Reise til helvete - Justin C. Skylark - E-Book

Reise til helvete E-Book

Justin C. Skylark

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Beschreibung

Dylan, Thor, Erik und Tony begeben sich auf eine Kreuzfahrt, um gemeinsam einen entspannten Urlaub zu erleben. Doch schon nach wenigen Tagen holen sie Langeweile, Streitereien sowie die Abenteuerlust ein. Mit einer gecharterten Jacht beschließen sie, den südlichen Pazifik auf eigene Faust zu erkunden - ein fataler Fehler! Statt der Ruhe nach dem Sturm erwartet sie ein Trip in die Hölle ... Reise til helvete ist der 3. Teil der Reihe um Dylan und Thor Teil 1: Bis dass der Tod euch scheidet Teil 2: Thors Valhall

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Reise til helvete

- Der Trip in die Hölle –

Justin C. Skylark

E-Book.

Impressum

© dead soft verlag, Mettingen 2013

http://www.deadsoft.de

© the author

Coveridee: J.C. Skylark

Graphische Arbeiten: Irene Repp

http://daylinart.webnode.com/

Foto: small campfire on rocky coast at night by Nickolay Khoroshkov - Fotolia.com

1. Auflage

ISBN 978-3-943678-98-7 (print)

ISBN 978-3-943678-99-4 (epub)

Diese Geschichte basiert auf den Romanen:

Prolog

Norwegen. Für ihn bedeutete das fischreiche Seen, eindrucksvolle Fjorde, dramatische Bergformationen und märchenhafte Wälder. Wenn er an Norwegen dachte, kamen ihm erlebte Bilder in den Sinn, die sich ein anderer vielleicht nicht vorstellen konnte.

Er dachte an Elche und Trolle, an frischen Fisch und selbst gebrannten Schnaps, an naturverbundene Menschen und besinnliche Abende am Lagerfeuer. Wann immer sich die Gelegenheit bot, befasste er sich mit der norwegischen Sprache. Es war für ihn eine Selbstverständlichkeit, dass er Norwegisch lernte.

Unaufgefordert wollte er sich mit den Worten und der Kultur seiner neuen Freunde, und besonders des Mannes, den er liebte, auseinandersetzen.

Oslo. Das war die Stadt, die er bis jetzt am besten kannte. Die Heimat von Thor Fahlstrøm, der wohl das größte Rätsel war, das Dylan Perk je erlebte.

„Bist du soweit?“, rief Angus. Hektik war in seiner Stimme zu hören. Dylan klappte das Wörterbuch zu.

„Et øyeblikk!“

„Was?“ Angus kam näher und verdrehte die Augen, als er das norwegische Lehrbuch in Dylans Händen erblickte. „Sprich mit mir Klartext, okay?“

„Unnskyld!“, entwich es Dylan lächelnd. Er stand auf und musterte sich ein letztes Mal im Spiegel. Hinter ihm trat Phiola heran. Sie hatte zuvor einige Zeit damit verbracht, Dylans Haar in die gewohnte Form zu bringen. Bis auf die kurz geschorenen Seitenpartien trug er es inzwischen schulterlang. Fransige, lange Ponysträhnen fielen dabei auf seine Stirn. Jetzt, kurz vor dem Gig, besprühte sie sein Haupt ein letztes Mal mit Haarlack.

„Viel Glück für den Auftritt“, wünschte sie, als ihre Arbeit beendet war. „Und denk’ dran: 80% der Fans werden Black Metaller sein.“

„Ich weiß“, stöhnte Dylan. Noch einmal übte er einen bezaubernden Augenaufschlag. Kajal und Lidschatten waren perfekt aufgetragen. Seine Lippen glänzten tiefschwarz. Eine Duftwolke von Patchouli umgab ihn. Wenn er sich bewegte, klirrten die Ketten und Armbänder an seinem Körper. „Was glaubst du, warum ich neuerdings unter Schlafstörungen leide?“

Ein letzter Auftritt, vor ihrem Urlaub – hier in Norwegen. Das brachte gemischte Gefühle mit sich. Dylan drehte sich um. Die versammelte Mannschaft wartete – auf ihn.

„Dann lasst uns starten, oder?“

Er marschierte voran. Sein Manager Tony klopfte ihm auf die Schulter. Erik, der Bassist von Wooden Dark, lächelte ebenso wie die norwegischen Gastmusiker Fynn und Ron. Dylans Bandkollegen Angus und Clifford reihten sich ein. Vor Thor Fahlstrøm, dem Sänger von WoodenDark, blieb er noch einmal stehen. Er fixierte sein mit Körperfarben bemaltes Gesicht und hauchte einen Kuss auf seine feuchten Lippen.

„Damit ich während des Gigs nicht auf dumme Gedanken komme.“

Thor zog die Augenbrauen nachdenklich zusammen: „Das Beste kommt zum Schluss, oder wie war das noch?“

*

Das Geschrei war laut, als sie nacheinander die Bühne betraten. Die Fans streckten die Hände nach ihnen aus und drückten sich gegen die Absperrungen. Überraschen tat sie das nicht. Die gemeinsame Platte von RACE und Wooden Dark stand seit Wochen auf dem ersten Platz der englischen Charts, und auch in Norwegen, wo man die Fusion von Electro- und Black Metal-Musik eher skeptisch betrachtete, erhöhten sich die Verkaufszahlen nach und nach.

In England hatten sie ein gemeinsames Konzert hingelegt – mit Erfolg. Die wohlverdiente Ruhepause ersehnten sie alle, und dennoch: Nach dem großen Zuspruch war ein weiterer Gig fällig. Diesmal für die norwegischen Fans.

Wooden Dark dominierten die Show. Angus und Clifford, die Gitarre und Keyboard bei RACE bedienten, hielten sich im Hintergrund. Es reichte völlig aus, dass Dylan Perk, ihr Sänger, zusammen mit Thor Fahlstrøm die Masse mit sich zog.

Doch Dylan zeigte sich an diesem Abend weniger enthusiastisch, weniger exzentrisch und freizügig.

Dass ihn und Thor eine Liebschaft verband, war inzwischen publik geworden. Gerede gab es darüber nach wie vor. Es wurde gelobt und verurteilt. Die Geister schieden sich an diesem Phänomen, und Dylan hatte sich seit langem abgewöhnt, die Boulevardzeitungen zu lesen.

Umso mehr bemühte er sich bei ihrem aktuellen Auftritt, keinen erneuten Skandal zu provozieren. Sie waren hier, um ihre Musik zu präsentieren und den Fans, die geblieben und auch neu dazugekommen waren, zu danken.

Kom død, kjære død;

gi meg løsning på alle gåter;

gi meg nøkkel og tryllestav,

knyt opp verdens knuter.

Thor begann mit seiner krächzenden Stimme, dabei marschierte er zielstrebig über die Bühne und ließ das Publikum nicht aus den Augen. Sie hatten diesen Song bis zum Abwinken geprobt. Dylan konnte ohne Probleme in den Gesang einstimmen. Die weiteren Zeilen trugen sie im Duett vor. Anschließend wiederholte Dylan den Refrain sogar alleine:

Hvorfor i døden, min venn, og der alene?

Hvorfor i glemselens elv du stuper?

Hvorfor i mørket, min venn, og der alene,

søker du lysets vennlige varme?

Als Thor die nächsten Zeilen übernahm und sich ihre Blicke trennten, konnte Dylan nur Bewunderung für den Frontmann von Wooden Dark aufbringen. Auf der Bühne wirkte er ebenso selbstsicher wie im realen Leben. Seine schlanke Figur mit der Leder- und Nietenkleidung sah mehr als reizvoll aus.

Manchmal hatte Dylan den starken Drang, seine Hände in Thors Haare zu stecken, darin zu wühlen, ihren Duft einzuatmen und seine Wange daran zu reiben. Doch er wagte es nicht. Wusste er doch genau, dass Thor eine derartige Handlung niemals über sich ergehen lassen würde. Deshalb blieb ihm nur der sehnsüchtige Blick auf das goldbraune Haar, das gewellt und üppig auf dem Rücken des Sängers lag und im Schein der Laser verführerisch glänzte. Als Thor sich drehte, änderte sich die sinnliche Betrachtung. Mit dem Corpsepaint im Gesicht und den starren, kalten Augen, sah Thor nicht gerade vertrauenserweckend aus. Doch Dylan hatte inzwischen gelernt, diesen Anblick zu ertragen, ja, sogar zu ersehnen.

La meg åpne det lukkede rom,

la meg riste de skjulte runer,

la meg kaste mitt spyd,

midt i trollets kalde hjerte.

Hvorfor i døden, min venn, og der alene?

Hvorfor i glemselens elv du stuper?

