Tinnitus natürlich heilen - Brigitte Hamann - E-Book

Tinnitus natürlich heilen E-Book

Brigitte Hamann

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Beschreibung

Was tun, wenn es im Ohr pfeift, klingelt, rauscht oder brummt? Rund 19 Millionen Deutsche haben oder hatten diese quälenden Ohrgeräusche und etwa drei Millionen sind akut von chronischem Tinnitus betroffen. Die Schulmedizin kann die Ursache von Tinnitus bis heute nicht erklären und die Ärzte sind meist ratlos. Brigitte Hamann zeigt in diesem kompetenten Ratgeber ganzheitliche und natürliche Therapiemethoden, mit denen Sie Ihren Tinnitus nicht nur lindern, sondern heilen können.

  • Welche unterschiedlichen Formen des Tinnitus gibt es?
  • Was sind mögliche körperliche oder psychosomatische Ursachen?
  • Was kann ich selbst tun, wenn mein Arzt mir nicht helfen kann?
  • Welche Therapieformen bieten die besten Heilungschancen?
  • Welche Sofortmaßnahmen verschaffen bei akutem Tinnitus rasche  Linderung?
  • Was sind die populärsten Fehler, die bei der Behandlung von Tinnitus gemacht werden?
  • Können Ernährungsfehler und Mangelzustände zu Tinnitus führen?
  • Welche Rolle spielt Stress? Ist Tinnitus ein Alarmsignal der Seele?
  • Ist blockierte Lebensenergie der wahre Grund für die unangenehmen Ohrgeräusche?
  • Welche Meditationen und Entspannungsübungen unterstützen die Überwindung von Tinnitus?
  • Welche Nahrungsergänzungsmittel helfen den Tinnitus zu besiegen?
  • Welche Mittel der Naturheilkunde haben sich bei der Bekämpfung des Tinnitus bewährt?

Es gibt keine Pille gegen Tinnitus, aber viele ganzheitliche Angebote von wirksamen Therapieformen, die nun endlich in diesem fundierten Ratgeber nachzulesen sind. So können Sie aktiv an Ihrer eigenen Heilung mitwirken und Ihre Ohren nicht nur wieder in Einklang, sondern auch zur Ruhe bringen.

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1. Auflage November 2011 2. Auflage März 2012 3. Auflage als Sonderausgabe November 2015 4. Auflage als Sonderausgabe November 2017 5. Auflage als Sonderausgabe Dezember 2020 6. Auflage als Sonderausgabe Mai 2023

Copyright © 2011, 2012, 2015, 2017, 2020, 2023 bei: Kopp Verlag, Bertha-Benz-Straße 10, D-72108 Rottenburg

Alle Rechte vorbehalten

Covergestaltung: Monika Dreja Satz und Layout: opus verum, München

ISBN E-Book 978-3-86445-530-8 eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

Die veröffentlichten Ratschläge wurden mit größter Sorgfalt von Verfassern und Verlag erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann jedoch nicht übernommen werden. Ebenso ist eine Haftung der Verfasser bzw. des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden ausgeschlossen. Jeder Benutzer ist zur sorgfältigen Prüfung der durchzuführenden Medikation verpflichtet. Jede Dosierung oder Applikation erfolgt auf eigene Gefahr.

Gerne senden wir Ihnen unser Verlagsverzeichnis Kopp Verlag Bertha-Benz-Straße 10 D-72108 Rottenburg E-Mail: [email protected] Tel.: (07472) 98 06-10 Fax: (07472) 98 06-11Unser Buchprogramm finden Sie auch im Internet unter:www.kopp-verlag.de

Ein paar Worte zuvor

»Die Zukunft hängt von dem ab, was wir heute tun.«

Mahatma Gandhi

Mit diesem Buch möchte ich Ihnen Mut machen. Es soll Sie dabei unterstützen, einen Überblick über die Behandlungsmöglichkeiten bei Tinnitus zu bekommen und die richtigen auszuwählen. Nicht jede Therapie ist für jeden Menschen richtig. Was dem einen geholfen hat, kann sich beim anderen als wirkungslos erweisen. Auch Erfolgszeiträume sollten nicht auf die Art verglichen werden, dass sie zum Maßstab werden und Erfolgsdruck auslösen. Ihr Verbesserungs- oder Heilungsweg kann länger oder kürzer sein, die Geräusche können verschwinden oder ab und zu wiederkommen. Tinnitus verlangt eine liebevolle Zuwendung zu sich selbst und die Geduld, eine Therapie, für die man sich entschieden hat, nicht frustriert nach kurzer Zeit über Bord zu werfen.

Eine sinnvolle Tinnitus-Therapie sollte auf mehreren Säulen stehen. Kombinieren Sie entspannende Methoden oder solche, die helfen, den Ohrgeräuschen weniger Aufmerksamkeit zu schenken, mit einer geeigneten Ernährung, eventuell mit einem Nahrungsergänzungsmittel und anderen Wegen. Angesichts der Vielzahl von Behandlungsmethoden werden Sie sich fragen, welche denn nun die richtige für Sie ist.

Tinnitus betrifft in besonderem Maße Ihr seelisches Wohlbefinden und damit Ihre Gefühle. Suchen Sie sich deshalb die Wege aus, die Ihrem Gefühl und Ihren Bedürfnissen am besten entsprechen. Vielleicht haben Sie schon einmal Qigong geübt, und es hat Ihnen Freude gemacht. Machen Sie mehr davon und regelmäßig. Wenn Sie gute Erfahrungen mit Hildegard-Medizin gemacht haben, probieren Sie aus, was sie Ihnen empfiehlt. Stellen Sie sich ein Programm aus den alternativen Methoden und Mitteln zusammen, die Ihnen am meisten zusagen. Denken Sie dabei daran, dass weniger oft mehr ist. Bleiben Sie lieber länger und konsequent bei nur einem Weg beziehungsweise einer Kombination, als sich durch ein ausuferndes Potpourri noch mehr unter Stress zu setzen.

