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Annalenba stöhnte wohlig auf. "Tiefer, tiefer, Schatz!", verlangte sie, während Tobi ihr den Rücken eincremte.
Die Sonne brannte. Vom Meer her wehte eine leichte Brise.
"Autsch, du Idiot!", schrie sie, als ein brennender Schmerz sie herumwirbeln ließ.
Dann schrie sie nur noch.
Auf Tobis Schultern saß ein Fischkopf ...
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Veröffentlichungsjahr: 2023
Cover
Personenliste
Angriff der Fischköpfe
Leserseite
Vorschau
Impressum
Die Hauptpersonen des Romans sind
Professor Zamorra: der Meister des Übersinnlichen
Nicole Duval: Zamorras Partnerin und Kampfgefährtin
Henry: Superhirn
Brittany Adair: Engländerin, Henrys Freundin und Gast auf Château Montagne
Lucia Nowak: ständige Bewohnerin im Château mit enormem Parapotential
Elayna: Lucias mongolische Freundin
Kyra: Katzenvogeldämonin aus der Familie der Fyderra
Jens Pedersen: Hundebesitzer
Holger Berggren: Fischer
Linda Hyldelund: Bürgermeisterin
Bent Søndergaard: Inhaber einer Immobilienfirma
Gunnar von Vindt: Investigativ-Reporter
Old Earp: Hilfspolizist
Angriff der Fischköpfe
von Veronique Wille
Sie versuchte sich zu erheben, musste aber feststellen, dass man ihr die Arme und Beine fixiert hatte. Zumindest war sie nicht nackt. Sie trug noch immer ihren Bikini. Und dennoch hatte sie das Gefühl, dass das Monster sie mit den Blicken auszog.
Es wird mich doch nicht ...
Sie brachte den Gedanken nicht zu Ende, denn in diesem Augenblick geschah etwas, das jegliches Grauen noch weit übertraf:
Die Kreatur öffnete das breite Fischmaul und quakte blubbernd ihren Namen: »Annalena.«
»I have never seen anything like this before« (Creature from the Black Lagoon«)
Annalena Sommer stöhnte wohlig auf. »Tiefer, tiefer, Schatz!«, verlangte sie, während Tobi ihr den Rücken eincremte.
Die Sonne brannte. Vom Meer her wehte eine leichte Brise.
»Autsch, du Idiot!«, schrie sie, als ein brennender Schmerz sie herumwirbeln ließ.
Dann schrie sie nur noch.
Auf Tobis Schultern saß ein abscheulicher Fischkopf ...
Eine Stunde zuvor
»Muss es denn unbedingt so weit weg vom Hauptstrand sein?«, maulte Annalena. »Wir können uns doch überall hinlegen.«
Tobi verdrehte die Augen. »Das ewige Kindergeschrei geht mir auf die Nerven. Und die kreischenden Mütter erst, wenn ihre Blagen zu nah ans Wasser gehen ...«
»Du hast die Väter vergessen«, erinnerte ihn Annalena.
»Stimmt. Die meisten glotzen dich an, als wärst du Frischfleisch.«
»Na ja, ich hab ja auch in der Auslage einiges anzubieten.«
»Ich hoffe, nur für mich«, erinnerte sie Tobi. »Sollen sich die geilen Spanner den Appetit doch bei ihren eigenen Weibern holen.«
Seine Laune war in der Tat nicht die beste. Seitdem sie gestern nach einer siebenstündigen Autofahrt auf der Insel angekommen waren und erschöpft ihr Quartier bezogen hatten, mussten sie erst einmal die Ameisenstraße beseitigen, die quer durch den kleinen Wohnraum marschierte. Danach waren sie ermattet eingeschlafen.
Am nächsten Morgen hatte Tobi Dutzende rote Flecken am ganzen Körper entdeckt. Sie juckten entsetzlich.
»Igitt. Sind das Masern?«, hatte Annalena ausgerufen.
