Raban und Röiven Der Feuervogel - Norbert Wibben - E-Book

Raban und Röiven Der Feuervogel E-Book

Norbert Wibben

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Beschreibung

Der Sucher Kenneth und königliche Jäger verfolgen unter Führung der stolzen Kendra Verbrecher. Bei deren Festnahme kommt es zu einer gefährlichen Auseinandersetzung. Kenneth sucht einen Weg, den entkommenen Anführer der Gesetzesbrecher doch noch zu fassen. Zeitungsberichte über unerklärliche Vorfälle lassen Raban aufhorchen. Mit Beginn der ersten Herbstnebel werden an verschiedenen Orten im Land Tiere getötet und an mystischen Stellen niedergelegt. In einem Steinkreis werden zusätzlich seltsame Symbole auf die Findlinge gemalt. Ilea bittet Raban um Hilfe, als zwei ihrer weißen Ziegen getötet werden, von denen nur eine auf der Weide gefunden wird. Raban ist beunruhigt und versucht mit Röivens Hilfe Klarheit zu schaffen. Was sind die Absichten des fremden Zauberers, der für die seltsamen Vorgänge verantwortlich ist? Und was bedeutet die Tätowierung eines Vogels auf dem linkem Unterarm des blonden, geheimnisvollen Mannes, der offenbar einem magischen Sprung folgen kann? Das so etwas überhaupt möglich ist, haben weder Raban noch Röiven gewusst.

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Seitenzahl: 359

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Raban und Röiven

Der Feuervogel

Fantasy Roman

Norbert Wibben

Raban und Röiven

Der Feuervogel

Raban und Röiven, Band 4

Für Monika

Danke für deine Liebe!

In Erinnerung an viele schöne Vorleseabende mit meinen Kindern verpacke ich auch diese Geschichte in den bekannten Dreizeiler:

Ein Huhn und ein Hahn – …

Herbstferien

Zeitungsberichte

Hinweise auf ein Verbrechen

Besuch bei Ilea

Minervas Ratschlag

Verfolgung der Verbrecher

Ein spätes Frühstück

Besuch bei Finnegan

Rückkehr in die Hauptstadt

Erneut im Museum

Die Sensation

Ein Suchauftrag

Ein Traum

Im geheimen Wald

Eine unerwartete Unterhaltung

Eine andere Welt

Gezieltes Hellsehen

Der Bericht

Die Verfolgung beginnt

Suche in der Zeitung

Verbündung mit Großvater

Erneuter Fehlschlag

Kurzbesuch bei Ilea

Überraschungsbesuch

Die Jagd beginnt

Große Gefahr

Spurensuche

Verbündete

Überlegungen

Ein Ausflug

Erkundungen

Ein weiterer Zauberer

Entkommen

Kenneths Suche

Rabans Erklärungsversuch

Zu Hause

Ein Erfolg

Der Abstand wird geringer

Ein unerwarteter Besuch

Beratungen

Ein Fehlschlag

In der Stadtbibliothek

Die Figur der Hekate

Ein Entschluss

In einem fremden Land

Ende der Herbstferien

Zaubersprüche

Danksagung

Herbstferien

Ein Huhn und ein Hahn – die Geschichte fängt an

»Raban, bitte erschrick nicht. Ich bin’s, Ilea.« – Keine Antwort. »Halloooo? Kannst du mich höööören?« – Nichts. »Jetzt antworte mir doch, oder wie geht das?« Das Mädchen versucht seit geraumer Zeit, gedanklichen Kontakt mit dem Jungen zu bekommen. Sie hatte von Röiven, Rabans Freund dem Kolkraben, im geheimen Wald etwas von dessen Zauberkraft übertragen bekommen. Sie erinnert sich gut daran, wie verblüfft sie war, als sie plötzlich das bis dahin für sie unverständliche Gekrächze der Raben verstehen konnte.

Sie hört noch jetzt die Erklärung des schwarzen Vogels, warum er das gemacht hat.

»Jetzt ist es dir möglich, uns Fithich zu verstehen. Außerdem kannst du gedanklich Verbindung mit mir aufnehmen, natürlich auch mit Raban, falls du das möchtest.« Hierbei meinte Ilea ein schelmisches Grinsen im Gesicht des schwarzen Vogels gesehen zu haben. »Meine Tochter Ainoa ist so wie du gezwungenermaßen hier im geheimen Wald. Ich dachte, dass ihr euch Gesellschaft leisten könntet. Sie kann dir aus der Welt von uns Fithich berichten und du ihr aus der Welt der Menschen.«

Das nutzten Ilea und das Rabenmädchen gerne und ausgiebig. Röiven nannte gegenüber Raban auch noch einen weiteren Grund: »Dass Ilea diese Zauberkraft besitzt, kann hilfreich im Kampf gegen die Dubharan sein. Wer weiß das schon?«

Zum Glück brauchte das Mädchen nicht in den Kampf gegen die dunklen Zauberer einzugreifen. Raban, Röiven und Sorcha war es gelungen, die dunklen Magier durch die Zerstörung der Figur der Hekate daran zu hindern, von einer Zeitreise in die Vergangenheit in die Gegenwart zurückzukehren. Sie waren alle froh, dass sie die Welt auf diese Weise von den bösen Zauberern befreien konnten, ohne sie getötet zu haben.

Ilea hatte damals viel Zeit mit Ainoa verbracht und Interessantes aus dem Leben der Kolkraben, die sich selbst Fithich nennen, erfahren. Da Ainoa über keine magischen Fähigkeiten verfügt, haben sie sich nur direkt und nie gedanklich miteinander unterhalten. Ilea weiß zwar, dass ein geistiger Gedankenaustausch zwischen Lebewesen möglich ist, die über Zauberkräfte verfügen, auch wenn diese nur gering sind, so wie bei ihr. Leider hat sie es aber versäumt, die geistige Kontaktaufnahme mit Raban oder auch mit Röiven zu versuchen. Trotzdem hofft sie, den Jungen ohne bisherige Übung zu erreichen. Sie liegt mittlerweile seit einer Stunde auf ihrem Bett und versucht intensiv die Verbindung herzustellen.

»Einmal versuche ich es noch«, nimmt sich Ilea vor, hält die Augen geschlossen und atmet langsam ein und aus. Sie stellt sich Rabans lächelndes Gesicht vor und fühlt sofort ein leichtes Kribbeln im Bauch.

»RABAN!«, denkt sie konzentriert. »Ich, Ilea, möchte mit dir Kontakt aufnehmen!« Nichts. Keine Antwort. Das Mädchen ballt die Fäuste und springt entschlossen auf. Sie bleibt kurz stehen, da sich ihre Augen erst an das helle Sonnenlicht gewöhnen müssen, dann rennt sie aus dem Zimmer und poltert die Treppe hinunter.

»Was, um Himmels Willen, ist denn hier los?«, wird sie von Leana, ihrer Mutter, gefragt, als sie zu ihr ins Wohnzimmer stürmt.