Hvorfor i mørket, min venn, og der alene,

søker du lysets vennlige varme? (Burzum, Valen)

Nach dem Gig fühlte sich Dylan erleichtert. Das erfolgreiche Beenden einer Show war die größte Bestätigung, die er sich derzeit vorstellen konnte. Zudem bedeutete ihm der Erfolg in Norwegen besonders viel. Die Story um ihn und Thor Fahlstrøm war nicht in jedermanns Munde. Ohnehin war Thor kein unbeschriebenes Blatt und auch Dylan hatte oft genug die Titelseiten der Zeitungen geziert – und nicht unbedingt mit positiven Schlagzeilen. Zusammen waren sie ein Paar, das ungewöhnlicher nicht sein konnte. Dass es zwischen ihnen öfter zu heftigen Diskussionen und Handgreiflichkeiten kam, blieb vor der Presse selten verborgen. Trotzdem zeigte sich Dylan offen, als Julia, eine enge Freundin von RACE und langjährige Reporterin an ihrer Seite, um ein kleines Interview bat:

„Ist es jetzt zu einem Ritual geworden, dass du kurz vor einem Gig in norwegischen Lehrbüchern liest?“

Diese Frage zauberte ein verlegenes Lächeln auf Dylans Antlitz. „Ab und zu, ja. Es nimmt mir die Nervosität, gibt mir Konzentration und Ruhe.“

„Warst du zufrieden mit der Show?“

Dylan nickte. Sein strahlendes Gesicht war in die Ferne gerichtet. Weitere Reporter drängten sich um ihn, wollten ein paar Wortfetzen auffangen. Auch die norwegische Zeitung war vertreten. Dylan setzte sein verführerischstes Lächeln auf und blinzelte in die Kameras. Obwohl kleine Schweißperlen auf seiner Stirn glänzten und sein Haar ein wenig zerzaust wirkte, saß sein Make-up noch angemessen und das nutzte er aus. Während er neben Julia, einer schönen, jungen Frau mit schwarzem Mini und strohblondem Haar, ein wenig posierte, gab er gefügig die geforderten Antworten.

„Der Gig war perfekt. Ich danke den norwegischen Fans dafür, dass sie uns so herzlich aufgenommen haben.“

Zufrieden dachte er daran, dass Missfallensrufe im Publikum zum Glück ausgeblieben waren. Er hatte sich bemüht, die Metal-Fans nicht unnötig zu reizen. Er ließ Thor und seiner Mannschaft den Vorrang und hielt sich selbst mit Angus und Clifford zurück. Nur ab und zu war er an die Absperrungen getreten, um den Electro-Fans, die sich ein wenig von der breiten Masse unterschieden, die Hände zu schütteln und sie dankbar anzulächeln.

„Eine wunderbare Idee, auch Songs auf Norwegisch vorzutragen.“

„Ja, wir hatten das schon länger geplant und es kam gut an.“

Julia sah auf ihre Notizen und kam zur nächsten Frage:

„In einem der Liedertexte heißt es übersetzt: Warum der Tod, mein Freund und dort allein?“

Dylan stimmte zu. Natürlich kannte er die Verse, die sie gemeinsam sangen, auch wenn sie auf Norwegisch waren. „Normalerweise ist Thor für die Lyrics von Wooden Dark verantwortlich.“

„Könnte es eine Anspielung auf den damaligen Tod von Magnus Eidsvag sein?“

Dylan hielt inne. Er konnte nicht antworten. Diese Frage kam überraschend. Zudem wusste er selbst nicht, was der Text zu bedeuten hatte. Ob er sich auf Magnus’ Tod bezog oder nicht, das hatte er bis jetzt nicht in Erfahrung bringen können.

„Ich weiß es nicht …“, entwich es ihm, dabei sah er an Julia vorbei. Die altbekannte Nervosität keimte auf. Reichten seine Medikamente etwa nicht mehr aus?

„Es heißt weiter: Lass mich öffnen den geschlossenen Raum …“

„Genug!“, unterbrach Dylan harsch. Er registrierte, wie Julia erschrocken zusammenfuhr. „Es tut mir leid, ich kann zu den Texten nichts sagen …“

Er konnte kein freundliches Gesicht mehr zustande bringen. Er befürchtete sogar, wieder einem Wutausbruch zu erliegen. Das durfte nicht geschehen! Die Augen der Journalisten waren erwartungsvoll auf ihn gerichtet. Doch er wollte ihnen nicht das geben, was sie sensationsgierig erwarteten und so wandte er sich ohne weitere Worte ab.

*

Hinter der Bühne herrschte noch immer reger Betrieb. Niemand bemerkte, wie er nach seiner kleinen Handtasche griff und eine Packung Tabletten herausnahm, eine Pille herausdrückte und sie trocken schluckte. Aber natürlich blieb sein Verhalten nicht gänzlich unbeobachtet. „Alles okay, Perk?“ Als er die raue, tiefe Stimme vernahm, die vertraut wirkte und sein Herz zum Rasen brachte, fühlte er sich ein wenig besser. „Es geht, danke.“ Er drehte sich um und sah in Thors blaue Augen. Sie wirkten klar und das Weiße um seine Iris erschien ganz rein. Sicher war Fahlstrøm nie ernsthaft krank gewesen. Das Leben in der nordischen Kälte hatte ihn abgehärtet, wahrscheinlich auch abgestumpft, wer kannte schon den Grund für Thors emotionslosen Kern? Und er? Dylan? Knetete auf einer Packung mit Tabletten herum, die seinen geordneten Geist aufrechterhalten, seine selbstzerstörerische Ader bändigen und sein zänkisches Gemüt beruhigen sollten. Er war jünger als Fahlstrøm und doch um einiges anfälliger. „Diese vielen Leute, dieser Lärm, ihre Fragen …“ Er musste seine mentale Situation nicht weiter erklären. Er gab sich auch keine Mühe, um die Tabletten zu verstecken. Thor wusste, dass er sie einnahm, und er hinderte ihn nicht daran. „Dann lass uns das Weite suchen …“

Dylan Perk & Thor Fahlstrøm stand auf dem Schild an der Tür. Das zauberte ein Lächeln auf Dylans Gesicht. Es war schmeichelhaft, dass die Künstlerkabinen sorgfältig zugeteilt wurden und die Frontmänner der Bands einen gesonderten Bereich für sich hatten.

Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie Erik, Angus, Clifford, sowie Fynn und Ron hinter anderen Türen verschwanden.

„Trödelt nicht zu lange rum”, erklang Tonys Stimme. „Morgen geht es früh raus.”

„Ach, das hätte ich fast vergessen!“ Dylan legte seine schmale Hand auf seine Lippen und schenkte seinem Manager einen affektierten Augenaufschlag.

„Sehr witzig!“, fauchte der und verschwand hinter Erik in einem der Räume.

Im Backstagebereich steuerte Dylan sofort den Schminktisch an, wo er sich setzte, sein Gesicht inspizierte und die nietenbesetzten Lederarmbänder von seiner Haut strich. Nur der dunkle Schatten hinter ihm und sein zufriedenes Bauchgefühl erinnerten daran, dass er nicht alleine war.

„Ich kann es nicht glauben. Endlich Urlaub! Keine Interviews, keine Konzerte, kein stickiger Proberaum.“ Ihm entwich ein zufriedenes Seufzen. „Ist das nicht wunderbar?“

Er drehte sich um und blickte Thor fragend an.

„Ja, Perk, ist es.“

Fahlstrøm nahm auf einem der Sessel Platz. Dazu legte er seine langen Beine auf den Tisch. Dylan betrachtete seine Lederhose, die Stiefel und das ärmellose Shirt, das verschwitzt auf seiner Haut klebte. Er atmete noch immer schwer. Ihr Auftritt war anstrengend gewesen, wenn auch ein voller Erfolg.

Dennoch machte Thor keine Anstalten, sich das schwarz-weiße Corpsepaint vom Gesicht zu wischen. Stattdessen legte er den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und sinnierte einen Moment.

Aber nur so lange, bis sich die Tür öffnete, Dylan sich abwandte und Cay den Raum betrat. Cay war einer der größten Fans von RACE, inzwischen fester Mitarbeiter des Fanclubs und Dylans kleines Spielzeug. „Störe ich?“

Sein unsicherer Blick schwirrte zwischen Thor und Dylan hin und her.

„Nein, komm rein!“, erwiderte Dylan, sodass er sich näher wagte. Als er die Tür hinter sich schloss, hob Thor sofort die Lider an und musterte ihn mit starrem Blick.

„Ich wollte nur kurz …“ Cay zögerte. Dylans euphorische Art nahm ihm jedoch die Hemmung.

„Hat dir unser Auftritt gefallen? War er nicht großartig?“

Cay nickte. „Ja, natürlich, er war super!“

Mit aufgerissenen Augen verfolgte er, wie Dylan das dünne Netzshirt auszog und seinen hageren Oberkörper präsentierte. Dazu schüttelte er sein schwarzes Haar.

„Ich muss mich erst einmal umziehen. Bin total verschwitzt.“ Dylan griff sich an den Knopf seiner engen Lackhose.

„Soll ich draußen warten?“, fragte Cay.

Ein Lächeln umspielte Dylans Mund, als er die Verlegenheit seines größten Fans bemerkte. Während er mit der rechten Hand Knopf und Reißverschluss der Hose öffnete, wanderte seine linke Hand in Cays Nacken.

„Ich glaube nicht, dass du das willst, oder?“ Er zog den Jungen zu sich heran. „Immerhin werden wir uns ein paar Wochen nicht sehen …“ Sie standen dicht voreinander. Ihre Lippen trennten sich kaum sichtbar. Ehe es zu einem Kuss kommen konnte, ertönte unerwartet Thors dunkle Stimme:

„Will jemand was trinken?“

Dylan löste sich und hob das Kinn ein wenig an. „Eine große Cola!“

Cay schüttelte den Kopf. „Für mich nichts. Danke.“

Thor erhob sich ruckartig. Ohne weitere Worte marschierte er an ihnen vorbei und verließ das Zimmer. Die Tür fiel hinter ihm laut ins Schloss.

Dylan atmete geräuschvoll aus. Jetzt erst merkte er, wie angespannt er gewesen war und wie befreiend Thors Abwesenheit plötzlich auf ihn wirkte. Das bemerkte auch Cay.

„Wieso macht ihr das?“, fragte er verwundert.