»Ich fürchte eher Bettwanzen.«
»Bleib mir ja vom Leibe!«
Damit schien der Tag gelaufen zu sein. Wutentbrannt hatte er die Nummer ihres Vermieters, der ihnen die hölzerne Ferienhütte vermietet hatte, angerufen. Unter der Handynummer hatte er aber keinen erreicht. Also hatte er kurzerhand selbstständig einen Kammerjäger bestellt, der ihnen versprach, die Biester mit Stumpf und Stiel innerhalb eines Tages auszurotten. Allerdings dürften sie für die Zeit die Hütte nicht betreten.
Außerdem hatte er Vorschuss verlangt. Auch das hatte Tobi zähneknirschend akzeptiert. Als Gabelstaplerfahrer in einer Gelsenkirchener Betonfirma war er nicht gerade gut betucht. Für den Urlaub nach Dänemark hatte er eh seinen Dispo in Anspruch nehmen müssen. Aber das Geld würde er vom Vermieter zurückverlangen. Und Schmerzensgeld noch dazu!
Warum hatte es überhaupt diese Insel sein müssen? Etwas hatte ihn hierhergezogen. Seine Großeltern waren Dänen gewesen. Sein Vater, der eine deutsche Frau geheiratet hatte, hatte immer behauptet, er, Tobi, würde seinem Großvater ähnlich sehen. Tobi fand das überhaupt nicht. Als er einmal ein Foto seines Großvaters gesehen hatte (das einzige, das von ihm existierte), hatte es ihn fast entsetzt.
Die aus den Höhlen hervorquellenden Augen, die wulstigen Lippen ... irgendwie hatte sein Großvater etwas Fischartiges an sich gehabt. Oder das Foto war völlig misslungen und vermittelte diesen Eindruck. Wulstige Lippen hatte er auch. Alles in allem entsprach er nicht gerade dem Schönheitsideal. Aber zum Glück stand Annalena auf etwas derbere Typen, wie sie mehrfach betont hatte. Jedenfalls war der Wunsch in ihm immer stärker geworden, die Insel seiner Großeltern zu besuchen.
»Nicht kratzen!« Annalena riss ihn aus seinen Gedanken, während sie noch immer durch die Dünen marschierten.
»Verdammt! Das juckt aber wie Hölle!« Er hatte gar nicht gemerkt, dass er sich die ganze Zeit gekratzt hatte. Wenn er ehrlich war, so waren die roten Flecken, die seine Haut besprenkelten, der wahre Grund, warum er nicht am Strand liegen, sondern sich einen einsamen Platz in den Dünen suchen wollte.
Vielleicht war die Sonne sogar kontraproduktiv, was die verfluchten Stiche betraf, wer wusste das schon? Aber zurück in ihre Hütte konnten sie ja erstmal nicht. Dabei hätte er sich am liebsten ins Bett gelegt – allerdings in eines ohne Wanzen – und sich die Decke über den Kopf gezogen.
»Du schwitzt! Hast du etwa auch noch Fieber?«
Tobi wischte sich über die schweißnasse Stirn. »Weiß nicht. Vielleicht liegt das an den Stichen ...«
»Du hättest zum Doc gehen sollen, wie ich dir das gesagt habe. Oder wenigstens in die Apotheke!«
Das liebte er so an ihr: Dass sie nicht nur alles besser wusste, sondern ihn auch so lange belehrte und nervte, bis ihm nichts anderes übrig blieb als nachzugeben. Hing wahrscheinlich mit ihrem Beruf zusammen: Als Steuerfachangestellte ließ sie so gut wie nie fünfe gerade sein. Dafür verdiente sie besser als er und besaß im Gegensatz zu Tobi auch mehrere Kreditkarten.
Endlich fanden sie eine Stelle in den Dünen, wo weit und breit kein anderer Urlauber zu sehen war. Ermattet ließ sich Tobi in den Sand fallen. Er war fix und fertig. Sein Shirt war nassgeschwitzt, aber er wollte es nicht ausziehen. Es war ihm so schon unangenehm genug, dass er gezeichnet an Armen, Beinen und im Gesicht vor ihr herumlaufen musste.
