Milo von der Straße - Billy Remie - E-Book
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Milo von der Straße E-Book

Billy Remie

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Beschreibung

Als sie ihm verboten, die Liebe zu entdecken, lief er weg und ließ sich eben für Liebe bezahlen – bis er dem Fotografen begegnete, der nicht wusste, dass er ihn suchte. Milo wollte frei sein und nichts versprach mehr Freiheit als das Leben auf der Straße. Schnelles Geld auf dem Strich, Sex ohne Ende und keine Verbote mehr. Doch schon nach wenigen Monaten wird aus dem Traum der Freiheit die bittere Realität. Sein Freund verfällt immer mehr seiner Drogensucht, die Kälte des Winters wird zur Zerreißprobe und das Geld schwindet schneller, als er es verdienen kann. Dann entdeckt ihn Nikolai und macht ihm ein Angebot, das er nicht ausschlagen kann. Zuerst reizt ihn nur der reichgefüllte Geldbeutel und das attraktive Äußere des erfolgreichen Fotografen, doch Milo rechnete nicht damit, dass Nikolai ihm schon in der ersten Nacht so sehr unter die Haut geht, dass er ihn nicht vergessen kann. Zwischen zwei unmöglichen Lieben, dem Abgrund und der Chance des Lebens.

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Seitenzahl: 698

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Billy Remie

Milo von der Straße

Gay Romance

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

Begegnung

Dienstleistungen

Ein verdammt guter Job

Folgen

Abgründe

Kälte

Wärme

Geborgen

Verbotene Liebe

Genuss

Glühen und Schweben

Ein Freund

Zurück

Geldbeschaffung

Entflammt

Im Stillen

Dinner

In langer, tiefer Nacht

Das Geschenk

Schuld

Zerstört

Scherben

Diese eine Chance

Nur dieser eine Wunsch

Impressum neobooks

Vorwort

Liebe Leser:innen,

diese kurzweilige Geschichte ist keine klassische Weihnachtsgeschichte, auch wenn sie im Winter spielt, bitte erwartet nichts »Großes«, ich schreibe einfach die Bücher, die ich gerne lesen würde. Ich will mit niemanden mithalten, nirgendwo mitmischen, sondern einfach mein Ding machen.

So entstand auch dieses Buch aus Lust und Laune und wurde zu eins meiner Herzprojekte. Nicht besonders anspruchsvoll, aber mit viel Herz geschrieben – und einer Happyend Garantie.

Diese Geschichte ist rein fiktiv. Mögliche Ähnlichkeiten zu realen Menschen oder fiktiven Figuren sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen.

Begegnung

Dieses Gesicht war das erste und einzige, das ihn seit Monaten fesseln konnte. Es stach aus einer schier endlosen Zeitschleife aus grauen und fahlen Momenten hervor und faszinierte auf eine Art und Weise, wie es ein feuriger Sonnenaufgang nach einer stürmischen und kalten Nacht getan hätte.

Nikolai legte einen Schein auf den Tresen und nahm seinen dampfenden Kaffeebecher entgegen, der ihn von dem Mann dahinter gefüllt zurückgereicht wurde. Die Kasse klingelte, Kleingeld klimperte, doch das Wechselgeld winkte er ab und ging weiter.

Der Dampf des Kaffees versprach einen schrecklichen Geschmack, doch er hatte ohnehin keine hochwertige Bohnen an einem Bahnhofsstand erwartet. Er war schließlich in keinem »high society« Viertel unterwegs.

Doch genau deshalb war er hier. Nein, nicht wegen des mittelmäßigen Kaffees. Um der endlosen und trostlosen Glattheit und Makellosigkeit zu entkommen und Kanten und Risse und Dreck zu sehen, hoffend, es möge ihm etwas ins Auge springen, das ihn bewegte.

Und dann sah er dieses Gesicht. Welch Ironie. Nikolai schraubte den Deckel seines Thermobechers zu und blieb auf dem Platz vor dem Bahnhof mitten im alltäglichen Gedränge stehen, um erneut hinüber zu der von Graffitis übersäten Wand zu blicken, wo er den jungen Mann entdeckt hatte. Er hatte ein Gesicht, das man eher auf einer riesigen Reklame erwartete. Androgyn, perfekt symmetrische Linien, dazu volle Lippen, die wie nachgezeichnet wirkten, eine malerische Kieferpartie, die in einem unaufdringlichen Kinn mündete, das eine angemessene Länge und Schmalheit aufwies, ohne zu spitz oder zu klobig zu wirken. Die Stirn weder zu groß noch zu breit, die Nase vielleicht etwas zu spitz und lang, aber das verlieh dem Gesamtbild eine harschere Note. Riesige, grüne Augen mit dichten Wimpern umrandet, die man selbst über ein Viertel des Platzes erkennen konnte.

Nikolai nippte an seinem Kaffee, der verbrannt und sauer schmeckte, und starrte unverhohlen hinüber zu diesem Gesicht. Berufspendler schnalzten mit der Zunge, als sie sich an ihm vorbeidrückten, gestresste Passanten schoben ihn von links nach rechts. All das interessierte ihn nicht, nicht heute. Seit Monaten kam es ihm vor, als wäre um ihn herum die Zeit beschleunigt, nur er stünde auf der »Pausetaste«. Nichts berührte ihn mehr, es war ihm alles gleich, alles zu sinnlos.

Dann sah er dieses Gesicht und zum ersten Mal seit Monaten sehnte er sich danach, den Auslöser zu drücken.

Es besaß Linien, die er durchaus als aristokratisch bezeichnet hätte, irgendwie zu hoheitsvoll, zu makellos, und doch gezeichnet vom harten Leben auf der Straße.

Dieser krasse Kontrast faszinierte ihn. So hübsch und so verloren. Fahle und kränkliche Haut, Augenringe, Flecken, rissige Lippen, ausgerupfte und löchrige Augenbrauen, gelbe Zähne, als er seinen Freund anlächelte, der ihm die Glasflasche mit kristallklarem Alkohol reichte und gegen eine qualmende Zigarette tauschte.

Wie das Leben auf der Straße, wie Alkohol und vermutlich auch Drogen, dieses unglaublich perfekte Gesicht langsam auffraßen, faszinierte ihn.

Selbstverständlich wurde sein Starren bemerkt, der junge Mann schielte durch fettige, schwarzbraune Strähnen zurück, ein paar blasse Sommersprossen zierten wie Schneeflocken seinen Nasenrücken und Wangen. Er lächelte nicht, er starrte provokant mit einem verdächtigen Funkeln in den grünen Augen zurück, trank von der Flasche oder zog an der Kippe, bevor er wieder hinab auf das Buch in seinem Schoß blickte, dessen Deckel schon bessere Zeiten gesehen hatte.

Nikolai blickte ungeniert zurück und nippte dabei eine Weile an seinem Kaffee.

Auf eine Zigarette hätte er auch Lust, das Nikotin hatte die Eigenschaft, Langeweile und Leere zu füllen, zumindest für die Dauer eines Zugs. Doch genau deshalb hatte er das Rauchen vor Jahren aufgegeben. Deshalb – und weil sein alter Herr die Diagnose Lungenkrebs bekommen hatte und durch die Therapie nur noch langsam dahinsiechte.

Er schüttelte den Kopf und vertrieb die Gedanken, mit denen er längst im Reinen war. Noch nie konnten ihn Dinge quälen, die er nicht ändern konnte.

Bis jetzt. Bis auf diese erschreckende Leere im Alltag, das Grau der Tage, das nichts mit dem hereinbrechenden Winter zu tun hatte.

Winzige Schneeflocken wirbelten durch die Luft, dicke Wolken verhingen den Himmel und sperrten die Sonne aus, sodass der Beton, das Metall und das Glas der Stadt noch mehr tot und erdrückend schienen, als sie es ohnehin schon immer waren.

Ironischerweise war der Winter seine liebste Jahreszeit. Nur die Stadt mochte er nicht, ihre perfekt konturierten Formen und Linien, die Fülle, die perfekt geplanten Kanten. Nur toter Beton.

Selbst die Menschen wurden immer mehr und mehr zu dieser Kulisse. Ernste und gestresste Gesichter, die immergleiche Mode, niemand stach aus der Menge heraus, die immergleichen Frisuren, nur drei oder vier unterschiedliche Haarfarben, die Schminke, die Schuhe. Alles schien wie vorgegeben, als wären sie Sklaven der Vorstellung der Allgemeinheit. Fitnessstudio-Körper in verkackten Designer Mänteln. Niemand lächelte mehr, niemand erlaubte sich mehr einen Makel. Keine Kaffeeflecken auf der Hose, keine Tierhaare auf dem Mantel, kein Lippenstift am weißen Hemdkragen. Nichts. Wir alle wollen aussehen, als wären wir aus dem Katalog.

Sogar Nikolai selbst, er war reingeboren in die Makellosigkeit. In die Tristheit.

Ein Umstand, der ihm erst gewahr wurde, als er auf dieses Gesicht traf. Es war so viel makelloser als die hundert anderen Menschen auf dem Bahnhofsplatz, doch es kümmerte sich nicht darum. Mit provokanter Gleichgültigkeit ließ der Besitzer es verkommen, zerstörte es durch seinen Lebensstil.

Er hatte genau danach gesucht, ohne es zu wissen. Nach diesem Gesicht, nach diesem Motiv. Es war das, was ihm gefehlt hatte, etwas mit Leben in den Zügen. Etwas, das er ablichten wollte, wie es war, ohne es bis zur Perfektion digital überarbeiten zu müssen.

