Nicht nur graue Theorie... - Carolin Grahl - E-Book

Nicht nur graue Theorie... E-Book

Carolin Grahl

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Beschreibung

Er kommt aus Gran Canaria und ist der Sohn von Dr. Daniel Nordens Cousin Michael und dessen spanischer Frau Sofia. Alexander kennt nur ein Ziel: Er will Arzt werden und in die riesigen Fußstapfen seines berühmten Onkels, des Chefarztes Dr. Daniel Norden, treten. Er will beweisen, welche Talente in ihm schlummern. Dr. Norden ist gern bereit, Alexanders Mentor zu sein, ihm zu helfen, ihn zu fördern. Alexander Norden ist ein charismatischer, unglaublich attraktiver junger Mann. Die Frauenherzen erobert er, manchmal auch unfreiwillig, im Sturm. Seine spannende Studentenzeit wird jede Leserin, jeden Leser begeistern! »Soll ich nicht doch mitkommen, Alex? Einen zusätzlichen Träger könntet ihr bestimmt gut gebrauchen. Ist schließlich keine Kleinigkeit, jede Menge Kram bis unters Dach in den vierten Stock hoch zu schleppen.« Alex bedachte Janni Norden mit skeptischen Blicken. »Du willst dich allen Ernstes als Möbelpacker betätigen, Janni?« »Klar doch«, blieb Janni bei seinem Angebot. »Wolltest du dich nicht heute Nachmittag mit ein paar anderen Computer-Freaks treffen und …« Janni winkte ab. »Heute Nachmittag, ja. Aber jetzt ist es gerade einmal acht Uhr morgens, Alex. Wenn ich euch tatkräftig helfe, ist der Umzug garantiert bis Mittag geschafft.« »Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte Alex. »Aber abgesehen davon, du musst uns wirklich nicht helfen, Janni. Bernd und ich sind schließlich zwei kräftige Männer.« Um seine Worte zu unterstreichen, schob Alex den Ärmel seines Pullovers hoch und zeigte seinen Bizeps. Janni war nicht sonderlich beeindruckt. »Na ja, geht so«, sagte er.

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Seitenzahl: 130

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Der junge Norden – 3 –Nicht nur graue Theorie...

Wenn die Katastrophe greifbar nahe rückt

Carolin Grahl

Alexander Norden Ein Neffe zweiten Grades des berühmten Dr. Daniel Norden. Er ist ein gut aussehender junger Mann von zwanzig Jahren. Hat gerade sein Medizinstudium an der Münchner Universität im Umfeld der Familie Norden begonnen

Sina Manolo Medizinstudentin mit italienischen Wurzeln. Alexanders erste Freundin seiner Studentenzeit. Über seine Cousine Julia ist Alexander mit Sina und der Familie Manolo verwandt, da Julia Sinas Bruder heiratet

Bernd Winter Ein guter Freund, der Alexander ins Münchner Studentenmilieu einführt. Hat die Wartezeit aufs Studium sinnstiftend mit Praktika als Krankenpfleger und Rettungssanitäter überbrückt

Britt Gäbel Als Studentin besonders jung, weil sie im Gymnasium eine Klasse übersprungen hat. Überschlank, ziemlich klein, hat krause, feuerrote Haare. Alexander verpasst ihr den Spitznamen ›der Kobold‹

Professor Dieter Herrenbach Ein Neider von Alexanders Onkel Dr. Daniel Norden, dem er medizinisch nie wirklich gewachsen war. Daher ist er eine stete Gefahr für den jungen Alexander. Er unterrichtet Anatomie und kann Alexander zur Weißglut reizen

Peter Flohr Als Sohn eines berühmten Schönheitschirurgen verkehrt er in völlig anderen Kreisen als Alexander. Durch ein besonderes persönliches Erlebnis als gemeinsame Zeugen eines Überfalls auf eine junge Frau freunden sich Peter und Alexander dennoch an

Heike Fischer Arbeitet in der Behnisch-Klinik als Krankenschwester. Vollschlanke Blondine mit dunklen Augen. Entflammt für den Krankenpflegepraktikanten Alexander. Tüchtig, intelligent, fleißig; sie träumt von einer eigenen Familie an der Seite Alexanders

Dr. Lars Rudolf Notarzt, der den Studenten Alexander als Rettungsassistenten kennenlernt. Wird, nachdem er Alexanders besondere Fähigkeiten erkannt hat, zu einem entscheidenden Förderer auf dessen medizinischem Weg

Dr. Alena Waiden Eine sehr kompetente Ärztin und zugleich eine wichtige Frau im Leben des jungen Alexander. Nach ihrem Studium in Australien ziemlich kosmopolitisch ausgerichtet. Hat sich sogar das Heilwissen der dortigen Ureinwohner angeeignet

*

»Soll ich nicht doch mitkommen, Alex? Einen zusätzlichen Träger könntet ihr bestimmt gut gebrauchen. Ist schließlich keine Kleinigkeit, jede Menge Kram bis unters Dach in den vierten Stock hoch zu schleppen.«

Alex bedachte Janni Norden mit skeptischen Blicken. »Du willst dich allen Ernstes als Möbelpacker betätigen, Janni?«

»Klar doch«, blieb Janni bei seinem Angebot.