Annalena und er hatten sich erst vor sechs Monaten über die Dating-App Tinder kennengelernt. Der Sex mit ihr war fantastisch. So streng sie sein konnte, im Bett war sie eine Wildkatze. Wahrscheinlich brauchte sie das als Ausgleich. Nur würde es mit dem Sex wohl auch erst Schluss sein. So wie er aussah, würde sie ihn höchstens mit Gummihandschuhen anfassen.
»Willst du nicht wenigstens dein Shirt ausziehen?«, fragte sie, als hätte sie seine Gedanken gelesen und wollte ihm nun genau das Gegenteil aufzwingen. »Vielleicht heilen die Stiche besser an der frischen Luft. Außerdem riechst du komisch.«
Das war ihm auch schon aufgefallen. Er konnte den Geruch nicht wirklich beschreiben. An seinem Shirt lag es aber nicht. Es war sein Körper, der den eigentümlichen Geruch ausdünstete. Irgendwie fischig. Aber auch metallisch. Ob das auch an den verdammten Bettwanzen lag? Vielleicht hatten die Biester ihn ja nicht nur gestochen und sein Blut getrunken – allein die Vorstellung war grausig genug – sondern waren in ihm drin.
»Was ist jetzt?«, nervte Annalena. »Ziehst du es jetzt aus?«
»Was?« Er merkte, dass es ihm zunehmend schwerer fiel, sich auf sie zu konzentrieren. Zudem hatte er jetzt ein Rauschen in den Ohren, das nicht vom Meer herrührte, dessen Wellen sich nur zwanzig Meter entfernt am Sandstrand brachen. Eine Idylle! Nur nicht für ihn.
»Du hörst mir überhaupt nicht zu!« Annalena machte eine wegwerfende Handbewegung. »Dann mach doch, was du willst. Ich jedenfalls lasse mir den Tag nicht von dir vermiesen!«
Sie entrollte ein Badetuch, zog sich das gelbe Strandkleid über den Kopf und präsentierte ihre üppige Bikinifigur, für die er aber heute im Gegensatz zu sonst keinen Blick hatte. Zu sehr war er mit sich beschäftigt. Und wieder fing er sich an zu kratzen. Die Flüssigkeit, die aus den aufgekratzten Stellen heraustropfe, ekelte ihn selbst an. Als er den Finger unter die Nase hielt, wusste er endlich, woher der unangenehme Geruch herrührte. Allmählich bekam er es mit der Angst zu tun. Was, wenn es gar keine Bettwanzen gewesen waren, die ihn zerstochen hatten, sondern – irgendwelche anderen Biester. Und ihr Gift war jetzt in seinem Körper!
Er war froh, dass Annalena ihn nach wie vor in Ruhe ließ. Sie lief zum Strand und sprang in die Fluten. Wenigstens hatte er jetzt ein paar Minuten für sich. Ermattet sackte er nach hinten und blieb auf dem Rücken liegen. Der blaue wolkenlose Himmel verschwamm vor seinen Augen. Alles begann sich zu drehen. Die Sonne brannte erbarmungslos. Zu gern wäre er jetzt auch ins Wasser gesprungen, aber allein der Gedanke, wie das Salzwasser auf der Haut brennen würde, verursachte ihm Schüttelfrost. Am liebsten hätte er sich wie eine Strandkrabbe im Sand vergraben.
Viel zu schnell kam Annalena wieder zurückgelaufen. Sie musterte ihn, wie er da so lag, und schüttelte nur missbilligend den Kopf. Nachdem sie sich abgetrocknet hatte, zog sie aus ihrer Strandtasche eine Flasche mit Sonnencreme hervor und begann sich damit einzureiben. Nur an den Rücken kam sie nicht heran.
»Vielleicht bist du wenigstens in der Lage, mir den Rücken einzucremen«, sagte sie und legte sich auf den Bauch, ohne seine Antwort abzuwarten.
Als er sich erhob, ging es ihm plötzlich besser. Er schwitzte nicht mehr, sondern ihm war angenehm kühl. Der fischige Metallgeruch, den seine Haut ausdünstete, kam ihm nun wie ein besonders verführerischer Duft vor. Und irgendwie bekam er Appetit. Appetit auf Annalena – wie sie so vor ihm dalag und ihre üppigen Formen präsentierte. Nur mit Mühe konnte er ein Grunzen unterdrücken. Am liebsten hätte er sich auf sie gestürzt und von hinten genommen.Aber er beherrschte sich. Breitbeinig hockte er sich über sie, spritzte sich ein paar Tupfer Sonnencreme auf die Hände und begann sie zu massieren.