»Ich möchte gedanklich Kontakt mit Raban aufnehmen. Wie ich dir sagte, hat Röiven mir etwas von seiner Magie übertragen, aber das will und will nicht klappen. Weißt du, wie ich das machen muss?«

Die Frau lässt das Buch, in dem sie gelesen hat, sinken und lächelt ihre Tochter an.

»Wie das mittels Zauberkraft funktioniert, solltest du dir von Raban erklären lassen. Ich kann dir da leider keinen Rat geben! Meine Großmutter Eila hat mir darüber nichts erzählt.«

»Das ist aber dumm. Hätte ich doch nur …«

»Aber ich kann dir einen Tipp geben, wie du doch Kontakt mit dem Jungen aufnehmen kannst. – Nimm das Telefon und ruf ihn an!« Jetzt wird das Lächeln in Leanas Gesicht zu einem breiten Grinsen, das sofort auf ihre Tochter überspringt.

»Das ist eine Superidee. Vor etwas mehr als 100 Jahren wäre Telefonieren sicher auch für Zauberei gehalten worden. Dann will ich es mal damit versuchen, auch wenn das ohne einen technischen Apparat einfacher wäre.« Ilea setzt sich auf den Stuhl vor den Schreibtisch und hüstelt ein paarmal. Als ihre Mutter nicht reagiert, fragt sie:

»Ich störe dich doch nicht beim Lesen, wenn ich Raban jetzt anrufe? Oder soll ich das lieber später machen?«

Leana blickt forschend zu ihrer Tochter hinüber und klappt dann ihr Buch zu, nachdem sie ein Lesezeichen hineingesteckt hat. Sie erhebt sich und lächelt.

»Mir fällt gerade ein, dass ich noch etwas Salat für unser Abendessen aus dem Garten holen muss. Ich wollte einen gemischten Salat mit Stückchen von unserem guten Ziegenkäse bereiten. Ist es dir Recht, wenn ich dich jetzt allein lasse? Du kannst mir nach dem Telefonat ja etwas helfen, einverstanden?« Ihr verstehendes Lächeln ist von dem Mädchen am Schreibtisch nicht zu sehen, trotzdem antwortet diese erleichtert:

»Danke, Mom! Ich möchte zu gerne allein sein, wenn ich mit Raban telefoniere. Aber ich kann das auch später machen. Vertreiben will ich dich wirklich nicht.«

»Das verstehe ich«, erwidert die Mutter, kurz zur Tochter zurückblickend. »Aber es wird jetzt Zeit, dass ich mit den Vorbereitungen für das Essen beginne. Wenn du mit dem Telefonat fertig bist, schaue doch kurz bei den Ziegen nach, ob bei ihnen alles in Ordnung ist. Die Zeitungsberichte der letzten Tage verheißen nichts Gutes.«

»Das mach ich … die Berichte sind auch ein Grund, warum ich mit Raban sprechen möchte.«

Ilea wartet, bis sich ihre Mutter entfernt hat und sucht im Telefonverzeichnis nach der Nummer des Anschlusses von Rabans Eltern. Sie lächelt, als sie die Nummer in die Wähltastatur tippt. Sie atmet tief ein, während das Klingelzeichen ertönt. Es erklingt bereits zum sechsten Mal, während sie denkt:

»Sollte ich heute kein Glück mit der Verbindungsaufnahme haben? Jetzt geh schon einer an den Apparat!«

In diesem Moment vernimmt sie ein leichtes Rauschen und hört dann ein lautes Atmen.

»Hallo? Es ging leider nicht schneller. Hier ist Raban. Wer möchte mit uns sprechen?«

»Raban, bitte erschrick nicht. Ich bin’s, Ilea«, wiederholt das Mädchen die Worte, mit denen sie die geistige Kontaktaufnahme versucht hatte.

»Äh… Oh… W…was?« Jetzt ist kurz ein Hüsteln zu hören, danach klingt die Stimme des Jungen noch etwas belegt, was sich dann aber schnell gibt.

»Hallo, Ilea! Ich … ich freue mich, von dir zu hören … Warum soll ich nicht erschrecken? Bei euch ist doch hoffentlich nichts passiert? Braucht ihr Hilfe, also, soll ich schnell zu euch kommen?«

»Nein, bei uns ist alles in Ordnung. – Es ist doch heute der erste Ferientag. Ich hoffte, gemeinsam mit dir einen Tag zu verbringen und wollte das mit dir besprechen.«

»Hey, daran hatte ich auch schon gedacht, war mir aber nicht sicher, ob du zustimmen würdest.«

»Klar stimme ich zu. Ich wollte dich aber auch aus einem anderen Grund sprechen. Ich hatte das gedanklich versucht, was aber nicht klappte. Du musst mir bei unserem Treffen beibringen, wie das funktioniert. – Also, der andere Grund sind die Zeitungsberichte der letzten Tage über seltsame Vorfälle. Du hast sie sicher auch gelesen: Das Verschwinden mehrerer Schafe und Rinder von verschiedenen Weiden, das Auffinden ihrer Kadaver an anderen Orten, meist innerhalb uralter Steinkreise. Manchmal lagen sie auch in Pentagrammen, die aus den Körpern toter Dohlen gebildet wurden. Mom und ich machen uns Sorgen um unsere Ziegen. Meinst du, dass dunkle Zauberer dahinterstecken könnten?«

»Ja, also. Ähem, ich wollte »Nein« sagen. Ja, ich habe die Berichte auch gelesen und Nein, die Dubharan können nicht dahinterstecken. Die sind in der Vergangenheit gefangen, seitdem Sorcha und ich die Figur der Hekate zerstört haben.«

»Trotzdem fürchten wir, dass etwas ähnlich Dunkles die Ursache sein könnte.«

»Ja, das könnte natürlich sein. Ich weiß nur nicht was. – Wenn du möchtest, besuche ich euch morgen. Bist du einverstanden, wenn ich um neun Uhr in eurem Wohnzimmer erscheine?«

»Danke. Das ist sehr gut. Ich freue mich. Aber jetzt muss ich nach unseren Ziegen schauen, ob dort alles in Ordnung ist. Bis morgen und schlaf gut!«

»Du auch. Ich freue mich.« Die Verbindung ist unterbrochen. Ileas Gesicht strahlt. In Gedanken versunken steht sie noch einige Zeit vor dem Schreibtisch. Dann ruft sie sich in die Gegenwart zurück und verlässt das Haus, um zur Weide der Ziegen zu wandern.

Zeitungsberichte

Raban steht grübelnd im Flur und blickt dabei unbewusst auf den Telefonhörer. Sein Herz klopft noch etwas in Vorfreude auf das morgige Treffen. Doch seine Miene ist finster. Die Erwähnung der Zeitungsberichte ist der Grund dafür. Anders als zu Ilea geäußert, ist er sich nicht so sicher, dass die Dubharan tatsächlich in der Vergangenheit festsitzen. Warum sollten sie dort keine Figur der Hekate auftreiben und aktivieren können, die ihnen dann als Zeitportal in die Zukunft, also in Rabans Gegenwart, dienen würde? Doch sprechen Tieropfer, die in heidnischen Steinkreisen oder fünfzackigen Sternen aus toten Vögeln niedergelegt werden, dafür? So ganz scheint das nicht zusammenzupassen.

