New York - Ingrid Seemann - E-Book

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Ingrid Seemann

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Beschreibung

Nach langen Entbehrungen im Urwald von Komi kehren die Gefährtinnen in die normale Welt zurück. Jonas muss sich vorerst um seine Frauen kümmern. Aber so einfach, wie er es sich vorgestellt hat, ist es nicht... Er muss sich mit Aufenthaltsgenehmigungen der Frauen für Amerika herumschlagen und sich mit Diplomaten in Russland auseinandersetzen, weil sich drei seiner Gefährtinnen als Terroristinnen entpuppen! Dennoch muss es einen Weg aus dieser Misere geben! Er ist eng mit ihnen verbunden. Während sich die eine fröhlich in ihrer neuen Arbeit einfügt, ist die andere voller Aggression. Wie soll es weitergehen?

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Inhalt

Nach langen Entbehrungen im Urwald von Komi kehren die Gefährtinnen in die normale Welt zurück. Jonas muss sich vorerst um seine Frauen kümmern. Aber so einfach, wie er es sich vorgestellt hat, ist es nicht...

Er muss sich mit den Aufenthaltsgenehmigungen der Frauen für Amerika herumschlagen und sich mit Diplomaten in Russland auseinandersetzen, weil sich drei seiner Gefährtinnen als Terroristinnen entpuppen! Dennoch muss es einen Weg aus dieser Misere geben! Er ist eng mit ihnen verbunden. Während sich die eine fröhlich in ihrer neuen Arbeit einfügt, ist die andere voller Aggression. Wie soll es weitergehen?

Inhaltsverzeichnis

Konvoi

Ankunft

Identität

Ein neues Leben beginnt

Ein Ärger kommt selten alleine

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Arbeitseifer

Gute Neuigkeiten

Eroberung

Vergiftung

Wer ist es?

Geheimnisse

Gute Nachrichten

Epilog

Konvoi

Es ist endlich soweit. Die Frauen haben es sich in dem LKW, mit dem Sebastian gekommen ist, eng zusammen gedrückt. Mit den Decken und Seilen auf der Ladefläche und mit ihren eigenen Habseligkeiten, ist dieses ungemütliche Rumpeln erträglicher. Ängstlich und mit gemischten Gefühlen sehen sie einer ungewissen Zukunft entgegen. Jonas sitzt mit Sebastian im Führerhaus. Einzig ein Fahrer ist mitgekommen.

„Wie willst du sie zivilisieren? Du kannst sie nicht einfach irgendwo aussetzen und sich selbst überlassen! Sie sind hilflos wie Babys!“ Die Zweifel sind Sebastian ins Gesicht geschrieben. „Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Fliegen wir einfach mal nach Amerika! Ich bin froh, wenn ich wieder daheim bin!“ Sebastian klopft ihm auf die Schulter. „Ich bin froh, dich wieder zu haben, Kumpel!“ Sie sitzen schweigsam nebeneinander. Jonas weint dem Urwald keine Träne nach. Er sieht nach hinten, um sich zu vergewissern, dass es seinen Mädels gut geht. Sie scheinen zu schlafen. Gut. Dann formt sich eine Idee in seinem Kopf. Er könnte seine Gefährtinnen zu sich in sein Haus einladen, bis sie sich in der für sie ungewohnten Umgebung eingelebt haben. „Hör mal, Sebastian! Ich habe eine Idee! Die Mädels könnten vorerst bei mir im Haus unterkommen. Da können sie sich akklimatisieren und dann in eine eigene Wohnung umziehen. Da hätte ich auch so eine Vorstellung. Was ist mit dem Haus, das wir vor einigen Jahren ersteigert haben? Es ist ein Haus mit einigen Wohneinheiten, nicht wahr?“ Sebastian sieht Jonas skeptisch an. „Es muss renoviert werden! Mensch, das ist ja nicht einmal gut genug für einen Obdachlosen!“ „Dann machen wir das! Die Mädels können später dort einziehen und bezahlen Miete… ist ja nur fair, oder?“ „Ich weiß nicht… Es würde eine Menge Kohle kosten!“ „…die wir auch haben, oder nicht?“ „… und wie sollen die Weiber die Miete zahlen? Sie haben ja nicht einmal einen Job!“ Jonas grinst. „Sagtest du nicht, dass einiges an Personal fehlt?“ Sebastian beugt sich zu Jonas und flüstert lautstark. „Jonas! Wir wissen nicht, was die alles können! Wir brauchen Fachpersonal! Mensch, noch einmal!“ „Kein Problem! Wir finden schon etwas für alle!“ Sebastian verdreht die Augen. Er ist skeptisch.

