Seiltänzer - Mary Calmes - E-Book

Seiltänzer E-Book

Mary Calmes

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Beschreibung

Der fünfundvierzigjährige Englischprofessor Nathan Qells ist sehr gut darin, anderen das Gefühl zu geben, dass sie ihm wichtig sind. Was er allerdings nicht gut kann - sie in seinem Leben zu halten. Er ist ein netter Kerl, er empfindet nur nicht so wie andere Menschen. Deshalb ist ihm auch in der ganzen Zeit, in der er Michael, den Jungen von gegenüber, betreut hat, nie aufgefallen, dass sich dessen Onkel und Vormund, der Mafiaschläger Andreo Fiore, immer mehr in ihn verliebt hat. Dreo hat größere Probleme, als Nate auf sich aufmerksam zu machen. Er zieht seinen Neffen groß und versucht, seinen zwielichtigen Job hinter sich zu lassen und seine eigene Firma zu gründen. Doch dieses Vorhaben wird erschwert, als mehrere Unterweltgrößen durch Anschläge aus dem Weg geräumt werden. Trotzdem ist Dreo immer noch versessen darauf, sich ein neues Leben aufzubauen – ein Leben mit Nate als Mittelpunkt. Ein Leben, das genauso ist, wie Nate es sich immer erträumt hat. Unglücklicherweise, waren diese Anschläge nur Teil einer großen Umstrukturierung, und die Liebe, die Dreo offensichtlich für Nate empfindet, bringt auch diesen in die Schusslinie.

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Seitenzahl: 359

Veröffentlichungsjahr: 2015

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DREAMSPINNERPRESS

5032 Capital Circle SW, Suite 2, PMB# 279, Tallahassee, FL 32305-7886 USA

http://www.dreamspinnerpress.com/

Dies ist eine erfundene Geschichte. Namen, Figuren, Plätze, und Vorfälle entstammen entweder der Fantasie des Autors oder werden fiktiv verwendet. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen, Firmen, Ereignissen oder Schauplätzen sind vollkommen zufällig.

Seiltänzer

Urheberrecht der deutschen Ausgabe © 2015 Dreamspinner Press.

Originaltitel: Acrobat

Urheberrecht © 2012 Mary Calmes.

Übersetzt von Jutta Grobleben.

Umschlagillustration

© 2012 Anne Cain.

Die Illustrationen auf dem Einband bzw. Titelseite werden nur für darstellerische Zwecke genutzt. Jede abgebildete Person ist ein Model.

Alle Rechte vorbehalten. Dieses Buch ist ausschließlich für den Käufer lizensiert. Eine Vervielfältigung oder Weitergabe in jeder Form ist illegal und stellt eine Verletzung des Internationalen Copyright-Rechtes dar. Somit werden diese Tatbestände strafrechtlich verfolgt und bei Verurteilung mit Geld- und oder Haftstrafen geahndet. Dieses eBook kann nicht legal verliehen oder an andere weitergegeben werden. Kein Teil dieses Werkes darf ohne die ausdrückliche Genehmigung des Verlages weder Dritten zugänglich gemacht noch reproduziert werden. Bezüglich einer entsprechenden Genehmigung und aller anderen Fragen wenden Sie sich an den Verlag Dreamspinner Press, 5032 Capital Cir. SW, Ste 2 PMB# 279, Tallahassee, FL 32305-7886, USA oder unter http://www.dreamspinnerpress.com.

Deutsche eBook Ausgabe. 978-1-63476-241-0

Deutsche Erstausgabe. Juni 2015

Original Erstausgabe. Mai 2012

Gedruckt in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Kapitel 1

ESWAR einfach unmöglich.

„Woher willst du das wissen, wenn du es nicht versuchst?“

Ich drehte mich um und schaute meine Ex-Frau an, die noch immer meine beste Freundin überhaupt war. „Ist das dein Ernst? Es ist hoffnungslos!“

„Er ist eigentlich ziemlich süß.“

„Oh Gott.“ Ich stöhnte und vergrub das Gesicht in den Armen. Es war Sonntag und wir aßen in ihrem Lieblingsbistro zu Mittag, von dem ich, natürlich, noch nie gehört hatte. Zu sagen, dass sie Dinge über gutes Essen oder „schickes“ Essen wusste, von denen ich keine Ahnung hatte, war die Untertreibung des Jahrhunderts. Während sie Gerichte wie Chateaubriand mochte, war ich eher der Typ für Steaks mit Kartoffeln.

„Schatz, daran ist doch nichts verkehrt.“

„Ich glaube, da gibt es eine Art Kodex.“

„Was für ein Kodex?“

„Du sollst nicht begehren deine Ex-Studenten.“

Sie lachte. „Ich glaube, das hast du dir ausgedacht.“

„Oh Gott, es klingt sogar ekelhaft.“

„Das tut es nicht.“

„Du hast doch keine Ahnung.“

„Sei kein Idiot, nur weil du eine Krise hast.“

Ich stöhnte lauter.

„Du hast gesagt, du hast ihn vor vierzehn Jahren unterrichtet? Ist das richtig?“

„Ich wette, er weiß nicht mal, wer Duran Duran ist.“

Sie begann zu lachen. „Er ist jetzt also zweiunddreißig? Dreiunddreißig?“

„Oder ein Rubik-Würfel.“

Ihr Lachen wurde lauter. „Selbst zweiunddreißig ist für einen Mann von fünfundvierzig absolut in Ordnung.“

„Oh Gott.“

„Du machst dich wirklich lächerlich.“

„Das ist ein Altersunterschied von dreizehn Jahren, Mel. Ich könnte sein Vater sein.“

Sie konnte nicht aufhören zu lachen.

„Das könnte ich!“

Sie schüttelte nur noch mit dem Kopf und rieb sich über die Augen. Meine Güte, so lustig war das auch nicht.

„Jared ist eher in seinem Alter als ich.“

„Das ist wahr.“ Sie zitterte leicht in der kühlen Novemberluft.

Es würde mehr Sinn machen, wenn der Mann, in den ich auf wenig erwachsene Art verknallt war, mit meinem siebenundzwanzigjährigen Sohn zusammen wäre. Ich war zu alt für ihn.

„Aber unser Sohn ist nicht schwul, im Gegensatz zu Sean und dir, mein Lieber.“

Ich sah auf, fuhr mit den Fingern durch mein dichtes, dunkelblondes Haar und schaute sie an. „Bist du absichtlich so wenig hilfreich?“

„Schatz“, kicherte sie, „vor achtundzwanzig Jahren haben mein bester Freund und ich uns hoffnungslos betrunken, und weil er so heiß war - und das ist er immer noch, würde ich gerne erwähnen - hab ich mich auf ihn gestürzt, als ich die Chance hatte und wurde schwanger, genau wie die Nonnen es mir prophezeit hatten.“

„Vielen Dank für die Zusammenfassung“, brummte ich und sah sie an, als ich mich zurücklehnte.

