Snakes Rache - Justin C. Skylark - E-Book

Snakes Rache E-Book

Justin C. Skylark

0,0
2,49 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Hilflos musste Snake Walker mit ansehen, wie drei Fremde seinen Vater erschossen und ihn selbst schwer verletzt zurückließen. Dem Tode nahe wird der Junge von einem Farmer gerettet und aufgenommen. Doch Snake schwört Rache, an den Männern, die sein unbeschwertes Leben zerstört haben. Im jahrelangen Kampf gegen das Böse, erkennt er allerdings ebenso, dass der junge Will eine Stütze für ihn ist. Kann er Snakes herbes Gemüt erwärmen?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Snakes Rache
Gay orientierter Western
Justin C. Skylark
Impressum
Copyright © 2018/2025 Justin C.Skylark
www.jcskylark.de
Kätnersredder 6 b
24232 Schönkirchen
All rights reserved
Independently published
ISBN-13: 978-1986811934
ISBN-10:198681193X
Covermotiv©pixabay
Snakes Rache
In der heißen Mittagssonne flimmerten die Silhouetten der drei Männer am Horizont.
Die Fremden waren unrasiert. Sie waren mit Revolvern bewaffnet, trugen verschlissene Kleidung und kamen auf Pferden geritten. Zwei Männer teilten sich eines der Tiere.
Am Fluss machte ihr Trupp einen Halt. Sie stiegen von den Pferden, die von einem langen Ritt geschwächt waren. Nicht weit von ihnen lag das kleine Haus, das sie seit einigen Meilen anvisiert hatten.
Es war kein einladendes Gebäude, eher ein Häuschen. Es war alt und baufällig, doch das Land ringsherum war besät. Auf der dazugehörigen Weide standen Rinder und Pferde. Ein Schild verkündete, dass auf dem Anwesen Zuchttiere verkauft wurden.
Es gab einen Brunnen, der frisches Wasser vom Fluss lieferte. Auf einer Wäscheleine flatterten Kleider im warmen Wind. Seit Tagen hatte es nicht mehr geregnet. Brütend spiegelte sich die Sonne auf dem Gewässer. Trockenes Gras bedeckte den sandigen Boden.
Kirk Walker befand sich auf seinem Boot. Neben dem Verkauf von Pferden und Rindern, beförderte er gegen ein Entgelt Reisende über den reißenden Strom.
Er besaß das einzige Boot in der Gegend. An anderer Stelle konnte man den Fluss nicht überqueren. Die nächste Fähre lag einen Tagesmarsch entfernt.
Walker bemerkte die Männer zuerst nicht. Tuschelnd hatten sie ihre Köpfe zusammengesteckt. Als die Hufe der Pferde deutliche Laute erzeugten, sah Kirk Walker auf.
„Was kostet das Übersetzen?“, rief einer der Männer. Walker musterte die Reiter sorgfältig. „Zwanzig Cent pro Mann. Das Doppelte für die Pferde.“
„Eine Menge Geld“, erwiderte der Fremde. Seine Gefährten nickten zustimmend. „Es ist doch nur eine kleine Strecke.“
„Dann schwimmt hindurch!“, schlug Walker vor. Ein Grinsen schlich sich auf sein sonnengebräuntes Gesicht.
„Du weißt genau, dass es die Strömung nicht zulassen würde“, konterte der Mann. Er drehte sich um. Eine aufgeregte Unterhaltung mit seinen Begleitern begann, dann entschieden sie sich: „Okay, wir zahlen den Preis!“
„Gern.“ Walker zückte seinen Geldbeutel, in dem ein paar Münzen klimperten. „Es wird im Voraus gezahlt.“
Einer der Reiter lachte: „Du traust uns nicht?“
Walker schüttelte den Kopf.
„Na, schön.“ Der Fremde atmete tief durch. Ohne Vorwarnung ergriff er seinen Revolver und drückte ab. Durch die Wucht des Geschosses drehte sich Walkers Körper um die eigene Achse, dann brach er zusammen.
Plötzlich knackte es im Unterholz. Ein Jüngling stürmte auf die Männer zu. „Dad! Elendige Mörder!“ Tränen liefen über sein Gesicht.
Doch auch vor ihm machten die Männer keinen Halt. Ein zweiter Schuss erklang. Der Junge stolperte und fiel zu Boden, wo er regungslos liegen blieb.
Als sich die Pferde beruhigt hatten, stieg einer der Schützen von seinem Ross. Mit der Spitze seines Stiefels stieß er an den mageren Körper des Halbwüchsigen, aber der regte sich nicht.
