Absinth mit dem Teufel: Klippen der Hölle - Jona Dreyer - E-Book
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Absinth mit dem Teufel: Klippen der Hölle E-Book

Jona Dreyer

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Beschreibung

Der größte Feind des Menschen ist nicht der Teufel. Es ist er selbst. Nachdem der Buchhändler David Rowbotham und der geheimnisvolle Jon Askil Fjallgren vorerst ihr gemeinsames Glück gefunden haben, setzen sich neue Dinge in Bewegung. Unbeantwortete Fragen aus Jon Askils Vergangenheit lauern wie Dämonen auf die beiden. Der pragmatische David beschließt, diese unterschwellige Bedrohung endgültig zu beseitigen – eine Entscheidung mit fatalen Folgen. Plötzlich steht alles, was sich Jon Askil und David aufgebaut haben, auf dem Spiel … "Absinth mit dem Teufel: Klippen der Hölle" ist der zweite und abschließende Band der Geschichte um Jon Askil und David. Für den perfekten Lesegenuss empfiehlt es sich, vorher "Absinth mit dem Teufel: Spiele der Nacht" zu lesen.

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Absinth mit dem Teufel: Klippen der Hölle

Gay Drama

© Urheberrecht 2017 Jona Dreyer

 

Impressum:

Tschök & Tschök GbR

Alexander-Lincke-Straße 2c

08412 Werdau

 

Text: Jona Dreyer

Coverdesign: Jona Dreyer

Coverbilder: Depositphotos

Lektorat/Korrektorat: Kelly Krause, Johanna Temme, Kristina Arnold, Doris Lösel & Sandra Schmitt

 

Kurzbeschreibung:

Der größte Feind des Menschen ist nicht der Teufel. Es ist er selbst.

Nachdem der Buchhändler David Rowbotham und der geheimnisvolle Jon Askil Fjallgren vorerst ihr gemeinsames Glück gefunden haben, setzen sich neue Dinge in Bewegung.

Unbeantwortete Fragen aus Jon Askils Vergangenheit lauern wie Dämonen auf die beiden. Der pragmatische David beschließt, diese unterschwellige Bedrohung endgültig zu beseitigen – eine Entscheidung mit fatalen Folgen.

Plötzlich steht alles, was sich Jon Askil und David aufgebaut haben, auf dem Spiel …

Über die Autorin

Sollte euch irgendwo da draußen ein sportliches, fröhliches Mädchen begegnen, das gern putzt, aufräumt und Besuch empfängt - dann ist das garantiert nicht Jona.

Gesegnet mit einer Vorliebe für niedliche Sachen, kalte Jahreszeiten und zu Tode deprimierender Orgelmusik hockt sie vorzugsweise nachts in ihrer Schreibstube und denkt sich immer wieder neue Gemeinheiten für ihre Leser aus, sei es zur großzügigen Leerung der Taschentuchvorräte oder auch mal zu hinterhältigen Angriffen auf die Lachmuskeln.

Ihre Fantasy-Romane veröffentlichte sie vormals unter dem Pseudonym Riley Greene, hat sich nun aber dazu entschieden, dass, wo Jona drinsteckt, auch Dreyer draufstehen muss.

 

Jona ist Jahrgang 1986 und lebt mit ihrem Mann und vier Katzen in einer geräumigen Maisonette-Wohnung, die sie andauernd umdekoriert - wenn sie nicht gerade schreibt. Oder nascht. Oder mit ihrer Mutter telefoniert, die heimlich davon überzeugt ist, dass Jona bei der Geburt vertauscht wurde..

Was bisher geschah ...

Durch seinen Nebenjob als Zeitungsausträger lernt der junge Buchhändler David Rowbotham den geheimnisvollen, menschenscheuen Schriftsteller Jon Askil Fjallgren kennen.

Zwischen den beiden entwickelt sich eine intensive, von Rückschlägen geprägte Beziehung, durch die Jon Askil langsam lernt, seine tiefsitzenden Ängste zu überwinden.

Allerdings fördert seine neugewonnene Offenheit auch dunkle Erinnerungen aus seiner Vergangenheit zutage, die lieber vergessen geblieben wären. David ist fest entschlossen, diese Angelegenheiten zu bereinigen, um gemeinsam mit Jon Askil ein Leben ohne Angst führen zu können – und setzt damit eine unaufhaltsame Verkettung von Ereignissen in Bewegung, die alles aufs Spiel setzen, was sie sich gemeinsam aufgebaut haben ...

Prolog

Gleißendes Tageslicht blendete ihn, als er ins Freie trat. Das erste Vogelzwitschern des nordischen Frühlings versprach eine trügerische Idylle. Aber sein Herzschlag, der dröhnende Herzschlag, hämmerte ihn zurück in die Realität.

Lauf, befahl er sich. Lauf.

Er rannte los. Sein Blick verkam zu einem Tunnel, links und rechts nur schwarz, in der Mitte der Waldweg mit dem trockenen Laub, das unter seinen Füßen raschelte. Er wagte ein kurzes Spähen über die Schulter, auf das klaffende Loch, aus dem er emporgestiegen war. Sah so das Tor zur Hölle aus? Und wenn ja, wie konnte er dort den zurücklassen, den er auf der Welt am meisten liebte? Er sollte umkehren. Aber er durfte nicht.

Lauf, hatte der Geliebte gesagt. Lauf, oder ich drücke ab.

Also lief er. Rannte. Blieb im Geäst hängen und kratzte sich die Wangen auf. Es spielte keine Rolle. Er hatte nicht gewusst, dass er so schnell sein konnte, aber die Angst trieb ihn, und er fand sich noch immer nicht schnell genug. Was, wenn er zu spät kam? Minuten oder gar nur Sekunden? Vielleicht lief er in die falsche Richtung. Weiter in den Wald hinein, anstatt hinaus. Das wäre das Ende.

Er übersah eine Wurzel und stolperte. Kam ins Straucheln, fiel. Seine Knie brannten wie Feuer, waren vermutlich aufgeschürft. Einen Moment hielt er inne, stützte sich auf und schöpfte nach Atem.

Steh auf, gebot er sich. Steh endlich auf und renn weiter. Die Zeit läuft dir davon.

Abermals warf er einen Blick über die Schulter. Sah nichts als Bäume und Geäst. Niemand folgte ihm. Es schien, als habe man sich tatsächlich auf den Tauschhandel eingelassen. Mühsam rappelte er sich auf und rannte los. Der Atem in seiner Kehle rasselte, und noch schneller als seine Beine waren die Gedanken, die sich unentwegt in seinem Kopf drehten.

Alle Achtung, meine Söhne. Den Teufel mit seiner Braut anzulocken, ist ein kluger Schachzug. Gut gemacht.

War das die Wahrheit? War er es gewesen, der die ganze Zeit getäuscht worden war? Nein!

Er rannte weiter, bis der stechende Schmerz in seinen Lungen unerträglich wurde. Er wollte stehenbleiben, sich kurz an einen Baum stützen, aber sobald er innehielt, brach er in die Knie. Er hatte keine Kraft mehr, nicht einmal für einen verzweifelten Aufschrei. Nur noch ein jämmerliches Wimmern entkam seiner Kehle. Er blickte auf seine linke Hand. Etwas Blut sickerte durch den dicken Verband über der pochenden Wunde.

Halte durch! Lauf weiter! Hol Hilfe! Er braucht dich. Er braucht dich mehr als je zuvor in seinem Leben.

Er mobilisierte alle Kräfte, die er noch besaß, und stemmte sich hoch. Ging schwankend ein paar Schritte, stolperte, konnte sich aufrecht halten. Aus der Ferne vernahm er die Ahnung einer Straße. Vorbeifahrende Autos.

Du schaffst das. Du schaffst das.

Ein Schuss hallte durch die kühle Spätnachmittagsluft. Er fuhr herum. Ein Vogelschwarm flatterte hektisch auf, dann lag alles in gespenstischer Stille. Selbst der dröhnende Herzschlag schien für ein paar atemlose Momente auszusetzen.

Nein. Nein, nein, nein!

Es war zu spät. Er war nicht schnell genug gewesen. Aus der Nähe vernahm er Hundegebell. Knackende Äste, Schritte von Menschen.

Die Rettung, dachte er. Aber sie kommt zu spät. Oder?

Kapitel 1

King’s Gowt, Dezember 2016

Eine Ahnung von Schnee begleitete David Rowbothams letzten Arbeitstag als Zeitungsbote und Gemeindehelfer. Die Luft roch auf eine metallische Weise frisch, und vereinzelte, federgleiche Flocken wirbelten durch die Luft. In der Ferne, in der Morgendämmerung, türmten sich gelblich-graue Wolken.

Ob es jedoch tatsächlich schneien würde, war fraglich. Hier im Süden Englands schneite es selten, und wenn, dann blieb die weiße Pracht kaum länger als ein paar Tage liegen. Wenn David Pech hatte, würde ihn noch vor Beendigung seiner Runde ein matschiger Eisregen überfallen. Aber wenigstens war es heute nicht neblig.

Ein knappes Jahr lang hatte er den Menschen in seinem Dorf jeden Morgen die Zeitung gebracht, sich in den frühesten Morgenstunden bei Wind und Wetter aus dem Bett gequält, und war auf seinem Fahrrad losgefahren, die Zeitungstasche auf dem Sattel. Sein eigentliches Geschäft, ein kleiner Buchladen mit Schreibwarenabteilung, lief nicht sonderlich gut, weshalb er diese Nebentätigkeit hatte annehmen müssen. Es war die beste Entscheidung seines Lebens gewesen.