Medizinische Behandlungen gehören in die Hand eines Arztes oder Heilpraktikers. Auch homöopathische Mittel sollten Sie abklären, nicht zuletzt wegen der für Sie optimalen Potenz. Tinnitus hat jedoch immer eine psychosomatische Komponente, auch dann, wenn Fehlstellungen der Wirbelsäule oder des Kiefers der Auslöser sind. Jedem körperlichen Merkmal entspricht ein psychischer Hintergrund, der sich in diesem Merkmal ausdrückt. Offensichtlich ist dies bei erworbenen Fehlstellungen, denn hier stellt sich die Frage, warum sie erworben wurden, warum man in eine Fehlhaltung ging, ganz von selbst. Dauerlärm, Nebenwirkungen von Medikamenten und so weiter scheinen zwar auf den ersten Blick nichts mit der Psyche zu tun zu haben, sondern eine äußere Einwirkung zu sein. Zweifellos ist Tinnitus nicht die einzige mögliche Reaktion auf Dauerlärm – es könnten auch Magen- oder Darmbeschwerden, Kopfschmerzen oder Hautprobleme sein. Weshalb Tinnitus? Machen Sie sich deshalb immer auch auf die Suche nach den seelischen Ursachen Ihrer Symptome. Finden Sie heraus, was Ihre verspannten Schultern, eine Kieferfehlstellung oder eine Kreislauferkrankung über Sie und Ihre innere Wirklichkeit aussagen. Finden Sie heraus, was Ihnen wirklich fehlt.

Wie Sie in diesem Buch feststellen werden, sind Behandlungsmethoden wie Infusionen oder die hyperbare Sauerstofftherapie allgemein üblich, obwohl ihre Wirksamkeit wissenschaftlich in keiner Weise belegt ist, die teilweise gravierenden Nebenwirkungen jedoch schon. Andererseits wird einigen alternativen Methoden nicht nur die Anerkennung verweigert, sie werden sogar in der offiziellen Literatur negativ bewertet, weil der wissenschaftliche Nachweis fehlt. Dazu gehört zum Beispiel die Biomentale Therapie von Dr. Greuel.

Interessant ist auch, dass es für die meisten neueren, durch wissenschaftliche Studien bestätigten Erkenntnisse und die sich daraus ergebenden Behandlungsstrategien, besonders im Bereich der Musik- und Klangtherapie, Vorläufer gab, die schon früh in diese Richtung dachten. Aufgrund fehlender finanzieller Möglichkeiten waren entsprechende Studien nicht möglich. Fördergelder, die meist von Pharmakonzernen kommen, standen und stehen für diese Vordenker nicht zur Verfügung.

Ausführlich werden Heilsysteme aus anderen Kulturräumen wie die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), der Ayurveda und die Tibetische Medizin vorgestellt. Das soll nicht bedeuten, dass diese Systeme die westliche Medizin ersetzen können oder sollen. Östliche und westliche Systeme unterscheiden sich grundlegend in ihrer Herangehensweise und können einander sinnvoll ergänzen. Wenn Sie chronischen Tinnitus haben, lohnt es sich, einen genügend langen Versuch mit einer dieser Heilweisen zu machen, die schon vielen Betroffenen Linderung oder Heilung gebracht haben.

Zu Tinnitus wird viel geforscht. Die Ergebnisse sind bisher wenig zufriedenstellend, und die Lehrmeinungen weichen zum Teil stark voneinander ab. Tun Sie selbst, was Sie tun können: Informieren Sie sich, wählen Sie Therapieformen aus, die Ihnen liegen, und wenden Sie sie an. Verändern Sie Ihre Lebensgewohnheiten. Ohne Ihre innere Einstellung, Ihre Bereitschaft, Zeit und Geduld einzusetzen, etwas auszuprobieren und sich von einem anfänglichen Mangel an Erfolg, der immer möglich ist, nicht entmutigen zu lassen, wird sich kein Erfolg einstellen.

Auf diese Weise sind Sie langfristig vermutlich selbst Ihr bester Arzt. Trotzdem lohnt es sich, die Neuentwicklungen auf dem Gebiet der Tinnitus-Forschung zu verfolgen, wie zum Beispiel die Musiktherapie von Christo Pantev oder die Entwicklung von Cochlea-Implantaten der Firma Neurelec, die Sie unter anderem in diesem Buch beschrieben finden. Beeindruckende Ergebnisse kommen auch von altbewährten Methoden wie der Traditionellen Chinesischen Medizin.

Tinnitus – Alarm im Ohr

Die Fakten zu einer Volkskrankheit

»Vor etwa zwölf Monaten bemerkte ich Geräusche in meinem linken Ohr. Es sind unterschiedliche Töne. Ich höre ein zischendes Geräusch, als ob Dampf entweicht, in das sich ein beunruhigendes, dumpfes Geräusch mischt, etwa so als würde Wasser mit großer Geschwindigkeit durch Rohre fließen. Zuerst kamen und gingen die Geräusche. Es schien keinerlei Erklärung dafür zu geben, warum sie sich veränderten. Ich fühlte mich so erleichtert, wenn ich sie nicht hörte. Es gab Tage, sogar Wochen ohne jeden Lärm im Ohr. Ich dachte sogar schon, ich hätte ihn mir nur eingebildet. Dann wachte ich eines Tages auf, und die Geräusche waren wieder da. Nach etwa acht Monaten wurden sie konstanter. Das erschreckte mich zutiefst. Ich überlegte, was zum Teufel das zu bedeuten hatte! Mein erster Gedanke war, dass der Lärm ein Zeichen für ein körperliches Leiden sein musste – und zwar ein ernsthaftes. Alles, was ich denken konnte, war: Was ist das nur? Was bedeutet das? Wird es jemals wieder weggehen?«

Haben Sie etwas Ähnliches erlebt? Oder kennen Sie jemanden, der Ihnen davon erzählt hat? Fast jeder Mensch hört ab und zu Geräusche. Im Volksmund spricht man von Ohrensausen. Vor allem in Stresssituationen kann es zu einem kurzzeitigen Pfeifen, Klingeln oder Rauschen kommen, das jedoch so schnell wieder vergeht, wie es gekommen ist.

