Spiel mit mir! - Ingrid Seemann - E-Book

Spiel mit mir! E-Book

Ingrid Seemann

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Beschreibung

Sein ganzer Frust, den er hinunter geschluckt hat, bricht jetzt qualvoll aus ihm hervor. Sein jugendliches schönes Gesicht verzerrt sich in ein gebrochenes aschfahles Antlitz. "Es tut sooo weh..." Er greift sich an seine Brust - nahe des Herzens. "Wir hatten eine so schöne Zeit! Was hat er, was ich nicht habe?! Sag mir das!" Anastassja bricht in Tränen aus. "Oh Alexander! Ich kann nichts dafür. Ich liebe Dich und ich liebe auch Vladimir! Die ganze Zeit schon. Ich weiß nicht was ich tun soll!" Sie umarmen sich gequält, aufgrund der beschissenen Situation. Lange Zeit kleben sie verzweifelt aneinander."Warum bist du dann nicht bei ihm?" "Ich weiß es nicht. Ich bin zu jung für ihn! Er mag mich nicht." "Oh nein, er verzehrt sich nach Dir! Ich sehe es jedes Mal, wenn ich Euch beide sehe!""Wirklich? Ach Alexander! Aber mein Herz schlägt auch für Dich, Alexander! Ich will Dich nicht verlieren!" Herzzerreißend fängt sie an zu schluchzen. Er hievt sich hoch und nimmt sie fest in die Arme. Sie schmiegt sich tröstend hinein. Aber sie kann nicht aufhören zu weinen. Alexander hat damit zu tun, dass er nicht losheult.

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Spiel mit mir!

Spiel mit mir!InhaltEinladungNicht so laut!Das SchulfestDas TurmzimmerDer erste EinkaufJoe’s BistroNächtliches AbenteuerSex GeschichtenIm ZooSpiel mit mir!HarmonieBack To SchoolManches ändert sich nie!Wer ist der bessere Spieler?Was ist mit Anastassja?VisionenVersprechenAleksejVeränderungenHilf mir!NachwehenDie PartyIch bin noch nicht soweit!Wo ist Anastassja?AutorinVorschauImpressum

Spiel mit mir!

Die dritte Generation

Roman

3. Teil

Inhalt

Sein ganzer Frust, den er hinuntergeschluckt hat, bricht jetzt qualvoll aus ihm hervor. Sein jugendliches schönes Gesicht verzerrt sich in ein gebrochenes aschfahles Antlitz. „Es tut sooo weh…“ Er greift sich an seine Brust - nahe des Herzens. „Wir hatten eine so schöne Zeit! Was hat er, was ich nicht habe?! Sag mir das!“ Anastassja bricht in Tränen aus. „Oh Alexander! Ich kann nichts dafür. Ich liebe Dich und ich liebe auch Vladimir! Die ganze Zeit schon. Ich weiß nicht was ich tun soll!“ Sie umarmen sich gequält, aufgrund der beschissenen Situation. Lange Zeit kleben sie verzweifelt aneinander.

„Warum bist du dann nicht bei ihm?“ „Ich weiß es nicht. Ich bin zu jung für ihn! Er mag mich nicht.“ „Nein, er verzehrt sich nach Dir! Ich sehe es jedes Mal, wenn ich euch beide sehe!“ „Wirklich? Ach Alexander! Aber mein Herz schlägt auch für Dich, Alexander! Ich will Dich nicht verlieren!“ Herzzerreißend fängt sie an zu schluchzen. Er hievt sich hoch und nimmt sie fest in die Arme. Sie schmiegt sich tröstend hinein. Aber sie kann nicht aufhören zu weinen. Alexander hat damit zu tun, es ihr nicht gleich zu tun.

Sämtliche Figuren, Firmen und Ereignisse dieses Romans sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit echten Personen, lebend oder tot, sind rein zufällig und von der Autorin nicht beabsichtigt!