Der Grund lebte in dem Haus, das in Sicht kam, als er die Anhöhe auf der Bergstraße am Ende des Ortes passierte. Die Leute im Dorf nannten es das Geisterhaus, weil es durch seine Einsamkeit, den verwilderten Garten und die zumeist zugezogenen Vorhänge düster und verwaist wirkte. Der Mann, der darin wohnte, war kein Geist, aber er besaß einen, sogar einen äußerst brillanten.

Sein Name war Jon Askil Fjallgren. David liebte ihn. Und Jon Askil liebte David ebenfalls. Das grenzte für ihn an ein Wunder, denn noch vor wenigen Monaten hatte dieser Mann aus tiefster Überzeugung behauptet, nicht lieben zu können. Gar nicht zu wissen, was Liebe sei. Aber David hatte nicht aufgegeben. Er gab nie auf, wenn ihm etwas am Herzen lag. Darum hatte er sein Geschäft noch. Und darum hatte er Jon Askil.

»Ich werde dich vermissen.« Lächelnd kam sein Mann die Stufen der Veranda herunter, als David sein Fahrrad gegen den maroden Zaun lehnte.

»Was völliger Blödsinn ist, denn wir werden uns ja noch viel öfter sehen als vorher«, versetzte er, nahm die letzte Zeitung aus der Tasche und öffnete das Gartentor.

»Ich weiß.« Jon Askil, der nichts als einen Morgenmantel, einen Schal und die dünnen Stoffschuhe trug, die David ihm vor einem knappen Jahr geschenkt hatte, kam ein paar Schritte auf ihn zu. »Aber unser kleines, morgendliches Ritual wird mir trotzdem abgehen.«

Halb verwirrt, halb amüsiert, zog David eine Braue in die Höhe. »Wenn das so ist, hättest du mich nicht dazu überreden sollen, meinen Nebenjob aufzugeben. Jetzt ist es zu spät. Sie haben schon jemand anderen gefunden.«

»Weißt du, wen?«

Er schüttelte den Kopf. »Margery konnte es mir nicht sagen. Ich hatte das Gefühl, dass sie meiner Frage ausweicht, aber das war sicher Einbildung.« Er legte die Zeitung wie immer auf den Stein neben dem Gartentor. Langsam, bedächtig, fast schon ehrfürchtig. Die letzte Zeitung. Dann war es vorbei. »Ich werd’s vermissen«, bekannte er mit einem Seufzen. »Und dann wieder nicht. Endlich mehr Schlaf. Aber wahrscheinlich werde ich demnächst fett, weil mir mein Frühsport fehlt.«

Jon Askil schnaubte. »Fett? Du bist so mager, dass du selbst mit zwanzig Pfund mehr auf den Rippen noch nicht einmal annähernd mollig wärst.«

»Stört dich das?«

»Nein.« Jon Askil lächelte, bückte sich nach der Zeitung und hob sie auf. »Wir sollten ein neues Morgenritual einführen, jetzt, wo das alte wegfällt. Vorzugsweise eines, bei dem du in meinem Bett liegst.«

David grinste, überwand die letzte Distanz zwischen ihnen und drückte seinem Mann einen Kuss auf die Wange. »Ich denke, das lässt sich einrichten.«

Jon Askil packte ihn beim Kinn und suchte seine Lippen. »Ein Nein hätte ich auch nicht akzeptiert«, raunte er zwischen zwei Küssen. »Kommst du mit rein? Ich habe Tee und Kaffee gekocht. Wir können deinen Abschied vom Nebenjob mit einem Frühstück feiern.«

»Sehr gern.«

David folgte ihm hinein. Das Wort Abschied fühlte sich noch immer seltsam an, aber im Grunde war es genau das. Lange hatte er mit Jon Askil und innerlich mit sich selbst diskutiert, ob er aufhören sollte oder nicht. Er war stets stolz auf seine Unabhängigkeit gewesen; darauf, sich seinen Lebensunterhalt ganz allein zu erwirtschaften, auch wenn er kaum mehr eine freie Minute für sich selbst hatte. Letzteres war eine Sache gewesen, die ihm zugesetzt hatte. Erschöpft, ausgelaugt. Seine wenigen freien Stunden hatte er mit Jon Askil verbracht. Er würde keine Sekunde davon missen wollen, auch wenn sein Mann nicht unbedingt das war, was man als einen einfachen Menschen bezeichnen würde. Es hatte Monate gedauert, zu ihm durchzudringen, begleitet von wiederkehrenden, harten Rückschlägen.

Immer öfter hatte Jon Askil ihm finanzielle Unterstützung angeboten. David hatte jedes Mal dankend abgelehnt, bis er ein Argument vorgebracht hatte, dem er sich nicht entziehen konnte: Wir sind Partner. Partner unterstützen sich gegenseitig, anstatt einen auf Einzelkämpfer zu machen.

Von dieser Seite hatte David das Angebot noch nie betrachtet, und letztendlich hatte es ihn überzeugt. Es war eine Entlastung für ihn. Und für Jon Askil, das begriff er, war es ein Weg, sich bei ihm für seine Geduld erkenntlich zu zeigen.

Mit einem tiefen Seufzen nahm David am gedeckten Frühstückstisch Platz. Der Geruch des Kaffees überlagerte den seines Tees bei weitem, aber es störte ihn nicht. Er freute sich auf sein Frühstück und beschloss, nicht länger melancholischen Gedanken an die vergangenen Monate nachzuhängen, sondern sich auf das zu freuen, was vor ihnen lag.

»Ich habe Rührei gemacht«, verkündete Jon Askil und hantierte geschäftig mit der Pfanne. »Es ist leider fester geworden, als beabsichtigt.«

»Das macht doch nichts«, beschwichtigte David.

»Mich stört es aber.«

»Oh, jetzt komm schon! Ich bin hungrig.«

Jon Askil kippte das gesamte Rührei aus der Pfanne auf einen einzigen Teller und stellte ihn vor David hin. »Tut mir leid. Trotzdem einen guten Appetit.«

»Danke. Und was isst du?«

»Kaffee und Zigarette, wie immer.«

»Bäh.« David zog eine Grimasse. »Tu mir den Gefallen, und tausche den Glimmstängel gegen eine Scheibe Toast aus.«

Sein Mann warf ihm einen komischen Blick zu. »Ich soll eine Scheibe Toast rauchen?«

David heulte auf. »Essen. Mit Schokocreme. Deal?«

Jon Askil rollte mit den Augen. »Na schön. Du redest genau wie deine Ziehmutter, wenn du deine Erbsen nicht aufessen willst.«

»Sie hat ja recht. Und ich auch.« David kostete von dem Rührei. Es schmeckte gut. Viel besser, als er es nach dem unzufriedenen Gebrumme erwartet hatte. »Das hast du wirklich gut gekocht.«

Jon Askil, der gerade das Glas mit der Schokocreme aus dem Schrank geholt hatte, fuhr herum. »Hör auf, so mit mir zu reden!«, herrschte er ihn an. »Ich bin kein dreijähriges Kind, das gerade erfolgreich ins Töpfchen gemacht hat.«

Erschrocken fuhr David zusammen. Solche unerwarteten Ausbrüche gab es immer wieder. Er konnte damit leben, würde sich aber wohl nie ganz daran gewöhnen. »Reg dich ab. Ich wollte nur nett sein und dir sagen, dass es gut schmeckt und du nicht unzufrieden sein musst.«

Sein Mann fuhr sich mit den Fingern durch sein halblanges, dunkles Haar. Er zitterte ein wenig. »Tut mir leid. Ich wollte dich nicht so anfahren. Ich ... ich habe heute meine Tabletten noch nicht genommen.« Er stellte das Glas ab und verließ mit eiligen Schritten die Küche. Tritte auf den Treppenstufen waren zu vernehmen und Momente später fiel die Badezimmertür ins Schloss.

David seufzte und nahm einen Schluck Tee. Er fröstelte ein wenig, hatte das Gefühl, dass sich eine Erkältung ankündigte, die er wahrhaft nicht gebrauchen konnte. Seine Gedanken flogen wieder zu Jon Askil und er fragte sich nicht zum ersten Mal, wie dieser wohl ohne seine Medikamente wäre. Würde das tatsächlich so viel ändern? Würden schlimme Dinge für ihn passieren, Bilder auftauchen, die er nicht sehen wollte? Lösten die Pillen wirklich Probleme oder verdrängten sie sie nur? Er hatte keine Ahnung. Aber er grübelte regelmäßig darüber nach.

Als Jon Askil in die Küche zurückkehrte, schien er ein wenig entspannter, obwohl die Tabletten nach einer so kurzen Zeit noch gar nicht wirken konnten. Wahrscheinlich beruhigte ihn schon das Wissen, sie eingenommen zu haben.

»Alles okay?«

»Ja.« Anstatt etwas zu essen, zündete er sich eine Zigarette an. Mit geschlossenen Augen nahm er zwei, drei Züge, drückte sie aus und begann anschließend, sich doch noch einen Schokotoast zu schmieren.

»Du wirkst gestresst«, bemerkte David. »Komm, setz dich doch.«

»Zugegeben, ich habe Angst, dich zu etwas überredet zu haben, was du gar nicht willst«, gestand Jon Askil und rückte sich einen Stuhl zurecht.