Ihre Hand lag auf meinem Knie. „Um es kurz zu machen, neun Monate später hast du das Richtige getan und aus mir eine anständige Frau gemacht, weil ich dir viel bedeutet habe und du dein Kind von der ersten Sekunde an geliebt hast.“

„Er war süß.“ Ich seufzte bei der Erinnerung daran.

„Er sah aus wie ein roher Hackbraten.“

„Das ist widerlich.“

„Aber es stimmt“, fügte sie fröhlich hinzu. „Und aus diesem süßen Knirps wurde ein wunderbarer junger Mann.“

„Der bald ein ausgezeichneter Biologe sein wird.“ Ich lächelte sie an.

Sie gab einen wenig damenhaften Laut von sich.

„Ach komm schon, Mel, jeder nimmt sich ein Semester frei, wenn er an seiner Doktorarbeit schreibt.“ Ich verteidigte mein eigensinniges Kind. „Das ist sehr viel Lernstoff, wenn man es am Stück durchziehen will.“

Sie winkte ungeduldig ab. „Wie auch immer. Wir reden hier nicht über Jared, wir reden über dich.“

„Lassen wir das doch einfach.“ Ich atmete scharf aus und griff nach der Menükarte. „Was wollen wir essen?“

Sie riss mir die in Leder gebundene Karte aus der Hand. Das hätte mein erster Hinweis sein sollen, dass sie es hier im Bistro nicht auf sich beruhen lassen würde, denn sie schlug mich damit.

„Auu!“, beschwerte ich mich lauthals.

Sie knallte die Karte wieder auf den Tisch. „Ich will über Sean reden.“

„Ich aber nicht. Ich bin sowieso noch nicht soweit.“

„Neinneinnein, du wirst dich nicht hinter deiner toten Beziehung mit Duncan verstecken. Es ist über eineinhalb Jahre her, Nate. Es ist Zeit, dass du dir etwas Neues suchst.“

„Das habe ich“, versicherte ich ihr. „Ich hatte ein paar Dates.“

„Mit wem hast du geschlafen?“

„Was geht dich das an?“

„Nate, du hast es nötig.“

„Oh mein Gott, könntest du bitte noch lauter sprechen?“, sagte ich sarkastisch. „Die Leute eine Straße weiter haben dich nicht gehört.“

Sie versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken.

„Du meine Güte, Frau.“ Ich funkelte sie an.

„Es ist Zeit, dass du wieder aufs Pferd steigst.“

„Mel-“

„Oder in den Sattel, sagt man das so?“

Ich sprach mit tiefer Stimme. „Hör mir zu-“

„Oh nein, komm mir nicht mit deinem Lehrertonfall.“

Ich verdrehte die Augen.

„Wie kannst du es wagen?“

„Können wir bitte einfach-“

„Du hast ihn sowieso nicht geliebt.“

Schon wieder das gleiche Argument - sie hörte sich an wie eine kaputte Schallplatte. „Das habe ich.“

„Er hat dir etwas bedeutet, aber du hast ihn nicht geliebt. Ich hoffe, irgendwann erkennst du den Unterschied.“

„Da gibt es nichts zu erkennen“, behauptete ich. „Jemand bedeutet einem etwas, man ist in jemanden verliebt, das ist das Gleiche. Das ist Wortklauberei.“

„Ist es nicht.“

„Du bist so stur.“

„Und du willst es nicht zugeben.“

Ich schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, wo da der Unterschied sein soll.“

„Ich weiß, und das ist das Problem.“

„Verliebt zu sein, so wie du es beschreibst, macht einem nur Ärger.“

„Sagt der Mann, der noch nie Hals über Kopf verliebt war.“

„Gott sei Dank. Hast du Romeo und Julia gelesen?“

Sie brummte.

„Duncan hat mir viel bedeutet“

Sie schaute mich vielsagend an.

„Sieh mal, ist es nicht egal, wie man es nennt? Ich habe alles getan, damit der Mann glücklich ist. Wie kann das keine Liebe sein?“

„Ich hasse es, wenn du das machst!“

„Wenn ich was mache?“

„Du setzt ‚lieben‘ mit ‚für jemanden sorgen‘ gleich. Wir wissen beide, dass Liebe mehr als das ist, also kann es auch nicht das Gleiche sein.“

„Ich liebe dich, ich liebe Jared, ich liebe sogar Ben. Ich weiß nicht, was-“

„Ich rede nicht von der Liebe, die du für mich empfindest. Ich bin deine beste Freundin und die Mutter deines Kindes. Ich rede auch nicht von der Liebe, die du für dein Kind empfindest, schließlich bist du sein Vater. Ich rede auch nicht davon, was du für deine Freunde empfindest. Ich rede über romantische Gefühle.“

„Na schön. Ich hatte mit Duncan Stiel eine Romanze, die unglücklicherweise zu Ende ging.“

Sie prustete genervt.

„Diese Beschreibung passt dir auch nicht?“

„Hör zu, eines Tages wirst du dich wie verrückt in jemanden verlieben, und ich bete zu Gott, dass ich dabei sein werde, damit ich mit dem Finger auf dich zeigen und, so laut ich kann, „Aha!“ brüllen kann.“

„Das klingt sehr erwachsen.“

„Wie auch immer“, sagte sie ungeduldig. „Ich weiß nur, dass es an der Zeit ist, dass du wieder ausgehst und versuchst, etwas Ernstes zu finden, da wäre der gutaussehende junge Doktor doch ein guter Anfang.“

„Ich hatte Dates nach Duncan“, wiederholte ich.

„Aber du hast niemanden flachgelegt. Das ist der Unterschied.“

„Woher willst du das wissen?“

Ihre Augen leuchteten auf. „Du hast jemanden flachgelegt? Wer war es?“

Ich würde mit ihr nicht über mein Sexleben diskutieren. „Wo ist dein Problem? Lebe ich mein Leben zu deiner Unterhaltung?“

Sie wedelte genervt mit der Hand. „Statt mich hier zu Tode zu quatschen, solltest du lieber Sex haben.“

„Du willst, dass ich mich wie eine männliche Hure benehme?“

„Ich will, dass du eine neue körperliche Beziehung mit einem anderen Mann eingehst.“

Aber das war nichts, in das ich mich einfach so hineinstürzten konnte, zumindest nicht, wenn es etwas Langfristiges sein sollte. One-Night-Stands waren etwas anderes. „Es muss schon eine tiefere Verbindung als ein Abendessen und einen Film im Kino geben“, erklärte ich ihr.

„Wie Liebe.“

„Wie Gefühle“, korrigierte ich sie. „Wie Gemeinsamkeiten, gemeinsame Ziele.“

Sie verdrehte die Augen.

„Entschuldige mal, wer ist jetzt hier der Romantiker?“

„Nate-“

„Ich habe gesehen, wie er aus einem Hamam kam, hatte ich dir das erzählt?“

„Wer?“

„Duncan. Gott, worüber reden wir hier eigentlich?“

„Was interessiert mich Duncan Stiel?“

„Ich habe gesehen, wie er aus einer Schwulensauna kam!“ Ich war ungehalten.

