The Boxer - Piper Rayne - E-Book
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The Boxer E-Book

Piper Rayne

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Beschreibung

Kann ein Bad Boy ein gebrochenes Herz heilen? Nachdem ich herausgefunden hatte, dass mein Verlobter mich betrügt, ertränkte ich meine Sorgen in Wein und Eiscreme. Sechs Monate später überredeten mich meine Freundinnen dazu, mich wieder unter die Leute zu wagen. Sie schenkten mir einen Gutschein fürs Abenteuer-Dating. Ich war wenig begeistert, aber ich bin keine Frau, die einer Herausforderung aus dem Weg geht. Das war der Moment, in dem ich IHN traf. Lucas Cummings. Er war nicht der klassische reiche Junge, mit dem ich sonst immer ausging. Nein, er war der Typ tougher Bad Boy, vor dem jeder Vater seine Tochter warnen würde. Gekauft, dachte ich mir, genau das brauchte ich. Bis ich herausfand, dass Lucas so viel mehr als nur ein Boxer ist … Von Piper Rayne sind bei Forever by Ullstein erschienen: The Bartender The Boxer The Banker The One Best Man (Love and Order 1) The One Right Man (Love and Order 2) The One Real Man (Love and Order 3) Meinungen zum Buch: Könnte ich 10 Sterne verteilen, würde The Boxer sie bekommen. Die Fortsetzung der Reihe von Piper Rayne ist absolut gelungen. Ich bin restlos begeistert und war von Kapitel eins an gefesselt und total verliebt in Lucas 'sexy' Cummings. Leider war das Buch nach nur 8 Stunden viel zu schnell vorbei, aber ich konnte es einfach nicht weglegen. Bin gespannt auf die Lovestory von Lennon und the Banker. (Rezension auf Vorablesen) Heißer zweiter Teil! Ich mochte schon im ersten Teil das Dreiergespann sehr gern! Thalia, Whitney und Lennon sind einfach ein super Team. Ich finde den zweiten Teil genauso lustig, spannend und heiß wie den ersten. Dennoch muss man den ersten Teil nicht gelesen haben, um den zweiten zu verstehen. Ich freue mich sehr auf den dritten Teil und bin gespannt wie sich nun die Geschichte mit Lennon weiterdreht. (Rezension auf Vorablesen) Ich bin total begeistert von dieser Geschichte. Die Autorinnen haben einen locker flockigen Schreibstil. Die Sex-Szenen stehen eindeutig im Vordergrund. Aber auch die Geschichte zwischen Thalia und Lucas bleibt nicht auf der Strecke und man will immer schnell weiterlesen, um zu erfahren, wie es weitergeht. Ich kann eine Leseempfehlung aussprechen! (Rezension auf Vorablesen)

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Seitenzahl: 344

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Die AutorinPiper Rayne ist das Pseudonym zweier USA Today Bestseller Autorinnen. Mehr als alles andere lieben sie sexy Helden, unkonventionelle Heldinnen, die sie zum Lachen bringen, und viel heiße Action. Und sie hoffen, du liebst das auch!

Das Buch

Kann ein Bad Boy ein gebrochenes Herz heilen?Nachdem ich herausgefunden hatte, dass mein Verlobter mich betrügt, ertränkte ich meine Sorgen in Wein und Eiscreme. Sechs Monate später überredeten mich meine Freundinnen dazu, mich wieder unter die Leute zu wagen. Sie schenkten mir einen Gutschein fürs Abenteuer-Dating. Ich war wenig begeistert, aber ich bin keine Frau, die einer Herausforderung aus dem Weg geht. Das war der Moment, in dem ich IHN traf. Lucas Cummings. Er war nicht der klassische reiche Junge, mit dem ich sonst immer ausging. Nein, er war der Typ tougher Bad Boy, vor dem jeder Vater seine Tochter warnen würde. Gekauft, dachte ich mir, genau das brauchte ich. Bis ich herausfand, dass Lucas so viel mehr als nur ein Boxer ist …Von Piper Rayne sind bei Forever by Ullstein erschienen:The BartenderThe BoxerThe BankerMeinungen zum Buch:Könnte ich 10 Sterne verteilen, würde The Boxer sie bekommen. Die Fortsetzung der Reihe von Piper Rayne ist absolut gelungen. Ich bin restlos begeistert und war von Kapitel eins an gefesselt und total verliebt in Lucas 'sexy' Cummings. Leider war das Buch nach nur 8 Stunden viel zu schnell vorbei, aber ich konnte es einfach nicht weglegen. Bin gespannt auf die Lovestory von Lennon und the Banker. (Rezension auf Vorablesen)Heißer zweiter Teil! Ich mochte schon im ersten Teil das Dreiergespann sehr gern! Thalia, Whitney und Lennon sind einfach ein super Team. Ich finde den zweiten Teil genauso lustig, spannend und heiß wie den ersten. Dennoch muss man den ersten Teil nicht gelesen haben, um den zweiten zu verstehen. Ich freue mich sehr auf den dritten Teil und bin gespannt wie sich nun die Geschichte mit Lennon weiterdreht. (Rezension auf Vorablesen)Ich bin total begeistert von dieser Geschichte. Die Autorinnen haben einen locker flockigen Schreibstil. Die Sex-Szenen stehen eindeutig im Vordergrund. Aber auch die Geschichte zwischen Thalia und Lucas bleibt nicht auf der Strecke und man will immer schnell weiterlesen, um zu erfahren, wie es weitergeht. Ich kann eine Leseempfehlung aussprechen! (Rezension auf Vorablesen)

Piper Rayne

The Boxer

Roman

Aus dem Englischen von Dorothee Witzemann

Forever by Ullsteinforever.ullstein.de

Deutsche Erstausgabe bei Forever. Forever ist ein Digitalverlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin Mai 2018 (2) © Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2018 © 2017 by Piper Rayne Titel der amerikanischen Originalausgabe: The Boxer  Umschlaggestaltung: zero-media.net, München Titelabbildung: © FinePic® Übersetzung: Dorothee Witzemann ISBN 978-3-95818-230-1  Hinweis zu Urheberrechten Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken, deshalb ist die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben. In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich die Ullstein Buchverlage GmbH die Inhalte Dritter nicht zu eigen macht, für die Inhalte nicht verantwortlich ist und keine Haftung übernimmt.

Für unsere treuen Einhörner.

Kapitel 1

Meine Handtasche kippt über die Kante des Küchentischs, der Lippenstift rollt mir vor die Füße, und ich lasse die Tüten mit den Vorspeisen auf den Tisch fallen. Ich beeile mich, alles aufzuheben und zu verstauen, wo es hingehört. Seit ich die Hochzeit mit meinem betrügerischen Arsch von einem Verlobten abgesagt habe, hat mein Leben seine übliche Ordnung verloren.