Einladung

Alexander holt Anastassja von ihrem Trakt ab. Normalerweise dürfen Jungs nicht in den Trakt der Mädchen. Bei Anastassja verhält es sich anders. Sie wohnt mit ihrem Zwillingsbruder Aleksej in einem großen, durch eine Mauer geteilten Zimmer. Beide Räume sind durch einen kleinen Vorraum begehbar. Ihr Zimmer trennt den Jungen und Mädchen Trakt. So fällt es nicht weiter auf, wenn Alexander zu ihr gehen will. Doch längst weiß die ganze Schule, wie es sich wirklich verhält und wird toleriert, solange sich keiner darüber beschwert. Zudem die Eltern der Zwillingsgeschwister die größten Sponsoren der Schule sind. Da macht man wegen dieses kleinen Vergehens kein Aufhebens.

„Hi! komm mit. Wir gehen hinaus. Ich möchte mit Dir sprechen.“ Alexander nimmt Anastassja bei der Hand. Sie sind schon seit der ersten Klasse in dieser Schule zusammen. Anfangs war er fast immer, in Vertretung ihres Bruders, ihr Begleiter.

Sie ist hyperaktiv. Sie läuft, ohne weiter nachzudenken, einfach irgendwo hin und findet dann nicht mehr alleine zurück. Sie hat sich in der Schule oft verirrt. Wenn ihr Begleiter kurz von ihr weg geschaut, oder sich mit jemand anderen unterhalten hat, ist es vorkommen, dass sie einfach so, unbemerkt weggegangen ist. Oft ist sie auch vor das Tor gelaufen und die Freunde hatten Mühe, sie wieder zu finden. Zum Glück hat sie ihr Handy immer dabei, um sie orten zu können.

Ihr fallen ständig spontane Dinge ein, wie ein kleiner Kuss, wenn sie Lust darauf hat – auch wenn sie mit dem Jungen oder Mädchen eigentlich gar nichts zu tun hat. Sie schreit vor Freude mitten im Unterricht auf, oder schimpft laut drauflos, wenn ihr etwas gegen den Strich geht.

Aleksej hatte schon in ihrem Elternhaus seine liebe Not mit ihr. Seine Eltern hatten gedankenlos die Verantwortung über ihre überaktive Tochter bald an ihn abgegeben. Dadurch, dass sie Zwillinge sind, ist die mentale Verbindung sehr groß und deshalb weiß er instinktiv, wie er sie bändigen konnte.

Im Internat hat er von Anfang an gute Freunde gefunden, die sich gerne abwechselnd um Anastassja gekümmert haben. Sie haben sie in den Unterricht begleitet, wenn sie in dieselbe Klasse mussten. Sie haben gerne mit ihr gelernt, weil sie ein sehr intelligentes Mädchen ist und sie auch von ihrem wachen Geist profitiert haben. Aber letztendlich haben Alexander und Anastassja sich gefunden und die anderen waren nur mehr für den Notfall einsatzbereit, was sehr selten vorgekommen ist.

Nun gehen sie vor das Tor und er führt sie zur Gartenbank. Er ist nervös. Er weiß nie, wie sie auf Neuigkeiten, oder unbekannte Situationen reagieren wird. „Also…Na ja…“ „Was hast du Alex? – Sieh mal! Dort hoppelt ein Hase! Wie süüß…“ Sie springt auf und zeigt voller Freude auf das verschreckt davon laufende kleine Tier. „Hast du das gesehen?!“ Alexander schaut in ihre leuchtenden rehbraunen Augen und ist von den Farbschattierungen fasziniert.

Sie hat große rehbraune Augen und natürliche lange schwarze Wimpern. Ihre Haare sind lang und gelockt und von einem natürlichen Glanz. Alexander streichelt immer wieder gerne und oft, ohne nachzudenken, durch die seidige, kastanienbraune Pracht.

„Äh…was ich sagen wollte. Anastassja...hörst du mir überhaupt zu?“ Er greift nach ihrer Hand und zieht sie wieder neben sich auf die Bank. „Natürlich Alex! Was wolltest du eben noch mit mir besprechen?“  „Was ich Dich fragen wollte…willst du in den Ferien für ein, zwei Wochen zu mir nach Hause kommen? Meine Eltern würden Dich gerne näher kennen lernen.“ Er sieht sie unsicher an. Sie denkt nach. Er kann spüren, wie es hinter ihrer Stirn arbeitet. Was kommt jetzt? Wie wird sie reagieren? Er beobachtet sie genau. Sie ist, wie schon erwähnt, unberechenbar.

