Tot im Wohnwagen - Elisa Scheer - E-Book

Tot im Wohnwagen E-Book

Elisa Scheer

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Beschreibung

Die Neubausiedlung Birkenried (vgl. Eine schwierige Familie) ist noch eine Großbaustelle, aber in der Fontaneallee, wo einige vergammelte Wohnwagen stehen, breitet sich ein ekelerregender Gestank aus. Nele Garbrecht, eine der ersten Bewohnerinnen in diesem Bauabschnitt, beschwert sich deshalb und tatsächlich findet die Polizei in einem der Wohnwagen eine schon etwas ältere Leiche. Bei einer Leiche bleibt es aber nicht und Nele beginnt zu fürchten, man könnte über sie eine Verbindung zwischen den Fällen konstruieren. Schließlich aber gelingt es dem Team um Anne Malzahn, beide Morde aufzuklären - wobei Anne sich fragt, warum in einem der Fälle frühere Ermittlungen nirgendwohin zu führen schienen. Nele wird so nicht nur entlastet, sie kommt auch einem Kollegen im Sellinger Bürgerzentrum etwas näher, so dass sich am Ende alles zum Guten wendet.

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Seitenzahl: 352

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Alles frei erfunden!

Imprint

Tot im Wohnwagen. Kriminalroman

Elisa Scheer

published by: epubli GmbH, Berlin

www.epubli.de

1

Verdammt, schon fast acht Uhr! Nele eilte die Fontaneallee entlang, die immer noch wie eine Mondlandschaft wirkte. Kriegten die Bauträger die letzte Rate nicht erst, wenn die Außenanlagen fertig waren? Brauchten die das Geld nicht? Alles war voller Schutthaufen und schon wieder halb bewachsener Erdhügel, dazwischen standen Baumaschinen, die man anscheinend vergessen hatte. Weit und breit war kein Bauarbeiter zu sehen.

Na, vielleicht wurden die erst tätig, wenn sie selbst im Bürgerzentrum Selling saß, und hörten auf, bevor sie nach Hause kam.

Sie eilte weiter und ärgerte sich sofort wieder: Die Fontaneallee war immer noch komplett zugeparkt und zwar mit ältlichen Wohnwagen. Konnten die Besitzer die blöden rostigen Dinger nicht auf ihrem eigenen Grundstück bunkern? Oder noch besser gleich auf den Schrottplatz bringen, wo die meisten ja sowieso hingehörten? Jedenfalls sahen sie so aus.

Immerhin, da vorne war die Bushaltestelle – und der Siebener fuhr gerade weg, Mist! Bloß wegen dieser schrecklichen Straße!

Nein, das war dann doch unfair, sie hatte einfach getrödelt, obwohl sie heute doch vor acht noch die Unterlagen für den ersten Termin fertigmachen wollte. Gut, die Frau kam um halb neun, das schaffte sie noch locker, so lange fuhr der Bus auch wieder nicht zum Bürgerzentrum in der Kölner Straße.

Aber hier stank es, eindeutig. So ähnlich wie alter Leberkäse, fand sie. Wahrscheinlich hatte jemand seine Brotzeit schon vor Tagen in der Sonne vergessen und jetzt wurde sie zügig wieder lebendig.

Igitt… sie lief etwas schneller, denn der nächste Bus tauchte schon in der Ferne auf.

Immerhin fuhren die Busse hier im Fünfminutentakt, sehr lobenswert. Aber die Buslinie war auch die einzige Verbindung zur Stadt – über die Rabenbrücke, durch Henting und die MiniCity und dann nach Selling. Woanders wollten die Birkenrieder wahrscheinlich sowieso nicht hin – und in die City kam man von Selling aus mit praktisch jedem Bus.

Da konnte man sich eigentlich nicht beklagen, überlegte sie, durch die angelaufenen Scheiben nach draußen starrend, ohne viel wahrzunehmen.

Überhaupt, wenn man von den stinkenden und Platz raubenden Wohnwagen einmal absah, wohnte sie schön. Ihre neue Wohnung war zwar nicht ganz billig, aber sehr geschickt geschnitten und durch die Smart-Home-Elemente ausgesprochen praktisch.

Die doofe Urschel Rosa behauptete ja, elektronische Geräte seien Stromverschwendung… Als ob für Papierbücher nicht jede Menge Bäume sterben würden – und zu einer Buchhandlung kam man von Birkenried aus auch nicht ohne Verkehrsmittel, also kamen der Bus oder der Lieferwagen dazu. Digital – kein Gramm Sprit! Wenn man Rosa so etwas vorrechnete, fing sie regelmäßig zu heulen an und rannte dann aus dem Zimmer.

In Wahrheit konnte sie bloß nicht mit einem Computer umgehen – dieses Geächze und Geseufze, wenn sie einen Fallbericht tippen und Gott behüte an der richtigen Stelle abspeichern musste! Die arme Tanja, die mit ihr in einem Zimmer saß, musste dann meistens einspringen.

Als der Bus in die Kölner Straße einbog, schreckte sie nun doch aus ihren Gedanken hoch und schlängelte sich zur Tür durch. Puh! Busfahren war eigentlich kein Spaß, aber mit dem Rad war es von Birkenried aus einfach zu weit – und die Straßen auf diesem Weg hatten keine Radwege. Und mit dem Auto? Wo bitte sollte man hier in Selling parken? Vom Carbon Footprint ganz zu schweigen…

Immerhin war sie früh genug gekommen, um diesen Sanierungsplan noch einmal durchzugehen: Die hoch verschuldete Jenny Meusel war offenbar den online-Casinos verfallen und tröstete sich mit Shopping über ihre desolate Situation hinweg; sie mussten heute zusammentragen, wem alles sie wieviel schuldete, wieviel sie tilgen konnte und wie sie sich das Spielen und das Shoppen abgewöhnen konnte. Verdeckte das irgendwelche anderen Probleme? Partnerschaft? Beruf? Eltern oder Geschwister? War sie wohl schon so süchtig, dass sie eine echte Therapie brauchte?

Das glaubte Nele eigentlich nicht. Sie fuhr ihren Rechner hoch und stellte gleichzeitig mit der anderen Hand ihre Tasche ab: Handy, Brotzeit, Trinkflasche, Taschentücher, Geld und Einkaufsbeutel.

Sonja, die sich gerade am Schreibtisch gegenüber ähnlich einrichtete, grinste ihr zu. „Morgen. Wieder die totale Selbstversorgerin?“

„Morgen. Klar. Schau, was soll ich hier denn sonst machen? In diesem fiesen Snackautomaten ist alles wer weiß wie alt und außerdem in Haufen von Plastik eingewickelt. Und auch Mehrwegflaschen“ – sie nickte in Richtung von Sonjas zwei Schorleflaschen – „verbrauchen Plastik und sind nicht unbegrenzt wiederverwendbar.“

„Hast ja Recht, du Ökotussi, aber ich mag kein Leitungswasser. Das schmeckt nach nix und trotzdem unangenehm.“

„Früchtetee? Oder grüner Tee? Der soll auch noch wahnsinnig gesund sein.“

Sonja schüttelte sich und setzte sich hin. „Schon gut. Ich hasse bloß Tee. In jeder Form. Kaffee mag ich auch nicht, aber irgendwas muss ich ja trinken.“

Nele winkte ab, diese Diskussion führten sie nicht zum ersten Mal.