Ein Motiv, das ihn endlich wieder bewegte.

Weil er schlicht und ergreifend unheimlich gelangweilt von den geistlosen Gesichtern der Models war, die in seine Linse starrten.

Deshalb war er hierher geflohen, aus einem Impuls heraus, vom Studio in die Straßenbahn auf direktem Weg ins »echte Leben«, um Dreck und Elend zu sehen. Einen Obdachlosen, dachte er, der an der Flasche hing oder seinen Hund streichelte. Ein Motiv, das etwas aussagte, das mit dem Betrachter sprach.

Und dann entdeckte er ihn. Und er war perfekt.

Nikolai nippte noch einmal an seinem Kaffee, während sein Blick auf dem jungen Mann ruhte. Wie alt mochte er höchstens sein? Vermutlich ließen ihn die violetten Ringe unter seinen Augen, die wie Narben schimmerten, älter wirken als er wirklich war. Doch durch seine schlaksige Statur sah er ziemlich jung aus, sodass er vielleicht nicht einmal die Volljährigkeit erreicht hatte, denn selbst in seiner verschlissenen Kunstlederjacke, die ihm fünf Nummern zu groß schien, konnte er seinen enorm knabenhaften Leib nicht verbergen.

Das Heranfahren einer Straßenbahn ließ Nikolai sich nach dieser umsehen und riss ihn aus seinen Grübeleien. Schulkinder im Teenageralter stiegen aus und eine Flutwelle junger Menschen umspülte ihn kurz, eher die meisten von ihnen im Bahnhofsgelände verschwanden. So viele Atemwolken, die durch die Kälte als weißer Nebel aus Mündern und Nasen traten. So viele stinkende, billige Deos.

Plötzlich kam er sich fehl am Platz vor. Was tat er hier nur? EineMidlife-Crisis schieben? Das Leben am Limit suchen? Straßenkids fotografieren und hoffen, etwas zu entdecken, das von seiner eigenen Norm abwich? Was sollte der Scheiß?

Er schnaubte über sich selbst, gab sich einen Ruck und wandte sich ab. Doch dann blieb er wieder stehen und konnte hinterher nicht einmal genau sagen, warum. Es kitzelte in seinem Nacken und eine unbegreifliche Neugierde und Faszination ließen ihn nicht los.

Sein Bauchgefühl hatte ihn noch nie getäuscht, er spürte instinktiv, dass er etwas für sich Besonderes entdeckt hatte. Wie ein Sonnenuntergang, der perfekt durch zwei Bäume fiel und genau für drei Herzschläge lang so ideal stand, dass das Bild makellos und unübertrefflich werden würde.

Als er sich wieder umdrehte und gemächlich, aber doch zielstrebig auf die Gruppe an der Graffiti-Wand zuging, drehten sich ein paar von ihnen zu ihm um und musterten ihn mit abschätziger Miene. Er steckte seinen Kaffeebecher in seine Umhängetasche, als er nähertrat.

Hakennasen und übergroße Kehlköpfe stachen ihm unter Kapuzen entgegen, glasige Augen und picklige Gesichter, viel zu dünne Knochengerüste, der Geruch nach Alkoholfahnen, altem Schweiß und kaltem Zigarettenrauch.

Nikolais geruchsempfindliche Nase protestierte, doch er ging weiter.

Als wüssten sie, zu wem er wollte, verzogen sich die meisten nach links und rechts und ließen den jungen Mann in der Kunstlederjacke allein.

Ein frecher Blick blitzte zu ihm auf, der junge Mann lehnte sich zurück und zog provokant an einer schlecht gedrehten Zigarette, deren glühende Spitze in seinen schwarzen Pupillen spiegelte. »Hast bisschen Kleingeld?«, fragte er ohne Einleitung, bevor Nikolai etwas sagen konnte, und deutete mit seinem malerischen Kinn auf die Dose, die vor ihm auf dem Pflaster stand.

Nikolai nutzte die Vorlage. »Ich hätte vielleicht ein bisschen mehr als Kleingeld.« Während er das sagte, kramte er in der Tasche seines schwarzen Wollmantels.

Das Gesicht des jungen Mannes wurde härter, zeigte einen deutlichen Hauch Abneigung, dennoch richtete er sich auf und nickte, seine Stimme wurde geschäftiger und leiser. »Gut. Fünfzig für Blasen. Hundert für Ficken. Im Motel oder Auto, es ist arschkalt. Und ohne Gummi geht nichts, ich mach auch keine speziellen Sachen, kein Natursekt, kein Fesseln, keine Faust. Nur Schwanz, anal oder oral, kein Küssen.«

Nikolai schmunzelte kühl und zog sein Portemonnaie. »Ganz schön hohe Tarife«, entgegnete er.

Der Stricher zuckte locker mit den Achseln und lehnte sich wieder zurück, herausfordernd funkelte er zu ihm auf und nahm noch einen Zug von seiner Zigarette, wobei er den Rauch ebenso provozierend wieder ausstieß. Seine grünen Augen hatten aus der Nähe die Farbe von blassem Pfefferminz. »Nicht verhandelbar.«

»Wie wäre es mit zweihundertfünfzig?« Nikolai zückte seine Karte aus dem Portemonnaie und hielt sie ihm auffordernd entgegen. »Und du gibst mir die Rechte an deinem Gesicht.«

Ein Stirnrunzeln trat auf die ansonsten glatten Züge, die den Stricher so blutjung und begehrenswert machten. Argwöhnend griff er nach der Karte und schielte dann darauf.

»Ich bin Fotograf«, erklärte Nikolai und steckte seine Geldbörse wieder ein, »und nur daran interessiert, dich zu fotografieren.«

»Wie jetzt? Nackt?«, fragte der Stricher sichtlich unsicher und nervös, laut genug, dass seine Freunde aufmerksam wurden und zu ihnen herüberschauten.

Nikolai widerstand dem Drang, mit den Augen zu rollen. »Nein. Angezogen. Es geht mir nur um dein Gesicht.«

»Und… wozu?«, wurde er prompt voller Irritation gefragt.

So genau wusste er das selbst noch nicht, es war lediglich ein Bauchgefühl. Nikolai drückte zuerst den Auslöser, bevor er sich Gedanken über die Verwendung des Bildes machte. Erging es nicht jedem Fotografen so? Der Sinn für ein gutes Motiv konnte ständig und überall ausschlagen, ohne ersichtlichen Grund.

Er hob die Schultern. »Für mich, für Ausstellungen, Kampagnen, ich bin noch nicht sicher, aber ich weiß, dass in deinem Gesicht irgendetwas … steckt!«, erklärte er mit unverhohlener Begeisterung, Besessenheit! »Sieh es als Chance, du könntest von Agenturen entdeckt werden.«

Eine Weile starrte der Stricher zu ihm auf und mit einem völlig verständnislosen Blick in seine Augen, die Karte in der Hand noch erhoben und in der anderen die langsam abbrennende Kippe.

Nikolai wartete, dabei konnte er nicht aufhören, in diese blassgrünen Augen zu starren. Er war sich mit wildpochendem Künstlerherz sicher, dass vor ihm sein perfekter Sonnenuntergang saß. So verrückt es auch schien.

Dann traf ihn ein raues Schnauben und er musste blinzeln, weil er nicht mit einer solch herablassenden Reaktion gerechnet hätte. Normalerweise waren Menschen immer begeistert, wenn er sie für Fotos ansprach.

»Ja, klar.« Ein hartes, humorloses Lachen erklang. »Neee, du. Lass mal.« Der Stricher stand auf und gab ihm die Karte zurück.

Verwundert wie er war, nahm Nikolai sie wieder an sich. »Ähm…«

Der Stricher warf nach einem letzten Zug die Kippe auf den Boden und trat sie aus, dann sah er zu seinen Freunden und rief: »He, Basti, ich geh kurz Kippen holen!«

Basti schien nur zu winken.

Der Stricher umrundete Nikolai nach einem letzten skeptischen Blick.

Nach einem Moment der Überraschung ob der Abfuhr, drehte Nikolai sich um und folgte ihm. »Warte! Hey! Moment, ich glaube, du hast nicht verstanden…«

Der junge Mann drehte sich auf dem Bahnhofsplatz wieder zu ihm um und wirkte genervt. »Denkst du, ich bin bescheuert?«

Nikolai schüttelte irritiert den Kopf. »Wenn du eine solche Gelegenheit ausschlägst, in deiner offensichtlichen Lage-«

»Was für eine Lage?«, drohend kam der Stricher auf ihn zu, doch er war gut einen Kopf kleiner, was er durch seine blitzenden Augen wieder wettzumachen versuchte. »Ich weiß, was für kranker Scheiß erwartet wird, wenn einem jemand einfach mal so das doppelte Geld anbietet!«

Nikolai blinzelte einmal gelassen, er hielt ihm erneut die Karte hin: »Ich bin wirklich Fotograf, du kannst meinen Namen-«

»Mir egal, wer du bist«, antwortete der Stricher, doch es lag plötzlich etwas Unsicheres in seinen Augen und er blickte sich kurz um. »Denkst du, ich wüsste nicht, wie das ausgeht? Die große Chance, ja? Wie viele tausend Mädchen fallen darauf rein? Am Ende lieg ich betäubt auf irgendeinem Hotelbett und werde gefilmt, wie ein Rudel Geschäftsmänner ohne Gummi meinen Arsch besamt. Lass mal, da lutsch ich dem Otto mit den Warzen am Sack lieber die Stange für dreißig hinter der versifften Bar, hier, am Bahnhof.«

Nikolai begriff so langsam, wie sein Angebot klang, er wollte etwas sagen, aber der andere sprach unbeirrt weiter.

