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Geschickt jongliert die Witwe Tifony ihre Liebhaber, die ihr durch Hingabe und Großzügigkeit ein angenehmes Leben bar jeder finanzieller Sorgen ermöglichen. Bis zu dem verhängnisvollen Morgen, an dem ein Frühstücksei droht, das Kartenhaus zum Einsturz zu bringen. Kurzgeschichte, enthält: ein verklemmtes Ei, eine Gebäckzange und ein pragmatisches Hausmädchen Kurzgeschichte, 4.800 Wörter
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Tanja Rast
Kurzgeschichte
Tifony erwachte vom Ächzen der Heißwasserleitungen und dem Plätschern aus dem angrenzenden Badezimmer. Sie wälzte sich herum, zog das Kopfkissen von der nun freien Seite des Bettes heran und drückte es sich auf den Kopf, um den unerwünschten Lärm auszuschließen.
Jede Wette, dass der fette Kerl jetzt wieder eine Stunde lang badete? Und ganz bestimmt würde er auch gleich wieder zu singen anfangen! Wie konnte ein Mann solch ein eitler Geck sein und sich derart ausgiebig waschen? Als wollte er Tifonys Geruch von seiner Haut schrubben. Allein das war ein Affront. Außerdem: Was brachte es? Er würde leuchtend rosa von der Hitze und dem vielen Waschen sein und mehr denn je einem Schweinchen ähneln.
Das Kopfkissen roch nach seinem Schweiß, und Tifony schleuderte es beiseite und mühte sich auf ihrer Seite aus dem Bett. Suchend sah sie um sich, bis sie ihren Seidenmorgenmantel fand, der zerknüllt am Boden lag. Nach weiterem Umherspähen machte sie zumindest einen hochhackigen Pantoffel aus. Unterwäsche? Im halben Zimmer verteilt und garantiert beschädigt. Tifony hatte die Nähte knacken gehört, als der Erzmagus sie aus Spitzen und Seide geschält hatte. Verdammter Trampel.
Der zweite Pantoffel fand sich nach einiger Zeit. Tifony zog sich in ihr Ankleidezimmer zurück, wo eine Schüssel heißes Wasser auf sie wartete. Maraz, die gute Seele, kannte des Erzmagus' unweigerliche Waschgewohnheiten und die daraus resultierende Blockade des Badezimmers ebenso gut wie ihre Herrin.
Tifony machte sich frisch und kleidete sich teuer, aber unaufdringlich an. Sie achtete besonders darauf, dass der Ausschnitt des Kleides ungewohnt verhüllend war, damit sie ihren nächtlichen Besucher gleich nach dem Frühstück loswurde. Nicht noch eine Runde durch zerwühlte Seidenlaken, denn Tifony erwartete zum Mittagessen den Fürsten höchstpersönlich, und es wäre gar nicht gut, wenn jene Kavaliere, die die arme Witwe mit Kostbarkeiten, Geschenken und Geld überhäuften, voneinander wüssten.
Es klopfte, und nach einer knappen Aufforderung steckte Maraz den schuppigen Kopf herein. Allein das winzige, weiße Häubchen machte einem Uneingeweihten deutlich, dass die Drachin sich als Hausmädchen verstand. Tifony fand, dass das Häubchen albern war, aber Maraz bestand darauf. Ihrer Meinung nach trug jedes ordentliche Hausmädchen so etwas. Es hatte sie auch nicht gestört, dass sie zwei Löcher für die Hörner hatte hineinschneiden müssen und der Schuppenkamm auf ihrem langen, pferdeähnlichen Kopf den dünnen Stoff ausbeulte.
»Frühstück, Herrin?« Eine tiefe, angenehme Stimme, und Maraz schaffte es sogar, alle s-Laute ohne Zischeln auszusprechen. Tifony wusste, dass die Drachin darauf sehr stolz war.
»Sobald der Kerl sich fertig gewaschen hat. Ich verhungere, während er meine Seife verbraucht.«
»Ich werde heute neue auf dem Markt kaufen. Ich lege sie hin, wenn wir zurück sind. Er verbraucht nicht nur viel Seife, Herrin, er tropft alles nass.«
»Ach, Markt ist heute auch noch! Nun, ich kenne meine Hausfrauenpflichten.