„Wir haben beide um halb einen Termin - gehst du in den Ausweichraum oder soll ich?“, fragte sie also, statt weitere Getränkevorschläge zu machen.

„Ich geh schon, ich brauche keinen Rechnerzugriff. Wer kommt bei dir?“

„Junge Frau, überschuldet. Und bei dir?“

„Ratloser alleinerziehender Vater. Vielleicht hole ich jemanden von der Familientherapie dazu. Was meinst du, haben immer schon so viele Leute ihr Leben nicht in den Griff gekriegt – oder sind das die modernen Zeiten?“

„Moderne Zeiten“, vermutete Nele, während sie die Mappe mit den Klientendaten und ihren Vorschlägen kontrollierte, „ich glaube, die Leute werden mittlerweile zu nachsichtig erzogen. Keinerlei Stressresistenz, keinerlei Fähigkeit, Lustgewinn aufzuschieben.“

„Was?“

„Alles, was sie wollen, muss sofort geschehen – auch wenn sie es sich überhaupt nicht leisten können.“

„So geht´s mir aber auch“, bekannte Sonja.

Nele hatte schon den Mund geöffnet, um durchdachten Konsum zu predigen, als es klopfte und Jenny Meusel hereinschaute.

Sonja verzog sich und Nele richtete sich mit Frau Meusel in der Besprechungsecke ein, wo es gemütlicher war. Dort besprachen sie zuerst die Zahlen – ihr Gehalt, ihre Verpflichtungen, das Budget, das sie (quasi als Hausaufgabe) entworfen hatte, und analysierten dann die Diskrepanzen.

„Das muss alles ab jetzt anders werden!“, verkündete Frau Meusel pathetisch.

„Nein, bitte kein neues Leben von heute auf morgen!“, wandte Nele routiniert ein. „Das funktioniert nicht.“

„Ach, warum denn nicht? Ich meine, so kann ich doch auch nicht weitermachen? Ich meine, ich trau mich ja schon gar nicht mehr an den Geldautomaten!“

„Es ist besser, sich auf einzelne konkrete Aspekte zu konzentrieren. Haben Sie denn etwas, was Sie verkaufen könnten?“

Frau Meusel überlegte. „Naja, ich hab mal ein potthässliches Silberbesteck von meiner Patin bekommen. Ich meine, echt ist es und für sechs Personen, aber so grausig verschnörkelt.“

„Und natürlich schwarz angelaufen, wenn man es nicht benutzt? Das kommt mir bekannt vor. Besteht die Gefahr, dass ihre Patin sich nach dem Besteck erkundigt?“

„Keine Gefahr, sie war bei meiner Taufe schon steinalt und ist gestorben, als ich elf war.“

Nele empfahl einen anerkannt fairen Gold- und Silber-Ankauf. „Dann hätten Sie ein wenig Bargeld. Aber ganz wichtig – melden Sie sich sofort bei diesen Online-Casinos ab. Wenn Sie unbedingt spielen wollen, laden sie sich eine Gratis-Puzzle-App auf den Rechner. Bitte, schreiben Sie sich das auf! Sozusagen als To-do-Liste.“

Ihr Gegenüber grinste und holte ihr Handy aus der Tasche. „Abmelden tu ich mich sofort!“ Sie klickte eine Zeitlang herum und sah dann lobheischend auf: „Erledigt!“

„Sehr gut – aber nicht wieder anmelden!“

„Ich bin doch nicht blöd! Da fällt mir ein, ich hab auch noch ein silbernes Teeservice, also Tablett, Kanne, Zuckerdose, Milchkännchen. Brauche ich nie!“

„Wenn Sie sicher sind? Nicht, dass Sie es hinterher bereuen!“

„Bestimmt nicht. Wo könnte ich noch sparen, was meinen Sie?“

Nele überlegte. „Nichts kaufen, was Sie nicht wirklich brauchen. Brauchen, nicht haben wollen – das ist ein Unterschied!“

„Schwierig…“

„Sie kommen doch nächste Woche wieder, nicht wahr? Müssen Sie bis dahin überhaupt etwas einkaufen?“

„Was zum Beispiel?“

„Neues Duschgel, Brot, Butter…“

„Wasser…“

„Wozu? Leistungswasser ist von der Qualität her meist besser und kostet so gut wie gar nichts.“

„Eigentlich eine gute Idee – ich meine, da müsste ich ja auch nichts schleppen. Duschgel hab ich noch reichlich … und eigentlich noch genug zu essen. Bis zum Wochenende brauche ich gar nichts, glaube ich.“

„Dann versuchen Sie es ruhig. Einen Vorteil hätte das obendrein, wenn Sie Ihre Vorräte verbrauchen: Sie können den Kühlschrank gleich abtauen und gründlich putzen. Machen wir es so: Sie gehen auf jeden Fall zum Silberankauf und dann zahlen Sie die Hälfte des Erlöses auf ihr Girokonto ein. Ausgeben werden Sie möglichst nichts. Müssten Sie bis nächsten Mittwoch nicht auch schon wieder Gehalt bekommen? Dann wären Sie immerhin gut tausend Euro von Ihrem Dispo-Limit entfernt. Ein erster Schritt…“

„Das klingt doch schon ganz gut, meinen Sie nicht, Frau Garbrecht?“

„Geht so. Frau Meusel, dann sind Sie immer noch rund zweieinhalbtausend in den Miesen. Wissen Sie, wieviel Zinsen Sie da zahlen? Im Schnitt sind es zehn Prozent.“

Frau Meusel senkte verzagt den Kopf und Nele klärte sie auf: „Zweihundertfünfzig im Jahr sind über zwanzig Euro jeden Monat, die Sie bloß der Bank in den Rachen werfen. Nein, vom Dispo müssen Sie schnell runter. Frau Meusel, mal ganz ehrlich: Wofür geben Sie noch zu viel Geld aus? Das Online-Casino war es doch nicht alleine, oder?“

„Naja… manchmal fühle ich mich so mutlos…“ Die Stimme verklang in Gemurmel.