„Was?“ Dylan schob sich seine langen Haarsträhnen hinter das Ohr und kleidete sich weiter aus.

„Du flirtest mit Absicht vor seinen Augen, und er? Sagt nichts dazu, sondern verlässt lieber den Raum.“

Das war in der Tat ein merkwürdiges Verhalten. Aber was war an Thor und Dylan nicht merkwürdig? Obwohl sie sich schon eine lange Zeit kannten, wollte sich eine Routine einfach nicht einstellen. Vielleicht war das auch der Reiz an der ganzen Sache?

Dylan hatte seine Hose inzwischen ausgezogen. Auch seine Stiefel lagen auf dem Boden. Nur mit Unterhose bekleidet stand er vor dem Spiegel und lächelte sanft.

„Wir sind kein altes Ehepaar, das sich keine Freiheiten lässt“, erklärte er. Seine Hände fassten nach Cay. Er entfernte dessen Oberteil und hantierte anschließend an dessen Hosenknopf. „Gewisse Dinge kann und will er mir nicht geben … Dann muss ich’s mir eben woanders holen …“

Ein züngelnder Kuss an dem Hals des Jungen folgte, doch Dylan fackelte nicht lange. Er drehte Cay um, zog dessen Hose herunter und drückte seinen Oberkörper etwas nach vorne. Cay stützte sich auf dem Schminktisch ab. Es lag auf der Hand, was folgen würde. Die schnellen Nummern, die Dylan mit ihm abzog, waren keine Seltenheit.

Sie konnten Cay nicht die ersehnte Leidenschaft geben, dennoch hörte er nicht auf, sich seinem Idol hinzugeben, wann immer Dylan es wollte und brauchte.

In diesem Moment wurden sie sogar hektisch. Jederzeit hätte jemand stören und jeden Augenblick hätte Thor zurückkommen können.

Dylan griff wahllos in einen der Cremetöpfe, die auf dem Schminktisch standen, und schmierte sein „Opfer“ grob damit ein. Seine Finger zitterten, als er sich ein Kondom überstrich. Er wurde erst ruhiger, als er in den Jungen eingedrungen war, doch dann begannen seine schnellen und fordernden Stöße.

Der Schminktisch wackelte. Cay ächzte.

Im Spiegel konnte er erkennen, dass Dylan die Augen geschlossen hielt.

Er will einfach nur ficken, mehr nicht …

So war es. Schnell wurde Dylans Keuchen lauter, seine Bewegungen unkontrolliert.

Fest und ungestüm penetrierte er den Körper vor sich, bis es ihm kam. Er verschnaufte nur ein paar Sekunden, dann löste er sich und öffnete die Augen.

Er sagte nichts, als er nach der Kleenexbox griff, sich mit ein paar Tüchern zwischen den Beinen trocknete und das Kondom entfernte. Der nächste Gang führte ihn ins Badezimmer, das in einem Nebenraum existierte. Dort begann er mit einer gründlicheren Reinigung seines Körpers. Ein wenig verstört richtete Cay die Unterhose, unter der seine Erektion schmerzte. Diesmal hatte die Zeit nicht ausgereicht, um selbst den Höhepunkt zu erlangen. Cay stellte diesbezüglich keine Forderungen, obwohl es nicht selten vorkam, dass die Zusammenkünfte mit Dylan frustrierend endeten und Cay selbst Hand an sich legen musste, um die quälende Lust zu stillen. Und das immer mit den Gedanken an Dylan Perk, den Mann, den er vergötterte, den er nahezu kopierte, indem er dieselbe Kleidung trug, die gleiche Frisur und sich auf selbe Art und Weise schminkte. In seinen Träumen waren sie ein Paar. In der Wirklichkeit war alles anders.

Die Tür öffnete sich. Erschrocken zog er Hose und Reißverschluss nach oben.

Es war Tony, der den Raum betrat. „Was machst du hier?“, fragte er mürrisch. Unschwer war zu erkennen, was vorgefallen war.

„Ich wollte Dylan nur verabschieden“, erklärte Cay, während er sich sein Shirt überstreifte. Er lächelte verkrampft, drehte sich dem Badezimmer zu und winkte. „Ich geh’ dann, wünsche dir einen schönen Urlaub!“

„Danke!“, ertönte Dylans Stimme. Er machte nicht einmal Anstalten, um aufzusehen. Noch immer reinigte er seinen verschwitzten Körper.

Cay wollte sich an Tony vorbeischlängeln. Doch dessen fester Griff hielt ihn zurück.

„Du solltest dir endlich einen Freund suchen“, sagte er.

Cay sah zu Boden und schwieg.

„Dylan nutzt dich nur aus …“

Der Junge presste die Lippen zusammen. Mit feuchten Augen sah er auf.

„Ich wünsche dir auch einen schönen Urlaub. Bis bald.“

Dann eilte er aus dem Zimmer.

„Mann oh Mann!“, stöhnte Tony daraufhin. Er näherte sich dem Bad. Dylan war noch immer nackt. Ungeniert drehte er sich um und griff nach der frischen Kleidung, die im Badezimmer bereitlag. „Muss das immer noch sein? Du machst den Jungen unglücklich.“

„Wäre es dir lieber, dass ich mir wieder wildfremde Groupies anlache?“

„Du solltest dich überhaupt nicht mehr auf Fans einlassen. Ich dachte, das wäre inzwischen klar und überhaupt: Hast du es nötig?“ Tony zögerte mit der nächsten Frage, doch dann brachte er die Diskussion auf den Punkt „Läuft wohl nicht mehr so gut mit Thor, was?“

Er unterdrückte ein Lachen. Es lag nahe, dass er für seine Theorie gerne eine Bestätigung erhalten hätte, aber Dylan erfüllte ihm diesen Wunsch nicht.

„Im Gegenteil“, antwortete er. „Es läuft ziemlich gut. Aber dass Thor nicht gerne Bottom spielt, muss ich wohl nicht extra erwähnen.“

„Oh, nein!“ Tony kniff die Augen zusammen und verzog das Gesicht angewidert. „Verschone mich bitte mit Einzelheiten!“

„Dann hör auf, dich in meine Angelegenheiten einzumischen!“

„Ich will nur dein Bestes“, beteuerte Tony und das nicht zum ersten Mal. „Es soll während der Reise nicht zu Reibereien kommen.“

„Wird schon nicht.“ Dylan klang zuversichtlich. Inzwischen war er angezogen und kam aus dem Bad heraus. Er trug eine Bondagehose, dazu ein Bondageoberteil, allerdings saßen die Kleidungsstücke weiter und bequemer, als während der Show.

„Wir werden alle eine schöne Zeit zusammen haben, du wirst sehen.“

Tony versuchte ein Lächeln. Er wollte ebenso optimistisch sein, aber als sich die Tür öffnete, Thor schweigend hereintrat und sich augenblicklich eine negative Aura ausbreitete, zweifelte er sofort daran.

„Deine Cola …“, sagte Fahlstrøm nur und streckte Dylan ein Glas entgegen.

„Danke.“ Dylan nahm das Glas an sich und leerte es fast vollständig. Einen guten Zug hatte er immer noch am Leib, den hatte er seinen Alkoholexzessen zu verdanken. Aber in den letzten Wochen hatte er es tatsächlich geschafft, weniger zu trinken. Ein paar Tage konnte er auch mal komplett darauf verzichten. Und wenn er trank, dann mit Genuss, konzentriert und gezügelt, ohne die Beherrschung zu verlieren.

„Dann sehen wir uns morgen in aller Frische“, sagte Tony, bevor auch er verschwand und Ruhe einkehrte.

Thor hatte sich gesetzt. Er lehnte sich zurück, nippte an einem Glas Bier und starrte ins Leere.

„Müde?“, fragte Dylan.

„Ein wenig …“ Thor fuhr sich über die Augen. Er war noch immer nicht abgeschminkt und präsentierte sich reservierter als sonst.

Dylan trat näher. Manchmal, wenn Thor so wortkarg und abwesend war, fiel es ihm schwer, die richtigen Worte zu finden. Was sollte er zudem sagen, nach einer gelungenen Show? Sollte er ihm danken, dass er den Raum verlassen hatte? Sollte er erklären, dass Cay ihm im Grunde genommen überhaupt nichts bedeutete?

Dylan sagte vorerst nichts. Thor hätten diese Tatsachen nicht interessiert, vermutlich sogar gelangweilt.

Die Tür öffnete sich erneut. Diesmal war es Erik.

„Wollen wir los?“

Während Clifford, Angus, Cay und der Rest der Crew in einem Hotel unterkamen, fuhr Dylan mit Erik und Thor zu deren Anwesen.

Erik steuerte den Jeep und hielt sich nicht an die vorgeschriebene Geschwindigkeitsbegrenzung.

Dylan bemerkte, dass er auffällig oft in den Rückspiegel sah. Als sie in die unbeleuchtete Seitenstraße einbogen, die tief in den Wald hineinführte, fuhr Erik langsamer, aber gewiss nicht vorsichtiger.

Es war Anfang August. Die nordischen Nächte kurz. Auch ohne Scheinwerfer hätten sie ihren Weg erkennen können.

Als weit hinter ihnen ein anderes Auto auftauchte, schaltete Erik die Wagenbeleuchtung aus und lenkte den Wagen in den Wald hinein. Schließlich machte er den Motor aus und verharrte.

„Was soll das?“, fragte Dylan verwundert. Gemeinsam beobachteten sie, wie das folgende Auto plötzlich anhielt.

„Fans, Reporter … Irgendjemand folgt uns meistens nach einem Gig. Und wir haben es nicht gerne, wenn man unsere Privatsphäre stört“, erklärte Erik.

