kontostand fragen? Zeit verschwenden will ich schließlich auch nicht. Immerhin wäre es doch noch frustrierender, wenn ich auch bei den Kerlen, für die ich NICHTS empfinde, unnötige Zeit vergeude. Das habe ich schließlich schon mit meinen Verflossenen durch. Und genau diesen Fehler wollte ich doch eigentlich nie wieder begehen.

Ich atme tief durch und schließe die Augen.

Was tue ich hier eigentlich? Viel sinnvoller wäre es doch, wenn ich mir das Ganze noch mal wirklich gut durch den Kopf gehen lasse.

Klar, die meisten Entscheidungen treffe ich aus dem Bauch heraus und meistens fahre ich auch ganz gut damit. Aber ist es in diesem Fall wirklich sinnvoll, es dabei zu belassen? Sollte ich vielleicht ein einziges Mal in meinem Leben nachdenken, bevor ich handele?

Ich senke den Blick auf meinen mittlerweile leeren Obstteller und stehe auf, um ihn wieder hineinzubringen.

Das Beste wird sein, wenn ich mich wieder auf mein Fahrrad schwinge und mir das alles noch mal ganz genau durch den Kopf gehen lasse. Ein guter Plan braucht auch eine gute Vorbereitung und keine Kurzschlussreaktionen!

Kapitel 6

Scott

Als ich den Kofferraum meines BMW öffne und meinen Produkt-Koffer hineinlege, nehme ich von irgendwoher Stimmen wahr.

Anfangs denke ich mir nichts dabei, doch als ich die Klappe zuschlage, sehe ich schon wieder diese Frau!

Das kann doch kein Zufall sein, dass sie mir ständig über den Weg läuft. Nur zwei Wagen neben meinem steht sie bei dem Typen, mit dem ich gerade vorhin erst den Konfitüren-Deal abgeschlossen habe. Ob sie seine Freundin ist? Oder sogar seine Frau?

Er ist gerade dabei, in sein Auto zu steigen, während sie neben ihm steht und mit ihm diskutiert.

Um nicht allzu neugierig zu wirken, steige ich schließlich in meinen Wagen, doch irgendetwas hält mich davon ab, den Motor zu starten. Stattdessen fahre ich mein Fenster ein winziges Stück herunter und schnappe mir meinen Laptop, der auf dem Beifahrersitz liegt, um so zu tun, als hätte ich etwas Wichtiges darauf zu erledigen.

Doch in Wahrheit bin ich von meiner eigenen Neugier getrieben, mehr über diese Frau zu erfahren. Sorgsam darauf bedacht, mir nichts anmerken zu lassen – vermutlich haben sie mich sowieso nicht gesehen – lausche ich ihrem Gespräch.

Sie: »Vielleicht hast du recht.«

Er: »Ach ja? Und womit?«

Sie: »Komm schon, Toby, du weißt, was ich meine. Die Idee mit dem reichen Typen und die Hoffnung, so einen hier in deinem Hotel zu finden. Vielleicht sollte ich wirklich noch mal drüber schlafen, bevor ich irgendwelche voreiligen Entscheidungen treffe.«

Er: »Oh, woher denn plötzlich der Sinneswandel?«

Sie: »Na ja, ich habe vorhin noch mal mit Vivian telefoniert und sie sieht das Ganze ähnlich wie du. Sie glaubt einfach nicht, dass ich mich auf einen Mann nur wegen seines Geldes einlassen kann. Sie ist der festen Überzeugung, dass ich nur mit jemandem zusammen sein kann, den ich auch wirklich liebe. Und irgendwie ... na ja ... haben mich ihre Worte zum Nachdenken gebracht.«

Er: »Tja, sie kennt dich eben. Sei froh, dass du so eine Freundin hast, die dir nicht nur nach dem Mund redet, sondern dich auch warnt, wenn du vorhast, irgendwelchen Blödsinn zu machen.«

Sie: »Trotzdem sage ich ja nicht, dass die Idee gestorben ist. Ich glaube nach wie vor an meinen Plan. Irgendwie zumindest. Ich sage nur, dass ich noch mal in Ruhe über alles nachdenken will.«

Er: »Wie auch immer, Fiona. Ich muss jetzt wirklich los. Das ist ein echt wichtiger Termin und ich will nicht zu spät kommen.«

Sie: »Ist ja schon gut. Fahr ruhig. Ich komme schon klar.«

Er: »Hast du denn für deinen Urlaub nichts Bestimmtes geplant?«

Sie: »Nichts Konkretes. Ich lasse die Tage ganz entspannt angehen.«

Er: »Du weißt, dass du auch in den Wellness-Bereich kannst, wenn du willst.«

Sie: »Lieb von dir, aber ich bin mir nicht sicher, ob mir heute der Sinn nach Wellness steht.«

Er: »Wie auch immer, ich muss los. Sei vernünftig und tu nichts Unüberlegtes, okay?«

Sie: »Als hätte ich das jemals getan. Mach dir nicht immer so viele Sorgen um mich.«

Er: »Das ist mein Job als großer Bruder. Wir sehen uns.«

Dann steigt er ein, wirft die Wagentür zu und fährt ohne Umschweife los.