Fröhlich lacht sie auf. „Ich freue mich auch, Deine Eltern wieder zu sehen! Joe ist auch ganz lustig!“ Joe ist lustig?! Alexander schüttelt den Kopf. Sein Patenonkel ist cool, aber nicht lustig! „Ich muss Aleksej fragen! Komm, wir suchen ihn jetzt!“ Schon hüpft sie auf. Sie hat eine Mission zu erfüllen und niemand kann sie davon abhalten.  „Was ist mit Deinen Eltern?“ „Wenn Aleksej einverstanden ist, sind es Mama und Papa auch!“, kichert sie.

Er wollte noch gerne mit ihr hier sitzen bleiben. Es scheint die Sonne und es ist an der Mauer angenehm warm. Er ergreift ihre ausgestreckte Hand und lässt ihr ihren Willen. Wenigstens hat sie die Einladung ganz gut aufgenommen. Jetzt müssen sie noch ihren Bruder auf ihre Seite bringen. Er weiß, dass die Familie der Zwillinge sehr beschützend ist. Sie sind reich und immer auf der Hut vor kriminellen Personen, die ihre Kinder entführen könnten. Der Aufenthalt der beiden an dieser Schule ist noch nicht an die Öffentlichkeit gedrungen. Hier droht keine Gefahr.

Sie finden Aleksej beim Billard spielen im Gemeinschaftsraum. „Aleksej! Aleksej! Ich fahre mit Alexander nach Hause!“ Sie ist gerade durch die Tür hineingeschneit und schreit es durch den ganzen weiten Raum hindurch. Es ist ihr egal, ob andere es hören können.

„Jetzt nicht Ana! Ich muss mich konzentrieren!“, wiegelt der Bruder ab. „Aber es ist wichtig!“ Sie lässt nicht locker. Inzwischen steht sie dicht hinter ihm und lässt ihm kaum Platz für die Queue, die er gerade zum Stoß ansetzen will. „Mach Platz! Du störst!“, tadelt Aleksej. „Komm, lass Deinen Bruder fertig spielen! So dringend ist es nicht!“ Alexander zieht die schmollende Freundin zur Seite. Sie finden Verena und Nora am anderen Ende des Raumes. „Stellt Euch vor, Alexander hat mich gefragt, ob ich in den Ferien mit zu ihm nach Hause kommen will!“, plaudert sie gleich drauflos. „Jetzt weiß es bestimmt die ganze Schule! Nur wir nicht, weil wir noch keine Erlaubnis von Deinen Eltern haben!“, meint Alexander lakonisch und verdreht die Augen. Verena und Nora kichern.

„Was höre ich da? Du willst mit Alexander wohin fahren?“ Aleksej steht mit hochgezogenen Augenbrauen vor seiner Schwester. Ihr Zwillingsbruder ist ein stolzer junger Mann. Er ist größer als sie und seine Augen und seine Haare sind fast schwarz. Jetzt muss er sich erst einmal um seine Schwester kümmern. Inzwischen weiß er sehr gut, dass er keine Ruhe haben wird, wenn sie nicht ihre dringenden Sorgen los haben wird. Er ist seiner Schwester gegenüber sehr beschützerisch, aber er liebt sie mit seinem ganzen Herzen.

„Ja Bruderherz! Stell dir vor, wir werden in der Stadt wohnen! Das wird ja sooo aufregend!“ Anastassjas Augen leuchten. Sie hat immer auf dem Land gewohnt und das Internat befindet sich weit weg von der nächsten Stadt entfernt.

Einzig Aleksej weiß von den Gefahren, die auf Anastassja zukommen werden, wenn sie mit Alexander in der Stadt wohnen wird und er ahnt, dass er seine Schwester schwerlich von ihren Wünschen abbringen kann. Aber er vertraut Alexander. „Ich rufe heute Abend Papa an! Das muss organisiert werden!“

Dann nimmt er sein Spiel mit seinen Freunden wieder auf.

Nicht so laut!

