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Dass Carson Cress ihn nach einem Date fragt, ist so ziemlich das Letzte, womit Vincent Wade gerechnet hätte. Vince ist ein ehrgeiziger Biologiestudent und eher ein Einzelgänger. Quarterback Carson ist ein Superstar und lebt unter ständiger Beobachtung der Öffentlichkeit. Das kann auf keinen Fall funktionieren. Aber Vince muss feststellen, dass manchmal einfach jemand in dein Leben gewalzt kommt und dich auf eine wilde Achterbahnfahrt der Gefühle mitnimmt, und du dich entweder gut festhältst oder dein Herz dabei verlierst.
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Seitenzahl: 181
Veröffentlichungsjahr: 2018
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Inhalt
Zusammenfassung
Epigraf
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Biographie
Von Mary Calmes
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Copyright
Von Mary Calmes
Dass Carson Cress ihn nach einem Date fragt, ist so ziemlich das Letzte, womit Vincent Wade gerechnet hätte. Vince ist ein ehrgeiziger Biologiestudent und eher ein Einzelgänger. Quarterback Carson ist ein Superstar und lebt unter ständiger Beobachtung der Öffentlichkeit. Das kann auf keinen Fall funktionieren. Aber Vince muss feststellen, dass manchmal einfach jemand in dein Leben gewalzt kommt und dich auf eine wilde Achterbahnfahrt der Gefühle mitnimmt, und du dich entweder gut festhältst oder dein Herz dabei verlierst.
Well, I’m a steamroller, baby, I’m bound to roll all over you.
Ich bin eine Dampfwalze, Baby, ich werde dich überrollen.
„Steamroller“
James Taylor
NACHDEM ICH die Highschool abgeschlossen hatte, sind mein bester Freund Matt Cooksey und ich aus der Nähe von Dallas, wo wir aufgewachsen waren, nach Lubbock, Texas gezogen. Wir waren beide zum Herbstsemester an der Everson Universität, der EU, im nordwestlichen Texas angenommen worden. Ich hatte ein akademisches Vollstipendium, während er sich je zur Hälfte mit einem Studienkredit und der Unterstützung seiner Eltern finanzierte. Gemeinsam konnten wir es uns leisten, außerhalb des Campus zu wohnen. Die Dreizimmerwohnung, die wir gemietet und für die wir Kaution hinterlegt hatten, war winzig, gerade einmal 30 Quadratmeter, aber sie reichte zum Leben aus.
Sie kostete nur 450 Dollar "im Monat, plus Nebenkosten. Durch zwei geteilt bedeutete das, dass wir beide nur Teilzeit statt Vollzeit hätten jobben müssen, so dass wir mehr Zeit fürs Studium hatten und neben der Uni noch Freizeit gehabt hätten. Es war ein guter Plan, aber Matt ließ mich kurz vor Semesterbeginn sitzen, da er ein Mädchen kennengelernt hatte und stattdessen bei ihr einzog. Das war beschissen, aber um ehrlich zu sein, verstand ich es. Der Mann war verliebt – hätte er das für mich aufgeben sollen?
Also musste ich mir einen richtigen Job suchen anstelle des gemütlichen im Campus-Buchladen, den ich mir organisiert hatte, denn zu dem Zeitpunkt waren alle Zimmer im Wohnheim schon belegt und mir blieb nichts anderes übrig, als meine Wohnung alleine zu bezahlen. Da ich meine gesamte Zeit in der Highschool bis zu meinem Umzug bei Ace Graphics gearbeitet hatte, rief ich meinen alten Chef an und fragte ihn, ob er mich in einer der fünf Filialen in Lubbock weiterempfehlen konnte. Da ich vor nicht einmal sechs Monaten aufgehört hatte, war es quasi eine Wiedereinstellung und auf seine Empfehlung hin hatte ich zwei Tage später einen Job. Ich versprach, ihn nicht zu enttäuschen und er versicherte mir, dass das darüber nie ein Zweifel bestanden hätte.