Der Fahrer des Wagens stieg aus und sah sich um. Thors Stimme bebte und sein Gesicht verdunkelte sich.

„Wenn die nicht schleunigst umdrehen, polier ich ihnen die Fresse.“

Dylan stockte der Atem. Was für eine obskure Situation. Derartiges war ihm fremd. Ab und zu standen Fans vor dem Bungalow, den er mit Tony bewohnte. Paparazzi verfolgten auch schon mal ihre Vans, aber gewisse Grenzen wurden nicht überschritten. Hier war es anders. Die Häuser von Erik und Thor lagen zwar tief in der Wildnis, waren aber dennoch für jedermann erreichbar.

„Darf man denen denn verbieten, hier langzufahren?“

„Es ist ein Privatgrundstück, steht am Ende der Sognsveien … Das Schild übersieht man gerne“, berichtete Erik. „Der Wald ist öffentlich, da können wir rein gar nichts unternehmen.“

„Denen werde ich mal die Meinung sagen!“ Thor machte Anstalten auszusteigen. Dylan, der hinter ihm auf der Rückbank saß, fasste intuitiv an seine Schultern.

„Warte noch!“

Der Mann stieg wieder ein. Das Auto wendete und fuhr den Weg zurück.

Dylan atmete aus. Auch Thor lockerte sich ein wenig. Sein Körper war ganz verkrampft gewesen. Es war, als hätte er nur auf die Konfrontation gewartet. Seine Fäuste waren geballt und wollten sich kaum entspannen.

Erik startete den Wagen. Er war als Einziger ruhig geblieben. Offensichtlich war er derartige Situationen gewohnt.

Sie hatten keine tiefsinnigen Worte miteinander gewechselt. Überhaupt herrschte an diesem Abend eine gewisse Funkstille zwischen ihnen. Wieso?

Dylan wusste es nicht genau. Obwohl er meinte, Thor Fahlstrøm inzwischen gut zu kennen, konnte er sein Verhalten und sein Denken manchmal schwer einschätzen.

Mittlerweile war es tief in der Nacht, doch der Sonnenaufgang kündigte sich schon an. Durch das Fenster drang dämmriges Licht, sodass Dylan erkennen konnte, wie Thor aus dem Bad kam und noch immer ein nachdenkliches Gesicht machte.

Er hatte geduscht. Sein Haar war nass, die Körperfarbe von seiner Haut verschwunden. Komplett nackt glitt er zu Dylan unter die Bettdecke.

Eine Weile lagen sie stillschweigend nebeneinander. War Thor sofort eingeschlafen? Dylan drehte sich zu ihm herum und sah, wie er an die Holzdecke starrte.

„Kannst du mir mal sagen, was mit dir los ist?“

„Was soll mit mir sein?“, kam es harsch über Thors Lippen.

„Ich weiß nicht …“ Dylan klang wirklich besorgt. „Du bist so abweisend …“

„Ach ja?“

Dylan richtete sich ein wenig auf. Im rötlichen Lichtstrahl konnte er Thors Gesicht genau betrachten. Sehnsüchtig fixierte er die hohlen Wangen, die gerade Nase und den männlichen Bart. Schließlich betrachtete er Thors Brust und legte eine Hand darauf. Sollte er jetzt vielleicht die Worte aussprechen, die ihm auf dem Herzen lagen?

„Du weißt, dass ich das mit Cay nur machte, weil …“

„Kannst du nicht einfach mal still sein?“, fuhr Thor ihm ins Wort. Er bäumte sich auf, schob Dylan unsanft zurück in die Kissen und beugte sich über ihn. „Einfach nur still …“

Sie sahen sich in die Augen. Eine ganze Weile. Die Anspannung hätte nicht größer sein können, bis Thor seinen Kopf senkte und seine Lippen auf Dylans Mund presste.

Als Dylan diesen leicht öffnete, zwängte sich Thors Zunge dort hinein. Sie küssten sich wild, verlangend. Thors Hände waren plötzlich überall.

Sie rissen Dylan die Unterhose von den Hüften und drückten ihn auf die Matratze.

Diese ruppige Vorgehensweise ließ Dylan hart werden. Rhythmisch schob er sein Becken vor und zurück. Thor hatte sein Geschlecht mit den Lippen umschlossen und lutschte daran, als hätte er den ganzen Abend darauf gewartet.

Dylan war bereit dafür. Einladend spreizte er seine Beine. Inzwischen war Thors Zunge tiefer gewandert. Sie umzüngelte seinen Spalt und benetzte ihn überall mit Speichel.

Dylan fasste sich in den Schritt. Er rieb an sich und genoss die heißen Wogen, die seinen Leib erfassten.

Bis Thor seine Hand ergriff.

„Du fasst dich nicht selbst an“, sagte er dazu. Im nächsten Moment schob er Dylans Arme nach oben, wo sie über seinem Kopf Platz fanden. „Nicht, bis ich es dir erlaube, ist das klar?“

Dylan schluckte erschrocken. Dennoch turnte ihn diese Forderung an. Seine Hände blieben gestreckt. Ihre Fingerkuppen berührten das hölzerne Bettende, als wäre er dort festgebunden.

Er ächzte. Thors Hand hatte sich drohend auf seine Kehle gelegt. Sie drückte ihn aufs Bett, nahm ihm die Bewegungsfreiheit und nahezu den Atem. Thors andere Hand umschloss seinen Schaft, schob sich dort fest auf und ab und intensivierte das Gefühl, das in Dylan aufkeimte.

Er keuchte, begann zu schwitzen. Seine Arme und Hände blieben erstarrt, seinen Kopf konnte er unter dem strengen Griff nicht bewegen, ansonsten hätte es ihm die Luft abgeschnürt. Seine Gefühle konzentrierten sich auf die Körpermitte.

Thor rieb ihn so stark und schnell, dass er sich nicht lange zurückhalten konnte. Sein Unterleib krümmte sich, und ein befreiender Schrei löste sich aus seinem Mund. Dann spritzte er ab und tiefe Zufriedenheit durchströmte seinen Geist und Körper. Für einen Moment vergaß er alles um sich herum.

Die Hand an seinem Geschlecht hörte zuerst nicht auf, den heißen Saft aus ihm herauszupumpen. Erst als sich seine Atmung beruhigte und er erschöpft jegliche Anspannung verlor, ließ Thor ihn los. Doch nur für einen kurzen Moment.

„War es gut, Perk?“, flüsterte er. Dabei kratzte sein Bart an Dylans Wange. Feuchte Küsse schlängelten sich an Dylans Hals entlang. Dylan nickte erschöpft, doch seine Augen blieben geschlossen und sein Mund japsend geöffnet.

Feucht glänzte das Sperma auf seinem Unterleib und auch in Thors Hand.

„Dann lässt du mich noch mal ran?“

„Ja-aaaa!“

Kaum hatte Dylan zugestimmt, wurde er auf den Bauch gedreht. Thor spreizte die Gesäßhälften seines Partners und verteilte das Sperma dazwischen.

Danach drang er in ihn ein. Erst zaghaft, dann ganz tief und mit kraftvollen Stößen. Da Dylan noch immer erregt war, konnte er den heftigen Reiz kaum ertragen.

„Oh, Fuck. FUCK!“ Als er seinen Kopf drehte, waren Thors Lippen wieder nah. Sie tauschten feuchte Küsse aus, bis Thor sich auf seine Arme stemmte, das Tempo anzog und sich kurz darauf entlud.

Dabei war er relativ leise, doch Dylan registrierte, wie befreiend und lustvoll es für ihn war.

Er hockte vor dem Ufer des Sees wie ein spielendes Kind. Während seine Fingerkuppen die seichte Oberfläche berührten und das erfrischende Wasser seine Haut benetzte, ließ er den Blick schweifen. Wie erwartet schien die Sonne wärmend auf ihn nieder, obwohl es noch früh am Morgen war.

Geschlafen hatten sie nicht viel, aber das war egal. Ihr Urlaub hatte begonnen. Die Abreise stand bevor. Am Abend würden Alltagsstress und Hektik vergessen sein.

Hechelnd nahmen die beiden Schäferhunde neben ihm Platz. Zusammen beobachteten sie Thor, der abseits des Ufers ein paar Bahnen schwamm.

Dylan hatte eine warme Dusche bevorzugt. Extra für ihn hatte Thor den Heißwasserspeicher aktiviert. Als er erwachte, hatte Fahlstrøm nicht mehr neben ihm gelegen. Im Erdgeschoss hatten Kaffee und Brot für ihn bereitgestanden.

Der Hausherr selbst war schwimmen gegangen.

Mit der Tasse in der Hand war Dylan hinausgetreten. Nun hockte er hier und genoss die Aussicht.

Er dachte daran, wie hemmungslos sich Thor in der Nacht seines Körpers bedient hatte, wie gedankenlos sie sich geküsst hatten, obwohl ihnen der Speichel, vom Zigarettengeschmack geschwängert, feucht aus dem Mund lief.

Beim Sex machte sich Thor nicht viel aus Gleitmitteln und bediente sich lieber an den Quellen der Natur.

Dylan hätte das ablehnen können. Vielleicht war es in manchen Momenten sogar abstoßend, doch irgendwie gehörte es dazu.

Mit Thor war alles natürlich und unverblümt. Dazu gehörte auch, dass sie morgens erwachten und die getrockneten Spuren auf Haut und Laken daran erinnerten, was am Abend zuvor geschehen war.