»Die Angst kommt ein bisschen spät, findest du nicht?«

Er gab ein ungehaltenes Brummen von sich. »Wenn du es dir anders überlegt hast – notfalls besteche ich Margery, dass sie den Job doch wieder an dich zurückgibt.«

»Blödsinn.« David klopfte auf die Tischplatte, damit Jon Askil, der noch immer unschlüssig neben seinem Stuhl stand, endlich Platz nahm. »Ich will ihn nicht wiederhaben. Ich freue mich darauf, ein paar Stunden länger schlafen zu können und außerdem mehr Zeit für dich zu haben.«

»Mmh.« Zögerlich ließ sich Jon Askil auf seinem Stuhl nieder. »Es ist ja nicht so, dass du nicht schon deine gesamte Freizeit für mich opferst.«

»Liebe ist, wenn man es ohne den anderen nicht aushält«, belehrte ihn David. »Schon vergessen?«

Endlich zeigte sich ein kleines Lächeln auf dem scharf geschnittenen Gesicht. »Nein. Wie könnte ich denn auch?«

Kapitel 2

Dunkle Stille umgab David am ersten Morgen, an dem er nicht um fünf Uhr aufstehen musste, um die Zeitung auszutragen. Er hatte den Wecker nicht gestellt. Trotzdem verriet ein flüchtiger Blick auf das Handydisplay, dass er um die gewohnte Zeit wachgeworden war.

Ein tiefer, gleichmäßiger Atem neben ihm verriet, dass Jon Askil noch schlief. Das war ein seltenes Schauspiel, denn in der Regel schlief er erst nach ihm ein und wachte vor ihm wieder auf. Sein Körper strahlte eine angenehme Wärme aus, die es David in dem ansonsten eisig kalten Schlafzimmer gemütlich machte.

Er zog die Decke bis zur Nase hoch und seufzte. Wenn es doch nur ein wenig heller wäre hier drin. Aber zusätzlich zur nächtlichen Finsternis waren noch die blickdichten Vorhänge zugezogen, und so konnte man nicht einmal die Hand vor Augen sehen. Zu gerne würde er seinen skat, wie man in dessen norwegischer Muttersprache zu Schatz sagte, beim Schlafen beobachten. Genauso selten, wie ihn in Morpheus’ Armen vorzufinden, war nämlich die Ruhe, in der er lag. Oftmals plagten ihn Albträume, und nicht selten verpasste er David dabei Tritte. Aber heute nicht. Heute lagen sie still beieinander. Jon Askil, dem stets zu warm war, unter einem Steppbett; David angesichts der kalten Temperaturen unter einer dicken Daunendecke, die er von zu Hause mitgebracht hatte.

Dort, in dem engen Reihenhaus, das seinen Eltern gehört hatte, hielt er sich nur noch selten länger als ein paar Stunden auf. Meist nur, um Dinge von dort zu holen und nach dem Rechten zu sehen. Sein Lebensmittelpunkt hatte sich im vergangenen Jahr immer mehr in Jon Askils Haus verlagert.

Er gedachte, dieses dunkle, immer ein wenig verstaubt wirkende Heim im kommenden Frühjahr etwas heller und wohnlicher zu gestalten. Schließlich sollten sie sich hier beide wohlfühlen.

Wie kleine Diebe in der Nacht schlichen sich Davids Finger hinüber zu seinem Mann. Er bekam eine der seidigen Haarsträhnen zu fassen und spielte damit, wickelte sie herum und ließ sie wieder los. Es war schönes Haar, nicht strohblond, wie man es bei einem Norweger erwarten würde, sondern beinahe pechschwarz, mit ein paar silbrigen Fäden an den Schläfen.

»Archäologische Funde haben gezeigt, dass die meisten Wikinger nicht blond, sondern braun- oder schwarzhaarig waren«, hatte sein geschichtsbesessener Ziehvater vor einiger Zeit erklärt und Jon Askil damit zumindest ein Schmunzeln entlockt.

David rückte ein Stück näher, drückte sich die Strähne an die Nase und roch daran. Der Geruch nach Patchouli und Sandelholz hatte für ihn fast schon Fetischcharakter, aber es war nicht das Parfum, das ihn erregte, sondern die Note, die darunterlag. Seine eigene Note.

Er rückte noch näher, bis Jon Askils Atem ihm die Nase kitzelte. Lange lagen sie so, bis Davids Lider schwer wurden und er langsam in einen Dämmerschlaf glitt. Jon Askil regte sich neben ihm, gab ein leises Stöhnen von sich und drehte sich offenbar auf den Rücken. Sofort war David wieder hellwach.

»Was machst du?«, murmelte er.

»Darf man sich in seinem eigenen Bett nicht einmal herumdrehen?«, brummelte Jon Askil.

»Doch. Aber aufpassen, dass du mich dabei nicht hinauswirfst, darfst du auch. Das Bett ist einfach zu klein für zwei Personen.«

»War ja eigentlich auch nicht für zwei gedacht.« Die Bettdecke raschelte und die Wärme entfernte sich. Das Leichterwerden der Matratze kündete davon, dass Jon Askil aufstand.

»Wo gehst du hin?«

»Wo werde ich im Morgengrauen wohl hingehen.« Momente später war er verschwunden.

Auch David setzte sich auf, schwang die Beine über den Bettrand und tastete sich in der vollkommenen Dunkelheit bis zum Fenster, um die Vorhänge ein Stück aufzuziehen. Draußen war es nicht wirklich viel heller als hier drinnen, aber ein schwacher Schein von Mondlicht ließ ihn nun zumindest die Silhouetten der Möbel erkennen.

Augenblicke später kehrte Jon Askil zurück. »Warum hast du den Vorhang aufgezogen?«, fragte er missmutig.

»Weil ich dich sehen will«, erklärte David. »Zumindest deine Umrisse.«

»Wieso?«

»Weil du schön bist.«

»Du redest manchmal einen ziemlichen Blödsinn.« Jon Askil senkte das Haupt. David vermutete, dass ihm vor Verlegenheit die Wangen rot wurden. Komplimente waren nicht unbedingt eine Sache, mit der sein Mann allzu gut umzugehen wusste.

»Selbst, wenn es Blödsinn wäre. Ich rede ihn gern, also lass mich.«

Jon Askil überwand die Distanz zwischen ihnen und zog David in seine Arme. »Ich lasse dich erschreckend viele Dinge tun, kylling. Weiß der Teufel, wie du mich dazu gekriegt hast.«

»Wenn der es nicht weiß, dann weiß es keiner.« David würde wohl nie aufhören, sich darüber zu amüsieren, dass Jon Askil ihn Küken nannte. Die Wahl dieses Spitznamens war auf so eine bizarre Weise niedlich, dass ihm das Herz jedes Mal schneller schlug, wenn er so genannt wurde.

»Soll ich uns Frühstück machen?«

»Jetzt schon? Nein. Lass uns lieber noch eine Runde ins Bett gehen.«

Ihre Lippen fanden sich. Sie spielten miteinander, knabbernd, leckend, mit zunehmender Leidenschaft. Jon Askil schob ihn rückwärts in Richtung Bett, und David ließ es willig geschehen.

»Du solltest schlafen«, murmelte Jon Askil zwischen zwei Küssen, während er ihn sanft, aber bestimmt in die Laken drückte. »Deine neue Freiheit genießen.«

»Schlafen kann ich auf dem Friedhof noch genug«, gab David zurück und schlang seine Beine um die Flanken seines Mannes. »Das, was wir hier machen, gefällt mir als Freizeitbeschäftigung gerade besser.«

Sie ließen sich Zeit. Davon hatten sie reichlich, denn es dauerte noch Stunden, bis David aufstehen und ins Dorf hinuntergehen musste, um seinen Laden zu öffnen. Wenn jeder Tag so begann, dann würde er künftig nur noch mit einem Lächeln aufstehen. Es tat gut, so berührt zu werden. Von jemandem geliebt zu werden, nicht allein zu sein. Anfangs hatte David geglaubt, dass es vor allem Jon Askil war, der Nähe nötig hatte, aber irgendwann war ihm klargeworden, dass er sie selbst mindestens genauso dringend brauchte. All die Jahre war er mehr oder weniger allein gewesen; eine echte Beziehung, wie jetzt mit Jon Askil, hatte er nie geführt. Aber nun, mit mittlerweile siebenundzwanzig Jahren, hatte sein Leben eine deutliche Wendung genommen.

Bald waren ihre Körper trotz der kalten Umgebung schweißfeucht. Sein Mann lag auf ihm, küsste ihm den Hals, nicht ohne ab und an ein wenig zuzubeißen. David liebte es. Es war Jon Askils Art, ihm zu sagen, dass er verrückt nach ihm war. Und umgekehrt war es kein bisschen anders. Sie rangelten miteinander, bis David die Oberhand gewann. Er beugte sich über Jon Askils muskulösen Oberkörper und reizte mit seiner Zunge die Brustwarzen, bis er sich unter ihm wand.

»David«, keuchte er und packte ihn fest bei der Taille.

»Ja, so heiße ich«, gab David zurück. Jon Askil war der einzige ihm nahestehende Mensch, der ihn bei seinem vollen Namen nannte. Alle anderen riefen ihn Dave oder sogar Davie. Aber Jon Askil hatte eine gewisse Besessenheit, was Namen und deren Vollständigkeit anging.