Für eine wachsende Zahl von Menschen ist das anders. In ihren Ohren pfeift, klingelt, rauscht, summt, pocht oder zischt es dauerhaft, wobei die Intensität und Lautstärke variieren und von jedem anders und mehr oder weniger belastend wahrgenommen werden. Am häufigsten ist ein hoher Pfeifton, manchmal klingt es, als würde ein Zug vorbeifahren, oder es hämmert sogar in den Ohren. Es können auch mehrere Geräusche gleichzeitig auftreten. Der medizinische Fachausdruck »Tinnitus« ist von dem lateinischen Wort tinnire abgeleitet, das »klingeln« oder »wie eine Glocke klingen« bedeutet.

Die meisten Tinnitus-Patienten leiden unter dem sogenannten subjektiven Tinnitus, bei dem in der Hörbahn Nervenimpulse entstehen, die normalerweise von äußeren Schallquellen ausgelöst werden. Die so erzeugten Geräusche im Kopf oder in den Ohren haben eines gemeinsam: Nur die Betroffenen hören sie, denn in der Umgebung gibt es kein vergleichbares Geräusch, das auch andere Menschen wahrnehmen könnten. Für viele ist das eine zusätzliche Belastung, denn andere können nur begrenzt verstehen, was der von Tinnitus geplagte Mensch erlebt. Mit neueren Untersuchungsmethoden wie der Positronen-Emissions-Tomografie (PET) ist es inzwischen jedoch möglich, Aktivitäten auf der Großhirnrinde nachzuweisen, die charakteristisch für Tinnitus sind.

Im Gegensatz dazu können bei objektivem Tinnitus auch andere die Ohrgeräusche hören, zum Beispiel mithilfe eines Stethoskops. Nur bei etwa einem Prozent der Tinnitus-Fälle wird ein objektiver Tinnitus festgestellt, bei dem der Arzt ein pulsartiges Geräusch hören und messen kann, das meist von einer Gefäßerkrankung ausgeht. Auch andere körperliche Veränderungen in der Nähe des Innenohrs, zum Beispiel in den Muskeln, können hörbare Geräusche hervorrufen.

Tinnitus ist kein Phänomen unserer Zeit. Bereits Schriften aus Babylon und Indien, die um 1500 v. Chr. verfasst wurden, berichten von unangenehmen Geräuschen im Ohr. Inzwischen betrifft Tinnitus sehr viele Menschen. Stress und Lärmbelastung, Hektik und Erfolgsdruck, aber auch Stress erzeugende Lebensgewohnheiten überfordern immer mehr Menschen und führen zu unterschiedlichen psychosomatischen Reaktionen, vor allem in Ballungsgebieten und Städten. Man schätzt, dass weltweit rund 440 Millionen Menschen von Tinnitus betroffen sind. In Deutschland sind es rund drei Millionen, in Österreich etwa 800 000 und in den USA über 40 Millionen. Die größere Zahl der Betroffenen kommt mit den Ohrgeräuschen relativ gut aus. Viele fühlen sich jedoch im Alltag eingeschränkt und leiden unter Schlafstörungen. Etwa 250 000 Menschen allein in Deutschland empfinden die Geräusche als chronische Belastung. Einige werden so sehr davon gequält, dass Sie an Selbstmord denken. Wie gut ein Mensch mit chronischem Tinnitus leben kann, hängt weniger von der Lautstärke oder der Art des Geräusches ab als von seelischen Faktoren, die es leichter oder schwieriger machen, mit ihm zu leben.

Schwerhörigkeit und Tinnitus gehen oft Hand in Hand. Nach den Angaben der Deutschen Tinnitus-Liga (DTK) leiden rund 80 Prozent der Schwerhörigen auch unter Ohrgeräuschen. Tinnitus bringt jedoch nicht zwingend einen Hörverlust mit sich. Das Gehör kann trotz der Geräusche sogar sehr gut sein.

Jeder Mensch hört irgendwann in seinem Leben Ohrgeräusche, ohne dass es sich um den im Gehirn erlernten Prozess des Tinnitus handelt. Nach dem Motto »Wer sucht, der findet« machtenMorris F. Heller undMoe Bergman 1953 ein einfaches, aber wirkungsvolles Experiment. Es zeigte, dass fast jeder Mensch unter geeigneten Bedingungen Ohrgeräusche wahrnimmt, vor allem wenn in der Umwelt kaum Geräusche vorhanden sind und wenn er sich auf das Hören konzentriert, da unser Körper viele Geräusche produziert, die unser Hörfilter normalerweise unterdrückt. Dazu gehört die elektrische Aktivität in den Körperzellen.

Das Heller/Bergman-Experiment: 80 Personen, die keinen Tinnitus hatten, hielten sich fünf Minuten lang in einem schallisolierten Raum auf. Sie sollten jedes Geräusch aufschreiben, das sie hörten. Die Versuchspersonen glaubten, sie würden einen Hörtest machen, tatsächlich aber herrschte fünf Minuten lang völlige Stille. Das erstaunliche Ergebnis war, dass 93 Prozent der Teilnehmer nach etwa zwei bis drei Minuten über Geräusche berichteten: ein Summen, Pulsieren, Pfeifen oder andere Töne, die denen von Tinnitus-Betroffenen ähnelten.