Der LKW kommt vor einem kleinen Flughafen zum Stehen. „Ich suche den Piloten!“, meint Sebastian. „Wo sind wir?“ Aksinja guckt von hinten nach vorne in die Fahrerkabine. „Am Flughafen! Wir werden jetzt umsteigen. Dann geht es nach Hause! Gib deinen Mädels Bescheid. Aksinja verschwindet wieder. Jonas fährt sich mit beiden Händen über sein Gesicht. Was wird noch kommen? Werden sie ohne Probleme nach Hause kommen? Hoffentlich… Aksinja kommt wieder nach vorne. „Die Mädels sind bereit. Aber sie haben etwas Angst. Sie wissen nicht, was ihnen in Amerika erwartet!“ Jonas versucht sie zu beruhigen. „Keine Angst! Ich nehme euch alle mit zu mir. Ich habe ein großes Haus, wo ihr euch erst einmal von den Strapazen erholen könnt.“ „Kannst du das selbst den Mädchen sagen? Es würde sie wirklich beruhigen.“ Er nickt und folgt ihr nach hinten auf die Ladefläche.

„Jonas! Ich bin so froh, dass ich dich wieder sehe!“ „Ich habe Angst, Jonas!“ „Was passiert jetzt mit uns?“ Jonas merkt schon, dass es nicht so einfach sein wird, die Frauen zu besänftigen. Sie sehen einer ungewissen Zukunft entgegen. Jahrelang sind sie in dem Urwald gewesen, nur auf sich selbst gestellt. Viele Entbehrungen haben sie zu einem einsamen Leben verdammt. Da ist es nicht verwunderlich, dass sie ängstlich sind. „Mädels, ich habe beschlossen, dass ihr erst einmal in mein Haus kommt. Da werdet ihr so lange bleiben, bis ihr euch an das normale Leben draußen gewöhnt habt. Ihr könnt in meiner Firma arbeiten, oder ihr könnt einfach entspannen, so lange es notwendig sein wird. Keine Angst. Ich passe auf euch auf!“ Cara springt auf und krabbelt auf ihn zu. „Wirklich?“ Er lacht und umarmt sie. Sie ist ein sehr anschmiegsames Mädchen. Das hat er sehr bald erkannt. Oft sucht sie nach Nähe, die er ihr immer wieder gerne gewährt hat. Dann fragt er die anderen über den Kopf Caras hinweg. „Was wünscht ihr euch, wenn ihr da seid? Sagt es mir?“ Zuerst sind sie still. Sie scheinen nicht so recht zu wissen, was ihnen in den Jahren so entgangen ist. „Heißes Wasser!“ „Oh jaaa… das wäre schön!“ „Richtige Klamotten!“ „Schuhe!“ „Ein Kamm?“ Jonas ist geschockt. Das sind Sachen, auf die ein Mädchen niemals verzichten sollen müsste! Einfache Dinge… Er freut sich schon, wenn er ihnen diese einfachen Wünsche erfüllen darf und noch Vieles mehr. Er will sie richtig verwöhnen. Er räuspert sich. Sein Hals ist etwas belegt. Die seligen Augen vor ihm, lassen ihn schlucken. „Glaubt mir, ihr werdet alles bekommen, was ihr wollt!“ Dann wendet er sich ab. Er hat auch grundlegende Wünsche. Nur weiß er, dass er sie sicher bekommt.