Fiona heißt sie also. Und er ist ihr Bruder.

Interessant.

Und was hat sie da gesagt? Sie will sich einen reichen Typen suchen? Wie klischeehaft ist das denn?

Andererseits wird mir allein durch diesen seltsamen Kommentar auch endlich bewusst, warum sie überhaupt mein Interesse geweckt hat. Erst jetzt wird mir nämlich langsam klar, dass ich das Gespräch mit meinem Vater noch immer nicht vergessen habe.

Noch immer hängen seine Worte wie ein Schleier über mir, so sehr ich auch versuche, sie zu vergessen.

Es wird endlich Zeit, dass du die Vergangenheit hinter dir lässt und dich wieder auf eine Frau einlässt. Du wirst die Geschäfte irgendwann komplett übernehmen, dann bist du noch mehr ein Aushängeschild für die Firma als jetzt schon. Willst du für immer der Junggeselle sein, den niemand ernst nimmt?

Immer wieder habe ich versucht, ihm zu erklären, dass die Fähigkeit, ein Geschäft zu leiten, nichts mit dem Familienstand zu tun hat. Aber immer wieder fängt er erneut damit an, und auch meine Mutter steigt nur allzu gern in dasselbe Lied mit ein. Wie sehr sie sich um mich sorgt und wie wichtig auch der Außeneindruck sei. Was die Leute denken – und so weiter, und so fort.

Du bist jetzt 35, mein Junge. Wie lange willst du denn noch warten, bis du endlich mit der Vergangenheit abschließt? Soll dich die ganze Welt für den ewigen Junggesellen halten? Am Ende denken die Leute noch, du wärst schwul.

Allein Fragen wie diese entfachen immer wieder eine gewisse Wut in mir. Als wären fünf Jahre genug, um einfach so weiterzumachen, als wäre nichts geschehen. Und außerdem: Was wäre schon dabei, wenn mich irgendwer für schwul hält? Klar, es entspräche nicht der Wahrheit, aber wen kümmert das schon?

Aber ich kann meinen Eltern noch nicht einmal Vorwürfe machen. Was wissen sie denn schon? Immerhin kennen sie nur die halbe Wahrheit über damals. Nur die offizielle Version. Alles andere wäre ein Schock für sie.

Mein Blick ruht noch immer auf der Frau, die etwas gedankenverloren auf dem Parkplatz steht und dem Wagen ihres Bruders hinterherschaut.

Sie scheint irgendwie unsicher zu sein. So, als wüsste sie nicht genau, welcher Schritt der nächste sein soll.

Doch die leise Ahnung, die ich gerade eben noch hatte, braucht nicht lange, um mich wieder zu verlassen. Also fahre ich das Fenster wieder hoch, klappe meinen Laptop zu und starte den Motor, um dieses Hotel und mit ihm die seltsame Idee, die mich kurzzeitig heimgesucht hat, wieder hinter mir zu lassen.

Ich lege den Rückwärtsgang ein, um mit dem Wagen zurückzustoßen, als sie mich endlich bemerkt. Als hätte sie jemand aus einem Tagtraum geweckt, schaut sie plötzlich zu mir.

Für einen Moment treffen sich unsere Blicke und ich ertappe mich bei einem seltsamen Gefühl. So, als könnte sie meine Gedanken lesen. Als wäre es ein Leichtes für sie, all meine absurden Ideen und Fantasien direkt von meiner Stirn abzulesen.

Wieder sucht mich dieselbe Ahnung von eben heim. Dieser verrückte Gedanke, der mein Bewusstsein so flüchtig gestreift hat, dass ich mir gar nicht mehr sicher bin, ob es wirklich mein eigener war.

Doch je länger ich diese fremde Frau betrachte, die direkt vor meinem Wagen steht, desto klarer wird mir, dass ich nicht einfach losfahren kann, ohne das ausgesprochen zu haben, was mir gerade durch den Kopf geht. Also fahre ich meinen Wagen wieder zurück in die Parklücke und steige aus.