Aus wissenschaftlicher Sicht sind die Ohrgeräusche keine Krankheit, sondern ein Symptom, das auf eine seelische oder körperliche Ursache hinweist. Die Deutsche Tinnitus-Liga e. V. (DTL) erklärt dazu: »Tinnitus ist ein Symptom, vergleichbar dem Schmerz. Tinnitus ist immer auch ein Warnsignal, dass wir uns übernommen haben, im körperlichen oder seelischen Bereich. Nicht das Symptom Tinnitus muss vordringlich behandelt werden, sondern die Ursachen. Deswegen ist die Diagnostik sehr wichtig.« Für viele Betroffenen ist es wichtig zu wissen, dass Tinnitus keine psychische Erkrankung ist, da die Isolation, die entsteht, wenn andere nicht hören, was man selbst hört, dazu führen kann, sich als »nicht normal« zu erleben.

Inzwischen gibt es eine lange Liste von möglichen Ursachen, die auch in diesem Buch besprochen werden. Die Meinungen darüber, was Tinnitus wirklich auslöst und was ihn chronisch werden lässt, gehen allerdings auseinander. Sicher ist inzwischen, dass bestimmte Gehirnareale überaktiv sind. Meist werden keine organischen Ursachen gefunden. Wenn man über das Phänomen Ohrgeräusche nachdenkt, ist das nicht erstaunlich. Nicht umsonst sprechen wir davon, dass unter bestimmten Bedingungen »Alarmglocken in uns schrillen«. In den meisten Fällen dürften seelische Gründe wie Überforderung, Reizüberflutung, Ohnmachtsgefühle oder unausgelebte Aggressionen die auslösenden Faktoren sein. Aus psychosomatischer Sicht kann Tinnitus ein Alarmsignal sein, das auf einen Zustand aufmerksam macht, der anders keinen Ausdruck findet, aber auch eine Abschirmung dagegen, etwas hören zu müssen, was den Betreffenden noch schlimmer zu sein scheint als die Geräuschbelastung, oder eine Form von Autoaggression, bei der Schuldgefühle eine zentrale Rolle spielen.

Der HNO-Arzt und Allergologe Michael Zimmer kennt Tinnitus sowohl aus der Sicht des Arztes als auch aus eigenem Erleben. In seinem Buch Tinnitus – Leiden als Chance beschreibt er einen über die medizinische oder musiktherapeutische Behandlung hinausgehenden Weg, um mit den Ohrgeräuschen umzugehen. Tinnitus sieht er als die Folge einer permanenten seelischen Anspannung, die sich lösen kann, wenn die Betroffenen sich mit der eigenen Biografie und Persönlichkeitsentwicklung beschäftigen. Durch diese innere Veränderung können auch die Ohrgeräusche wieder verschwinden. Treten sie zu bestimmten Zeiten wieder auf, sollen sie als hilfreiches Signal und Korrektiv aufgenommen werden, nicht aber als Feind.

»Das Insekt im Ohr«

»Da ist ein Insekt in deinem Ohr. Wenn du kratzt, verschwindet es nicht.

Es wird jucken und brennen und stechen, und du wirst sehen, was das Kratzen bringt … «

Bono

Tinnitus betrifft Menschen aller Altersklassen und Berufsgruppen. Bono ist einer von vielen Prominenten, die Tinnitus haben. In seinem Lied Staring At The Sun berichtet der Sänger der Rockband U2, wie es ihm damit geht. Seinen Künstlernamen leitete er von dem Namen des Ladens Bonavox Hearing Aid in Dublin ab, wo er sein Hörgerät kaufte.

Laute Musik löste bei dem Sänger Neil Young Tinnitus aus, was ihn veranlasste, zu akustischer Musik (»unplugged«) überzugehen. Auch der Fusion- und Jazz-Gitarrist Al Di Meola gab die elektrische Gitarre aus diesem Grund auf. Bei Eric Clapton, George Harrison und Sting war ebenfalls laute Musik die Ursache. Und der Sänger und Schlagzeuger Phil Collins hat nicht nur einen starken Tinnitus, sondern ist auch auf einem Ohr taub.

Der britische Discjockey, Schauspieler und TV-Star Jimmy Savile erklärte zu seinen Ohrgeräuschen: »Sie stören mich nicht im Geringsten. Sie erinnern mich an all die Mädels, die ich gekannt habe, und an all die Discos. Ich habe mir es mit diesem Freund ganz gemütlich gemacht.« Ganz anders erging es William Shatner, vielen bekannt als Captain Kirk. Mitte der 1960er bekam er Tinnitus durch eine laute Explosion am Filmset während der Dreharbeiten zu Star Trek. Die Ohrgeräusche seien einer der Gründe für das Scheitern seiner zweiten Ehe gewesen und hätten ihn sogar dazu veranlasst, an Selbstmord zu denken, erklärte Shatner.

Auch die Rockmusiker Ozzy Osbourne und Moby sowie die Schauspieler Sylvester Stallone und Keanu Reeves leben mit Tinnitus. Bei der politisch engagierten Sängerin und Schauspielerin Barbra Streisand fingen die Ohrgeräusche schon mit sieben Jahren an, was sie als Grund für ihr aufbrausendes Temperament sieht. Der britischen Zeitung The Independent erklärte sie, ihr sei manchmal schwindlig, und sie würde sogar nachts von den Geräuschen aufwachen. Sie weigert sich jedoch, ein Hörgerät zu tragen. Lieber übertönt sie den Tinnitus mit Musik und anderen Geräuschen. Auch die Schauspielerin Elke Winkens leidet seit einem Trommelfellriss an einem »Brummen im Ohr«.

