Professor Zamorra 1328 - Veronique Wille - E-Book

Professor Zamorra 1328 E-Book

Veronique Wille

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Beschreibung

Als Nicole und Zamorra die Kirche betraten, läuteten bei beiden Dämonenjägern die Alarmglocken. "Ein verfluchter Ort", stellte Zamorra düster fest. "Auch wenn Merlins Stern nicht anschlägt, so spüre ich es. "Mir ergeht es nicht anders", sagte Nicole und ergriff seine Hand. Dann sahen sie den Schatten, der sich bedrohlich hinter dem ehemaligen Altar erhob ...


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Seitenzahl: 125

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Die Kirche der Verdammten

Leserseite

Vorschau

Impressum

Die Kircheder Verdammten

von Veronique Wille

Kaum waren Valerie und Cedric aus ihrer altersschwachen Ente, wie man den Citroën 2CV auch nennt, ausgestiegen, da begannen die Glocken der Kirche zu läuten. Sie klangen so ganz anders, als Valerie sie in Erinnerung hatte: nicht wie etwas Schönes, Reines, so wie früher, als sie zum sonntäglichen Gottesdienst riefen. Sondern wie etwas Beunruhigendes, zutiefst Bedrohliches sogar.

Der Himmel war düster, und die Wolken hingen tief über dem kleinen, verlassen wirkenden Küstenort Port Even in der Bretagne. Der Wind brachte den salzigen Geruch nach Salz und Tang vom nahen Atlantik her. Die Straßen waren menschenleer ...

Fröstelnd schmiegte sich Valerie an ihren Verlobten.

»Alles ist so ganz anders als früher«, bemerkte sie. »Nichts erinnert mehr an das fröhlich bunte Port Even, das ich so liebte.«

»Manchmal trügen uns unsere Erinnerungen«, sagte Cedric. »Damals warst du noch ein halbes Kind und hast alles mit anderen Augen gesehen. Vielleicht hat hier aber auch der Zahn der Zeit dran genagt.« Er lauschte, und in ärgerlichem Ton fuhr er fort: »Allein diese fürchterlichen Glocken machen einen ja verrückt. Ich hoffe, das Haus deiner Tante liegt weit genug von der Kirche weg.«

»Ganz bestimmt hört man dort das Geläute nicht so laut wie hier auf dem Marktplatz, versprochen.«

»Ich hoffe, du hast recht.« Er sah sich naserümpfend um. »Allein, was du Marktplatz nennst, ist für mich ein trister grauer Fleck. Zwischen dem Kopfsteinpflaster sprießt schon das Unkraut.«

»Tante Amelie hat mich immer zum Markt mitgenommen. Jeden Tag waren hier die Stände, voll beladen mit den herrlichsten Leckereien.«

»Du und deine Erinnerungen«, seufzte Cedric. »Lass uns mal lieber sehen, dass wir zum Haus deiner Tante finden. Sieht ganz nach Regen aus, wenn du mich fragst.«

Valerie sah sich um. Sie versuchte sich zu erinnern. Gleich mehrere Gassen führten vom Marktplatz aus in das labyrinthische Innere Port Evens.

»Es fällt dir nicht mehr ein, wo's langgeht, gib's zu!«, neckte Cedric sie.

»Doch!«, widersprach Valerie und zeigte auf eine der Gassen. »Siehst du die Boulangerie an der Ecke? Da gab es immer die knackigsten Croissants!«

»Ja, und so verlassen, wie der Laden wirkt, gibt's da heute nur noch die knackigsten Kakerlaken.«

Valerie boxte ihm auf den Arm. »Mach doch nicht alles mies. Heute ist Sonntag, da haben die meisten Geschäfte zu. Jedenfalls geht's da entlang zu Tante Amelies Haus!«

Den Wagen mussten sie stehen lassen, da die Gasse selbst für die Ente zu schmal war. Also machten sie sich zu Fuß auf den Weg, begleitet von dem unaufhörlich weiter nervenden Geläut.

