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In diesen warmherzigen Romanen der beliebten, erfolgreichen Sophienlust-Serie wird die von allen bewunderte Denise Schoenecker als Leiterin des Kinderheims noch weiter in den Mittelpunkt gerückt. Denise hat inzwischen aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle geformt, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt. Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren. »Himmel, wie lange soll ich noch auf ihn warten? Die Gute-Nacht-Geschichte für dieses verdammte Gör kann doch nicht eine geschlagene halbe Stunde dauern! Ich fasse es nicht!« Unwirsch rückte Lizzy die Weingläser und die Schale mit den Crackern auf dem Terrassentisch zurecht und zündete die gelbe Mückenkerze an. Von Anfang an hatte ihr Übles geschwant, als Christoph sich nach dem plötzlichen Unfalltod seiner Eltern in den Kopf gesetzt hatte, den Ersatzvater für seine vierjährige Nachzügler-Schwester Conny zu spielen. Dass es aber so schlimm kommen würde, hätte sie sich dann doch nicht träumen lassen. Vor allem war sie sich sicher gewesen, dass Christoph – immerhin war er, genau wie sie selbst, erst zweiundzwanzig Jahre alt – seine neuen Aufgaben und Pflichten bald satt haben würde. Aber weit gefehlt. In den acht Wochen, die seit der Beerdigung der Lamberts vergangen waren, hatte er sich regelrecht in seine lächerliche neue Vaterrolle verliebt. Jeden Tag ein bisschen mehr. Gottlob war sie, Lizzy, klug genug, um dafür zu sorgen, dass dieser Spuk in Bälde ein Ende finden würde. Als Lizzy Schritte im Wohnzimmer hörte, unterbrach sie abrupt ihre Gedanken, fast als befürchtete sie, Christoph könnte sie erraten. Stattdessen setzte sie ihr schönstes Lächeln auf und breitete die Arme aus, um Christoph, als er zu ihr trat, an sich zu ziehen. »Da bist du ja endlich«, sagte sie leise und zärtlich. »Ich habe schon sehnsüchtig auf dich gewartet!« Sie hielt Christoph ihre halb geöffneten Lippen entgegen. Als er einen Moment zögerte, ergriff sie selbst die Initiative und küsste ihn voller Leidenschaft. »Tut mir leid, dass es wieder einmal so lange gedauert hat, Lizzy-Liebling«, entschuldigte sich Christoph.
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Seitenzahl: 129
Veröffentlichungsjahr: 2025
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»Himmel, wie lange soll ich noch auf ihn warten? Die Gute-Nacht-Geschichte für dieses verdammte Gör kann doch nicht eine geschlagene halbe Stunde dauern! Ich fasse es nicht!« Unwirsch rückte Lizzy die Weingläser und die Schale mit den Crackern auf dem Terrassentisch zurecht und zündete die gelbe Mückenkerze an.
Von Anfang an hatte ihr Übles geschwant, als Christoph sich nach dem plötzlichen Unfalltod seiner Eltern in den Kopf gesetzt hatte, den Ersatzvater für seine vierjährige Nachzügler-Schwester Conny zu spielen. Dass es aber so schlimm kommen würde, hätte sie sich dann doch nicht träumen lassen.
Vor allem war sie sich sicher gewesen, dass Christoph – immerhin war er, genau wie sie selbst, erst zweiundzwanzig Jahre alt – seine neuen Aufgaben und Pflichten bald satt haben würde.
Aber weit gefehlt.
In den acht Wochen, die seit der Beerdigung der Lamberts vergangen waren, hatte er sich regelrecht in seine lächerliche neue Vaterrolle verliebt. Jeden Tag ein bisschen mehr.
Gottlob war sie, Lizzy, klug genug, um dafür zu sorgen, dass dieser Spuk in Bälde ein Ende finden würde.
Wenn sie noch ein kleines Weilchen durchhielt …
Als Lizzy Schritte im Wohnzimmer hörte, unterbrach sie abrupt ihre Gedanken, fast als befürchtete sie, Christoph könnte sie erraten.
Stattdessen setzte sie ihr schönstes Lächeln auf und breitete die Arme aus, um Christoph, als er zu ihr trat, an sich zu ziehen. »Da bist du ja endlich«, sagte sie leise und zärtlich. »Ich habe schon sehnsüchtig auf dich gewartet!« Sie hielt Christoph ihre halb geöffneten Lippen entgegen. Als er einen Moment zögerte, ergriff sie selbst die Initiative und küsste ihn voller Leidenschaft.