In dem neuen Laden brauchten sie einen stellvertretenden Geschäftsführer, weil der alte gerade befördert und in eine Filiale in Houston versetzt worden war. Der Filialleiter empfing mich dankbar, die Angestellten mit Zurückhaltung. Es war verständlich; mit achtzehn – so alt war ich, als ich anfing – war ich dort der Jüngste. Aber als sie sich erst einmal an mich gewöhnt hatten und merkten, dass sie sich auf mich verlassen konnten, begannen sie darauf zu bauen, dass ich es schaffen würde und nahmen mich in ihre Gemeinschaft auf.
Das war nun mein Leben. Ich ging zur Uni, kam nach Hause, zog mich um und fütterte meine Katze Boaz. Dann ging ich zur Arbeit. Ich hatte für nichts anderes mehr Zeit und wenn ich dann noch zusätzliche Schichten übernehmen musste, lief ich zwischen Arbeit und Uni wie ein Zombie herum.
Am Freitagabend vor Weihnachten ging ich auf dem Zahnfleisch. Ich hatte vierzehn Tage am Stück gearbeitet, weil Elliot Hogan, einer der Projektmanager – ein schicker Titel für einen Schichtleiter – ein Baby bekommen hatte. Genau genommen hatte seine Frau das Kind bekommen, aber es war wichtig, dass er dabei war. Und ich verstand das, wirklich, aber ich war vollkommen fertig. Normalerweise wechselten unser zweiter stellvertretender Geschäftsführer, Rick Burns, Elliot und ich uns mit der zweiten Schicht ab. Aber jetzt, wo Elliot weg war, wechselten nur noch Rick und ich uns ab. Dann wurde Alex Chesney gefeuert, weil er für Menschen, die er mochte, umsonst gearbeitet hatte, und Rick war damit beschäftigt, seine Schichten abzudecken, bis jemand anders eingestellt wurde. Auf einmal waren wir also zwei Leute weniger. Auch unsere Chefin konnte uns nicht helfen, weil sie sich zwischen uns und zwei anderen Standorten aufteilen musste, solange es keine Bezirksleitung gab, denn der Umsatz in unseren Geschäften stieg rasant an. Es tat ihr leid, wahnsinnig leid, sie wäre eingesprungen, hätte sie gekonnt, aber sie arbeitete sich den Arsch ab und hatte selbst eine Familie.
Mir blieb nur übrig, entweder zu kündigen oder es hinzunehmen. Weil ich das Geld für so grundlegende Dinge wie Essen und ein Dach über dem Kopf brauchte, nahm ich es hin. Die Überstunden waren großartig, was Gehalt und Miete betraf, aber nicht, was meine Gesundheit anging. Am Ende meiner regulären Arbeitswoche, wenn ich normalerweise zwei Tage frei hatte, war ich in jeder Hinsicht ein Geschöpf der Nacht. Jetzt, wo ich gar keine Pausen mehr hatte, zehn Stunden am Tag arbeitete und an den Wochenenden lernte und Hausaufgaben machte, machte sich die Erschöpfung langsam bemerkbar.
„Schätzchen?“
Die freundliche Dame, die ich bediente, berührte meinen Unterarm und lächelte mich an. Ich war scheinbar eingenickt.
„Oh Gott, tut mir leid“, sagte ich mit einem schwachen Lächeln.
„Ist doch in Ordnung, Vincent. Du siehst erschöpft aus.“
Einen Moment lang fragte ich mich, woher sie meinen Namen wusste, aber dann fiel mir wieder ein, dass ich mein Namensschild am Abend davor gefunden und sogar daran gedacht hatte, es anzustecken. „Vielen Dank, dass Sie so …“
„Alter.“ Ein Typ mit einem Footballshirt der Everson Universität, ein halsloser Riese, warf einen USB-Stick neben mir auf die Theke. „Ich brauche alle vier Folien aus dem Ordner Kopien auf 60x90 gedruckt, laminiert und auf Karton aufgezogen. Bis morgen früh um acht.“
Das brauchten viele. Es waren Abschlussprüfungen in Kommunikation 301, Präsentationen und Vorträge. Alle mussten diesen Kurs im dritten Studienjahr belegen, aber in meinem zweiten Studienjahr war ich noch nicht soweit. Ich brachte gerade Kommunikation 201 hinter mich.