Viele Prominente aus anderen Berufen leben ebenfalls mit Ohrgeräuschen. Zu ihnen zählte der ehemalige amerikanische Präsident und Schauspieler Ronald Reagan. Bereits in seiner Jugend hatte Reagan Hörprobleme und Tinnitus. In späteren Jahren benötigte er ein Hörgerät. Auch der frühere US-Präsident Bill Clinton musste akzeptieren, dass er ein Hörgerät brauchte – vielleicht als Folge seiner aktiven Teilnahme an einer Blasmusikkapelle. Schon in seiner Zeit als Gouverneur von Arkansas hatte er einen Hörverlust bei einem Gesundheitscheck erwähnt. Doch erst 1997, in seiner zweiten Legislaturperiode im Weißen Haus, war er bereit, sich behandeln zu lassen. Zu den ehemaligen US-Präsidenten mit Tinnitus zählt auch der legendäre Dwight D. Eisenhower.

Die Liste Prominenter mit Ohrgeräuschen geht in der Geschichte weit zurück. Schon der römische Kaiser Titus erklärte, »ein Wurm bohre und brumme in seinem Kopf«. Berühmte Komponisten wie Friedrich Smetana, Ludwig van Beethoven und Engelbert Humperdinck litten darunter, ebenso wie Martin Luther. Der spanische Maler Francisco de Goya erlitt nach einer schweren Krankheit einen Hörverlust mit Ohrgeräuschen, und der Maler Vincent van Gogh soll unter Morbus Menière gelitten haben. Man nimmt an, dass er sich deswegen ein Ohr abschnitt, wie auf seinem berühmten Selbstbildnis zu sehen ist. Auch der Komponist Robert Schumann hatte Tinnitus. Er beschrieb ihn als Musik, die »ihm Engel vorsangen«. Der britische Naturwissenschaftler Charles Darwin wurde durch seine Evolutionstheorie bekannt – und führte Aufzeichnungen über die Intensität und Häufigkeit seiner Ohrgeräusche.

Noch viel mehr bekannte Namen ließen sich aufzählen. All diese Menschen zeigen, dass es auch mit Ohrgeräuschen in unterschiedlichen Stadien möglich ist, etwas aus seinem Leben zu machen.

Chronischer Tinnitus und Heilungschancen

Aus medizinischer Sicht besteht ein chronischer Tinnitus, wenn die Ohrgeräusche seit einem Jahr oder länger bestehen. Bis zu drei Monaten wird noch von einem akuten Tinnitus gesprochen, im Zeitraum von vier bis zwölf Monaten von einem subakuten Tinnitus. Diese Unterscheidung wird für die Planung der ärztlichen Behandlung herangezogen. Die beste Prognose stellen Ärzte für den akuten Tinnitus. Aus diesem Grund wirkt die Diagnose »chronischer Tinnitus« auf den ersten Blick erschreckend. Viele Dinge, die von außen an uns herangetragen werden, könnten uns aus der Bahn werfen, wenn wir sie ungefiltert übernehmen. Genau genommen besagt diese Diagnose jedoch nur, dass ein Mensch andauernde Ohrgeräusche hat. Es muss kein Leiden und keine Krankheit daraus werden. Mit entsprechenden Methoden kann man lernen, mit den Geräuschen zu leben, ohne dass sie zur lähmenden Belastung werden, oder, wie zahlreiche Fälle zeigen, zu erreichen, dass sie sich vollständig oder fast vollständig verlieren. Dennoch: Je früher ein Tinnitus behandelt wird, desto größer sind die Aussichten auf einen baldigen Erfolg.

»Wehre den Anfängen! Zu spät wird die Medizin bereitet, wenn die Übel durch langes Zögern erstarkt sind« – diese Empfehlung gab der römische Dichter Ovid in seiner Schrift Heilmittel gegen die Liebe. Sein Rat ist zu einem geflügelten Wort geworden, das wir nicht nur in Liebesdingen bedenken sollten. So gilt er auch in vielen Fällen für den Umgang mit Symptomen und Erkrankungen, wobei manche durchaus erst nach längerer oder langer Zeit geheilt werden können. Wodurch Tinnitus auch immer ausgelöst wurde, er ist ein Warnzeichen, das ernst genommen und frühzeitig behandelt werden muss. Ein Pfeifen, Klingeln, Sausen oder Rauschen im Ohr, das nach zwei bis drei Tagen nicht abklingt, sollte von einem HNO-Arzt untersucht werden, ein Hörsturz, bei dem Taubheit dazu kommt, sofort. Je schneller der Tinnitus behandelt wird, desto größer sind nach aktuellem Kenntnisstand die Aussichten auf Heilung. Denn unabhängig davon, wo die Geräusche ursprünglich herkommen, speichert das Gehirn sie nach einiger Zeit ab. Der Tinnitus verselbstständigt sich, er braucht keinen konkreten Auslöser mehr. Deshalb gilt Tinnitus, der nicht innerhalb von drei Monaten erfolgreich mit den entsprechenden Maßnahmen (Infusionen, durchblutungsfördernden Mitteln oder der hyperbaren Sauerstofftherapie) behandelt werden konnte, aus schulmedizinischer Sicht als chronisch und unheilbar. Dann bleibt nur »Schadensbegrenzung«: sich an den Tinnitus gewöhnen, ihn managen lernen, am besten weghören (zum Beispiel mit Hilfe der Tinnitus-Retraining-Therapie).

