Notärztin Andrea Bergen 1389 - Marina Anders - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1389 E-Book

Marina Anders

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Beschreibung

Die Liebe kam auf vier Pfoten

Obwohl er sie betrogen hat, glaubt die hübsche Simone den Liebesschwüren ihres Exfreunds Tim und lässt sich wieder mit ihm ein - eine Entscheidung mit fatalen Folgen! Denn durch Tims Leichtsinn gerät Simone in höchste Gefahr und droht, ihre Gesundheit, ja ihr ganzes Lebensglück für immer zu verlieren ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Die Liebe kam auf vier Pfoten

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: 4 PM production / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-8831-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Die Liebe kam auf vier Pfoten

Will denn die Pechsträhne der schönen Simone Barth nie mehr abreißen? Alles begann, als sie sich wieder mit ihrem leichtsinnigen Exfreund Tim einließ und zu ihm aufs Motorrad stieg. Unachtsam, wie er war, hat er einen Unfall verursacht, bei dem er starb und Simone schwer verletzt wurde: Knochenbrüche, Blutergüsse im Gehirn und Koma waren die Folgen, und auch wenn es Simone inzwischen wieder besser geht, ist nicht abzusehen, welche neurologischen Komplikationen sich in Zukunft noch einstellen werden. Hoffnung gab mir, dass sie sich mit Dorian von Drewitz, einem jungen Trainer für Therapiehunde, angefreundet hatte … und vielleicht auch mehr. Doch seit dem Infotag in seinem Trainingszentrum hat sich Simone von ihm abgewandt – obwohl sie sichtlich leidet und sich nach ihm sehnt. Irgendwas Gravierendes muss zwischen den beiden vorgefallen sein. Dabei wären sie so ein bezauberndes Paar gewesen …

Gerade ist ein Notruf eingegangen. Epileptischer Anfall bei einer jungen Frau! Und – oh nein! Die Patientin soll keine andere sein als mein persönliches Sorgenkind Simone …

„Jetzt ist sie tatsächlich zu ihm gezogen!“ Sonja Fischer begleitete ihre Worte mit einem frustrierten Seufzer. „Aber da mische ich mich nicht mehr länger ein. Dem Mädchen ist einfach nicht zu helfen.“

Notärztin Andrea Bergen schenkte der tüchtigen älteren Pflegerin einen mitfühlenden Blick. Sie wusste, von wem die Rede war: Simone Barth, Schwester Sonjas Nichte.

Andrea Bergen kannte sie nicht persönlich, konnte sich aber flüchtig an sie erinnern, weil sie vor einiger Zeit im „Buchladen am Akazienweg“, wo Simone arbeitete, ein Buch gekauft hatte. Auch sprach Schwester Sonja hin und wieder von ihren Sorgen, die sie sich um ihre Nichte machte. Simone war mit einem Motorrad-Freak zusammen, einem Angeber, der sie nur ausnutzte.

„Es wird auch keinen Sinn haben, sich einzumischen“, meinte Andrea Bergen. „Ihre Nichte ist erwachsen und muss selbst wissen, was sie tut.“

„Wenn sie nur nicht so blind verliebt in diesen Kerl wäre! Simone sieht bloß sein attraktives Äußeres und den Charme, den er zugegebenermaßen besitzt.“ Schwester Sonja setzte ihre Tasse an die Lippen. Sie und die Notärztin hatten sich nach ein paar hektischen Stunden in der Notaufnahme im Aufenthaltsraum zu einer Kaffeepause eingefunden.

„Diese Verliebtheit wird sicher eines Tages nachlassen, und Simone wird merken, dass ihr Biker nicht der Richtige für sie ist“, versuchte Andrea, die Pflegerin zu trösten.