„Verstanden?“, bellte er mich an, ohne eine Antwort abzuwarten. Er klopfte mit den Fingerknöcheln auf die Theke, als wäre damit alles gesagt. Weil ich schon die Dame vor mir bediente, die Flyer für ihren Hundesalon drucken wollte, nahm ich den USB-Stick und warf ihn in den nächsten Mülleimer.
„In Farbe oder schwarz-weiß?“, fragte ich Mrs. Baker, die für nur 60 Dollar Hunden sogar Kletten aus dem Fell schnitt. Das war fast geschenkt, wenn ich daran dachte, dass ich drei Stunden gebraucht hatte, um sie rauszubekommen, nachdem Bird, der Köter meiner Freundin Darla, in welche reingeraten war. „Ich denke, Sie …“
„Alter, was geht denn mit dir ab? Das habe ich gesehen!“
„In Farbe werden sie besser aussehen, und ich könnte einen auf Glanzpapier drucken, damit Sie es sich mal ansehen können.“
„Ich rede mit dir!“
„Und ich rede mit ihr“, sagte ich ohne ihn anzusehen. „Wenn du einen Auftrag abgeben willst, kannst du warten, aber nur damit du es weißt, heute Abend drucken wir nichts Großformatiges mehr, es ist schon zehn. Also wenn du es morgen früh brauchst schlage ich vor, du läufst rüber in den Laden in der Rose Street, der hat rund um die Uhr geöffnet, vielleicht können die dich noch dazwischenschieben.“
„Aber Alex …“
„Arbeitet nicht mehr hier“, sagte ich kurzangebunden und drehte mich zu meinen Produktionsleuten hinter mir um. „Luce, hol mir den Probedruck vom Farbkopierer.“
„Kommt sofort!“
„Ich brauche es aber!“, schrie der Hüne.
Ich wandte mich zu ihm um. „Du verschwendest hier deine Zeit und währenddessen stellen sich in dem anderen Laden andere Leute vor dir an. Geh dahin.“
„Ich brauche das!“
„Hier.“ Lucy tauchte neben mir auf und gab mir den Probedruck für meine nette Hundenärrin.
„Hör mal …“
„Warte doch mal“, sagte eine andere Stimme.
Ich drehte mich um. Neben dem Hünen war ein schlankerer Typ aufgetaucht, garantiert auch Sportler, aber mehr wie ein Schwimmer gebaut, während sein Kumpel anscheinend Abwehrspieler war. Immerhin war seine Stimme weniger laut als die des wutschnaubenden Kühlschranks auf zwei Beinen.
Auch ohne dass mich jemand darauf hinwies, wusste ich, dass ich recht hatte mit der sportlichen Begabung des Schönlings. Er musste irgendeine Art Sport machen, mit diesen wunderbar definierten Muskeln, die sich unter seinem T-Shirt abzeichneten, das sich über seinen prallen Bizepsen, Trizepsen, Deltamuskel, Trapezmuskeln und seiner Brust spannte, die … Oh Gott. Die harten Brustmuskeln dieses Mannes sollten in Bronze gegossen werden. Die Muskeln waren geil; der Rest war … ich muss sagen, der Rest war auch verdammt geil.
„Eigentlich brauche ich es, nicht er. Sag uns einfach, was wir tun müssen, um es zu bekommen“, sagte der hübsche.