Ein Blick auf die Uhr an der Mikrowelle sagt mir, ich habe fünf Minuten, bis meine beiden besten Freundinnen, Whitney und Lennon, hier sind. Am liebsten wäre mir, ich könnte ihnen absagen und mich auf die Couch fallen lassen, um die ganzen Vorspeisen allein zu essen. Also nehme ich mein Telefon in die Hand und spiele die Predigt, die sie mir halten werden, im Kopf durch.

Bin ich verrückt? Sie werden mir die Tür eintreten! Seit ich Chase, den besagten betrügerischen Arsch, vor dem Altar stehen gelassen habe, sind sie besessen von meinem Wohlergehen. Na ja, um genau zu sein, haben wir es erst gar nicht bis zum Altar geschafft. Ich bin nie in das weiße Kleid von Vera Wang geschlüpft. Dabei liebte ich dieses Kleid. Das ist noch ein riesiger Punkt auf der langen Liste der Dinge, die Chase mir versaut hat.

Es klingelt, und ich streife meine High Heels ab, hebe sie auf und gehe zur Tür. Lennon stürmt herein, bevor ich sie ganz öffnen kann; an ihren Armen hängen braune Papiertüten. Super, noch so ein Sexspielzeug, das wir für sie ausprobieren sollen. Meine Freundin und ihr Traum, eine Firma für Sexspielzeug aufzubauen, Gott helfe ihr.

»Zieh nicht so eine Schnute! Ich bringe Geschenke, die den Vollidiot auslöschen werden.«

»Ich ziehe keine Schnute, ich bin müde«, sage ich und gehe in Richtung Schlafzimmertür.

»Tahl, ich sage es dir nur ungern, aber seit der Katastrophe mit dem Vollarschloch bist du faul geworden. Früher hattest du genug Energie für fünf von mir.«

»Ich bin faul? Und das von einer Frau, die mit Papierhandtüchern unter den Füßen durch die Wohnung rutscht und es für Putzen hält.« Ich greife nach der Türklinke, um ins Schlafzimmer zu fliehen. Ich hoffe, dass der Abend halb vorbei ist, bis ich wieder daraus auftauchen muss. Nicht, weil ich meine Freundinnen nicht liebe, sondern weil sie mein Selbstmitleid langsam leid sind. Wenn sie weg sind, kann ich einen Löffel in meinen Becher Ben & Jerry’s stecken und die ganze Nacht Schnulzen gucken.

»Mach meine Putztechnik nicht schlecht, die funktioniert wirklich«, sagt Lennon und stellt ihre braunen Papiertüten auf meinen Küchenstuhl.

»Ist mir egal, was du in deiner Wohnung machst, aber nenn mich nicht faul.« Ich öffne die Schlafzimmertür.

»Deshalb lässt du immer Schuhe und Mantel an, wenn du zu mir kommst, oder? Das ist der Grund, warum wir immer herkommen müssen. Du bist ein Kontrollfreak, Tahl.« Sie reißt ihre zu stark geschminkten Augen auf und fordert mich zu einem Gegenschlag heraus, aber ich habe keine Lust, über meine Zwangsstörungen zu diskutieren. An Ordnung und Sauberkeit ist nichts auszusetzen.

Es klingelt wieder, und ich höre schon Lennons Schritte in Richtung Tür, also schleiche ich ins Schlafzimmer, um mich umzuziehen.

Meine Freundinnen. Ich liebe sie, aber ich wünsche mir, sie würden mich verdammt noch mal in Ruhe lassen.

Zwei Minuten später hämmert Lennons Faust an die Tür. »Komm raus da, Tahl!«

»Moment! Nun lasst mir doch zwei Sekunden Zeit, du meine Güte!« Ich öffne die Tür, und Lennon mustert mich von oben bis unten, als wären wir dreizehn und ich trüge den Katzenpulli, den mir meine Grandma zu Weihnachten geschenkt hat.

»Wir haben dir ein halbes Jahr Zeit gelassen.« Kopfschüttelnd mustert sie weiter missbilligend meinen Aufzug, nimmt mich beim Ellbogen und führt mich zur Couch.

»Sieht bequem aus«, sagt Whit lächelnd. Natürlich lächelt sie. Sie hat einen Mann gefunden, der sie mit Respekt behandelt. Sie ist mit dem respektablen Webber-Bruder zusammen, der nichts von Betrug hält. Im Moment frage ich mich, ob es das überhaupt gibt, einen Mann, der nicht alles auf einmal haben will. Ich sollte Whit warnen, bevor sie das Messer im Rücken hat.

Was verdammt noch mal denke ich da? Ich habe gesehen, wie Cole sie anschaut. So hat mich Chase kein einziges Mal angesehen.

Ich blicke auf meine Jogginghose und mein Schlabbershirt hinunter. »Danke, ist es.«

Whitney nickt und zeigt ihr übliches Lächeln.

»Um deine Garderobe kümmern wir uns gleich.« Lennon berührt mich an der Schulter, zieht dann aber schnell die Hand zurück. Sie hält den Finger in die Luft und schaut Whitney mit zusammengezogenen Augenbrauen an. »Was ist das?«

»Schokosoße. Ich habe mir gestern Abend einen Chocolate Malt gemacht und dann vergessen, dass das Shirt in die Wäsche muss.« Ich will aufstehen, aber Lennons Hand landet auf meinem Oberschenkel.

»Nein, wir können es später verbrennen.« Sie mustert mich – schon wieder – von oben bis unten.

»Du bist gemein«, sage ich genervt. Keine von beiden braucht hier zu sein. Ich komme prima allein klar.

»Wäre es dir lieber, wenn ich dich verhätschle?«, fragt sie mit zuckersüßer Stimme.

»Lennon«, warnt Whitney, und mir wird klar, dass sie sich über mich unterhalten haben.

»Nein, mir wäre es lieber, wenn Whitney mit mir kuschelt«, sage ich.

Lennon steht auf, schnaubt und geht zum Tisch. »Tahlia, du bist fertig mit der Welt«, sagt sie, als sie mit den Armen voller Vibratoren wiederkommt, die sie aus ihren mitgebrachten Tüten gezogen hat. Ich sehe jetzt, dass sie eine Verpackung für ihr Produkt hat, also macht sie wohl Fortschritte mit ihrem aufstrebenden Unternehmen.

»Lennon«, warnt Whitney sie wieder, aber Lennon ist nicht der Typ, der davor zurückschreckt, seine Gedanken mitzuteilen. Untertreibung des Jahrhunderts.

»Nein, Whit. Wir haben es jetzt ein halbes Jahr auf deine Art gemacht.« Lennon schießt einen Blick auf sie ab. »Wir haben sie wie ein rohes Ei behandelt. Zuckerbrot hat sie lange genug bekommen, jetzt braucht sie die Peitsche. Sagen wir es doch, wie es ist, ja? Schau dich doch mal an, Tahlia«, spricht sie an mich gewandt weiter. Ihre Hand macht eine Bewegung an meinem Körper auf und ab.