»Vielleicht entdeckt werden, pah! Als was? Als Model? Ich?« Er öffnete seine Jacke, um seinen Leib zu präsentieren, und schnaubte. »Neee, von wegen! Ich komme mit dir, unterschreibe irgendwas bezüglich meiner Bildrechte, dann betäubst du mich, machst kranke Sachen mit mir in deinem Keller und fotografierst mich dabei. Und die ganzen, schönen Fotos kursieren dann im Darknet oder so.«

Langsam senkte Nikolai die Karte in seiner Hand. »Düster.« Aber genau das war das gewisse Etwas, das auch in diesem jungen Gesicht lag. Es hätte voller Naivität sein müssen, doch es war voller Erfahrung und Müdigkeit.

»Ja ach was!« Der Stricher sah sich wieder um, fuhr sich mit einer ungewollt verwegenen Geste durchs braunschwarze Haar und trat wieder etwas näher. »Pass auf, du willst ficken? Gut, hundertfünfundzwanzig Euro, ok? Ich komme nicht mit dir in irgendein Haus, wir machen´s im Park oder von mir aus auf der Bahnhoftoilette, mir egal. Aber mehr bekommst du nicht von mir.«

Einen Moment sah Nikolai hinab in diese harten und abgeklärten Augen und konnte sich nicht von ihnen lösen. Je mehr sie ihn durchbohrten, je stärker faszinierten sie ihn.

»Wie alt bist du?«, fragte er scheinbar beiläufig.

Der Stricher schnaubte wieder. »Wie alt immer du mich haben willst«, konterte er und hob die Arme, als wollte er ihn auffordern, endlich einen Deal zu machen.

»Ich möchte dich fotografieren«, blieb er standhaft, »ich habe ein Stadthaus. Ein Fotostudio und darüber ein Loft.«

Der Stricher verdrehte die Augen und sah zur Seite weg, wollte ihm nicht weiter zuhören.

»Nimm Freunde mit«, fuhr Nikolai gleichgültig fort, er wollte nur sein Foto. »Ich mache ein paar Fotos von dir, danach sehen wir sie uns an und du selbst entscheidest, ob ich sie lösche oder damit arbeiten darf.« Wieder streckte er ihm die Karte entgegen. »Überleg es dir.«

Sichtlich verunsichert, griff der junge Mann nun nach der Karte. Zweifelnd blickte er Nikolai ins Gesicht und forschte stirnrunzelnd darin.

»Ich weiß nicht, was ich mir davon erhoffe«, gestand Nikolai lapidar und ließ die Karte los, um den riesigen Kragen seines schwarzen Wollmantels gegen die Kälte hochzuschlagen, »aber ich sah dein Gesicht und ich weiß, dass ich dich fotografieren muss. Nenn es verrückt. Und ja, vermutlich wird nichts weiter daraus als ein Beispielfoto auf meiner Website, ganz bestimmt wird dich niemand entdecken, da hast du recht. Aber ich bin bereit, dir eine Menge Bares dafür zu geben, wenn du mir nur erlaubst, dein Gesicht zu fotografieren!«

Sie starrten sich gegenseitig an.

Du bist verrückt, Nikolai. Das sagten die Menschen oft genug über ihn, die mit ihm zu tun hatten. Du bist verrückt! Er wusste, sie hielten ihn für exzentrisch und »seltsam«, und während er das irritierte und unsichere Gesicht des blutjungen Menschen vor sich betrachtete, musste er wohl zustimmen.

Er hob wieder die Schultern, fast bis zu seinen leicht abstehenden Ohren, die er mit seinen etwas zu langen und lässigen blonden Haaren zu kaschieren versuchte. »Meine Nummer und meine Adresse stehen auf der Karte, ruf an oder komm vorbei, bis Weihnachten bin ich noch in der Stadt. Es ist deine Entscheidung.«

Jeder würde ihn für verrückt erklären, einen Stricher seine Adresse zu geben, aber mal ganz ehrlich, die konnte ohnehin jeder auf seiner Website einsehen. Was sollte der Kleine schon tun, ihn mit seiner Bande ausrauben? Das Risiko schien es wert zu sein, wenn er sich dieses Gesicht besah, das ihn einfach nicht losließ.

Schließlich riss er sich jedoch zusammen und drehte sich nach einem letzten Blick um. Verwirrt und zweifelnd starrte der Stricher ihm nach, drehte die Karte grübelnd in der Hand.

»Warte!«

Nikolai drehte sich wieder zu ihm um, etwa sieben Schritte lagen zwischen ihnen.

»Dreitausend!«

Nikolai hob eine Augenbraue. »Frech.«

Langsam kam der Stricher näher, wie ein verletztes Vögelchen, dem man Wasser anbot. Verzweifelt und doch vorsichtig, verunsichert. »Ich wette, die Models, die du sonst so fotografierst, bekommen mehr für ihre Bildrechte«, konterte er dann aber doch recht entschlossen.

Seine Dreistigkeit brachte Nikolai fast zum Lächeln. Fast.

»Die haben auch eine Ausbildung, meistens, oder zumindest schon Erfahrungen, wodurch sich ihr Wert steigert.« Er wartete, bis der Stricher vor ihm stand. »Dreihundert.«

»Tausend.«

»Vierhundertfünfzig, bar, wenn du jetzt mitkommst.«

»Achthundert, bar.« Der Stricher setzte ein verführerisches Grinsen auf, das jedoch seine Augen völlig kalt ließ. »Und ich hol dir noch einen runter.«

Es war dieser Blick, den Nikolai gleichsam schockierte und faszinierte, dieses Schauspiel und die Bereitschaft, sexy zu wirken, obwohl man es innerlich gar nicht wollte.

»Fünfhundert«, betonte Nikolai, »nur Fotos, kein Sex, aber ich spendiere dir ein Essen.«

Die Augen begannen gefährlich zu funkeln, als käme dem Stricher eine geniale Idee. Das gefiel ihm überhaupt nicht, doch er ließ ihn überlegen.

Dann musterte er Nikolai. »Sechshundert«, forderte er und es klang endgültig. Plötzlich sah er in den Himmel und sinnierte auffällig: »Es wird kalt heute Nacht…« Wieder sah er Nikolai an. »Sechshundert, davon Hundert im Voraus. Und ich darf bei dir pennen.«

Erneut starrten sie sich an, wie zwei gegenüberstehende Wände, warteten ab und forschten in den tiefen Augen des jeweils anderen. Augen, in denen der Spiegel zweier Leben stand, die sie gegenseitig kaum begreifen konnten, und doch waren es auch Augen, die ihnen beiden seltsam vertraut vorkamen, als teilten sie Gedanken, die sie trotz aller Unterschiede vereinten. Zum ersten Mal sah Nikolai so etwas wie Leben und Tiefe im Blick eines anderen Menschen. Eine Tiefe, die er sonst nur in sich selbst spürte. Abgründe und Höhen, Kanten, Makel.

Nikolai zuckte schließlich mit den schmalen Schultern. »Deal.« Er zog sein Portemonnaie erneut.

Überrascht blinzelte der Stricher ihn an, denn damit hatte er nicht gerechnet. Nikolai reichte ihm zwei Fünfziger, wie in Trance nahm er sie zwischen die Finger und starrte ihn an, als erwartete er irgendeinen fiesen Trick dahinter. Fast als ob Nikolai gleich »Überfall« brüllen oder ihn festnehmen wollen würde.

»Kommst du?«, fragte Nikolai herausfordernd, bevor der Stricher es sich wieder anders überlegen konnte. Er steckte sein Portemonnaie wieder ein.

Unsicherheit trat zurück in die blutjungen Züge seines Gegenübers, machte ihn verletzlich und strafte seiner taffen Art Lüge. Alles nur Show, um überleben zu können. »Ähm…ja…« Er blickte hinüber zu seinen Freunden.

»Nimm jemanden mit«, sagte Nikolai, es war ihm einerlei, er wollte nur Fotos.

Eine weitere Musterung glitt über ihn, ein weiterer Moment verstrich. Dann gab der junge Mann sich einen Ruck. »Warte hier«, sagte er nur und ging dann hinüber.

Nikolai sah ihm nach, der Wind wehte ihm das blonde Haar in sein – wie seine Bekannten es nannten – ausdrucksloses Gesicht.

Der Stricher griff sich seinen Rucksack, der schon bessere Tage gesehen hatte, schulterte ihn und sprach mit einem jungen Mann mit buntem Irokesen und blutverkrusteten Tunneln im Ohr, Pauspacken und Kälteflecken im Gesicht. Diesem gab er die Karte, sein Freund hörte ihm kurz zu und schien etwas besorgt. Doch der Stricher gab ihm das Geld und flüsterte ihm etwas zu, das diesen wohl über die Bedenken hinaus zustimmen ließ.

Als der Stricher zu Nikolai zurückkam, stand dessen Freund auf und drängte auf einen anderen ein, er zeigte das Geld, kratzte sich am Ohr, der andere nickte.