»Tut mir leid, dass es wieder einmal so lange gedauert hat, Lizzy-Liebling«, entschuldigte sich Christoph. »Aber du weißt ja, wie sehr Conny die Geschichten über den kleinen Welpen Monty, der ganz allein und verlassen aufbricht, um sich eine Familie zu suchen, liebt.«
»Zumindest erzählst du mir immer wieder von Connys Begeisterung für die Geschichten über Monty.« Lizzy griff nach einem der Cracker und biss ein Stück davon ab. »Allerdings frage ich mich, woran du eigentlich erkennst, dass die Kleine so sehr am Schicksal von Monty interessiert ist. Schließlich redet sie seit dem Tod eurer Eltern kein einziges Wort. Oder hat sie dieses Trauma heute Abend etwa durchbrochen?«
Christoph schüttelte den Kopf. »Nein, leider nicht«, erwiderte er. »Aber auch wenn Conny nichts sagt – ich sehe doch, mit welch gespannter Miene sie mir zuhört. Und wie sie mit ihren Augen an jeder Bewegung meiner Lippen hängt. Komm einfach morgen Abend mit nach oben und überzeuge dich selbst.«
Conny winkte ab. »Morgen Abend bin ich bereits wieder in München, schon vergessen?«, erwiderte sie. »Ich bin zwar alles andere als begeistert von dem Fototermin für diesen biederen Lieschen-Müller-Modekatalog, aber jeder, der hoch hinaus möchte, muss schließlich einmal klein anfangen. Daran führt leider auch für mich kein Weg vorbei.«
Christoph rückte noch ein wenig dichter an Lizzy heran und streichelte sachte über ihren Unterarm und ihre Hand. »Obwohl du so wunderschön bist, passend für eine Karriere bei Elle.«
»Mein Bild auf dem Cover eines dieser Hochglanzmagazine - davon habe ich immer schon geträumt«, seufzte Lizzy. »Aber was nicht ist, wird noch werden. Ich werde meinen Weg als Supermodel machen. Darauf kannst du dich verlassen.«
»Habe ich je etwas anderes behauptet?«, grinste Christoph, nahm sein Weinglas und prostete Lizzy zu: »Auf deine Superkarriere, mein geliebtes Supermodel«, sagte er und trank einen großen Schluck.
Der Blick, mit dem er Lizzy dabei in die Augen schaute, zeigte ihr in aller Deutlichkeit, wie sehr er sie begehrte. Sie schmiegte sich an ihn, sodass ihre Wange die seine berührte. Als sie spürte, dass sein Atem heftiger ging, löste sie sich von ihm, um an der Kerze herumzufingern.
»Und du? Was wird eigentlich aus deiner Karriere?«, erkundigte sie sich scheinbar arglos. »Du kannst schließlich nicht ewig hier bei Conny in deinem Elternhaus am Bodensee bleiben.« Sie bedachte Christoph mit einem halb zweifelnden und halb mitleidigen Blick. »Papa sein ist leider kein wirklich einträglicher Beruf. Ich habe mir sagen lassen, dass man in der Regel nicht einmal davon leben kann.«
»Da hat man dich wohl richtig informiert«, seufzte Christoph. »Aber im Moment stecke ich, was meine Ausbildung betrifft, sowieso in der Warteschleife fest. Um mein Studium der Medienwissenschaften fortsetzen und zum Abschluss bringen zu können, brauche ich erst einmal einen Praktikumsnachweis. Und da bis jetzt noch auf keine meiner drei Bewerbungen um einen Praktikumsplatz eine Antwort eingegangen ist, werde ich vorerst ohnehin nichts weiter anfangen können, als mich um Conny zu kümmern. Vielleicht hat es das Schicksal in seiner weisen Voraussicht ja genau so eingerichtet.«
Lizzy verschluckte sich an dem Wein, den sie gerade trank, und musste husten. »Das Schicksal? Warum nicht gleich der Schutzengel? Oder vielleicht am Ende sogar der liebe Gott höchstpersönlich? Bist du inzwischen von allen guten Geistern verlassen, Christoph? Deine Liebe zu Conny und dein Verantwortungsbewusstsein in allen Ehren, aber dass du dich Conny zuliebe in deinem Denken selbst wieder in ein Kind zurückverwandelst, geht meines Erachtens entschieden zu weit.«
Christoph biss sich verlegen auf die Lippe. »Ich … ich habe das mit der weisen Fügung des Schicksals nicht so ernst gemeint«, rechtfertigte er sich. »Tatsache ist und bleibt allerdings, dass ich bis jetzt noch keinen Praktikumsplatz habe. Punkt. Glücklicherweise haben mir meine Eltern zusätzlich zu diesem Haus hier ein wenig Spargeld vererbt, das ich fürs Erste einsetzen kann. Ich brauche also nicht zu jobben und kann den ganzen Tag über bei Conny sein, bis sie sich soweit erholt hat, dass sie wieder spricht.«
Lizzy nahm noch einen Schluck Wein und kam dann zu dem Entschluss, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen war, um ihr As aus dem Ärmel zu ziehen. Sie griff in ihre Handtasche, holte ein bedrucktes Briefkuvert heraus und legte es vor Christoph hin.