»Ob ich Röiven oder Sorcha um Rat fragen sollte? Vielleicht wissen sie noch nichts von den seltsamen Vorkommnissen? Zumindest mein Freund wird davon keine Ahnung haben, da er ja keine Zeitung lesen kann. Gut! Ich werde zuerst den Kolkraben besuchen.«

Der Junge geht grübelnd nach oben in sein Zimmer und nimmt eine Tafel Schokolade aus einer Schublade seines Schreibtisches. Dann konzentriert er sich und versucht seinen Freund zu kontaktieren.

»Röiven, kann ich dich sprechen? – Röiven, bitte melde dich!«

»Hallöchen, mein Freund«, krächzt es sofort in seinen Gedanken. »Hast du Sehnsucht nach einem Gespräch mit deinem alten Kumpel? He, he. Obwohl ich natürlich noch nicht alt bin! Ich bin ja gerade erst Vater geworden. Also Ainoa, meine Tochter und mein Augenstern, hält mich ganz schön auf Trab. Nicht, dass ich mich beschweren möchte, aber sie hat es doch vorgestern geschafft, einen ganzen Schwarm Dohlen … Bist du noch da, Raban? Du unterbrichst mich ja gar nicht. Geht es dir nicht gut?«

»Schön von dir zu hören, mein Freund. Nun, ich wollte dich nicht unterbrechen, obwohl es mir gut geht. Hast du Zeit für eine kleine Beratung, oder musst du Ainoa vor diesen Dohlen retten?«

»Nö! Das hat sie doch ganz allein … Aber was gibt es denn Wichtiges? Ärger?«

»Es könnte tatsächlich Ärger bedeuten, was ich in der Zeitung gelesen habe. Ich bin mir nur nicht sicher, welchen. Passt es dir gleich jetzt? Ich habe auch eine kleine Stärkung für dich. Ich weiß doch, wie sehr dich deine Tochter auf Trab hält.«

»Was? Willst du dich über mich lustig machen? Wenn ich das richtig gehört habe, sei es dir aber verziehen. Schokolade ist tatsächlich ein von mir gern genommener Energielieferant. Also, beeile dich, ich kipp schon fast vom Ast. Hä, hä.«

Damit endet die Verbindung. Raban verlässt sein Zimmer und informiert kurz seine Mutter. Anschließend führt er mit

»Portaro« den magischen Sprung zum Eingang des geheimen Waldes aus. Nachdem er dort kurz die Wächter begrüßt hat, steht er sofort darauf unter der großen Linde, die zu Röiven und Zoes Lieblingsbaum geworden ist.

»Hallo Röiven, wo steckst du? Du bist doch nicht wirklich vom Ast gefallen?«

»Nö, so schwach bin ich denn doch nicht. Hallo, mein Freund.« In diesem Moment fällt ein schwarzer Schatten aus der Baumkrone herab. Der Kolkrabe fängt seinen Sturzflug ab und hockt augenblicklich auf der Schulter des Jungen. Er legt seinen Kopf schräg und klappert mit den Augendeckeln.

»Hallo, mein Freund«, begrüßt ihn Raban. »Setzen wir uns doch auf die Wiese in den Sonnenschein. Noch ist die Sonne ja nicht untergegangen. Ist Zoe auch hier? Sie kann gerne etwas von der Schokolade abbekommen.«

»Nein. Ich will sagen: Zoe könnte gerne etwas abbekommen, aber sie besucht ihre Verwandten im Norden. Ok, dann berichte, was du in eurer Zeitung gelesen hast. Die Stärkung sollten wir uns dabei schmecken lassen.«

»Du bist ja ein richtiger Schlaumeier. Wenn ich erzähle, kann ich doch keine Schokolade essen!« Raban zerteilt dabei die Tafel und legt die Brocken grinsend ins Gras.

»Beim Zuhören ist das kein Problem. Aber keine Angst, ich lasse dir auch etwas übrig.« Schon ist das erste Stück im Schnabel des Vogels und wird hinuntergeschluckt, dem sofort ein zweites folgt.

»Langsam, mein Freund. So schnell, wie du die Schokolade zu dir nimmst, kannst du ihren Geschmack doch gar nicht genießen.«

»Was? Geschmack? Ich will mich doch stärken, da ist es nur wichtig, sie so schnell wie möglich … Hä, hä. Das war ein Scherz. Natürlich schmeckt sie mir auch.«

Jetzt dauert es länger, bis der schwarze Vogel einen Brocken schluckt, wobei er genießerisch die Augen schließt und leise Geräusche von Wohlbehagen von sich gibt. Raban nimmt sich ebenfalls ein Stück, das er langsam auf seiner Zunge zergehen lässt, bevor er es hinunterschluckt. Danach räuspert er sich kurz und beginnt:

»In den Zeitungen der letzten Tage stehen Berichte über seltsame Vorkommnisse.« Jetzt berichtet er, was Ilea auch schon geäußert hat, danach ergänzt er:

»Heute Morgen gab es noch einen neuen Bericht. Ich habe ihn mitgebracht. Hör genau zu.

Bestialische Rituale

In einem der ältesten Steinkreise, im Norden des Landes, wurden gestern erneut Tierkadaver entdeckt. Zuvor waren getötete Tiere innerhalb eines großen, fünfstrahligen Sterns am Boden, der aus toten Dohlen gebildet wurde, oder auch innerhalb eines Steinkreises niedergelegt worden. Diesmal war es eine Kombination aus beiden Varianten: ein Pentagramm war innerhalb dieses alten Steinkreises angeordnet. In jedem der fünf Strahlen lag ein totes, weibliches Schaf, in der Mitte jedoch ein großer Bulle. Zusätzlich waren seltsame Symbole auf alle Steine der großen Anlage mit Ruß oder Holzkohle gezeichnet worden. Darunter befinden sich Sonnen, Sterne und Monde, aber auch hakenförmige Striche sowie Zahlen. Insgesamt muten diese erstmalig angebrachten Zeichen wie eine Nachricht oder eine Beschwörung an, die aber bisher nicht entschlüsselt werden konnte. Professoren der Universität der Hauptstadt versuchen, die Bedeutung zu ergründen, können aber bisher keine Erklärung bieten.«

Raban zeigt Röiven anschließend ein Foto, auf dem einige der Symbole zu sehen sind. Die folgende Stille ist fast zu greifen.

»Selbst mit dem Wissen der Elfen, das mir Sorcha im Sommer vermittelt hat, erkenne ich keinen Sinn in den Symbolen oder in den so seltsam angeordneten Tieropfern. Hast du eine Idee, was dahinterstecken könnte?«, fragt er den Raben. Dieser wiegt seinen Kopf hin und her, klappert mit den Augendeckeln und antwortet dann:

»Nö! Da kann ich nicht helfen. – Sollten wir die alte Eule Minerva um Rat fragen?« Raban hat sich ein zweites Stück Schokolade genommen und lutscht es nachdenklich. Sollten sie vorher Sorcha fragen? Das ist doch naheliegender, da sie ja im geheimen Wald sind. Doch wird sie auch in Serengard, der Elfenfestung, sein? Andererseits verfügt Raban selbst über das bis zum Sommer angesammelte Wissen der Elfen, kann Sorcha denn mehr wissen? Vielleicht hat Röiven Recht, und sie sollten die Eule aufsuchen. Eulen haben ihre eigene Weisheit. Während der Junge noch unschlüssig ist, schreckt er plötzlich auf und blickt forschend um sich. Was war das für ein Schrei? Von wo ist der gekommen, oder war er nur in seinem Kopf?