Annalena stöhnte wohlig auf. »Hm, das machst du gut! Du bist wohl wieder munter geworden, was?«
Er antwortete nicht, sondern knetete weiter. Gefühlvoll und zärtlich, voller Hingabe, so wie man in Japan Koberinder massiert, damit ihr Fleisch eine besonders schöne Fettmarmorierung bildet.
Annalena stöhnte wohlig auf. Auch sie kam jetzt in Stimmung.
»Tiefer, tiefer, Schatz!«, verlangte sie.
Im nächsten Moment schrie sie auf.
»Autsch, du Idiot!« Ein brennender Schmerz ließ sie herumwirbeln.
Dann schrie sie nur noch.
Auf Tobis Schultern saß ein abscheulicher Fischkopf!
Bis jetzt hatte er sich noch zurückhalten können, aber nun übernahmen die Instinkte die Herrschaft über seinen Körper. Die Krallen, in die sich seine Finger verwandelt hatten, bohrten sich tief in Annalenas Fleisch.
Am liebsten hätte er ihr das Herz herausgerissen und es verspeist. Aber etwas hielt ihn zurück. Eine höhere Macht in ihm verlangte, dass er sie nicht töten durfte. Sie war für einen anderen bestimmt.
Er richtete sich auf und schleifte die nunmehr Ohnmächtige wie einen Sack hinter sich her. Annalena hinterließ eine blutige Spur im Sand.
Tobi schrie auf vor Wonne, als die ersten Wellen seine Füße umspülten. Wasser! Herrlich kühles, erfrischendes Salzwasser!
Er marschierte weiter ins Meer hinein, sein Opfer noch immer fest im Griff.
Er ließ es auch nicht los, als er längst untergetaucht war.
Jens Pedersen suchte seinen Labrador. Das verfluchte Vieh seiner Verlobten war mal wieder ausgebüxt. Halla wurde jedes Mal hysterisch, wenn ihr Hundchen das Weite gesucht hatte. Was in diesem Urlaub gefühlt jeden zweiten Tag vorkam.
Warum sie Horik dann nicht selbst suchen ging, sondern Jens losschickte, hatte wahrscheinlich mit ihrer angeborenen Bequemlichkeit zu tun. Sie war eine echte Pfundsfrau – im wahrsten Sinne des Wortes, aber er liebte jedes Pölsterchen an ihr.
Pedersen selbst war spindeldürr. Wahrscheinlich war es dieser Gegensatz, dass der Sex zwischen beiden etwas Besonderes war – wenn es denn mal dazu kam. Denn Halla hatte von Anfang an darauf bestanden, dass Horik das Bett mit ihnen teilte, »weil er es so gewohnt« war.
Sie waren jetzt ein Jahr zusammen, und Jens hätte sich durchaus glücklich geschätzt, wenn halt nicht Horik zwischen ihnen gestanden hätte – oder besser noch: gelegen. Es war beileibe nicht so, dass er Hunde nicht mochte. Er hatte schlichtweg keine Beziehung zu ihnen. Insofern hätte er auch Horik als Dritten im Bunde akzeptiert. Aber im Grunde war Jens der Dritte im Bunde. Und der Köter wusste das. Manchmal hatte er sogar das Gefühl, dass Horik ihn angrinste, wenn er bei seinem Frauchen auf der Couch lag, während sich Jens mit einem Sessel begnügen musste.
Wie auch immer: Horik war verschwunden. Bisher war er nach spätestens einer halben Stunde immer wieder aufgetaucht. Aber die halbe Stunde war längst um gewesen, und nachdem Jens in der nächsten Umgebung bereits alles abgeklappert hatte, versuchte er es hier unten am Strand. Dabei ertappte er sich bei dem Gedanken, dass der Hund vielleicht für immer verschwunden blieb. Nicht, dass er ihm wirklich den Tod wünschte, aber vielleicht war der Streuner ja so weit weggelaufen, dass er nicht wieder zurückfand und von irgendwelchen Hundefreunden aufgepäppelt und aufgenommen wurde.