„Geh in den anderen Laden“, sagte ich ihm. „Wir können es nicht drucken und du verschwendest hier deine Zeit.“
„Alex hat meinem Kumpel gesagt, dass …“
Ich schnaubte. „Nochmal. Alex wurde genau dafür gefeuert. Geh. In. Den. Anderen. Laden.“
Seinem Tonfall nach zu urteilen, war der Riese langsam richtig angepisst. „Du bist echt ein …“
„Luce.“ Ich hielt meine Mitarbeiterin auf, die gerade gehen wollte. „Sag diesen Typen hier in Gebärdensprache Geht in den anderen Laden, sie hören mich nicht.“
Sie sah die beiden an und gebärdete es. Es war praktisch, eine angehende auditorische Therapeutin im Team zu haben, und manchmal sogar unterhaltsam. Sie hatte mir eine Menge Schimpfwörter in amerikanischer Gebärdensprache beigebracht.
„Du hältst dich wohl für lustig, du …“, knurrte der Hüne.
„Lass das lieber“, warnte Lucy den Muskelprotz. „Ich lass dich rauswerfen, wenn du fluchst.“
„Beruhigt euch erstmal“, sagte der Schönling in dem Versuch, sowohl seinen Kumpel als auch Lucy zu beschwichtigen.
„Ich bin ruhig“, fuhr sie ihn an.
„Ihr müsst uns helfen, eine Lösung zu finden“, sagte der heiße Typ.
„Habe ich getan.“ Ich grinste ihn an. „Lauft rüber in den anderen Laden.“
„Du bist ein ziemlicher Arsch.“
„Ich habe einen Vorschlag von ihm gehört“, klinkte sich Mrs. Baker neben mir ein.
Ich machte eine dankbare Geste.
„Ma’am“, fing der Hüne an. „ir …“
„Das war nur eine Beobachtung“, sagte sie höflich.
„Er …“, fauchte der Neandertaler und zeigte auf mich. „… versteht nicht, wie wichtig das ist.“
„Wenigstens verstehe ich Englisch“, kicherte ich.
Er stützte sich auf die Theke. Ich war mir sicher, dass er mich damit einschüchtern wollte. „Hör mal, du musst den Stick von meinem Kumpel aus dem Müll holen und mir das drucken. Du hast gar keine andere Wahl mehr.“
Ich erinnerte mich wieder daran, dass es ja nicht einmal um sein Projekt ging. Die ganze Schikane war nur für den Schönling. Ich schnaubte spöttisch. „Luce, bring den Stick.“
„Scott, hol den USB-Stick aus dem Müll, den Vince gerade weggeworfen hat“, rief sie über die Schulter.
„Das nennt ihr guten Kundenservice?“, empörte er sich.
„Jawohl“, höhnte ich, während ich damit fortfuhr, Mrs. Bakers Bestellung in den Computer einzugeben.
„Er ist ein harter Brocken“, sagte Hottie, der seinen Kumpel auf mich losgelassen hatte, zu Lucy. „Du musst das für mich machen.“
„Das geht wirklich nicht“, betonte sie. „Und selbst wenn ich wollte, er ist der Boss. Was er sagt, gilt.“
„Wie kann er der Boss sein? Wie alt ist er, zwölf?“, rief er entrüstet. Ich musste lächeln. Ich konnte einfach nicht anders.
„Wo verdammt nochmal ist Alex?“, schrie der Hüne.
„Zum tausendsten Mal“, antwortete Lucy. „Alex ist gefeuert worden, weil er genau solche Aufträge übernommen hat, ohne Geld dafür zu verlangen. Der Zug ist abgefahren.“
„Wie finden Sie es?“, fragte ich Mrs. Baker strahlend.
Der Schönling beugte sich über den Ladentisch. „Ich will ja bezahlen; ich muss es nur haben.“ Sogar wenn er bettelte – was schnell in Verärgerung überging – klang seine Stimme tief und rauchig und unglaublich sexy.
„Es ist fantastisch“, sagte Mrs. Baker, als sie sah, wie gut sich das Papier falten ließ, das ich ihr empfohlen hatte. „Ich denke, ich nehme zweihundert in Farbe und dreihundert auf buntem Papier.“
„Dann geh in den anderen Laden“, sagte Lucy schon wieder zu dem Typ, der wahrscheinlich meine Träume heimsuchen würde, wenn ich jemals ins Bett kam.