„Das Flugzeug ist startklar, Sir!“ Wer jetzt mit ‚Sir‘ gemeint ist, ist Jonas nicht so richtig klar. Er weiß, dass er selbst dem Piloten wie ein Neandertaler vorkommen muss, zudem er ihn nicht einmal kennt. Dennoch beantwortet er mit einem „Geht klar!“ „Dann mal los!“, ist Sebastians Kommentar. Gemeinsam helfen sie den Frauen, die ihre spärlichen Gepäckstücke fest in den Händen halten, von dem Lastwagen hinunter. Der Pilot weist ihnen den Weg. Die Frauen warten aber, bis sie alle auf dem Asphalt der Landebahn stehen und laufen dann erst hinterher. Jonas hat Jannika an der Hand und Sebastian hält Florences Hand fest. „Kommt, ihr müsst hier die Treppe hoch!“ Aksinja geht voraus. Mit gemischten Gefühlen betritt sie den Bauch des Privatflugzeuges und wartet ab, bis alle hier sind. Jonas steht neben ihr. „Sucht euch einen Platz und schnallt euch an! Es geht gleich los!“ Wie auf Kommando startet das Grollen der Motoren. Ein Mann schließt die Kabinentüren und eilt wieder nach vorne. Das Flugzeug bewegt sich. Die Vibration macht die Frauen unsicher. Wie wird das Leben da draußen werden? Sie sind jetzt auf Jonas angewiesen. Er hat ihnen versichert, dass sie bei ihm bleiben dürfen.

Der kleine Jet fährt auf seinen zwei Rädern in Startposition. Dann hält er kurz inne. Die Motoren heulen auf. Der Lärm ist ohrenbetäubend. Die Maschine rollt langsam an und wird immer schneller. Die Frauen werden in ihre Sitze gedrückt. Cara schreit leise auf. Sie hat mächtig Angst und greift hektisch nach Eiras Hand. Die Nase des Flugzeugs hebt an und sie steigen immer höher. Der Boden entfernt sich rasend schnell. Bald haben sie die nötige Flughöhe erreicht und das Flugzeug stabilisiert sich. Die Frauen atmen erleichtert auf. Eine hübsche Frau in einer Uniform kommt in die große Kabine herein. Sie trägt ein Tablett mit einigen Bechern mit Saft von verschiedenen Farben. „Was ist das?“, fragt Jannika misstrauisch. „Wenn sie wollen, können sie zwischen Himbeere, Ananas und Traubensaft wählen.“ Jannika nimmt Traubensaft. Es schmeckt ihr und versucht noch einen von dem Tablett zu stibitzen. Die Stewardess reicht ihr lächelnd einen zweiten Becher. Aksinja ist froh, dass sie sich momentan nicht um ihre Gefährtinnen sorgen muss. Jonas hat sich um alles gekümmert. Sie lächelt ihm zu. Sie ist ihm sehr dankbar dafür. Die Verantwortung um ihre Gefährtinnen ist groß gewesen. Was wird die Zukunft bringen? „Wollen die Damen vielleicht ein Glas Champagner?“, bietet die Stewardess an. „Äh…?“ „Natürlich werden wir Champagner trinken, nicht wahr meine Gefährtinnen? Lasst uns auf ein neues Leben anstoßen!“, freut sich Jonas. Er will sie alle etwas lockerer sehen. „… und bringen sie uns bitte etwas zu essen. Wir sind alle hungrig!“, fügt er hinzu. Florence nickt zustimmend. „Ja, bitte! Ich habe großen Hunger!“ Sebastian ist von der kleinen Französin angetan. Er freut sich schon darauf, wenn er sie frisch gewaschen sieht. Er ahnt, dass sich da ein Juwel darunter verbirgt.

Es dauert ewig lange, bis sie endlich am Zielflughafen ankommen. Wieder wartet ein größeres Fahrzeug auf sie. Aber es ist viel komfortabler als der Lastwagen! Die Frauen kommen aus dem Staunen nicht heraus. Sie sind diesen Luxus nicht gewöhnt. Warme Ledersitze lassen sie wohlig aufseufzen und getönte Scheiben schützen sie vor der Außenwelt. Sie fangen an, ihre Scheu zu überwinden. Überhaupt haben die Flasche Champagner ihre Zungen gelöst. Sie lachen und plaudern durcheinander. Immer wieder zeigen sie aus dem Fenster und staunen über besondere Gebäude, oder Menschen, die ungewöhnlich aussehen. Alles ist anders! Alles ist bunt! Alles ist außergewöhnlich! Sie lehnen sich erschöpft zurück. Es ist zu viel. Bald verstummen sie und schlafen schließlich ein. Auch Jonas ist müde. Die erste Reaktion seiner Gefährtinnen hat ihn höchst amüsiert. Aber er muss sich selbst eingestehen, dass er auch wunderlich geworden ist. Die lange Abwesenheit seinerseits hat ihn anscheinend auch etwas entwöhnt. Er wird die ersten Tage genießen, als wären es die ersten, die er in einer neuen Welt verbringt und schläft auch ein.