„Hol dir ein Pferd, Piet!“, schrie der Schütze daraufhin; nebenbei nahm er den Geldbeutel von Kirk Walker an sich. Der Mann, der sich zuvor eines der Pferde mit seinem Komplizen geteilt hatte, handelte. Schnell war ein fremdes Pferd gesattelt und gezäumt.
Schließlich wandten sie sich vom Ort des Geschehens ab. Mitsamt den Pferden erstürmten sie das Boot und setzten über.
Der junge Snake Walker lag nur wenige Meter entfernt. Er hörte ihre Stimmen, ihr Lachen und registrierte alles bei vollem Bewusstsein.
Die Banditen waren verschwunden und Snake lag noch immer auf dem sandigen Boden, der inzwischen mit seinem eigenen Blut getränkt war. Erst, als sich die sengende Sonne dem Horizont entgegenstreckte, konnte er sich erheben. Langsam näherte er sich seinem Vater. Er war tot. Das Fährschiff fort. Snakes Knie sackten weg. Aus seiner Kehle löste sich ein Schrei.
*
Wie er in sein Bett gekommen war, wusste er nicht. Als er seine Lider öffnete und er sich erinnerte, schluchzte er auf. Er war schwer verwundet, aber er lebte. In diesem Moment war das ein schwacher Trost. Aus seiner Wunde sickerte Blut, dennoch quälte er sich nach draußen. Eine weitere Zeit verbrachte er neben der Leiche seines Vaters. Er verscheuchte lästige Fliegen. Ein neugieriger Geier, der in einem der Bäume saß, gab ab und zu einen krähenden Laut von sich.
Später zerrte Snake seinen Vater über die Erde. Stück für Stück. Am Nachmittag hatte er ihn bis hinter das Haus gezogen. Still schachtete er das Brennholz um den Körper herum, bevor er es anzündete. Während das Holz und schließlich auch der tote Körper Feuer fingen, schleppte sich Snake zum Ufer zurück. Er hörte die Flammen knistern, und der beißende Rauch kroch in seine Nase. Doch er drehte sich nicht um.
Hinter dem Holzhaus blieb ein Haufen von Asche und Knochen über. Der Qualm stieg weiterhin zielstrebig in den Himmel. Lloyd Harrison war auf der Hut, als er sein Pferd in Richtung der Brandstelle führte. Schließlich sah er den Jungen, der auf dem Boden lag. Mit einem Satz schwang sich Lloyd aus dem Sattel. Der Junge war wach und starrte ins Leere.
„Was ist geschehen?“, fragte Harrison. Er entdeckte das Blut an dem Körper des Jungen. Sein Gesicht und seine Kleidung waren mit Ruß bedeckt.
Der Knabe antwortete zuerst nicht. Er schwitzte und schien nicht bei Sinnen. Harrison griff in die Satteltasche seines Pferdes und zog eine kleine Flasche hervor. Vorsichtig flößte er dem Jungen ein paar Schlucke Whiskey ein. Snake begann zu husten. Sein Blick wurde klarer. „Sag was, Junge! Hast du Schmerzen? Kannst du mich hören?“ Snake starrte wortlos auf den qualmenden Scheiterhaufen. „Wo sind deine Eltern?“
Da Snake nicht antwortete, ließ Harrison von ihm ab. Stattdessen begutachtete er den Haufen Asche und die verbrannten Knochen. Unverkennbar hatten sie einem Menschen gehört.
Allmählich konnte Harrison kombinieren, was geschehen war. Er kehrte zu Snake zurück und bettete ihn auf eine Decke. Der Junge hatte das Bewusstsein verloren, sodass Harrison die Schusswunde an seinem Bauch inspizieren konnte. Noch immer sickerte Blut aus ihr. Harrison reinigte sie mit abgekochtem Wasser. Er entfernte die Kugel und legte einen Verband an. Danach vergrub er die Knochen des verbrannten Leichnams hinter dem Haus. Am Abend machte er ein Lagerfeuer. Er kochte eine kräftige Suppe, von der er dem Jungen immer wieder ein paar Löffel einflößte.
Der Junge schlief unruhig und stöhnte im Fieberwahn. Harrison wachte die ganze Nacht über ihm. Am Morgen war Snake noch blasser, nach schwächer. Er rang mit dem Tod.