„Ich habe mich kaum für ihn interessiert, als ihr noch zusammen wart. Warum glaubst du, dass er mich jetzt interessiert?“

„Du verstehst einfach nicht, worauf ich hinaus will.“

Sie seufzte genervt. „Und was hast du dort gemacht?“

„Wo?“

„Wer weiß jetzt nicht, wovon wir reden?“

„Oh, du meinst die Sauna.“

Sie riss die Augen auf und nickte.

„Ich war nicht in der Sauna. Ich war gegenüber und hab Pornos gekauft.“

„Bist du sicher?“

„Dass ich Pornos gekauft habe?“

Ihr prustendes Lachen war nicht sehr damenhaft.

„Scheiße.“

Sie bedeutete mir mit der Hand, weiterzureden.

„Ich kann dir versichern, dass ich nicht mehr in Saunen gehe.“ Ich lächelte sie an. „Die sind ekelhaft.“

„Du bist prüde“, stellte sie fest.

„Ich will mir keine Krankheiten holen.“

„Dafür sind Kondome da.“

Ich schielte zu ihr. „Wer bist du?“

„Sprich einfach weiter.“

„Das war es. Ich hab ihn da gesehen, meinen Ex, in einer Schwulensauna.“

„Oooh, hatte er seine Polizeimarke und seine Pistole dabei? War es eine Razzia?“

„Nein, es war keine Razzia. Du verstehst einfach nicht, worauf ich hinaus will.“

„Das tue ich wirklich nicht.“ Sie räusperte sich. „Es tut mir leid.“

„Ist in Ordnung. Es ist nur, du weißt schon, er wollte nicht mit mir zusammenziehen, er wollte in der Öffentlichkeit nicht mal meine Hand halten, aber offensichtlich kann er ohne Probleme hunderte namenlose, gesichtslose Kerle in Saunen oder Clubs ficken.“

„Bei aller Fairness“, sagte sie sanft, „du hast gewusst, dass der Kerl nicht out war, als du etwas mit ihm angefangen hast. Er war offen und ehrlich, was das angeht.“

„Erinnere mich bitte nicht daran, was für ein großer Heuchler ich bin.“

„Das hatte ich auch nicht vor. Es ist nur so, dass er trotzdem Bedürfnisse hat, auch wenn er keine liebevolle, ernsthafte, erwachsene Beziehung mit einem anderen Mann führen kann, weil er sich wegen seiner Arbeit nicht outen kann. Was hat er denn sonst für Möglichkeiten, außer Saunen und Clubs? Du musst das logisch sehen.“

„Du hast ja Recht. Ich habe einfach daran gedacht, wie alt ich bin, als ich ihn vor ein paar Wochen gesehen habe, als er mit diesem jungen Kerl mitgegangen ist, verstehst du?“

„Oh mein Gott, Nate, du bist nicht alt!“

„Aber ich bin älter als der Typ, mit dem er zusammen war, und ich saß deswegen so hoch auf meinem moralischen Ross. Und jetzt sitze ich im selben Boot, bin scharf auf irgendeinen Twink, der wahrscheinlich passiv ist, und der-“

„Er ist kein Twink“, verteidigte sie besagten Sean Cooper. „Ich hab ihn gesehen, weißt du noch?“

Deswegen bedrängte sie mich. Wir waren zusammen unterwegs gewesen, als ich ihn vor einer Woche beim Einkaufen entdeckt hatte und wie ein Idiot in den Gängen des Supermarktes herumgerannt war, um mich vor ihm zu verstecken.

„Und eigentlich glaube ich, der Mann ist aktiv.“

Ich ließ den Kopf zurückfallen, weil dieses Gespräch so nutzlos war. Der junge Mann, der mich im Einführungskurs für Englisch vor so vielen Jahren sprachlos gemacht hatte, war meiner Meinung nach absolut perfekt.

Sean Cooper war himmlische188cm groß. Er lief, er schwamm - tatsächlich war er im College im Wasserball-Team gewesen – und hatte den schönsten Körper, den ich je gesehen hatte. Aber seine Freundlichkeit war bezwingend, mehr noch als sein Äußeres.

Er erinnerte sich an alles, was jemals in seiner Gegenwart gesagt worden war. Das bewies er, als er Melissa und mich im Gang mit dem Wein erwischt hatte, nachdem wir ihm fünfzehn Minuten lang aus dem Weg gegangen waren.

„Doktor Qells.“ Er lächelte, und seine hellblauen Augen leuchteten warm.

„Sean.“ Ich seufzte, denn ich war aufgeflogen.

„Suchen Sie immer noch nach dem perfekten Merlot?“

Fünfzehn Jahre lang hatten wir uns nicht gesehen, aber er konnte sich immer noch an eine kleine, unwichtige Sache erinnern, die ich einmal erwähnt hatte, als ich mit meinen Studenten herumgealbert hatte. Das ließ mich auf Wolke Sieben schweben. Der Mann war rücksichtsvoll und lustig und sarkastisch und schlau. Er war, so erzählte er mir, Assistenzarzt im Bezirkskrankenhaus und gerade erst von der Westküste, von Kalifornien nach Chicago zurückgezogen. Er würde in der Pädiatrie arbeiten - er wollte Kinder. Und das brachte noch ganz andere Bedenken bei mir auf, denn ich war fünfundvierzig und…

„Vergiss es.“ Ich schüttelte den Kopf. „Es ist sowieso sinnlos. Wenn ich mit ihm ausgehen wollte, hätte ich ihn direkt fragen sollen, als wir uns getroffen haben und… Aber was soll ich jetzt machen? Ihn einfach so anrufen und um ein Date bitten? Ernsthaft?“

„Warum nicht? Mehr als Nein kann er nicht sagen.“

„Also, warum verstehen Frauen nicht, welche Horrorvorstellung es ist, jemanden um ein Date zu bitten und dann ein Nein zu hören? Warum? Selbst wenn ich eintausend Jahre alt werde, werde ich nie verstehen, wie man so etwas einfach abschütteln kann, als wäre es nichts. Es tut fast schon körperlich weh, abgewiesen zu werden. Kannst du das nicht verstehen?“

„Mach dich nicht lächerlich.“ Sie hob die Hand und winkte ihrem Ehemann, der gerade den Gehweg entlang kam, um mit uns zu Mittag zu essen.

„Erzähl Ben nichts davon“, flüsterte ich, bevor er bei uns war.

„Erzähl Ben nichts wovon?“ fragte besagter Mann, als er sich herüber lehnte, die Wange seiner Frau küsste und um den Tisch herumkam, während ich aufstand.

Er umarmte mich Sekunden später fest und setzte sich auf den Platz neben seiner Frau. Er sah mich erwartungsvoll an.

„Was?“ fragte ich.

„Ich weiß nicht. Woher zum Teufel soll ich das wissen? Du bist derjenige, der gesagt hat ‚Erzähl Ben nichts davon‘.“

„Wie konntest du das überhaupt hören?“

„Ich habe gute Ohren.“

Der Mann hatte offensichtlich Fledermausohren.

„Also raus damit.“

„Nichts Besonderes.“

„Habt ihr beiden eine Affäre?“

Ich schielte zu ihm, und er begann zu lachen.