Am nächsten Morgen beim Frühstück ist das einzige Thema, das anstehende Schulfest. Nur Florian, der Morgenmuffel, beteiligt sich nicht am Gespräch, obwohl er mit Nora an der Organisation beteiligt war. Stillschweigend isst er seine Honig Semmel und reagiert nicht auf die Anderen - nicht einmal auf seine Freundin Nora. Aber sie tauscht sich sowieso mit Verena, Aleksejs Freundin und Anastassja aus.

„Morgen ist unser Schulfest! Ich bin ja sooo aufgeregt.“ Anastassja reißt die Fäuste in die Luft, um ihre Vorfreude kundzutun. Dabei stößt sie einen sehr lauten Schrei aus, was vor allem Florian und andere Morgenmuffel aus der Umgebung ihres Tisches, zusammen zucken lässt. „Nicht so laut!“, nörgelt Florian gequält. „Entschuldigung!“ Anastassja ist ein sehr mitfühlendes Mädchen.

„Ich bin gespannt wie viele Leute kommen werden.“, meint Nora „Wir haben exakt fünfhundert Karten ausgeschickt, nicht wahr Florian?“ Sie bekommt keine Antwort. Aber sie hat auch keine erwartet.

„Ihr habt eine tolle Einladungskarte kreiert! Wer hatte die Idee?“ „Ich hatte die Idee und sie auch gezeichnet. Florian hat auf dem Computer den Rest gemacht. Wir hatten, ohne Kritik, sofort die Erlaubnis der Direktion, sie zu vervielfältigen und abzuschicken! Stellt Euch das vor!“ Nora stupst Florian an, damit er bestätigt. „Hä…?“ Florian hat offensichtlich nicht zugehört, was die Mädels nicht weiter stört.

„Gib das sofort her! Ich habe das von Seb bekommen!“ Der Lärm, einige Tischreihen weiter, lässt die Blicke auf sie richten. Zwei Mädchen von der ersten Klasse streiten sich um etwas. „Sebastian! Sag es ihr!“ „Mädels, warum streitet Ihr?“ Sebastian, der ein Bruder von Florian ist, ist im Begriff aufzustehen, um die Zwistigkeiten von den Mädels zu regeln. Aber sein Zwillingsbruder Michael hält ihn auf. „Lass sie!“ Grinsend amüsieren sie sich über die Zankerei.

„Auch das noch!“, gequält zieht Florian den Kopf ein. Er kennt seine Brüder. Sie ziehen die Mädels wie die Motten an. Immer gibt es ein Gerangel um die Zwillingsbrüder und sie genießen das noch! Igitt! „Es geht mich nichts an! Es geht mich nichts an!“, denkt er sich ein ums andere Mal.

Bis das eine Mädchen dem anderen bei den Haaren zieht. Das Gekreische schmerzt gewaltig in seinen Ohren. Fluchend steht er auf und stapft wütend zu seinen Brüdern. „Wenn das nicht sofort ein Ende hat, dann schlage ich euch zu Brei!“, droht er seinen Brüdern. „Florian, es ist doch eine Sache zwischen den Mädels! Dafür können wir doch nichts!“ Sebastian sieht kurz auf  die wütenden Mädels hinter ihm, um dann Schulter zuckend auf Florian zu sehen.

Vor zwei Jahren hatte er zu Hause noch die Oberhand über seine kleinen Brüder - jetzt nicht mehr. Inzwischen sind sie beide beinahe größer als er. Dabei ist er schon so groß wie sein Dad von einem Meter neunzig! Seufzend sieht Florian auf die Mädels und streckt die Hand aus, um die Rangelei zu beenden und handelt sich sofort einen tiefen Kratzer eines langen Nagels ein.

„Auu…!“ Florian holt tief Luft. Schmerzhaft zieht er seine Hand zurück. „Schluss jetzt!“, brüllt er. Totenstille im Speisesaal. „Du! Setzt Dich dahin! Und du! Du setzt Dich dorthin! Ich will jetzt nichts mehr hören!“ Um seine Strenge zu demonstrieren, schnappt er jeweils einen Oberarm der Mädchen und zwingt sie grob auf einen Sessel. Eines der Mädchen begehrt leichtherzig mit klimpernden Wimpern auf. Florian ist ein hübscher Bursche und noch dazu in einem höheren Jahrgang. Das gibt gleich Pluspunkte bei den Mädels!