Ich sehe das Problem nicht.

»Du trägst Schlabberklamotten, die dir mindestens fünf Größen zu groß sind, und hast mehr Flecken darauf als das blaue Kleid von Monica Lewinsky. In der Hälfte der Fälle gehst du nicht ans Telefon, und du kommst nie mit, wenn wir was trinken gehen. Und rate mal, was ich in deinem Spülbecken gefunden habe?« Sie läuft hinüber und hält einen Löffel hoch.

»Einen Löffel?«, fragt Whitney kichernd. »Und du behauptest, Tahlia sei fertig mit der Welt«, sagt sie und lehnt sich in ihrem Sessel zurück, herausgeputzt in ihrer hübschen Jeans und dem T-Shirt.

»Wann hat Tahlia je etwas im Spülbecken liegen lassen?«

Ich stehe auf, steuere direkt auf sie zu, pflücke ihr den Löffel aus der Hand und verstaue ihn in der Spülmaschine.

»Ich war spät dran«, sage ich, während meine Haut zu jucken anfängt, als mir einfällt, dass ich heute Morgen, bevor ich zur Arbeit gegangen bin, vergessen habe, die Spülmaschine einzuschalten.

»Tahl.« Lennons Stimme wird leiser, und sie legt mir den Arm um die Schulter und führt mich wieder zur Couch. »Whitney und ich haben ein Geschenk für dich.«

»Ein Geschenk?« Mein Blick huscht zu Grinse-Whitney hinüber, die vor Aufregung auf ihrem Sitz herumwippt. Kann man eigentlich noch breiter grinsen?

Lennon drückt mich auf die Couch und geht zu ihrer Handtasche, aus der sie ein weißes Blatt Papier zieht.

Ich versuche, das nagende Gefühl in mir zu ignorieren, das mir sagt, dass Lennon in vielem durchaus recht hat, aber es wird schwieriger und schwieriger.

»Whit?«, flüstere ich mit zusammengekniffenen Augen. »Habe ich mich wirklich verloren?«

Das Knistern von Papier sagt mir, dass Lennon näherkommt.

»Nein«, versucht Whit zu lügen, aber ihr abgewandter Blick sagt mir die Wahrheit.

Eine ausgedruckte Auftragsbestätigung schwebt in meinen Schoß, und ich nehme sie hoch, wobei ich meinen abgeblätterten Nagellack bemerke. Sie haben also recht.

»Dein Geschenk, mit freundlichen Grüßen von Whitney und mir.« Mein Sofapolster hebt sich, als sich Lennon neben mich wirft.

»Danke. Wusstet ihr, dass Papier das traditionelle Geschenk für den ersten Hochzeitstag ist? Ich habe mein Geschenk für Chase noch im Schrank. Hey!« Als eine Idee in meinem Kopf aufblitzt, stehe ich auf und laufe ins Schlafzimmer. Ich ziehe die Plastikbox heraus, die alle Geschenke enthält, die ich im Voraus kaufe, und finde die Manschettenknöpfe und die Krawattennadel zusammen mit dem auf Papier ausgedruckten Text von »All of Me« von John Legend.

»Was ist das?«, fragt Whitney und setzt sich in meinem begehbaren Kleiderschrank neben mich.

Ich reiche ihr die kleine schwarze Schachtel.

Lennon lässt sich vor uns auf mein Bett fallen und atmet theatralisch aus. »Hast du ihm einen Stempel gekauft, auf dem steht ›Ich bin ein Arschloch‹?« Sie krabbelt von der Bettkante und zwischen Whitney und mich.

Whitney öffnet die Schachtel langsam, dann huscht ihr Blick zu mir und sie reicht sie an Lennon weiter.

»Ach, Tahl. Du warst viel zu gut für ihn.« Sie streckt sich aus und umarmt mich fest.

Das Zuknallen der Schachtel hallt in meinem Zimmer wider, und Lennon springt auf. »Was hast du noch?«, ruft sie und fängt an, mein Zimmer abzusuchen.

»Was?«, frage ich und stehe ebenfalls auf.

»Von ihm. Was versteckst du? Wir haben einen Monat nach der Trennung den Scheiterhaufen errichtet, aber das hier hast du uns nicht gegeben. Ich weiß, du versteckst noch etwas.« Sie zieht Schubladen heraus, durchwühlt meine ganzen Sachen. Ich folge ihr, schließe sie wieder und ordne alles genauso schnell, wie sie es auseinandernimmt.

»Ich habe nichts mehr. Die hatte ich ganz vergessen. Nimm sie, es ist mir egal. Ich bin über Chase Webber hinweg.« Meine Stimme wird immer höher, je länger Lennon wie ein Tornado in meinem Zimmer herumwirbelt.

Sie quetscht ihren dünnen Körper unter mein Bett. »Hast du da drunter eine Kiste voller Briefe oder so was? Auch wenn Chase nicht gerade wie der sentimentale Typ aussieht. Er konnte dir nicht einmal einen vernünftigen Orgasmus bescheren, um Himmels willen.« Sie taucht auf der anderen Seite wieder auf, wo Whitney mit verschränkten Armen auf sie wartet.

»Es reicht, Lennon«, sagt sie.

Aber Lennon wirft die Hände in die Luft. »Weißt du was? Gib mir das Shirt.« Sie kommt direkt auf mich zu, und ich springe aufs Bett, um ihr zu entkommen.

»Len«, sagt Whitney halb lachend, halb im Versuch, die Vernünftige zu sein.

»Ich finde es furchtbar, dich so zu sehen. Ich will meine zwangsneurotische Freundin wiederhaben! Die ihren Löffel in die Spülmaschine räumt. Die Firmenchefin, die alles im Griff hat. Und die gewaschene Klamotten trägt!« Sie springt aufs Bett, und ich hebe ein Kissen auf und werfe es nach ihr. Sie schlägt mich damit ins Gesicht. Richtig fest. »Gib auf, Tahl!«

»Du willst mein Shirt? Na schön!« Ich ziehe das schmutzige Stanford-T-Shirt aus, das ich Chase geklaut habe, als ich zum ersten Mal bei ihm übernachtet habe. Ein kleines Stück meines Herzens schrumpelt zusammen und stirbt, als ich ihr den letzten Überrest meines Lebens mit ihm übergebe.

»Danke.« Sie wirft sich das Shirt über die Schulter, und es fällt Whitney vor ihre hübschen Stiefeletten. »Steck es in die Tüte, Whit!«, befiehlt Lennon, ohne den Blick von mir abzuwenden.

»Tüte?«, frage ich.