Sebastian, der vorne beim Chauffeur sitzt, weist diesen an, wohin er fahren muss. Der Chauffeur ist neu. Sebastian hat das gesamte Personal des Fuhrparks gekündigt. Sie alle waren nicht mehr vertrauenswürdig, nachdem sie immer wieder gegen den CEO geklatscht haben. Sie haben nicht mehr an ihren Boss geglaubt. Jetzt hat er gerade einmal einen Chauffeur gefunden, der sich bereit erklärt hat, führ ihn zu arbeiten. Der junge Mann wird total überfordert werden, wenn er Jonas und Sebastian gleichzeitig gerecht werden soll. Er seufzt. Sie brauchen wirklich dringend mehr Personal!

Ankunft

Endlich! Sie erreichen das große Anwesen von Jonas. „Jonas! Hey… aufwachen! Wir sind da!“ Jonas öffnet missmutig die Augen. Er hat geträumt… von einem Mädchen. Aksinja… sie ist gerade nackt aus dem Wasser gestiegen… Mmh…?“ Ach ja. Sein Haus… mein Haus! Jonas‘ Blick schweift über die hohen Mauern. Lange Zeit ist er nicht mehr hier gewesen. Irgendwie scheint es ihm fremd geworden zu sein. Sebastians Stoß in seine Rippen bringt ihn zurück in die Gegenwart. Sein Blick fokussiert sich. „Mädels, wir sind da!“ Das Fahrzeug bleibt vor dem Tor stehen. Ein älterer Mann kommt heraus. „Antonie!“ Jonas steigt erfreut aus und eilt dem Mann entgegen. „Ich freue mich ja so…!“ Jonas umarmt enthusiastisch den Mann. „Mein Herr!“ Antonie wischt sich unauffällig eine Träne von den Augen. Dann schnäuzt er sich gewaltig in sein Taschentuch. Jonas lacht. „Sag Jonas zu mir!“, fordert er lachend Antoine auf und klopft ihm nachsichtig auf die Schulter. Antonie lässt sich seinen Schock nicht anmerken. Starr vor Schreck nimmt er die Verwahrlosung seines Herrn wahr! Wo war er nur? Er hat sich große Sorgen um ihn gemacht. Er hatte schon den Medien geglaubt, dass er tot sein könnte! Er war spurlos verschwunden. Natürlich hat er von dem Verdacht des Mordes gehört, aber kein Wort davon geglaubt. Sein Herr ist ein ehrlicher, rechtschaffener Mann, der hart arbeitet. Nun freut sich Antonie so sehr, dass er wieder da ist. Er wird ihn wieder aufrichten, jawohl!