Es ging um Drogen, ganz bestimmt. Nikolai machte sich nichts vor, er wusste, wozu sein Geld genutzt werden würde, es war ihm egal gewesen. Doch plötzlich überkam ihm ein beengtes Gefühl.

»Gut«, sagte der Stricher wieder mit mehr Entschlossenheit. »Mein Freund hat deine Karte, wenn ich morgen nicht bei ihm auftauche, wird man mich suchen.«

So viel Sicherheit hätte Nikolai Strichern wirklich nicht zugetraut, er witterte mehr hinter den Vorsichtsmaßnahmen als reinen Argwohn. Es stand in den Augen des jungen Mannes, Schmerz und Wut.

Er nickte über die Schulter. »Wir fahren mit der Straßenbahn.«

Dienstleistungen

Auf der Fahrt sprachen sie kein Wort. Nikolai beantwortete einige Mails auf seinem Handy, während der Stricher neben ihm saß oder schweigend neben ihm hertrottete, wenn sie umstiegen. Je weiter sie fuhren, je weiter öffnete sich sein sinnlicher Mund im puren Staunen. Er blickte aus dem Fenster und betrachtete die gut gepflegten Fassaden der Stadtvillen und ihre Vorgärten.

Sie nahmen schließlich ein Taxi für das letzte Stück.

Der Portier begrüßte Nikolai wie immer äußerst höflich, der Stricher beäugte ihn verwundert, doch seltsamerweise schien Felix` Anwesenheit ihn ein wenig zu entspannen. Er folgte schweigend durch das Gittertor nach drinnen.

Im Studio war noch alles so, wie Nikolai es am Morgen überstürzt und mitten im Shooting fluchend verlassen hatte. Der Hocker vor der weißen Leinwand, wo das Model mit den toten Augen gesessen hatte, stand noch vor der Kamera. Die Leute waren selbstverständlich gegangen, doch die Lampen waren noch ausgerichtet, Sektgläser und Kaffeetassen standen noch herum, sowie teure Schalen mit geschnittenem Obst.

Die Agentur hatte ihm eine Entschuldigungs-Mail geschrieben, dabei war er der extreme Exzentriker, dem man nichts recht machen konnte. Doch seine Arbeit war in letzter Zeit so gefragt, dass er es sich leisten konnte, als schwierig zu gelten. Die Agentur schlug ihm ein neues Model vor, doch er hatte abgelehnt und spielte mit dem Gedanken, die Zusammenarbeit aufzugeben. Es war ihm alles zu plastisch geworden.

Was hatte das alles noch mit Kunst zu tun? Fotos machen, digital bearbeiten, bis aus einer jungen Frau eine Porzellanstatue ohne Poren, ohne Falten, ohne Pickel und ohne Spliss wurde. Lügen auf Hochglanz, eine Welt aus Plastik.

Er hatte genug Geld, er brauchte nicht für »den Teufel« - wie er die Modewelt mittlerweile nannte - zu arbeiten. Das hatte er auch nie gewollt.

Erst als der Stricher hinter ihm einen staunenden Laut von sich gab, wurde er sich dessen Anwesenheit wieder gewahr. »WOW! Du wohnst hier echt?«

»Das ist nur das Studio, obendrüber ist das Loft, da wohne ich, wenn ich in der Stadt bin«, stellte er richtig und zog seinen Mantel aus.

Der Stricher ließ die Augen durch das moderne Studio wandern. Dabei gab es eigentlich nichts zu sehen außer weiße Wände und moderne, glatte Möbelstücke. Ein Raum wie aus dem Katalog, nichts Persönliches. Nichts davon hatte er selbst ausgesucht, weil es ihm schlicht egal war.

»Aber das Haus gehört dir?«, hakte sein junger Gast nach, taute langsam etwas auf, als ob ihn die helle Einrichtung beruhigte.

Hatte er einen Folterkeller im Vintagestil erwartet? Vermutlich.

Nur warum?

»Ja, das Haus gehört mir.« Nikolai steuerte auf das Treppenhaus zu und legte den Mantel über das polierte Metallgeländer. »Komm mit.«

Der junge Mann zögerte, blickte noch einmal verwundert auf die Leinwand und die Kamera, doch dann folgte er anstandslos nach oben. Vermutlich hätte er sich geweigert, wären sie in den Keller gegangen.

Als Nikolai die Tür zum Loft öffnete, staunte der Stricher nur noch mehr. »WOW! Krass!«, stieß er aus und drängte sich ungefragt an Nikolai vorbei, dabei ließ er den Rucksack einfach von der schmalen Schulter fallen und mitten im Raum auf dem Boden liegen. »Du wohnst ja wie in einem Luxushotel!«

Übertrieben, dachte Nikolai, es war nur eine Kulisse, so wie alles. Zwei weitläufige Räume empfingen sie, eine Küche samt Bar und Spiegelwand befand sich direkt hinter der Tür, von diesem offenem Raum gingen drei flache weiße Stufen aus marmoriertem Gestein hinab in den Wohnbereich, wo der riesige Flachbildschirm wartete, den der Stricher voller Begeisterung musterte. Nikolai hatte ihn nicht erst einladen müssen, vorauszugehen, er bewegte sich wie selbstverständlich.

Eine Glasfront bot einen Blick über die Straßen, Schnee wirbelte draußen durch das winterliche Grau. Nikolai schaltete die Kronleuchter an.

Auf der gegenüberliegenden Wand des Flachbildfernsehers stand eine riesige Sofalandschaft, ebenso wie alles andere in dem Loft war auch diese in Elfenbein und Anthrazitgrau gehalten. Das einzige Foto war ein vergrößertes Cover einer Zeitschrift, auf dem Nikolai mit einer Kamera vor dem Gesicht zu sehen war. Es hing über dem Sofa.

Die Zeitschrift hatte unbedingt sein Gesicht drucken wollen, doch dieses Bild war das einzige, zu dem er bereit gewesen war. Er war nicht sensationsgeil, doch sein Bruder hatte ihn überredet, denn ohne Werbung konnte man leider nicht erfolgreich werden. Pardon, ohne sexy Werbung konnte man nicht erfolgreich werden, weshalb die schwarze Hose und das weiße Hemd besonders eng auf dem Bild saßen, dabei war er schlicht nicht mehr als eine lange Bohnenstange.

Auch der gerahmte und riesige Abzug war ein Einfall seines Bruders gewesen, ein Geschenk, das er ihm zu Ehren hinter dem Sofa aufgehängt hatte. Und ja, vielleicht weil Nikolai einige Zeit auch stolz auf seinen eigenen Erfolg gewesen war.

Er musste es abhängen, es nervte ihn.

Doch der Stricher betrachtete es nun neugierig, ebenso die seltsamen Kunstskulpturen aus Metall, die die restlichen Wände zierten und abstrakte Formen zeigten. Sie waren das Einzige, was Nikolai selbst ausgesucht und dem Einrichtungskommando übergeben hatte. Er mochte Kunst, die niemand verstand.

»Du bist wirklich reich, oder?«, fragte der Stricher halblaut, als wurde ihm erst in Anbetracht des Lofts gewahr, bei wem er sich befand.

Nikolai trat in seine hochmoderne Designerküche und schaltete die Kaffeemaschine ein. »Kann man so sagen, ja. Wie heißt du?«, wollte er dann wissen und warf einen Blick ins Wohnzimmer.

Der junge Mann betrachtete noch einmal neugierig das gerahmte Cover. »Milo«, antwortete er wie abwesend.

»Dein richtiger Name oder…?«

»Richtiger Name, ja.«

Nikolai nickte. »Nachname?«

»Echt krass hier«, wich der junge Mann aus und rieb sich nervös die Hände, schien aber langsam beruhigt zu sein. »Dachte, du redest Scheiße.«

Was sollte er dazu sagen? »Du kannst auf dem Sofa schlafen«, erwiderte Nikolai schließlich nur, um zu beweisen, dass er Wort hielt. »Falls das Sofa für dich okay ist.«

»Okay?« Der Stricher warf sich auf die elfenbeinfarbenen Polster und hüpfte etwas darauf herum, um sie zu testen. »Ich glaub, ich hab noch nie so eine geile Couch gesehen!«

Stimmt, das Sofa war größer und gemütlicher als so manches Kingsize-Bett.

Er ließ den Stricher kurz allein, während die Maschine durchspülte. Als er mit einem noch warmen Handtuch, frischen Kleidern und einer noch verpackten Zahnbürste zurückkam, lehnte sein Gast mit kritischem Blick über dem niedrigen Hochglanzsofatisch und studierte das gerade erst angefangen Landschaftspuzzle, das Nikolai am Abend zuvor begonnen hatte.

»Hier.«

Verwundert sah der Stricher auf.

»Geh duschen«, sagte Nikolai ein wenig zu herrisch, doch er kannte keinen anderen Ton, es fiel ihm nicht einmal mehr auf, »und putz dir die Zähne. Die Klamotten kannst du behalten, meine Einkäuferin hat sie gerade erst gebracht, sie sollten einigermaßen passen.«

Als der junge Mann ihn noch immer verständnislos anstarrte, setzte er nach: »Wenn du hier schlafen willst, musst du duschen. Außerdem will ich sauberes Haar für die Fotos.«

Obwohl das strähnige Haar auch seinen verlotterten Reiz ausübte, doch Nikolai ertrug den Geruch von der Straße nicht länger. Den Schweiß, den Rauch, der Hauch von Erbrochenem, den Alkohol.