»Du treibst mich in den Wahnsinn. In jeder Hinsicht.«

»Ach so?«, erwiderte David kess. »Mir war so, als seist du schon ziemlich wahnsinnig gewesen, als wir uns kennengelernt haben.«

Jon Askil gab ein Knurren von sich und umfasste ihre harten Längen fest mit einer Hand. »Du hältst es also für klug, mich in dieser Situation zu provozieren?«

»Ich provoziere dich ständig, also ja, offensichtlich halte ich es für eine gute Idee.«

»Sei froh, dass du so süß bist und ich dir hoffnungslos verfallen bin. Sonst ...« Er beendete den Satz nicht.

»Sonst?«, hakte David nach.

»Ich glaube, ich muss mal wieder eine kleine Belastungsprobe mit dir machen. Dich bis kurz vor den Höhepunkt treiben und dir dann verbieten, zu kommen.«

Jetzt war es an David, ein Knurren von sich zu geben. »Das wäre sehr, sehr gemein von dir. Das war eine einzige Quälerei damals.«

Um Jon Askil gar nicht erst auf weitere dumme Ideen kommen zu lassen, zog er die Schublade des Nachttischchens auf, tastete nach der Tube mit der Gleitcreme und drückte sich blind etwas davon auf die Finger. Bereitete sich vor, um seinen Mann zu reiten.

Plötzlich riss ein nachdrückliches Klopfen an der Tür sie aus ihrer lustvollen Zweisamkeit.

»Hast du das auch gehört?« Sie hatten die Klingel extra abgestellt, um nicht gestört zu werden, aber offenbar hatte hier jemand ein dringendes Ansinnen.

»Ja. Wer –«

»Schwuchteln?«, rief eine nur allzu bekannte Stimme draußen vor der Tür.

David spürte, wie Jon Askils Körper unter ihm sich augenblicklich anspannte. Er wirkte wie ein Tier, das die Witterung seines Feindes aufgenommen hatte.

»Schwuchteln, seid ihr da? Ich hab’ hier eure verdammte Zeitung.«

Mit einem tiefen Grollen drückte Jon Askil David von sich herunter, sodass dieser beinahe aus dem Bett fiel, sprang auf und stieß viel zu heftig die Schlafzimmertür auf.

David war sofort alarmiert, rappelte sich auf und folgte ihm. »Jon Askil?«, rief er ihm hinterher und zog, halb hüpfend, im Gehen seine Schlafhose an. »Was immer Du vorhast, überleg es dir lieber nochmal.«

»Jetzt macht endlich auf, ihr verdammten Arschficker«, rief es von draußen. »Ich weiß, dass ihr da drin seid. Ich kann euch hören.«

»Leg die Zeitung auf den Stein vorm Haus, Perkins«, herrschte David ihn durch die Tür an und beobachtete panisch, wie Jon Askil im Wohnzimmer verschwand. Das konnte nur eines bedeuten. Und er hoffte, dass sich Perkins bis dahin schon in sicherem Abstand von der Veranda befand.

»Welcher Stein?«, fragte der Idiot. Hatte Margery ihm keine Instruktion gegeben?

»Na der große da vorne neben dem Zaun! Hat dir das keiner gesagt?«

Es war zu spät. Jon Askil stieß ihn rüde beiseite, zerrte Schal und Morgenmantel vom Haken im Flur und zog sie eilig über. Er riss die Tür auf. »Wie hast du uns gerade genannt?«, fragte er gefährlich leise.

Nicholas Perkins, ein bulliger Mann in Davids Alter, der ebenfalls in King’s Gowt wohnte und immer auf Ärger auszusein schien, stand wie zur Salzsäule erstarrt, die Augen weit aufgerissen. An seine Schläfe drückte sich die Mündung einer Pistole.

»Scheiße, hä – hältst du mir gerade eine Knarre an den Kopf?«, stammelte Perkins und starrte wie ein Reh ins Scheinwerferlicht.

»Scheiße, hast du uns etwa gerade Schwuchteln und verdammte Arschficker genannt?«, versetzte Jon Askil.

»Du – du hast dich verhört, Mann!«, gab Perkins zurück. »Nimm die Waffe runter.«

»Warum sollte ich?«, zischte Jon Askil, und ein kleines Lächeln erschien auf seinen Lippen, das David eine Gänsehaut verursachte. Es machte ihm offensichtlich Spaß, mit seiner Beute zu spielen. »Ich könnte dir deine dumme Rübe auch einfach wegblasen. Ich würde der Welt damit sogar einen Gefallen tun.«

»Du bluffst!«

»Ach ja?« Der Mechanismus der Pistole klickte.

»Jon Askil«, raunte David unterdrückt. »Hör auf.«

Sein Mann ignorierte ihn, schien ihn gar nicht zu hören.

»Scheiße, du bist noch viel irrer als ich dachte!«, wimmerte Perkins. »Steh nicht rum wie ein Idiot, Rowbotham! Mach irgendwas, ruf die Bullen!«

David verschränkte die Arme und gab ein Schnauben von sich. Er hatte bei seiner ersten Begegnung mit Jon Askil ganz ähnliche Gedanken gehegt, wie Perkins es jetzt vermutlich tat, und auch er hatte seinerzeit in die Mündung einer Waffe geblickt. Das passierte, wenn man unbefugt in Jon Askils Komfortzone eindrang.

»Warum sollte ich dir helfen?«, gab er zurück, obwohl er sich durchaus im Klaren darüber war, dass es seine Pflicht wäre, einzugreifen. Was sein Mann hier tat, bewegte sich jenseits aller gesetzlichen Grenzen und konnte Konsequenzen nach sich ziehen, die Perkins nicht wert war. »Du hast mich all die Jahre beschimpft und gedemütigt. Mir macht es gerade, ehrlich gesagt, ziemlich großen Spaß, dabei zuzusehen, wie du dir ins Hemd machst.«

Endlich schien Jon Askil doch noch auf ihn zu reagieren. Sein Lächeln wurde breiter. So breit, dass die gepflegten Zähne hervorblitzten.

»Es tut mir leid, Mann!«, beteuerte Perkins und hob ergeben die Hände.

»Das klang nicht sonderlich überzeugend«, erwiderte Jon Askil. »Oder, David?«

David zuckte nur einen winzigen Moment mit dem Augenlid. Er sollte wirklich eingreifen. »Ich bin nicht überzeugt«, pflichtete er bei. »Das kannst du besser, Nick.« Er kam sich wie der Teufel vor.

»Verdammt nochmal!«, heulte Perkins auf. »Es tut mir leid, Rowbotham! Ich hätte dich nicht dumm anmachen dürfen. Es war ein Fehler. Es war alles gar nicht so gemeint, ich habe nur gescherzt ...«

»Was haben wir gelacht«, ätzte David. »Na schön, Perkins. Ich glaube zwar nicht, dass du das alles sagen würdest, wenn du nicht gerade eine Pistole an der Schläfe hättest, aber was soll’s. Ich will ja nicht kleinlich sein. Skat?«

Jon Askil hob das Kinn und das Lächeln wich keinen Millimeter von seinem Gesicht. »Du wirst es nie wieder wagen, David oder mich zu beleidigen! Denn das nächste Mal lasse ich die Waffe nicht nur klicken, sondern drücke tatsächlich ab.«

»Das würdest du nicht tun«, widersprach Perkins trotzig.

Kalt lachte Jon Askil auf. »Und ob ich das tun würde. Ich bin geisteskrank, schon vergessen? Ich könnte auf Schuldunfähigkeit plädieren.«

David fragte sich, wie viel Wahrheit wohl tatsächlich in dieser Drohung stecken mochte. Ihm schauderte.

»Ich werde euch nie wieder beleidigen«, gelobte Perkins und David erkannte mit Genugtuung, wie ihm das Kinn zitterte. »W – wo soll ich die Zeitung in Zukunft hinlegen, Mr ... Mr Fallgrand?«

»Fjallgren. Mein Name ist Fjallgren. Und die Zeitung wirst du nirgendwo hinlegen, denn nachdem sie durch deine dreckigen Griffel gegangen ist, will ich sie nicht mehr haben. Du kannst Mrs Margery ausrichten, dass ich keine Zeitung mehr haben will.« Endlich ließ er die Pistole sinken. Perkins taumelte wie von unsichtbaren Leinen gelassen einen Schritt zurück. »Und nun sei ein braver Junge, Nicholas Walter Perkins.«

»Wo – woher kennst du meinen vollen Namen?«

Jon Askil legte den Kopf in den Nacken und stieß ein boshaftes Lachen aus. »Der Teufel weiß alles. Und nun verschwinde.«

Wie ein Betrunkener torkelte Perkins die Stufen der Veranda hinunter, hastete durch den Vorgarten und warf das Gartentor so heftig hinter sich in die Angeln, dass es direkt wieder aufgeworfen wurde. »Ihr seid krank!«, brüllte er, als er sich offenbar in sicherem Abstand wähnte. »Krank, alle beide! Perverse Arschficker! Ich werde die Bullen rufen, verdammt! Vielleicht lassen sie euch alle beide in die Klapse einliefern, wo ihr hingehört. In Zwangsjacken! Gott, Rowbotham, so was hätte ich nie von dir gedacht!«

Aus dem Augenwinkel nahm David wahr, wie Jon Askil die Pistole wieder heben wollte, und fasste ihn eilig am Handgelenk. »Nicht«, bat er. »Es ist genug. In ein nichtvorhandenes Hirn kann man nichts einhämmern.«

»Er soll es nicht noch einmal wagen, seinen Schmutz über dir auszukippen«, grollte Jon Askil, während er dem sich unter wildem Gezeter entfernenden Perkins hinterherblickte. »Ansonsten mache ich meine Drohung wahr, und wenn sie mich dafür wieder einsperren.«

