Stuarts Geheimnis - Rudy Namtel - E-Book

Stuarts Geheimnis E-Book

Rudy Namtel

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Beschreibung

Eine Jagd durch Edinburghs Unterwelt. - Edinburgh 1981. Der junge Inspector Lennox identifiziert in den Ermittlungen zu einer grauenvollen Tat seinen Nebenbuhler als Täter. Wo ist Loreena, die Liebe seines Lebens? Die Suche bleibt zunächst erfolglos. Dann entdeckt er den Verdächtigen in einer Menschenmenge auf der Royal Mile mitten in Edinburgh … - Die Kurzgeschichte im Umfang von 24 Normseiten ist eine Auskopplung aus dem eBook »Besuch zur Nacht« bzw. dem Taschenbuch »Krimi-Reise Reloaded«.

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Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

Über dieses Buch:

Stuarts Geheimnis

Anmerkung zu »Stuarts Geheimnis«

Über den Autor

Weitere Werke

Impressum

Über dieses Buch:

1981. Eine Jagd durch Edinburghs Unterwelt. Jeremy Lennox sucht seine Loreena.

 

Stuarts Geheimnis

Die Hochzeitsgesellschaft posiert vor den steinernen Torbögen. Der Fotograf springt um das aufgebaute Stativ, nimmt Maß, gibt Anweisungen. Seine Hände wirbeln durch die Luft, als dirigiere er höchstpersönlich das Royal Scottish National Orchestra. Folgsam tippelt der Bräutigam noch einige Handbreit dichter an seine Frischangetraute heran, was bei seinen knorrigen, nackten Beinen und den klobigen Schuhen unterhalb des grün-schwarzen Kilts einer gewissen Komik nicht entbehrt. Daran ändert auch das elegante Sakko an seinem Oberkörper nichts – ganz im Gegenteil. Das steife Lächeln in seinem leicht geröteten Gesicht steht in krassem Gegensatz zu der ausgelassenen Heiterkeit der Angehörigen um ihn herum.

Jeremy Lennox sieht zu der Gruppe hinüber. Eine solche feine Feier hätte seiner Loreena sicher sehr gefallen. Die Hochzeit mitten in Edinburgh – kann es einen edleren Rahmen als die Royal Mile für so etwas geben? Das wäre sogar eine perfekte Umgebung für die Heirat des Thronfolgers mit seiner Verlobten Diana Spencer, findet Jeremy. Aber er zweifelt daran, dass Prinz Charles sich sowas je trauen könnte. Doch eine Hochzeit hier in der Altstadt würde in den Augen eines jeden Schotten die in wenigen Tagen stattfindende, sicherlich prunkvolle Zeremonie in der Londoner St. Paul’s Cathedral grandios ausstechen. Aber Charles ist nun einmal kein Schotte. Gott sei Dank.

Jeremy betrachtet die Braut. Noch bevor er ihr langes, schwarzes Haar und das silberne, glatt bis zum Boden fallende Kleid in dem Licht der unbehindert scheinenden Juli-Sonne ausgiebig bewundern kann, bleibt sein Blick an einem Gesicht zwei Schritte hinter der Glücklichen hängen. Mein Gott! Ein Frösteln durchzuckt schlagartig Jeremys Körper. All seine Sinne schlagen Alarm, auch die letzten Haarspitzen stellen sich auf. Das ist er, da gibt es keinen Zweifel. Im Bruchteil einer Sekunde tauchen die Ereignisse in seinen Gedanken auf. Vor zwei Monaten …

Schicksal? Einer dieser unendlich dummen Zufälle? Göttliche Fügung?

Jeremy konnte es auch später nicht sagen. Wenn Gott seine Finger im Spiel hatte, dann war es ein verdammt schlechtes Spiel, das er mit ihm trieb.

Sein Spaziergang an diesem Sonntagabend entlang des schmalen Strandes bei Portobello sollte seine Gedanken zerstreuen. Die Feuchtigkeit der feinsten Dunstperlen in dem dichten Nebel, der von der Wasserfläche des Firth of Forth auf das Land gekrochen war, kühlte seine Erregung. Deswegen war er hier. Abkühlen.

Der Schock, den ihm Loreenas Zeilen versetzt hatten, hatte im ersten Moment seine Gedanken gelähmt. Doch dann war er vor Wut geplatzt. Verdammt nochmal, was soll das? Seine Frage quälte ihn. Prägnanter und zielsicherer hätten ihn ihre Worte nicht treffen können:

»Liebster Jeremy, es tut mir leid. Aber ich habe mich anders entschieden. Ich gehe. Bitte, suche mich nicht. Meine Entscheidung ist endgültig. Ich will Stuart.Loreena«