Geben Sie niemals auf

»Es gibt mehr Leute, die kapitulieren, als solche, die scheitern.«

Henry Ford

Ein solches Eingeständnis – oder besser die Überzeugung, dass es keinen Weg mehr aus dem Tinnitus gäbe – macht erst eine unumstößliche Tatsache daraus und bedeutet aufzugeben. Manche Wege dauern länger und führen über allerlei Umwege. Aber es gibt »mehr zwischen Himmel und Erde, als eure Schulweisheit sich träumen lässt«, wie William Shakespeare sagte. Spätestens wenn die Schulmedizin am Ende ist, beginnt der eigene Weg mit dem eigenen Körper. Er braucht Zeit, liebevolle Zuwendung, Geduld und die Bereitschaft, das eine oder andere lange genug auszuprobieren und eventuelle Fehlerquellen zu suchen, wenn etwas nicht funktioniert hat. Außer bei Spontanheilungen, die Sie nicht bewusst beeinflussen können, gibt es kein perfektes und für jeden geeignetes Tinnitus-Mittel. Wäre das so, gäbe es keinen Tinnitus mehr in der Welt. Die vielen Betroffenen würden vielleicht eine »Pille« danach schlucken oder sich alle auf eine Therapieform stürzen.

Die ersten medizinischen Maßnahmen sind ein Versuch, vor allem im Akutfall zu helfen. Alles Weitere bleibt dem Einzelnen überlassen, der sich fachkundig beraten, letztlich aber selbst entscheiden muss, welchen persönlichen »Tinnitus-Plan« er aufstellen und ihm folgen möchte.

Auch in den drei bis sechs Monaten, nachdem die Geräusche aufgetreten sind – und später –, ist meist noch alles offen. Mit der Zeit wird es zwar weniger wahrscheinlich, dass die Töne wieder dauerhaft verschwinden, es ist aber nicht aussichtslos. Der Grund für die größere Hartnäckigkeit der Geräusche liegt darin, dass sich das Lärmphänomen in bestimmten Hirnarealen einprägt. Dieser Umstand ist kein Grund, mutlos zu werden. Geben Sie die Hoffnung niemals auf, wieder geräuschfrei zu werden. Es gibt sehr viele Beispiele für Heilungserfolge oder zumindest eine entscheidende Verbesserung bei Menschen, denen Ärzte keine Chance gaben. Damit sind nicht nur sogenannte Wunderheilungen gemeint wie im Fall von Édith Piaf, die als Kind an einem unheilbaren Augenleiden litt, das zur Erblindung führen sollte. Nach einer Wallfahrt zur heiligen Thérèse von Lisieux, die sie mit ihrer Großmutter unternahm, begannen Édiths Augen zu gesunden. Ob Édiths fester Glaube an eine Hilfe oder die heilige Thérèse selbst diese Wandlung herbeiführte, ist letztlich nicht von Bedeutung. Sicher ist, dass ohne Glauben an die Möglichkeit, gesund werden zu können, keine Heilung stattfinden kann. Auch der Schauspieler Christopher Reeve, der nach einem Sturz vom Pferd querschnittsgelähmt war und nicht mehr ohne Hilfe atmen konnte, erzielte Ergebnisse, die die Ärzte für unmöglich hielten. Sein erklärtes Ziel, wieder laufen zu können, konnte er zwar nicht verwirklichen, aber seine Geschichte ist ein besonderes Beispiel dafür, was möglich ist, wenn ein Mensch an sich glaubt und den festen Willen hat, alles zu unternehmen, auch wenn es kaum oder keine Aussichten zu haben scheint. Bei Tinnitus gibt es übrigens zumindest in der ersten Zeit immer wieder Spontanheilungen.

Vielleicht verlieren sich die Ohrgeräusche nicht vollständig. Viele Menschen, die starke Ohrgeräusche erlebten, zum Beispiel nach einem Hörsturz, berichten jedoch, dass sie nach einiger Zeit wesentlich weniger laut und störend wurden. Dazu trägt auch die Tatsache bei, dass die Wahrnehmung des Tinnitus subjektiv ist. Je stärker die Abwehr und Angst, desto höher die Stressbelastung und desto intensiver der Geräuschpegel. Eine große Zahl von Menschen hat gelernt, die Ohrgeräusche zu akzeptieren und ihre Aufmerksamkeit anderen Dingen zuzuwenden. Sie treten dann in den Hintergrund und werden oft erst wieder bewusst, wenn Ruhe und Stille einkehren. Die beste Strategie bei dauerhaftem Tinnitus ist, ihn anzunehmen und ein persönliches »Tinnitus-Management« zu entwickeln, für das Sie in diesem Buch Vorschläge finden.

Das Tao des Tinnitus – ein Erfahrungsbericht

»Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es.«

Erich Kästner

In seinem Artikel »The Tao of Tinnitus« berichtet Michael Graeme, der Betreiber und Autor der englischen Rivendale Review Website, von seinem Tinnitus und wie er ihn mit einer Mischung aus Akupunktur, Qigong und Tai-Chi heilte. Die im Internet weit verbreitete Meinung, Tinnitus sei so gut wie nie heilbar, wollte er keinesfalls teilen. Besonders ärgerlich fand er andererseits die angepriesenen »Wunderkuren«. Als sein Tinnitus im Frühling 2006 begann – ein Geräusch, als ob Luft aus einem undichten Rohr entweichen würde –, ging er zunächst zu einem HNO-Arzt, der ein Wachsstück in seinem linken, vom Tinnitus betroffenen Ohr fand und entfernte. Die Geräusche blieben. Der Arzt empfahl ihm, sich an die Geräusche zu gewöhnen. Er meinte, Michael Graeme sei wohl bei zu vielen Rockkonzerten gewesen. Das stimmte nicht, und auch die Geräuschkulisse in dem Labor, in dem Graeme täglich arbeitete, stufte er nicht als so unangenehm laut ein, dass sie der Auslöser gewesen sein konnte.