Sie steht noch immer da und schaut mich an, als wüsste sie ganz genau, was ich vorhabe. Dabei weiß ich es noch nicht einmal selbst.

Kapitel 7

Fiona

Ich habe keine Ahnung, wer dieser Mann ist und warum er gerade direkt auf mich zukommt, aber irgendetwas hindert mich daran, mich auch nur einen Zentimeter vom Fleck zu bewegen.

Sind es seine durchdringenden wasserblauen Augen, die mich mit jedem Schritt, den er näherkommt, regelrecht zu durchleuchten scheinen? Sind es die breiten Schultern, über denen der Stoff seines strahlend weißen Hemdes spannt? Oder der Ansatz seiner muskulösen Brust, der unter den zwei oberen offenen Knöpfen zu sehen ist?

Verflucht noch mal, sieht dieser Typ gut aus. Sein kurzes kastanienbraunes Haar unterstreicht sein ausdrucksvolles Gesicht umso mehr.

Aber warum zum Teufel starre ich ihn so an? Schließlich ist er nicht der erste attraktive Kerl, der mir über den Weg läuft. Oder liegt es vielleicht daran, dass ich mit dem Vorhaben im Hinterkopf, mir einen reichen Typen zu angeln, an diesem Ort keinen Mann erwartet habe, der mir auch noch optisch dermaßen gut gefällt?

»Entschuldigung?«, sagt er, während er auf mich zukommt.

»Kennen wir uns?«, antworte ich, weil mir nichts Besseres einfällt.

Nervös streiche ich mir eine Strähne hinters Ohr, auch wenn mir selbst nicht ganz klar ist, warum ich aufgeregt bin.

»Das mag vielleicht etwas blöd klingen«, sagt er und nickt dabei in Richtung Ausfahrt, auf der Toby in seinem Wagen gerade blinkend darauf wartet, auf die Hauptstraße fahren zu können. »Aber ich hatte vorhin einen Termin mit«, er schluckt kurz, »Ihrem Bruder, wenn ich das richtig verstanden habe.«

»Ähm … tut mir leid, ich verstehe nicht ganz.« Instinktiv trete ich einen Schritt zurück.

»Scott Marten.« Er reicht mir seine Hand. »Ich vertrete die Marten Konfitüren-Manufaktur und hatte vorhin einen Termin mit Ihrem Bruder. Das ist der Grund, warum ich hier bin und warum«, er schluckt wieder, »ich eben zufällig Ihr Gespräch mitangehört habe.«

Verwirrt erwidere ich sein Handschütteln.

»Tut mir leid«, murmele ich gedankenverloren, »aber ich habe noch immer nicht ganz verstanden, worum genau es hier gerade geht.«

»Tja.« Er kratzt sich an der Schläfe und lächelt dabei. »So genau weiß ich das selbst nicht. Ich wollte wirklich nicht lauschen, aber ich habe eben noch schnell etwas auf meinem Laptop erledigt, als ich in meinem Wagen saß und weil das Fenster einen Spalt offen war, habe ich mehr oder weniger unfreiwillig mitangehört, worüber Sie mit Ihrem Bruder gesprochen haben und …«

»Moment mal«, falle ich ihm schließlich ins Wort. »Sie haben uns belauscht?«

»Wie gesagt, nicht mit Absicht. Aber nun, da ich gehört habe, was ich gehört habe … tja, kann ich Sie vielleicht … na ja … auf einen Kaffee einladen?« Da ist es wieder, dieses charmante Lächeln. »Ich glaube, da lässt sich mein Anliegen besser besprechen.«

»Ihr Anliegen?« Ich schaue ihn fragend an. »Aber ich kenne Sie doch überhaupt nicht.«

»Das lässt sich ja ändern, oder? Zum Beispiel mit einem Kaffee.«

»Ähm …«

»Na, kommen Sie. Wovor haben Sie Angst?« Er macht eine flüchtige Handbewegung zum Hotel. »Wir trinken den Kaffee in der Hotel-Bar. Wäre ich ein irrer Serienmörder oder etwas ähnlich Abschreckendes, so wären Sie dort trotzdem in Sicherheit, oder?«

Er lacht leise, während er das sagt.

Eine Weile sage ich gar nichts und schaue ihn einfach nur an. Wobei das Wort mustern es wohl eher trifft.

Ja, er sieht gut aus. Verdammt gut sogar. Aber trotz allem ist und bleibt er ein Fremder. Ein Mann, den ich nicht kenne. Ein Mann, den ich noch nie zuvor gesehen habe.

Und wenn schon. Genau deshalb bist du doch hergekommen – um Männer kennenzulernen. Und bevor man sie kennenlernt, sind sie doch immer fremd, oder?