Stuart! Stuart! Verdammt nochmal, wer ist das? Loreena hatte diesen Namen noch nie erwähnt. Wie ein Fußballspieler jagte Jeremy seinen rechten Fuß in einen Sandhaufen. Wild spritzten die Körner und Brocken umher. Er musste sich Luft machen. Drei Monate zuvor hatte er sich von Glasgow nach Edinburgh versetzen lassen, um dichter bei Loreena zu sein. Schnell hatte er eine hübsche Wohnung in Restalrig gefunden. Der Weg zu seiner neuen Dienststelle, der St. Leonards Police Station, in der er nun als jüngster Mitarbeiter der Kriminalabteilung arbeitete, war günstig – gerade einmal ein Drittel um den Vulkanhügel Arthur’s Seat herum, und schon war er da. Doch hatte sich seine Hoffnung auf ein schnelles Zusammenziehen mit Loreena bisher nicht erfüllt. Die junge Frau fühlte sich noch nicht reif dafür. Sie hatte gemeint, dass sie mit ihren dreiundzwanzig Jahren und er mit seinen siebenundzwanzig gut noch einige Monate warten und sich prüfen könnten. Wenn sie einander wirklich liebten …

Prüfen! Jeremy trat wieder in einen Sandhaufen. Die Nebelschwaden waren dichter geworden. Der junge Mann konnte gerade noch ein paar Schritte weit die Unebenheiten im Strand erkennen. Darüber hinaus verschluckte der Dunst jegliche Kontur. Grau in Grau. Zu seiner Linken vernahm er das Platschen der Wellen. Sonst nichts. Für einen Moment blieb er stehen und schloss die Augen. Seine Gedanken kreisten um Loreena. Er meinte gar, ihre Stimme zu hören.

Das war real. Das war wirklich Loreena. Irgendwo im Nebel vor sich vernahm er ihre Stimme. Es war ihre – darauf würde er sein Leben verwetten. Er ging weiter.

»Pass auf Dich auf, Stuart. Ich … Vorsicht. Da ist wer!«

Die Stimme verstummte. Jeremy blieb sofort stehen. Nur kein weiteres Geräusch machen. Angestrengt lauschte er, drehte seinen Kopf, richtete sein rechtes Ohr genau in die vermeintliche Richtung aus. Erst nichts. Dann …

»Wir sehen uns heute Abend, Liebster. Bye.«

Stille. Ob sie sich gerade küssten? Jeremy konnte es nicht wissen, aber er fürchtete es. Er lauschte. Nichts.

Dann hörte er plötzlich Schritte von vorn. Jeremy blickte sich nervös um, wusste nicht, was er tun sollte. Er hatte sich so sehr gewünscht, ihr zu begegnen. Aber jetzt? So?

Hastig zu verschwinden machte jetzt keinen Sinn. Er stand einfach regungslos. Das Knirschen im Sand wurde lauter. Der Umriss eines Menschen tauchte aus dem Nebel schemenhaft auf. Nur einer. Ein Mann.

Jeremy stand starr. Stuart! Aber das sollte auch egal sein. Der andere würde ihn nicht kennen. Es gäbe keine Konfrontation. Jeremy konnte sich nicht vorstellen, dass Loreena dem Nebenbuhler ein Bild gezeigt hätte. Und wenn doch?

Der Fremde kam näher. Jeremy erkannte jetzt die Details der Gesichtszüge. Der Mann schien kaum älter als er selbst. Die leicht vorstehenden Wangenknochen verliehen dem schmalen Gesicht etwas Asketisches. Schwarze, dichte Augenbrauen unterstrichen die Wirkung der dunkelbraunen Augen. Die kurzgeschorenen, schwarzen Harre betonten die kantige Kopfform. Die Kleidung des Mannes wirkte sauber, aber wenig elegant.

Der Passant sah Jeremy in die Augen, nickte kurz, führte den Zeigefinger seiner rechten Hand an die Schläfe und sofort wieder zur Seite weg. Mit diesem stummen Gruß, einem Salutieren gleich, ging er vorbei und verschwand auf der anderen Seite wieder in der Nebelwand.

Stuart hatte jetzt ein Gesicht. Jeremy würde es nicht vergessen, da war er sich sicher.

Die Meldung ging am nächsten Morgen auf der Station ein, als Lennox noch keine fünf Minuten an seinem Platz saß. Überfall auf eine junge Frau in der Priestfield Road.

Zehn Minuten später untersuchten Jeremy und sein Kollege Peter Dryburgh den Tatort, ein kleines Reihenhaus am Rande des Golfplatzes direkt neben dem Holyrood Park. Eine junge Frau, die vierundzwanzigjährige Krankenschwester Eileen McCall, war offensichtlich in der Nacht brutal überfallen worden. Niemand hatte von dem Vorfall direkt etwas mitbekommen. Erst bei der Rückkehr der Eltern von einem Wochenend-Trip war das Schreckliche am Morgen bemerkt worden.

Lennox und Dryburgh machten sich ein Bild. Ein zerborstenes Fenster, demolierte Möbelstücke, zwei Einschüsse in einer Wand, Unmengen von Blut auf dem Bett, an den Wänden und auf dem Fußboden. Hier hatte jemand gemetzelt. Einen solchen Blutverlust konnte niemand überleben. Doch von der Frau keine Spur.

---ENDE DER LESEPROBE---