»Hast du das auch gehört?«, wendet er sich fragend an den Kolkraben.

»Wie, was gehört?«, krächzt dieser zurück.

»Na. Das klang wie ein langgezogener … Da ist es schon wieder.« Während Röiven verneinend den Kopf bewegt, konzentriert sich der Junge auf den Laut. Plötzlich klärt sich sein Gesicht. »Das muss Ilea sein, die mit mir Verbindung aufnehmen will. – Aber sie sagte doch, dass sie das nicht könne. Sollte das jetzt funktioniert haben, also fast?«

»Warum sollte Ilea das nicht können? Ich habe ihr doch von meiner Zauber…«, knarzt der Rabe, als er schon von Raban unterbrochen wird.

»Wir haben vor ein paar Minuten telefoniert. Da sagte sie, dass ich ihr noch beibringen solle, wie sie die gedankliche Verbindung zwischen uns herstellen könne.«

»Aber das ist doch ganz einfach!«, erwidert Röiven erstaunt.

»Für dich, sicher. Ich musste das auch erst üben, erinnerst du dich nicht mehr an meine Versuche im vorigen Jahr? Jetzt sei bitte still, ich versuche sie zu erreichen.«

»Ist ja schon gut. Wenn die süß… Entschuldigung!«

Der schwarze Vogel blickt den Jungen forschend an, der seine Augen geschlossen hält, um sich besser konzentrieren zu können.

Hinweise auf ein Verbrechen

Etwa zwei Wochen zuvor: Dunkle Qualmwolken steigen quirlend in den strahlend blauen Himmel hinauf. Der beißende Geruch verdeckt zwar zum Großteil die seltsamen, süßlichen Spuren eines anderen Duftes, jedoch nicht komplett. Einige Raubtiere werden davon magisch angezogen. Gibt es hier etwas zu Fressen für sie? Sie halten zögernd Abstand zu den an einigen Stellen noch brennenden Resten des zusammengefallenen großen Gebäudes. Sie huschen aufgeregt hin und her, wobei sie sich gegenseitig mit gefletschten Zähnen anknurren. Sie sträuben dabei drohend ihr getüpfeltes Fell und halten die Ohren angelegt. Ein besonders mutiges Tier setzt eine Pfote auf einen schwarzen Balken, um näher an die verlockend riechende Quelle in diesem Wirrwarr zu gelangen. Aufjaulend zieht es sich sofort wieder zurück. Noch ist die Hitze des verkohlten Holzes zu groß.

Plötzlich sind menschliche Stimmen und Hufgetrappel zu vernehmen, die schnell näher kommen. Die Tiere zögern. Sollen sie sich die Nahrung entgehen lassen, oder können sie es mit den Ankommenden aufnehmen? Sie drehen sich in die Richtung, aus der die Geräusche erschallen. Jetzt erscheint ein hochgewachsener Reiter auf einem der hier verwendeten, extrem widerstandsfähigen und edlen Pferde im vorsichtigen Schritt auf dem Pfad zwischen den Büschen. Abrupt zügelt er sein Tier, als er das Geschehen auf dem weiten Platz erblickt.

»Kommt hierher«, ruft er, sich kurz zurückwendend, »und macht ordentlich Radau, denn die ersten Raubtiere stehen bereit und hoffen auf Aas.« Der Jüngling wendet sein Reittier zur Seite und überzeugt sich mit einem schnellen Blick zu den Überresten der Gebäude, dass von Menschen keine Gefahr droht. Er behält die drohend grollenden Raubtiere im Blick, während er sich aus dem Sattel schwingt. Er steht kaum auf dem Boden, da macht er einen schnellen Schritt auf die ihn starr anblickenden Tiere zu und klatscht mehrmals in die Hände. Blendend helle Blitze leuchten dadurch auf und fliegen in Richtung der abwartenden Bestien. Die zusätzlich entstehenden, scharfen Knallgeräusche lassen sie zusammenzucken. Als jetzt drohende Rufe und Pferdegetrappel ganz nah erklingen, die die Ankunft weiterer Menschen verkünden, hält die Räuber nichts mehr an diesem Ort. Sie flüchten knurrend in verschiedene Richtungen.

Der blonde Mann mit den langen Haaren ist ein Sucher, der seine Begleiter, die jetzt ebenfalls zwischen den Büschen hervor geritten kommen, zu diesem Ort geführt hat. Seine blauen Augen leuchten hell, während er die anderen selbstbewusst anschaut. Es sind fünf wild aussehende Männer und eine genauso martialisch wirkende Frau. Die Haare der Männer sind ebenso lang wie die des Jünglings, aber schwarz, und sie werden durch graue Bänder eng an ihre Köpfe fixiert. Die etwas längeren Haare der Frau reichen bis auf den Rücken, sind mittelblond und werden von einem dunkelroten Haarband gehalten. Eine leuchtend rote Haarsträhne ist auf ihrer linken Seite zu sehen. Gekleidet sind sie in graue Hosen und Hemden. Auf dem Kragen der Frau sticht wiederum etwas Rotes ins Auge. Es ist ein verschnörkeltes Symbol, das sie trotz ihres noch geringen Alters als eine der oberen Jäger der Darkwings ausweist. Die sechs steigen schwungvoll von ihren Tieren und binden sie an den Büschen fest, von denen diese sofort die grünen Blätter naschen. Die Neuankömmlinge treten zu dem Jüngling.

Der Sucher hat auch lange Haare, die aber von keinem Stirnband gebändigt werden, sie fallen in leichten Locken bis auf seine Schultern. Seine Bekleidung besteht aus einer Hose und einem Hemd, die aus weichem, dunkelgrün gefärbtem Leder gefertigt sind. Auf seinem linken Hemdkragen ist ein goldenes Symbol in Form einer Feder zu sehen, auf dem rechten eine Flamme. Bewaffnet ist er, im Gegensatz zu den anderen, die mit Pfeil und Bogen sowie schmalen Kurzschwertern ausgestattet sind, nur mit einem Messer an seinem Gürtel.

»Also ist es wahr«, beginnt er, auf die Überreste des Anwesens deutend, »hier wurde eine ganze Familie ausgelöscht.« Seine Worte klingen bestimmt, seine Stimme ist dabei leise, aber nicht unterwürfig. Er ist ein freier, selbstbewusster Mann, der seine Fähigkeiten den Darkwings hin und wieder zur Verfügung stellt, wenn er von dem Sinn der Aufgabe überzeugt ist.