»Vergiss die Manschettenknöpfe nicht.« Lennon ignoriert meine Frage. Whitney hebt die schwarze Schachtel vom Boden auf, nimmt dann mit spitzen Fingern mein T-Shirt und trägt es aus dem Zimmer.

Ich kann nicht mehr kämpfen, deshalb lasse ich mich auf die Matratze fallen, und Lennon fällt direkt neben mich. »Es tut mir leid, aber du brauchst liebevolle Strenge.« Ihre Stimme ist jetzt ganz weich.

Ich werfe einen Blick zu ihr hinüber und sehe ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen. Meine Freundinnen sind mein Ein und Alles, aber ich war nie diejenige, die Hilfe brauchte. Ich bin die mit dem gut bezahlten Job, die sechs Tage die Woche zum Training geht. Ich habe ein Sparkonto, auf dem tatsächlich etwas drauf ist, eine private Altersvorsorge und eine Wohnung im Herzen der Stadt. Wir haben alle eine Rolle in unserem Freundeskreis, und meine ist die der Organisierten, die ihr Leben in Terminplanern festhält und ihren Scheiß geregelt bekommt.

»Ich erinnere mich nicht, dass ich mich fürs Militär gemeldet habe«, scherze ich. So langsam fange ich doch wieder an, meine Freundinnen zu schätzen.

»Du musst raus aus deinem Loch«, sagt Lennon.

»Und zwar wörtlich«, ergänzt Whitney. Die Matratze senkt sich, als sie auf meiner anderen Seite Platz nimmt.

Wir drei liegen wie Sardinen Schulter an Schulter auf dem Bett. »Seit wann bin ich eigentlich so armselig?« Meine Stimme bricht, und die beiden greifen jeweils eine meiner Hände und drücken sie fest.

»Ich würde sagen, seit deine Zahnspange Jimmy Twendle in die Lippe geschnitten hat, als ihr euch gemeinsam im Schrank versteckt habt?«, scherzt Whit, und wir lachen.

Das sieht mir so gar nicht ähnlich. Ich suhle mich nie in Selbstmitleid. Ich fange an, mich aus Chases alter Trainingshose zu winden, jetzt trage ich nur noch Höschen und BH. Zum Glück habe ich meinen Zwang zu zusammenpassender Unterwäsche nicht auch noch verloren.

»Ähm, ich verstehe ja, dass es ein halbes Jahr her ist, aber benutz bitte den Vibrator, den ich dir geschenkt habe. Ich bin aus meiner Experimentierphase heraus«, sagt Lennon und rückt von mir ab. »Und lass dir um Himmels willen die Beine waxen.«

Ich verdrehe die Augen. »Schmeiß die in die Tüte.« Ich werfe ihr die Hose zu, und sie lächelt.

»Da ist unsere Tahl«, sagt Whit.

Wir setzen uns im Kreis auf mein Bett. »Super, wir gehen aus«, fügt Lennon hinzu.

»Ja, das tun wir«, sage ich und laufe zu meinem Kleiderschrank.

»Lasst uns tanzen gehen.« Lennon kommt hinterher und durchforstet meine Kleiderstangen.

»Darf Cole auch mitkommen?«, fragt Whitney.

Lennon seufzt. »Cole kann auch mal zu Hause bleiben.« Sie beäugt mich und tut so, als wäre sie verärgert. Aber Whitney weiß, wir alle lieben Cole.

»Ich rufe ihn an«, sagt Whitney und verlässt den Raum, ohne auf Lennon zu achten.

Fünf Minuten später kommt sie wieder herein und kaut verlegen auf der Unterlippe. »Ähm, Leute, was haltet ihr mal von etwas anderem?« Whitney lehnt sich mit der Schulter an den Türrahmen. Ich kenne sie schon seit der Grundschule, und sie macht sich offenbar Sorgen, dass uns nicht gefällt, was sie gleich fragen wird.

»Mal was anderes ist mein Lebenselixier«, sagt Lennon. »Hey, hat Cole Connections zur Regent Bar? Da will ich nämlich unbedingt mal hin.«

»Nein.« Whitney schüttelt den Kopf. »Vertraut mir einfach. Ich glaube, das ist genau das, was Tahlia braucht.« Sie beißt sich schon wieder auf die Unterlippe, aber ihr Mund verzieht sich zu einem Lächeln. Dann macht sie auf dem Absatz kehrt und geht zurück in mein Wohnzimmer.

Lennon und ich tauschen einen Blick. Ich habe ein flaues Gefühl im Magen, wenn ich darüber nachdenke, was »etwas anderes« bedeuten könnte. Aber Lennon grinst, als könnte sie es kaum erwarten, es zu erfahren.

Kapitel 2

Das Taxi hält irgendwo außerhalb von San Francisco. Durchs Fenster kann ich einen weitläufigen Parkplatz mit einem riesigen Zelt in der Mitte erkennen, aus dem an allen Seiten Menschen quellen. Darum herum befindet sich ein Bauzaun, und im Hintergrund entdecke ich irgendein Gebäude.

»Was ist das?«, frage ich, als Whitney den Taxifahrer bezahlt und ihre Tür öffnet, um auszusteigen.

»Aufregung, das ist es.« Lennon versetzt mir einen Hüftstoß, damit ich rausrutsche. Als wir schließlich beide auf der Straße stehen, schließt sie die Wagentür, und das Taxi fährt davon.

Whitney zieht ihr Telefon heraus und schreibt Cole, nehme ich an.

Lennon läuft auf den Trubel zu wie ein Kind auf die Kirmes. Whit und ich folgen ihr, während Whit ihr Telefon in ihre hintere Hosentasche steckt.

»Cole wartet am Eingang auf uns«, sagt sie ohne weitere Erklärung, wo wir sind.

»Was ist das?«, frage ich noch einmal und schaue auf meine Caprihose und die Sandalen hinunter. Ich weiß nicht so genau, ob ich richtig angezogen bin.

»Das ist ein Amateurboxabend. Cole kommt manchmal mit seinen Freunden her.«

Endlich beantwortet sie meine Frage, und ich wünsche mir, sie hätte es nicht getan. Meine Kehle wird trocken, und sie muss meine Reaktion bemerkt haben.

»Chase kommt nicht.« Sie legt mir den Arm um die Schulter und zieht mich an sich. »Cole versteht, dass Chase in meiner Nähe nie wieder etwas verloren hat.«

Ich lehne mich Schutz suchend enger an meine Freundin. »Und was ist, wenn ihr heiratet?«

Sie beugt sich zurück, damit ich sehen kann, wie ernst es ihr ist. »Wir brennen durch oder wir vergessen, ihm seine Einladung zu schicken. Cole hat mir sowieso noch keinen Antrag gemacht. Eins nach dem anderen.«

»Er ist immerhin sein Bruder.« Einer meiner Albträume ist, dass ich Chase ständig sehen muss, wenn meine beste Freundin seinen Bruder heiratet: bei ihrer Hochzeit, bei ihren Babypartys, bei der Schulabschlussfeier ihrer Kinder …

»Tahl.« Sie wartet, bis ich ihr meine volle Aufmerksamkeit schenke. Als ich ihr in die Augen schaue, fährt sie fort: »Lass uns mal einen Abend nicht über Chase reden.«

»Deal«, sage ich. Sie nimmt den Arm von meinen Schultern, und wir versuchen, Lennon in den Menschenmassen einzuholen, die hineindrängen.