„Tut mir leid, das war dumm.“

„Hey“, Melissa Qells Ortiz funkelte ihren Ehemann an. „Ich könnte eine Affäre haben.“

„Nicht mit einem schwulen Mann.“ Er kicherte und drehte sich zu der Kellnerin, die sich unserem Tisch näherte. „Eistee, und wir werden bereit sein zu bestellen, wenn Sie wieder da sind. Danke, meine Liebe.“

Und die Kellnerin schmolz unter seinen warmen braunen Augen und seinem sexy Lächeln dahin. Melissa und ich waren still, als er sich wieder zu uns drehte.

„Was?“

„Ich weiß nicht.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Bist du fertig, mit unserer Kellnerin zu flirten?“

„Ich - was?“

Melissa hob eine goldene Augenbraue.

„Ach komm schon. Ich gehe mit einer Göttin nach Hause. Warum sollte ich irgendetwas anderes wollen?“

„Gut gerettet“, grummelte ich, als seine Frau, meine Ex-Frau, sich vorbeugte und seine Wange küsste. Sie waren ein tolles Paar. Ich war froh, dass sie ihre große Liebe gefunden hatte, nachdem wir uns hatten scheiden lassen, als Jared zehn war. Sie war eine tolle Stiefmutter für Bens drei Kinder und sie vergötterten sie. Ben war ein wundervoller Stiefvater für Jared, und sie kamen gut miteinander aus. Nicht so gut wie er und ich, aber darüber war ich insgeheim froh.

Mein Sohn war mit dem Wissen aufgewachsen, dass sein Vater schwul war. Er wusste auch, dass dies der Grund für unsere Scheidung gewesen war. Als Melissa und ich uns mit ihm zusammengesetzt hatten, als er zehn war, war er zu jung, um zu verstehen, was es genau bedeutete, aber er wusste, dass ich Männer liebte. Es war nie ein Geheimnis gewesen. Ich war überglücklich als sie wieder heiratete, und weil ich glücklich war, war Jared es auch. Als er älter wurde, machte ich mir Sorgen, dass er sich von mir ab- und seinem Stiefvater zuwenden würde, weil sie das Interesse an Frauen gemeinsam hatten. Aber es stellte sich heraus, dass lebenslange Liebe und Hingabe auch etwas zählten. Mein Kind, streitlustig und unverschämt mit elf, rebellisch und voller Angst vor dem Erwachsenwerden mit dreizehn, sogar apathisch und knurrig mit sechzehn und unentschlossen, was er mit seinem Leben anfangen sollte mit achtzehn, hatte nie die Fähigkeit verloren, über sich selbst zu lachen oder seine Eltern zu lieben. Selbst jetzt, mit siebenundzwanzig, waren das erste, was ich am Flughafen von ihm bekam, eine feste Umarmung und ein feuchter Kuss auf die Wange. Und zu Hause auf der Couch streckte er sich immer noch aus, legte seinen Kopf in meinen Schoß und schlief ein. Es hatte sich herausgestellt, dass es nicht im Geringsten zählte, mit wem ich schlief. Als er ein Teenager war, hatte er mich als Arsch bezeichnet, aber das hatte nichts mit meiner sexuellen Orientierung zu tun, nur mit meinen Regeln. Ich war sein Vater, und dass er mich für antiquiert und unfair hielt, war der einzige Grund, warum wir uns stritten. Unsere Schreiduelle drehten sich nie darum, was ich in meinem Schlafzimmer tat.

Als mein Ex vor eineinhalb Jahren aus meinem Leben verschwunden war, hatte mein Sohn als erstes vor Freude ins Telefon gejubelt. Wie alle anderen hatte er Duncan Stiel nicht gemocht. Als nächstes hatte er vorgeschlagen, dass ich mir jemanden Neues suche. Aber ich bezweifelte, dass er jemanden im Bett seines Vaters haben wollte, der nur wenig älter war als er selbst.

„Also, was hast du vor?“

Ich riss mich aus meinen Gedanken und merkte, dass Melissa und Ben mich beide anstarrten. Sie waren wirklich ein schönes Paar, sie mit ihrer blonden Mähne, die zu einem Zopf aufgedreht war, und den diamantenen Ohrsteckern, klassisch und elegant und strahlend. Ben war groß, dunkel und gutaussehend, schneidig in seinem anthrazitfarbenen Anzug mit schwarzem Rollkragenpullover. Sie passten perfekt zusammen. Ich dagegen wirkte mit meinem Hemd, dass ich über einem Langarmshirt trug, und den Wanderstiefeln recht fehl am Platz.

„Ich werde eine Flasche Wein kaufen und mir überlegen, was ich morgen Interessantes über Shakespeare erzählen soll, während ich sie trinke.“

„Ernsthaft.“ Ben sah zu uns beiden. „Worüber habt ihr gesprochen?“

„Nichts-“

„Nate ist ein bisschen verliebt.“

„Wirklich? Na endlich.“ Er seufzte. „Keine Trauer mehr wegen Duncan Stiel.“

„Ich habe nicht-“

„Doch, das hast du“, sagten sie beide gleichzeitig.

„Na sowas.“ Melissa lachte, und ihr Mann verdrehte die Augen.

„Ihr macht mich fertig.“

Ben lächelte. „Wie viele Mädchen verlieben sich jedes Semester in dich, was meinst du?“

„Was hat das-“

„Und sie haben keine Ahnung, dass du schwul bist, oder?“

Ich überlegte einen Moment. „Wovon redest du da?“

„Die Mädchen sind total verrückt nach dir, weil du noch genauso aussiehst wie vor achtundzwanzig Jahren, als ich dich kennengelernt habe. Damals warst du ein hungernder Student mit drei Jobs, mit denen du deinen Lebensunterhalt bestritten, Kindesunterhalt gezahlt und gelegentlich sogar etwas gegessen hast. Jetzt hast du einen Doktortitel in Englischer Literatur mit einer Festanstellung-“

„Und arm bin ich immer noch“, unterbrach ich ihn.

„Ich mag dein Loft in Lincoln Park“, versicherte Melissa mir. „Es ist viel unkomplizierter als mein Haus, für das ich eine Haushälterin brauche, um es in Ordnung zu halten.“

„Wie bitte?“ fragte Ben leicht verärgert.

„Das hat sie nicht so gemeint“, warf ich ein und trat unter dem Tisch nach ihr.

„Au, du Idiot“, murrte Ben, was Melissa zum Lachen brachte.

Ich konnte nicht anders, als mit ihr zu lachen. Ihr Lachen war so ansteckend wie das meines Jungen.

„Ich wollte damit sagen…“ Melissa kicherte und putzte sich die Nase in eine Serviette. „…dassdein Loft warm und gemütlich ist, und dass ich es liebe.“

„Es ist nett“, knurrte Ben, als die Kellnerin zurückkam, um unsere Bestellung aufzunehmen.

Sie ging wieder, nachdem sie uns Brot hingestellt hatte. Ich saß in der kühlen Novemberluft und fragte mich, wie mein Leben für einen Zweiunddreißigjährigen aussehen würde.