»Als ob sie uns begrüßen«, meinte Cedric. »Sie haben exakt eingesetzt, als wir aus dem Wagen gestiegen sind.«

»Ist doch eigentlich ein schöner Gedanke, oder?«, fragte Valerie.

Im Gegensatz zu ihrem Verlobten war sie eindeutig die Optimistischere und Lebenslustigere.

Gegensätze ziehen sich an, hatte sie schon öfter gedacht. Vielleicht hatte sie sich deshalb gleich auf den ersten Blick in den hoch aufgeschossenen, schlaksigen Cedric verliebt. Und er sich in sie, auch wenn er es nicht immer zeigte. Er wusste nicht, ob ihre schwarzen Locken, ihre knabenhafte, schlanke Figur oder ihre Fröhlichkeit und Spontaneität ihn am meisten angezogen hatten.

Jedenfalls hatte er bis vor zwei Wochen noch nie von einem Küstendorf namens Port Even gehört. Bis zu dem Moment, als Valerie ihm mit vor Erregung geröteten Wangen den Brief eines Notars zum Lesen gegeben hatte. Darin stand, dass ihre verstorbene Tante Amelie Valerie ihr Haus in der Bretagne vererbt hatte. Zeit ihres Lebens bis zu ihrem Tod hatte Valeries Tante darin gewohnt.

Der Notar, ein gewisser Jean-Claude Giraud, hatte ihr ein paar Fotos des Hauses gezeigt und die Schlüssel ausgehändigt. Was die näheren Umstände des Todes betraf, so wusste er darüber nicht Bescheid. Berichten konnte er nur, dass sich die Verstorbene bereits vor ihrem Tod mit den Beerdigungsformalitäten befasst hatte und auf dem kleinen Friedhof von Port Even begraben lag. Auch sein Honorar hatte sie bereits zu Lebzeiten beglichen.

Valerie wäre am liebsten sogleich losgefahren, um sich das Haus anzugucken. Aber Cedric war berufsmäßig zu sehr eingespannt. Und auch diesen Sonntag hatte er sich regelrecht freischaufeln müssen. Also hatte sie sich in ihr Schicksal gefügt und geduldig abgewartet, denn sie wollte ihren Verlobten unbedingt dabeihaben, wenn sie Port Even besuchte.

Sie waren in der Nacht von Feurs aus losgefahren. Die Fahrt hatte fast neun Stunden gedauert, sodass sie jetzt erst am Mittag hier ankamen. Geplant war, dass sie zumindest den Montag noch in Port Even bleiben würden.

Wie von Cedric vorausgesagt, begann es zu regnen. Die schmale Gasse wirkte dadurch noch düsterer. Sie war von den kleinen, dicht an dicht stehenden, einfachen Granitsteinhäusern eingeengt, wie sie in Port Even üblich waren. Dass sie bewohnt waren, konnte man nur vermuten. Jedenfalls ließ sich nicht eine Menschenseele blicken.

Vielleicht sind sie ja alle in der Kirche, dachte Valerie. Eine andere Erklärung fiel ihr nicht ein, außer dass Port Even inzwischen eine Geisterstadt geworden war. Aber der Gedanke war zu absurd, um ihn überhaupt auszusprechen. Außerdem hätte der Notar das sicher erwähnt.

»Da ist es ja!«, rief sie plötzlich aus.

Obwohl es sich von den anderen Häusern nicht großartig unterschied, erkannte sie Tante Amelies Haus sofort wieder. Es war das einzige mit einem Reetdach. Die Eingangstür und die Fensterläden waren, im Gegensatz zu den anderen Häusern, schwarz gestrichen. Ebenfalls schwarz gestrichene Blumenkästen standen auf den Fensterbänken. Die Hortensien blühten in voller Pracht, so, als hätte sich auch nach Tante Amelies Tod jemand um sie gekümmert, ebenso um den kleinen Kräutergarten, der sehr gepflegt wirkte.