»Das ist nicht gesagt«, widerspricht die Frau, deren herrische Stimme ihre Position in der höheren Gesellschaftsschicht ihres Volkes unterstreicht. Sie weiß nicht warum, aber die selbstsichere Art des Suchers reizt sie. »Vielleicht konnten einer oder mehrere von ihnen fliehen und sich verstecken, bevor die Gebäude in Flammen aufgingen.«

»Du hast natürlich Recht. Wir müssen auch diese Möglichkeit in Betracht ziehen. Da es hier aber nicht nur nach Qualm, sondern auch nach Blut riecht, dass die Raubtiere angelockt hat, werden wir Leichen finden. Da das Blut trotz des Qualmes überhaupt zu riechen ist, deutet das auf mehrere Tote hin.«

»Das kann auch von den Tieren herrühren, die im Stall standen. Wir sollten jetzt aber nicht länger diskutieren. Vielleicht gibt es Verletzte, die unsere Hilfe benötigen.«

Der Sucher nickt zustimmend und alle schwärmen aus, um nach Überlebenden zu suchen.

Nach mehreren Stunden finden sie die erste Vermutung des blonden Jünglings bestätigt. Sie entdecken zwar die Überreste toter Tiere, aber auch fünf menschliche Leichen, jedoch keine Hinweise auf Überlebende. Obwohl die Toten verbrannt werden sollten, sind an ihnen noch die Spuren von Folterungen zu erkennen, mit denen sie vor ihrem Tod gequält wurden. Zwischen den rauchenden Trümmern finden sie Hinweise darauf, dass offensichtlich etwas gesucht wurde. Selbst in den Resten des Stallgebäudes ist der Boden aufgegraben worden. Ob der oder diejenigen, die das getan haben, fündig geworden sind, ist leider nicht zu erkennen.

Die sieben Menschen bestatten die Toten und stärken sich dann mit Wasser und trockenem Brot. Der blonde, junge Mann schließt seine Augen und konzentriert sich. Seine Lippen murmeln unverständliche Worte. Als er eine Art Traumbild sieht, hat er die gesuchte Spur. Er stößt einen zufriedenen Laut aus und deutet auf den Pfad, auf dem sie hierhergekommen sind.

Wehe den Übeltätern, wenn sie gefasst werden. Auf die von ihnen verübten Verbrechen steht die Todesstrafe! Und der Jüngling ist sich sicher, er wird sie finden! Ihm konnte noch kein Gegner entkommen, wenn er sich einmal auf dessen Spur gesetzt hatte. Also werden die Verbrecher vergeblich von hier fortgezogen sein, um ihre Beute zu genießen.

Obwohl der Abend hereinbricht, macht sich die Gruppe mit neuer Energie an die Verfolgung. Sie binden ihre ausgeruhten Pferde los und sitzen auf. Der Sucher murmelt mit geschlossenen Augen eine Beschwörung und setzt sein Tier mit einem leisen Ruf in leichten Trab. Er lenkt es lediglich mit Schenkeldruck in die gewünschte Richtung und übernimmt erneut die Spitze. Ihm folgen die Anführerin und die anderen in jeweils kurzem Abstand.

Besuch bei Ilea

Raban schüttelt nach kurzer Zeit den Kopf. Er bekommt keine gedankliche Verbindung zu Ilea. Ob es daran liegt, dass sie selbst versucht, diese herzustellen oder ob sie vielleicht …

»Ich muss sofort nach Ilea schauen«, beginnt er aufgeregt, »es könnte ihr etwas passiert sein. Ich bekomme jedenfalls keinen Kontakt. Ich bin gleich wieder …« Schon flirrt die Luft und Röiven schaut erstaunt auf den leeren Platz neben sich.

»Das ist ja … Warum nimmt er mich nicht mit? Wir sind doch immer als Team unterwegs.« Der schwarze Vogel überlegt kurz, ob er die letzten Schokoladenbrocken wirklich liegen lassen kann, dann flirrt auch schon die Luft.

Der Kolkrabe hat sich in der Eile, seinem Freund schnell zu folgen, etwas verschätzt. Er saß eben noch auf der Wiese unter der Linde, jetzt fällt er vom Himmel über dem Haus im Weidenweg. Er schlägt aufgeregt mit den Flügeln und fängt damit seinen Sturz ab. Röiven blickt suchend um sich.

»Raban, wo steckst du?« Keine Antwort. »Los, antworte schon. Ist etwas passiert? Ich kann dir helfen.«

»Ich bin bei Ilea. Sie ist auf der Weide am Berghang, bei den Ziegen.«

Sofort fliegt der schwarze Vogel in Richtung der Wiese den Bergrücken hinauf und landet kurz danach auf der Bank in dem Unterstand.

»Zum Glück ist Ilea nichts passiert!«, krächzt er erleichtert.

»Nein, mir nicht«, bestätigt das Mädchen und löst sich aus der tröstenden Umarmung Rabans. Sie deutet die Weide hangabwärts, wo erste Abendnebel vom Tal heraufgekrochen kommen. »Aber zwei unserer Ziegen sind tot! Also, eine ist es jedenfalls und eine andere vermutlich auch. Neben dem Kadaver der einen Ziege ist eine große Blutlache zu sehen, die offensichtlich von der anderen stammt, die jedoch verschwunden ist.«

»Ich vermute, dass sie abtransportiert wurde. Das Eintreffen Ileas hat den Täter offenbar gestört«, erläutert Raban.

»Aber ich habe niemanden bemerkt«, unterbricht ihn das Mädchen. »Ein Auto oder anderes Gefährt habe ich auch nicht gesehen oder gehört.«

Erschrocken beschwört der Junge einen Schutz herauf:

»Sgiath! Protego!«

»Wie? Was ist los? Werden wir angegriffen?«, knarzt der Rabe, während er ruckartig den Kopf in alle Richtungen wendet.

»Das ist nur eine Vorsichtsmaßnahme«, erläutert der Junge. »Wenn Ilea keinen Menschen und keine Transportmöglichkeit gesehen hat, könnte ein Zauberer dahinterstecken.«

»Du meinst, ein oder mehrere dunkle Zauberer sind das gewesen?« Das Mädchen hält sich erschrocken eine Hand vor den Mund. »Wir müssen sofort zu Mom. Falls das Dubharan sind, könnten sie ihr etwas antun wollen.« Ilea will schon davonstürmen, als Raban sie festhält. Das Mädchen begehrt sofort dagegen auf: »Lass mich, ich … oh! Danke. Mom, wo bist du? Geht es dir gut?« Während sie aus dem Wohnzimmer, in das der Junge sie mit dem magischen Sprung gebracht hat, in den Flur stürmt, um zur Küche zu gelangen, vernimmt sie erleichtert Leanas Stimme:

»Warum sollte es mir nicht gut gehen?« In diesem Moment stürmt das Mädchen in die Küche und umarmt sie erleichtert. »Hey, was ist los? Oh, hallo Raban. Es ist schön, dass du uns besuchst. Ist etwas passiert?« Die Frau war gerade dabei den Tisch zu decken, auf dem bereits eine große Schüssel mit einem gemischten Blattsalat steht, und hält das Besteck noch in der Hand. Erleichtert löst Ilea die Umarmung und will von den toten Ziegen und ihrer Vermutung berichten, als in diesem Moment krächzende Rufe aus dem Wohnzimmer kommen. Röiven ist ihnen nach kurzer Überlegung gefolgt. Also begeben sie sich in den größeren Raum, wo Ilea berichtet, warum sie derart aufgeregt war.