Doch er überlebte und am nächsten Tag nahm das Fieber ab. Ein Versuch, aufzustehen, scheiterte allerdings. Von Schmerzen geplagt, blickte er auf das Haus. „Mein Vater ...“
„Ich habe ihn beerdigt“, sagte Harrison. Er kniete neben dem Jungen und fixierte sein fahles Gesicht. „Was ist passiert?“
„Sie haben ihn einfach erschossen“, entwich es dem Jungen geistesabwesend.
„Es waren mehrere?“
Der Junge nickte. „Drei Männer.“
Harrison atmete tief durch. Eine grausame Geschichte, doch er musste sie hören. Snake erzählte alles. Zwischendurch machte er lange Pausen, in denen er sich erholte.
Als er zu Ende berichtet hatte, stöhnte Harrison unzufrieden auf. Der Junge hatte Glück gehabt, dennoch war das Schicksal seines Vaters unnötig.
„Wie alt bist du?“, fragte Harrison.
„Sechzehn“, antwortete Snake Walker.
„All right!“ Harrison nickte zufrieden. „Schlaf dich aus. Morgen früh reiten wir fort.“
*
Harrisons Farm lag ein paar Meilen von Omaha entfernt. Als sich Snake von dem Schreck erholt hatte, nahm Harrison ihn bei sich auf. Da der Junge zwar groß gewachsen, aber dennoch schmächtig war, konnten sie problemlos auf einem Pferd zusammen reiten. Harrison hatte eines der Zuchttiere mitgenommen, doch Snake war nicht in der Lage, sein eigenes Pferd zu führen.
Als sie auf der Farm ankamen, empfingen sie Harrisons Frau und seine zwei Töchter Rachel und Lynn. Die Mädchen umarmten ihren Vater erfreut. Ebenso musterten sie den Jungen, der im Sattel sitzen geblieben war.
„Wer ist das?“, fragte die kleine Rachel. „Ein neuer Bursche?“
„Er wird jetzt bei uns wohnen“, erklärte Harrison.
Snake stieg ab. Vorsichtig sah er sich um. „Es wird nicht nötig sein“, sagte er leise. „Ich möchte nicht zur Last fallen.“
Harrison winkte ab. „Das geht in Ordnung, Junge! Genau genommen benötigen wir Hilfe im Stall. Du wirst dir Kost und Logis erarbeiten.“
Snake war ein fleißiger Arbeiter, auch wenn er aufgrund seiner Verletzung erst Wochen später kräftig zupacken konnte. Eine Narbe war geblieben, die ihn daran erinnerte, was geschehen war. Auf der Farm verdiente Snake das erste Mal in seinem Leben eigenes Geld. Und eines Tages, als er mit der Familie Harrison in die Stadt fuhr, kam er mit einem Paket zurück, um dessen Inhalt er ein großes Geheimnis machte. Doch was er sich besorgt hatte, blieb vor Harrison nicht lange verborgen.
An einem Sommerabend nahm Snake das Paket und marschierte davon. Wenige Minuten später erklang ein Schuss, der Harrison zusammenfahren ließ. Er folgte nach draußen, wo er Snake abseits des Hauses fand. Er sah, wie der Junge auf einen Baum zielte. In der Hand hielt er einen Revolver. Seine Schüsse waren scharf und präzise. „Wer hat dir das Schießen beigebracht?“, wollte Harrison wissen. Snake zögerte. Sein Gesichtsausdruck blieb verkniffen. „Mein Vater.“
Der Winter hatte den kleinen Ort fest im Griff. Snake begleitete die Kinder von Harrison jeden Tag zur Schule und holte sie wieder ab. Er selbst nahm nie am Unterricht teil und Lloyd Harrison drängte ihn nicht dazu.
Snake half auf der Farm, wo es ging, und in jeder freien Minute übte er mit seiner Waffe. Ab und zu wurde er von Lloyd dabei beobachtet. Snake war schnell. Er zog den Revolver so flink, dass das menschliche Auge nicht folgen konnte. Er übte im Stehen, in der Hocke und im Liegen. Fließend schoss er in jeder erdenklichen Pose, bis Lloyd ihn unterbrach.
„Snake, ich weiß, warum du das tust.“
Der Junge feuerte einen weiteren Schuss ab.
„Du willst die Männer eines Tages aufspüren und den Tod deines Vaters rächen.“
„Ja“, erwiderte Snake ohne Skrupel.