Nele wusste Bescheid. „Und dann müssen Sie sich etwas gönnen? In der Altstadt?“

„Ja – woher wissen Sie das? Ich meine, das ist doch total idiotisch?“

„So geht es vielen. Man spricht auch von Frustkäufen. Oder können Sie immer brauchen, was Sie sich gekauft haben?“

„Ach nein. Manches habe ich noch nicht einmal ausgepackt. Wenn ich bloß das Geld hätte, das ich dafür rausgeworfen habe…“

„Was haben Sie denn bevorzugt gekauft?“

„Naja… Kosmetik, zum Beispiel.“ Sie grinste kurz. „Man glaubt ja immer, dass man davon viel schöner wird, nicht?“

„Die Lügen der Werbung, da haben Sie schon Recht. Können Sie den Kram peu à peu verbrauchen, um nichts Neues kaufen zu müssen?“

„Naja, ich hab mindestens drei Wunderwimperntuschen, alle noch zugeklebt, und zwei angebrochene.“

„Ich fürchte, verkaufen kann man das nicht mehr, aber vielleicht freuen sie sich bei der Tafel? Auch Bedürftige brauchen ja vielleicht mal etwas Make-up…“

Frau Meusel kritzelte auf ihren Block. „Bis zum nächsten Mal sortiere ich das alles danach, wo es hinkann, Tafel, Flohmarkt, Vorratsschrank.“

„Das ist eine sehr nützliche Idee. Sie machen wirklich Fortschritte, Frau Meusel!“

„Es geht nur alles so langsam… wie machen Sie das, Frau Garbrecht? Ich meine, wie schützen Sie sich vor Frustkäufen?“

Nele überlegte kurz. „Ich kaufe grundsätzlich nichts, das nicht Bio oder in zuviel Plastik verpackt ist – und keine billigen Klamotten, die garantiert auf Kosten von Natur und schlecht bezahlten Näherinnen in Asien zusammengetackert worden sind. Unglaublich, was da alles nicht mehr in Frage kommt! Und darüber hinaus bin ich Minimalistin – weniger Kram, mehr Lebensqualität, eine herrlich leere Wohnung.“

„Das klingt ja toll. Sollte ich mir dazu Bücher kaufen, was meinen Sie?“

„Frau Meusel! Was meinen Sie selbst?“

Jenny Meusel lächelte beschämt. „Nichts kaufen, erstmal im Netz schauen?“

„Spart auf jeden Fall Geld. Also, welche drei To do-Aufgaben packen Sie jetzt bis nächste Woche an?“

Jenny Meusel blätterte. „Ich hätte viel mehr!“

„Bitte die drei wichtigsten! Mehr ist für eine Woche im Allgemeinen zu viel.“

„Hm… Silber verkaufen als erstes. Krempel sortieren und schon mal schauen, was zur Tafel kann. Also, Originalverpacktes. Und als drittes… wenn ich was kaufen will, schauen, ob es total bio und ohne Plastik ist und ob ich es überhaupt dringend brauche?“

„Das klingt sehr vernünftig. Man hat festgestellt, dass man, wenn man solche Verhaltensweisen einige Wochen lang trainiert, sie wirklich verinnerlichen kann.“

Sie erhob sich und verabschiedete Jenny Meusel, die halb getröstet, halb voller Tatendrang wirkte. Dann sah sie ihr nach: Ob das schon etwas brachte? Das bisschen Coaching? So einfach konnte es schließlich nicht sein. Mal sehen, was sie nächste Woche zu berichten hatte.

Sonja saß noch im Ausweichraum, also nutzte sie schnell die Gelegenheit und überlegte, ob sie noch einmal beim Ordnungsamt anrufen sollte, um denen wieder zu erzählen, dass in einem dieser schrottreifen Wohnwagen irgendetwas verrottete und es dementsprechend in der Fontaneallee ekelerregend stank, von Tag zu Tag mehr. Beim letzten Mal hatte man nur gelangweilt nach ihrem Namen gefragt und versprochen, bei Gelegenheit dort einmal nach dem Rechten zu sehen. Geschehen war offenbar gar nichts.

Sonja kam zurück. „Puh, dieser Vater! Die Kleine tyrannisiert ihn total. Die probiert doch, wie weit sie gehen kann, und stößt nie an ein Hindernis. Ich hab ihn echt zur Erziehungsberatung weitervermittelt, die Renate hatte gerade noch einen Termin frei.“

„Wahrscheinlich denkt er, das arme mutterlose Kind braucht besonders viel Liebe.“

„Richtig. Aber keine Grenzen setzen – das ist doch keine Liebe, sondern Weicheiverhalten!“

„Ganz genau. Wir haben doch auch nicht alles gedurft, oder? Hat uns gar nichts geschadet. Huch – hab ich das jetzt eben wirklich gesagt? Ich werde alt!“

Sonja kicherte. „Was glaubst du, wie oft ich schon Elternsprech abgesondert habe. Ab dreißig ist das unvermeidlich.“

2

Gegen fünf war sie für heute fertig und schaukelte gemütlich im Bus Richtung Birkenried, wobei sie über die Ratschläge nachdachte, die sie Jenny Meusel und noch zwei weiteren mäßig verschuldeten jungen Frauen erteilt hatte. Beziehungsweise diese Verhaltensweisen mehr oder weniger aus ihnen herausgekitzelt hatte. Doch, das funktionierte – wenn sie es verinnerlichten. Sie selbst hatte doch in dieser Woche auch erst – naja – zwölf Euro oder so ausgegeben – wozu auch mehr? Sie brauchte nichts, zu essen war noch genug im Haus, Wasser kam aus dem Hahn, den guten grünen Tee hatte sie auch noch – und ihre angenehm kleine Wohnung verhinderte doch ohnehin, dass sie zuviel Krempel ansammelte. Am schlimmsten waren sogenannte Deko-Artikel! Ab und zu schlenderte sie zum Spaß durch ein Möbelhaus, das sehr günstig im Nordwesten von Birkenried lag und wohl immer noch hauptsächlich von den neu Zuziehenden lebte. Was es da an Dekokram gab! Goldene Buddhas, geschnitzte Kästlein, Vasen, Kunstblumen, glitzernde Kissen, Püppchen, die auf den Regalkanten sitzen sollten – von Oster- und Weihnachtskram ganz zu schweigen. Furchtbares Zeug, das sah doch nur überladen und unordentlich aus!

Ihr kam solcher Tinnef jedenfalls nicht ins Haus. Ob Jenny Meusel sich an ihre ersten Schritte hielt? Der Versuchung widerstehen konnte? So einfach war es eben nicht, eingefahrene Verhaltensweisen zu ändern… die übrigen „Klienten“ heute waren vergleichsweise harmlos oder wenigstens unproblematisch – mit der Bank bereits im Reinen, bei der Familienberatung angemeldet, fest entschlossen, das Jobangebot von der Arbeitsagentur anzunehmen… na, auch bei denen konnte noch alles Mögliche schief gehen.

Aber oft klappte es ja auch, und das machte diesen Beruf so erfreulich. Wenn man nur einmal pro Monat jemanden aus einer Krise herausholen konnte, hatte man doch schon etwas Vernünftiges erreicht? Der Bus schnurrte über die Rabenbrücke (warum hieß die eigentlich nicht Zollinger oder Birkenrieder Brücke?) und Nele lächelte selbstzufrieden vor sich hin. Dann nahm sie sich wieder zusammen, denn eine Heilige war sie schließlich nicht und Malte mit seiner Fahrradwerkstatt war ein mindestens genauso nützlicher Bürger. Merle eines Tages, wenn sie mit dem Studium fertig war, bestimmt auch. Immerhin schien ja ihr grässlicher Pseudoschwiegervater aufgehört zu haben, ihr auf die Nerven zu fallen. Als ob Merle nicht imstande sei, Klein-Emma aufzuziehen! Mama half ihr, Nele selbst sprang auch gelegentlich ein, und Emma entwickelte sich prächtig, sie konnte mit ihren neun Monaten schon beinahe laufen und brabbelte (zugegeben noch unverständlich) vor sich hin. Vier Zähnchen hatte sie auch schon, was hatte der alte Huther also eigentlich zu meckern gehabt? Immerhin schien er sich mittlerweile beruhigt zu habe; vielleicht hatte ihm seine Frau auch endlich den Mund verboten. Angela Huther war wirklich ganz vernünftig.