Jonas dreht sich um. „Aksinja, Olga, … kommt alle her!“ Zögerlich steigen die Frauen nacheinander aus. Sie kommen zu Jonas und bleiben, total verunsichert, hinter ihm stehen. „Darf ich vorstellen? Das sind Aksinja, Olga, Irina, Eira, Jannika, Cara und Florence! Mädels das ist Antonie!“ Antoine nickt ihnen ernst zu. Die Mädchen stehen geschockt da. Das imposante Haus und der würdige, vornehme alte Herr machen ihnen Angst. Die Frauen sehen aus wie Jonas. Verwahrlost, verdreckt und angsterfüllt! Mein Gott! Was müssen diese Geschöpfe alles durchgemacht haben, denkt sich der alte Mann. Er vergisst seine altehrwürdige Stellung als Butler und nimmt das seiner Meinung jüngst aussehende Mädchen an der Hand und zieht es mit sich in das Haus. Den anderen winkt er und ruft ihnen zu. „Meine Damen, ich bitte Sie, mir zu folgen!“ Cara, die an Antonies Hand in das Haus geleitet wird, hat ihn sofort in ihr Herz geschlossen. Vertrauensvoll lässt sie ihn gewähren. Er führt sie in eine große Eingangshalle und bleibt mit ihr stehen. „Wohin darf ich die Damen erstmals bringen?“ Jonas reibt sich den Nacken. Er braucht dringend ein Bad. „Ich denke, dass wir alle ein Bad brauchen, Antonie! Bring uns in die Wohlfühloase des Hauses und veranlassen Sie, dass für die Frauen Zimmer bereitstehen!“ „Jawohl, Herr Jonas!“ Antonie beugt sich leicht vor und zieht Cara resolut mit sich. Die anderen folgen ihnen und sie betreten eine riesige Halle mit einem riesigen Wasserbecken, was die Frauen als erstes zu sehen bekommen. „Wow!“, Irina ist beeindruckt. Die Frauen rücken zusammen. Sehnsüchtig blicken sie auf das Becken, das wie durch ein Wunder zu sprudeln anfängt.

Jonas lächelt. „Auf was wartet ihr noch?“ Er reißt die dreckigen Lumpen von seinem Körper und springt rennend und grölend in das verlockende Nass. Tief taucht er unter und schwimmt mit langen Zügen auf die andere Seite weitab von den anderen und taucht wieder auf. Irina und Olga tun es ihm gleich. Sofort laufen sie schreiend und ebenso nackt in das temperierte Wasser und springen übermütig darin umher. „Mädels! Kommt herein! Es ist warm und doch erfrischend!“ Florence, die schon sehnsüchtig danach geschielt hat, ist als nächste dran. Leise lächelnd steigt sie genussvoll die Treppe hinein. Immer wieder taucht sie die Arme ein und überspült ihren müden Körper. „Ist das gut!“, seufzt sie. Nicht lange und der Rest der Frauen sind nackt und voller Freude lachend, im Wasser. Antonie ist zuerst etwas pikiert. Nackt, laut lärmend, und ohne Scheu sind sie seinem Herrn hinterher. Aber was soll’s? Er freut sich sehr über die ungekünstelte Freude der Menschen und geht in den hinteren Teil der Halle. Dort warten schon, die im Vorfeld von Sebastian bestellten Bademäntel und legt sie nun auf jede einzelne Liege, die vor dem Wasserbecken stehen, drauf.

Aksinja taucht mehrmals unter. Ihr langes blondes Haar breitet sich immer wieder auf der Wasseroberfläche auf. Auch die anderen lassen es sich auf die eine oder andere Weise gutgehen. „Das ist alles deins?“, fragt Jannika den Mann, der sie alle in diese Wunderoase geführt hat. Jonas nickt. „Dort hinten gibt es eine Sauna! Seid ihr bereit?“ Bereitwillig lassen sie sich auf das nächste Abenteuer ein. Eine Sauna? Sie folgen Jonas und betreten die vorgeheizte Kammer. Er reicht ihnen allen ein Handtuch, auf das sie sich setzen können und schließt schließlich die Tür hinter ihnen. Er platziert sich ganz nach oben und beobachtet genauestens die Frauen. Er will auf keinen Fall, dass sich jemand unwohl fühlt.

„Wie geht es euch?“ „Gut!“ Olga rekelt sich. Sie und Irina scheinen die Situation hinzunehmen, wie sie ist und sie auch in vollen Zügen zu genießen. Die anderen nicken noch etwas verhalten. „Ich bin müde!“ Cara spricht den meisten aus dem Herzen. „Ja…“ Jonas versteht es. Bevor er den geplanten Aufguss machen will, meint er zu ihnen: „Draußen gibt es für jeden von euch einen Bademantel! Zieht euch einen über und legt euch auf die Liegen! Da könnt ihr euch entspannen. Schlaft ruhig. Hier passiert euch nichts! Vertraut mir!“ Jannika, Aksinja folgen Cara und nehmen das Angebot von Jonas gerne an. Dann macht Jonas einen Aufguss. Die übrigen Frauen stöhnen wohlig auf. Die verstärkte Hitze dringt ihnen in die tiefsten Poren. Schweiß reinigt ihren Körper. Sie fühlen sich gestärkt. Nach einer Abkühlung in einem separaten kleinen Becken, gesellen sie sich zu den drei Frauen auf den Liegen, die schon längst eingeschlafen sind. Jonas betrachtet die Frauen, die entspannt in den Liegen eingedöst sind. Er muss sich wirklich um sie kümmern. Noch sind sie schutzbedürftig. Fürsorglich deckt er jede einzelne mit flauschigen Decken zu. Dann geht er auf die Suche nach seinem Butler.