Langsam griff der Stricher nach der Kleidung und nahm Nikolai den Stapel aus den Händen, doch er wirkte wieder unsicherer, auf andere Art als zuvor.

Ob Nikolai ihn versehentlich damit beleidigt hatte?

»Du… du hast eine Einkäuferin?«, fragte sein Gast dann neugierig, halb erstaunt.

»Ja«, antwortete Nikolai lapidar.

Sie sahen sich beide einen Moment verständnislos an.

»O…okay… Ähm…« Der Stricher stand zögerlich auf und kam um den Tisch herum, die blassgrünen Augen groß und ratlos. »Wo… wo ist denn das Bad?«

Nikolai gab den Weg frei und deutete hinter sich. »Gegenüber der Küche, durch das Schlafzimmer, zweite Tür, neben dem Kleiderschrank.«

Der Stricher nickte, ging zögerlich an ihm vorbei und drehte sich immer wieder um, als erwartete er jederzeit, doch noch lautstark rausgeworfen zu werden.

Oder vielleicht sogar schlimmeres.

Als Nikolai ihm nachsah, fiel ihm auf, wie linkisch der junge Mann sich eigentlich bewegte. Doch das verstärkte nur seinen Reiz.

Er war so völlig anders als alles, was Nikolai kannte. Völlig anders. Und er wirkte so deplatziert in seinen schmutzigen und viel zu großen Kleidern, dass er ihn nur noch mehr fotografieren wollte. Hier, in seinem Loft. Auf dem Sofa, wo er wirkte wie ein Punk vor der Blümchentapete im Wohnzimmer einer alten Dame.

*~*~*

Auch das Schlafzimmer sah aus wie ein Fünf-Sterne-Hotel. Die Präsidentensuite sozusagen. Milo konnte sich kaum von dem riesigen Bett abwenden, das perfekt gemacht war, als ob nie irgendjemand darin schlafen würde. Wie auch der Rest des Lofts war dieses Zimmer viel zu ordentlich, um wahrlich bewohnt zu sein. Es lagen keine Klamotten herum, kein Staub befand sich auf Hochglanzanrichten, keine persönlichen Gegenstände, wie Bücher oder auch nur ein Glas Wasser neben dem Bett, waren zu finden. Als ob das Loft nur gemietet wäre.

Vielleicht war es das, dachte er unbehaglich. All das könnte nur Show sein. Andererseits musste er zugeben, dass der Freier mehr als gut in diese Bude passte. So wie die Zimmer, wirkte auch er perfekt ordentlich und glatt, keine Falte auf dem weißen Hemd oder der Designerhose, als ob er ebenso dem Katalog entsprungen wäre. Selbst die aschblonden Haare wirkten wie gewollt lässig, als ob ihm jemand jede Strähne zurecht gezupft hätte.

Ein seltsamer Typ, der sehr direkt schien, aber diesen unergründlichen, strengen Blick und harte Augen besaß, die Milo unsicher machten, weil er nicht die übliche Lust darin lodern sah.

Was wollte der Kerl bloß von ihm?

Er versuchte, sich darüber nicht zu viele Gedanken zu machen, solange er Bares bekam. Anfangs war ihm das Angebot seltsam vorgekommen und auch jetzt hegte er noch Zweifel daran, ob es nur um normale Fotos ging, doch angesichts der Wohnumstände und des offensichtlichen Vermögens des Freiers, fühlte er sich etwas wohler. Er könnte aus dieser Nacht vielleicht richtig fette Kohle rausschlagen, denn trotz aller Bedenken brauchte er dringend dieses Geld.

Er brauchte eigentlich immer Geld.

Doch Fotos… Es war etwas anderes, als irgendwelchen Fremden im Park seinen Körper anzubieten, das war Arbeit für ihn, schnelles und unkompliziertes Geld. Blasen, ficken, das machte ihm nun wirklich nichts aus, solange er bezahlt wurde. Doch bei Fotos war es etwas anderes, denn sie hielten für die Ewigkeit. Er könnte sie nicht einfach abstreifen und in Drogen, Alkohol und noch mehr Sex – richtigem Sex – ertränken. Fotos würden bleiben und ewig festhalten, was geschehen war…

Zum ersten Mal, seit er das machte, war ihm dabei unwohl geworden. Deshalb hatte er das Angebot zuerst abgelehnt.

Aber das Geld…

Verdammt, das viele Geld…

Das Badezimmer erschlug ihn fast vor Prunk. Weiße, marmorierte Fließen und vergoldete Waschbecken, eine Wanne für mindestens drei Personen, eine riesige Dusche und ein Spiegel so sauber, dass er sich seit Monaten zum ersten Mal richtig betrachten konnte.

Er hätte am liebsten das goldene Licht wieder ausgeschaltet, doch draußen wurde es trüb und der Schneefall nahm zu, sodass zu wenig Licht durch das Milchglas des Fensters sickerte.

Angesicht zu Angesicht mit seinem Spiegelbild, konnte er es dem Freier nicht einmal übelnehmen, dass er ihn duschen schickte. Zuerst war es ihm unangenehm gewesen und er hatte sich schmutzig und deshalb auch beleidigt gefühlt, doch als er sich so sah, mit den eingefallenen und käsigen Wangen, den fettigen Haaren und von der letzten Rasur mit einem Einwegmesser getrockneten Blutresten am Hals, verzog er vor dem eigenen Anblick missbilligend das Gesicht.

Wann war er nur so dünn geworden? Seit wann sah er so krank aus? In all der Zeit war ihm sein Äußeres immer gleichgültiger geworden, den Freiern hatte es nichts ausgemacht, sie zahlten trotzdem. Doch hier in diesem Luxusbad und in der Nähe dieses seltsamen Kerls kam er sich … minderwertig vor.

Und er fragte sich wieder, warum der Kerl ausgerechnet ihn mitgenommen hatte, sogar tatsächlich so verrückt war, ihn bei sich schlafen zu lassen.

Nicht, dass Milo das wirklich vorhätte, er wurde schließlich erwartet, doch bis die Nacht hereinbrach, konnte er ebenso gut den Schneesturm im Warmen aussitzen. Die anderen wären bestimmt nicht böse, immerhin verdiente er hier Geld und konnte eine Runde Kippen und Alkohol spendieren.

Er konnte kaum erwarten, was Basti wohl sagte, wenn er mit der fetten Summe in der Hand aufkreuzte. Sie konnten es sich damit einige Tage verdammt gut gehen lassen.

Nur deshalb war Milo mit dem Fotografen mitgegangen, das Geld hatte ihn gelockt – und die Aussicht darauf, Basti etwas bieten zu können, statt ihm auf der Tasche zu liegen.

Die Nacht und der Morgen waren schlimm gewesen, ein Kampf um den Park. Die Freier kamen bei dieser Kälte nicht unbedingt in Scharen, man hatte eher tagsüber Glück, als nachts, doch dann waren die gute Plätze noch härter umkämpft, die Konkurrenz wurde größer und verzweifelter, die Geldbeschaffung schwieriger, und nachdem ein Bekannter von ihnen hochgenommen wurde, wurden die Quellen für Drogen immer weniger. Basti war auf Entzug und hatte die ganze Nacht gezittert. Sie brauchten das Geld dringend!

Und Milo würde Basti beweisen, dass er sich auf ihn verlassen konnte.

Er zog sich entschlossen aus, seinen Rucksack hatte er auf dem Weg zum Badezimmer wieder aufgeklaubt und öffnete ihn nun. Zwei Einwegrasierer waren noch benutzbar, wenn er vorsichtig war. Er vermied den Blick in den Spiegel, konnte seine Rippen unter der fahlen Haut bereits sehen, wenn er an sich hinabblickte. Milo war nie ein stämmiger Junge gewesen, immer schon schlaksig und eher dürr, aber mittlerweile stachen überall die Knochen hervor wie bei einem Klappergerüst. Er mochte das nicht an sich, aber immerhin war sein Arsch noch so klein und voll wie eh und je, weshalb er sich vermutlich auch ganz gut verkaufen ließ.

Für die Dusche schien man studiert haben zu müssen, doch nach ein paar Minuten und dreimal erschrockenem Aufschreien, hatte er eine angenehme Temperatur gefunden, wenn auch ein wenig zu heiß.

Er hatte so lange nicht mehr eine saubere Dusche benutzt – vor allem nicht eine derart luxuriöse – dass er gar nicht anders konnte als sich zeit zu lassen. Wasserdampf stieg auf und verwandelte das Badezimmer innerhalb kürzester Zeit in eine Sauna. Er liebte es, es tat so gut, die Hitze, das Wasser. Seufzend ließ er sich unter dem Strahl gegen die warmen Fliesen fallen und genoss das Gefühl, wie die Tropfen massierend über seinen Kopf und Schultern prasselten und die Winterkälte und den Schmutz von drei Tagen abwuschen. Die Wärme lockerte seine Muskeln, er wollte nie wieder aus diesem Paradies raussteigen und beschloss, sich die Zähne gleich unter der Dusche zu putzen, wobei er die Zahncreme des Freiers benutzte, die passenderweise neben dem Waschbecken zu finden war.

Das Badezimmer besaß eine Fußbodenheizung, Milo hinterließ eine Spur aus Pfützen, als er von der Dusche zum Waschbecken und wieder zurück flitzte.