»Horik! Verdammter Mistkerl!«, schrie er nun wieder über den zu dieser frühen Stunde menschenleeren Strand hinweg.
Der Strand war hier nur ein schmaler Streifen. Dahinter erhoben sich sofort die Dünen.
Vielleicht steckte Horik ja irgendwo im Schilf. Möglicherweise hatte er sich da verfangen. Kaum war ihm der Gedanke gekommen, enddeckte er die Pfotenabdrücke im von der Flut noch feuchten Sand.
Ja, das waren eindeutig die Spuren eines Hundes, ob nun Horiks oder eines anderen Hundes. Aber wenigstens ein Hoffnungsschimmer.
Hoffnungsschimmer? Ja, obwohl er gerade noch in eine ganz andere Richtung gedacht hatte, war er nun doch froh. Allein der Gedanke, wie glücklich Halla sein würde, wenn er mit Horik im Schlepptau zurückkam.
Er folgte den Spuren und stutzte, als er plötzlich auf noch etwas anderes stieß.
Auf Blutstropfen.
Sie endeten abrupt an der Stelle, bis zu der die Flut gekommen war.
Jens spürte seinen Herzschlag bis zum Hals klopfen. Stammte das Blut von Horik? In Gedanken sah er ihn bereits ausgeweidet irgendwo liegen. Aber dann setzte sein logischer Verstand ein.
Nein, das Blut konnte unmöglich von Horik stammen. Die Flut war schon gestern Abend gekommen, das Blut musste also älter sein. Tatsächlich sah es auch nicht frisch aus, auch wenn Jens es nicht über sich brachte, mit dem Finger eine Probe zu nehmen. Zumindest ging er vorsichtig in die Hocke, um es sich aus der Nähe zu betrachten.
Es sah zwar aus wie Blut, aber vielleicht war es ja auch gar keins, sondern irgendein Scherzbold hatte Farbe ausgeschüttet. Oder Kunstblut. Und überhaupt: Woher sollte er das so genau wissen? Als Finanzbeamter hatte er mit so etwas nie zu tun, auch wenn man seine Spezies Blutsauger nannte.
Die Entdeckung hatte ihn dermaßen aus dem Konzept gebracht, dass er gar nicht mehr auf die Pfotenabdrücke geachtet hatte.
Die nämlich führten exakt neben der den Blutstropfen her und ins Schilf hinein.
Vor Jens' innerem Auge sah er Horik, wie er mit der Nase am Boden schnüffelnd der Spur folgte.
Jens stöhnte. Denn jetzt blieb auch ihm keine Wahl. Während er nun ebenfalls Richtung Düne ging, malte er sich bereits das schrecklichste Szenario aus: auf eine Leiche zu treffen. Oder zumindest auf einen übel zugerichteten Kadaver. Allerdings war damit noch nicht das Rätsel gelöst, warum die Blutspuren zum Meer führten.
War da jemand blutend aus dem Wasser gestiegen und hatte sich mit letzter Kraft in die Dünen geschleppt. Haie! Gab es hier vielleicht neuerdings Haie?
Er schlug sich durch das hohe Gras und hatte den Ursprung des Blutes erreicht.
Wenn auch nicht die Quelle.
Es war schlicht und einfach so, dass an besagter Stelle der Sand mit Blut geradezu getränkt war.
Aber wo war die Leiche hin. Oder der Kadaver?
Die einzig mögliche Erklärung ließ Jens einen Schauer über den Rücken laufen. Hier war etwas noch weit Schrecklicheres passiert, als er bisher angenommen hatte. Hier war eine Bluttat geschehen, und der Verletzte hatte sich Richtung Meer geschleppt.
Oder jemand hatte ihn dort hingeschleppt!
Und für ein Tier war der Blutverlust viel zu groß, selbst wenn das meiste Blut inzwischen im Sand versickert sein dürfte.