„Ja, irgendwann, wenn er ihr das Herz gebrochen hat“, grollte Sonja. „Ich wette um jeden Betrag, dass er sie betrügt.“

„Mag sein, aber davor können Sie Ihre Nichte nicht schützen. Jeder Mensch muss seine eigenen Erfahrungen machen.“

Schwester Sonjas seufzte. „Am meisten Angst macht mir seine Raserei auf dem Motorrad, mit Simone auf dem Sozius! Ich fürchte wirklich, dass bald was passieren wird. Das hab ich schon richtig im Gespür. Aber man kann sie ja nicht davon abhalten, auch wenn sie selbst große Angst hat.“

„Simone hat Angst, bei ihrem Freund auf dem Motorrad mitzufahren?“

„Und wie!“ Sonja leerte ihre Kaffeetasse und setzte sie mit hartem Ruck ab. „Ist auch kein Wunder, so riskant und aggressiv, wie er fährt. Er hat auch schon mehrere Unfälle hinter sich.“

Andrea schüttelte den Kopf. „Warum fährt sie dann mit ihm, wenn sie sich so fürchtet?“

„Weil sie alles tut, was er sagt. Sie will auch nicht von ihm ausgelacht werden. Einfach verrückt ist das!“ Schwester Sonja war so aufgebracht, wie man sie selten erlebte. „Simones ganzes Bestreben ist, ihm zu gefallen, damit sie ihn nicht verliert. Denn davor hat sie einen richtigen Horror. Da er gut aussieht und ein schneidiger Draufgänger ist, gefällt er natürlich auch anderen Frauen. Und er scheint kein Kostverächter zu sein.“

„Klingt, als wäre sie ihm regelrecht hörig.“

„Das kann man wohl sagen.“ Sonja holte tief Luft. „Und nun ist sie auch noch zu ihm in die Wohnung gezogen. Ich habe Simone davor gewarnt, sich in ein solches Abhängigkeitsverhältnis zu begeben. Aber sie hört ja nicht auf mich.“

„Vielleicht geht ja doch alles gut“, gab Andrea sich positiv, auch wenn sie nicht wirklich daran glaubte. Nicht nach dem, was Schwester Sonja ihr schon über die Beziehung ihrer Nichte zu diesem Mann erzählt hatte.

„Ach was“, versetzte Sonja auch prompt. „Der Kerl wird Simone noch mehr ausnutzen. Was glauben Sie, wer das Essen kocht, die Wäsche wäscht, die Wohnung putzt? Ihr flotter Biker ganz sicher nicht. Es bleibt alles an ihr hängen. Nicht, dass sie sich direkt bei mir beschwert hätte. Aber ich kann sehr gut zwischen den Zeilen lesen, wenn sie mir E-Mails schreibt und nach Rezepten fragt. Oder wie man dies und das am besten macht. Haushaltsdinge eben. Manchmal ruft sie auch an. Wenn ihre Stimme bedrückt klingt, frage ich zwar, ob sie Kummer hat, doch sie versichert jedes Mal, dass alles in Ordnung ist.“

„Und was sagen Simones Eltern dazu?“, wollte Andrea wissen.

Sonja machte eine unwirsche Handbewegung.

„Die kümmern sich nicht um sie. Der Vater ist tot, und meine Schwester – eigentlich meine jüngere Halbschwester – hat wieder geheiratet. Einen Mann, der sehr dominant ist und bei dem sie nicht viel zu sagen hat. Seit ihrem achtzehnten Geburtstag ist Simone sich selbst überlassen. Zur Volljährigkeit gab es eine große Feier und ein paar Tausender aufs Konto, und dann: ‚Tschüss, auf Wiedersehen! Ab heute stehst du auf eigenen Beinen‘.“

Sonja seufzte. „Doch dazu war Simone noch gar nicht in der Lage. Sie ist ausgezogen, hat sich eine kleine Wohnung genommen und ihre Lehre als Buchhändlerin beendet. Natürlich habe ich sie dabei ein wenig unterstützt, finanziell sowie moralisch. Es hat sich auch alles zum Besten entwickelt. Simone hatte einen netten Freundeskreis und einen lieben Freund, den sie dann leider wegen dieses Motorradtypen verlassen hat.“

„Es muss schwer für sie gewesen sein, mit achtzehn ihr Leben komplett selbst in die Hand zu nehmen, wenn sie vorher eine behütete Existenz gehabt hat“, meinte Andrea nachdenklich.