„Du bist ein toller Fang, Qells.“

‚Ich drehte mich um und sah Ben an.

„Das bist du. Du hast tolle Freunde, und damit meine ich nicht nur uns. Dein Junge liebt dich - verdammt, meine Kinder lieben dich - du hast ein schönes Zuhause, einen wunderbaren Job und Haare, für die jeder Mann sterben würde. Du bist wahrscheinlich in der Form deines Lebens und deine Interessen sind so vielseitig, dass nicht mal ich mit dir mithalten kann. Ich hatte keine Ahnung, dass du bei deinem Auto den Ölfilter wechseln kannst.“

„Das ist nichts, was man in seinen Lebenslauf schreibt“, versicherte ich ihm.

„Ja, aber ich kann das nicht“, erwiderte er. „Ich kann nichts an meinem Auto machen, und ich bin der Vorsitzende meiner eigenen Firma, um Himmels Willen.“

„Du hast Leute, die das für dich machen.“

„Ja, aber der Punkt ist, dass man mit dir zum Ballett gehen kann oder zu einem Baseballspiel oder zu einem Konzert, und du hast bei allem Spaß. Du bist wie ein Schweizer Taschenmesser-Freund, du bist für alles zu gebrauchen.“

Ich schwenkte den Blick langsam zu Melissa. „Hat sich das eben schmutzig angehört, oder kam das nur mir so vor?“

„Oh nein, das klang schmutzig“, versicherte sie mir und musterte ihren Mann mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Moment.“ Er dachte darüber nach. „Ich meinte nur-“

„Danke, Kumpel.“ Ich lächelte und klopfte ihm auf die Schulter.

„Ruf Sean einfach an“, befahl Melissa mir. „Lass dich nicht von der ganzen Sache anwichsen.“

„Anwichsen? Tut mir leid, den Ausdruck kenne ich nicht.“

Du weißt schon, verrückt machen, nervös machen, ankotzen- anwichsen eben.“

„Wie alt bist du nochmal?“

Sie gab mir einen recht harten Klaps, und als ich hilfesuchend zu Ben sah, schüttelte er nur den Kopf.

„Keine Schläge“, sagte er zu seiner Frau.

Sie schlug ihn als nächstes.

„Was soll das, zum Teufel?“

„Oh, ich weiß schon.“ Ihr Gesicht leuchtete auf. „Warum rufst du nicht einfach Jared an und fragst ihn, wie sich die jungen Leute heutzutage um ein Date bitten?“

„Oh Gott. Junge Leute.“

„Du weißt, was ich meine.“

Tolle Idee. Meinen Sohn anzurufen und ihn um Rat zu bitten, wie ich einen jungen Mann dazu bewege, mit mir auszugehen. Das war brillant.

„Es würde nicht schaden.“

Guter Gott.

Kapitel 2

EINHELD zu sein, sollte weniger schmerzhaft sein. Dies ging mir durch den Kopf, als ich am Montagabend auf dem schmalen Krankenhausbett saß und auf einen Arzt wartete. Ich hatte eine Frau davor bewahrt, ausgeraubt zu werden oder Schlimmeres - sie hatte sich mehr Sorgen um das ‚Schlimmere‘ gemacht, als um dem Inhalt ihrer Designerhandtasche - aber ich hatte es geschafft, mich ins Gesicht schlagen - und mich dann, als ich auf dem Boden lag, in die Rippen treten zu lassen. Suzie Rais war sehr dankbar - genau wie ihr Ehemann, als er zu ihr ins Krankenhaus kam - und das sagten sie auch meinem Freund Douglas Kearney, den ich statt Melissa oder Ben angerufen hatte. Doug würde die Ruhe behalten. Melissa und Ben würden nur überreagieren.

„Du magst wie ein Superheld aussehen“, bemerkte Doug vom Stuhl neben der Tür aus, „aber du bist keiner, Kumpel. Geh es etwas langsam an.“

„Bleib einfach da sitzen, und halt dich bereit, mich nach Hause zu fahren.“

„In etwa zehn Stunden.“ Er gähnte und stand auf. „Du weißt, dass die Zeit stehen bleibt, wenn man in der Notaufnahme ist, genau wie bei einem Basketballspiel.“

Ich brummte zustimmend.

„Möchtest du etwas von unten? Ich brauche eine Limo oder sowas.“

„Nein, ich lade dich nachher zum Abendessen ein.“

„Ein Steak?“ Er hörte sich hoffnungsvoll an.

„Ja, wenn es sein muss.“

„Oh ja, es muss.“

„Ich denke, ich würde am Wochenende gerne zum Bowling gehen. Vielleicht können wir-“

„Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Dave, Jackie und ich machen dieses Wochenende eine Clubtour.“

Meine Augen verengten sich. „Ist meine Einladung in der Post verloren gegangen?“

Er schaute mich an als wäre ich verrückt.

„Was?“

„Zum einen, du reißt nie jemanden in den Clubs auf, du quatschst einfach jeden zu Tode, und zweitens, ich fühle mich wie ein hässliches Entlein, wenn ich neben dir stehe.“

„Wovon redest du da?“

„Dr. Qells?“

Wir drehten uns beide zu der Stimme um und da in der Tür stand Sean Cooper. Dr. med. Sean Cooper. Sein Lächeln, das an mich gerichtet war, war wirklich schön.

„Ja, das ist genau das, was ich meine“, sagte Doug belustigt und verdrehte die Augen.

Ich blickte schnell wieder zu der Erscheinung vor mir. Diese langen, dichten, goldenen Wimpern waren einfach wunderschön, aber die Augen waren noch viel aufregender. Ernsthaft, wie nannte man diese Farbe? Leuchtender Sommerhimmel? Mit seinen großen blauen Augen und dem goldenen, honigblonden Haar sah der Mann verboten gut aus.

„Ich dachte mir, dass Sie das sind“, stieß er aus. Er durchquerte den Raum und stand vor mir. Sein Blick wanderte über mich, bevor er mir in die Augen sah. „Als ich Ihren Namen auf der Tafel sah, bin ich so schnell hergekommen wie ich konnte.“

„Also, es ist wirklich nett von Ihnen, dass Sie sich um Ihren früheren Englischprofessor sorgen“, stellte ich fest.

Er blinzelte, presste die Lippen zusammen und entschuldigte sich dann für einen Moment.

Doug räusperte sich, kam zu mir herüber und boxte mir gegen den Arm.

„Scheiße, ich bin verletzt, weißt du noch?“ beschwerte ich mich und rieb meinen Oberarm. „Ich könnte eine Gehirnerschütterung haben.“

„Du hast offensichtlich einen Gehirntumor, du Idiot!“, blaffte er und gab mir einen Klaps auf den Hinterkopf.

„Ich sollte dir eine Tracht Prügel verpassen.“ Ich schubste ihn von mir weg.