»Wir werden die tote Ziege morgen begraben«, entscheidet Leana. Als sie den verstehenden Blick Rabans bemerkt, bestätigt sie dessen Vermutung:

»Die Ziegen sind Nachkommen der Herde, die Eila von Erdmuthe bekommen hat. Wir nutzen ihre Milch zur Käsebereitung, ihr Fleisch essen wir aber nicht. Schließlich konnten ihre Vorfahren in Kämpfer verwandelt werden, die Eila und ihre erste Ausbilderin beschützten.«

»Röiven und ich sollten die Nacht in dem Unterstand auf der Weide verbringen, um die Ziegen zu schützen«, schlägt Raban vor. »Wir kehren besser sofort dorthin zurück, um zu verhindern, dass weitere Tiere angegriffen werden. Morgen ist die Gefahr sicher gebannt. Die Orte, an denen Tiere getötet wurden, wechselten täglich.«

»Das machen wir«, bestätigt der Rabe knarzend und hockt sich auf die Schulter des Jungen.

»Aber ihr müsst doch vorher etwas essen«, will Leana einwenden.

»Dafür ist jetzt keine Zeit!«, entgegnet Raban. »Bis morgen früh.« Damit flirrt die Luft und die beiden sind verschwunden. Mutter und Tochter blicken sich erstaunt an. Dann nickt Leana.

»Wir machen ein Picknick auf der Weide. Außerdem wird es in der Nacht schon empfindlich kalt, also sollten wir auch eine Decke für die beiden mitnehmen.«

So bereiten sie das Abendessen für ein Picknick, ziehen sich warme Jacken an und machen sich auf den Weg zur Weide. Raban und Röiven freuen sich über den unerwarteten Besuch. Alle schauen beim Essen der untergehenden Sonne zu, wie sie im Nebelmeer versinkt. Der Himmel leuchtet noch einige Zeit rot nach, dann blinken die ersten Sterne am dunklen Himmel.

Raban bringt Leana und Ilea mit dem magischen Sprung in ihr Haus. Zurückgekehrt wickelt er sich und den Raben in die Decke. Der Junge ist im Verlauf der Nacht ein paarmal nahe daran, einzuschlafen, hält sich aber angestrengt wach.

Plötzlich richten sich seine Härchen im Nacken auf und sein Herz beginnt schneller zu schlagen. Ein eiskalter Finger streicht über seinen Rücken, dem ein feines Kribbeln folgt und bis zum Kopf hinaufläuft. Er richtet sich etwas auf und lässt seinen Blick forschend umherschweifen. Lauert hier jemand, der vielleicht die zweite Ziege holen will?

»Sgiath! Protego!«, flüstert Raban vorsorglich, aber es passiert nichts. Auch Röiven versucht, einen möglichen Feind zu erblicken, doch nach kurzer Zeit beruhigt sich der Puls des Jungen wieder. Falls es eine Gefahr gegeben haben sollte, ist sie jetzt offenbar vorbei. Er lässt sich zurücksinken und wickelt die Decke wieder fester um sich und den Vogel.

Ilea und ihre Mutter kommen beim ersten Morgengrauen mit einem leckeren Frühstück auf die Weide. Sie haben Brötchen gebacken, die mit Käse belegt wunderbar schmecken. Dazu trinken sie heißen Kakao, der mit Zimt verfeinert wurde. Für Röiven hat Ilea an einige Stücke Schokolade gedacht, die er diesmal besonders langsam genießt. Er will in Anwesenheit der Gastgeber keinesfalls gierig erscheinen. Danach verabschieden sich die Freunde, um Minerva aufzusuchen. Raban verspricht Ilea, sie am nächsten Tag zu besuchen, um dann mit ihr die gedankliche Kontaktaufnahme zu üben.

Minervas Ratschlag

Der Junge steht mit dem Raben auf seiner Schulter unter der uralten Eiche, wo sie sich schon oft mit der Schleiereule beraten haben. Die knorrigen Äste überspannen einen großen Bereich und strecken sich hoch in den Himmel hinauf. Der Herbst hat bereits die ersten Blätter verfärbt, trotzdem werden sie noch längere Zeit am Baum bleiben.

Auch hier wabern Morgennebel über den Boden. Die menschenleere Gegend wirkt etwas unheimlich, als Krähenschreie aus der Ferne herbeigetragen werden.

»Wo steckt das Lumpenpack? Wollen sie uns drohen? Ich werde ihnen zeigen, wer hier …«

»Nein, das solltest du jetzt lassen«, unterbricht der Junge den Raben. »Wir haben Wichtigeres zu tun!« Raban schaut sich suchend um. Wo mag die Schleiereule sein? Ist sie noch jagen oder befindet sie sich bereits in ihrem Unterschlupf für den Tag? Der schmale Eingang der Höhle am Fuß des Berghangs verrät es nicht, da die Eule beim Hineinfliegen keine Spuren auf dem Boden hinterlässt. Da dort zudem Felsgestein unter Geröll hervorschaut, würde selbst ein Bär keine Abdrücke seiner Tatzen hinterlassen.

»Hallo Minerva, wo versteckst du dich?«, knarzt Röivens Stimme. Keine Antwort. Er ruft erneut: »Minerva! Wir benötigen deinen Rat! Es ist dringend! Bitte zeig dich!«

Doch tiefe Stille umgibt sie.

»Vielleicht ist sie noch auf der Jagd nach einer Maus oder sonstigem Getier?«, fragt der Junge seinen Freund. Dann ruft er trotzdem so laut er es vermag:

»Minerva. Wir benötigen deinen Rat. Es ist dringend. Bitte komm heraus.«

Doch bis auf das leichte Rauschen der Blätter in einem aufkommenden Wind umgibt sie tiefe Stille.

»MINERVA! BITTE!«, rufen sie nun gemeinsam.

Immer noch keine Reaktion.

»Ob wir mal in der Höhle nachschauen sollten?«, schlägt Raban vor. »Vielleicht geht es ihr ja nicht gut? Sie ist mittlerweile doch sicher schon steinalt, da könnte sie jeden Tag …«

»Wer macht denn hier solch einen Radau?«, erklingt es in diesem Moment dumpf aus der Höhle. Kurz darauf segelt die Schleiereule lautlos aus dem schmalen Eingang heran. Sie landet auf dem großen Ast, der sich etwas über Rabans Kopf befindet. Die dunklen Augen der Eule blicken die beiden Besucher starr an.