„Ganz bestimmt sogar“, stimmte Schwester Sonja ihr zu. „Im Grunde kann ich stolz auf Simone sein, wie sie das alles gemeistert hat. Wenn sie sich nur einen anderen Partner ausgesucht hätte! Oder bei dem vorherigen geblieben wäre.“

Andrea wollte etwas erwidern, da meldete sich der Pager, den sie sich an den Hosenbund geklemmt hatte. „Oh, ich muss zu einem Einsatz!“ Rasch stellte sie ihre Tasse ab und lief zur Tür. Im selben Moment flog diese auf, und Jupp Diederichs, der Fahrer des Rettungswagens, erschien. Die Notärztin konnte gerade noch zur Seite ausweichen.

„Schwerer Unfall auf der Autobahn mit mehreren beteiligten Fahrzeugen“, meldete er.

„Dann nichts wie los.“ Schon rannte Andrea Bergen an ihm vorbei nach draußen, wo der Rettungswagen startklar unter dem Vordach stand. Auch Ewald Miehlke, der Rettungssanitäter im Team, kam angelaufen.

„Ich treffe schon mal die nötigen Vorbereitungen“, rief Schwester Sonja noch und lief ebenfalls hinaus in die Notaufnahme.

***

„Ich würde in diesem Fall Hillary nehmen“, schlug Anneke von Drewitz vor. „Sie ist für Patienten mit Traumafolgestörungen besonders gut geeignet.“

Dorian von Drewitz nickte. Seine Schwester, mit der zusammen er die renommierte „Hundeschule von Drewitz“ führte, hatte recht. Die Border Collie-Hündin Hillary war die perfekte Wahl. Trotzdem brachte er einen Einwand vor.

„Ben wäre aber ebenso geeignet. Gib unseren männlichen Assistenzhunden doch auch mal eine Chance.“ Ein kleines Grinsen huschte über sein bärtiges, sympathisches Gesicht. „Es sind nicht immer nur die Mädchen, die alles besser machen.“

„Ach, du!“ Lachend knuffte Anneke ihren älteren Bruder in die Seite. „Aber gut, auch die Buben sollen ihre Chance haben. Wie wäre es mit Lester? Denn Ben ist verkauft, falls dir das entfallen sein sollte.“

„Oh, richtig.“ Dorian wischte sich eine dunkle Haarsträhne aus der Stirn. „Der Junge wird uns fehlen.“

Anneke strich ihm kurz über den Arm. „Ich weiß. Du hast besonders viel Zeit mit ihm verbracht, um ihn zu einem der besten Assistenzhunde zu trainieren, die wir je gehabt haben. Aber bei Frau Riedel wird er es gut haben. Dort hat er eine Aufgabe, und sie braucht wirklich einen Hund wie Ben.“

Die junge Frau hatte bei einem Unfall nicht nur ein Bein, sondern auch ihren Verlobten verloren. Lange Zeit hatte sie im Elisabeth-Krankenhaus gelegen. Sie sprach nicht und aß fast nichts, war apathisch und verweigerte die Psychotherapie. Sie wollte nur noch sterben. Da hatte Dr. Bergen, die Notärztin, den Einfall mit einem Assistenzhund gehabt und sich an die Hundeschule von Drewitz gewandt.

Dorian und Anneke hatten die Patientin zusammen mit Ben mehrmals besucht und mit großer Freude erlebt, wie sie immer mehr aufblühte. Aber auch Ben hatte spontan sein Herz an sie verloren. Ihr Vater hatte ihr schließlich den Hund gekauft, der in Zukunft ihr treuer Begleiter sein sollte. Noch war Ina Riedel im Elisabeth-Krankenhaus, wo sie gerade ihre Prothese angepasst bekommen hatte.

Anschließend sollte sie noch für kurze Zeit zur Reha kommen. So lange würde Ben noch in der Hundeschule bleiben. Doch dann würden Dorian und Anneke sich von ihm trennen müssen – wie schon zuvor von vielen anderen Hunden, die sie für die verschiedensten Zwecke ausgebildet hatten.

„Ben wird ihr Leben bereichern“, stimmte Dorian seiner Schwester zu. „Und natürlich auch sehr gefordert sein. Lassen wir ihm also noch das bisschen Auszeit, bis er seine neue Aufgabe übernimmt. Dann werde ich mit Hillary heute Nachmittag zu Frau Drömer gehen. Oder wolltest du das übernehmen?“

Anneke überlegte kurz. „Nein, geh nur. Ich werde noch ein wenig mit Syrah trainieren und dann mit ihr einen kurzen Besuch im Seniorenheim machen.“

Die Geschwister wandten sich von der Hundekoppel, wo die Hunde ihren Auslauf hatten, dem Wohnhaus zu.