»Und was nützt mir das?«, gab David kopfschüttelnd zurück. »Ich brauch’ dich hier bei mir. Scheiß doch auf Perkins.« Stöhnend fuhr er sich durchs Haar. »Ich hoffe, er ruft nicht wirklich die Bullen. Perkins hat zwar immer ein großes Maul, aber am Ende ist er ein Feigling.« Sanft schob er seinen Mann zurück über die Türschwelle. »Lass uns etwas frühstücken. Himmel, nach diesem Scheiß könnte ich sogar am frühen Morgen schon einen Absinth vertragen.«

Kapitel 3

»Wie kann Margery Collicott mir das antun?«, begehrte Jon Askil auf, nachdem er lange geschwiegen und über den Vorfall nachgedacht hatte. »Was habe ich ihr getan? Warum schickt sie mir diesen Troll?«

»Beruhige dich doch«, bat David und streckte zaghaft die Hände nach ihm aus. »Margery hat das nicht gemacht, um dich zu ärgern.«

»Ach nein?«, fuhr Jon Askil ihn an und schluckte an etwas Bitterem. Er fühlte sich verraten. Von der alten Margery Collicott und auch von David, der sie in Schutz nahm. »Sie weiß genau, dass ich diesen Idioten niemals akzeptieren würde, um mir die Zeitung zu bringen. Das ganze Dorf muss doch wissen, was für ein homophober Drecksack er ist. Was soll das also? Welche Absicht hat sie verfolgt, als sie ihm diesen Job gegeben hat?«

»Skatten min, bitte!«, flehte David, und schien nach der Pistole greifen zu wollen.

Eilig wandte sich Jon Askil ab.

»Marge ist eine gute Seele und gibt den Job immer demjenigen, der ihn am nötigsten hat«, erklärte David. »Und glaube mir, Nick Perkins hat dringend einen Job nötig. Vielleicht hat Marge die Hoffnung, dass eine regelmäßige Beschäftigung ihm die Flausen austreibt.«

»Als ob das etwas nützt!«, schnauzte Jon Askil, legte seine Waffe beiseite – eine alte Tokarev, die er vor etlichen Jahren auf dem Schwarzmarkt erworben hatte – und riss sich Schal und Morgenmantel vom Leib.

Ihm war heiß. Viel zu heiß. Die meiste Zeit hatte er seine unnatürlichen Hitzewallungen mittlerweile unter Kontrolle, aber wenn er sich aufregte, kamen sie zurück. So, als koche er im wortwörtlichen Sinne vor Wut. Als er sich umdrehte, erkannte er mit Schrecken, dass David die Pistole in der Hand hielt.

»Leg die sofort wieder hin!«, befahl er barsch.

»Ich will sie mir doch nur ansehen«, erwiderte David und nahm die Waffe in Augenschein. »Sie sieht verdammt echt aus.«

Sie ist auch echt, dachte Jon Askil und machte einen Schritt auf David zu. »Hergeben! Sofort!«

Letzterer blickte auf und runzelte die Stirn. »Nicht in diesem Ton.«

Panik stieg in Jon Askil auf. Den Blick auf die Waffe gerichtet, schlich er sich näher an David heran. Er musste sie ihm entwenden. »Leg sie bitte wieder hin.«

»Warum so panisch? Ist doch nur ein Spielzeug.«

»Leg sie hin, bevor etwas passiert«, brachte er mit mühsam unterdrückter Heftigkeit hervor.

»Was soll denn passieren?« David zielte spielerisch auf die Küchentür. »Sie ist doch nicht echt. Oder etwa doch?«

»Auch mit einer unechten –«

Ein lauter Knall unterbrach seine Rede. Holz splitterte. David stieß einen Schrei aus, wich zurück und ließ die Pistole fallen, aus der sich glücklicherweise nicht noch ein Schuss löste.

»Verdammt nochmal!«, brüllte Jon Askil, hob die Waffe auf und legte sie in sicherem Abstand beiseite.

David war in die Hocke gegangen und hatte sich die Hände vor den Mund geschlagen. Er zitterte.

»Ich hatte dir gesagt, du sollst sie hinlegen«, raunte Jon Askil und kniete sich neben ihn. Er zitterte kaum weniger. »Warum hast du nicht auf mich gehört? Du hättest dich verletzen können!«

»Sie – sie ist echt«, stammelte David und stierte mit deutlicher Erschütterung vor sich hin, während er die Knie eng an den Körper zog und mit den Armen umklammerte. »Es ist eine echte Waffe. Du hast gesagt, es sei nur eine Schreckschusspistole!«

»Das ist nicht wahr«, widersprach Jon Askil. »Genau genommen habe ich derlei nie behauptet. Du hast es einfach angenommen. Wie auch immer du darauf gekommen bist.«

»Margery hat mir gesagt, dass du eine Schreckschusspistole hast«, erwiderte David und wandte sich ihm endlich zu. In seinen großen, haselnussfarbenen Augen stand das blanke Entsetzen. »Das bedeutet also, du hast damals mit einer echten Waffe auf mich gezielt?«

Jon Askil schluckte hart. »Ja, so ist es.«

»O Gott.« David barg das Gesicht in den Händen.

»Ich wusste ja nicht, wer du bist«, versuchte Jon Askil, sich zu erklären. »Wer du bist, und was du von mir willst.«

»Ich wollte dir die Zeitung bringen!«, heulte David auf.

Seine heftige Reaktion überforderte Jon Askil, der geglaubt hatte, diese Sache mit ihrer ersten Begegnung vor beinahe einem Jahr sei längst vergessen. Er spürte, wie seine Muskeln unterschwellig bebten. »Ich konnte doch nicht sicher sein. Dein Auftreten war so forsch, du bist hier einfach reinspaziert.«

Sein Liebling ließ die Hände sinken und schüttelte sachte den Kopf. »Du kannst doch nicht dein Leben lang anderen Menschen eine Waffe an den Kopf halten, wenn du dich bedroht fühlst«, flüsterte er heiser. »Das geht doch nicht.«

»Ich habe keine Wahl, kylling«, gab Jon Askil zurück. »Glaube mir, ich wünschte mir auch, dass es anders wäre. Aber sie sind noch da draußen. Und ich rechne immer damit, dass sie mich irgendwann finden.«

David wandte sich ihm zu. Er wirkte betroffen. So, als habe eine plötzliche Erkenntnis ihn getroffen. »Ich muss dir etwas sagen.« Sein schweres Schlucken zeichnete sich deutlich an der Muskulatur seines schlanken Halses ab.

»Ja?«

»Ich habe vor einigen Wochen etwas entdeckt. Dann war ich abgelenkt und habe es vergessen, und immer, wenn es mir wieder einfiel, warst du gerade nicht anwesend oder der Zeitpunkt war nicht passend, also –«

»David, was willst du mir sagen?«, unterbrach Jon Askil streng. Etwas in ihm verkrampfte sich schmerzhaft.

»Kennst du die Internetseite, die dir gewidmet ist? Diese eine, auf der ein Bild von dir zu sehen ist, und wo sie behaupten, du seist Satan?«

Jon Askil schüttelte den Kopf. »Eine Internetseite?«

»Ja. Himmel, hast du dich noch nie selbst gegoogelt?«

Er seufzte. »David, ich schaue mich nicht einmal selbst im Spiegel an. Dann werde ich mich erst recht nicht googeln. Es interessiert mich nicht, was irgendwelche Leute über mich zu sagen haben.«

»In dem Fall sollte es dich aber interessieren.« David ließ sich mit dem Hintern auf den Boden plumpsen und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Garderobe. »Und die Polizei hätte es damals auch interessieren müssen. Ich verstehe immer noch nicht, wie das alles unter den Tisch fallen konnte.«

»Nun sag schon, was hast du entdeckt?«, drängte Jon Askil und ballte vor Anspannung die Hände.

»Diese Seite war oder ist offenbar ein Treffpunkt für deine Anhänger. Also derjenigen, die diesen Teufelsschwachsinn glauben. Es gibt da Infoseiten, auf denen irgendwelche satanischen Botschaften entschlüsselt werden, eine Seite über dich, und ein Forum, in das man nur mit Einladung kommt.«

»Und?«

»Nun ja.« David fuhr sich nervös mit den Fingern durchs Haar. »Als ich die Seite vor einigen Monaten entdeckt habe, war als letztes Update der Februar 2011 bemerkt. Im Prinzip lag die Seite still. Aber jetzt ... seit Anfang Oktober wird sie wieder regelmäßig geupdatet.«

Jon Askil spürte, wie er ins Schwanken kam, obwohl er bereits am Boden kniete. »Anfang Oktober«, murmelte er. Seine Gedanken rasten. Das pure Entsetzen, das in Davids Augen gestanden hatte, war nichts gegen das, was er in diesem Moment empfand. »Das war nach unserem Theaterbesuch in London.«

David nickte. »Ich fühle mich beschissen, skat. Schuldig. Elend. Vielleicht habe ich es deswegen so lange verdrängt. Aber ich fürchte, die Tatsache, dass dieser Typ vor dem Theater dich erkannt hat, hat Folgen.«

 

 

Es gab nur wenige Wege, die Nebelhände von sich fernzuhalten, die immer wieder an ihm reißen und ihn in eine Hölle aus zerfetzten Erinnerungen zerren wollten. Einer davon war Absinth. Der andere war David.