Florian sieht sie böse an und die Mädels senken schüchtern die Köpfe. Endlich ist Ruhe! Florian kehrt erleichtert auf seinen Platz zurück.

Das Schulfest

Die Aufregung steigt! Das Schulfest startet am heutigen Tag. Deshalb fällt der Unterricht ausnahmsweise weg. Überall sind die Schülerinnen und Schüler aller Klassen beschäftigt, die Räume zu schmücken und mit der geplanten Dekoration auszustatten. Bühnen für einstudierte Theaterstücke und für die schuleigene Band werden aufgebaut. Tische für Workshops werden arrangiert. Bastelmaterial für kleinere Geschwister bereitgestellt. Mehrere Computer an verschiedenen Tischen für interessierte Familienmitglieder sind bereitgestellt. Sogar in der Turnhalle werden Matten aufgelegt, um vor allem die kleinen bewegungshungrigen Besucher zu beschäftigen. Für das leibliche Wohl wurde ein Catering Service bestellt. Jeder hat eine Aufgabe zugeteilt bekommen. Schüler, die nicht an der Organisation beteiligt waren, werden herangezogen, um zu helfen. Es gibt viel zu tun, bis die ersten Gäste eintrudeln. Bald ist es soweit. „Schaut, da kommen schon die ersten Leute!“, schreit ein Schüler am Beobachtungsposten.

„Ich bin ja sooo aufgeregt!“ Anastassja hüpft ausgelassen im Saale herum. Fröhlich kickt sie die aufgeblasenen Luftballons über den Boden, die aus der Höhe wieder leicht herabschweben. „Komm, wir gehen hinaus und begrüßen die Gäste!“ Nora packt sie bei der Hand und sie laufen vor das Tor. „Hallo! Willkommen!“, ruft sie winkend den Erstankömmlingen zu. Immer wieder kassieren sie ein Lachen und einen Dank für die überaus freundliche Begrüßung. Bald gesellt sich auch Verena dazu.

„Seht mal! Da sind die Eltern von Florian, Sebastian und Michael!“ Anastassja winkt ihnen zu. „Mein Gott! Das ist der Papa von Florian? Das ist ja exakt die ältere Ausgabe von Florian!“ Nora kann kaum die Augen von dem männlich großen und sehr muskulösen Noah Jackson lassen.

Sie kommen auf sie zu. „Hi Mum, hi Dad!“ Florian steht hinter den starrenden Mädels. Er kämpft sich nach vorne und küsst seine Mum liebevoll auf die Wangen und kassiert einen kräftigen Schlag auf die Schulter von seinem Dad. Grinsend stehen sie sich gegenüber. Florian sieht bedeutungsvoll auf den jetzt sichtbar gewölbten Babybauch seiner Mutter. „Wann kommt das Baby?“ Sarah lacht. Noah steht stolz daneben. „Noch drei Monate! Es wird ein Mädchen!“ „Wir wollten es doch niemanden sagen, Noah!“

Florian sieht sich nach Nora um. „Mum, Dad, darf ich euch meine Freundin Nora vorstellen?“ Sie lässt sich etwas eingeschüchtert, wegen des großen, gut aussehenden Mannes vor ihr, nach vorne ziehen. Noah und Sarah Jackson sehen sich bedeutungsvoll an. Sie glaubten, dass ihr Sohn einen Jungen als Freund hätte. Umso überraschter sind sie, als sie Nora als Freundin präsentiert bekommen.

Noah Jackson fasst sich als erster. Er grinst erleichtert. Gerade er hatte Probleme mit der vermeintlichen sexuellen Ausrichtung seines Sohnes! Sein Sohn und schwul? Von wegen! „Freut mich Dich kennen zu lernen, Nora!“ Er schüttelt ihr die Hand. „Ich freue mich auch sehr! Du bist ein sehr hübsches Mädchen!“ Sarah Jackson nimmt sie liebevoll in den Arm. Nora ist wegen der überaus netten Begrüßung sehr angetan und erwidert die Umarmung.