Graeme entwickelte ein System, mit dem er täglich in drei Graden beurteilen konnte, wie stark er den Tinnitus am Vortag wahrgenommen hatte. Einmal im Monat sah er sich die durchschnittliche Entwicklung an und stellte fest, dass die Stärke des Tinnitus ziemlich stabil blieb. Obwohl manche Spezialisten die Ansicht vertreten, ein Tinnitus-Tagebuch zu führen, sei keine gute Idee, weil es zu einer Konzentration auf das Problem führt, waren die Aufzeichnungen für Graeme hilfreich, um schnell feststellen zu können, wie gut oder schlecht der vorherige Tag gewesen war. Nach dieser Feststellung schloss er das Buch und begann seinen Tag. Später war er froh, das Buch geführt zu haben, denn als die Ohrgeräusche besser wurden, konnte er die Ergebnisse schwarz auf weiß sehen und fühlte sich darin bestärkt, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. 18 Monate später – zu dem Zeitpunkt, an dem er seinen Bericht verfasste – hatte sich sein Tinnitus gemäß seiner Aufzeichnungen von 55 bis 60 Prozent auf etwa 35 Prozent verringert. Das bedeutete, dass sein Leben aus mehr Tagen bestand, die er als gut einstufte.

Er suchte einen Spezialisten für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) auf und begann eine Behandlung. Die Sitzungen liefen meist in der gleichen Form ab: eine kurze Prüfung der Zunge und der Pulsfrequenz, 20 Minuten Akupunktur, 20 Minuten Rücken- und Halsmassage. Danach bekam er bestimmte Kräuter und ging nach Hause. Einige Male wurde er mit Ohrkerzen behandelt, was er entspannend fand, ohne sagen zu können, ob der Tinnitus dadurch beeinflusst wurde. Sieben Monate machte er diese Behandlung. Sie kostete 700 Britische Pfund. Zum damaligen Wechselkurs waren das über 1000 Euro – etwa der Preis eines Urlaubs oder eines guten Computers, meint Graeme. Für ihn war das keine Kleinigkeit, aber es war wichtiger als alles andere. Denn die Frage war: Hat es geholfen? Und seine Antwort: Ja! Nach seinen Aufzeichnungen verbesserten sich die Ohrgeräusche sofort, wenn auch nur geringfügig. In den folgenden Monaten zeigte sich eine stetige Verbesserung. Die Wirkung auf den Tinnitus war aber nicht die einzige Veränderung, die Michael Graeme wahrnahm. Im Sommer 2007 fühlte er sich unglaublich energievoll und zehn Jahre jünger. Zusätzlich zu den TCM-Behandlungen hatte Graeme einmal wöchentlich Tai-Chi- und Qigong-Kurse besucht und täglich zu Hause geübt.

Hier sind Michael Graemes Ratschläge für Tinnitus-Betroffene:

1. Suchen Sie zuerst einen HNO-Arzt auf und lassen Sie eventuelle körperliche Probleme abklären.

2. Alternativ können Sie zu einem TCM-Spezialisten gehen, um seine Diagnose zu erfahren und nach Kräutern, Massage und Akupunktur fragen – oder was immer er Ihnen empfiehlt, um Ihr System wieder zu harmonisieren. Fragen Sie, wie lange die Behandlung etwa dauern wird, dann wissen Sie, worauf Sie sich einstellen sollten.

3. Überlegen Sie, ob Sie gleichzeitig Tai-Chi und/oder das Acht-Brokate-Qigong machen wollen (die Übungen zum Acht-Brokate-Qigong finden Sie zum Beispiel auf der Homepage http://innere-kraft-64.de/acht_brokate.htm und in verschiedenen Büchern).

4. Notieren Sie sich die Stärke Ihres Tinnitus, sodass Sie vergleichen können, wie Ihre Fortschritte sind.

5. Erinnern Sie sich daran, dass Sie nicht an Tinnitus leiden – er ist nur ein Symptom. Wenn Sie, was wahrscheinlich ist, an Erschöpfung und Überlastung leiden, stellen Sie sicher, dass Sie genügend schlafen – mindestens acht Stunden und mehr, wenn möglich.

6. Trinken Sie spät nachts nicht viel, gleich ob Alkohol oder etwas anderes. Vermeiden Sie, nachts aufstehen und zur Toilette gehen zu müssen. Das stört Ihren Schlaf.

Zum Schluss erklärt Michael Graeme: »Tinnitus ist ein beunruhigender Zustand, der uns auf uns selbst zurückwirft. Niemand anderer wird dieses Problem für Sie lösen. Übernehmen Sie deshalb die Verantwortung dafür, Ihre körperliche Verfassung, die innere Ausgeglichenheit und Ihr Wohlbefinden zu verbessern. Für mich waren Tai-Chi und Qigong die Wege, die mir das ermöglicht haben.«

Der Tinnitus-Fragebogen – machen Sie eine Bestandsaufnahme

Unsere subjektive Wahrnehmung variiert vor allem dann stark, wenn wir emotional betroffen sind. Finden Sie mithilfe des folgenden Fragebogens heraus, wie häufig die Ohrgeräusche auftreten, wie intensiv sie sind, welche Art von Geräusch sie sind und wie sie sich auf Ihre Gefühle, Ihr generelles Wohlbefinden und Ihre Lebensführung auswirken. Lassen Sie sich Zeit für die Beantwortung. Nehmen Sie zunächst die vergangene Woche als Grundlage für die Antworten. Vielleicht ist es auch gut, einige Tage zu beobachten oder die Antworten nach einigen Wochen nochmals zu korrigieren.

Nur eine Antwort ist möglich. Wenn Sie etwas zusätzlich zu einer Frage notieren wollen, nehmen Sie ein gesondertes Blatt.

1. Ich höre die Ohrgeräusche den ganzen Tag, vom Aufwachen bis zum Einschlafen.

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2. Ich kann wegen der Ohrgeräusche nicht einschlafen.

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3. Ich wache nachts wegen der Ohrgeräusche auf.

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4. Ich liege wegen der Ohrgeräusche lange Zeit wach.