»Wolltest du dich nicht heute Nachmittag mit ein paar anderen Computer-Freaks treffen und …«

Janni winkte ab. »Heute Nachmittag, ja. Aber jetzt ist es gerade einmal acht Uhr morgens, Alex. Wenn ich euch tatkräftig helfe, ist der Umzug garantiert bis Mittag geschafft.«

»Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte Alex. »Aber abgesehen davon, du musst uns wirklich nicht helfen, Janni. Bernd und ich sind schließlich zwei kräftige Männer.« Um seine Worte zu unterstreichen, schob Alex den Ärmel seines Pullovers hoch und zeigte seinen Bizeps.

Janni war nicht sonderlich beeindruckt. »Na ja, geht so«, sagte er.

Alex stieß mit gut gespielter Empörung die Luft aus. »Jetzt mach mal halblang. Mehr Muckis als du habe ich allemal.« Er schüttelte tadelnd den Kopf, dann setzte er hinzu: »Außerdem hat Alissas älterer Bruder Michael versprochen, uns ab zehn Uhr zu helfen.«

»Ach so. Und warum erst ab zehn Uhr?«

»Vorher schafft er es leider nicht aus den Federn«, erklärte Alex. »Weil er gestern Abend mit seinen Freunden von ›Tierhilfe München‹ ausgiebig Party gemacht hat.«

»Ist wohl ein richtiges Feierbiest.« Janni zuckte die Schultern. »Na gut, wenn ihr ohne mich klarkommt …« Er zögerte einen Moment. »Und wenn nicht, meine Handynummer hast du ja.«

»Yep, die habe ich«, gab Alex zurück. »Und nochmals danke für …«

»Können wir dann los?« Daniel Norden winkte mit dem Autoschlüssel. »Eine Fahrt wird reichen, Alex. Die Kisten mit deinen Büchern und den anderen Kleinigkeiten im Fußraum vor dem Rücksitz zu verstauen, war eine gute Idee. Fee hat übrigens noch ein paar Sandwichs, eine Schüssel Nudelsalat und jede Menge Schokoriegel eingepackt. Damit ihr am Umzugstag nicht zu kochen braucht und trotzdem bei Kräften bleibt.« Sorgfältig verstaute und befestigte Daniel eine große dunkelblau und weiß gestreifte Picknicktasche zwischen vier Stuhlbeinen, die im offen stehenden und mit Spanngurten gesicherten Kofferraum seines Wagens in die Höhe ragten.

Dann setzte er sich ans Steuer, während Alex es sich auf dem Beifahrersitz bequem machte.

Noch während der Fahrt begann es zu regnen.

»Gut, dass wir die Sachen auf dem Dachgepäckträger mit Plastikplanen zugedeckt haben«, sagte Alex mit einem Blick auf die emsig arbeitenden Scheibenwischer. Er berührte kurz den Arm seines Onkels. »Und, danke, Daniel. Danke euch allen. Keine Ahnung, was ich ohne euch gemacht hätte. Du, Fee, Dési und Janni, ihr wart wirklich eine große Hilfe beim Packen. Und das schon seit sechs Uhr morgens.«

»Gern geschehen. Trotzdem bitten wir uns als kleine Anerkennung aus, dass du uns nicht völlig vergisst und uns hin und wieder besuchen kommst«, erwiderte Daniel. »Und natürlich, dass wir zur großen Einstandsfeier in der neuen Wohnung eingeladen werden. Zumindest Janni und Dési. Fee und ich besichtigen deine Studentenbude dann ein andermal.«

»Ihr seid jederzeit herzlich willkommen«, versicherte Alex.

Er wandte sich ab und schaute auf die nass glänzende Straße und die trotz des regnerischen Samstagmorgens immer dichter und länger werdende Autokolonne, die sich nur träge dahinschob.

Erst nach einer knappen Dreiviertelstunde im Stau näherten sie sich endlich dem im Glockenbachviertel gelegenen Altbau-Mehrfamilienhaus, das für die nächsten Jahre Alexanders Bleibe werden sollte.