„Um Himmels Willen, Nate“, knurrte er. „Dieser Doktor mit dem verdammt scharfen Hintern will dich unbedingt in die Finger kriegen, und du musst ihn daran erinnern, dass du sein Lehrer warst? Was soll der Mist?“

„Er-“

„Nate“ - seine Augen weiteten sich - „versuch doch einfach, dich nicht total schwachsinnig zu benehmen, okay? Himmel, ich verschwinde hier.“

Ich seufzte. „Wir sehen uns später.“

„Nein.“ Er schüttelte den Kopf und deutete auf die Patientenakte neben mir. „Lass dich von dem guten Doktor nach Hause bringen.“

„Was meinst… oh, Sie sind zurück.“ Ich lächelte Sean an, als er den Raum wieder betrat. „Das ist mein Freund Doug Kearney - Doug, Sean, Sean, Doug.“

Sie schüttelten die Hände, und Doug erklärte, dass er gehen müsse und er sich sicher sei, dass es mir gut genug gehe, um ein Taxi nach Hause zu nehmen. Er war verschwunden, bevor ich ein Wort sagen konnte.

„Ihr Freund hat sich schnell aus dem Staub gemacht, was?“

„Ja.“ Ich zwang mich zu lächeln. „Sie denken also, ich werde es überleben?“

„Ich muss Sie mir zuerst ansehen.“

„Ich…äh…“ Ich räusperte mich. „…dachte, Sie arbeiten im County?“

„Das tue ich. Wir machen diese Woche einen Tausch, arbeiten unter verschiedenen Bedingungen. Da das Mercy Glen und das County sich zusammengeschlossen haben, kommt das oft vor.“

Ich nickte. „Ich verstehe.“

„Warum?“

„Warum was?“

„Wollten Sie mir aus dem Weg gehen?“

„Nein“, platzte es aus mir heraus, „im Gegenteil.“

„Im Gegenteil?“

Scheiße.

Er wartete und trat dann näher an mich heran, so dass mich sein weißer Arztkittel am Knie berührte.

„Dr. Qells?“

„Sie sind der Doktor.“

„Das sind Sie auch“, versicherte er mir, und ich merkte, dass er tief durchatmete.

„Sean, ich….“

„Ja?“

Er trat näher zwischen meine Beine, und seine Hände - seine feingliedrigen, langfingrigen Hände - ruhten neben mir auf der Liege. Ich schluckte schwer.

„Ich habe gedacht“, begann er, als er seine Hand hob, und ich erschauerte, als seine Fingerspitzen mein Kinn berührten, „als ich Sie neulich Abend im Supermarkt gesehen habe, wenn wir uns noch öfter zufällig treffen würden, dann würden Sie mich vielleicht zum Abendessen einladen. Ich war seitdem jeden Abend dort.“

Lieber Gott im Himmel.

„Ich war unheimlich in Sie verknallt als ich in meinem ersten Jahr in Ihrem Englischkurs war, Dr. Qells, aber das wussten Sie, oder?“

„Nein“, sagte ich und lächelte ihn an. „Ich hatte keine Ahnung.“

„Nicht?“ Er schien überrascht. „Himmel, ich muss wirklich schlecht im Flirten sein.“

„Ich bin mir sicher, Sie waren toll“, neckte ich ihn. „Aber Sie waren sehr jung.“

„So jung war ich nicht.“ Seine Augen verengten sich. „Ich war volljährig.“

Ich lachte leise. „Gerade so.“

„Naja, jetzt bin ich erwachsen.“

Und plötzlich verging mir das Lachen.

„Sind Sie mit jemandem zusammen?“ fragte er direkt.

„Nein.“ Ich versuchte zu atmen, obwohl ich einen Kloß im Hals hatte.

„Warum nicht?“

„Was meinen Sie?“

„Ich meine“, sagte er mit einem Achselzucken, „wieso nicht? Wieso ist ein Mann wie Sie Single?“

„Ein Mann wie ich?“

„Sie sind ein toller Mann, Dr. Qells, das brauche ich Ihnen nicht zu sagen.“

Ich starrte ihn an. „Ich war nicht auf Komplimente aus.“

„Ja, das weiß ich. Sie wollten wirklich wissen, was ich meine.“

Ich räusperte mich als ich seine Hand auf meinem Knie spürte.

„Also“, bohrte er, „warum gibt es niemand Besonderen?“

„Ich habe gerade erst eine Beziehung beendet.“

„Wie lang ist das her?“

Das würde sich dumm anhören. „Vor eineinhalb Jahren“, gestand ich.

Er lachte nicht, er kicherte auch nicht. Er lächelte nicht mal, und das überraschte mich. „Und es hat eine Weile gedauert, darüber hinwegzukommen.“

„Ja, das hat es.“

„Und jetzt?“

„Jetzt geht es mir wieder gut.“

Er nickte. „Also waren Sie danach mit jemandem zusammen, hm?“

Ich räusperte mich. „Wie bitte?“

„Sie waren seitdem mit einem Mann zusammen, richtig?“

Was meinte er genau?

„Richtig?“, drängte er.

Warum sollte ich mit der Antwort zögern? „Fragen Sie mich gerade, ob ich nach meinem Ex mit jemandem Sex hatte?“

„Ja, Sir, das war meine Frage.“ Er grinste.

„Also, die Antwort ist ja, Sean, das hatte ich.“

Seine wunderbaren blauen Augen leuchteten. „Das ist gut.“

„Warum?“

„Denn, Dr. Qells, ich würde Sie gerne mit zu mir nach Hause nehmen, aber ich habe nicht vor, der One-Night-Stand-Kerl nach einer Beziehung zu sein. Ich habe vor, der Kerl zu sein, der mit Ihnen ordentlich ausgeht.“

Mir blieb die Luft weg.

Seine Augen folgten seinen Fingern, die an meinem Kinn entlang fuhren. „Ich weiß, das kommt alles sehr plötzlich, und vielleicht macht es Sie auch ein wenig nervös, aber Dr. -“

„Nate“, verbesserte ich ihn.

„Nate“, wiederholte er. „Wie ich sagte, ich weiß, das kommt unerwartet für dich, aber… ich denke seit fast fünfzehn Jahren an dich, und ich hätte wirklich gerne eine Chance bei dir, bevor einer von uns beiden jemand anderen kennenlernt. Ich denke, dass wir uns letzte Woche im Laden über den Weg gelaufen sind und jetzt hier… vielleicht soll mir das etwas sagen.“

Ich konzentrierte mich aufs Atmen.

„Würdest du wenigstens mit zu mir kommen und mit mir schlafen?“

„Ich dachte, das wolltest du gerade nicht?“ neckte ich ihn.

„Was?“ Er hatte mir nicht zugehört, mein Mund hatte ihn abgelenkt.

Ich kicherte, denn er war wirklich gut für mein Ego.

„Normalerweise kann ich so etwas besser.“ Er hustete, „Aber du hast mein Gehirn kurzgeschlossen.“

Ich? Er war hier der wahr gewordene feuchte Traum. „Sean-“

„Bitte.“ Er befeuchtete seine Lippen. „Ich möchte mit dir ausgehen.“

„Sean.“

Aus seiner Kehle kam ein Laut, und erst da erkannte ich, dass er von mir genauso überwältigt war wie ich von ihm. Gott, er mochte mich wirklich.