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5. Die Ohrgeräusche machen mich deprimiert und unglücklich.

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6. Die Ohrgeräusche machen mich angespannt.

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7. Die Ohrgeräusche machen mich wütend.

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8. Ich bin verwirrt und durcheinander wegen der Geräusche.

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9. Ich fühle mich wegen der Geräusche hilflos und verzweifelt.

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10. Ich kann mich wegen der Geräusche nicht konzentrieren.

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11. Ich bin weniger gern mit Menschen zusammen.

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12. Ich habe Panikanfälle wegen der Geräusche.

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13. Ich kann mich wegen der Ohrgeräusche nur schlecht entspannen.

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14. Mein Leben ist nicht mehr lebenswert, wenn das so weitergeht.

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15. Ich mache mir Sorgen, ob die Ohrgeräusche ein Zeichen sind, dass etwas ernsthaft nicht mit meinem Körper stimmt.

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16. Ich mache mir Sorgen, ob die Ohrgeräusche ein Zeichen sind, dass etwas ernsthaft nicht mit mir stimmt.

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17. Ich denke oft darüber nach, ob die Geräusche wieder weggehen werden.

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18. Ich will einfach nur, dass die Geräusche weggehen. Ich will nur meine Ruhe.

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Bei den folgenden vier Fragen nehmen Sie bitte die umgekehrte Bewertung vor: 0 ist die beste Bewertung, wenn Sie der Aussage voll und ganz zustimmen können. 1 bedeutet etwas weniger Zustimmung, 2 noch weniger, 3 bedeutet, dass die Aussage gar nicht zutrifft.

19. Ich denke, dass es schlimmere Dinge gibt als Tinnitus.

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20. Ich denke, dass ich lernen kann, mit den Geräuschen zu leben.

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21. Ich bin nicht der einzige Mensch, der Tinnitus hat.

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22. Ich komme die meiste Zeit gut mit den Geräuschen zurecht.

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Zählen Sie nun alle Zahlen zusammen. Notieren Sie das Ergebnis mit Datum, sodass Sie es gegebenenfalls mit einem späteren vergleichen können. Die Summe liegt zwischen 0 und 66. Wenn Ihre Auswertung eine Zahl zwischen 0 und 11 ergibt, kommen Sie mit Ihrem Tinnitus gut zurecht. Sie haben sich an die Geräusche gewöhnt und gelernt, mit ihnen umzugehen. Trotzdem kann die eine oder andere in diesem Buch beschriebene Methode hilfreich für Sie sein. Bei einer Summe über 11 sollten Sie aktiv werden. Klären Sie in jedem Fall zuerst mögliche körperliche Ursachen mit einem HNO-Arzt ab. Auch wenn sich körperliche Auslöser finden, die medizinisch behandelbar sind, zum Beispiel durch Medikamente oder eine Operation, kann es für Sie sinnvoll sein, zusätzlich Wege zu beschreiten, die Ihre seelische Situation in das Zentrum der Aufmerksamkeit stellen. Denn auch bei körperlichen Ursachen stellt sich die Frage, ob sie die Folge einer seelischen Anspannung und Stressbelastung sind. Auch eine Kieferfehlstellung oder Wirbelsäulenproblematik kann durch Muskelverkrampfungen entstehen, die wiederum auf tiefere Ursachen zurückgehen. Wenn sich keine körperlichen Ursachen finden und Sie auch keinen äußeren Bedingungen wie Dauerlärm ausgesetzt sind, sollten Sie in Ihrem Leben auf die Suche gehen. Etwas ist zu viel oder läuft falsch, wenn Ihre Ohren Sie in milderer oder heftigerer Form alarmieren.

Schätzen Sie den Grad Ihrer Belastung ein

Der HNO-Arzt Dr. Eberhard Biesinger hat eine Einteilung entwickelt, mit der Sie den Grad Ihrer seelischen Belastung bestimmen können:

Grad 1: Der Tinnitus wird nur wahrgenommen, wenn man daran denkt beziehungsweise sich darauf konzentriert. Es fällt leicht, die Geräusche zu ignorieren.

Grad 2: Der Tinnitus wird bei Ruhe, in Stresssituationen und bei Sorgen und seelischen Belastungen wahrgenommen. Insgesamt kommen die Betroffenen gut zurecht, das heißt, der Tinnitus ist »gut kompensiert«. Sie wünschen sich jedoch, dass die Geräusche nicht mehr auftreten.

Grad 3: Die Ohrgeräusche stellen eine ständige Störung oder Belastung dar. Der Tinnitus ist nur mit Mühe kompensiert, ein unbeschwertes Leben ist nicht möglich.

Grad 4: Die Ohrgeräusche sind unerträglich. Die Betroffenen können an nichts anderes denken, nicht arbeiten, sind depressiv und haben Panikattacken. Der Tinnitus ist »dekompensiert«.

Tonaler oder nicht tonaler Tinnitus?

Für die Auswahl der Selbsthilfemethode oder Therapie, vor allem einer Musiktherapie, kann es von Bedeutung sein, ob Sie einen tonalen oder nicht tonalen Tinnitus haben. Eine Klangtherapie eignet sich zum Beispiel nur für tonalen Tinnitus. Hören Sie ein Pfeifen, Klingeln, Summen oder Zirpen? Dann haben Sie einen tonalen Tinnitus. Wenn Sie stattdessen ein Rauschen, Brummen, Surren, Knacken, Knistern oder Rumpeln hören, ist Ihr Tinnitus nicht tonal.

Der Aufbau des Ohrs

Um mit Tinnitus gut umgehen zu können, müssen Sie nicht detailliert wissen, wie das hochkomplexe Sinnesorgan Ohr aufgebaut ist. Ein Überblick genügt, um zum Beispiel eine Behandlungsmethode wie das Cochlea-Implantat zu verstehen.