Jon Askil wusste, dass er gerade am Rande eines Abgrunds stand, von dem kein Absinth dieser Welt ihn mehr zurückreißen konnte, und sei er noch so stark. Auch David würde ihm nicht nur in Form einer kleinen Streicheleinheit und einem verstohlenen Schnüffeln an der Halsbeuge genügen, um einigermaßen Ruhe in seinem Inneren einkehren zu lassen.

Was er brauchte, war ein Spiel. Etwas, dem er sich gedanklich ganz und gar widmen konnte. Etwas Rohes, zu großen Teilen von Instinkten Geleitetes. David hatte es offenbar bereits bemerkt, als sie nach seiner Eröffnung noch im Flur gehockt hatten. Wortlos war er aufgestanden und hinauf ins Schlafzimmer gegangen. Jon Askil war ihm gefolgt, wie ein Raubtier, das sich an seine Beute pirschte.

»Leg dich aufs Bett«, gebot er. »Zieh dich aus. Warte auf mich. Ich bin gleich zurück.«

Während er hinunter ins Wohnzimmer ging, nahm er aus dem Augenwinkel wahr, wie sein Junge die Anweisung befolgte. Er öffnete das Schränkchen, in dem er seine Absinthflaschen lagerte, und holte die besondere grüne Fee heraus. Die starke, jenseits der gesetzlichen Grenzen, die er für spezielle Anlässe aufhob. Dazu ein Glas, jedoch keines seiner normalen Absinthgläser mit Stiel, sondern ein Schnapsgläschen. Sonst würde das Spiel nicht funktionieren.

Er kehrte zurück ins Schlafzimmer, wo David nackt und gehorsam auf ihn wartete. Auf dem Rückweg streifte sein Blick kurz die Küchentür, in der nun ein zersplittertes Loch von dem gelösten Schuss prangte. Er stieß einen leisen Fluch aus.

»Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für dich, David«, verkündete er, als er eintrat. »Die gute Nachricht ist: Ich werde dich ficken. Die schlechte ist: Es hängt von dir ab, wie lange.«

»Inwiefern?«, wollte David wissen.

Jon Askil stellte das Glas auf dem Nachttisch ab und füllte es bis fast zum Rand. »Ich gebe dieses Glas hier in deine Obhut. Das Spiel heißt: Verschütte-den-Absinth-nicht.«

Davids Körper schien sich für einen Moment zu verspannen. »Was muss ich tun?«

»Eigentlich gar nicht viel. Du wirst genau so auf dem Rücken liegenbleiben, wie jetzt. Das Glas klemmst du zwischen deine Zähne.«

»Und dann?«

»Dann werde ich mit dir spielen. Du wirst dabei aufpassen, dass du nichts verschüttest. Geht ein Tropfen daneben, David ...«, er senkte die Stimme und lächelte, »dann ist das Spiel vorbei.«

»Das klingt, als sei es kaum zu bewältigen«, gab David zu bedenken, und die Skepsis in seiner Stimme war deutlich auszumachen.

»Körperspannung heißt das Zauberwort«, raunte Jon Askil. »Selbstbeherrschung.«

David schluckte. »Das wird schwer.«

»Natürlich wird das schwer. Wo bliebe sonst die Herausforderung? Mach den Mund auf«, forderte er. »Konzentriere dich.« Sein Glied war bereits steif von der Erwartung dessen, was gleich folgen würde.

Auch bei David regte sich deutlich sichtbar etwas, während er das Glas zwischen die Zähne nahm und einige Momente nach der richtigen Balance suchte. Das war gut. Denn auch, wenn Jon Askil viel von ihm verlangte und ihn oft bis an seine Grenzen trieb, so war es ihm äußerst wichtig, David nie etwas aufzudrängen, was der nicht wollte.

»Blinzle zweimal, wenn du bereit bist«, gebot er.

Momente später blinzelte David, das Glas fest zwischen den hübschen Zähnen.

Jon Askil kniete sich auf den Bettrand, beugte sich über seinen Gespielen und leckte ihm vom Ansatz der Schamhaare über den flachen Bauch und die Brust bis hinauf zur Halsbeuge. Davids Atem beschleunigte sich merklich und er krallte die Hände in die Bettdecke. Die Muskeln seines Oberkörpers waren fest angespannt, die Augen geschlossen. Der verführerische Hals lud dazu ein, daran zu lecken und zu knabbern, und Jon Askil gab dieser Verlockung nach. Er spürte Davids Atemzüge durch die warme Haut, und roch flüchtige Anklänge der grünen Fee. Gemächlich küsste er sich weiter nach unten, nahm die bereits erigierten Brustwarzen zwischen Daumen und Zeigefinger, um sie ein wenig zu kneifen und zu rollen. David gab ein Stöhnen von sich und ein Schauer schien seinen Körper zu durchlaufen, der sich in Gänsehaut offenbarte. Aber der Absinth blieb, wo er war: im Glas.

Nicht schlecht, dachte Jon Askil. Nicht schlecht.

Er kniete sich zwischen Davids geöffnete Schenkel und gab sich für ein Weilchen nichts als der köstlichen Aussicht hin, die sich ihm bot. Dieser schöne Schwanz, die strammen Hoden, die dunkle Enge – das alles, das begriff er, war nur für ihn bestimmt. David trieb sich nicht mit anderen Männern herum, abgesehen davon, dass Jon Askil derlei auch nicht akzeptieren würde. Der Junge hatte sich ihm voll und ganz hingegeben. Und er sich diesem ebenfalls.

Jon Askil ließ die Fingerspitzen über Davids empfindliche, feuchte Schwanzspitze gleiten, den Schaft hinab, über die Hoden. Legte beide Hände an die festen Pobacken und zog sie auseinander. Der Anblick ließ ihn aufstöhnen. Es war bei weitem nicht das erste Mal, aber es übte immer wieder die gleiche Wirkung auf ihn aus. Es weckte den Wunsch in ihm, David zu besitzen, ihn zu markieren, eins mit ihm zu werden.

Er versenkte das Gesicht zwischen den gespreizten Backen, drückte mit der Zunge gegen die enge Öffnung und kostete den Geschmack seines Geliebten. Er war männlich und zart zugleich, ein köstlich-süßes Versprechen, von dem er nie genug bekommen konnte. David war seine Sucht. Seine Leidenschaft. Sein wunder Punkt.

Ein erneutes Beben rann durch den schlanken Körper. Jon Askil hielt inne und warf einen Blick nach oben, um zu kontrollieren, ob sich nicht etwa ein Tröpfchen Absinth aus dem Glas gestohlen hatte. Hatte es nicht. Gut. Er verspürte keinerlei Wunsch, das Spiel jetzt schon beenden zu müssen, aber Regel war Regel, und musste konsequent angewendet werden. Sonst hatte das ganze Spiel keinen Sinn mehr.

Er nahm das Gleitgel vom Nachtschränkchen und drückte sich etwas davon auf die Finger. Es war kalt und glitschig. Er mochte das Gefühl nicht. In den seltenen Fällen, in denen er selbst den passiven Part einnahm, bevorzugte er Speichel, eine ordentliche, vorangegangene Dehnung mit den Fingern und viel Körperkontrolle, aber David schien sich mit etwas Gel zumeist wohler zu fühlen, also gestand er es ihm zu.

Vorsichtig führte er einen Finger in ihn ein, bewegte ihn langsam vor und zurück und nahm einen zweiten hinzu. David gab einen Laut von sich, der an ein leises Heulen erinnerte. Sein Oberkörper war so angespannt, dass kaum noch zu erkennen war, ob seine Brust sich unter Atemzügen hob und senkte. Die grüne Fee war noch in ihrem Glas.

Jon Askil beschloss, ihn ein bisschen zu ärgern, noch ein wenig mehr zu reizen. Er zog die Finger heraus und ersetzte sie wieder durch seine Zunge. Die Dehnung machte es ihm leichter, tiefer damit einzudringen. Er wusste, dass David, den noch nie zuvor ein Mann mit der Zunge verwöhnt hatte, es liebte. Ein fast schon verzweifeltes Aufheulen gab ihm die Bestätigung.

Wieder drang er mit den Fingern ein, krümmte sie, tastete nach dem Lustpunkt an der Prostata und fand ihn. Das Aufheulen wurde zu einem beständigen Wimmern, als Jon Askil den Punkt reizte. Lusttropfen quollen aus der Schwanzspitze hervor und rannen träge auf den Bauch. Jon Askil beugte sich über ihn und leckte jeden einzelnen davon auf.

Davids Finger spielten nervös mit der Bettdecke, während das Glas noch immer fest zwischen seinen Lippen klemmte. Es wurde Zeit für die nächste Stufe. Langsam richtete Jon Askil sich auf und kniete sich zwischen die weit geöffneten Beine. Er drückte David die Oberschenkel gegen die Brust und gab ihm mit einem Kopfnicken zu verstehen, sie festzuhalten. Der Junge gehorchte. In seinen Augen stand eine Mischung aus Erregung und Qual. Jon Askil fragte sich flüchtig, ob er eigentlich ein Sadist war, weil ihn das erregte. Die Antwort darauf war: wahrscheinlich. Ein kleiner Sadist musste wohl in ihm stecken, bei all den brutalen Fantasien, die er schon zu Papier gebracht hatte.