Ich legte den Kopf schief und schaute ihn an. „Es ist mir immer schwer gefallen, bei der Sache zu bleiben, wenn du mir eine Frage gestellt hast. Ich musste immer wieder in deine wunderschönen Augen schauen.“

Ihm stockte der Atem, und das war einfach hinreißend. „Das ist ein Witz, oder? Wir alle - die Jungs, die Mädels - wir alle fanden dich toll. Schon am ersten Tag, als du die ganze Zeit über John Milton geredet hast, hast du ständig gelächelt oder gelacht und warst ganz in deinem Element. Da habe ich gedacht ‚Du lieber Himmel, dieser Mann wird mir rein gar nichts beibringen können, wenn ich jedes Mal in seinem Unterricht einen Ständer bekomme’.“

Ich kicherte, und er riss mit erhitztem Blick die Augen auf.

„Darf ich dich bitte zum Abendessen einladen? Ich würde auch betteln.“

„Betteln ist nicht nötig. Ich würde mich freuen“, sagte ich zu ihm. „Wann?“

„Heute Abend wäre toll, aber ich habe bis 23 Uhr Dienst. Wie wäre morgen Abend? Am Dienstagabend? Du hast bestimmt schon etwas vor, aber-“

„Ich habe noch nichts vor.“

Er nickte. „Ich hole dich um sieben ab. Wie wäre das?“

„Das passt gut.“

„Kann ich deine Telefonnummer haben, damit ich dich anrufen und nach dem Weg fragen kann?“

„Sicher“, antwortete ich und zog mein Handy aus der Tasche. „Und du gibst mir deine, aber ich könnte auch warten.“

„Warten?“

Ich schaute auf. „Es ist jetzt kurz nach neun. Ich könnte warten und wir könnten heute zusammen zu Abend essen.“

„Und morgen?“

Ich konnte nicht aufhören, ihn anzustarren. „Was ist morgen?“

„Ich möchte dich abholen und dich anständig ausführen.“

„Okay.“ Ich musste lächeln. „Heute bin ich dran, und morgen bist du dran.“

„Perfekt.“

„Weißt du, ich habe nicht richtig nachgedacht. Du bist bestimmt müde und-“

„Wir treffen uns unten an der Aufnahme“, sagte er schnell mit aufgerissenen Augen. „Versetz mich nicht, verstanden?“

Ich schaute ihm zu, als er den Vorhang um mich schloss.

„Was hast du-“

„Ich hole dir einen Arzt“, sagte er zu mir.

„Ich dachte, du wärst mein Arzt.“

„Ich bin eigentlich Chirurg, und davon abgesehen wäre es unethisch.“

Er grinste, bevor er ging. „Und Ethik steht bei mir an erster Stelle.“

„Aber-“

„Warte einfach auf mich!“ rief er von der anderen Seite des hässlichen grün- und khakifarbenen Vorhangs aus.

Ich wartete einen Moment und wollte gerade aufstehen und hinter den Vorhang schauen, da wurde er aufgerissen, und eine wirklich hübsche Ärztin schaute zu mir herein. Ihre Augen waren groß, mandelförmig und perfekt. Ihre Haut hatte diesen mokkafarbenen Ton, von dem man in romantischen Büchern las, aber im wahren Leben nie zu sehen bekam.

„Oh, hallo.“ Sie strahlte. „Ich bin Dr. Vargas, und ich werde mich heute Abend um Sie kümmern.“

„Es ist mir ein Vergnügen.“ Ich lächelte sie an.

„Oh, er hatte Recht, Sie sind süß.“

Du meine Güte.

Knapp zwei Stunden später wartete ich an der Rezeption auf mein Date und fragte mich, als die Minuten vorüber zogen, warum ich bloß meinen Mund aufgemacht hatte. Es lief doch so gut. Warum musste ich noch zusätzlich ein gemeinsames Abendessen nach seiner Schicht vorschlagen?

„Hey, Nate.“

Ich drehte mich um, und sah, dass Michael Fiore auf mich zukam. Er wohnte nebenan, war sechzehn Jahre alt und lebte bei seinem Onkel. Seine Mutter war vor vier Jahren bei einem Autounfall gestorben. Sie war damals erst dreißig Jahre alt gewesen.

„Was machst du hier?“ Ich lächelte als er sich neben mich setzte.

„Ach du Scheiße.“ Er zuckte zusammen als er mich ansah. „Was ist denn mit dir passiert?“

„Ich hab eine Frau davor bewahrt, ausgeraubt zu werden, und wurde dabei ein wenig verprügelt.“

Er schielte zu mir. Es gefiel ihm nicht, dass ich verletzt war, doch er versuchte, es mit einem gelangweilten und unverbindlichen Tonfall zu überspielen. Aber seine Körpersprache verriet ihn.

„Also“, setzte ich an, während ich die Strickmütze von seinem Kopf zog und sie ihm hinhielt. „Was machst du hier?“

Er verdrehte die Augen. Er wusste, dass er sie drinnen abnehmen sollte, sein Onkel sagte ihm das ständig. „Meine Grandma ist hier, und Dreo will, dass ich sie besuche.“

„Du willst sie nicht besuchen?“

Er zuckte mit den Schultern. „Mom und ich standen ihr nie besonders nah, und als Mom gestorben ist, wollte sie, dass ich bei ihr und Grandpa lebe, aber meine Mom hatte dafür gesorgt, dass ich bei Dreo bleibe, wenn ihr etwas passiert.“

Ich nickte, auch wenn ich seine Mutter nicht verstehen konnte. Andreo Fiore schien kühl zu sein, nicht die Art Mann, der ein Kind aufziehen sollte. Ich hatte den Mann noch nie lächeln sehen, und ich wohnte schon seit vier Jahren neben ihm und seinem Neffen.

Dreo kam und ging zu jeder Tages- und Nachtzeit. Ich wusste, dass er eine Waffe bei sich hatte, denn ich hatte sie mehr als einmal gesehen. Ich schätzte, er hatte mit der Mafia zu tun. Natürlich hätte er auch Buchhalter sein können. Ich hatte ihn oder Michael nie danach gefragt, dennoch bezweifelte ich es. Eigentlich kannte ich den Mann kaum. Seinen Neffen kannte ich gut. Michael klopfte oft abends an meine Tür, wenn er allein zu Hause war, sah auf meiner Couch fern, während ich Aufsätze korrigierte und mich über den grauenhaften Satzbau von Collegestudenten im dritten Jahr beschwerte. Er lachte, wenn ich mich aufregte, und bot an, Tee zu kochen. Dank mir hatte er sich angewöhnt, vor dem Schlafengehen einen Kamillentee zu trinken.

Manchmal schlief er ein, dann blieb ich auf und schrieb - schließlich galt es, Artikel zu veröffentlichen oder unterzugehen - oder las, bis Dreo vor meiner Tür stand und ihn abholte.