„Wir werden Hunger und Durst haben! Kannst du dafür sorgen?“ „Sehr wohl, Herr Jonas! Ich gebe in der Küche Bescheid! Vielleicht brauchen die Damen Kleidung, einen Friseur und eine Massage? Die Zimmer werden in einer Stunde fertig sein. Ich habe mir erlaubt, Zweibettzimmer und ein Dreibettzimmer bereitzustellen.“ „Danke Antoine! Die Frauen werden es zu schätzen wissen! Für die Dienstleistungen ist es vielleicht heute zu früh. Morgen wäre es besser, wenn sie sich ausgeruht und etwas eingewöhnt haben!“ Antoine entfernt sich ehrerbietig und Jonas kehrt wieder zu den Gefährtinnen zurück. „Wo warst du?“ Aksinja ist besorgt. Sie fühlt sich unzulänglich. Hier kann sie keine Entscheidungen treffen. Sie ist auf Jonas angewiesen. „Du bist schon wach?“ „Ich konnte sowieso nicht schlafen!“ „Antoine bringt nachher etwas zu essen und eure Zimmer werden bald fertig sein!“ Aksinja nickt. Sie weiß nicht, wie sie mit dieser Großzügigkeit umgehen soll. Bisher war sie es, die ihre Gefährtinnen versorgt und sie angeleitet hat.

„Wie geht es weiter?“, fragt sie. Jonas nimmt sie zur Seite. Sie nehmen auf einer Bank etwas abseits Platz. „Antoine besorgt euch passende Kleidung. Er wird für morgen einen Frisör und Masseure hierher bestellen. Dann könnt ihr euch frei bewegen. Mein Anwesen hier ist sehr weitläufig. Ihr könnt euch hier bewegen wie es euch gefällt. Wenn ihr euch stark genug fühlt, dann könnt ihr auch in die Stadt. Vielleich will die eine, oder andere auch schon arbeiten? Das wird die Zeit bringen. Ich dachte an keinen bestimmten Zeitplan. Es kommt, wie es kommt. Ihr bestimmt, wie schnell es geht.“ Aksinja nickt. „… und wir können so lange hier bleiben, wie es uns gefällt?“ Jonas nickt. „Aber sicher! So lange ihr es braucht!“ „Danke!“ Sie bedankt sich mit einem scheuen Küsschen auf seine Wange. Jonas, wäre nicht er, wenn er nicht blitzschnell seinen Kopf wendet und ihre Lippen mit seinen einfangen würde. Mit einem überraschen kleinen Schrei zuckt sie kurz zurück und sieht ihn ernst an. Dann erst legt sie die Arme um seinen Nacken und küsst ihn mit all ihren unterdrückten Gefühlen. Der Kuss dauert an. Die Intensivität wird stärker. Zungen begegnen sich. Ihre Körper drücken sich gegeneinander. Seine Hände krallen sich schon fast schmerzhaft in ihre Pobacken und ziehen die Frau auf seinen Schoß. Seufzend ruckelt sie sich zurecht und regt ihn so noch mehr auf.

„Was macht ihr da?!“ Florence steht da und reibt sich mit dem Handrücken über ihre Augen. Gähnend übergibt sie sich ihren Empfindungen und sieht schließlich die beiden vor ihr neugierig an. Wie ein kleines Kind verlangt sie die Aufmerksamkeit Aksinjas und Jonas‘. „Florence! Was machst du da?“, japst Aksinja und versucht sich von Jonas zu lösen. Aber er denkt nicht daran und hält sie, mit einem Arm um ihre Taille geschlungen, fest. „Ich bin aufgewacht. Ich habe Hunger!“ „Antoine bringt gleich was! Läute kurz einmal!“ Jonas zeigt ihr die Klingelschnur in der Ecke und Florence tätigt sie. Antoine lässt sie nicht lange warten und lässt einige Hausmädchen mit Servierwägen vorangehen.