Fontaneallee.

Nach einigen Schritten schnupperte sie angewidert: Dieser gammelige Geruch war tatsächlich noch stärker geworden, da musste jemand in einem dieser Schrottwohnwagen vor Wochen mindestens ein Kilo Hackfleisch – ungekühlt – vergessen haben. Ekelhaft. Sie sollte wirklich das Ordnungsamt informieren – oder wer auch immer für sowas zuständig war. Sich nur ärgern nutzte schließlich auch nichts!

Das tat sie auch als erstes, als sie nach Hause kam. Gut, nach dem zufriedenen Blick über die karge Ordentlichkeit allenthalben – wer wenig besaß, konnte eben leicht Ordnung halten!

Im Ordnungsamt zeigten sie wenig Interesse – sie solle eben die Polizei anrufen, wenn sie ein Verbrechen vermute. Geduldig wiederholte sie, dass es nicht um ein Verbrechen, sondern nur um einen unglaublichen Gestank gehe, vielleicht sei das sogar gesundheitsschädlich: Wer sei denn dann zuständig?

Der Typ am anderen Ende der Leitung schnaufte belästigt und riet zur Feuerwehr.

Nele schnaufte auch. „Wetten, die sagen, dafür ist das Ordnungsamt zuständig? Arbeitet in dieser Stadt eigentlich überhaupt jemand etwas?“

Natürlich wurde daraufhin der Hörer aufgeknallt.

„Blöder Arsch“, murmelte Nele und versuchte es bei der Feuerwehr, nicht ohne zu erzählen, dass dieser Tipp von einem stinkfaulen Mitarbeiter im Ordnungsamt stamme.

„Das kennen wir schon“, wurde sie beruhigt. „Wir schauen da mal vorbei, versprochen.“

Nele gab Namen und Adresse an und bedankte sich recht herzlich. Vielleicht ging ja jetzt bald einmal etwas voran, man konnte an diesen Schrottmobilen kaum noch vorbeigehen, ohne ohnmächtig werden!

Und jetzt?

Sie kochte sich ihr Lieblingsessen, Vollkornspaghetti mit Gemüsesauce (Tomatenmark, Gewürze, Olivenöl, Paprikaschnipsel in grün und rot, rote Bohnen und ein bisschen Mais). Etwas gehobelten Parmesan darüber… sie setzte sich an ihren kleinen Tisch und speiste zufrieden; hinterher gab es noch einen wunderbar sauren grünen Apfel. Sie trug Geschirr und Apfelbutzen zur Küchenzeile, rülpste satt und spülte schnell ab, dann warf sie sich mit dem Handy aufs Bettsofa und rief ihre Schwester an.

Merle freute sich, sie zu hören, und erwähnte umgehend eine dringend zu schreibende Seminararbeit und eine sehr unruhige Emma. Das funktionierte auch sofort: „Soll ich vorbeikommen und ein bisschen auf Emma aufpassen?“

„Das wäre toll! Mama ist auch beschäftigt – und Papa ist mit Emma immer ein bisschen ungeschickt.“

Also machte Nele sich wieder auf, noch einmal zurück über die Leiß, jetzt aber in das etwas bürgerlichere Mönchberg! In Selling musste sie dazu in einen anderen Bus umsteigen, aber unterwegs konnte sie ja immerhin ein bisschen lesen… außerdem wurde sie unterwegs gleich dreimal angerufen – eine Umfrage, die sie gleich wegdrückte, Papa, der morgen grillen wollte: ob Nele kommen und vielleicht einen Tomatensalat mitbringen könne? Nele sagte zu, das konnte ja vielleicht ganz lustig werden. Der dritte Anruf kam von einem Callcenter: Ob sie Interesse an lukrativen Geldanlagen hätte?

„Das heißt im Klartext, ob ich mich gerne ausnehmen lassen möchte? Nein, danke. Übrigens machen Sie sich strafbar, wenn Sie Leute ohne deren Einverständnis belästigen, wissen Sie das nicht?“

„Wieso belästigen?“

„Leute, die mir gegen meinen Willen Geld aus der Tasche ziehen wollen, egal wofür, belästigen mich. Oder haben Sie auch noch eine Einverständniserklärung gefälscht? Ohne ist es doch nicht umsonst verboten, Sie blöder Möchtegern-Krimineller!“

Der Anrufer legte abrupt auf und Nele grinste: Heute war sie gut, schon zwei Leute beleidigt!

Sie sah auf und registrierte das breite Grinsen des Mannes gegenüber. „Toll, wie Sie mit denen umspringen. Diese Telefonwerbung ist wirklich eine Pest!“

Nele bedankte sich heiter für das Lob und erhob sich, um auszusteigen.

Merle freute sich, als sie das große Zimmer im ersten Stock des leicht verwohnten Reihenhauses betrat. Emma dagegen sah ihr leicht misstrauisch entgegen, entspannte sich aber, als Nele sich zu ihr auf die Spieldecke setzte und zwei der Plastikbausteine aufeinander stapelte. Da quietschte sie erfreut und streckte die Ärmchen aus, um hochgenommen zu werden. Nele nahm sie auf den Arm, wo sie sofort zwei Babyarme um ihren Hals spürte.

„Merle, kann ich mit ihr in den Garten gehen?“

„Ja, klar – dann kann ich hier mal ein Stück weiterkommen. Wenn du sie an den Händen hältst, läuft sie schon! Na, sagen wir, sie versucht es. Und kräht dabei vor Stolz.“

„Na, Emma, wollen wir im Garten herumlaufen?“

Emma warf ihr einen matten Blick zu und vergrub ihr Gesicht an Neles Hals; Nele angelte sich noch einen Ball und verließ das Haus mit Emma durch das Wohnzimmer und die Terrassentür.

Draußen stellte sie Emma auf die Beine und hielt die kleinen, dicken Händchen fest. Emma stand stocksteif da und drehte schließlich den Kopf, um Nele mit ihren großen braunen Augen unsicher anzusehen. Als Nele sich einen kleinen Schritt vorwärtsbewegte, verstand ihre Nichte und tappte ebenfalls einen Schritt voran. Danach hatte sie verstanden, was von ihr erwartet wurde, und machte selbstständig, immer noch an der Hand ihrer Tante, einige Schritte, nicht ohne triumphierend zu lachen.

Nele lobte sie: „Toll, was du schon kannst, meine Süße! Schau, wir gehen zur Decke und dort spielen wir mit dem Ball!“

Dort setzte sie Emma in die eine Ecke, sich selbst gegenüber, und rollte dann den Ball langsam zu Emma hinüber. Die lachte so breit, dass man ihre nagelneuen Zähnchen sah, und schlug mit der flachen Hand auf den Ball, so dass er ein wenig zurückrollte.