»Mist! Siehst du das, Daniel?« Alex kniff leicht verärgert die Augen zusammen: Ein uralter marineblauer VW-Bus zwängte sich soeben in die einzige Parklücke vor dem Eingang des Hauses.

»Und ob ich das sehe!« Daniel konnte sich ein missmutiges Brummen nicht verkneifen. »Da schnappt uns gerade jemand den letzten Parkplatz vor der Nase weg«, bemerkte er und fuhr kurzerhand in die Absperrung ein paar Meter daneben. »Unter diesen Umständen bleibt uns keine andere Wahl, als einen Strafzettel zu riskieren.«

»Der geht dann auf meine Rechnung«, erklärte Alex, während er ungeduldig versuchte, den in der Beifahrertür eingeklemmten Sicherheitsgurt zu befreien.

Endlich hatte er es geschafft.

»Hallo, Alex! Auch schon auf den Beinen?« Bernd Winters wohlbekannte Stimme empfing ihn, als er die Autotür öffnete, um auszusteigen. »Wie du siehst, waren wir die Schnelleren«, grinste Bernd und wies auf den VW-Bus, aus dem soeben Alissa sprang.

Sie kam sofort näher, in der Hand einen Tiertransportkäfig, in dem ihr riesiger Angorakater Elvis, wütend über seine Gefangenschaft, wie ein Berserker fauchte, kratzte und miaute.

Alex bedachte den eingesperrten Kater mit einem mitleidigen Blick.

Dann betrachtete er neugierig den VW-Bus, dessen Lack eine Unzahl Kratzer und Rostflecken aufwies, während die Fenster liebevoll mit weiß und rot karierten Vorhängen ausgestattet waren.

»Das Vehikel hat Bernd gestern organisiert«, berichtete Alissa. »Sozusagen in letzter Minute.«

»Der VW-Bus stammt von einem Motorradkumpel«, verkündete Bernd stolz. »Er hat ihn für einen Spottpreis vor der Verschrottung gerettet und dann in mühevoller Kleinarbeit daran herumgebastelt und herumgeschraubt, bis er wieder einigermaßen verkehrstüchtig war. Jetzt will er ihn als Wohnmobil für sich und seine Freundin nutzen.«

»Hast du gerade ›verkehrstüchtig‹ gesagt?« Alissa verdrehte die Augen. »Die Schrottlaube macht beim Fahren derart eigenartige, um nicht zu sagen beängstigende Geräusche, dass einem ganz flau im Magen wird. Heute Nacht habe ich geträumt, dass das Vehikel auseinandergefallen ist. Einfach so. Unsere Möbel und unser ganzer Kram sind auf der Straße gelandet. Genau wie wir. Dann kam plötzlich ein riesiger Lastwagen. Ich bin sofort aufgesprungen, wollte Bernd an der Hand hochziehen und uns in Sicherheit bringen. Aber Bernd ist einfach liegengeblieben und hat sich nicht mehr bewegt. Als ob er tot wäre. In diesem Moment bin ich aufgewacht. Ich habe am ganzen Körper gezittert. Ich war total durch den Wind.«

Bernd warf Alex einen vielsagenden Blick zu. »Sie war gestern auf der Tierschützer-Fete ihres Bruders«, erklärte er. »Es wurde Gras geraucht und Wodka pur getrunken. Direkt aus der Flasche. Beides kombiniert soll angeblich schlechte Träume bewirken. Sogar bei Veganern. Und deshalb ist es …«

Bernd verstummte abrupt, als Alissa ihm einen kräftigen Rippenstoß verpasste.

Keuchend rang er nach Luft.

»Hör gefälligst auf mit dem Quatsch, Bernd. Es gab kein Gras. Und auch keinen Wodka pur. Und schon gar nicht aus der Flasche«, stellte Alissa richtig, während Bernd noch außer Gefecht war. »Es gab nur Pommes mit Ketchup und Gemüseburger. Und Bier.«

»Alkoholfreies Bier, versteht sich«, warf Bernd, als er wieder zu Atem gekommen war, spöttisch ein. »Deshalb liegt der Bruder unserer guten Alissa voraussichtlich auch bis Montag früh im Koma. Wir müssen beim Umzug leider ohne ihn auskommen.«

Alissa zuckte die Schultern. »Na ja, Micha ist heute irgendwie nicht so gut drauf, das stimmt schon. Dass er bis zehn Uhr wieder fit ist, können wir vergessen. Abgesehen davon, dass er uns in seinem Zustand keine große Hilfe wäre. Also …«

Das Hupen, das Alissa unterbrach, war laut und schrill und ließ Elvis in seiner Box beinahe durchdrehen.