„Aber ich brauche das für …“
„Wir schließen um elf“, fuhr sie fort. „Jetzt ist es viertel nach zehn. Vergiss es.“
Er bewegte sich und ich sah, wie sich seine Muskeln unter dem Stoff seines T-Shirts bewegten. Er war schlank und kräftig gebaut. Ich zitterte, wenn ich ihn auch nur ansah.
Das Verlangen war fast überwältigend.
Gott, war ich müde.
„Schätzchen?“, sagte Mrs. Baker besorgt.
Ich musste meinen Blick losreißen. Von sich wölbenden Muskeln und goldener Haut und ….
„Du siehst blass aus“, sprach sie weiter.
Ich brauchte unbedingt Sex.
Lucy brachte mir den Ordner mit den Papiermustern und ich zeigte ihn Mrs. Baker. „Ich würde einen Pastellton vorschlagen, damit man die Bilder gut sieht.“
„Du hörst mir nicht zu.“ Der Hüne wurde schon wieder laut.
„Nein, du hörst mir nicht zu“, berichtigte Lucy ihn.
„Hier“, sagte mein Designer Scott Chun und schob den USB-Stick über die Theke zum Objekt meiner Begierde zurück. „Du hast Glück gehabt, dass er ihn in den Papiermüll und nicht in den normalen Mülleimer geschmissen hat“
„Ich brauche …“
„In dem anderen sind fettige Hamburgerverpackungen.“
„Okay“, sagte der Schönling in diesem jetzt beruhigt euch alle mal Tonfall, „wir müssen uns nur einigen …“
Scott hustete. „Mann, unser Epson …“
„Euer was?“
„Unser Großformat-Farbdrucker“, erklärte Scott angespannt. Der Ärger war deutlich in seiner Stimme zu hören. „Er läuft bis wir schließen. Denkst du, du bist der einzige, der bis zur letzten Minute damit gewartet hat, seine Poster für diesen Kurs drucken zu lassen? Das haben alle so gemacht. Also geh lieber rüber in den Laden bei der Uni, bevor …“
„Könnt ihr nicht einfach …“
„Unser Drucker läuft, und das tut er, bis wir schließen. Ernsthaft, wir sagen dir doch nur, dass du in den anderen Laden gehen sollst, damit du noch die Chance hast, deine Sachen bis morgen zu bekommen.“
„Ich finde das rosa Papier schön“, sagte Mrs. Baker zu mir.
Ich sah über die Schulter. „Mike, bring mir den Schwarz-weiß-Probedruck.“
„Kommt sofort!“
„Ihr steht alle hier rum, und niemand von euch kann meine verdammten Poster drucken?“, fragte der Schönling aufgebracht.
„Nochmal, es gibt nur einen Drucker für Großformate“, erklärte Lucy ihm. „Und der läuft bis wir schließen. Er druckt so schnell es geht, aber wir können deine Sachen heute Abend nicht mehr drucken. Also, wie Vince schon gesagt hat und wie Scott schon gesagt hat … du musst in den Laden bei der Uni gehen.“
„Hier, Chef.“ Mike gähnte, während er zu mir rüberkam und mir den doppelseitigen Flyer auf rosarotem Papier reichte.
„Sieht gut aus, oder?“, fragte ich Mrs. Baker.
„Ich bin begeistert.“ Sie lächelte mich an. „Du warst mir eine große Hilfe.“
Ich lächelte zurück. „Morgen Mittag sind sie fertig.“
„Perfekt.“ Sie strahlte mich immer noch an.
„Ich kann sie auch falten.“ Ich wackelte mit den Augenbrauen.
„Kostet das sehr viel mehr?“
„Kaum, und Sie müssen sich nicht damit rumärgern.“
„Wunderbar.“
„Ich will mit dem Geschäftsführer sprechen“, herrschte der Schönling Lucy an. Er schien am Ende seiner Kräfte zu sein.