Emma war doch wirklich ein liebes, freundliches und auch sehr aufgewecktes Kind – es war überhaupt nicht nachvollziehbar, was der alte Huther immer hatte, überlegte Nele, während sie den Ball mit einem deutlich ausgestreckten Zeigefinger zurückschubste und sich freute, als auch Emmas winziger Zeigefinger aktiv wurde. Gut, man musste sich schon sehr strecken, um den Ball zurückzurollen, aber Emma lernte wirklich schnell.

Wie konnte dieser alte Idiot da behaupten, Emma werde nicht genügend gefördert, kein Wunder bei einer so jungen und unerfahrenen Mutter, sie müsste längst Sachen wie Chinesisch lernen, um eines Tages in einer globalisierten Welt zu bestehen? Gut, das war leicht übertrieben – aber nur leicht!

Chinesisch konnte sie später immer noch lernen, sie war erst ein Dreivierteljahr alt!

Emma gab einen Unmutslaut von sich. „Oh, entschuldige, Süße!“ Nele schubste den Ball wieder zurück Emma kicherte und revanchierte sich umgehend.

In der Folge gelang es Nele zunehmend, gleichzeitig mit Emma zu spielen und über Emmas missratenen Großvater nachzudenken.

Komisch nur, dass in letzter Zeit nichts mehr von ihm zu hören war! Dieser arrogante Sack…

Schließlich rappelte sich Emma, die offenbar genug von diesem Spiel hatte, so weit auf, dass sie in verblüffendem Tempo Richtung Haus loskrabbeln konnte. Nele ließ Ball Ball sein und eilte hinterher, um Emma wieder laufen zu lassen. Das gefiel der Kleinen so gut, dass sie laut krähend an der Hand ihrer Tante wieder das Haus betrat. Im Wohnzimmer trafen sie auf Emmas Oma.

„Oh, Nele! Du bist also eingesprungen? Das ist lieb von dir!“ Sie nahm Emma auf den Schoß, die sich dort erst ein wenig wand und sich dann zurechtkuschelte.

„Sag mal Oma, Emma! O-ma… O-ma…“

Emma kicherte und blinzelte.

„Nele, wie geht´s dir denn?“

„Na, prima. Die Wohnung ist jetzt so, wie sie sein soll, die Arbeit macht Spaß, ich habe nette Freunde und Birkenried sieht zwar immer noch aus wie Sau, aber es wird langsam besser. Bis auf diese Dreckswohnwagen…“

„Bitte? Komm, Nele, irgendwo müssen die armen Arbeiter doch wohnen – aber haben die denn nicht diese Container, wie üblich?“

Nele lachte, was Emma sofort, wenn auch etwas schläfrig, beantwortete. „Nein, solche Container haben sie da auch. Aber bei uns in der Fontaneallee haben irgendwelche Ferkel jede Menge schrottreifer Wohnwagen abgestellt. Und aus einem stinkt es heraus, als läge da ein total verschimmelter Leberkäse drin. Oder Schlimmeres“, fügte sie finster hinzu.

„Du meinst – eine Leiche?“

„Aber nein, das glaube ich nun doch nicht! Höchstens ein paar tote Ratten. Ich hab die Feuerwehr informiert, die sollen da mal aufmachen und nachschauen. So geht es schließlich nicht, alle müssen auf dem Weg zum Bus da vorbei und es würgt einen wirklich. Das muss man direkt nach dem Frühstück absolut nicht haben.“

„Und was hat die Feuerwehr herausgefunden?“

„Keine Ahnung, das habe ich ja erst heute gemacht. Und wahrscheinlich werde ich nie erfahren, was es war, die werden das verweste Zeug einfach entfernen.“

„Hoffentlich auch den Wohnwagen, der hat diesen Geruch bestimmt intensiv angenommen.“

„Dein Wort in Gottes Ohr, Mama. Am besten alle, die sind so hässlich – und obendrein nehmen sie bloß Parkplätze weg.“

3

Anne nahm selbst ab, denn Maggie holte Brezen, Patrick trug die zuletzt erledigten Fälle in die Statistik ein (samt den Namen der beteiligten Genies, natürlich) und Katrin beriet sich nebenan mit dem Team Waldmann. Eine Zeitlang lauschte sie – zunehmend verblüfft -, dann fragte sie doch noch einmal nach: „In einem vergammelten Wohnwagen?“

Sie lauschte wieder, sagte dann „Kann ich mir vorstellen. Ekelhaft. Gut, wir kommen. Wer ist schon vor Ort?“

Die Antwort stellte sie zufrieden, also holte sie Katrin zurück, wies Patrick an, Statistik Statistik sein zu lassen, und begann damit, alles eventuell Nötige in ihre riesige Tasche zu werfen. Maggie kam herein, seufzte und stellte die große Bäckertüte ab. „Nix mit Brotzeit?“

„Wieso? Jeder nimmt sich eine Breze mit! Wir müssen nach Birkenried, bis dahin haben wir aufgegessen und den Wagen vollgebröselt. Dort gibt´s eine Leiche im Wohnwagen.“

„Mal was anderes“, kommentierte Katrin und grabbelte in der Tüte herum. „Oh, mit Sonnenblumenkernen!“

Unterwegs setzte Anne ihr Team ins Bild, das sofort mäßig freudige Kommentare zum Besten gab: „Da stinkt´s doch bestimmt total!“

„Ja, vermutlich. Die Feuerwehr hat den Wohnwagen geöffnet, weil sich jemand über den Gestank beschwert hat – und dann haben sie die Polizei gerufen. Julia und die KTU müssten schon dort sein. Na, hoffen wir mal das Beste… Wo ist das, Fontaneallee? Ah, hier!“ Sie bog recht abrupt ab und parkte.

Man roch die Leiche schon gleich nach dem Aussteigen; Katrin hatte etwas Mentholsalbe dabei und bot den anderen davon an. Alle rüsteten sich mit Salbe unter der Nase und Handschuhen aus und traten dann forsch auf den Tatort – oder Fundort – zu. Julia Engelhorn stand im Wohnwagen über eine Art Bett gebeugt und sah sich um, als sie merkte, wie viele Leute in den Wohnwagen spähten. „Ach, hallo. Ältere Frau, offensichtlich stranguliert. Mit diesem Schal, vermute ich.“

„Wurde sie hier getötet?“

„Keine Ahnung, bei dieser Todesursache gibt es leider kaum Spuren – und der Wohnwagen war sicher vorher schon so vergammelt.“ 

Das Interieur wirkte tatsächlich schon recht heruntergekommen, was ja auch zum Äußeren passte – mehr Rost als Lack und das Ganze mit viel Staub und Schmutz garniert. Der rote Punkt, den man auch durch die schmierige Scheibe erkennen konnte, hatte das Gefährt auch nicht schöner gemacht.

„Naja, die Frau ist natürlich schon länger tot, ich schätze, etwa zehn Tage. Also dürfte es seit etwa einer Woche hier zunehmend gemüffelt haben. Genaueres nach der Obduktion, wie immer eben.“ Sie gab den Leuten mit dem grauen Sarg ein Zeichen und kletterte aus dem Wohnwagen, ohne sich irgendwo festzuhalten.