Er hatte auch kein eigenes Duschgel, nicht einmal Seife, also bediente er sich an den Sachen, die bereitstanden. Die Flaschen sahen teuer aus, die Beschriftung schien auf Französisch zu sein. Skeptisch roch er daran und ihm stieg ein Duft von klarer Seife in die Nase. Überrascht hob er die Augenbrauen. Keine blumigen oder moschusartigen Düfte, nur der Geruch von… Sauberkeit. Anders konnte er es nicht beschreiben. Neutral, unaufdringlich. Als er es benutzte, fühlte er sich durch den Geruch beinahe noch sauberer.

Er benutzte ein wenig mehr, um sich dick einzuschäumen und dann zum Rasierer zu greifen und umständlich in die Hocke zu gehen. Wenn er schon eine Dusche spendiert bekam, konnte er die Gelegenheit nutzen, ein paar Haare loszuwerden, er mochte es da unten einfach gerne glatt. Außerdem konnte er sich so jünger ausgeben.

Einwegrasierer waren allerdings alles andere als ungefährlich, sie rasierten weniger als dass sie ausrissen. Doch das Duschgel schmierte gut und er fühlte sich so glatt wie frisch geboren.

Es war stickig durch den Dampf, als er aus der Dusche stieg, doch das störte ihn nicht, um Gegenteil, er wollte noch nicht die Tür öffnen. Ein Kamm lag auf einer Anrichte, natürlich wirkte er wie neu. Er kämmte sich die dunklen Haare aus dem Gesicht, doch als er in die neue Unterhose stieg, fielen ein paar Strähnen zurück in seine Stirn. Das Kleidungsstück passte fast perfekt, der Freier war zwar um einiges länger als er, aber auch kein Muskelprotz, sodass die Hose nur ein wenig locker saß.

Nachdem er in seine weite, verschlissene und löchrige Jeans gestiegen war, riss er das Pappschild von dem weißen T-Shirt und streifte es sich über.

Dann konnte er keine Zeit mehr schinden, es sei denn, er würde noch aufräumen, aber das kam ihm nicht in den Sinn. Er stopfte seine Habseligkeiten samt der Zahnbürste, Zahncreme, dem Duschgel, dem weichen Handtuch und den geschenkten Unterhosen zurück in seinen Rucksack, verschloss ihn fest und griff zur Tür.

Seine Hand zitterte.

Milo starrte auf seine bebenden Finger, die er schon nach der Klinke ausgestreckt hatte. Das Zittern war nicht das Gleiche, das Basti hatte. Milo war nicht auf Entzug, so süchtig war er noch nicht.

Oder doch?

Nein, er hatte Angst.

Es war drei Tage her, als er sich geschworen hatte, nie wieder mit einem Freier in dessen Wohnung zu gehen. Drei Tage ohne Stoff, drei Tage mit einem launischen und gestressten Basti und schon hatte er wegen der Aussicht auf Geld seine eigene Vorsichtsmaßnahme über Bord geworfen.

Er schloss die Augen und würgte die Angst so gut er konnte herunter. Das hier war etwas anderes, der Typ schien wirklich sauber.

Trotzdem blieb ihm bange im Magen, bis er aus dem Schlafzimmer getreten war und sich seine Befürchtungen nicht bewahrheitet hatten. Kein plötzlich in ein SM-Spielzimmer umgebauter Raum wartete auf ihn, nur ein provisorisches Fotostudio. Das Licht war gedimmt, dafür strahlten im Wohnbereich nun Scheinwerfer auf einen Hocker vor einer an Drahtseilen gespannten weißen Leinwand. Draußen dämmerte es bereits, die Wintertage waren nie lange.

Während Milo so lange im Bad verschwunden gewesen war, dass der Tag dahingesiecht war, hatte der Typ sein halbes Studio nach oben gebaut.

Leise stellte Milo seinen Rucksack an die Stufen und ging noch immer barfuß hinab in den Wohnbereich, wo der Fotograf vor der Kulisse der in der Dämmerung liegenden Stadt hinter seinem Stativ hockte und mit kritischem Blick seine Kamera befestigte. Er schien sich oft durchs aschblonde Haar gefahren zu sein, doch noch immer wirkte jede Strähne wie zurecht gezupft. Sein Blick war so glatt und unnahbar, wie man es von einem arroganten Model auf einer Modezeitschrift erwartete, das für einen neuen und männlichen Duft posierte, doch dafür fehlten ihm die Muskeln und die harten Nippel. Er hatte die Ärmel seines Hemdes hochgekrempelt und den Kragen geöffnet, wirkte lässig und elegant und… ja, auch anziehend.

Er sah nicht schlecht aus, das war mit ein Grund, warum Milo überhaupt mitgekommen war. Es kam selten genug vor, dass er einen Freier auch ansprechend fand. Obwohl die Nase ein wenig zu groß, und offensichtlich auch schon mehrfach gebrochen, und der Hals einen Hauch zu lang und zu dünn, war der Fotograf nun wirklich kein hässliches Entlein und hatte eine gewisse Faszination auf ihn ausgeübt, als sie sich über den Bahnhofsplatz immer wieder angesehen hatten. Natürlich war auch er ihm aufgefallen, so wie er als einziger ratlos und ziellos umhergeirrt und die Gegend abgesucht hatte, auf der Suche nach etwas, das nur er kannte. Nur sein Blick und seine harte Augen wirkten alles andere als einladend. Wenn er einen ansah, so wie in dem Moment, als er Milos Anwesenheit bemerkte und herumfuhr, kam man sich schon ein wenig so vor, als ob ein strenger Lehrer auf einen herabblickte. Als ob er zu jeder Zeit innerlich die Augen verdrehte und bereits erwartete, enttäuscht zu werden.

Als ob ihn nichts berührte.

Dieses Unnahbare weckte in Milo den Drang, ihn vom Gegenteil zu überzeugen.

Die Angst war verschwunden, dennoch pochte sein Herz deutlich, als er nähertrat und dem Typ direkt in die rauchgrauen Augen blickte.

Dieser erhob sich vor ihm zu voller Größe und musterte Milo mit keinem Hauch von Rührung. Ob er zufrieden mit dem war, was er sah, oder gar enttäuscht, ließ er mit keiner Zuckung in der strengen Miene erkennen. »Da«, sagte er nur und deutete zu seinem Puzzle, neben diesem lag nun ein frisch ausgedrucktes Blatt. »Unterschreib das mit deinem richtigen Namen.«

Milo ging hinüber zum Tisch, der halb hinter der Leinwand herausschaute, ein Kugelschreiber lag auf dem Blatt bereit.

»Es geht nur um deine Einwilligung, falls ich die Fotos zu Werbezwecken ausstellen will«, erklärte der Typ, von dem Milo natürlich den Namen kannte, da er ihn aus dessen Karte und nun auch auf dem Blatt entdeckte. »Du bist doch volljährig, oder?«

»Warum ist das wichtig?«, fragte Milo, während er auf das Blatt zeichnete. So offiziell hatte sich Geldverdienen noch nie angefühlt und es behagte ihm seltsamerweise nicht. Er zog lieber in einem kalten Park die Hose runter und ließ sich ficken, als Dokumente zu unterschreiben oder Verträge durchzulesen. Allein der Gedanke daran verursachte ihm Stress. Lieber bekam er Bares auf die Hand und verschwand so anonym, wie er gekommen war.

»Wegen der Rechte«, erklärte der Fotograf namens Nikolai, der an seiner Kamera rumfummelte.

»Ich bin neunzehn.« Milo drehte das Blatt um und schob es halb unter die Unterlage des Puzzles, damit es nicht aus Versehen herunterrutschte. Tiefer schien sich der andere nicht für die Rechte zu interessieren, scheinbar hielt er damit alles für abgeschlossen. In dieser Hinsicht setzte er blindes Vertrauen, wie es schien.

Oder – und das vermutete Milo stark – es war ihm gleich, weil er sich eine Klage vermutlich leisten konnte. Vielleicht wollte er es sogar darauf anlegen, warum sonst sollte er einen Stricher für ein Bild aufgabeln und ihn mit sich nehmen, wenn man nicht vorhatte, sich selbst ein wenig in Gefahr zu bringen. Der Typ schien einfach ein wenig… seltsam zu sein. Ernst und doch auf eine faszinierende Weise… sorglos.

So, wie es nur jemand sein konnte, der in so einem Loft lebte und knapp tausend Tacken für einen Stricher hinzublättern, nur um ihm zu fotografieren.

Milo kam wieder hinter der Leinwand hervor, der Fotograf schenkte ihm keinen Blick und das reizte ihn allmählich.

War er nicht hübsch genug?

Wozu dann die Fotos?

Was wollte dieser Typ bloß von ihm, wenn er ihn nicht einmal für wert genug erachtete, ihn so lodernd anzusehen, wie es die meisten Freier taten?

Auf dem Bahnhof hatte sein Blick noch interessiert gewirkt, nun schien er nur noch Augen für seine Kamera und deren Ausrichtung zu haben.

Vielleicht wollte er wirklich nicht ficken.

»Setz dich auf den Hocker«, sagte er.

Milo zögerte. »Soll ich Schuhe anziehen?«

»Nein, das ist perfekt so.« Ungeduldig winkte der Fotograf zum Hocker. »Setz dich genauso wie du bist dahin.«

Auf den Hocker. Okay. Es klang weniger ungewöhnlich, als es sich anfühlte. Steif trat Milo vor die Leinwand und war plötzlich froh, dass der andere ihn kaum beachtete und nur Augen für seine Kamera hatte.