Sofort stach ihm das Logo von RTL Köln in die Augen, aber statt Neugier und Freude machte sich plötzlich ein flaues Gefühl in seiner Magengegend breit.
Er zuckte betont gleichgültig die Schultern. »Wahrscheinlich eine Absage«, unkte er und ertappte sich dabei, dass diese Vorstellung ihn regelrecht beruhigte.
Lizzy betrachtete einen Moment lang ihre perfekt manikürten Fingernägel, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt. »Woher willst du wissen, dass der Umschlag eine Absage enthält, ehe du ihn geöffnet hast? Bist du etwa unter die Hellseher gegangen?«, fragte sie dann mit einem verwunderten Augenaufschlag.
»Was sollte er denn sonst enthalten?«, entgegnete Christoph. »Glaubst du allen Ernstes, dass ein Fernsehsender ganze neun Wochen wartet, um einen Bewerber zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen?«
Diesmal war es an Lizzy, die Schultern zu zucken. »Normalerweise wohl eher nicht«, räumte sie ein. »Aber vielleicht hatten sie ja einen Favoriten, der in letzter Minute abgesprungen ist, und geben nun weiteren Bewerbern eine Chance.«
Christoph schluckte trocken.
Was Lizzy da sagte, klang durchaus plausibel, und unter anderen Umständen hätte er den Umschlag mit Sicherheit ungeduldig aufgerissen, um zu erfahren, ob er wirklich zu den Auserwählten gehörte, die ihr Glück noch einmal versuchen durften. Aber in seiner momentanen Situation konnte er dem Gedanken, eine Stelle in Köln antreten zu müssen, und sei es auch nur für ein halbes Jahr, beim besten Willen nichts Positives abgewinnen.
»Nun mach den Umschlag endlich auf, sonst platze ich noch vor Neugierde«, vernahm er plötzlich wieder Lizzys Stimme.
»Meinetwegen«, brummte Christoph, griff nach dem Kuvert und riss es auf.
In fliegender Hast überlas er die wenigen Zeilen.
Er war tatsächlich zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, und es sollte obendrein schon in zehn Tagen stattfinden.
Beinahe entsetzt starrte er auf das Datum.
»Und?«, erkundigte sich Lizzy. »Topp?«
Christoph legte den Briefbogen auf den Tisch, weil seine Hände so sehr zitterten, dass er ihn kaum halten konnte. »Topp«, antwortete er mit ausdrucksloser Stimme.
Lizzy streckte ihre beiden Fäuste mit nach oben zeigenden Daumen in die Luft. »Juchu, ich hab’s gewusst! Wow, Christoph! Super! Mega! Spitze!«, rief sie und überschüttete Christoph mit Küssen. »Ich gratuliere dir zu deinem Erfolg, mein Schatz!«
»Noch handelt es sich um nichts weiter als um ein Vorstellungsgespräch. Von Erfolg kann also vorerst keine Rede sein«, dämpfte Christoph Lizzys Begeisterung. Und fügte fast hoffnungsvoll hinzu: »Wahrscheinlich nehmen sie mich sowieso nicht.«
»Wie bitte?«, entsetzte sich Lizzy. »Wie kannst du derart negativen Gedanken auch nur für eine einzige Sekunde Raum geben? So kenne ich dich gar nicht. Natürlich nehmen sie dich. Da bin ich mir ganz sicher. Du wirst das Rennen machen. Darauf würde ich meinen Kopf verwetten. Ich bin schon jetzt so stolz auf dich.« Sie hob ihr Weinglas und prostete Christoph zu. »Auf dich und deine Karriere als berühmter Fernsehjournalist und Fernsehmoderator!«
Christoph nippte an seinem Wein. »RTL Köln ist ja gut und schön«, meinte er schließlich, »aber sollte ich nicht besser noch die Antworten auf meine Bewerbungen an den Bayerischen Rundfunk in München und den SWR in Stuttgart abwarten? Vielleicht habe ich dort ja ebenfalls unverhoffte Chancen! München und Stuttgart liegen näher am Bodensee. Würde ich beim Bayerischen Rundfunk oder beim SWR unterkommen, wäre es unter Umständen möglich, mich nebenbei um Conny zu kümmern.«
Lizzy fuhr mit dem Zeigefinger scheinbar geistesabwesend das Blumenmuster des Tischtuchs nach.