»Und das soll der heiße Scheiß sein?«, frage ich, als ich merke, dass hier auf fünf Typen, die vor dem Eingang warten, eine Frau kommt.

Lennon schlendert auf uns zu. »Shit, was für eine Salamiparty.« Sie versetzt mir einen Stoß mit dem Ellbogen, denn sie ist der Meinung, sie müsse mich jedes Mal darauf hinweisen, wenn in einem Gespräch irgendetwas mit Wurst vorkommt, weil meinem Vater die größte Wurstfabrik von Nordamerika gehört.

Ich nicke und verdrehe die Augen. Es ist am einfachsten, die Witze hinzunehmen.

»Das sind ganz schön viele Typen. Ich glaube, Cole hatte die richtige Idee.« Whit und Lennon wechseln einen Blick und schauen dann mich an. »Du kriegst heute auf jeden Fall deine Ablenkung.« Whit stößt mich mit dem Ellbogen an.

Während ich mir die Rippen reibe, dämmert es mir: Whit glaubt auch, dass ich einen anderen Kerl brauche, um über Chase hinwegzukommen. Es ist nicht nur die verrückte Lennon – Whit, die Vernünftige in unserer Gruppe, ist ihrer Meinung.

Lennon freundet sich schnell mit zwei Typen an, die Tattoos auf jedem Zentimeter sichtbarer Haut zur Schau tragen. Die beiden nehmen sie zwischen sich, und sie schauen einander mit fasziniert leuchtenden Augen an.

»WHIT!«, schreit eine männliche Stimme, und wir stellen uns beide auf die Zehenspitzen, um über die Menge zu blicken.

»Cole«, sagt Whitney mit vor Liebe triefender Stimme, packt mich bei der Hand und zieht mich in Richtung Eingang.

»Wir sehen uns vielleicht drinnen, Jungs«, flirtet Lennon, als ich sie bei der Hand nehme und mitzerre.

Wir gehen wie die Grundschülerinnen: Händchen haltend und in einer Reihe. Als wir näherkommen, gibt Cole dem Typ am Eingang gerade Geld.

»Viel Spaß bei den Kämpfen«, sagt der Typ und mustert uns drei kurz.

»Die hier«, sagt Cole, umfasst Whit und hebt sie über den hüfthohen Metallzaun, »ist vergeben, aber die« – er zeigt auf Lennon und mich – »sind noch zu haben.«

Der Typ nickt und drückt uns Stempel auf die Hände, ohne uns aus den Augen zu lassen.

Ich lächle höflich und klettere auf den Metallzaun. Als ich mit einem Bein auf der anderen Seite feststecke, hilft mir Cole vollends hinüber.

»Hallo Tahl«, sagt er, und ich lächle. Seit dem Hochzeitsfiasko liegt in Coles Blick immer Mitgefühl, wenn er mich anschaut. Wäre alles richtig gelaufen, dann wäre Cole jetzt mein Schwager, aber leider glaubt sein Bruder nicht an Monogamie.

»Hallo Cole. Kommst du öfter her?«, frage ich kokett, und er lacht.

»Haben Lennon und Whit dir im Taxi schon Hinweise gegeben?« Er beäugt Whit, und mein bisschen gute Laune verfliegt. Cole ist auch eingeweiht?

Während Cole damit beschäftigt ist, Lennon von ihrem Flirt mit dem Typ am Eingang loszueisen, damit sie endlich reinkommt, schaue ich mich um. Was auch immer das hier für ein improvisiertes Untergrund-Kampf-Ding sein soll.

In mehreren Zelten sind sechs Boxringe angeordnet. Vom Taxi aus konnte man nicht erkennen, wie weit sich das Gelände nach hinten zieht. Hier laufen hauptsächlich Typen mit Plastikbechern herum, und Zigarettengeruch hängt in der Luft.

Als ein Kerl im Vorbeigehen eine Rauchwolke ausbläst, halte ich mir die Nase zu und wedle mit der Hand vor dem Gesicht. »Ekelhaft.« Ich strecke die Zunge heraus, und Whit pflichtet mir bei.

Cole und Lennon stoßen zu uns. Cole nimmt Whits Hand, und wir halten uns alle aneinander fest, während wir uns im Gänsemarschstil durch die Menge schieben. Cole führt uns zu einem Tisch im Barbereich.

Drei Typen, die aussehen, als sollten sie in einer Werbung für männlichen Haarausfall mitspielen, sitzen um den Tisch herum: einer ohne Haare, einer mit ein bisschen und einer mit mehr. Zu meinem Glück kenne ich sie nicht über Chase. Das ist das Gute an Cole: Er hängt nicht mit Leuten ab, die nur an seinem berühmten Namen interessiert sind. Ganz im Gegensatz zu seinem Bruder, der seinen Namen immer zu seinem Vorteil nutzt, ist er Cole fast peinlich. Cole versucht, nicht an die große Glocke zu hängen, wer sein Vater ist.

Cole setzt sich und bedeutet Whit, auf seinem Schoß Platz zu nehmen, denn es gibt nur noch zwei freie Stühle. Nicht dass es Whit etwas ausmachen würde. Ich habe genug Geschichten über ihr Sexleben gehört, um zu ahnen, dass sie sich wahrscheinlich gerade an seinem jetzt schon harten Schwanz reibt.

Ich setze mich ebenfalls, Lennon nicht.

»Bestell mir ein Bier, Tahl, ich bin gleich wieder da.« Sie geht zum nächsten Kampfring hinüber, und bald höre ich sie Rote-Hosen-Typ anfeuern. Das sagt sie wörtlich: »Los, Rote-Hosen-Typ! Er soll leiden!«

»Die fühlt sich überall wohl«, kommentiere ich.

»Nicht in einem Country Club«, scherzt Whit, denn als wir in der Highschool waren, habe ich Lennon einmal in den Country Club meiner Eltern mitgenommen, und dabei erlebte ich zum ersten Mal überhaupt eine stumme Lennon. Kein Wort während der ganzen Veranstaltung, bis wir wieder gingen.

»Stimmt.«

Wir lächeln uns an, und mir fällt mal wieder auf, was für tolle Freundinnen ich habe.