Verständlich, dachten Katrin und Maggie mit einem verständnissinnigen Blick und zogen ihre Handschuhe fester, hier wollte man wirklich nichts berühren – entweder kontaminierte man anderes oder man fing sich selbst etwas Ekliges ein!

„Warum stehen hier überhaupt so viele verschimmelte Wohnwagen? Die Siedlung ist doch noch total neu?“, fragte Patrick.

Anne zuckte die Achseln. „Vielleicht haben die Leute gedacht, hier fallen die Krücken nicht auf. Naja, Fahrgestellnummer und so weiter – da kriegen wir schon noch jemanden dran. Wagen geht in die KTU, wenn wir hier fertig sind.“ Sie spähte hinein und nickte den Leuten von der Spurensicherung zu, die schon etliches eingetütet hatten.

Patrick und Maggie inspizierten die Umgebung – die lange Reihe heruntergewirtschafteter und mit Rostflecken übersäten Wohnwagen, die zum Teil nicht einmal verschlossen waren, wie Patrick mit prüfendem Griff feststellte, dahinter einige halbfertige Gebäude, die wohl eines Tages ein kleines Einkaufszentrum werden sollten, auf der anderen Seite eine umgepflügte Wiese, wo wahrscheinlich wieder ein Wohnblock entstehen würde.

Weiter vorne traf die Fontaneallee auf die Sophie-Laroche-Straße, die eine weitere Verkehrsader von Birkenried werden sollte. An der Ecke hielten auch verschiedene Busse.

Er würde hier nicht wohnen wollen, stellte er nicht ohne Naserümpfen fest – nicht, bevor hier ein Minimum an Infrastruktur vorhanden war. Nur halbfertige Häuser, dürftige Bäumchen, Baustellen und auf den Straßen zementverschmierter oder halb aufgestemmter Asphalt.

„Kann ganz nett werden hier“, stellte Maggie in diesem Moment fest. „Also, wenn die da mal vorankommen!“

„Und diese Schrotthaufen abtransportieren. Wer kommt wohl auf die Idee, da eine Leiche zu deponieren? Der Gestank muss doch auffallen!“

„Stimmt. Ein Plätzchen im Wald wäre wohl besser gewesen“, überlegte Maggie ohne großes Zartgefühl, „aber Wald ist hier ja weit und breit keiner.“

Patrick brummte vage zustimmend und sah sich weiter um. „Wer hat denn eigentlich die Feuerwehr gerufen?“

Maggie weckte ihr Tablet auf. „Eine Frau Garbrecht. Wohnt in der Straße da vorne, Richtung Brücke. Hat wohl beim Vorbeigehen die Leiche gerochen. Boah, wenn ich mir vorstelle, jeden Morgen diesen Mief und jeden Morgen schlimmer, logischerweise…“

„Ja, vielen Dank. Ich würde meine Wurstsemmel von heute Mittag gerne bei mir behalten, also hör mit dem Gelaber auf!“

„Du Seelchen! Wir könnten diese Garbrecht mal befragen gehen.“

Patrick sah auf die Uhr. „Halb acht. Ja, warum nicht? Die dürfte doch wohl aus der Arbeit zurück sein?“

„Wenn sie nicht gerade Barfrau ist.“

„Gibt´s die nicht nur in schlechten Fernsehkrimis?“

In angeregtem Gespräch über Kriminalfilme und alberne Klischees darin steuerten sie die Gerhart-Hauptmann-Straße an. „Wie in der Schule“, murrte Patrick. „Jede Straße ein Reclamheftchen, das ich zwar bekritzelt, aber nicht gelesen habe.“

Maggie kicherte. „Die Ratten, was? Hier, Nummer 36. Das muss es sein.“

„Das steht ja auch Garbrecht, du Meisterdetektivin. Vierter Stock. Hm, ganz oben ist bestimmt nett.“

„Solange der Aufzug funktioniert.“ Maggie klingelte.

Nichts geschah, auch nicht, als sie zum zweiten Mal – und deutlich länger – klingelte.

„Darf ich mal vorbei?“

Sie drehten sich um und sahen eine Frau um die Dreißig von eher unauffälligem Äußeren, die mit gezücktem Schlüssel dastand.

„Sie sind nicht zufällig Frau Garbrecht?“

„Doch“, antwortete die Frau leicht verblüfft, „warum? Aber das sage ich Ihnen gleich, ich kaufe nichts. Ich bin überzeugte Minimalistin und lese grundsätzlich auch keine Zeitschriften in Papierform.“

Maggie gluckste. „Kann ich gut verstehen, aber wir sind von der Kripo.“

Beide zückten ihre Ausweise.

„Hui! Was ist denn – ach! Wegen des stinkenden Wohnwagens womöglich?“

Patrick schluckte.

„Dann war kein vergammeltes Hackfleisch drin oder so was Ähnliches? Aber doch nicht etwa - ?“

„Oh doch“, antwortete Maggie mit der ernsten Miene, mit der sie Todesbotschaften zu überbringen gelernt hatten. „Eine tote Frau.“

„Großer Gott! Und Sie möchten mich bestimmt dazu befragen? Dann gehen wir doch besser hinauf, oder?“

Frau Garbrecht schloss auf und rief den Aufzug, nicht ohne mit verteidigendem Unterton darauf hinzuweisen, dass der Aufzug fast ganz von Solarzellen auf dem Dach gespeist werde.

„Sie wohnen doch im vierten Stock? Da würde ich aber auch nicht gerne zu Fuß hinaufkeuchen“, beruhigte Patrick sie.

„Ja, aber der Blick ist toll. Und mehr Stockwerke sparen doch auch Baugrund ein.“

Als sie die Wohnung betraten, hatte Maggie ein starkes Déjà-vu-Gefühl und grübelte noch darüber nach, als sie den angebotenen Platz auf einem gepolsterten Hocker einnahm. Schließlich gab sie auf und sich geschlagen. „Ich habe vor einiger Zeit schon so eine ähnliche Wohnung gesehen, allerdings in der Nähe der MiniCity…“

Frau Garbrecht grinste. „In den drei Wohntürmen? Da wohnt die Freundin des Bauherrn und offenbar hat er sich von ihrer Wohnung inspirieren lassen. Die Smart-Home-Elemente kann man hier allerdings nutzen oder es lassen, man braucht gerade mal eine App dafür.“

Maggie schlug sich an den Kopf. „Die Möbius, klar! Dann ist das Haus von MayBau?“

„Richtig. Siebenhundert Euro für zwei Zimmer sind nicht wirklich billig, aber wenn man nicht zu viel Gerümpel hortet, kommt man mit dem Platz gut aus, obwohl es nur 50 Quadratmeter sind. Vielleicht kaufe ich mir die Wohnung sogar, wenn ich das Geld zusammengekratzt habe und Birkenried bis dahin einigermaßen fertig ist. Eine Dauerbaustelle ist nicht ganz das, was mir vorschwebt. Aber deshalb sind Sie doch nicht hier, oder?“

„Nein, Sie haben Recht, es geht uns natürlich um die Leiche im Wohnwagen. Wissen Sie noch, wann Ihnen der Geruch zum ersten Mal aufgefallen ist?“

Patrick schluckte wieder, stellte aber fest, dass die Übelkeit nachzulassen schien.