Die morgendliche Dusche beseitigte die anrüchigen Gedanken und es blieb das Gefühl der Befriedigung.

Als ein paar Meter weiter ein Reh in den Wald huschte, knurrte einer der Hunde unterdrückt auf.

Schließlich kam Thor zurück an das Ufer. Er war nackt. Mit gesenktem Haupt watete er am Steg entlang, wo er ein Handtuch abgelegt hatte. Still schlang er es sich um die Hüften, dann kam er auf Dylan zu.

„Hvordan har du det?“

Dylan kam auf die Beine. „Danke, gut.“

Der Anblick von Thors nacktem Körper hatte ihn benommen gemacht. Am liebsten hätte er noch einmal in Worte gefasst, wie ergreifend die Nacht für ihn gewesen war, wie dankbar er dafür war, dass Thor ihn begehrte und wie schön es war, hier in Norwegen zu sein, zusammen, ganz vertraut.

Aber Thor Fahlstrøm machte sich nicht viel aus liebesgeschwängerten Worten. Er machte sich eher lustig über derartige Phrasen, er ließ sie im Raum stehen, ohne zu antworten, im schlimmsten Fall überhörte er sie einfach.

So konnte Dylan nur still daran denken, wie glücklich er war.

Wassertropfen schimmerten auf Thors Brust und in seinem Bart. Sie waren sich nah und sahen sich an. Ihre Lippen wollten sich berühren, doch sie taten es nicht.

Stattdessen wandte sich Thor um und deutete zum Haus.

„Ich hab noch was zu packen …“

„Kein Problem …“

Dylan sah ihm hinterher und setzte sich dann selbst in Bewegung. Sein schwarzes Haar fiel ihm fortwährend ins Gesicht. Es war frisch gewaschen und ungestylt. Auch geschminkt war er nur dezent. Das kam selten vor. Aber um diese Uhrzeit befürchtete er hier keine Fotografen und auch auf ihrer Reise rechnete er mit keiner Belästigung dieser Art.

Tony hatte die Fahrt intensiv durchdacht und ausgesucht. Sie sollte unbemerkt vonstatten gehen und ihnen endlich die notwendige Erholung verschaffen.

Gemächlich marschierte Dylan zu Eriks Haus, das nebenan lag.

Einer der Jeeps stand davor. Gemeinsam würden sie damit zum Flughafen fahren, den Wagen dort stehen lassen und mit dem Flugzeug den Hafen ihrer Abreise ansteuern.

Als Dylan in den Eingangsbereich trat, kam ihm Erik entgegen. Er trug einen Koffer mit sich und mühte sich sichtlich ab. Seine langen, schwarzen Haare verdeckten ihm die Sicht und so stolperte er samt Koffer genau in Dylan hinein.

„Hey, Vorsicht!“, riet Dylan. Er lachte und griff spontan nach Eriks taumelndem Körper, dabei fasste er ihm an die mageren Hüften. Purer Zufall?

„Danke.“ Erik stellte den Koffer geräuschvoll ab und erwiderte Dylans Lachen.

„Weiß gar nicht, wieso der so schwer ist …“

„Na ja, drei Wochen sind eine lange Zeit“, wägte Dylan ab. Zähneknirschend musste er daran denken, dass er selbst zwei prall gefüllte Gepäckstücke im Schlepptau hatte, und dazu den kompakten Schminkkoffer.

„Seid ihr fertig? Tony hat sich eben gemeldet. Er ist schon am Flughafen.“

„Thor packt noch ein paar Dinge“, erklärte Dylan. „Tony soll nicht drängeln. Wir haben Zeit.“ Er schüttelte den Kopf. „Weiß immer noch nicht, wieso er sich genau vor der Abreise abkapseln und im Hotel unterkommen musste.“

„Ach!“ Erik winkte ab. „Du kennst ihn doch. – Hier zu übernachten, wo Thor wohnt, wäre unter seiner Würde.“

„So ein Quatsch!“, zischte Dylan. Noch immer missfiel es ihm deutlich, dass sein Manager mit Thor Fahlstrøm nicht im Reinen war. Das würde wohl nie enden. „Dann verstehe ich wirklich nicht, warum er freiwillig mit ihm auf Reisen geht.“

„Das ist vielleicht etwas anderes … neutraler Boden und so …“ Erik grinste.

„Hoffentlich kriegen die beiden sich nicht in die Haare. Das würde den Urlaub nur madigmachen.“

„Wird schon nicht.“ Erik zwinkerte ihm zu. „Ich passe auf …“

„Na, denn …“ Dylan zwinkerte zurück. Noch immer standen sie im Türrahmen, dicht voreinander. Sie hätten längst voneinander abrücken können, doch irgendetwas hielt sie davon ab. Eindringlich tauschten sie weitere Blicke aus, bis das Läuten eines Telefons erklang. Es kam aus dem Haus. Dylan drehte sich sofort um.

„Wer ruft denn jetzt an?“, fragte er erstaunt. Da Erik nicht reagierte, trat er ins Haus ein. Das Läuten war gedämpft, doch genau hörbar, und es kam aus Magnus’ Zimmer.

Ein sichtbarer Schreck jagte durch Dylans Körper, als er das registrierte.

„Es klingelt bei Magnus!“ Er deutete auf die Holztür, die eigentlich immer abgeschlossen war. Nur selten, vornehmlich an Magnus’ Todestag, wurde die Tür von Thor geöffnet, um im Raum dahinter nach dem Rechten zu sehen. „Wer versucht ihn denn, anzurufen?“

Fragend sah er Erik an. Der wirkte weniger überrascht. Vorsichtig zog er die Schultern hoch, als wollte er sich ahnungslos zeigen.

„Na ja, wer sollte schon anrufen?“

„Du meinst …“ Dylan stockte der Atem. Er schluckte verkrampft. „Thor?“

Erik deutete ein Nicken an. Ein unsicheres Lächeln folgte. „Wer sonst?“

„Aber …“ Dylan fehlten die Worte. Ihm wurde unwohl. Mit einem Mal war das glückliche Gefühl, das in ihm geherrscht hatte, verschwunden. Und das Klingeln des Telefons hörte einfach nicht auf.

Es war ein belastendes Läuten, nervenaufreibend und beängstigend.

„Wieso?“ Er entfernte sich von der Tür. Automatisch wollte er Abstand nehmen von dem Geräusch, das ihn regelrecht erschaudern ließ. „Macht er das öfter?“

Erik haderte mit der Antwort. Offensichtlich wollte er Thors Verhaltensweisen ungern preisgeben. „Es kommt mal vor, ab und zu …“

Eine Antwort, die in Dylan tiefe Bestürzung hervorrief. „Aber warum? Er weiß doch genau, dass dort im Zimmer niemand ist.“

Erik atmete aus. „Ich weiß nicht, warum er das macht.“ Er dachte nach. „Vielleicht geschieht es unter Zwang? Es war eine unschöne Sache, damals …“

„Aber das ist …“ Dylan verstummte. Ja, was war es? Gestört? Krankhaft? Unnormal? Was war normal? Er selbst sicher nicht.

„Wieso gerade jetzt?“ Er konnte das Grübeln nicht beenden. Wieso jetzt? Es war alles perfekt …

Wieder konnte Erik nur eine These aufstellen.

„Wir waren noch nie so lange weg“, erklärte er. „Klar, während der Tourneen sind wir viel gereist. Aber drei Wochen am Stück?“ Er zweifelte sichtlich.

„Verstehe …“ Betroffen fielen sie ins Schweigen, bis das Läuten des Telefons endlich aufhörte. Dylan atmete tief durch.

„Ich seh’ nach ihm …“

Zuerst war sein Gang schleppend, doch dann beschleunigte er, bis er die letzten Meter lief und das Haus nebenan regelrecht erstürmte.

„Thor?“

Keine Antwort erklang. Schließlich fand er ihn im Wohnzimmer, wo er still auf dem Sofa saß. Den Blick glasig und leer. In den Händen hielt er das Handy. Dylan konnte gerade noch erkennen, wie Thor sich etwas nach vorne beugte und es auf dem Tisch ablegte. Das Zittern seiner Finger war unübersehbar.

„Alles okay?“

Thor reagierte nicht. Er saß nur da und bemerkte nicht einmal, dass er nicht mehr alleine war.

Dieser Zustand verunsicherte Dylan zunehmend. Er ging vor Thor in die Knie und suchte den Augenkontakt.

„Hey, geht’s dir gut?“

In Dylans Augen glänzte die Furcht. Er kannte Thor Fahlstrøm nur stark, kühl und überlegen. Ihn jetzt in dieser Verfassung zu sehen, berührte Dylan merklich.

„Thor? Sag doch was …“

Da drehte Fahlstrøm seinen Kopf. Der starre Blick verschwand. Stattdessen schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Doch es sah traurig aus, müde und schwach.

„Hey, Perk …“

„Was ist denn mit dir? Geht es dir nicht gut?“ Dylan konnte gar nicht aufhören, Thor prüfend zu mustern.

„Doch, klar …“

Es klang nicht überzeugend. Falten hatten sich auf Fahlstrøms Stirn gebildet. Er wirkte noch immer nachdenklich.

Dylan blieb in seiner Position. Der unerwartete Schreck hatte ihn erschöpft. Es ging sogar so weit, dass er komplett nachgab und auf dem Boden zum Sitzen kam.

Was er dann sagte, überraschte ihn selbst:

„Wenn du diesen Urlaub mit mir nicht möchtest, dann kann ich das verstehen.“ Er seufzte. Verstehen konnte er es nicht wirklich, aber er musste es wohl oder übel.