„Was hältst du jetzt von einem Kaffee?“, fragte Dorian, während er seiner Schwester die Haustür aufhielt.

Genau das hatte auch Anneke im Sinn gehabt. „Oh, sehr viel. Es ist auch noch etwas von dem Zitronenkuchen da.“

„Dann machen wir es uns mal gemütlich. Später wartet sowieso wieder eine Menge Arbeit auf uns.“

Der Tag war noch nicht zu Ende. Es gab nicht nur Arbeit mit den Hunden selbst in Form von Training und Pflege, auch die Webseite der Hundeschule musste gepflegt werden, ebenso der Blog über Assistenzhunde, wo es immer wieder Fragen zu beantworten gab. Und dann waren da natürlich auch die Kunden, die einen Assistenz- oder Besuchshund kaufen wollten.

Um siebzehn Uhr hatten sie einen Termin mit einer Frau, die für ihre betagten Eltern einen Schlaganfall-Warnhund anschaffen wollten. Der zweijährige und voll dafür ausgebildete Schäferhund Tanner würde die perfekte Wahl sein. Außerdem kamen zu ihnen auch Leute, die ihre eigenen Hunde trainieren lassen wollten.

Annekes Blick fiel auf den Stapel Bücher, der auf dem Dielentisch lag. Therapie auf vier Pfoten, hieß der Titel. Der Autor war Dorian. Er hatte dieses interessante Sachbuch über seine Tätigkeit, in dem auch Erfahrungsberichte betroffener Patienten zu lesen waren, geschrieben und erst vor Kurzem veröffentlicht. Nun machte er eifrig Werbung dafür, in Buchhandlungen sowie im Internet.

„Wie läuft dein Buch?“, wollte Anneke wissen.

Dorian hob kurz die Schultern. „Nun ja, es läuft so langsam an. Sachbücher mit speziellen Themen finden natürlich nicht so reißenden Absatz wie die Krimis schwedischer Bestsellerautoren. Aber ich will auch keine Millionen damit verdienen.“

Dorian setzte die Kaffeemaschine in Betrieb, und Anneke schnitt den restlichen Zitronenkuchen auf.

„Was hast du mit den Büchern in der Diele vor?“, fragte Anneke, als sie dann am Küchentisch saßen und es sich schmecken ließen.

„Ich werde sehen, wo ich sie verteilen kann. Vielleicht ein paar im „Buchladen am Akazienweg“. Dort haben sie ein ziemlich großes Angebot an Fachbüchern, außerdem viele Bücher über Hunde. Mein Buch würde gut in ihr Sortiment passen. Sie haben auch eine sehr nette Verkäuferin. Und eine hübsche noch dazu.“

Anneke bemerkte, dass ihr Bruder plötzlich einen ganz verklärten Gesichtsausdruck hatte. Ein wissendes Lächeln spielte um ihre Lippen.

„Und von dieser sehr netten und hübschen Verkäuferin erhoffst du dir nun, dass sie dein Buch ganz besonders herausstellt? Oder steckt da mehr dahinter?“

Dorians Ohren röteten sich leicht. Im Geist sah er eine zierliche junge Frau mit kastanienbraunen Haaren und ausdrucksvollen braunen Augen vor sich, die das schönste Lächeln der Welt hatte.

„Hm, ja, sie gefällt mir“, gab er zu. „Nicht nur, weil sie ausgesprochen hübsch ist, sondern auch, weil sie so nett und aufmerksam zu ihren Kunden ist. Als ich das letzte Mal im Buchladen war, hat sie eine ältere Dame, die sich für Bücher über Hunde interessierte, richtig liebevoll bedient. Die Kundin war ganz glücklich, als sie mit ihrem Buch in der Tasche den Laden verließ.“

„Hunde …“ Anneke zerbröselte nachdenklich ein Stück Kuchen auf ihrem Teller. „Vielleicht wäre diese Buchhandlung tatsächlich die richtige für dein Buch?“

Dorian nickte. „Ich werde es dort in den nächsten Tagen mal vorstellen.“ Dabei dachte er nicht nur an die Möglichkeit, sein Buch zu verkaufen, sondern auch an das Wiedersehen mit der hübschen Verkäuferin. Ob sie noch frei war und sich auf einen Kaffee einladen ließ?