Cedric rümpfte die Nase. »Ich halte es hier nicht länger als zwei Tage aus!«

Er war ein Stadtmensch, genoss die Vorteile einer Metropole und konnte sich nie und nimmer vorstellen, in ein winziges Dorf und ein noch winzigeres Haus zu ziehen.

Valerie überhörte den Einwand. »Tante Amelie hat sich hier sehr wohl gefühlt.«

»Ich kriege jetzt schon Platzangst. Hoffen wir, dass es innen geräumiger ist, als es von außen aussieht. Und dass man die verdammten Glocken nicht mehr hört!«

Die Glocken hatte Valerie zuletzt gar nicht mehr bewusst wahrgenommen. Zu sehr hatte sie sich darauf konzentriert, das Haus zu finden. Aber jetzt, wo Cedric sie erneut erwähnte, störte auch sie wieder der Lärm, den sie erzeugten.

Sie ging voraus, kramte in ihrer Jackentasche nach dem Schlüsselbund und schloss auf. Dabei hatte sie zum ersten Mal den Eindruck, dass jemand sie beobachtete. Als sie sich jedoch irritiert umdrehte, sah sie niemanden, auch nicht hinter dem Fenster des gegenüberliegenden Hauses. Sie erinnerte sich, dass dort früher eine junge Familie mit ihren zwei Kindern gewohnt hatte. Sie hatte oft mit ihnen gespielt, wenn sie in den Ferien bei Tante Amelie zu Besuch gewesen war. Allerdings fielen ihr die Namen der beiden nicht mehr ein.

»Bist du jetzt zur Salzsäule erstarrt, oder warum gehst du nicht endlich rein?«, drängte Cedric.

»Nein, nein, ich dachte ...«

»Denken kannst du später. Ich will ins Trockene!«

Er gab ihr sogar einen kleinen Schubs, der sie über die Schwelle bugsierte.

Charmeur, dachte sie, und zum ersten Mal kamen ihr Zweifel, ob er wirklich der Richtige für sie war.

Er drängte hinter ihr ins Haus und schloss die Tür.

»He, halt mal!«, rief er plötzlich. »Hörst du was?«

»Nein, was denn?«

»Eben: Es ist totenstill! Die verdammten Glocken sind nicht mehr zu hören.«

Erleichtert atmete Valerie auf. Wenigstens hatte sich das Thema damit erledigt. Sie hoffte, dass Cedric jetzt nicht mehr so genervt sein würde. Er vermieste ihr die ganze Wiedersehensfreude, das Haus in Besitz zu nehmen.

»Wenigstens hat hier jemand Staub geputzt«, stellte er fest.

»Tante Amelie war immer ein richtiger Putzteufel.«

»Ja, aber dein Tantchen ist ja nun seit zwei Wochen unter der Erde. Sie kann es kaum mehr gewesen sein, die alles hier sauber gehalten hat.«

Seine Aussage über ihre Tante kam ihr pietätlos vor, aber sie beschloss zu schweigen. Hinterher war er noch schlechter drauf. Und zum zweiten Mal innerhalb ganz kurzer Zeit fragte sie sich, was sie eigentlich an ihm fand.

Sie standen immer noch im Korridor mit der geblümten Tapete, dem Garderobenschrank, dem Schirmständer und den kleinen Wandbildern, die allesamt maritime Motive des Hafens von Port Even zeigten.

Nichts hatte sich hier verändert. Alles wirkte genauso, wie Valerie es in Erinnerung hatte. Sie glaubte sogar, noch den Hauch des Eau de Toilette zu riechen, mit dem sich Tante Amelie immer eingesprüht hatte. Es war der blumige Duft nach Maiglöckchen und Pfingstrosen. Und für einen Augenblick ertappte sich Valerie bei dem Gedanken, Tante Amelie würde plötzlich aus der behaglichen Wohnküche treten und sie herzlich begrüßen.

Sie zuckte zusammen, als sie aus der Küche tatsächlich ein Geräusch vernahm.

»Was war das?«, entfuhr es ihr. Ihre Stimme klang selbst in ihren eigenen Ohren ungewohnt schrill.