Verwirrt schauten sowohl Bernd und Alissa als auch Daniel und Alex auf den Speditionswagen, der in diesem Moment neben ihnen hielt. ›Meyer & Meyer. Ihre Spezialisten für Umzüge nach Maß‹, stand in großen roten Lettern auf den beigefarbenen Seitenflächen des Lasters.

Wild gestikulierend und ziemlich lautstark versuchte der Fahrer des Speditionsunternehmens, dem plaudernden Grüppchen klar zu machen, dass die Absperrung, in der Daniels Wagen stand, für den Umzugswagen seiner Firma bestimmt war, und dass die Parklücke deshalb unverzüglich geräumt werden müsse.

Die Auseinandersetzung dauerte noch an, als hinter dem Laster der Spedition Meyer & Meyer plötzlich ein quittengelber Porsche hielt, der Alex nur allzu bekannt war.

Augenblicklich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.

Sina! Sie hatte für den Umzug ihrer Habseligkeiten doch tatsächlich eine Spedition beauftragt!

Ein paar Sekunden lang stand Alex wie erstarrt, dann fing er an zu lachen.

Kein Wunder, dass Sinas Gesicht die Farbe einer reifen Tomate hatte, als sie aus ihrer Karosse stieg.

Entgeistert schaute sie auf Dr. Nordens vollgepacktes, völlig überladenes Auto und auf den VW-Bus, auf dessen Dach ebenfalls kunstvoll aufgetürmtes, wasserdicht eingewickeltes und verschnürtes Gepäck prangte.

»Wow! Wir dachten, du hättest ein Zimmer gemietet, Sina« neckte Bernd zur Begrüßung. »Genau wie wir. Stattdessen hast du das ganze Haus gekauft und brauchst nun eine Spedition für all die Möbel, mit denen du es einrichten willst.«

Sina kaute unsicher auf ihrer Unterlippe herum, bis ihre Zähne vom Lippenstift rot verfärbt waren.

»Krieg dich mal wieder ein, Bernd«, sagte sie, als sie sich gefasst hatte. »Mein Papa hatte keine Zeit, um mir zu helfen. Oder keine Lust, was auch immer. Genau wie mein Bruder. Also hat Papa mir richtige Profis für meinen Umzug finanziert.« Sie wandte sich an den Fahrer des Umzugswagens und seine Helfer, die sich inzwischen zu ihr gesellt hatten und mit ratlosen und ziemlich übellaunigen Mienen im Regen standen. »Ich schlage vor, meine Herren, dass Sie zuallererst Dr. Nordens Auto ausräumen und Alexanders Sachen hochtragen. Dann kann Dr. Norden heimfahren, und die abgesperrte Parklücke ist frei. Anschließend kümmern Sie sich um meine Sachen. Und wenn es für Sie zeitlich noch möglich ist, helfen Sie bitte auch Bernd und Alissa. Die anfallenden Mehrkosten setzen Sie ganz einfach meinem Papa auf die Rechnung. Das geht in Ordnung. Sie können sich vollkommen auf mich verlassen.«

Die Arbeiter tauschten fragende und leicht skeptische Blicke.

Schließlich nickte der Älteste von ihnen, der offenbar das Sagen hatte.

»Wird gemacht, die Dame«, grinste er. »Wir haben heute nur diesen einen Umzug zu bewerkstelligen. Wir können also gern auch Ihren Freunden helfen.«

Unwillkürlich rieb er sich bei diesen Worten die Hände.

Die Firma Meyer würde dem zahlungskräftigen Herrn Manolo einen fetten Aufschlag auf die Rechnung setzen. Der Aufwand würde sich für seinen Chef lohnen, dessen war er sich sicher. Mit ein bisschen Glück würde sogar er selbst noch eine Prämie einsacken. Und vielleicht legte die offenbar gut situierte junge Dame ja zusätzlich ein nettes Trinkgeld obendrauf.

»An die Arbeit«, feuerte er seine Mitarbeiter an, wobei er aufmunternd mit den Armen wedelte.

Alex, Dr. Norden, Bernd und Alissa sahen sich überrascht an.

»Sina, du musst doch nicht …«, begann Alex unsicher, aber Sina winkte sofort ab. »Wir sind ab jetzt eine Wohngemeinschaft«, rechtfertigte sie ihren großzügigen Vorschlag. »Also müssen wir auch zusammenhalten und uns gegenseitig helfen.«

»Klar. Sina hat recht. Und deshalb packen wir jetzt alle gemeinsam an«, entschied Bernd und krempelte bereits die Ärmel hoch. »Einer für alle. Alle für einen.«

»So machen wir es«, pflichtete ihm nun auch Alex bei.