Milo zog sich auf den Hocker und wusste nicht, was er tun sollte. Posieren? Er kam sich plötzlich deplatziert und falsch vor. Globig wie ein ungeschlagener Fels saß er auf dem weißen Polster und sein Blick zuckte unstet durch den Raum, der ihm leer schien. Er leckte sich nervös die Lippen und zupfte an dem weißen T-Shirt, das ihm ein wenig zu lang war.

War es seltsam, dass er sich sicherer gefühlt hätte, im kalten Park vor einem Fremden auf die Knie zu gehen oder sich an einen Baum zu stützen und den Arsch feilzubieten, als vor der Kamera zu sitzen?

Er wusste doch gar nicht, was jetzt von ihm erwartet wurde.

Der Fotograf mit dem makellos glatten Gesicht zog die Stirn kraus, während er einfach so und ohne ersichtlichen Grund ein Foto machte. Dabei hatte Milo den Kopf eingezogen und saß da wie eine ungelenke Puppe. Natürlichkeit strahlte er so viel aus wie die abstrakten Metallgebilde an den Wänden – oder wie ein toter, gefrorener Fisch.

»Was… ähm…«, er schluckte, räusperte sich und wollte im Erdboden versinken. »Was soll ich denn… eigentlich… tun?«

Keine Antwort, nur grübelnde Stille. Wieder hörte er das Klicken des Auslösers, der plötzliche Blitz ließ ihn zusammenzucken, als hätte man ihn geschlagen. Für einen Moment war er geblendet und das grelle Licht, das nur auf ihn gerichtet war, ließ ihn sich wie auf einer Bühne fühlen. Allein. Angestrahlt und angestarrt von tausenden Lichtern und Augen. Als ob die ganze Welt plötzlich Wunder von ihm erwartete.

Er fühlte sich wie damals in der Schule, wenn er vor der ganzen Klasse ein Referat halten musste.

Und er hatte es gehasst, so sehr, dass er solche Schultage grundsätzlich lieber geschwänzt hatte.

Der Fotograf blickte kritischer drein, der nächste Klick war wieder ohne Licht, dann sah er auf und an Milo vorbei, hoch zu den Scheinwerfern. Er schnalzte mit der Zunge, kam um die Kamera herum und schaltete die oberen Lichter aus.

Milo fühlte sich für einen Moment erlöst, bis der Typ sich wieder hinter seine Kamera stellte und noch immer äußerst genervt dreinschaute.

Siebenhundert Tacken, Milo, sagte er sich, für´s Nichtstun und im Warmen sitzen. Und wenn er es geschickt anstellte, konnte er bestimmt noch mehr Geld aus dieser Nacht rausschlagen.

Doch es fiel ihm schwer, Sex wäre ihm lieber gewesen als Fotos. Er wusste wirklich nicht, wie das Models machten, er hasste es so sehr, im Mittelpunkt von etwas zu stehen.

Und schon setzte das Zittern wieder ein.

*~*~*

Dass sich ein Unerfahrener nicht natürlich vor der Kamera bewegte, war ihm bewusst gewesen, doch dieses Nervöse und das Lippennagen beschienen eine Seite des Strichers, die ihn wiederrum anzog. Was Nikolai nervte, war die künstliche Belichtung und Umgebung.

Er hatte Leben in seinen Bildern gewollt, doch das würde er nicht auf die übliche Weise erreichen können. Nach ein paar Probeaufnahmen, die einen steifen Jungen vor einer weißen Leinwand zeigten, der in sauberen Kleidern und frisch gewaschenen Haaren auf einem Hocker saß und den Kopf einzog wie ein Kind, das man in eine Uniform gezwängt und mutterseelenallein in ein Internat gesetzt hatte, begriff Nikolai, dass er aus etwas, das eigentlich perfekt gewesen war, etwas Lebloses und Unechtes geschaffen hatte.

Er drehte sich um, suchte den Raum ab und ging zu den Stufen auf den Rucksack seines Gastes zu, der ihm verwundert nachblickte. Das zerschlissene Teil sah aus wie gekaut und wieder ausgespuckt, darauf lag die Lederjacke. Er nahm sie, kam zurück und warf sie Milo zu.

»Zieh das an.«

Zögernd sah der junge Mann ihn kurz an, dann faltete er seine Jacke auseinander und zog sie sich an, dabei bewegte er sich so steif wie jemand, der mit einer Waffe bedroht wurde. Dabei zielte nur eine Kamera auf ihn, doch er war nicht der erste, der vor der Linse derart nervös wurde.

Wieder leckte er sich die Lippen.

Nikolai fotografierte ihn, wie er sich die Jacke anzog, wie er dabei nach draußen in die Dämmerung blickte und wie er sich diesen formvollendeten Mund leckte.

Besser, dachte er, als er die Fotos schoss. Vor allem, als der junge Mann in seiner zu großen Lederjacke unterging. Besser, aber nicht perfekt.

»Fahr dir durchs Haar.«

Der Stricher öffnete den Mund, als hätte seine plötzliche Stimme ihn erschreckt, tat aber schließlich wie geheißen, wenn auch deutlich irritiert.

»Mehr.«

Er schoss weiter Fotos, während Milo den Kopf leicht nach vorne neigte und seine zurückgekämmten Haare mit den zarten Fingerspitzen lockerte.

Besser. Der Blick war noch der eines Rehs im Scheinwerferlicht, statt das dumpfe Sehnen, das Nikolai am Bahnhof aufgefallen war, oder das verführerische Glitzern der dreisten Jugendlichkeit, die diese blassgrünen Augen auszustrahlen wussten, wenn der Stricher sich sicherer fühlte als in diesem Moment.

So viele Facetten, so viele Gesichter einer einzigen Generation, dachte Nikolai fasziniert. Es war nicht mehr wie früher, die Kinder und Leute mit ihrer Eindimensionalität, die entweder taff oder schüchtern wirkten. Der Stricher war anders, er war der Verführer am Bahnhof, der abgestumpfte Streuner mit der Alkoholflasche und der Zigarette, das unsichere Reh im Brennpunkt der Aufmerksamkeit, der nervöse und eingeschüchterte Junge in fremder Umgebung.

»Sieh noch mal nach unten.«

Er tat es, aber zu steif, zu gespielt.

Nikolai machte trotzdem ein Foto, fing auch diese Facette von ihm ein, wollte alles festhalten, wollte alle Seiten beleuchten.

Der Stricher räusperte sich wieder, zupfte an dem T-Shirt, wusste nicht, wohin er blicken sollte. »Brauchst du… also brauch ich… keine Ahnung, macht man das nicht mit… Make up oder so?«

»Du meinst, du willst eine Visagistin?« Nikolai hob den Blick und sah ihm direkt in die Augen. Für einen Moment hielten sie sich fest, der intensive Augenkontakt fühlte sich für den Bruchteil eines Herzschlags wie ein kleiner Stromstoß auf der Haut an und Nikolai wusste nicht einmal, wieso.

»Nein, ich will dich so, wie du bist«, sagte er mit seiner üblich monotonen, geschäftigen Stimme, doch selbst er konnte den seltsam rauen Unterton heraushören. »Ich will dich echt und nichts von dir schattieren oder verfälschen.«

Milo legte neugierig den Kopf leicht auf eine Seite, nicht der Worte wegen, sondern weil auch er den feinen Unterton bemerkt hatte, und blickte ihn an wie eine Katze, die eine Schwachstelle entdeckt hatte.

Nikolai drückte den Auslöser.

»Es ist still«, meinte Milo dann. Er bevorzugte es, in Nikolais Augen zu schauen, statt in die Linse, doch dadurch wirkte er natürlicher, sicherer. »Hast du keine Musik oder so?«

Nikolai drückte noch einmal den Auslöser, obwohl der Stricher seinen Blick unvorteilhaft über die Kamera richtete, doch er hatte festhalten wollen, wie dieser ihn ansah. Erst dann ging er ein paar Schritte rückwärts, hielt den blassgrünen Blick fest, griff blind zu seinem Tab, das immer an der gleichen Stelle am Fernseher lag, hob es an und konnte, ohne darauf zu blicken, den Bildschirm entsperren. Im nächsten Moment leuchteten die LEDs hinter ihm auf und aus dem großen Boxen, die hinter ihm an der Wand standen, drang leise Musik.

Eine deutliche Belustigung zuckte in Milos Mundwinkeln, er zog eine Augenbraue hoch.

»Die Sexy-Playlist meines Ex«, erklärte Nikolai mit einem Achselzucken in der Stimme, warf das Tablet zurück und ging zur Kamera. »Ich höre selbst keine Musik.« Er wich dem Blick seines Gastes wieder aus und konzentrierte sich darauf, Fotos von ihm zu machen.

Milo spürte die Veränderung in der Stimmung natürlich sofort und seine Augen wurden dunkel vor Neugierde, als er Nikolai forschend betrachtete. »Welcher Mensch hört keine Musik?«

Die ungeheure Verständnislosigkeit in Milos Gesicht hielt Nikolai auf einem Bild fest. »Ich.«

»Das gibt es nicht.« Der junge Mann lachte kopfschüttelnd. »Du lügst! Meinst du, du bist interessanter, wenn du sowas erzählst?«, feixte er, doch dabei war offensichtlich, dass er nur davon ablenken wollte, dass die ganze Aufmerksamkeit ihm galt.