»Wahrscheinlich gibt es hier auch Mäuse oder Ratten«, mutmaßte Cedric.

Das Wort »Ratten« löste bei Valerie augenblicklich eine Schockstarre aus, während sich Cedric an ihr vorbeischob, um nach dem Rechten zu sehen.

Valerie überwand sich und folgte ihm zögernd, ihre Schritte auf dem alten Holzboden erklangen lauter als sonst. Cedric spähte in den Raum. Aber da war nichts. Auch das schabende, raschelnde Geräusch war verstummt.

Die Küche war leer, aber es lag eine seltsame Spannung in der Luft.

Valerie konnte das mulmige Gefühl nicht abschütteln.

»Von irgendwoher muss das Geräusch doch gekommen sein«, flüsterte sie.

Der Gedanke, eine Nacht in einem Haus zu verbringen, Seite an Seite mit irgendwelchen Nagetieren, war ihr unerträglich. Aber noch waren sie ja nicht eingezogen. Zur Not mussten sie sich ein Hotelzimmer nehmen.

Cedric zuckte mit den Schultern und machte Anstalten, zurück in den Flur zu gehen. Doch da ertönte erneut das raschelnde Geräusch. Seltsamerweise kam es aus dem Boden.

»Hast du das gehört?«, fragte Valerie, und ihre Hand fand Cedrics Arm.

»Ja«, antwortete er leise, »das kam von unten. Hilf mir mal!«

»Was hast du denn vor?«

»Pack einfach mit an.«

Zu zweit hievten sie den schweren Eichentisch zur Seite. Darunter befand sich ein ausgeblichener Teppich.

Cedric zog ihn beiseite. Eine Bodenklappe war zu erkennen.

»Weißt du, was sich da unten befindet?«

Valerie schüttelte den Kopf. »Nein, ich wusste noch nicht mal, dass hier eine Klappe ist. In den normalen Keller führt sie bestimmt nicht, denn der ist auf der anderen Seite.«

»Vielleicht so etwas wie eine Kühlkammer. Früher gab's ja noch keine Kühlschränke.«

Er zögerte kurz, dann ging er entschlossen in die Hocke und versuchte, die Bodenklappe zu öffnen. Tatsächlich ertasteten seine Finger eine Aussparung.

»Lass uns mal nachsehen«, sagte er mehr zu sich selbst als zu Valerie, »um sicherzustellen, dass alles in Ordnung ist.«

Er öffnete die schwere Tür nach oben. Eine steile hölzerne Treppe führte hinab. Ein Geruch nach Moder schlug ihnen entgegen.

»Das scheint tief hinunterzugehen«, stellte Cedric fest.

Er zog sein Handy aus der Tasche und drückte auf das Taschenlampensymbol. Das Licht reichte nicht sehr weit. Ein Ende der Treppe war nicht abzusehen.

»Ich schaue mich mal da unten um.«

»Bist du wahnsinnig?«

Er grinste. »Nein, nur neugierig. Vielleicht hat deine Tante ja dort ihren Goldschmuck versteckt.« Er zwinkerte ihr zu. »Gebrauchen könnten wir ihn, um diese Bruchbude halbwegs zu sanieren und dann gewinnbringend zu verscherbeln.«

Der Gedanke, allein hier oben zu verharren, passte Valerie noch weniger, als sich an Cedrics Seite ebenfalls hinunterzuwagen.

»Warte«, bat sie, »ich komme mit.«

Gemeinsam stiegen sie die knarrende Treppe hinunter, jeder Schritt verstärkte die Spannung in der Luft.

Unten angekommen, fanden sie sich in einem dunklen, feuchten Raum wieder, der nach alten Steinen und Erde roch. Ein schwaches Licht flackerte am Ende des anschließenden Korridors, und sie gingen langsam darauf zu, bis sie einen weiteren Raum erreichten.

»Hier muss bis gerade jemand gewesen sein«, flüsterte Cedric.