Verschiedenste Düfte lässt sie das Wasser im Munde zusammen fließen. Freudig sieht Florence dem Konvoi von metallenen Servierwägen entgegen und kommt ihnen neugierig nahe, als sie endlich der Reihe nach aufgestellt werden. „Meine Damen, das Buffet ist eröffnet!“ Antoine ganz der Butler, nimmt einen Teller zur Hand und sieht fragend zu Florence. „Was darf ich ihnen servieren, meine Liebe?“ Florence sieht unschlüssig aus. Sie ist an nacktes ungewürztes Fleisch auf einem Spieß über dem Feuer und Blätter und Beeren aus dem Wald gewöhnt. Aber diese Vielfalt an Speisen kennt sie nicht mehr. „Hast du Fleisch?“ „Natürlich! Hier ist Huhn, Pute, Rind und Lamm! Soße? Gemüse? Reis? Salat? Was möchten Sie gerne?“ Er sieht sie abwartend und wohlwollend lächelnd an. Sie ist wie ein kleines Mädchen, das vor einer schier unlösbaren Aufgabe steht. „Huhn! Das Gemüse sieht gut aus! Ja… Danke!“ „Gerne können Sie später noch etwas anderes probieren!“ Antoine gibt von dem Gewünschten kleine Portionen. Florence nimmt den Teller und geht zu dem soeben gedeckten Tisch hin und fängt an zu essen. Es schmeckt wirklich gut! Lecker!

Bald springt sie wieder auf und stellt sich hinter Cara an. „Das Huhn ist gut!“ Cara nickt. Antoine strahlt über das ganze Gesicht, als die noch hungrige Florence wieder vor ihm steht. „Was darf es jetzt sein, meine Liebe?“ Florence kichert. „Ich heiße Florence!“ „Florence… ein hübscher Name für eine hübsche Frau!“, schmeichelt er. Dann bedient er sie wieder nach ihrem Wunsch. Er lächelt. Amüsiert sieht er ihnen beim Essen zu. Hin und wieder bedient sich eine von ihnen selbst am wohlriechenden und wohlschmeckenden Buffet. Die Mädels sind jetzt allesamt zufrieden und reiben sich den Bauch. „Das war sehr gut, Antoine!“ Aksinja ist extra zu dem alten Mann gegangen und umarmt ihn herzlich. Die nächste Zeit wird nicht langweilig. Erfreut kommt er zu der Erkenntnis, dass die Damen wirklich allesamt nett und bescheiden sind. Er freut sich auf die Zeit mit ihnen. „Wir haben für morgen noch eine Überraschung für euch geplant!“ Jonas sieht in die neugierigen Gesichter. „Antoine und ich glauben, dass euch eine Massage und eine neue Frisur gefallen würde? Was meint ihr dazu?“ Die Mädels starren ihn an. „Ein Masseur? Das könnte mir gefallen!“, meint Irina anzüglich. Jonas lacht. Er wird dafür sorgen, dass auch ein männlicher Masseur ins Haus kommen wird und nickt lachend. „Ich könnte mir die Haare abschneiden lassen, was meint ihr?“ plant Eira ihre Frisur. „Ja, vielleicht. Ein neuer Haarschnitt wird uns guttun. Ein neuer Schnitt für ein neues Leben!“ „Ja… du hast recht, Cara!“ Sie lachen und planen weiter. Jonas und Antoine sehen sich zufrieden an. Sie haben voll ins Schwarze getroffen!

Nach einem langen Aufenthalt, bis in die späte Stunde hinein, sind sie endlich soweit, dass sie ihre Zimmer aufsuchen wollen. Sie sind froh, dass sie nicht ganz alleine übernachten müssen. Dennoch fallen sie todmüde in die Betten und schlafen augenblicklich erschöpft ein.

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