Nikolai hielt das Lachen fest, langsam taute Milo auf, wackelte auf dem Hocker hin und her, drehte sich nicht mehr unruhig oder nervös, nur ungeduldig. Jemand, der nicht stillsitzen konnte. Das Gespräch lenkte ihn ab, er wollte sich lieber unterhalten, als fotografiert zu werden, ignorierte die Kamera, blickte Nikolai so direkt an, dass der Blick aus seinen Augen auf der Haut prickelte.

»Manchmal höre ich klassisch«, gab Nikolai zu und schielte kurz zu ihm hinüber.

»Aha! Also doch. Siehst du, jeder hört Musik, es gibt keine Menschen, die keine Musik hören, selbst als wir noch in Höhlen lebten, haben wir Trommeln geschlagen!«

Beinahe hätte Nikolai schmunzeln müssen. »Ich höre sie in Konzerten«, erklärte er, während irgendein Typ aus den Boxen rumjaulte wie eine rollige Katze. »Ich mag es nur, wenn es live ist.«

Milo verzog das junge Gesicht, als wäre er angewidert. »Klingt spannend.« Er sah sich um. »So wie dein leeres Loft.« Er runzelte die Stirn. »Du hast nicht mal ein Buch oder eine Konsole, kann das sein? Was tust du den ganzen Tag hier?«

»Konsole?«

»Zum Spielen? Videospiele?«

»Ich könnte auf meinem Laptop spielen«, gab Nikolai zu bedenken.

Milo sah ihn mit neugewonnener Neugierde an. »Tust du?«

Ungerührt blickte er zurück. »Nein.«

Enttäuschung machte sich breit und Nikolai hielt sie fest.

Doch irgendetwas war noch nicht perfekt, etwas störte ihn noch. Genervt von sich selbst kam Nikolai wieder hinter der Kamera hervor, ignorierte die neugierigen blassgrünen Augen, die ihm überallhin folgten, und riss die Leinwand herunter.

»Geh zum Sofa.«

Wieder mit deutlich mehr Unsicherheit rutschte Milo vom Hocker. Während er zum Sofa ging und immer wieder über die Schulter blickte, räumte Nikolai den Hocker zur Seite, ebenso die Leinwand und stellte ein paar Scheinwerfer aus dem Weg, dann löste er die Kamera und nahm sie in die Hand.

»Setz sich vorne hin«, er deutete auf die Stelle am Fenster, »und leg den Arm auf die Lehne.«

»S…so?« Der Stricher wirkte sehr steif.

»Ja und jetzt schau nach draußen.«

Mittlerweile war es dunkel geworden, der Schneefall fast so dicht wie ein Vorhang, die dicken Flocken tanzten durch die Lichtkegel der Straßenlaternen, in der Ferne leuchteten die Lichter der Innenstadt.

Als Milo auffiel, wie spät es schon war und wie stark der Schneefall zugenommen hatte, blickte er für einen Moment mit einem undeutbaren Blick nach draußen. Teils erleichtert, teils besorgt. Nikolai hielt dieses »Ferne« in seinen Augen wieder fest, dann ging er auf ein Knie und wollte es von einem anderen Blickwinkel aufnehmen, doch seine Bewegung riss Milo aus seinen Gedanken und er sah ihn überrascht an. Doch auch das nächste Bild schien gelungen.

»Wie lange lebst du schon auf der Straße?«, fragte Nikolai, damit er sich wieder sicherer fühlte.

Milo sah nach draußen und zog die Mundwinkel flüchtig herab, als Zeichen seiner Grübelei. »Nicht so lange. Ein halbes Jahr.«

Nikolai stockte kurz. Es war sehr viel kürzer, als er erwartet hätte. Ging der menschliche Verfall so schnell voran? Er hätte auf drei oder vier Jahre getippt. »Dann kennst du den Winter auf der Straße noch gar nicht«, erkannte er und schoss weiter Fotos.

Nickend und wieder ferner mit den Gedanken sah Milo nach draußen. »Ja, aber bisher konnten wir immer irgendwo pennen. Manchmal steigen wir in Keller oder Bekannte lassen uns bei sich pennen.«

»Manchmal.« Es war keine Frage, Nikolai wiederholte das Wort nur und ließ es sich mit all seinen Folgen durch den Kopf gehen.

»Ja, oder wir gehen in Jugendherbergen oder Motels oder so, wenn wir bisschen Kohle haben«, erzählte der Stricher freimütig und warf ihm einen Blick zu, der schwer zu deuten war.

Wollte er auf armes, kleines Bürschchen machen?

Ihn locken?

Ihn anbetteln, mehr springen zu lassen?

»Ihr?«, hakte Nikolai nach und stand wieder auf.

Milo lehnte sich lässig zurück, wirkte plötzlich selbstbewusster, als er nickte. »Ja, Kumpels und ich eben.«

Verstehend nickte Nikolai. »Und ihr arbeitet auf dem Strich?«, fragte er, um ihn weiter abzulenken. Zumindest redete er es sich ein, doch es steckte auch eine deutliche Neugierde dahinter.

Milo sah einen Moment zu ihm auf, undeutbar. »Ja. Auf dem Strich.«

»Muss hart sein«, meinte er mit dem ihm stets fehlendem Mitgefühl in der Stimme. Für einen Moment senkte er die Kamera und sah auf den Stricher herab.

Dieser blickte noch immer ungerührt, aber neugierig zu ihm auf. »Es ist leichter, als vor der Kamera zu stehen«, gab er dann zurück und grinste.

Nikolai starrte nur auf ihn herab, verzog keine Miene und hob die Kamera wieder vor das Gesicht, bevor das freche Funkeln erlosch.

»Du stehst nicht gern im Mittelpunkt.« Eine Feststellung.

Milo senkte den Blick und zupfte am Sofapolster, als hätte er Fussel entdeckt, die nicht existent waren. »Ich bin es gewohnt, meine Kunden meistens nicht direkt ansehen zu müssen.«

»Du erniedrigst dich ja nicht für mich.« Nikolai fühlte sich, als müsste er sich rechtfertigen.

Milo schmunzelte zu ihm auf. »Ist es verrückt, wenn ich sage, dass ich das hier irgendwie erniedrigender finde als alles, was ich in einem Park gemacht habe? Sag mir, ich soll dir einen Lutschen, ich würde es lieber tun.«

Nikolai betrachtete sein plötzlich lauerndes Gesicht durch die sicherere Barriere der Kameralinse, dennoch sandten ihm die blitzenden blassgrünen Augen ein Prickeln über den Rücken. »Das ist nicht verrückt«, hörte er sich sagen, bevor er sich davon abhalten konnte.

Nun hatte er den Stricher doch überrascht, er legte den Kopf schief und blinzelte zu ihm auf.

Er schoss Fotos, während er sprach. »Das klingt für mich ganz normal. Sex ist dein Job, aber vor der Kamera stehst du vermutlich das erste Mal. Und offensichtlich mags du es nicht, im Mittelpunkt von etwas zu stehen, du versteckst dich lieber in deiner zu großen Jacke und lässt die Welt an dir vorbeiziehen, hoffend, sie möge dich nicht zu stark wahrnehmen. Mit Freiern ist das natürlich leichter, die interessieren sich nicht für dich per se, sondern nur für deinen Körper, deine Dienstleistung. Für sie bist du gesichts- und namenlos. Und das willst du auch sein.«

Nikolai hatte seinen Gast offensichtlich sprachlos gemacht, denn er starrte ihn so seltsam an und seine malerischen Lippen standen dabei leicht offen.

Dieser Mund… Nikolai machte eine Nahaufnahme des Gesichts. Ungewollt fragte er sich, ob er so warm und weich war und so lieblich schmeckte, wie er auf ihn wirkte.

Die Freier mussten Schlange stehen.

»Hast du deswegen erst abgelehnt?«, fragte er, um Milo wieder aus seiner Starre zu locken.

Der Stricher schüttelte sich kurz, um wieder aufzuwachen, er hob eine Augenbraue und wandte den Blick nach draußen. »Nein. Ja. So ähnlich«, speiste er ihn ab. Seine ganze Haltung wirkte bei dem Thema abweisend.

Nikolai fotografierte ihn erneut. »Zieh das Shirt aus und dann die Jacke wieder an«, trug er ihm auf.

Milo wandte ihm erst überrascht das Gesicht zu, doch dann zog er die Jacke schneller aus, als er sie angezogen hatte. Ohne den intensiven Blick von Nikolai zu lösen, zog er das T-Shirt aus und ließ es beinahe provokant auf den Boden fallen. Sein dunkles Haar stand nun ab, als er die Jacke wieder anzog. Ohne das Shirt wirkte sein Leib noch dürrer. Er besaß eine glatte und flache Brust, winzige, dunkle Nippel auf papierdünner Haut, deutlich zeichneten sich die Rippen darunter ab, lugten unter der Lederjacke hervor, doch der dunkle Blick in seinen Augen wirkte verrucht, die Nacktheit verlieh ihm fast so etwas wie Sicherheit.

Das Klicken der Kamera allerdings nicht.

Seine blassgrünen Augen zuckten von der Linse zu Nikolais Gesicht, wenn der die Kamera kurz senkte.

Herausfordernd drehte er sich plötzlich auf dem Sofa, nahm eine lockende Pose ein und leckte sich den sinnlichen Mund. »Besser so?« Es schien, als wollte er sagen »Ich habe es doch gewusst«.