Frau Garbrecht überlegte. „Ich komme ja zweimal täglich daran vorbei, weil dahinter eben die Bushaltestelle ist… angerufen habe ich heute – aber vorher schon mal, vor drei, vier Tagen, glaube ich. Da ist gar nichts passiert, ich hatte auch nicht das Gefühl, dass die im Ordnungsamt da wirklich interessiert waren. Heute übrigens auch nicht, aber die Feuerwehr hat sich dann wohl gekümmert. Also etwa vor drei Tagen hat es schon gestunken, aber nicht so arg wie heute. Damals wollte ich wohl vor allem, dass die diesen Schrott von der Straße entfernen. Ich finde diese Art, seinen Müll – vom Brotzeitpapier bis zu Sperrmüll und alten Autos - einfach irgendwo hinzuschmeißen, furchtbar.“

Maggie nickte. „Stimmt. Also, vor drei bis vier Tagen hat es schon gerochen. Dann könnte der Tod etwa vier bis sechs Tage zuvor eingetreten sein – heute ist der vierte Oktober – am 22. bis 24. September also…“

„Kennen Sie denn Leute hier in der Gegend?“, wollte Patrick wissen.

„Tut mir Leid, nein. Ich kenne ja kaum die Leute, die mit mir im vierten Stock wohnen – und da es hier mit Läden noch etwas hapert, kaufe ich im Allgemeinen in Selling ein, weil ich da auch arbeite. Im Bürgerzentrum in der Kölner Straße. Sie wissen ja, Schuldnerberatung, Familienberatung, Therapievermittlung, ein bisschen Coaching – soweit man damit etwas erreichen kann, heißt das. Ehrlich gesagt, bin ich meistens selbst überrascht, wenn ich einen Erfolg zu verzeichnen habe.“

„Das kann doch nicht so einfach sein?“ Maggie zwinkerte.

„Ja, so ungefähr. Aber natürlich freut man sich, wenn jemand wieder besser zurechtkommt. Jedenfalls, ich verlasse morgens das Haus, ärgere mich auf dem Weg zum Bus über die stinkenden Wohnwagen, komme abends zurück, ärgere mich wieder, schließe meine Wohnung auf, nicke vielleicht der Frau von nebenan zu, die kommt meist gleichzeitig nach Haus, wir wünschen uns einen schönen Abend… wahrscheinlich sieht sie genauso wie ich bloß ein bisschen fern. Das war´s.“

„Nicht ganz“, wandte Patrick ein. „Heute waren Sie doch deutlich später dran, oder? Darf man fragen, warum?“

„Klar“, antwortete Nele leicht erstaunt, „aber so spannend ist das nicht. Meine jüngere Schwester hat angerufen, sie muss eine Seminararbeit schreiben und ob ich mich um ihre kleine Tochter kümmern könnte. Also hab ich mit Klein-Emma im Garten Ball gespielt und versucht, sie zum Laufen zu animieren.“ Sie lächelte. „An der Hand geht es schon ein bisschen, aber sie ist ja auch noch kein Jahr alt. Ich finde, sie macht es schon recht nett. Egal, was dieser alte Idiot sagt!“, fügte sie wütend hinzu.

„Welcher alte Idiot?“ Maggie hoffte immer noch auf etwas Interessantes, aber bis jetzt war diese Aussage deprimierend langweilig.

„Ach, der Vater von Emmas Vater. Der alte Huther findet, Merle kann Emma nicht erziehen, Emma müsste schon laufen und reiten und Mandarin können und am besten schon programmieren, damit sie für die Wirtschaft tauglich ist. Deshalb verlangt er das Sorgerecht, damit seine Frau Emma erziehen soll. Die hat aber laut gesagt, das sieht sie gar nicht ein. Und Ben, Emmas Vater, will das auch nicht. Also nervt der alte Idiot, kann uns aber gar nichts.“

„Huther?“

„Ja, warum, kennen Sie ihn? Ist er vielleicht schon – wie sagt man? – aktenkundig? Das wäre ja klasse…“

„Das nun nicht! Ist das der Chef von AHmoney?“

„Stimmt. Ich finde den Namen ja nicht ganz glücklich, er klingt, als hätte man sich bei „Honig“-„Honey“ verschrieben. Ob er was kann, weiß ich nicht, ich möchte gerne glauben, dass er schlecht ist, aber wissen… dazu müsste ich mich wohl umhören, aber so wichtig ist mir das auch wieder nicht. Aber anlegen täte ich nichts bei ihm.“

„Eine Warnung?“ Maggie zwinkerte.

„Eher Boshaftigkeit. Ich mag ihn eben nicht, weil er so lästig ist.“

„Was passt ihm denn an Ihrer Schwester nicht?“

„Sie ist zu jung, sie hätte das Kind nicht kriegen dürfen, sie studiert noch, wir sind alle ein bisschen öko und er fährt die fetteste Dreckschleuder ever. Vielleicht Kompensation.“

„Sie hätte das Kind nicht kriegen dürfen? Ist es krank?“

„Sie, nicht es. Nein. Emma ist pumperlgesund, aber er ärgert sich darüber, dass sein Sohn jetzt Vater ist. Das könnte seine späteren Chancen, die Tochter einer Großbank oder was auch immer zu heiraten, ja beeinträchtigen, nicht? Merle sagt, sie kann ihr Kind nicht jemandem anvertrauen, der findet, man hätte es abtreiben sollen. Wer weiß denn, ob er dann Emma nicht was in den Brei rührt, um das „Problem“ zu lösen?“

Maggie nickte. „Reizender Zeitgenosse. Aber zurück zum Thema – nach ihrem Besuch bei Klein-Emma sind Sie nach Hause gekommen?“

„Ja. Halt, zwischen Arbeit und Merles Anruf war ich auch hier. Eine Viertelstunde vielleicht, bei der Feuerwehr angerufen und schnell was gegessen, dann bin ich gleich wieder los. Alles kein Problem, hier fahren echt viele Busse und der Takt ist sehr kurz. Und da ich jedesmal an diesem Wohnwagen vorbeikomme, ärgere ich mich natürlich auch jedes Mal.“

„Der Gestank“, nickte Maggie.

„Der auch. Aber dass die Leute diese Schrottmühlen einfach am Straßenrand abstellen, ärgert mich generell. Kann man nicht mal wenigstens die ohne Zulassung beschlagnahmen und verschrotten? Hier kann kaum einer parken, weil überall dieser Müll herumsteht. Gut, nicht überall, aber schon verflixt viel.“

Patrick räusperte sich. „Ich fürchte, wir müssen Ihnen in den nächsten Tagen doch einmal ein Foto der Toten zeigen. Es könnte ja immerhin sein, dass Sie sie doch kennen!“

„Möglich ist natürlich alles. Vielleicht war sie ja gar nicht von hier, sondern aus Selling oder Mönchberg – da kenne ich schon einige Leute, Familie, Freunde, Kollegen. Aber Sie haben doch gesagt, dass die arme Frau schon mindestens eine Woche oder länger tot ist? Müsste sie dann nicht jemand vermisst gemeldet haben? Naja, obwohl… es gibt ja vielleicht Leute, die ganz alleine leben und keine Angehörigen mehr haben, die sie vermissen könnten…“

„Dann gäbe es immerhin noch Arbeitskollegen, nicht wahr?“, mahnte Patrick sanft.