»Dann können wir Frauen uns wohl auf die Feinarbeit beschränken«, grinste Alissa und blinzelte Sina zu. »Wir sagen den Herren der Schöpfung, wohin sie die Möbel stellen müssen.«

»Genau«, blinzelte Sina zurück im freudigen Gefühl, ein Teil der Gemeinschaft zu sein.

Als Dr. Norden ihre Hand schüttelte, um sich zu bedanken, und ihr viel Glück im neuen Domizil wünschte, strahlte sie übers ganze Gesicht.

Alissa wandte sich indessen bereits der Haustür zu, weil sie den frierenden Elvis, dessen Fauchen inzwischen in ein klägliches Maunzen übergegangen war, ins Warme und Trockene bringen wollte. Fast wäre sie mit Bernd zusammengestoßen, der sich als Erstes Elvis’ Katzentoilette und seinen Futterbehälter aufgeladen hatte.

Einen winzigen Moment lang hielt Alissa ihn am Aufschlag seiner Lederjacke fest. Sie konnte einfach nicht anders. »Pass auf dich auf, Bernd«, sagte sie. »Der Traum … Er war so verdammt realistisch.«

Bernd schaute Alissa kopfschüttelnd an und fragte sich einen Moment lang allen Ernstes, ob sie verrückt geworden war. »Klar doch«, gab er dann grinsend zurück. »Ich passe auf mich auf. Und deshalb verspreche ich dir, dass ich augenblicklich das Weite suche, wenn der VW-Bus meines Motorradkumpels explodiert oder aus irgendeinem anderen Grund in Stücke bricht.«

*

»Puh, ich bin total geschafft«, schnaufte Alex, ließ sich auf einen der Küchenstühle fallen und streckte die Beine von sich.

»Und ich erst«, pflichtete Bernd ihm bei. »Groggy bis zum Abwinken. Er goss sich ein großes Glas Leitungswasser ein und leerte es in einem Zug, ehe er sich auf den Fußboden fallen ließ und sich lang ausstreckte.

»Hallo, ihr beiden! Hat jemand von euch meinen Philodendron gesehen?« Sina steckte ihren Kopf zur Tür herein.

»Deinen Philo-was?« Bernd setzte sich wieder auf und schaute Sina unverwandt an.

War Alissas Überspanntheit am Ende ansteckend oder …

»Philodendron«, wiederholte Alex an Sinas Stelle. »Das ist eine Pflanze. Eine Topfpflanze mit riesengroßen grünen Blättern. Wächst, wenn ich mich nicht täusche, in freier Wildbahn irgendwo im tiefsten Urwald.«

»Na, dann«, brummte Bernd und ließ seine vom Schleppen verspannten Schultern kreisen. »Hat vielleicht jemand von euch die dunkelblaue, weiß gestreifte Tasche gesehen, die ich hochgetragen habe? Die wäre mir jetzt, ehrlich gesagt, lieber als der Philodingsda. Alex hat nämlich gesagt, seine Tante hätte Sandwichs, Nudelsalat und Schokoriegel darin verpackt.«

»Ich glaube, die Tasche steht im Flur neben der Garderobe«, antwortete Alex, während er bereits aufstand, um sie zu holen. »Mir hat das ständige Treppensteigen auch Hunger gemacht.«

»Und das Katzenfutter ist wo, Bernd?«, ließ sich in diesem Moment Alissa vernehmen, die plötzlich ebenfalls auftauchte, den völlig erschöpften und verstörten Elvis um ihren Hals.

»Das Katzenfutter steht neben der Katzentoilette. Im Bad«, gab Bernd zurück. »Könntest du, wenn Elvis satt ist, vielleicht Kaffee machen, Alissa?«

»Aber gern. Du musst mir nur sagen, in welcher der Kisten die Kaffeemaschine ist. Und in welcher der Kaffee. Wenn du Milch und Zucker willst …«

Bernd stöhnte, aber seine Miene heiterte sich sofort wieder auf, als Alex zurückkam, die dunkelblaue, weiß gestreifte Tasche auf den Tisch stellte und anfing, sie auszupacken.

Gierig griff Bernd nach einem der Sandwichs und begann zu kauen.

»Möchtest du auch ein Sandwich, Sina? Oder lieber etwas von dem Nudelsalat?«, fragte Alex. »Und du, Alissa? Was möchtest du? Als Veganerin vielleicht einen Schokoriegel?«

Alissa griff wortlos nach einem Sandwich.