„Wenn du hierbleiben willst, dann ist das okay …“

„Ich komme mit“, erwiderte Thor postwendend.

„Aber du wirkst nicht gerade erfreut darüber …“

„Ach!“ Thor wich seinem Blick aus. Stattdessen kam er auf die Beine, doch sein Stand war unsicher. Er schloss die Augen und griff sich an die Stirn, als sei ihm schwindelig.

„Wird’s denn gehen?“ Auch Dylan erhob sich wieder. Sorge war in sein Gesicht geschrieben, doch Fahlstrøm winkte ab.

„Wird hier denn jemand nach dem Rechten sehen, wenn ihr weg seid?“, erkundigte sich Dylan weiter.

Thor nickte. „Mein Großvater wird das machen. Und ich habe meinem Bruder Bescheid gesagt.“

Dylan staunte. „Du hast einen Bruder?“ Die Vorstellung daran beflügelte seine Fantasie. Wie mochte der Bruder von Thor Fahlstrøm sein? Wie mochte er aussehen? War er ebenso in sich gekehrt?

„Ich habe nicht sonderlich viel mit ihm zu tun.“

Das hatte Dylan vermutet. Thor war in jungen Jahren zu seinen Großeltern gezogen und dort aufgewachsen. Er legte keinen großen Wert darauf, den Kontakt mit anderen Familienmitgliedern zu pflegen.

„Ich bring schnell die Hunde weg, dann können wir los.“

Thor wechselte das Thema. Mit Absicht?

Er griff sich seinen Seesack, der neben dem Sofa stand. Darauf lag auch der Autoschlüssel. Mit ernster Miene steuerte er die Haustür an.

„Dein Handy!“, erinnerte Dylan.

Thor hielt einen Moment inne und kam dann zurück. Er fixierte das Handy nachdenklich, bevor er es einsteckte.

Mit hoher Geschwindigkeit und den Hunden auf der Rückbank machte er sich auf den Weg zu seinem Großvater, der näher an der Stadt wohnte.

„Ich glaube, er macht sich Gedanken um das Anwesen“, sagte Dylan, als er das Gepäck in den anderen Wagen lud. Er dachte an die ungebetenen Besucher, die Magnus’ Todesstätte ab und zu aufsuchten. Ohne die Hunde waren die Häuser quasi ungeschützt. Und Thors Großvater? Der konnte aufgrund seines Alters sicher nicht jeden Tag vorbeisehen.

„Kennst du seinen Bruder?“

Erik schloss den Kofferraum und schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Du weißt ja, wie Thor ist. Er spricht nicht gerne über Privatangelegenheiten.“

„Gibt es überhaupt etwas, worüber er gerne spricht?“

Sie sahen sich an und lachten.

*

Flegelhaft ließ sich Dylan in einen der Sitze fallen. Natürlich flogen sie First Class, zudem war ihr Flug ein ungewöhnlich langer Non-Stop-Flight. Er trug eine Sonnenbrille und sein schwarzes Haar fiel ihm ins Gesicht. Kaum war eine der Stewardessen in Reichweite, erlaubte er sich, einen Drink zu ordern. Der war vor dem langen Flug einfach nötig.

Auch die anderen bestellten sich Getränke, doch Dylan leerte seinen Martini in einem Zug und rutschte dann noch tiefer in die Sitzpolster hinein.

„Weckt mich, wenn wir da sind …“

Ob das ungute Gefühl in ihm an den Luftlöchern lag, die sie mit dem Flugzeug durchbrachen oder dieser Traum sein Herz zum Stolpern brachte, das wusste er nicht genau, das konnte er nicht mehr nachvollziehen.

„Magnus rief an. Es ist alles, wie früher, ich werde also nicht mit auf die Reise kommen …“

Dylan erwachte ruckartig. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Dieser Albtraum war unnötig gewesen. Thor Fahlstrøm saß neben ihm. Dylans Kopf lehnte sogar an seiner Schulter.

„Wir sind gleich da!“ Erik lächelte breit.

„Ach, ja?“ Dylan richtete sich auf, woraufhin sich Thor erhob und in Richtung der Toilette eilte.

„Typisch!“, fluchte Dylan. Nebenbei lugte er aus einem der Fenster. Die Skyline von San Diego wurde sichtbar. Seine Entrüstung, die von dem Traum herrührte, wollte nicht so schnell weichen. „Steht auf und verschwindet. Er hätte mich ja mal wecken können.“

Erik wägte ab. „Ich denke, er wird nur seinen Bedürfnissen nachgehen. Immerhin hast du ihm 14 Stunden kaum Bewegungsfreiheit gelassen.“

Er blickte zur Seite. Auch Tony befand sich im Tiefschlaf. Eine Lautsprecherdurchsage erklang:

„We have started our descent and will be landing shortly. Please return to your seat, fasten your seat belt and switch off all electronic equipment until we have reached our final parking position.”

Tony schreckte im Sitz zusammen. „Sind wir da?“ Die anderen nickten. Sie schnallten sich an und dann kam auch Fahlstrøm zu seinem Platz zurück. Zigarettengeruch haftete an seiner Kleidung. „Du hättest ja mal was sagen können“, zischte Dylan.

„Wieso?“, erwiderte Thor. „Damit du unausgeschlafen nur wieder rumzickst?“

Er sah aus dem Fenster und bemerkte nicht mehr, dass Dylan hinter seinem Rücken eine Grimasse schnitt.

Das Flugzeug verlor an Höhe, wobei das Gefährt ruckelte.

„So und nun alle freundlich lächeln!“, verkündete Tony. „Unser Urlaub beginnt!“

1. Teil

Dylan steckte die Kabinenkarte in die Vorrichtung. Das Schloss schnappte auf, dazu blinkte die Sicherheitsleuchte grün. Mit spitzen Fingern öffnete er die Tür. Inbrünstig hoffte er, dass ihre Unterkunft nicht so dunkel und beengt wirkte, wie der schmale Schiffsflur.

Er trat ein, schwieg und sah sich um.

Gleich links neben der Eingangstür befand sich das Bad.

Auch hier drückte er die Tür eher zögerlich auf. Das Licht ging automatisch an. Ebenso erklang das Rauschen einer Klimaanlage.

„Eine Dusche …“, entwich es ihm. Oh Mann, er hatte es geahnt. „Wir haben nicht einmal eine Badewanne? – Ich habe Tony gesagt, es soll an nichts gespart werden! Ich hatte einen Whirlpool erwartet, und nun? Eine läppische Dusche!“

Seine Stimme hob sich empört. Er betrachtete den großen Spiegel. Handtücher gab es genug, ebenfalls ein paar edle Flakons mit Shampoo und Shower Gel. „Na hoffentlich ist genug Platz für meine Schminksachen.“

„Bleib locker“, erwiderte Thor. Auch er betrachtete die Dusche, die außergewöhnlich geräumig wirkte, zwei Personen Platz bieten konnte und über integrierte Wellnessdüsen verfügte. Die Ablage bestand aus Marmor, die Armaturen glänzten. Unverkennbar gehörte die Ausstattung einer gehobeneren Kategorie an. „Es ist völlig ausreichend.“

Er ging weiter. „Dazu eine schöne, helle Suite.“

Sie sahen auf ein Doppelbett, von dem sie eine Aussicht auf den Balkon und somit auch auf das Meer hatten.

Rechts führte eine Verbindungstür zu einem weiteren Raum, der mit Sofa, Tisch, Sesseln, Bar und Fernseher als Wohnzimmer fungierte. Große Fenster ließen ausreichend Licht hinein.

Aber Dylan sah sich gar nicht weiter um. Im Schlafzimmer gab es eine Schminkkommode, die seine sofortige Aufmerksamkeit auf sich zog. Und er hörte nicht auf, das Bett zu fixieren.

„Ich nehme die linke Seite“, beschloss er spontan. „Dann habe ich direkten Zugriff auf den Schrank.“

Er öffnete die Schranktüren. Erneutes Kopfschütteln. „Wie soll ich darin bitte schön meine ganzen Sachen unterbringen?“ Betroffen drehte er sich um. „Ich habe zwei pralle Koffer mit!“

Vorwurfsvoll sah er Thor an, doch der konnte am wenigsten für die Zimmerausstattung und zeigte dementsprechend gleichgültig auf seinen eher spärlich gefüllten grünen Seesack.

„Ich kann aus der Tasche leben, falls es dir hilft.“

„Wunderbar!“

Dylan hievte einen seiner Koffer auf das Bett und packte aus. In Windeseile war eine Schrankhälfte bestückt, danach folgte die Entleerung des zweiten Gepäckstücks, bis der Schrank keinen Platz mehr bot.

Das leere Gepäck verschwand in der Ecke. Anschließend öffnete Dylan seinen Schminkkoffer.

„Das kann ja heiter werden …“, entwich es Thor so leise, dass es Dylan nicht hörte.

Um nicht mit ansehen zu müssen, wie sein Zimmergenosse sich mit den Beautyartikeln beschäftigte, schritt Thor hinaus auf den Balkon, wo er sich eine Zigarette ansteckte.

Sogleich schlug ihm die warme Luft entgegen. Die Sonne blendete ihn, sodass er blinzeln musste, dennoch konnte er die kleinen Menschen am Hafen erkennen. Sie spähten hinauf und bestaunten das riesige Schiff. Von oben sahen sie wie kleine Spielfiguren aus.

„Netter Kahn, was?“

Auf dem benachbarten Balkon bemerkte er Erik, der sich weit über das Geländer gelehnt hatte und die Sicht ebenfalls genoss.