„Aber du weißt nicht, wer sie waren …“
„Ich habe ihre Gesichter gesehen.“ Er schoss noch einmal auf einen Baumstamm, dessen Rinde an mehreren Stellen durch die Schüsse lädiert war. „Einen haben sie Piet genannt.“
Lloyd seufzte. „Du kannst dein Leben nicht der Rache verschreiben. Ich habe dich beobachtet, wie du grübelst. Tagein und tagaus.“ Er schüttelte den Kopf. „So geht es nicht weiter, mein Junge. Es zermürbt dich.“
„Und wenn schon!“ Verbissen zielte Snake auf einen anderen Baum. Er schoss einen dünnen Zweig ab, der anschließend sanft auf den Boden segelte.
„Dein ganzes Leben liegt noch vor dir“, erinnerte Harrison. „Du bist gerade siebzehn Jahre alt geworden und solltest andere Wege beschreiten.“ Snake senkte die Hand mit der Waffe, starrte eine Weile auf den Baum, dann drehte er sich um. „Später, vielleicht ...“
*
Snake blieb bis zu seinem achtzehnten Lebensjahr bei den Harrisons, dann verließ er die Familie. Auf seinem Weg kreuzte er den Fluss. Wie er feststellen musste, bediente nun ein anderer Mann das Fährboot. Er hatte das Boot beschädigt am Ufer gefunden und hergerichtet.
Die Rinder und Pferde waren verschwunden. Das Holzhaus, in dem Snake mit seinem Vater gewohnt hatte, sah unberührt aus.
Als Snake berichtete, dass das Boot einst seinem Vater gehört hatte, wurde der Fährmann betroffen. Er brachte Snake ohne Entgelt ans andere Ufer.
Snake stellte keine Ansprüche auf das Boot. Der Fährmann dankte ihm und der Junge zog weiter.
Snake hatte wenig Gepäck bei sich, lediglich Besteck, etwas Essen, eine Decke und natürlich seinen Revolver. Nachdem er eine Rast gemacht hatte, vollzog er wie jeden Tag seine Übungen.
Er zielte auf Baumstämme, Äste und Sträucher und nahm dabei jegliche erdenkbare Schusspositionen ein. Sein Gesichtsausdruck zeigte derweil keine Regung. Es war sein Ziel, den Revolver schneller ziehen zu können, als irgendein anderer Mann auf der Welt. Er nahm sich viel Zeit dafür, diesen Moment irgendwann zu erreichen.
Als die Dunkelheit hereinbrach, bemerkte er tiefer im Tal ein paar Lichter zwischen den Bäumen. Er sammelte seine Habseligkeiten zusammen. Es war ein Saloon, in einer kleinen Ortschaft, den er nach einem kurzen Ritt erreichte. Er ließ das Pferd vor dem Gebäude stehen und trat dort ein.
Die Unterhaltungen verstummten. Der Barmann und die zwei Männer, die an einem Tisch saßen und Karten spielten, sahen sich schweigend um. Der Barmann lächelte schließlich, als er Snake erblickte: „Na, Junge, wohl im Laden geirrt.“
„Ich hätte gerne Brot, Speck und etwas Kaffee.“
„Kannst du auch zahlen, Junge?“
Ohne eine Antwort abzuliefern, legte Snake ein paar Münzen auf den Tresen. Der Mann runzelte die Stirn, dann drehte er sich und schnitt zwei Scheiben Speck und einen halben Laib Brot zusammen. Er wog ein kleines Päckchen Kaffee auf einer Waage ab, dann legte er die Gegenstände vor dem Jungen auf den Tresen.
„Mehr nicht?“ Snake sah den Mann finster an.
„Mehr gibt es nicht für dein Geld.“ Der Mann musterte den Jungen nachdenklich. „Bist du nicht der junge Walker, der Sohn vom Fährmann?“
„Er ist tot“, erwiderte Snake. Er starrte auf die Speisen.
„Ich weiß“, erwiderte der Barmann nickend. „Die Geschichte machte schnell die Runde.“ Er dachte nach. „Einen Drink? Geht aufs Haus.“ Snake lehnte ab, stattdessen schnitt er ein anderes Thema an. „Vor zwei Jahren, als es passierte, kamen hier drei Männer vorbei? Sie ritten alle auf Pferden. Eins wurde von unserer Ranch gestohlen. Es hatte eine Markierung am Ohr. Einer der Männer hieß Piet, ein anderer hatte auffällig rotes Haar. Er trug einen schwarzen Ledermantel.“
„Wieso willst du das wissen, Junge?“
„Haben Sie die Männer gesehen?“, fragte Snake abermals.