Er dirigierte sein hartes Glied zwischen Davids gespreizte Hinterbacken, glitt langsam hinein und wurde von warmer Enge umfangen. Es war jedes Mal wieder eine kleine Offenbarung. Er bewegte sich vorsichtig, auch, um sich selbst das Spiel nicht gleich zu verderben, aber lange hielt er dieses gemächliche Tempo nicht durch und steigerte es. David versuchte mit aller Macht, die Stöße mit seinem Körper abzufedern. Kniff die Augen zusammen und machte sich steif. Es nützte nichts. Beim nächsten Stoß, bei dem Jon Askil seinen Lustpunkt traf, zuckte er zusammen. Nur ganz leicht, aber genug, um einen kleinen Schwapp über den Rand des Glases gehen zu lassen.

Mit einem tiefen Seufzen zog sich Jon Askil aus ihm heraus. »Das Spiel ist aus, David.«

Sein Liebling gab ein Heulen von sich, nahm das Glas aus dem Mund, trank den restlichen Inhalt mit einem Zug aus und pfefferte es wütend in die Ecke. »Das war unfair!«, begehrte er auf. »Ich konnte gar nicht gewinnen!«

»Es ging dabei nicht ums Gewinnen«, versetzte Jon Askil streng, »und du wirst hier nicht wie ein Kleinkind mit Gläsern herumwerfen!«

»Sagt der, der schon einmal den gesamten Inhalt seiner Vitrine zertrümmert hat«, erwiderte David trotzig. »Und einen Spiegel.«

Wie von selbst schoss Jon Askils Hand nach vorn und legte sich um Davids Hals. »Du hast heute schon ein Loch in meine Küchentür geschossen. Ich denke, es reicht so langsam!«

Mit einer Kraft, die er nicht erwartet hätte, warf David ihn herum und setzte sich auf ihn. »Ich habe deine scheiß Dämonen vertrieben, oder nicht?«, fuhr er ihn an, deutlich überreizt und ungeduldig. »So habe ich mir meinen ersten freien Morgen nicht vorgestellt!«

Jon Askil fing Davids wild gestikulierende Hände an deren Gelenken ab und hielt sie fest. Dieser Streit passte ihm gerade überhaupt nicht ins Konzept. Warum lief auf einmal alles aus dem Ruder? »Kylling, ich denke, wir sollten –« Er brach ab, als er ein Geräusch vernahm, das hier nicht hergehörte. Ein Automotor, der Momente später ausging. Jemand hielt hier. Jemand wollte zu ihm.

Er packte David bei den Hüften, hievte ihn von sich herunter und sprang auf. Ging hinüber zum Fenster und spähte durch die Vorhänge. Als er erkannte, wer dort parkte, begann sein Herz zu rasen. »Wir haben ein Problem«, murmelte er stimmlos.

»Was ist denn los?«, fragte David, der sich aufrappelte und zu ihm herüberkam.

»Das da ist los«, gab Jon Askil zurück und wies zum Fenster hinaus. »Die Polizei will uns offenbar einen Besuch abstatten.«

Kapitel 4

In aller Hast klaubte David seine Kleidung vom Sessel, über den er sie vorhin geworfen hatte, und zog sie an. Keinen Moment zu früh, denn gerade, als er in den Pulli schlüpfte, klopfte es an der Tür.

»Hier ist die Polizei«, rief es von draußen. »Bitte öffnen Sie die Tür!«

David drehte sich nach Jon Askil um, der wie zu einer Salzsäule erstarrt am Fenster stand, splitternackt, wie er war.

»Lass mich das machen«, raunte David ihm zu. »Bleib am besten hier, aber zieh dir vorsichtshalber etwas an.«

Das erste Mal, seit David sich erinnern konnte, tat Jon Askil widerspruchslos das, was er ihm auftrug.

»Aufmachen, Polizei!«, rief es erneut.

»Ja, ich komme ja schon!«, gab David entnervt zurück. Als er bereits eine Hand an den Türknauf gelegt hatte, fiel ihm die Pistole auf, die auf dem Flurschränkchen lag. Eilig ergriff er sie und verstaute sie in einer Schublade. Dann öffnete er die Tür.

»Oh«, machte der jüngere der beiden Polizisten bei seinem Anblick. »Dave? Dich habe ich hier jetzt nicht erwartet.«

»Guten Morgen, Brady«, gab David zurück. »Ehrlich, du bist überrascht? Der Buschfunk ist wohl auch nicht mehr das, was er mal war.« Brady Simmons wohnte im Nachbardorf und David kannte ihn schon etliche Jahre, weil sie früher im selben Schwimmteam gewesen waren. »Aber ich bin ehrlich gesagt überrascht, dich hier anzutreffen«, fuhr er fort und hoffte, überzeugend zu klingen. »Was gibt es denn? Sag nicht, in meinen Laden wurde eingebrochen, das würde mir gerade noch fehlen.«

»Nein, nein«, winkte Brady ab, »um dich geht es eigentlich gar nicht. Wir wollten zu einem gewissen Mr Fallgren. Der wohnt hier?«

David nickte. »Ja, mein Mann, Mr Fjallgren, wohnt hier. Was hat er ausgefressen?«

»Dein Mann?« Brady machte ein erstauntes Gesicht.

»Wir sind nicht verheiratet«, gab David zu, »aber wir leben in einer festen Beziehung.« Es fühlte sich seltsam an, diese Tatsache auszusprechen, aber gleichzeitig tat es gut.

»Es ging ein Anruf ein, dass dein Lebensgefährte jemanden mit einer Pistole bedroht haben soll«, erklärte der zweite Polizist.

David musste kurz überlegen, wie er hieß. Dann fiel es ihm ein: Harry Fellingham. Hier in der Provinz war die Welt wirklich ein Dorf. »Wann soll das denn gewesen sein, Harry?«, fragte David und tat entsetzt. »Und wer war dieser Anrufer? Das ist ja absurd!«

Brady grinste. »Halt dich fest, Dave: Nicholas Perkins.«

David heulte auf. Das musste er nicht einmal spielen. »Warum überrascht mich das nicht? Der hat uns heute Morgen die Zeitung gebracht und uns erst einmal angepöbelt. Mein Mann hat ihm eine gepfefferte Antwort gegeben, daraufhin ist er beleidigt abgezogen. Das ist dann wohl die Retourkutsche.«

»Hätte ich mir denken können«, erwiderte Brady und rollte mit den Augen. Harry nickte zustimmend.

»Normalerweise rufen uns die Leute wegen Perkins an, weil er wieder irgendwo Stunk macht, und nicht umgekehrt. Es kam mir gleich komisch vor. Wir müssten deinen Mann allerdings trotzdem kurz befragen, Dave. Nur fürs Protokoll. Ist er da?«

David nickte. »Ich gehe ihn kurz holen. Er wird aus allen Wolken fallen.«

Er lehnte die Tür an und ging zurück ins Schlafzimmer. Jon Askil wartete dort, ordentlich angezogen, mit einer Körperhaltung wie einer, der tapfer erwartete, dass man ihn zum elektrischen Stuhl führte.

»Sie wollen dich kurz befragen«, erklärte David mit gesenkter Stimme. »Perkins hat bei der Polizei angerufen und ihnen gesagt, dass du ihn mit deiner Waffe bedroht hast. Sie glauben ihm kein Wort. Du hast niemanden mit einer Pistole bedroht und besitzt auch gar keine. Perkins hat uns beleidigt, du hast ihm verbal Kontra gegeben und das ist jetzt seine Rache. Verstanden?«

Wie in Trance nickte Jon Askil, bewegte sich jedoch keinen Millimeter von der Stelle.

»Jon?«, fragte David, und als er nicht reagierte: »Skat, was ist?«

Ein Schütteln ging durch Jon Askils Körper und er schien wieder zu sich zu kommen. »Nichts. Lass uns gehen.«

David nahm ihn bei der Hand und führte ihn zur Tür, wo die beiden Polizisten auf sie warteten.

»Mr Fallgren?«, fragte Harry.

»Fjallgren.«

»Ja, genau.« Er räusperte sich. »Verzeihen Sie die Unannehmlichkeiten, aber wir müssen Ihnen ein paar kleine Fragen stellen. Dave hat Ihnen gesagt, warum wir hier sind?«

»David hat es grob umrissen, ja.«

»Sie sollen Nicholas Perkins, den Zeitungsboten, mit einer Waffe bedroht haben.«

»Unsinn.«

Die Polizisten nickten. »Können Sie uns kurz den Ablauf schildern, als Perkins die Zeitung geliefert hat? Dave hat gesagt, Sie seien von Nicholas Perkins beleidigt worden.«

»Das stimmt«, gab Jon Askil knapp zurück. »Er hat uns Schwuchteln und perverseArschficker genannt.«

Brady stieß einen leisen Pfiff aus. »Das klingt mir allerdings sehr nach Perkins. Und wie haben Sie darauf reagiert?«

»Ich habe ihm gesagt, dass er sich entschuldigen soll. Und dass ich von ihm keine Zeitung mehr geliefert haben möchte.«

»Das war alles?«

Einen winzigen Moment zögerte Jon Askil. David hoffte, dass nur ihm das auffiel. »Das war alles«, sagte er schließlich.

»Sie besitzen keine Waffe?«

»Nein.«

Brady musterte ihn. »Wir müssen das nicht überprüfen?«

»Ihr könnt gerne das Haus durchsuchen, wenn ihr wollt«, bot David mit gespielter Nonchalance an. »Ihr werdet keine Waffen finden. Das hat sich Perkins alles ausgedacht, dieser Spinner.« Er hoffte, der liebe Gott würde ihm diese Notlüge vergeben.