»Das hätte ich mir ja denken können! Ihr entwickelt euch zu richtigen Störenfrieden.« Sie blickt jetzt den Jungen an. »Danke für deine Fürsorge, aber sooo alt bin ich noch nicht, dass ich Hilfe benötige! – Ihr wollt also meinen Rat. Was ist denn Schlimmes passiert? Ihr seid doch ein gut eingespieltes Team, das jede Herausforderung bestehen sollte.«

»Ja, also«, beginnt Röiven, während er seine Brust herausstreckt. »Eigentlich hast du Recht. Dann schlafe weiter, wir sind dann mal weg.«

»Was soll denn der Quatsch?«, erwidert Raban erstaunt. »Nur weil Minerva dir schmeichelt, benötigst du keinen Rat einer erfahrenen und weisen Eule?«

»Das ist aber nett von dir, mein lieber Junge!«, beginnt Minerva, wird jedoch von dem Raben unterbrochen, der auf den Ast neben sie flattert.

»Sie hat uns nicht geschmeichelt, sie sagt die Wahrheit«, widerspricht der schwarze Vogel beleidigt und dreht dem Jungen seinen Rücken zu. Dieser versucht einzulenken.

»Es stimmt, dass wir ein gutes Team sind, das bisher alle Herausforderungen gemeistert hat.« Der Rabe blickt zögernd über seine Schulter zum Jungen. »Trotzdem können wir uns die seltsamen Vorkommnisse der letzten Zeit nicht erklären. Minerva ist aber berühmt für ihre Weisheit und kann uns vermutlich helfen.«

»Also meinst du nicht, dass ich zu dumm bin?«

»Das habe ich nicht gesagt und NIE gemeint!«

Erfreut dreht sich Röiven um und flattert zurück auf Rabans Schulter.

»Freunde?«, fragt dieser.

»Jepp. Klaro. Sicher das«, entgegnet der Vogel.

Das belustigte Kollern der Eule lässt den Kolkraben sofort herumfahren. Er will bereits erbost nach der Ursache fragen, als ihm Minerva zuvorkommt.

»Also wirklich. Ihr benehmt euch, wie ein altes Ehepaar.«

»Was sagst du da?«, knarzt der Rabe. »Das ist doch un…«

»Sie könnte damit nicht falsch liegen, fast das Gleiche hat uns schon mal jemand gesagt.« Raban grinst.

»Was? Nein, das kann nicht sein.«

»Doch. Erinnere dich. Das war Ilea, als du ihr kurz zuvor etwas deiner Zauberkraft übertragen hattest. Sie sagte, wir benähmen uns wie ein lang verheiratetes Ehepaar.«

»Stimmt das? Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern. Und das sagte sie, obwohl ich ihr etwas von meiner Zauberkraft abgab?«

»Gerade, weil du ihr diese übertragen hattest. Vorher konnte sie unsere Neckereien doch nicht verstehen, jedenfalls deinen Anteil …«

»Seid ihr jetzt fertig?«, unterbricht Minerva energisch die Auseinandersetzung. »Ich möchte heute noch in mein Nest, also in meine Schlafstelle, kommen. Die Nacht war lang und anstrengend. Also, wofür benötigt ihr meinen Rat. Und sprecht nicht durcheinander!«

Der Junge erzählt daraufhin von allen seltsamen Ereignissen der letzten Tage, über die er etwas in der Zeitung gelesen hat. Im Anschluss berichtet er von der Tötung der beiden Ziegen und davon, dass eine von ihnen verschwunden ist.

»Wir haben die Nacht über Wache gehalten, aber es kam niemand, um auch die zweite zu holen«, ergänzt Röiven. Der Junge holt den Zeitungsausschnitt aus seiner Hosentasche, auf dem einige der gemalten Zeichen auf den Blöcken des Steinkreises zu erkennen sind und zeigt ihn Minerva.

»Was hältst du von alledem? Hast du jemals von derartigen Ritualen mit Tieropfern gehört?« Raban und Röiven blicken die Eule erwartungsvoll an.

Die einkehrende Stille dauert lange, dann schließt die Schleiereule beide Augen und dreht ihren Kopf zur Seite.

»Nicht einschlafen. Minerva!«, knarzt Röiven.

»Ich denke nach. Bitte RUHE!«, empört sich die Eule.

»Ich möchte wetten, sie war kurz davor einzuschlafen«, sendet der Rabe seine Gedanken lachend zu Raban.

Die Schleiereule dreht nach längerer Zeit das herzförmige, helle Gesicht zu ihnen zurück und öffnet die Augen.

»Von derartigen Ritualen ist mir nichts bekannt. Bitte seid nicht enttäuscht. Ich bin doch nicht allwissend. – Aber …«

»Was, aber? Sprich schon!«, fordert der Rabe sie knarzend auf.

»Ich wollte sagen: Aber die Steinkreise wurden von dem alten Volk errichtet, von dem wir kaum etwas wissen. Sie verschwanden, als die ersten Elfen und die heutigen Menschen dieses Land bevölkerten. Sollte jemand von denen dahinterstecken?«

»Waren die vom alten Volk böse? Konnten sie vielleicht sogar zaubern?«, möchte Raban wissen.

»Da kann ich nicht weiterhelfen. Vielleicht findest du in Büchern Hinweise auf ihre Gewohnheiten und wo sie möglicherweise geblieben sind.«

Raban hat eine neue Idee, die er sofort äußert:

»Morgana und Gavin sind doch mit Hilfe eines Zeitportals, also der aktivierten Figur der Hekate, in die Vergangenheit gereist. Könnten einige vom alten Volk mit einem anderen Artefakt oder auch mittels Zauberspruch oder Beschwörung, in der Zeit gereist sein, nur dass sie aus der Vergangenheit in unsere Gegenwart gekommen sind? Die Dubharan wären dann vielleicht sogar in der Lage, dieses Hilfsmittel ebenfalls zu nutzen oder die Beschwörung zu erlernen, um zurückzukehren!«

»Das wäre nicht gut. Nein, nein!«, knarzt Röiven aufgeregt, während Minerva behutsam ergänzt:

»Das ist nicht auszuschließen. Die bisherigen Ereignisse sprechen aber nicht dafür. Oder haben die Dubharan in der Vergangenheit irgendeinem Gott Tieropfer dargebracht?«

»Das haben sie nicht, soweit uns bekannt ist«, bestätigt Raban. »Ob tatsächlich die vom alten Volk dahinterstecken, wissen wir nicht. Ich vermute nur, dass es möglich wäre. Wenn das so ist, müssen sie nicht böse sein. – Trotzdem könnten sie, wie auch immer, in der Zeit gereist sein, und dann bestünde auch die Gefahr, dass die Dubharan wieder bei uns auftauchen.«

»Wie sollen wir das denn feststellen?«, entgegnet der Rabe alarmiert. »Die Lösung dieser Aufgabe ist ja noch aussichtsloser, als alle bisherigen.«

»Kopf hoch, mein Freund«, versucht Raban den schwarzen Vogel aufzumuntern. »Trotzdem haben wir es bisher immer geschafft. Warum nicht auch jetzt. – Wir sind doch ein gutes Team!«

»Meinst du wirklich?«

»Jepp, jo, klaro, wie du noch vor kurzem gesagt hast«, grinst der Junge. »Ich weiß auch schon, wie wir das anfangen müssen.«

Die beiden danken Minerva, die mittlerweile tatsächlich eingeschlafen war und nun zurück in ihre Höhle fliegt. Im nächsten Moment flirrt die Luft in Rabans Zimmer. Raban muss dringend etwas Schlaf nachholen und streckt sich auf dem Bett aus. Röiven hockt sich auf das Tischchen daneben und ist noch vor dem Jungen eingeschlummert.