„Hallo Mädchen!“ Nora löst sich aus der Umarmung und dreht sich um. „Daddy, Mummy!“ Sie läuft lachend in die andere Umarmung. Küssend begrüßt sie innig ihre Eltern. Florian steht mit seinen Eltern beiseite und wartet ab. „Darf ich Euch meinen Freund Florian vorstellen? Und das sind Seine Eltern – Herr und Frau Jackson. Meine Eltern – Herr und Frau Singer!“ Frau Singer ist beeindruckt. Die Männer Jackson sind sehr groß. Sie muss ihren Kopf zurücklehnen, damit sie ihnen in die Augen sehen kann. Was sie sieht, lässt sie leicht unruhig werden. Sehr ansehnliche und muskulöse Männer!

Schutz suchend lehnt sie sich an ihren geliebten Mann, der ihre Hände ergreift. „Grüß Gott! Freut mich!“ Herr Singer hat viele kleine Lachfältchen rund um seine Augen, die deutlich hervortreten.  „Kommt wir gehen gleich weiter und zeigen Euch die Schule! Ihr werdet staunen!“ Nora und Florian gehen voraus. Für sie gibt es keinen Grund mehr, vor der Schule zu stehen. Die Erwachsenen folgen ihnen.

„Papa! Mama!“ Anastassja ist kaum zu bändigen. Ihre Eltern fahren soeben vor. Aleksej muss sie zurück halten, damit sie nicht vor die rollende Limousine läuft. Er lässt sie los, sobald das Fahrzeug steht und sie springt ihnen entgegen. Sie ist ein sehr spontanes und enthusiastisches Mädchen. Ihre Eltern freuen sich offensichtlich über ihren Überschwang. Aber sie wirken für die Außenstehenden eher zurückhaltend. Dennoch ziehen sie ihre Tochter an sich und lassen sie so schnell nicht los, bis sich ihnen Aleksej nähert. Frau Kaminov überlässt ihre Tochter ihrem Gatten und hält die Arme für ihren Sohn offen. Auch er genießt die Zuneigung seiner Eltern, auch wenn er es nicht so zeigen kann, wie seine Schwester. „Hallo Mama! Papa!“ Mit einem Handschlag auf die Schulter begrüßt Herr Kaminov auch seinen Sohn.

Anastassja wäre nicht sie, wenn sie nicht sofort die Aufmerksamkeit wieder auf sich ziehen würde. „Mama, du kennst Alexander doch? Mein Freund! Alexander komm her!“ Sie winkt hektisch Alexander, der etwas abseits gestanden ist und er nähert sich unsicher. Freundlich begrüßt er das vornehme Paar. „Hallo Frau Kaminov…Herr Kaminov!“ Er verbeugt sich andeutungsweise und stellt sich dann neben seine Freundin, die auch sogleich die Neuigkeiten platzen lässt. „Mama, Papa! Stellt Euch vor, ich darf Alexander zu Hause besuchen! Seine Eltern wollen mich kennen lernen! Ich darf doch?! Ich freue mich ja so sehr!“ Sie schnappt aufgeregt nach Luft.

Herr Kaminov zieht seine Augenbrauen in die Höhe und sieht vorerst seinen Sohn an. Aleksej windet sich. „Na ja…Ich…äh…habe vergessen Euch anzurufen!“ Er hat es tatsächlich vergessen! Jetzt muss er diese heikle Angelegenheit beim Schulfest klären! Shit!

Dann sieht Herr Kaminov seine Tochter streng an, die noch immer vor Aufregung mit ihrer Mutter plappert. Schön langsam erkennt sie, dass sie vorerst einmal still sein sollte und blickt ihren Vater etwas verwirrt an.

Herr Kaminov wendet sich an den Jungen, der etwas verloren zwischen den Fronten steht. Streng mustert er den Jungen von oben bis unten. „Alexander…richtig?“ Alex nickt und schluckt. „Sie wissen schon, dass es für meine Tochter ein großes Risiko darstellt, wenn sie ohne Schutz irgendwo hingeht?“ Alexander wird rot. Etwas eingeschüchtert durch die Vornehmheit des Gegenübers, stottert er vor sich hin. „Ich bin mir…äh…bewusst, dass Anastassja äh…ein wertvolles Mitglied Ihrer Familie ist, Herr Kaminov. Ich werde sehr gut auf sie aufpassen!“ „Ich denke, es ist Ihnen nicht klar, von welchem Risiko ich spreche?“ „Äh…von welchem…äh…Risiko sprechen wir?“ Alexander hat keine Ahnung von was Herr Kaminov überhaupt spricht.