»Gut.« Harry beendete rasch seine Notiz und blickte auf. »Wir nehmen das zur Kenntnis und registrieren es als besonderes Vorkommnis. Es wird keine weiteren Folgen haben.«

Erleichtert nickte David und strich seinem stockstarren Mann beruhigend über den Rücken.

»Wenn er das nächste Mal pöbelt, ruft besser ihr uns an«, empfahl Brady. »Dann erwischen wir mal den Querulanten und müssen nicht sinnlos ausrücken, weil er sich Märchen ausdenkt. Tut mir leid, dass wir euch stören mussten, Dave.« Er nickte Jon Askil zu. »Mr Fjallgren. Einen schönen Tag euch beiden.«

»Euch auch«, gab David zurück. Sein Mann rang sich ein stummes Nicken ab.

Als das Polizeiauto hinter der Anhöhe der Bergstraße verschwunden war, schlossen sie die Haustür.

»Wie gut du lügen kannst«, murmelte Jon Askil. »Ich bin ganz erstaunt.«

Die Maske der Unbekümmertheit fiel von David ab. »Du kannst froh sein, dass ich im Dorf so gut gelitten bin und jeden kenne!«, fuhr er auf. »Sie hätten dich wahrscheinlich verhaftet, wenn ich nicht gewesen wäre!«

Jon Askils Haut schien eine Schattierung blasser zu werden und er wich zurück, als begreife er jetzt erst, was geschehen war. »Wieso – wieso haben sie uns geglaubt?«, stammelte er. »Wir haben doch gelogen. Warum glaubt die Polizei immer dem, der lügt?«

»Ich fürchte, sie glauben oft eher dem, den sie besser kennen oder lieber mögen«, gab David zu.

Jon Askils Blick wurde alarmierend glasig. Er schwankte. Schüttelte den Kopf, wieder und wieder. David überwand die Distanz zwischen ihnen und packte ihn bei den Schultern.

»Skatten min? Bleib hier. Hier bei mir.« Er zog Jon Askil an sich, damit dieser seinen Geruch wahrnehmen konnte, seine Körperwärme. »Schüttel sie ab, die Dämonen. Wir wollen sie nicht haben.«

Jon Askil flüsterte etwas. Es klang sehr leise und monoton, und David musste die Ohren spitzen, um es zu verstehen: »Das warst du doch selber, dreckige Schwuchtel. Das hast du selber gemacht. Jeder weiß, dass du krank und pervers bist. Jeder. Mich verarschst du nicht. Das warst du selber, Schwuchtel. Kannst gerne dran verrecken. Niemand braucht dich. Du warst das selber. Du warst das selber. Du warst das selber. Du –«

»Jon Askil!«, rief David und schüttelte ihn. »Aufhören. Sieh mich an. Los, sieh mich an.«

Träge hob sein Mann den Kopf, blinzelte, versuchte, zu fokussieren.

»Ich bin hier, direkt vor dir.« Irgendwie musste er es schaffen, den drohenden Anfall abzuwenden. Welche Qualen diese Episoden für Jon Askil bedeuteten, der sich darunter unkontrolliert zuckend wand, während grausame Bilder auf ihn einhämmerten, konnte David sich kaum ausmalen. Einmal hatte Jon Askil versucht, ihm zu schildern, was er während eines solchen dissoziativen Anfalls empfand, aber es war zu unvorstellbar gewesen. Für David stand jedoch fest, dass er jeden Anfall, der sich in seiner Gegenwart ankündigte, mit allen Mitteln verhindern wollte.

»Da – David. David Row ... David Rowbotham.« Jon Askil klang wie jemand, der einen Schlaganfall erlitten hatte, während er noch immer blinzelnd Davids Blick suchte.

»Ja, ich bin hier«, bestätigte der. »Hier bei dir. Alles ist gut. Dir passiert nichts.« Er rüttelte ihn sanft. »Komm. Du kannst das. Ich weiß es einfach.«

Jon Askils Blick wurde klarer. Nach und nach schien er zu sich selbst zurückzukehren, bis er schließlich schlaff gegen David taumelte. Der fing ihn auf und hielt ihn fest.

»Ich halte das nicht aus«, flüsterte sein Mann erstickt.

»Was denn, skat?«

»Alles. Mich.«

»Schscht. Komm, wir gehen rüber ins Wohnzimmer. Ich schenke dir einen kleinen Absinth ein.« David warf einen flüchtigen Blick auf seine Armbanduhr. In einer halben Stunde musste er los, um seinen Laden zu öffnen, aber Jon Askils Wohlergehen hatte erst einmal Vorrang.

Sie gingen hinüber und David half seinem noch immer schwankenden Liebsten, auf dem Sofa Platz zu nehmen. Dann ging er hinüber zum Schrank, holte ein Glas heraus und schenkte ein klein wenig aus der Flasche ein, die auf dem Wohnzimmertisch stand. »Da. Trink. Oder soll ich erst Eiswasser machen zum Verdünnen?«

Jon Askil schüttelte den Kopf, setzte das Glas an die Lippen und nahm einen kleinen Schluck. Er entspannte sich merklich.

»Was hat dir gerade solche Angst gemacht?«, wollte David wissen. »Die Polizei? Dass sie dich mitnehmen?«

»Ja.« Jon Askil nickte abwesend. »Das wäre ja nicht das erste Mal. Ich habe kein besonderes Vertrauen in sie.«

»Verständlich«, gestand David ihm zu. Seine Gedanken kreisten. »Ich weiß, ich habe dich das schon einmal gefragt, aber hast du wirklich nie daran gedacht, den Fall noch einmal aufzurollen? Du wirst doch niemals Ruhe finden, solange diese Leute noch frei herumlaufen.«

»Und ich sage dir wieder, dass ich gar nichts aufrollen kann, weil ich nicht mehr weiß, wer diese Leute waren. Ich kenne ihre Namen nicht. Ihre Gesichter erscheinen mir manchmal bruchstückhaft in meinen Albträumen, doch das war es dann auch schon. Ich habe keinen Ansatzpunkt. Nichts.«

»Aber wenn du ihnen gegenüberstehen würdest«, sinnierte David, »denkst du, du würdest sie dann erkennen?«

»O ja«, gab Jon Askil düster zurück. »Das würde ich. Allerdings wäre es dann zu spät. Wenn diese Menschen vor meiner Tür stehen, dann kann ich nur noch auf ein schnelles Ende hoffen, aber das werden sie mir nicht gönnen. Nicht, bevor sie nicht das haben, was sie von mir wollen.«

»Und was ist das?«

Jon Askil blickte auf und ein hässliches, kaltes Lächeln verzog sein Gesicht. »Meine Seele.«

David stöhnte auf und barg das Gesicht in den Händen. Er würde noch etliche Stunden über diese Dinge nachdenken müssen, aber jetzt rief trotz allem erst einmal der Alltag. »Ich muss jetzt los. Geht es dir soweit gut? Kann ich dich alleine lassen?«

»Kannst du.«

»Du kannst auch mit in den Laden gehen«, schlug David vor. »Dann wärst du nicht alleine. Wir könnten zusammen Inventur machen und du verrätst mir, was du von meinem Sortiment hältst und was du vielleicht ändern würdest.«

Abwehrend hob Jon Askil eine Hand. »Heute nicht. Ein andermal. Ich komme schon zurecht.«

David hatte noch immer leise Zweifel daran, aber er hatte mit der Absage gerechnet. »Ich möchte, dass du dir ein Handy besorgst«, bat er aus einem Impuls heraus.

»Wozu?«

»Damit ich dich erreichen kann, falls etwas ist. Oder du mich.«

Jon Askil gab einen brummenden Laut von sich. »Es ist nichts.«

Ja, noch nicht, dachte David und seufzte. »Tu’s bitte trotzdem. Bis heute Abend, ja? Ich mache uns Fish and Chips. Und falls du es dir doch anders überlegst: Du weißt ja, wo du meinen Laden findest.« Er beugte sich zu seinem Mann hinab und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen, der kaum erwidert wurde.

Er machte sich Sorgen. Er wusste, dass es nichts brachte, Jon Askil jetzt weiter zu bedrängen, aber ihm selbst ließ das alles keine Ruhe.

Als er im Schein der morgendlichen Wintersonne die Bergstraße hinab ins Dorf lief, kam ihm ein verrückter Gedanke.

Was, dachte er, wenn wir diese Menschen fänden, bevor sie Jon Askil finden?

Kapitel 5

David stöhnte auf, als die Türglocke auf neue Kundschaft hinwies.

Grundsätzlich war er über jeden froh, der in sein Geschäft kam und etwas kaufte; und in diesem Jahr lief das Vorweihnachtsgeschäft bislang besser als im letzten. Heute würde er jedoch am liebsten jeden hinausschmeißen, der ihn störte, denn er wollte etwas recherchieren. Und das ging schlecht, wenn alle paar Minuten jemand hereinkam und etwas wollte.

David suchte nach Wegen, sich in das geheime Forum einzuloggen. Er hatte gehofft, vielleicht ein Formular vorzufinden, in dem man ihm irgendwelche Insiderfragen stellte, die er vielleicht anhand der Bücher oder mithilfe von Jon Askil beantworten konnte. Aber das war nicht der Fall. Man kam nur mit einer Einladung hinein. Das bedeutete, dass man jemand kennen musste, der dort Mitglied war. Aber wie lernte man so jemanden kennen?

Er gab sinnlose Suchbegriffe wie »Wie lerne ich Satanisten kennen«