»Okay, das ist Tahlia.« Cole zeigt auf mich und beginnt die Vorstellungsrunde. Seine andere Hand bleibt fest auf dem Hintern seiner Freundin. »Tahl, das sind Derek, Sammie und Todd.« Er zeigt auf die drei Männer, die sich merkwürdig ähnlich sehen.

»Hallo«, sagen sie jeweils und winken.

»Seid ihr Brüder?«, frage ich, und sie schauen sich an, als wüssten sie nicht, wie sie antworten sollen.

»Ja«, sagt Sammie schließlich.

»Nett.« Ich schlage meine Beine übereinander, und wir plaudern eine Weile, dann werfe ich einen Blick zur Bar hinüber. »Ich glaube, ich hole uns mal was zu trinken.«

»Ich mach das schon.« Cole klapst Whitney auf den Hintern, damit sie aufsteht, und sie rutscht herum.

Doch ich hebe die Hand. »Nein, schon gut.« Ich hänge mir die Tasche quer um und straffe die Schultern, während ich in Richtung Bar gehe.

Die Schlange bewegt sich weiter, und man kommt sich vor wie auf der Hauptstraße einer Kleinstadt, so viele Leute scheinen sich hier zu kennen und sich im Vorbeigehen zu grüßen. Ich bin so bezaubert von der Freundlichkeit dieser Leute, einer Gruppe von Menschen, mit denen ich normalerweise keinen Kontakt habe, dass ich es nicht bemerke, als ein Typ auf mich zukommt.

»Hey, bist du dabei?«, fragt er.

Ich schaue mich um. Er ist eher klein, mit dunklen, nach hinten gegelten Haaren und einem ungepflegten Bart.

»Entschuldigung, wie bitte?«, frage ich und streiche mir die blonden Haare hinters Ohr.

»Der Kampf. Der letzte beginnt in ungefähr …« Er wirft einen Blick auf seine Rolex. Der Typ scheint recht wohlhabend zu sein, es sei denn, die Uhr ist eine Kopie, aber sie wirkt echt. Ich muss den Unterschied kennen, Chase besaß zwei. »… einer halben Stunde.« Ich bemerke ein Bündel Bargeld in seiner Tasche.

»Tut mir leid. Ich bin zum ersten Mal hier. Ich kenne die Kämpfer nicht.«

Sein Blick geht über meine rechte Schulter, dann wieder zu mir, und jetzt liegt ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen. »Möchtest du einen kennenlernen?«, fragt er, und ich schaue instinktiv nach links und rechts und erwarte, einen Kerl in roten oder blauen Boxershorts zu sehen, aber da ist keiner.

»Bekomme ich einen Backstagepass oder so was?«, frage ich.

Er lacht, und ich sehe einen Mund voll überkronter Zähne. »Nein, Babe, bekommst du nicht. Hör zu, so sind die Regeln: Heute Abend kämpfen Brock Hayes und Lucas Cummings. Dieser Kampf steht schon einige Zeit aus, und du hast eine Fünfzig-fünfzig-Chance.«

Meint der Typ das ernst? Er erwartet von mir, dass ich auf zwei Typen wette, von denen ich keine Ahnung habe, wer sie sind?

Die Schlange bewegt sich weiter, aber der Kerl weicht nicht von meiner Seite.

»Wie heißt du?«, frage ich die kleine Stechmücke, die mich anscheinend nicht in Ruhe lassen will.

»Shawn«, antwortet er.

»Okay, Shawn. Ich geb dir zwanzig.« Ich ziehe den Schein aus der Brieftasche und halte dabei diskret mein restliches Bargeld zu.

»Auf wen wettest du?«, fragt er, holt ein Los heraus und hält den Stift bereit.

»Ähm …« Im Kopf mache ich Ene, mene, muh.

»Ich würde auf Brock setzen«, wirft ein Typ ein, der plötzlich neben mir auftaucht.

Er hat unglaublich schöne grüne Augen. Ernsthaft: wie zwei Smaragde, die von einem Scheinwerfer angestrahlt werden. Mein Blick wandert nach unten zu seinem kantigen Kinn, dem Dreitagebart und den sinnlichen Lippen. In meinem Magen flattert es, mein Herzschlag stottert und Hitze bildet sich zwischen meinen Schenkeln. Wer ist dieser Mann?

»Warum?«, frage ich und schlucke.

»Lucas ist ein Neuling, und er ist der Underdog.« Er stellt sich breitbeiniger hin und verschränkt die Arme. Er trägt eine schwarze Trainingshose und ein T-Shirt, das so verblasst ist, als hätte es schon tausendmal das Innere einer Waschmaschine gesehen.

»Aber Shawn sagt, er sei ein ziemlich ebenbürtiger Kämpfer«, argumentiere ich.

Der Typ schaut Shawn an und dann wieder mich. »Er will dir dein Geld abnehmen. Glaub mir, wette auf Brock.« Er nickt und ein Mädchen kommt herüber und reicht ihm eine Wasserflasche. »Danke.«

Sie stellt sich auf die Zehenspitzen und küsst ihn auf die Wange. »Heute Abend?«, fragt sie, und ich weiß nur zu gut, was sie vorhat.

Entschuldigt mich, mir kommt die Galle hoch, ich muss sie kurz runterschlucken. Natürlich ist der umwerfende Typ eine männliche Hure.

»Danke für das Wasser«, sagt er, ohne auf ihre Frage einzugehen. Sie eilt davon, und er konzentriert sich wieder auf mich.

Ich will nur endlich meine Getränke holen und an meinen Tisch zurück, also wühle ich in meiner Brieftasche und ziehe einen Hundertdollarschein heraus. »Na gut. Einhundert auf Lucas.« Ich gebe mein Geld Shawn, und er kritzelt etwas auf einen Schein und reicht ihn mir.

»Falls Lucas gewinnen sollte« – er lacht, als wäre das unmöglich – »komm hinterher zu mir, dann zahle ich dich aus.« Er deutet auf einen langen Tisch direkt hinter der improvisierten Bar, vor der wir stehen, und ich nicke.

»Alles klar.«

Die Schlange rückt weiter, und Shawn geht zu den Leuten hinter mir über, aber der Hottie steht immer noch neben mir.

»Du magst also Underdogs?«, fragt er und trinkt von seinem Wasser. Ich beobachte, wie er sich die Lippen leckt. Verdammt, ich wette, er ist ein toller Küsser. Nicht, dass ich je einen Kuss erlebt hätte, der mich schwach in den Knien gemacht hätte, aber ich wette, dieser Kerl kann das.

»Ja.« Die Schlange teilt sich, und ich trete an die Bar und bestelle einen Pitcher Bier für den Tisch und ein Glas Muskateller Wein für mich.

»Sorry. Nur Bier, Wasser und Weinschorle«, sagt der Barmann.