Er war größer als ich mit meinen 185 cm, und ich musste den Kopf zurücklegen, wenn ich in seine Augen schauen wollte, deren Braun so dunkel war, dass es fast schwarz wirkte. Er hatte dichte Augenbrauen, die ihn zusammen mit den tief liegenden Augen gefährlich erscheinen ließen. Er hatte die gleichen glänzend schwarzen Haare und olivfarbene Haut wie sein Neffe, aber während Michael gut aussah, war Andreo unheimlich. Die Kleidung, seine schwere Biker-Lederjacke, die er über einem Sweatshirt oder einem Hemd trug, erinnerte mich irgendwie immer an die Mafiafilme, die ich gesehen hatte. Es lag wahrscheinlich einfach daran, dass er Italiener war, italienisch sprach und immer mit einer Gruppe anderer Männer unterwegs war. Ich hatte zu viele Al Pacino Filme gesehen, das war mir bewusst.

Wann immer er vor meiner Tür stand, um seinen Neffen abzuholen, war Andreo Fiore mir dankbar, dass ich dem jungen Mann Gesellschaft geleistet hatte. Beim ersten Mal hatte er ein Bündel Zwanzig-Dollar-Scheine aus der Tasche gezogen.

„Was machen Sie da?“, fragte ich und sah ihn an.

Er sah verwirrt aus. „Sie haben sich für mich um ihn gekümmert.“

„Das habe ich gern gemacht“, erklärte ich und zeigte auf ein Bild von mir und meinem Sohn Jared auf dem Tisch, auf den ich jeden Abend meine Schlüssel legte, wenn ich nach Hause kam. „Mein Junge ist erwachsen, aber ich weiß noch, wie es war, ihm bei den Hausaufgaben zu helfen und über Mädchen zu reden.“

Er nickte und ich lächelte.

„Also, es ist alles in Ordnung. Es war nett mit ihm. Er kann jederzeit wieder vorbeikommen, wenn er möchte.“

„Grazie“, sagte er.

Und die nächsten sechs Monate waren das die einzigen Worte, die wir miteinander wechselten. Ich sah Michael, ich redete mit Michael, und wir wurden Freunde. Er wusste tatsächlich mehr über Chaucer und Milton und Shakespeare als viele meiner Studenten, und er lachte manchmal, wenn er mir half, Essays durchzulesen. Hin und wieder kam er abends vorbei, dann aßen wir zusammen und schauten Monday Night Football, oder wir gingen zum Essen aus - Chinesisch, mein Lieblingsessen, oder Burger, sein Lieblingsessen - Manchmal sahen wir unterwegs sogar Andreo, dann zerrte Michael mich hinter ihm her - ich wollte mich nicht aufdrängen - und wir sagten Hallo. Die Leute, die bei ihm waren, Männer und Frauen, waren immer freundlich, aber Andreo versuchte immer, uns auf höfliche, aber bestimmte Art loszuwerden.

Wenn wir uns jetzt im Flur trafen, nickte er mir immer wortlos zu, aber er bedankte sich jedes Mal, wenn er Michael abholte. Manchmal, nachdem wir Höflichkeiten ausgetauscht hatten, fragte er mich nach meiner Arbeit, was ich am Wochenende oder einem kommenden Feiertag vorhatte, oder er machte mir Komplimente über meine Wohnung. Es stellte sich heraus, dass er ein Fan von meinen Dielen-Fußböden, den freiliegenden Rohren an der Decke und meinen weichen, gemütlich aussehenden Möbeln war. Ich wunderte mich darüber, dass ein achtundzwanzigjähriger Mann genug Geld verdiente, um sich und seinen Neffen zu versorgen und sich eine solche Wohnung leisten konnte. Das hätte ich in dem Alter nie gekonnt. Die Lofts in Lincoln Park lagen in der oberen Preisklasse. Unser Gebäude hatte ein schlüsselloses digitales Sicherheitssystem mit einer Gegensprechanlage. Es war mehr Neugier als ein brennender Wunsch, es wirklich zu wissen, aber ich hätte ihn gerne gefragt.

„Nate?“

„Tut mir leid.“ Ich lächelte. „Ich hoffe, deiner Großmutter geht es bald wieder gut.“

Er berührte mich vorsichtig am Kinn. „Das sieht schlimm aus. Hat sich das schon ein Arzt angesehen?“

„Mir geht’s gut“, versicherte ich ihm, nahm seine Hand in meine Hände und drückte sie für einen Moment. „Also, hör mal. Morgen Abend gehe ich mit jemandem zum Abendessen aus, aber für Mittwochabend habe ich Karten für die Oper, und ich möchte, dass du mitkommst, okay? So bekommst du eine extra Portion Kultur, und Mrs. Chang hat gesagt, sie gibt dir Zusatzpunkte, wenn du etwas über deine Erfahrungen schreibst.“

„Was?“

„Du hast mich schon verstanden.“

„Wann hast du mit Mrs. Chang geredet?“ Er schaute mich finster an.

„Ich habe sie letzte Woche beim Ballett getroffen.“

„Das hast du?“

„Das habe ich.“ Ich grinste ihn an.

„Scheiße, ich wusste, ich hätte euch beim Schulfest letzten Monat nie einander vorstellen sollen. Gott, was für ein Albtraum“, stöhnte er.

„Du brauchst die zusätzlichen Punkte.“

„Wie auch immer.“

„Du musst dich schick anziehen.“

Er stöhnte noch lauter.

„Also kommst du mit?“

„Habe ich denn eine Wahl?“

„Die hast du immer.“

„Na schön, ich komme mit.“

Seine offensichtliche Ablehnung, ganz so als ob er mir einen Gefallen täte statt ich ihm, brachte mich zum Kichern. „Aber du musst deinen Onkel fragen, ob er einverstanden ist.“

„Ob ich womit einverstanden bin?“

Wir sahen auf, und da war Andreo Fiore. Er ragte mit seinen 193 cm, seinen Muskeln, den breiten Schultern und den schmalen Hüften über uns auf, sodass ich im Vergleich zu ihm klein wirkte und Michael winzig.

„Nate nimmt mich am Mittwochabend in die Oper mit.“ Er gab Würgelaute von sich.

„Wenn du einverstanden bist.“ Ich lächelte und stand auf. Es war angenehmer, wenn ich mir neben ihm nicht ganz so klein vorkam.

„Bist du sicher?“

„Auf jeden Fall.“ Ich beugte mich vor und wuschelte durch Michaels volles Haar. „Wir sehen uns dann. Komm gegen sechs vorbei, dann können wir erst noch etwas essen, okay?“

Er nickte und strahlte mich an. „Danke, Nate.“

„Gerne.“

„Nate.“

Ich drehte mich zu Dreo um und schaute in seine unglaublichen Augen. Sie waren wirklich ein Anblick, heiß, tief und dunkel.

Er neigte den Kopf zu mir. „Was ist mit dir passiert?“

„Er hat eine Frau gerettet, die ausgeraubt wurde“, antwortete Michael für mich.

„Oh?“

Dreo Fiores schwarzbraune Augen waren anders als alles, was ich bisher gesehen hatte, und manchmal, nur für eine Sekunde, verlor ich mich in ihnen.

„Nate?“

„Oh ja.“ Ich lächelte. „Kennst du den Park unten an der Pearson?“