„Ist größer, als ich erwartet hatte“, erwiderte Thor. Nebenbei zog er sich die Jacke aus und schob die langen Ärmel seines Shirts ein wenig nach oben.

„Dylan gefällt es auch?“

Thor zögerte. Statt umgehend eine Antwort zu liefern, zog er lieber an seiner Zigarette.

„Der mosert wieder, aber er wird sich einkriegen …“

Erik lachte.

„Wir haben luxuriöse Suiten. Die perfekte Aussicht …“

„Du kennst ihn ja, nichts ist gut genug.“

Im Hintergrund hörte man Tonys Stimme: „Erik?“

„Ja!“ Erik sah auf seine Uhr. „In einer Viertelstunde legen wir ab. Kommt ihr auch nach oben an Deck?“

Thor nickte.

„Super, bis gleich!“

Thor rauchte zu Ende, dann begab er sich zurück in die Kabine.

Dylan hatte seinen Schminkkoffer inzwischen ausgepackt und alle Utensilien im Bad untergebracht. Als er Thor bemerkte, hielt er ihm allerdings eine große Kulturtasche entgegen.

„Sieh mal, was ich extra eingesteckt habe“, sprach er mit glucksender Stimme. Er drapierte die Tasche auf dem Bett, öffnete sie und zog eine goldene Verpackung heraus. „Shimmering Body Lotion. Die fabriziert auf der Haut einen glänzenden Schimmereffekt.“

Thor sah die Packung skeptisch an. „Braucht man das?“

Dylans Hand mit der Packung neigte sich. „Du sicher nicht!“

Er packte die Creme zurück in die Tasche und zog stattdessen einige Kondome hervor.

„Ich habe ein paar Präser mit Geschmack und Noppen eingesteckt, zur Abwechslung …“

„Gummis sind überflüssig, das weißt du“, erwiderte Fahlstrøm unbeeindruckt.

Dylan atmete tief durch. Die Hand, in der die Kondome ruhten, verkrampfte sich, sodass ein knisterndes Geräusch erzeugt wurde. Mit einer schnellen Bewegung steckte er die Präservative zurück. „Dann eben nicht!“ Abermals wühlte er in der Tasche herum. „Wie ist es damit?“

Er zog eine Tube Gleitgel hervor.

Thor, der noch immer vor dem Bett stand und einen gewissen Abstand bewahrte, schüttelte nur den Kopf.

„Brauch’ ich nicht.“

„Ja, du brauchst es nicht, war mir klar!“, brach es aus Dylan heraus. „Und was ist mit mir?“

Er schmiss das Gel in die Tasche zurück. „Vielleicht fragst du ein Mal, wie es mir dabei geht?“ Vorwurfsvoll sah er Thor an. „Du kannst nämlich manchmal ganz schön grob sein!“

„Ach, und das gefällt dir nicht?“

Was für eine Frage. Thor kam näher. Jetzt griff er selbst in die Tasche. Hervor zog er einen länglichen, dicken Gegenstand.

„Du besitzt einen Dildo?“ Er konnte es nicht fassen.

„Was dabei?“, giftete Dylan. Sofort nahm er das Sexspielzeug an sich.

„Willst du damit andeuten, dass dir mein Schwanz nicht ausreicht?“

„Oh, no!“ Dylan lachte und verdrehte gleichzeitig die Augen. „Sicher nicht … Ich dachte nur, dass wir in den nächsten drei Wochen vielleicht ein wenig Abwechslung benötigen.“

Thor beugte sich etwas vor, als hätte er nicht genau verstanden, was sein Gegenüber ihm erklären wollte. „Du glaubst doch nicht etwa, dass ich die ganzen drei Wochen hier mit dir in der Kabine hocken und Doktorspielchen betreiben werde?“

Dylan hob sein Kinn in die Höhe und stemmte dazu die Arme in die Hüften. Musste er tatsächlich erklären, dass er sich unter ihrem gemeinsamen Urlaub auch das gemeinsame Beisammensein in extremster Form vorgestellt hatte?

„Doch! Genau genommen habe ich mir das so vorgestellt. – Endlich haben wir mal Zeit zusammen, ohne dass jemand stört.“

Thor griff sich an den Kopf. „Du hast Vorstellungen! Ohne mich.“

„Werden wir ja sehen!“

Mit Wucht schmiss Dylan die Kulturtasche auf den Nachtschrank. Er zog sich sein Oberteil über den Kopf und schlüpfte aus den Schuhen und Strümpfen.

„Was machst du denn jetzt schon wieder?“, stöhnte Thor genervt. Missmutig beobachtete er, wie sich Dylan weiter auszog, nackt auf das Bett glitt, dazu gegen eines der Kissen lehnte und die Beine anzog. Sein Blick wurde herausfordernd.

„Morgens, mittags, abends … Das ist das Mindeste, was ich verlange“, tönte er.

Es entlockte Thor nur ein Lachen.

„Darauf kannst du lange warten!“

Dylan verzog sein Gesicht. „Dann fang ich eben wieder mit dem Trinken an!“

„Das ist Erpressung“, stellte Thor fest. „Mach ich nicht mit.“

„Oh, Mann!“ Mit den Fäusten schlug Dylan auf die Bettdecke. Sein Körper bäumte sich gequält auf. „Bitte!“, flehte er.

Er führte die Fingerkuppen an seinen Mund und benetzte sie mit reichlich Speichel. Er spreizte die Schenkel einladend und verteilte die Feuchtigkeit zwischen den Beinen.

„Schieb ihn mir rein, los … Zum Einstand. Das musst du jetzt machen, es ist der erste Tag auf dem Schiff.“ Ermunternd nickte er Thor zu, dazu strich er sich über das eigene Geschlecht. „Ich bin auch frisch rasiert, glatt wie ein Aal.“

„Das bist du doch immer, Perk, nichts Neues …“

Thors Mundwinkel schoben sich nach oben. Er amüsierte sich sichtlich.

„Du willst nicht, he?“ Dylan ließ nicht locker. „Bist wohl impotent geworden?“ Er stieß ein hämisches Lachen aus. „Na ja, der Jüngste bist du ja auch nicht mehr!“

„Pass auf, Freundchen!“ Thors Finger deutete in Dylans Richtung, dazu wich das Lachen aus seinem Gesicht.

Ein unerwartetes Klopfen unterbrach ihre laute Diskussion.

Ein wenig unwirsch stapfte Thor zur Tür und öffnete. Erik und Tony sahen ihn neugierig an.

Die Abfahrt … Ihre Verabredung … Die hatte er glatt vergessen.

„Seid ihr fertig?“ Erik spähte in die Kabine, doch Thors groß gewachsene Statur versperrte die Sicht zum Schlafzimmer.

„Gleich“, antwortete Thor. „Dylan hat noch nicht … das passende Outfit gefunden.“

„Verstehe“, erwiderte Erik. „Wir gehen schon mal vor.“

Thor nickte, doch als Erik und Tony gegangen waren, knallte er die Tür energiegeladen zu.

„So, Perk, raus aus den Federn und anziehen, aber ganz schnell!“, brüllte er.

„Tzz!“ Dylan blieb unbeeindruckt. „Ich steh’ überhaupt nicht auf, solange wir keinen Sex gehabt haben und anziehen, tu ich mich erst recht nicht.“

Thors Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Seine Kiefermuskeln spannten sich an, seine Zähne schoben sich malmend übereinander, dabei fielen seine hohlen Wangen komplett in sich zusammen. Ein Anblick, den Dylan mochte, der ihn erst recht anstachelte, nicht klein beizugeben. Thors Gemüt kochte und ebenso …

„Na schön, Perk, aber glaube nicht, dass du auf diese Weise jetzt immer zum Ziel kommst …“

Er riss sich das Shirt vom Oberkörper, öffnete seinen Reißverschluss und schob die Hose ein wenig nach unten, mehr auch nicht.

Halb bekleidet begab er sich ins Bett, genau in Dylans Arme.

„Na, also, es geht doch“, säuselte Dylan.

„Bilde dir bloß nichts darauf ein“, konterte Thor. Er schob die Hose ein weiteres Stück herunter und hantierte an seiner Männlichkeit. Dann zwängte er sich zwischen Dylans Schenkel.

„Na, so schlimm scheint es für dich ja nicht zu sein“, japste Dylan, als er Thors Härte bemerkte. „Bist ja geil auf Kommando …“

Ruhig atmete er ein und aus, um sich zu entspannen und seinem Partner ein einfaches Eindringen zu ermöglichen.

„Quatsch nicht so viel …“, zischte Thor lediglich. Er drängte sich vor, bis es nicht weiter ging. Dann verschnaufte er kurz, stemmte sich auf die Arme und startete ein Tempo, das Dylan sofort mitriss.

„Oh, jaaaa, genau so … genau so!“

Er presste die Lippen fest zusammen. Was er spürte, war kaum zu ertragen.

„Kann ich mich jetzt anfassen?“

„Wenn’s die Sache beschleunigt?“

Thor nahm vor Dylan eine kniende Position ein, packte dessen Beine und legte sie auf seinen Schultern ab. Dylan riss die Augen auf.

„Oh, nein …“

„Hva?“

„Du weißt genau, wenn du es so machst …“

„Kannst du dich nicht mehr beherrschen, ich weiß.“

Ungeachtet dessen fuhr Thor fort, und wie erwartet brachten seine Stöße in dieser Position die gewünschte Wirkung. Dylan war ihm vollkommen ausgeliefert. Unter Thors Körper konnte er sich kaum regen. Er spürte ihn tief und fest in sich. Seine Hand glitt zwischen die eigenen, schwitzenden Schenkel. Er umfasste sein pralles Geschlecht und mit jeder pumpenden Bewegung entwich Dylan ein erlösender Schrei. Er konnte nicht lange an sich halten. Wie so oft, wenn Thor ihn stürmisch und gezielt „in die Zange“ nahm, kam sein Orgasmus schneller als normalerweise üblich.