Der Barkeeper atmete hörbar aus, sah zur Rechten auf die Männer, die Karten spielten und auf den Burschen, der neben ihm hinter dem Tresen stand.
„Ich fragte, warum du das wissen möchtest ...“
„Sie haben meinen Vater erschossen!“, rief Snake aufgebracht. Sein Leib bebte.
„Ach.“ Der Barmann runzelte die Stirn. „Und deine Mutter?“
„Sie starb bei meiner Geburt.“
Die Kartenspieler sahen auf und drehten sich abermals um. Jeder im Raum blickte Snake stillschweigend an.
„Ich habe mir gleich gedacht, dass mit den Männern etwas nicht stimmt“, faselte der Barmann vor sich hin.
„Was mischst du dich da ein?“, rief einer der Kartenspieler sofort. Er wirkte betrunken.
„Ruhe Parker ... Nur weil einer davon dein Cousin war ...“ Stille.
Jetzt wandte sich Snake um. „Cousin?“, wiederholte er perplex. „Wie heißt er?“
„Genau, wie unser Freund hier“, fuhr der Barmann fort. „Parker!“
„Ich habe damit nichts zu tun!“, verteidigte sich der Kartenspieler. Snakes Blick blieb finster. „Wo finde ich deinen Cousin?“
„Ich weiß es nicht.“
„Sie blieben nur über Nacht“, fügte der Barmann hinzu. „Sie schienen auf der Flucht zu sein.“
„Verbreite keine Lügen!“, schrie Parker laut.
„Wo sind sie hin?“, rief Snake unbeeindruckt.
„Sagten sie nicht etwas von der Eisenbahn? Sie suchten Arbeit.“ Der Barkeeper nickte.
Snake zögerte nicht lange. Entschlossen trat er näher an Parker heran und fauchte:
„Wie hießen die anderen Männer?“
„Hau ab, du Bengel!“ Parker stieß Snake von sich, sodass der rückwärts gegen einen Barhocker prallte und zu Boden fiel. Genauso schnell kam er wieder auf die Beine. Doch ehe er sich besinnen konnte, schlug Parker ihm ins Gesicht. Snake taumelte. Ein weiterer Schlag zwang ihn in die Knie.
Als Parker mit dem Fuß nach Snake treten wollte, schritt der Barkeeper ein. „Aufhören!“ Auch der junge Bursche war hinter dem Tresen hervorgekommen. „Dir sollte man die Zunge abschneiden!“, drohte Parker.
„Und dich sollte man gleich einsperren!“, schrie der Barmann. „Du bist keinen Deut besser als dein Cousin!“
Er zog Snake auf die wackeligen Beine. „Alles okay, Junge?“
„Geht ...“, zischte Snake. Mit zittrigen Fingern strich er das Blut von seinen Lippen. Er wankte.
„Regeln wir das Ganze unter Männern!“, schoss es aus ihm heraus. Er zog seine Waffe aus dem hinteren Bund seiner Hose.
Parker lachte. „Du Bengel, mach dass du nach Hause kommst! Du kannst deine Waffe sicher nicht einmal bedienen!“
„Bitte, Junge!“, schrie der Barmann aufgebracht. Er fasste nach Snakes Schultern. „Du bist wirklich zu jung dafür.“
„Genau! Scher dich zum Teufel!“, donnerte Parker.
„Es ist wohl besser, wenn du gehst“, fügte der Barmann hinzu.
Snake atmete schwer. Sein Blick sprühte vor Zorn. Er wanderte durch die Bar, wobei sich seine Fäuste abermals ballten, dann sah er in die Augen des Burschen. Eine ganze Weile. Schließlich verließ er den Laden.
„Er hat seine Einkäufe vergessen!“, äußerte sich der Junge. Ohne zu zögern, packte er die Nahrungsmittel in eine Papiertüte und rannte Snake hinterher. Der junge Walker saß schon auf dem Pferd, als der Junge nach ihm rief.
„Hey, dein Essen, dein Kaffee!“
Snake reckte sich nach der Tüte und nickte dankend.
„Wo wohnt Parker?“
Der Junge hob seine schmalen Schultern nach oben. „Es tut mir leid. Ich weiß es nicht.“
Snake erwiderte nichts. Mit einer zackigen Bewegung zog er das Halfter zur Seite und lenkte das Pferd vom Saloon weg. Trabend setzte es sich in Gang, doch ebenso schnell kam es zum Stillstand, als hinter Snake ein lauter Ruf erklang.