Ich schaue ihn verständnislos an. »Wodka?«, frage ich.

Er schüttelt den Kopf. »Habe ich Wodka gesagt?«, knurrt er.

»Na ja, nein.«

»Na los«, jammert der Typ hinter mir.

Der Hottie wirft ihm einen warnenden Blick zu, woraufhin er einen Schritt rückwärts macht. »Gib ihr mein Zeug, Ted«, sagt der Muskelmann.

Der Barmann nickt und geht zu einer Kühlbox, aus der er eine Flasche Grey-Goose-Wodka zieht. Er gießt ihn in einen Plastikbecher und schiebt ihn mir zu.

»Ich nehme nicht an, dass ihr Limetten habt?«, frage ich, und der schroffe grauhaarige Barmann starrt mich ausdruckslos an. Er schraubt den Deckel der Wodkaflasche wieder zu und stellt sie in die Kühlbox zurück.

Der Hottie zieht mich am Ellbogen, und wir rutschen ans andere Ende der Bar weiter. »Das ist nicht so ganz deine Art von Veranstaltung, was?«, fragt er und nimmt noch einen Schluck von seinem Wasser.

»Wie kommst du darauf?«, frage ich ein bisschen beleidigt.

Sein freches Lächeln lässt perfekte weiße Zähne erkennen. »Weil du aussiehst, als würdest du jeden Moment anfangen, dir die Augen auszuweinen.«

»Nein.« Ich atme tief ein. Wer ist dieser Typ?

Ich bin hier.

Ich bin angezogen.

Ich trinke etwas.

Ich habe gerade auf einen Kampf gewettet.

Ich amüsiere mich hervorragend.

»Vielleicht war ich noch nie hier, aber ich bin nicht durcheinander und ich muss auch nicht weinen.« Ich schnappe mir den Pitcher Bier und meinen puren Wodka.

Er ergreift meinen Ellbogen, um mich aufzuhalten. »Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht beleidigen. Ich habe mich nur gefragt, warum du hier bist.«

Ich lasse die Schultern hängen. »Meine Freunde.« Ich zeige auf den Tisch, wo Whit gerade Cole die Zunge in den Hals steckt und zwei Mädchen mit den Brüdern flirten. Lennon ist nirgends zu sehen.

»Du bist mit den Mendles befreundet?«

Ich zucke die Achseln.

»Die Mendle-Brüder. Ihnen gehört das Studio, und sie veranstalten die Boxnächte.«

»Ehrlich?« Ich schaue wieder hinüber und sehe ihre mit Jeans und T-Shirts bekleideten Körper. Denen gehört ein Boxring? »Sie sind mit dem Typ befreundet, der gerade von der Zunge meiner Freundin wiederbelebt wird.«

Er lacht, und wir schauen uns einen Augenblick länger in die Augen als nötig. »Bist du auch so gut in Reanimation wie deine Freundin?« Er kommt näher, und ich weiche nicht zurück. Vielleicht ist dieser Typ gar nicht so schlecht, wie ich dachte.

»Nicht beim ersten Treffen, nein.«

»Erstes Date?«, fragt er. Der Minzduft seines Kaugummis weckt mich auf.

»Ich bin im Moment nicht auf der Suche nach einem Date«, sage ich.

»Nicht? Wie wäre es mit einem Freund?« Er nimmt meinen Wodkabecher und hebt ihn an die Lippen. Über den Rand schaut er mich an.

»Ich habe viele Freunde.«

»Man kann nie genug Freunde haben. Außerdem gibt es bei mir tolle Extras.« Er neigt den Becher, und ich verliere kurz seine Augen aus dem Blick, bis er schluckt und den Becher auf die Bar zurückstellt. Mit einem kurzen Seitenblick sehe ich, dass er mir wenigstens noch ein bisschen von meinem Drink übrig gelassen hat.

»Was für Extras?« Ich beuge mich ein Stück näher zu ihm; ich will, dass er mir sagt, was er mit mir anstellen würde.

»Interessiert?«, fragt er.

So peinlich es mir ist, das zuzugeben: Ich nicke. Sein arrogantes Grinsen wird breiter. Vielleicht ist ein Ablenkfick genau das, was ich brauche, und wenn schon, dann will ich diesen Typ. Dieser Kerl kann mir geben, was ich brauche – eine Wahnsinns-Sexparty, nach der ich tagelang nicht laufen kann.

Er wirft einen Blick hinter uns in die Menge und dann wieder zu mir. Dann nimmt er seine Wasserflasche von der Kante.

»Wie wäre es, wenn wir uns nach dem Kampf treffen und ich dir alle Extras zeige, die ich in unsere knospende Freundschaft einbringen würde?«

Die anfängliche Hitze zwischen meinen Beinen breitet sich zu einem Flächenbrand aus. Ich nicke; verbal kann ich meine Zustimmung nicht mehr übermitteln.

»Es gibt eine Stelle an der Nordseite des Zelts. Komm ungefähr eine halbe Stunde nach dem Kampf dorthin.«

Ich nicke, und er beugt sich vor; sein Atem kitzelt meine Haut.

»Ich brauche eine mündliche Zusage, bevor ich dir meine Vorzüge zeige.«

Dann richtet er sich auf, zwinkert mit einem seiner Smaragdaugen und dreht sich auf dem Absatz um.

Heilige Scheiße, habe ich mich gerade zu einem One-Night-Stand verabredet?

Kapitel 3

Ich stelle den Pitcher Bier auf den Tisch, und einer der Brüder fängt an, den anderen einzuschenken. Man könnte meinen, wenn sie heute Abend die Gastgeber sind, würden sie mir Drinks spendieren. Das wäre gentlemanlike. Allerdings ist Chase auch nie an die Bar gegangen, ohne mir einen mitzubringen. Also ist das vielleicht doch kein Zeichen für einen Gentleman. Von jetzt an kaufe ich mir meine Getränke selbst.

Der eine Bruder, Sammie, aka »der mit ein paar Haaren«, versucht, Konversation zu machen, und fragt mich nach meiner Handtasche. Mal ernsthaft, ist es das, was die Cosmo Männern heutzutage rät, um Interesse bei einer Frau zu wecken? Sie in ein Gespräch über ihre Accessoires zu verwickeln? Nein, danke. Whit bietet auch keine große Ablenkung. Sie sitzt immer noch auf Coles Schoß, obwohl jetzt ein Stuhl frei ist. Sie sind in ihrer Neue-Beziehung-Blase, und das ist ungefähr genauso nervtötend wie meine eingerissene Nagelhaut, an der ich herumzupfe. Ich werfe einen Blick auf meinen abgeblätterten, pflaumenblauen Nagellack und plane einen Maniküretermin für morgen.

Lennon tänzelt verschmitzt strahlend zu uns herüber. Das Chaos in unserer Umgebung unterstreicht nur ihre verschrobene Persönlichkeit.