„Wie gesagt, du hast schon mit ihm geredet“, sagte sie ihm. „Komm schon. Du hast deinen Stick, ich schlage vor, du beeilst dich, bevor sie drüben auch keine Aufträge mehr bis morgen annehmen.“
Ich war mir fast sicher, dass der Typ, mit dem ich schmutzige Dinge tun wollte, aka der Schönling, uns genau musterte und sich unsere Gesichter einprägte, um sich später bei meinem Chef zu beschweren. Er drehte den Kopf, aber weil er ein Basecap und eine Sonnenbrille trug, war es schwer einzuschätzen, was er ansah. Und ernsthaft; nachts eine Sonnenbrille tragen? Ich fragte mich kurz, ob er einfach so schwer von Begriff war, weil er bekifft war.
Niemand beachtete ihn mehr. Scott ging weg, Mike ging das Produktionsbuch durch und Lucy begann, ihre Kasse zu schließen.
„Macht dich das an?“, beschuldigte er mich.
„Mann, du bist mir sowas von egal“, versicherte ich ihm verächtlich. „Wenn ich Zeit gehabt hätte, wenn du früher gekommen wärst, dann hätten wir deine Sachen gedruckt. Das ist nichts Persönliches.“
„Nun, jetzt schon.“
Ich verdrehte die Augen. Wer redete so? Nun, jetzt schon. Warum musste er so ein Drama daraus machen, wenn die Lösung so einfach war? Ich hasste Leute, die sich so anstellten, nur um sich selbst reden zu hören. Hör auf zu jammern und mach was. Gottverdammt.
Ich ließ ihn und seinen Kumpel stehen – beide schäumten vor Wut – und ging einem Kunden im Selbstbedienungsbereich helfen, der mich zu sich gewunken hatte. Er schaffte es nicht, ein Foto auf seine Facebook-Seite hochzuladen. Normalerweise halfen wir mit so etwas nicht, aber abgesehen von den Farb- und Großformat-Drucken war nichts los, also hatte ich Zeit. Als ich zurückkam, waren die beiden Footballspieler weg.
„Aber ich brauche es“, wimmerte Mike, um mich aufzumuntern.
„Du bekommst es aber nicht“, scherzte Lucy weiter, schüttelte den Kopf und schob die Unterlippe vor, als sie mich ansah. „Du tust mir so leid, Vin.“
„Gott, was für ein Wichse“, brummte ich.
„Ich weiß, aber so einen Scheiß hat Alex ständig abgezogen, als du nicht da warst. Deshalb müssen wir jetzt die ganzen Überstunden machen. Er ist geblieben und hat die Scheiße für solche Typen gemacht. Für alle, die er beeindrucken wollte … auch Mädchen! All diese niedlichen Studentinnen, die aussehen wie Models und vor ihm mit ihren Haaren rumspielen. Es war zum Kotzen“, knurrte sie.
„Oh!“, sagte Scott mit hoher Stimme, während er zu uns kam. „Danke, Alex, du bist so lieb. Willst du, dass ich dir in deinem Auto einen blase?“
Ich musste lachen.
„Gott, Alex war echt so ein Arsch“, klagte Mike, während er die Zähler der Maschinen ablas. „Ich meine, hübsche Mädchen haben nie für irgendeinen Scheiß bezahlt, wenn er gearbeitet hat.“
„Also, ich stelle heißen Typen nichts in Rechnung“, wandte ich ein.
„Doch, tust du“, fuhr er mich gereizt an. „Das ist das Tolle an dir, Vince. Du mischst dich nicht einfach ein und sagst Ja, kein Ding, machen wir, auch wenn wir morgen alle in die Uni müssen und müde sind und Hausaufgaben haben. Na klar, kein Problem.“
Lucy verzog das Gesicht. „Das Schlimmste war ja, dass Alex nicht mal die Maschinen bedienen konnte. Also sagt er Ja, obwohl wir Nein sagen, weil wir wissen, was alles noch gemacht werden muss, und er hat keine Ahnung! Und zu allem Überfluss konnte er nicht mal dabei helfen, weil er ein Externer war und von nichts Ahnung hatte.“
„Also hat er sich gegen uns durchgesetzt und Aufträge angenommen, und dann hieß es Okay, und jetzt macht mal.“ Scott klang verbittert.