„Ja, natürlich. Dann war sie noch nicht so alt… keine Rentnerin, meine ich. Also, Sie können mir gerne ein Foto zeigen, wenn Ihnen das weiterhilft.“

Nachdem sie die beiden Kripoleute zur Tür gebracht hatte, ließ Nele sich auf ihr Sofa fallen. Wahnsinn, eine Leiche… in Birkenried, wo noch keiner länger als zwei Monate wohnte. Reichte das denn aus, um Mordlust zu entwickeln? Na gut, einem von den Typen, die diese Schrottmühlen in der Fontaneallee abgestellt hatten, würde sie tatsächlich gerne etwas antun, aber ihn doch nicht gleich umbringen! Und der lästige alte Huther war kein Nachbar, außerdem wurde Merle sehr nett alleine mit ihm fertig.

Schließlich war Gewalt auch nie eine Lösung, dachte sie tugendhaft und erhob sich, um die Fernbedienung zu holen.

4

„Gab´s gar keine Dokumente?“, fragte Anne am nächsten Morgen missgelaunt in die Runde. „Da war doch eine Handtasche?“

„Spusi zufolge leer.“

„Fingerabdrücke?“

„Werden noch untersucht. Aber das war so ein Ding aus Filz, da halten Abdrücke gar nicht gut“, gab Katrin zu bedenken.

„Gibt es passende Vermisstenmeldungen?“, fragte Patrick, der sich an den Vorschlag dieser Nele Garbrecht erinnerte.

„Nein. Seit drei Wochen fehlen a) zwei polnische Lastwagenfahrer samt ihrem Truck. Vielleicht Raubmord, aber daran arbeitet auch ein anderes Team. b) wird die vierundzwanzigjährige Susanne Großmann vermisst, die offenbar in einem Wutanfall in den nächsten Flieger gestiegen ist und vergessen hat, ihren Freund darüber zu informieren, und dann vermisst c) das Augustinum den neunzigjährigen Hermann Jonas, der etwas verwirrt ist und vermutlich in der Altstadt umherirrt. Der fehlt aber auch erst seit heute Vormittag. Wie lange ist die Wohnwagentote schon tot? Katrin?“

„Julia zufolge etwa elf Tage. Am zweiundzwanzigsten September wahrscheinlich. Das passt ja alles nicht!“

„Dann brauchen wir doch ein Foto. Wer kennt diese Frau oder so…“, sinnierte Patrick.

„Wird aber kein schönes Bild. Da sagen dann alle bloß wieder Ist die tot? Nee, kenn ich nicht“, murmelte Katrin.

„Da müssen wir dann eben durch“, verfügte Anne. „Unbrauchbare Antworten sind doch auch nichts Neues. Also, keine Vermisstenmeldungen, keine Dokumente. Dann muss Julia eben schauen, ob sie etwas findet. Zahnstatus, Fingerabdrücke, besondere Erkrankungen. Ärzte sind da oft ganz hilfreich, wisst ihr doch!“

„Und was machen wir?“ Das war die ungeduldige Maggie.

„Ihr hört euch in Birkenried um, ob jemand etwas beobachtet hat. Ich meine, warum wird eine Leiche denn ausgerechnet dort deponiert? Verschimmelte Wohnwagen stehen in dieser Stadt doch überall herum – und Birkenried ist wirklich blöd zu erreichen. Also warum dort?“

„Vielleicht, weil einen dort eben niemand beobachtet?“, schlug Maggie vor. „Diese Fontaneallee ist noch kaum bebaut. Und da, wo diese Krücken herumstehen, soll ein Einkaufszentrum entstehen. Da ist nichts zu beobachten, weil da keiner wohnt. Da steht bloß dieses halbfertige Ding und die Leute laufen tagsüber daran vorbei. Ich würde mit einer Leiche nachts kommen. Da ist dann total tote Hose.“

„Gut“, fand Anne, „aber nachts könnten doch auch Leute kommen und die Baustelle beklauen wollen?“

Katrin schaltete am schnellsten. „Und deshalb haben die vielleicht eine Überwachungskamera?“

„Genau das meine ich. Und vielleicht ist die Kamera so falsch installiert, dass sie auch die Straße im Blick hat… kommt ja öfter vor, auch wenn es verboten ist. Das könntet ihr zum Beispiel eruieren.“

*

 „Typisch!“ Anton Huther raschelte empört mit der Zeitung, aber seine Frau sah nicht einmal auf, sondern rührte in ihrem Müsli herum, als suche sie nach einem Schatz.

„Typisch!!“, wiederholte er also deutlich lauter.

Angela Huther seufzte ergeben. „Was ist typisch?“

„Dieses neue Proletenviertel. Jetzt haben sie da eine Leiche gefunden, das muss man sich mal vorstellen!“

„Leichen können doch wohl überall gefunden werden“, murmelte Angela und grub die halbe Walnuss aus dem Brei heraus, nach der sie gesucht hatte. Lecker…

„Hier nicht!“

„Auch in Henting. Kannst du dich noch an diese grässliche Alte erinnern, drüben in diesem großen abgewrackten Haus? Das sie nachher endlich abgerissen haben? Wie hat die geheißen – Carin?“

„Ach die! Das ist doch schon ewig her…“

„Aber eine Leiche in Henting!“, triumphierte seine Frau, was Huthers Gesichtsfarbe ins Rote spielen ließ: „Sei nicht so rechthaberisch!“

„Warum, ist das dein Privileg?“

Huther schlug auf den Tisch. „Schluss jetzt!“

Achselzuckend wandte Angela Huther sich wieder ihrem Müsli zu, aber ihr Mann konnte sich nicht beruhigen: „Birkenried? Birkenried?“

Sie reagierte nicht, obwohl ihr allerlei Unbotmäßigkeiten auf der Zunge lagen.

„Wohnt da nicht diese grässliche Schwester?“

Oh, da war ja noch eine von diesen guten Heidelbeeren – und eine ganze Haselnuss!

„Diese grässliche Schwester!“

Morgen würde sie Ananas in ihre Haferflocken tun. Und ein bisschen Ananassaft zum Verrühren…

„Bist du taub?“

„Ich habe doch Redeverbot?“

„Blödsinn! Du sollst mir nur nicht widersprechen!“

„Also immer nur Ja, Anton sagen? Oder Genau, Anton? Wie klug du bist, Anton? So geht ein Gespräch aber nicht!“

„Du gehst mir wirklich auf die Nerven, Angela!“

„Das beruht auf Gegenseitigkeit.“

Huther starrte seine Frau erbost an, dann warf er seine Serviette auf den Tisch, stand so abrupt auf, dass sein Stuhl nach hinten umfiel, und verließ das Zimmer.