Sie lässt sich auf den Stuhl neben mir fallen. »Ich habe gerade mit einem Typen geknutscht«, flüstert sie, als wären wir dreizehn und Jimmy Twendle hätte gerade mit ihr geflirtet.

»Super.« Ich nippe an meinem Drink und lasse mich von dem Brennen betäuben. Hoffentlich.

»Ich habe gehört, der nächste Kampf wird der Hammer. Dieser Brock ist ein gigantischer Scheißkerl, der noch keinen Kampf verloren hat.«

Sie schwadroniert weiter über seine bisherigen Kämpfe, deshalb lasse ich den Blick über die Menge schweifen und suche nach meinem Wodka-Kollegen. Leider sind es zu viele Leute, und ich finde ihn nicht.

»Komm, wir gehen!« Lennon steht auf und zieht mich am Arm zur Schlange an der Bar.

»Ich habe schon etwas zu trinken.« Ich hebe meinen Plastikbecher an, und sie verdreht die Augen.

»Heute ist der Abend, wo du loslassen sollst, und nur Alkohol bringt den nicht so analfixierten Teil deiner Persönlichkeit zum Vorschein. Apropos … hast du es jemals anal gemacht?«

Ich reiße kurz die Augen auf. »Du etwa?«

»Ähm, ja. Natürlich. Kennst du das Sprichwort: ›Wenn du es einmal anal gemacht hast, weißt du, dass man sich nicht dafür schämen muss‹?« Ihr Gesichtsausdruck sagt: »Also, bitte!«

»Von dem Sprichwort habe ich noch nie gehört«, erwidere ich ausdruckslos und stelle mich mit ihr in die Schlange.

Lennon zuckt die Achseln. »Was ist das?« Sie stellt sich auf die Zehenspitzen, um in meinen Becher schauen zu können. »Wie bist du an das harte Zeug rangekommen?«

»So ein Typ.« Ich zucke mit den Schultern.

»So ein Typ«, imitiert sie mich und wartet auf mehr Einzelheiten.

Ich schaue mich um, ob uns jemand hören kann. »Ich habe an der Bar einen Typen kennengelernt, und er will mich nach dem Kampf treffen«, sage ich leise, damit uns keiner belauschen kann. Aber es nützt nichts, denn sie quietscht so hoch, dass jeder Einzelne in einem Radius von drei Metern stehen bleibt und herüberstarrt. Dass sich Lennon kein Stück um alle anderen schert, wird klar, als sie beim zweiten Mal noch lauter schreit.

»Scheiße, das wurde auch echt mal Zeit! Heute lassen wir uns flachlegen.«

Mein Gesicht wird warm, und ich trete von einem Bein aufs andere und wünsche mir, ein Minikrater würde mich verschlucken. »Halt die Klappe!«, presse ich heraus, und sie verdreht die grauen Augen.

Die Schlange rückt weiter, und ich komme mir vor, als hätte ich ein Déjà-vu, als ich ihr folge.

»Wieso denn? Du bist wieder unter den Lebenden, das ist doch super! Wo ist er?« Sie schaut sich suchend um, als könnte sich die Menge teilen und er würde aus dem Nebel treten.

»Ich weiß nicht. Er hat gesagt, danach.« Ich nehme noch einen Schluck Wodka. Beim Gedanken an einen One-Night-Stand juckt es mich fast, als hätte ich Ausschlag.

»Sehr gut. Und so wie das hier aussieht, könnte dir jeder dieser Typen vermutlich multiple Orgasmen bescheren.« Mir bleibt der Mund offen stehen, und sie schaut endlich zu mir herüber. »Komm schon, Tahl. Ich weiß, dass Chase als Liebhaber egoistisch war.«

Ich verkneife mir eine Antwort, mit der ich Chase verteidigt hätte, aber es stimmt, er hat mich eigentlich nie richtig verführt. In der Hälfte der Fälle habe ich mich hinterher im Bad selbst zum Höhepunkt gebracht. Ach, Scheiße, wahrscheinlich sogar in neunzig Prozent der Fälle. Ich muss echt aufhören, ihn in Schutz zu nehmen.

Ich zucke die Achseln. So wirklich ist mir nicht danach, über meinen Ex-Verlobten zu reden, weil ich immer noch das Gefühl habe, dass ich keine besonders tolle Liebhaberin gewesen sein kann, wenn er sich während unserer Verlobungszeit durch die halbe Stadt gevögelt hat. Es gibt nichts Schlimmeres fürs Ego.

Beim Gedanken an Chase kippe ich den restlichen Wodka und behalte den leeren Becher in der Hand.

Als wir dran sind, beugt sich Lennon über die Bar.

»Okay, Ted.«

Sie weiß, wie er heißt?

»Was hast du? Irgendwo versteckst du das gute Zeug.« Sie zieht einen Hundertdollarschein heraus und wedelt damit vor seinem Gesicht herum. »Was kostet es?«

Ted, der unfreundliche Barmann von vorhin, lächelt und sieht jetzt fast freundlich aus.

»Lennon«, seufzt er. Dann dreht er sich um und rückt zwei Kühlboxen zur Seite.

»Sag mir bitte, wie du den Barmann schon persönlich kennen kannst, wenn wir gerade mal eine Stunde hier sind?«

Sei klimpert mit den Wimpern. »Ich bin nett.«

Ich lasse es gut sein, und Ted kommt mit einer Flasche Everclear wieder.

»Auf keinen Fall, Lennon.« Ich schüttle den Kopf und ziehe damit Teds Aufmerksamkeit auf mich.

»Zwei, bitte«, sagt Lennon, steckt den Hundertdollarschein in seine Hosentasche und tätschelt ihm die Wange.

»Ich trinke das nicht«, teile ich ihr mit, aber Lennon ignoriert wie üblich alles, womit sie nicht einverstanden ist.

»Ich wünsche den Damen einen schönen Abend.« Ted lächelt wieder, und mich wirft sein Sinneswandel fast aus der Bahn.

»Wir sehen uns später, Ted«, sagt Lennon, nimmt mir den leeren Becher aus der Hand und wirft ihn in einen Mülleimer. Dann reicht sie mir den fast reinen Alkohol.

Ich bin keine große Trinkerin, und ich habe mehr als einmal Freunde stockbesoffen von dem Zeug gesehen. Damals im College habe ich Lennon einmal gerade noch davon abgehalten, auf einer Verbindungsparty zu strippen. Ein anderes Mal dachte Whit, ein Bierfass sei ihr Freund, und fing an, das Fass zu knutschen. Und wie oft habe ich die Reinigungsrechnung für ein Taxi gezahlt, nachdem Chase es mit Everclear übertrieben hatte? Das Zeug ist fies, und ich werde bestimmt nicht das nächste Opfer.