„Alexander!“ Der Junge dreht sich um. „Mama!“, entschuldigend blickt er auf den Mann vor ihm und läuft auf seine Mama zu. Begrüßend und total erleichtert, dass er dem hochmütig strengen Mann entkommen ist, zieht er sie fest an sich und merkt dabei den kleinen Babybauch. Er tritt etwas zurück und sieht staunend seiner Mutter in die lachenden Augen. „Das ist aber eine Überraschung! Hi Holger!“ Die Männer begrüßen sich herzlich mit einer kleinen Umarmung. „Kommt! Ich stelle Euch die Eltern meiner Freundin vor!“ „Frau und Herr Kaminov, darf ich ihnen meine Eltern Frau und Herr Kowalski vorstellen?“ Etwas zurückhaltend werden die Hände geschüttelt.

Das eigentliche Thema zwischen Alexander und Herrn Kaminov ist vorerst zum Stillstand gekommen. Aleksej nimmt die Gelegenheit wahr und lässt sich von Verena zu ihren Eltern entführen, um dem strengen Blick seines Vaters zu entkommen.

Anastassja reisst die Unterhaltung wieder an sich und übernimmt die Führung durch die Schule. „Da habt Ihr Euch aber viel Mühe gemacht!“, staunt Frau Kowalski. „Ja, die Schule ist ja kaum wieder zu erkennen! Sehr schöne Dekoration!“, bewundernd gehen Frau Kaminov und Frau Kowalski mit Anastassja voraus.

Alexander ist irgendwie und unbeabsichtigt zwischen die beiden Männer Kowalski und Kaminov gekommen. Wobei er sicher die Größe der beiden schon erreicht hat. Aber die Männer sind beide zusammen ziemlich anstrengend und einschüchternd. „Ich habe gerade vernommen, dass Sie Alessandra zu sich eingeladen haben?“ „Ja ich würde mich sehr freuen, wenn wir die Freundin von unserem Sohn näher kennen lernen dürfen. Voriges Jahr hatten wir sie bei unserer Hochzeit als Gast. Aber wir hatten keine Gelegenheit, uns mit ihr zu unterhalten.“

Herr Kaminov weiß noch um die aufwändigen Vorbereitungen, wegen des Besuchs der Hochzeit vorigen Sommers. Seine Bodyguards hatten rund um die Uhr viel zu tun. Besonders Anastassja war ein schwieriger Fall. Sie ist unberechenbar.

„Sie wissen aber auch, dass es ohne einen Bodyguard für meine Tochter nicht gehen wird? Sie ist in einer Stadt großen Gefahren ausgesetzt. Verbrecher lauern überall.“ Herr Kaminov blickt Herrn Kowalski hochmütig an. „Ja, ich habe mir schon so etwas vorgestellt. Ich werde gut auf Ihre Tochter aufpassen. Sie brauchen sich keine Gedanken machen! Sollte ich aus irgendeinem Grund keine Zeit haben, habe ich Leute, die das für mich tun.“ „Hmpf!“ Alexander glaubt sich verhört zu haben! Sie brauchen keinen Babysitter. Er will mit Anastassja alleine sein.

„Ich danke Ihnen, im Namen meiner Tochter, für die Einladung. Ich werde es Ihr erlauben. Aber es wird unumgänglich sein, einen professionellen Bodyguard zur Seite zu stellen! Sie brauchen sich um diesen nicht zu kümmern. Sie werden ihn nicht bemerken. Dennoch wäre es hilfreich, wenn Termine abgesprochen werden.“ Alexander ist insgeheim erleichtert, dass Holger so professionell auftritt. Die dominante Ausstrahlung Holgers,  beeindruckt Herrn Kaminov insgeheim und hilft zu einem positiven Abschluss. Sie gehen schweigend weiter und widmen sich schließlich dem vielfältigen Programm des Schulfestes.