Verfolgung der Verbrecher

Sieben Reiter bilden eine Reihe, deren vorderster eingeschlafen zu sein scheint. Obwohl die anderen seine geschlossenen Augen nicht sehen, wissen sie, dass er hochkonzentriert ist und nicht schläft. Die gewählte Formation nutzen sie, da nur ein Sucher wie Kenneth trotz der schlechten Lichtverhältnisse in der Lage ist, nicht nur die Spur der Verfolgten, sondern auch einen ungefährlichen Weg für sein Reittier zu finden. Die sechs Jäger müssen lediglich darauf achten, ihn bei dem schwachen Licht der wenigen Sterne nicht zu verlieren.

Zuerst reiten sie im Schritt oder Trab, bis sie zum Rand einer ebenen Steppe kommen. Sie vertrauen dem blonden Jüngling und lassen ihre Pferde dort galoppieren, obwohl sie vom Boden bei der Geschwindigkeit nichts erkennen. Jetzt nutzen sie die volle Schnelligkeit ihrer unvergleichlichen Tiere. Werden sie die Verbrecher bald eingeholt haben? Je länger der Galopp dauert, desto gespannter sind sie. Da hebt Kenneth seinen rechten Arm und zügelt gleichzeitig sein Pferd. Es ist gut, dass die Jäger zu den besten Reitern ihres Volkes gehören, sonst wären sie jetzt ineinander geritten. So gelingt es ihnen unter Anstrengung, einen Zusammenprall zu verhindern.

»Was gibt es? Wir müssen die Gesuchten doch bald eingeholt haben. Warum hältst du uns auf?« Kendra, die Anführerin der Jäger, weist Kenneth ungewöhnlich scharf zurecht, trotzdem antwortet er ohne Emotionen zu zeigen:

»Manchmal ist es gut, langsam auf ein Ziel zuzusteuern. Wenn wir weiter galoppieren, hören die Verbrecher den dröhnenden Hufschlag unserer Pferde schon lange, bevor wir sie erreichen. Sie könnten sich dann trennen oder uns einen Hinterhalt legen. Im zweiten Fall würde das sicher böse für uns ausgehen, obwohl wir in der Überzahl sind. Im ersten Fall, der der günstigere wäre, müssten wir sie einzeln verfolgen und einfangen. Auch wenn ich überzeugt bin, dass uns das gelingt, benötigen wir dazu mehr Zeit, als wenn wir sie zusammen überraschen. Also folgt mir jetzt im Schritt und macht keine Geräusche. – Haltet euren Pferden kurz die Hand über die Nüstern. Sie verstehen die Bedeutung dieser Geste und werden verräterisches Schnauben unterlassen.«

»Das wissen wir selbst«, murrt die Anführerin, wovon sich Kenneth aber nicht provozieren lässt.

»Ich habe Zeichen bemerkt, die auf eine baldige Rast der Bande hinweisen. Eines ihrer Pferde lahmt stark und auf einem anderen hält sich der Reiter nur noch mit Mühe im Sattel. Er scheint verletzt zu sein. Ob sie ein Feuer entzünden werden, wissen wir sicher schnell, da dessen Schein hier auf der Ebene weit leuchten wird. In dem Fall müssen wir uns außerhalb des Lichtscheins trennen, um sie einzukreisen. Sollten sie kein Feuer machen, was ich eher annehme, weil ihre Rast sicher nicht lange dauern soll, kommen wir ihnen viel näher, um sie einzuschließen. Sobald das geschehen ist, ziehen wir den Kreis enger, bis wir sie festnehmen können.«

»Ihr wisst, dass sie sich verzweifelt wehren werden, da ihnen die Todesstrafe gewiss ist. Sie haben nichts zu verlieren, also passt gut auf. Notfalls töten wir sie, bevor sie entkommen können!« Diese Unterweisung der Jäger durch Kendra war vollkommen unnötig, da die Gruppe nicht zum ersten Mal Verbrecher jagt. Ob sie damit auch den Sucher instruieren wollte, oder nur ihre scheinbar höhere Position unterstreichen will, ist unklar. Ihn stört das nicht. Was weiß sie schon von ihm oder welche Position er in seinem Volk innehat! Sie kennt und nutzt seine Fähigkeiten zur Jagd von Verbrechern, mehr interessiert sie offenbar nicht. Ein feines Lächeln huscht über seine Züge, was im Dunkeln aber nicht gesehen wird. Er entgegnet kurz:

»Dann los!«, und beugt sich nach vorne, um seine rechte Hand kurz auf die Nüstern seines Pferdes zu legen. Als er sich aufrichtet, schnalzt er kurz mit der Zunge, worauf das Tier im Schritt vorwärtsgeht. Alle Jäger machen es ihm nach und folgen leise.

Die Dunkelheit ändert sich auch nach etwas über einer Stunde nicht, also sind die Verfolgten entweder doch weitergeritten, oder sie haben kein Feuer entzündet. Nach einer Viertelstunde hebt Kenneth erneut die rechte Hand und hält einen Finger vor seine Lippen, als ihn die Jäger anschauen. Alle sitzen auf sein Zeichen ab und legen den Pferden erneut eine Hand auf die Nüstern. Dann binden sie alle Zügel zusammen, damit einer der Jäger sie halten kann. Er wird bei ihnen bleiben, während die anderen die Verfolgten einkreisen und überwältigen wollen. Zu Pferd wären auch im langsamen Schritt verräterische Geräusche zu hören gewesen, die beim Aufsetzen der Hufe entstehen. Leise und vorsichtig folgen die fünf Jäger dem Sucher und schleichen vorwärts. Ihre dunkle Kleidung ist ihnen dabei von Vorteil, so dass sie sich der Bande bis auf wenige Schritte nähern können. Sie wollen sie gerade kreisförmig umschließen, als die bisherige Stille plötzlich unterbrochen wird.

Eines der Pferde der Verbrecher hat die Verfolger gerochen und wiehert kurz, worauf sogleich Chaos ausbricht. Die Jäger stürmen augenblicklich vorwärts und schwärmen aus, um den Kreis zu bilden, damit ihnen keiner entkommen kann. Sie haben ihre Schwerter gezogen und brüllen:

»Ergebt euch! Ihr seid von königlichen Jägern umstellt. Widerstand ist zwecklos. Wer sich widersetzt, wird sofort sterben!« Lediglich Kenneth ist langsam und ohne Worte weitergegangen und bleibt jetzt beobachtend stehen.

Als Antwort auf das Gebrüll leuchtet ein kurzer, dafür umso hellerer, bläulicher Lichtschein auf, der fast wie ein Blitz wirkt und vor den ersten Jägern in den Boden fährt. Gefolgt wird er von einem dunklen Grollen, das dem Gebrüll eines angreifenden Löwen ähnelt. Tatsächlich bildet sich jetzt an der Stelle des Blitzaufschlags ein weißer Nebel, der die Form dieses Tieres annimmt.