Valerie nickte und spürte, wie ihre Anspannung wuchs. Wer auch immer hier war, sie mussten herausfinden, was er hier zu suchen hatte. Dass hier jemand unter ihr hauste, flößte ihr noch mehr Unbehagen ein als der Gedanke an Ratten.

Plötzlich hörten sie tapsende Schritte hinter sich und fuhren herum. Doch statt einer Person sahen sie nur einen kleinen Schatten huschen.

»Es sind wirklich nur Mäuse«, sagte Cedric, aber seine Stimme klang nicht überzeugend.

Der Raum war angefüllt mit Regalen voller Kisten.

Valerie trat an ein Regal heran.

»Cedric, sieh dir das an«, flüsterte sie und zeigte auf eine verstaubte, lederbespannte Schatulle, die halb unter einer Kiste hervorblickte. Cedric trat zu ihr, und gemeinsam öffneten sie die Schatulle. Darin lag ein altes, ledergebundenes Buch, das auf den ersten Blick unscheinbar wirkte, aber eine geheimnisvolle Aura ausstrahlte.

»Ein uralter Schinken«, sagte Cedric und nahm das Buch heraus.

Wieder nahm er sein Handy zu Hilfe, um den in goldenen Buchstaben geprägten Titel zu entziffern.

»Livre des Damnés«, murmelte er. »Buch der Verdammten. Was soll das denn heißen?«

»Keine Ahnung. Aber im Gegensatz zu dir könnte ich mir vorstellen, dass es was wert ist. Allein die Schatulle sieht sehr edel aus.«

Er legte das Buch zurück. »Auf jeden Fall gibt es Wichtigeres herauszufinden. Wer hat hier unten die Kerze angezündet?« Er leuchtete in die vor ihnen liegende Dunkelheit. »Da scheint es noch weitere Räume zu geben.«

Valerie hatte plötzlich das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.

»Ich will hier raus«, keuchte sie. »Ich halte es hier unten nicht mehr aus.«

»Meinetwegen«, sagte Cedric.

Auch ihn schien eine Beklemmung befallen zu haben. Vielleicht lag es an der Luft hier unten, die sich schwer auf die Lungen legte.

Diesmal stieg Valerie voran, hastiger, als sie es eigentlich vorhatte, da sie Angst hatte, auf der steilen Treppe ins Stolpern zu geraten. Und obwohl sie wusste, dass es bloß Cedric war, der sich hinter ihr befand, hatte sie die ganze Zeit die Vorstellung, etwas Dunkles, Grausiges würde ihr im Nacken sitzen und mit langen Klauen nach ihr greifen wollen.

Sie atmete erst auf, als sie wieder oben angelangt war und auch Cedric neben ihr stand. Er schloss die Klappe, legte den Teppich darüber, und zu zweit schoben sie den Tisch darauf.

»Ich bleibe hier keine Minute länger«, entschied Valerie.

Cedric sah sie fassungslos an. »Wieso das denn nicht? Wozu haben wir denn unsere Schlafsäcke mitgenommen? Vielleicht steht hier sogar irgendwo noch das Bett deiner Tante!«

Erst jetzt wurde ihr bewusst, auf was sie sich eingelassen hatte. Ja, auch sie hatte in dieser einen Nacht hier schlafen wollen. Aber die Vorstellung, im selben Bett zu schlafen, in dem Tante Amalie vielleicht gestorben war, verursachte ihr eine weitere Gänsehaut. Darüber hatte sie vorher gar nicht nachgedacht.

»Wir finden bestimmt ein Hotel«, widersprach sie ihrem Verlobten. »Früher gab es mindestens zwei in Port Eden.«

»Früher, früher«, äffte er sie nach. »Wer soll sich denn hierher heute noch verirren? Außerdem war der Sprit schon teuer genug, ich will nicht auch noch für eine Übernachtung blechen.«

Bisher war ihr nie aufgefallen, wie geizig er war. Vielleicht hatte sie auch gnädig darüber hinweggesehen. Jetzt stieß sein Geiz sie nur noch ab.