Die Schüler haben sich viel Mühe gegeben! Die Damen Kaminov und Kowalski bleiben an der Bühne stehen. Eine kleine Posse zwischen zwei Schüler, die als verkleidete alte Frau und alten Mann am Schauplatz stehen, wird aufgeführt. Sie sind sehr lustig und unterhalten die Zuschauer wirklich gut. Mit großem Gelächter und langem frenetischen Klatschen zieht das Publikum weiter.

Lange aneinander gereihte Tische mit blütenweißen Tischtüchern bedeckt, bieten unendlich viele belegte Brote und Getränke an. Herr Kaminov lässt sich einen Teller mit einer individuellen Auswahl an Brötchen belegen und genehmigt sich ein kleines Bier. Er wendet sich wieder Kowalski zu, der soeben seinen Teller entgegen nimmt und ein Glas Coca Cola ordert. Sie verstehen sich offensichtlich sehr gut. Alexander hat die erste Gelegenheit beim Schopf gepackt und ist in die andere Richtung gelaufen. Jetzt ist er auf der Suche nach seinen Freunden.

Sarah Jackson, die fürsorglich von ihrem Gatten Noah geleitet wird, freut sich für Florian und seine Freundin. Gerade hat sie die vollständige Geschichte der beiden erfahren. Sie haben sehr viel gelacht. Florian hat sehr spannend erzählt. Er freut sich über den Besuch seiner Eltern. Noah hat einen Arm um die Schulter seines Sohnes gelegt und ER genießt die Tatsache, dass Florian doch nicht schwul ist.

Sie kommen an der Familie Singer vorbei. Die Familien sind bis jetzt ihre eigenen Wege gegangen. Ihre Eltern sind froh, ihre Tochter für sich alleine gehabt zu haben. Nun geht Florian sofort an die Seite seiner Freundin und ergreift ihre Hand. „Ich habe gerade meinen Eltern unsere Geschichte erzählt!“ „Was war daran so lustig?“, will sie wissen. Sie hat sie von weitem gehört. Der tiefe Bass von Noah Jackson war nicht zu überhören! Florian zuckt die Achseln.

„Nora will Florian zu uns einladen. Wir würden uns darüber sehr freuen.“, fragend sieht Frau Singer auf das Ehepaar vor ihnen. „Das ist ja super!“, freut sich Florian über die Pläne und strahlt seine Freundin an. Seine Eltern erheben keine Einwände und so ist es abgemacht.

„Wo sind eigentlich unsere Zwillinge?“ Sarah sieht sich um und erstarrt. „Wenn man vom Teufel spricht,…!“, murmelt sie. „Was hast du gesagt, Süße?“ Noah dreht sich in die Blickrichtung seiner Frau. Irritiert hebt er die Brauen. „Oh mein Gott! Nicht schon wieder!“ Florian geht in Deckung hinter seinen Eltern. Nora grinst nur. Sie erwartet ein Schauspiel sondergleichen!

Michael und Sebastian flanieren mit je zwei Mädchen an ihrem Arm durch die Menschenmassen! Micha beugt sich zu einem seiner Mädchen hinunter und küsst sie vor allen Blicken. Sarah bleibt der Mund offen stehen. „Das ist doch…! Noah! Tu doch was!“ Sebastian wird von allen beiden Mädchen geküsst. Immer abwechselnd wendet er den Kopf von einer zur anderen! Skandal!

„Noah!“, ermahnt ihn Sarah. Endlich kommt Bewegung in den Mann. Auf direktem Weg zu seinen katastrophalen Jungs, bahnt er sich durch die gaffenden und schlendernden Leute durch. Die Jungs kennen keine Scham. Micha ergreift nun den Po der einen und zwickt ihn. Das Mädchen japst auf und lacht sinnlich. Sie streichelt ihm über die Haare und zieht daran. „Jungs! Was macht Ihr da?“ Noah steht vor seinen Burschen, die jetzt schon größer sind als er. Sie lassen kurz ab und schauen ihren Papa an. „Hi Dad! Wo ist Mum!“ Noah sieht rot. Das ist doch die Höhe! Er gibt beiden Jungs einen Klaps auf die Hinterköpfe. „Aua!“ „Was soll das?!“ Sebastian reibt sich wehleidig.