„Hey, Walker!“
Snake riss sein Pferd herum. Trotz der Dämmerung konnte er erkennen, dass Parker die Waffe auf ihn gerichtet hatte. Snake zog seinen Revolver und drückte ab. Parker sackte sofort auf den Boden und blieb regungslos liegen.
Erschrockene Schreie erklangen von den Menschen, die zu Fuß unterwegs waren. Reiter blieben stehen oder ritten davon. Jeder sah Snake an.
Die Schwingtüren des Saloons öffneten sich und der Barmann trat auf die Veranda. Hinter ihm erschien der andere Kartenspieler.
„Sagt dem Sheriff Bescheid!“, schrie er aufgebracht. „Er hat Parker kaltblütig erschossen!“
„Das stimmt nicht!“, rief der Junge. „Parker hat ihn zuerst herausgefordert!“
Keiner widersprach. Die Leute tuschelten und schüttelten die Köpfe, doch niemand Schritt ein, als Snake Walker die Sporen gegen den Körper seines Pferdes drückte und gemächlich davonritt.
*
Er kehrte der Stadt den Rücken zu und übernachtete in der Wildnis. Auf seinem Weg des nächsten Tages gelangte er an eine Farm. Von Weitem beobachtete er das Haus, vor dem auf einer Leine die Wäsche im Wind wehte. Ein Hund bewachte das Anwesen. Der hinderte Snake daran, das Grundstück zu betreten. Am späten Nachmittag näherte sich ein Reiter dem Haus. Es war der Junge aus der Bar. Snake gab seinem Pferd die Sporen. Bevor der Junge das Anwesen erreichte, versperrte Snake ihm samt Pferd den Weg. Der Junge reagierte erschrocken.
„Was machst du hier? Die Stadt ist in Aufruhr. Du solltest dich hier nicht mehr blicken lassen.“
„Ich habe einen langen Ritt vor mir.“ Snake deutete auf das Haus. „Ich könnte ein Bad gebrauchen und eine warme Mahlzeit. Selbstverständlich zahle ich dafür.“
Der Junge kaute auf seiner Unterlippe herum. Die Sonne blendete und seine Augen kniffen sich in unregelmäßigen Abständen zusammen. Dennoch schob er seinen Cowboyhut aus der Stirn, um Snake besser betrachten zu können.
„Mein Dad kommt etwas später nach Hause. Er arbeitet für die Eisenbahngesellschaft.“
„Dann hat er allerhand zu tun …“
„Ja, und bald werde ich auch für die Eisenbahn arbeiten. Das gibt gutes Geld.“
„Die Eisenbahn zieht Verbrecher und Mörder an. Sie macht die Indianer zornig.“
Der Junge nickte still. Er hatte strohblondes Haar und auf seiner Nase saßen viele Sommersprossen. Vorsichtig sah er sich um. Sie waren allein und der Hund hatte sich beruhigt. „Komm mit ins Haus. Bei uns wird dich niemand suchen.“
Im Haus bereitete der Junge ein Bad vor. Es gab kein fließend Wasser. Aus einem Kessel füllte er das heiße Nass in eine gusseiserne Wanne, die sich in einem kargen Raum hinter der Küche befand.
Snakes Kleidung war dreckig. Der helle Staub hatte sich durch die Ritzen des Stoffes auf seine Haut gelegt. Sein Haar war lang geworden. Strähnig lag es auf seinen Schultern auf.
Sein Körper war schlank, die Beine und Arme sehnig und von zarten Muskeln überzogen. Sein Gesicht zeigte keine Regung, als er sich in das dampfende Wasser setzte.
Der Junge hatte ihn still beobachtet. „Ich bin übrigens William, aber jeder nennt mich Will.“
„Ich heiße Snake.“
„Snake? Tatsächlich?“ Der Junge staunte. Er kniete sich vor die Wanne, als sei Snake etwas Besonderes. „Was sind das für Narben, die du hast?“
„Geht dich nichts an.“ Snake seifte sich gründlich ab. Der Junge griff ungefragt nach einer Bürste, mit der er gleichmäßig über Snakes schmalen Rücken strich.
„Und wo willst du hin?“
„Zu den Schienen“, berichtete Snake.
„Oh ...“ Will beendete seine Bewegungen.
„Ist das ungewöhnlich?“
Will zuckte mit den Schultern. „Hier kommen nur wenige Reiter vorbei.“ Er verfolgte, wie Snake sich die Haare wusch.
„In der Stadt ist mehr los, right?“
---ENDE DER LESEPROBE---