Diese Aussicht erschien ihm plötzlich wichtiger als die Vermarktung seines Buches.

***

Als Andrea Bergen die Chirurgische Station betrat, begegnete ihr im Korridor Schwester Assisa, die indische Pflegerin.

„Schönen Tag, Frau Dr. Bergen“, grüßte sie und lächelte breit. „Wieder unterwegs, um nach Ihren Patienten zu sehen?“

„Richtig. Gestern Abend bin ich nicht mehr dazu gekommen, und heute Vormittag war ich ständig im Einsatz. Es geht ihnen doch allen gut, hoffe ich?“

Schwester Assisas Lächeln wich einer ernsten Miene. „Sie meinen die Opfer von der Karambolage auf der Autobahn?“

„Ja. Den Mann mit dem Pneumothorax und den Jungen mit dem Bauchtrauma. Ist alles in Ordnung?“

Assisas Miene drückte großes Bedauern aus. „Nein, leider nicht alles. Der Mann wird es wohl schaffen, aber der Junge … es sieht nicht gut aus.“

„Oh nein!“ Andrea schluckte. Sie hatte alles getan, um Vater und Sohn zu retten, und gehofft, dass sie beide über den Berg waren. „Ich werde mit den Kollegen sprechen. Wer hat operiert?“

„Dr. Anger“, war Schwester Assisas Antwort.

Andrea atmete auf. Der Oberarzt der Chirurgie war wegen seiner Arroganz und Hinterhältigkeit zwar der unbeliebteste Arzt im ganzen Krankenhaus, doch er war auch der fähigste Chirurg, den man sich vorstellen konnte. Helmut Anger hatte schon unzähligen Patienten das Leben gerettet, bei denen andere Ärzte keine Hoffnung mehr gehabt hatten.

„Aber den Oberarzt würde ich jetzt nicht ansprechen“, warnte Schwester Assisa. „Der hat nämlich eine Stinklaune.“

„Oh. Und warum?“

„Es geht um die Besuchs- und Assistenzhunde, die er abschaffen will. Sie wissen ja, dass sie ihm von Anfang an ein Dorn im Auge waren.“

Andrea stieß die Luft aus. An das Theater, das Anger damals gemacht hatte, als Professor Hebestreit solche Hunde auf den Stationen erlaubt hatte, konnte sie sich nur zu gut erinnern. Aus Hygienegründen wollte Anger sie nicht im Haus haben und hatte verlangt, dass solche Hunde nur auf dem Außengelände der Klinik zugelassen waren.

Niemand hatte auf ihn gehört, etwas, das Angers aufgeblasenes Ego nicht ertragen konnte. Doch es war ihm nichts anderes übrig geblieben, als sich mit der neuen Regelung abzufinden. Seitdem gab es immer wieder Ärger und Stress, wenn so ein Assistenz- oder Besuchshund auf der Station erschien.

„Na, ich werde ihn trotzdem auf die beiden Patienten ansprechen“, meinte Andrea, die sich von dem Oberarzt noch nie hatte einschüchtern lassen. „An mir wird er seinen Ärger nicht auslassen.“ Sie wechselte mit der Pflegerin noch ein paar Worte und ging weiter.

***

Als sie um die Ecke bog, kam ihr ein dunkelhaariger Mann mit einem Hund entgegen. Es war Dorian von Drewitz mit Ben, dem Assistenzhund für Ina Riedel, den Andrea vermittelt hatte.

„Hallo, Frau Dr. Bergen“, grüßte er vergnügt. „Nett, Sie wieder mal zu treffen.“

Andrea erwiderte den Gruß und begrüßte auch Ben, der sich artig hinsetzte und die Pfote hob. „Na, warst du bei deinem neuen Frauchen?“, fragte sie den Hund.

„Wuff“, machte Ben zustimmend und schaute sie aus seinen klugen Augen freundlich an.

„Frau Riedel freut sich sehr auf ihre Entlassung“, bemerkte Dorian. „Sie und Ben sind schon richtig gute Freunde geworden. Sie werden das perfekte Team abgeben.“