„Mein Gott, wie ich diesen Typen gehasst habe“, sagte Mike und klopfte mir auf die Schulter. „Und ich weiß, du arbeitest wie ein Tier, aber ich zumindest finde es verdammt toll, dich hier zu haben.“
„Ich auch“, stimmte Lucy zu.
„Aber sowas von“, sagte Scott mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Es ist Freitag. Lasst uns danach ein Bier trinken gehen. Wenigstens müssen wir morgen nicht so früh aufstehen.“
Ich sah ihn skeptisch an. „Stimmt, es ist Freitag – was soll dann das Theater wegen all der Poster?“
„Die müssen bis morgen früh um neun in der Halle hängen, um benotet zu werden.“
„An einem Samstag?“
„Ja, sie werden am Wochenende benotet.“
„Warum?“
„Alle vier Professoren müssen sich die Arbeiten gemeinsam ansehen, also machen sie es lieber am Wochenende, als zu versuchen, unter der Woche Zeit zu finden. Ihre Mitarbeiter kontrollieren wer bis um neun Uhr seine Bilder aufgehängt hat, sie protokollieren das und dann schließen sie sich irgendwann, entweder Samstag oder Sonntag, im Ausstellungssaal ein und benoten alles, was da ist. Wer nichts abgegeben hat, fällt durch.“
Ich nickte. „Verstehe.“
„Also? Bier?“, fragte Mike nach.
Ich musste sie sich nach ihrer stressigen Woche entspannen lassen, auch wenn das hieß, dass ich alleine nach Hause ging. „Na ja, ihr könnt ja gehen, aber ich …“
„Nein“, unterbrach Scott mich. „Du kommst auch mit, Vinnie.“
„Ja, aber …“
„Manchmal vergesse ich, dass du noch ein Welpe bist.“ Er lächelte und wuschelte mir durch die Haare. „Was hältst du davon: Lass uns zu Mario gehen, dann kannst du zur Pizza Pepsi trinken und wir anderen Bier.“
Ich drehte mich zu ihm und lächelte, weil das wirklich lieb von ihm war. Außer mir waren sie alle über einundzwanzig und hätten irgendwo hingehen und trinken können. Ich nicht; ich durfte nicht. Normalerweise luden sie mich nicht mit ein. Wir mochten uns als Kollegen, aber davon abgesehen hingen wir nicht miteinander rum.
„Kommst du mit, Vince?“, fragte Scott nach.
Natürlich kam ich mit.
AUF DEM Rückweg von der Pizzeria, kurz nach ein Uhr morgens, musste ich an der 24-Stunden-Filiale von Ace Graphics vorbei. Es war der Laden in der Rose Street, in der Nähe der Uni, zu dem ich vorhin die beiden Footballspieler geschickt hatte. An der einen Seite hatte das Gebäude Fenster, und als ich hineinschaute um zu checken, wem ich den Mittelfinger zeigen könnte, einfach aus Gemeinheit, sah ich Monica Wrighley auf die Automatiktüren am Haupteingang zurennen, um mich abzufangen.
„Hey.“ Ich winkte, als sie vor mit auf den Bürgersteig trat.
„Vince!“
Ich musste über die Verzweiflung in ihrer Stimme lächeln. „Der bin ich.“
„Gott sei Dank“, seufzte sie erleichtert. „Wir haben schon überall angerufen und niemand geht ran und wir haben so viel … es ist … bitte schau dir den Großformat-Drucker an, bevor Sawyers Kopf explodiert.“
Ich lachte leise und sie eilte hinein, wobei sie sich bei mir einhakte, damit ich nicht entkommen konnte. „Was macht er denn?“
„Er macht nichts. Das ist das Problem.“
Der Laden, in dem ich arbeitete, hätte locker zweimal in den gepasst, den wir jetzt betraten. Deshalb wurde er Der große Laden