Seine Muskeln spannten sich an. Er hielt den Atem an, dann erschlaffte sein Leib unwillkürlich und in einem hohen Tempo schoss das Sperma aus ihm heraus. Es war der Moment, den Thor ersehnt hatte. Kaum hatte er registriert, wie Dylan sich erschöpft löste, ließ er seinen eigenen Höhepunkt zu. Er atmete schwer und seine Muskeln schwollen an. Seine Lider wollten sich schließen. Sie flackerten wild und trotzdem konnte er seinen Blick nicht abwenden. Mit den Händen strich er noch einmal über Dylans Seiten, dann lockerte er sich und Dylans Beine landeten kraftlos auf der Matratze. Doch Thors Gesicht blieb unzufrieden.

„Du musst lernen, länger anzuhalten, Perk.“ Er deutete auf das Sperma. „Viel zu wenig. Wenn es sich vorher staut, kommt es dir viel intensiver.“

Noch intensiver?

Dylan war bis in die kleinste Faser erschöpft. „Erzähl mir nicht, wie ich kommen soll … Außerdem sollte ich mich beeilen.“

Im selben Moment erklang das laute Schiffshorn. Die beiden Männer hielten inne. „Siehst du, jetzt kommen wir doch zu spät!“ Dylan erhob sich ruckartig und eilte ins Bad. Thor konnte nur den Kopf schütteln.

Sie kamen gerade noch rechtzeitig, um das Auslaufen der MS Westerdam nicht vollständig zu verpassen. Dicht gedrängt standen die Passagiere an der Reling, winkten den Zurückgebliebenen zu und freuten sich gleichzeitig darüber, dass die Reise endlich begann.

Auch die vier Männer konnten ihre gute Laune nicht verbergen. Gemeinsam stießen sie mit einem Glas Bier an.

„Auf einen schönen Urlaub!“, wünschte Tony. Er kniff die Augen zusammen, denn die Sonne blendete, dennoch verfehlte er Eriks Mund nicht und drückte einen innigen Kuss auf dessen Lippen.

„Das wünsche ich uns auch!“, erwiderte Dylan. Er nippte eher verhalten an dem Glas. Aufgrund seiner Saufexzesse der vergangenen Zeit wollte er in Zukunft mit alkoholischen Getränken vorsichtig umgehen. Das würde nicht einfach werden. Vor allem nicht, während eines Urlaubs.

Sehnsüchtig fixierte er Fahlstrøms Lippen. Der Gedanke, in diesem Moment einen Kuss auszutauschen, war verlockend … romantisch, zwischen all den Gästen, die überwiegend eine Generation älter waren als sie, irgendwie übertrieben?

Unbemerkt wanderte seine Hand an Thors Hüfte, dort krallten sich seine Finger hinter den Nietengürtel und nur andeutungsweise schmiegte er sich an ihn.

„Ich kann das noch gar nicht glauben. Wir alle zusammen auf Kreuzfahrt?“ Er sah sich noch einmal um. Unter den anderen Passagieren, die erkennbar gut situiert und adrett gekleidet waren, stachen sie mit ihren schwarzen Klamotten, dem blassen Teint und den langen Haaren offenkundig hervor. „Ist doch eigentlich bescheuert, oder?“

Zusammen stimmten sie ein lautes Lachen an.

*

In den folgenden Tagen waren sie damit beschäftigt, das große Schiff zu erkunden. Es besaß mehrere Restaurants und Bars, Geschäfte, die Schmuck und Kleidung sowie Reiseaccessoires anboten. Dylan wurde klar, dass er sich während der nächsten Wochen mit Sicherheit das ein oder andere Souvenir kaufen würde, wahrscheinlich aus purer Langeweile. An Bord gab es ebenfalls ausreichend Möglichkeiten, um sich körperlich fit zu halten. Neben den Sportkursen, die von Animateuren geleitet wurden, gab es Fitness- und Wellnessräume, Pools und Saunen, in denen sie alleine trainieren oder einfach nur entspannen konnten.

Vier Tage würde das Schiff auf See sein, bis das erste Reiseziel erreicht war. Demzufolge taten die vier Männer alles dafür, um den Stress der letzten Monate abzuschütteln.

Thor und Dylan hielten sich überwiegend im Wellnessbereich auf. Sie machten Sport, relaxten bei Massagen und beim Schwimmen. Wenn Dylan auf dem Ergometer eine Stunde Fahrrad fuhr, dabei durch die großen Fenster und auf die blaue See sah, war er froh, den Fängen des Alkoholismus’ entkommen zu sein. Er trank zwar immer noch gerne, doch er spürte, dass er wieder eine gewisse Kontrolle darüber besaß. Das bestärkte ihn bei seinen sportlichen Aktivitäten, besonders dann, wenn er Thor betrachtete, der nicht weit von ihm mit freiem Oberkörper Gewichte stemmte. Meist dauerte es nicht lange und sie landeten danach in der Kabine, um sich den Gelüsten, die sich während ihres gemeinsamen Trainings aufgestaut hatten, unbekümmert hinzugeben. Folglich musste Dylan seinen Partner kaum noch zu sexuellen Aktivitäten überreden. Es geschah wie von selbst.

Tony erfreute sich hingegen an seinem neuen Notebook. Wann immer sich eine Gelegenheit bot, surfte er im Internet; dazu genoss er die vielen fruchtigen Getränke an Bord. Erik fiel es von allen am leichtesten, abzuschalten. Das Wetter war so schön, dass er die meiste Zeit an Deck auf einem der Liegestühle verbrachte und schlief. Zwischendurch, als hätte ihn ein Geistesblitz getroffen, richtete er sich auf, um einige Kompositionen niederzuschreiben.

Hektik gab es an Bord keine. Es gab keine Anrufe, keine Fans, keine Termine. Nach zwei Tagen wurde ihnen bewusst, dass sie zuvor ständig unter Zeitdruck gehandelt hatten. Dass sie fortwährend unter Beobachtung der Öffentlichkeit gestanden und die Ansprüche an sich selbst eine Art von Stress erzeugt hatten.

Nun gab es nichts zu tun. Dylan holte die Langeweile als Erster ein.

„Wie soll ich das bloß die nächsten Wochen aushalten?“, gab er von sich, während er mit Thor im Innenpool badete. Sie waren einige Bahnen geschwommen und Dylan hielt sich erschöpft am Beckenrand fest.

„Hier ist absolut nichts los“, bekräftigte er seine Aussage und deutete um sich. Ein paar ältere Herrschaften schwammen ebenfalls im Becken. Einige lagen auf den Liegestühlen am Rand. Als Dylan überlegte, wie sie sich die restliche Zeit bis zum Abendessen vertreiben sollten, fiel ihm außer erneutem Sex nichts Sinnvolles ein. „Die interessanten Reiseziele kommen erst noch“, erinnerte Thor indessen. „Außerdem ist es doch schön hier.“

Mit wenigen, kräftigen Zügen kam er näher geschwommen. Vor Dylan stoppte er und griff ebenfalls nach dem Beckenrand.

„Ja, für senile Typen aus dem Altenheim vielleicht“, giftete Dylan.

„Hey, nicht wieder aufregen“, bat Thor. Ein sanftes Lächeln lag auf seinen Lippen, als er sich am Beckenrand heranzog, Dylan umarmte und ihn küsste. Dylans tadelnde Worte verstummten. Er schloss die Lider und erwiderte den Kuss voller Hingabe. Ihre Körper rieben sich aneinander und gezwungenermaßen musste er wieder an ihren erfüllten Sex denken.

„Bitte, meine Herren!“, ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihnen. Die kam von einem Angestellten des Schiffs, der offensichtlich die Badeaufsicht hatte. „Ich bitte Sie das, im Hinblick auf die anderen Gäste, zu unterlassen.“

Thor löste sich und musterte den jungen Mann in T-Shirt und Shorts als Erster.

Dylan fuhr sich mit der nassen Hand über das Gesicht. Fassungslos sah er den Schwimmmeister an. „Wäre ich eine Frau, hätten Sie wahrscheinlich darüber hinweggesehen, was?“

Der Mann hob die Hände und bemühte sich, die Sachlage ohne viel Aufsehen zu regeln. „Es tut mir leid, aber wir haben Vorschriften.“ Er sah Dylan zähneknirschend an. „Und Sie müssten bitte Ihre Haare zusammenbinden!“

Thor grinste daraufhin amüsiert. Er selbst trug einen geflochtenen Zopf. Dylans Haarpracht hing dagegen in nassen Strähnen an ihm herunter.

„Zusammenbinden?“, wiederholte Dylan. Er schüttelte den Kopf. „Eher trage ich eine Badekappe!“

Thors Lachen schallte durch den Raum. „So eine mit Blümchen, Perk?“

„Ha, ha!“, konterte Dylan. Er schenkte Thor und dem Aufseher einen finsteren Blick. „Dann verzichte ich lieber ganz!“

Er drehte sich und hievte sich aus dem Becken. „Muss ich mir nicht bieten lassen!“

Er griff sich sein Handtuch und stürmte davon. Erst in den Duschräumen bemerkte er, dass Thor ihm gefolgt war.

„Beruhige dich“, sagte der.