Natürlich waren auch auf Christophs Bewerbungen beim SWR und beim BR bereits positive Antwortschreiben gekommen, aber die hatte sie wohlweislich abgefangen und vernichtet. Sodass Christoph praktisch keine andere Wahl als Köln blieb.
Conny würde also notgedrungen so bald wie möglich in einem Heim oder bei einer Pflegefamilie unterkommen müssen.
Und Christoph würde, wenn er Conny in Köln ein halbes Jahr lang nicht sehen konnte, über all dem Neuen, das auf ihn einstürmte, endlich seine lächerlichen Vaterallüren vergessen.
Alles würde gut werden.
»Was denkst du, Lizzy? Wenn ich doch noch auf Antwort aus München oder Stuttgart warte, vielleicht … Wenigstens eine Woche? Oder zwei?«, begann Christoph nach einer Weile von Neuem. »Um Connys willen? Und … und wenn mir Köln auf diese Weise durch die Lappen geht … es gibt schließlich noch mehr Fernsehsender, bei denen ich mich bewerben kann.«
»Conny«, entfuhr es Lizzy ungeduldig. »Denk doch einmal halbwegs vernünftig nach, Christoph«, setzte sie dann um einiges sanfter hinzu.
Christoph machte ein bedrücktes Gesicht. »Was Conny jetzt braucht, ist nicht Vernunft«, widersprach er, »sondern Liebe. Sie braucht einen vertrauten Menschen um sich, der für sie sorgt und für sie da ist. Einen Menschen, der ihr ihre kindliche Fröhlichkeit zurückbringt und …«
Lizzy legte ihre schmalen Finger auf Christophs Hände. »Hast du gerade gesagt, Conny braucht einen Menschen, der für sie sorgt? Habe ich dich da richtig verstanden?«, unterbrach sie ihn.
»Ja, natürlich. Ich …«
»Wie willst du denn für Conny sorgen?«, fiel Lizzy Christoph ins Wort. »Eure Eltern waren nicht arm, aber sie waren auch keine Millionäre. Wie lange wird das Spargeld, das du geerbt hast, reichen? Ein Vierteljahr? Ein halbes Jahr? Bist du dir sicher, dass diese Zeit ausreicht, um Connys Trauma zu überwinden?«
Christoph schwieg mit gesenktem Kopf.
»Was willst du machen, wenn das Geld alle ist, Christoph? Willst du dann wirklich kellnern? Oder als Hausmeistergehilfe arbeiten? Oder als Postbote?« Lizzy schüttelte zweifelnd den Kopf. »Glaubst du allen Ernstes, derartige Jobs würden dir noch genügend Zeit lassen für Conny? Wenn du so viele Stunden arbeitest, dass ihr beide wirklich davon leben könnt?«
»Nein, das wohl eher nicht, aber …«
»Siehst du. Niemand kann einen Ertrinkenden retten, wenn er selbst Nichtschwimmer ist. Also sieh erst einmal zu, dass du beruflich auf die Beine kommst. Wenn du das geschafft hast und Conny dann immer noch gern zu dir nehmen möchtest, kannst du neu überlegen. Abgesehen davon, dass Conny fürs Erste in einem Heim, in dem sie psychologisch geschulte Betreuer zur Seite hat, die sich mit traumatisierten Kindern auskennen, gut aufgehoben wäre.«
»Kinderheime sind etwas Schreckliches«, behauptete Christoph.