Ich seufze, während ich kurz die Augen schließe. Dieser bescheuerte Millionär-Plan macht mich echt noch verrückt.

»Geht’s Ihnen nicht gut?«, fragt er.

»Doch doch.« Ich öffne die Augen wieder und ringe mir ein kleines Lächeln ab. »Alles okay.«

»Also?« Er legt den Kopf schräg und schiebt dabei die Hände lässig in die Taschen seiner Stoffhose. »Nehmen Sie meine Einladung an?«

Wieder zögere ich.

Die Neugier in mir lässt sich zweifellos nicht abstreiten, trotzdem fällt es mir schwer, einfach so zuzusagen.

»Ich muss mal kurz telefonieren«, sage ich stattdessen.

Er scheint verwirrt.

»Okay«, antwortet er mit einem Stirnrunzeln.

Dann ziehe ich das Handy aus meiner Handtasche und entferne mich so weit von ihm, bis ich außer Hörweite bin. Schließlich will ich nicht riskieren, dass er mich noch mal belauscht. Und überhaupt: Was genau hat er denn von unserem Gespräch mitbekommen?

Und was, wenn er wirklich nur unfreiwillig zugehört hat?

Ist seine Einladung zum Kaffee vielleicht so was wie eine Anmache? Der Versuch, mich näher kennenzulernen? Hat er gehört, dass ich mir einen Millionär angeln will und sucht nun ein nettes kleines Abenteuer fürs Bett, während seine Frau zu Hause wartet? Genau so, wie es Toby vorausgesagt hatte?

Verwirrt von den eigenen Gedanken drücke ich schließlich auf Tobys Namen und warte, bis es klingelt.

Toby:

Was ist denn jetzt schon wieder? Ich fahre gerade zu meinem Termin, Fiona.

Fiona:

Aber du bist noch nicht da, oder?

Toby:

Nein, das nicht, aber wir haben uns doch gerade eben gesehen. Was ist denn los?

Fiona:

Tja, wie sage ich es am besten …

Toby:

Fioooooona!

Fiona:

Ist ja schon gut. Ich wollte dich eigentlich nur fragen, ob es stimmt, dass du vorhin einen Termin mit so einem Kerl von einer Konfitüren-Manufaktur hattest. Einem Scott … ähm … Marten war sein Nachname.

Toby:

Ja, hatte ich. Ist noch gar nicht lange her. Wir haben einen Deal eingetütet. Die haben echt tolle Konfitüren. Warum fragst du?

Fiona:

Weil sich mir dieser Typ gerade vorgestellt hat und ich wissen wollte, ob man ihm halbwegs trauen kann.

Toby:

Wie vorgestellt? Hat er dich angebaggert?

Fiona:

Nein, er war ganz gesittet. Will in der Hotel-Bar nen Kaffee mit mir trinken.

Toby:

Einfach so?

Fiona:

Er hat eben unser Gespräch auf dem Parkplatz mitbekommen und will nun etwas mit mir besprechen.

Toby:

Oh Mann, dein seltsamer Plan wird echt immer skurriler. Nun springen schon wildfremde Kerle darauf an. Warum setzt du dich nicht einfach aufs Rad und fährst heim? Oder noch besser, ruf dir ein Taxi und lass dein Fahrrad stehen. Ich sorge dafür, dass es wieder zu dir nach Hause kommt.

Fiona:

Wieso wildfremde Kerle? Ich denke, du hattest vorhin einen Termin mit ihm?

Toby:

Ja, aber das heißt ja noch lange nicht, dass ich ihn wirklich kenne. Nur weil jemand unser Hotel mit Frühstückskonfitüre beliefert, kann er ja trotzdem ein Arsch sein, oder?

Fiona:

Tja, eigentlich habe ich dich angerufen, weil ich wissen wollte, ob ich seine Einladung zum Kaffee bedenkenlos annehmen kann.

Toby:

Wie gesagt, ich halte es für das Beste, wenn du dir ein Taxi nimmst und …

Fiona:

Schon gut, Bruderherz. Ich glaube, ich habe meine Antwort gefunden.

Toby:

Was soll das nun wieder heißen?

Fiona:

Mach dir keine Sorgen, okay? Hab dich lieb.

Als ich auflege, wird mir klar, dass es gerade Tobys Zweifel sind, die mich dazu motivieren, die Einladung dieses Mannes anzunehmen.

Ist es der innere Instinkt, mich meinem manchmal zu nervigen großen Bruder zu widersetzen, der viel zu oft den Besserwisser raushängen lässt?

---ENDE DER LESEPROBE---