Lizzy hob fragend die Augenbrauen. »Woher weißt du das? Hast du deine Kindheit in einem solch schlimmen Heim verbracht? Oder kennst du jemanden, der in einem Heim groß geworden ist und dir erzählt hat, wie furchtbar es dort war?«
»Nein. Weder noch«, räumte Christoph widerwillig ein. »Aber eben weil ich nicht in einem Heim, sondern in einer liebevollen Familie aufgewachsen bin, möchte ich, dass auch Conny …«
»Du hattest einen Vater, der genügend Geld verdient hat, um seine Familie gut versorgen zu können. Und dazu hattest du noch eure Mutter, die, weil sie nicht arbeiten musste, nur für dich und später für Conny da sein konnte.« Lizzy machte eine kleine Pause und setzte dann hinzu: »Kannst du Conny so eine Familie bieten?«
Christoph schüttelte traurig den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Vor allem im Moment noch nicht. In ein paar Jahren vielleicht.«
»Na, also. Meine Worte«, stellte Lizzy befriedigt fest.
Unschlüssig und unsicher drehte Christoph sein Weinglas in seinen Händen. »Und was soll ich deiner Meinung nach also jetzt machen? Ich meine, mit Köln und so?«
»Du bereitest dich gewissenhaft auf dein Vorstellungsgespräch beim RTL vor«, antwortete Lizzy. »Nebenbei liest du Conny ihre Geschichten vor oder spielst mit ihr Ball. Oder irgendein Computerspiel … keine Ahnung. Einfach irgendetwas, was Kindern Spaß macht. Du genießt also in den kommenden zehn Tagen deine Freizeit mit Conny und dann fährst du nach Köln. Für einen oder zwei Tage kannst du Conny bestimmt bei einer Nachbarin oder vielleicht bei einer Freundin deiner verstorbenen Mutter unterbringen. Oder ich selbst kümmere mich um Conny, sollte mein Fototermin bis dahin schon beendet und noch kein neues in Sicht sein.«
»Das würdest du wirklich tun, Lizzy?«
»Aber klar doch, wenn meine Zeit es erlaubt.«
»Ach Lizzy-Liebling …«
Christoph fühlte sich alles andere als wohl in seiner Haut, aber es fiel ihm auch nichts mehr ein, das er Lizzy hätte entgegenhalten können. Zumal er tief gerührt war über Lizzys Bereitschaft, gegebenenfalls selbst für Conny zu sorgen.
Wahrscheinlich gab es in der Tat kein wirklich schlagkräftiges Argument, das gegen Köln sprach …
»Sollte es in Köln nicht klappen, schreibst du weitere Bewerbungen und kannst nebenbei bei Conny sein«, redete Lizzy indessen bereits weiter. »Und solltest du eine Zusage bekommen, wovon ich ausgehe, suchen wir für Conny ein wunderschönes Kinderheim. Wenn du willst, kann ich mich in der Zwischenzeit schon einmal ein bisschen umhören oder im Internet recherchieren.«
Christoph nickte schweigend.
Er schaute auf die hohen Bäume an der Grenze des Gartens, hinter denen soeben die Sonne im Westen glutrot versank.
Wie viele Sommerabende hatten seine Eltern hier auf dieser Terrasse gemeinsam verbracht!
Sie waren so glücklich miteinander gewesen!
Und sie hatten sich nach anfänglichem Erschrecken so sehr über die kleine Nachzüglerin Conny gefreut, der sie all ihre Liebe geschenkt hatten!
»Nimm es nicht so schwer, Christoph«, sagte Lizzy in diesem Moment, als hätte sie seine Gedanken gelesen. »Alles geht irgendwann zu Ende, wenn wir auch oft das Gefühl haben, es wäre viel zu früh. Du musst jetzt die Vergangenheit hinter dir lassen und nach vorne schauen. Das ist im Moment das Allerwichtigste. Damit hilfst du nicht nur dir, sondern auch Conny.«
*
»Na, freust du dich schon auf Sophienlust?«, fragte Christoph und blickte in den Rückspiegel, um Conny zu sehen, die im Fond des Wagens in einem Kindersitz saß.
Wie erwartet blieb sie ihm die Antwort schuldig, aber ihr trauriges Gesichtchen sprach mehr als tausend Worte.
»Es ist sehr schön in Sophienlust«, versuchte Christoph, Conny aufzumuntern. »Ich bin mir sicher, dass es dir dort gefallen wird. In Sophienlust sind viele Kinder, mit denen du spielen kannst. Und es gibt einen großen Park, viel größer als unser Garten zu Hause. Der Park ist bestimmt doppelt oder dreimal so groß. Und in dem Park sind richtige Spielplätze, nicht nur eine Schaukel wie bei uns daheim.«
