Augen auf im Abendland! Touren, die zum Nachdenken zwingen - Harald Stöber - E-Book

Augen auf im Abendland! Touren, die zum Nachdenken zwingen E-Book

Harald Stöber

0,0
6,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Es war ein Wagnis, aus England kommend die Grüne Insel Irland von Süd nach Nord über Dublin bis hoch nach Londonderry zu bereisen, denn es knistert überall. Das hat aktuelle und historische Gründe: Überfremdung und Kampf der Religionskulturen. Schottland begeistert, während die Niederlande enttäuschen wie auch die Ostschweiz, wo es im Untergrund angesichts afrikanischer Zuströme brodelt. Mit viel Freude und massivem Ärger bereisten unsere Autoren zudem sechs Länder von Luxemburg bis hinunter nach Portugal, um nicht nur die Flamen, den Eiffelturm und die Alhambra kennenzulernen. Die Insel Réunion ist ein Stück tropisches Frankreich im Indischen Ozean mit »mörderischer Vergangenheit«, während die britischen Inseln mental weit weg von London sind. – Dieses vielschichtige europäische Mosaik ist offen zu Papier gebracht und wird die Leser zum kritischen Überdenken unseres alten Kontinents anregen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 237

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Harald Stöber

AUGEN AUF IM ABENDLAND!

Touren, die zum Nachdenken zwingen

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Copyright (2012) Engelsdorfer Verlag

Alle Rechte beim Autor

Titelfoto:

Auf der Kanalinsel Jersey liebt man das Mittelalter

Coverrückseite:

Eine Erinnerung an Europas Historie

www.engelsdorfer-verlag.de

eISBN: 978-3-86268-787-9

Wer vom Glück

immer nur träumt,

darf sich nicht

wundern, wenn

er’s verschläft.

Anonymus

Gewidmet meiner

lieben Familie und

allen Freunden des

Alten Europas.

Inhaltsverzeichnis

1. Kapitel

GROSSBRITANIEN UND IRLAND

Überblick

Moloch London und Wales

Durchs prickelnde Irland

Schottland liebt die Queen nicht

2. Kapitel

HOLLAND BEGEISTERT UND ENTTÄUSCHT

Überblick

In der Provinz Limburg

Wo regiert wird: Den Haag

Kultur und Religion – wohin?

3. Kapitel

BODENSEE – DREH- UND ANGELPUNKT

Überblick

Viel Historie auf deutscher Seite

Im österreichischen Vorarlberg

Kritische Ostschweiz – Fürstliches Liechtenstein

Luzern, Bern und Basel

Viel Kulisse im Elsass

4. Kapitel

ZWEI ZUGVÖGEL GEN SÜDEN

Überblick

Luxemburg – klein und doch so groß

Belgien – Diamanten, Rubens und EU

Frankreich – Eiffelturm, Schlösser und Lourdes

Andorra – Kuriositäten inbegriffen

Spanien – Moloch Madrid und Andalusien

Portugal – von Faro aus zurück

5. Kapitel

DIE GRAND NACION IM INDISCHEN OZEAN

Überblick

Multikulti verträgt sich auf Réunion

Von Seeräubern und Mördern

6. Kapitel

FRANKREICH, DIE CHANNELS UND ENGLAND

Überblick

In Ehrfurcht vor großen Geistern

Autonome Welten: Die Kanalinseln

England tut gut und weh zugleich

Britische Kelteninsel Man

1. Kapitel

GROSSBRITANNIEN UND IRLAND

Überblick

Vorab sei gesagt, dass eine derartige Tour keine Abenteuerreise ist und auch kein Billig-Trip. Doch was wir in dieser relativ kurzen Zeit alles zu Gesicht bekommen haben und hörten, war entschieden mehr, als wir uns vorgestellt hatten. Überrascht und fasziniert hat uns vieles, enttäuschend und unangenehm war nur weniges.

Wir begannen mit der Rundreise in England, fuhren über Wales und setzten nach Süd-Irland über. Dann querten wir die Insel bis ins kritische Nord-Irland, um von Belfast aus per Fähre nach Schottland zu gelangen, wo wir den touristischen Höhepunkt erlebten: Edinburgh. Von Aberdeen aus ging es seewärts bis hoch zu den Shetlands und zurück via Orkney-Inseln wieder zum Festland. Die Flüge München – London und Aberdeen – London – München absolvierten wir by British Airways (2.700 Kilometer), alle anderen Strecken (zirka 3.200 Kilometer) per Bus und Schiff.

Es gab keine nennenswerten Probleme alle vorgesehenen Reiseziele zu erreichen und darüber hinaus auch noch ein paar außerplanmäßige Punkte anzusteuern; insgesamt waren dies 21 – keine Kleinigkeit innerhalb von nur 25 Tagen! Dabei wurden wir überwiegend von gutem Wetter begleitet, nur in England und im Süden Irlands hatte es uns erwischt: Kälte, Regen, Wind. Lobenswert die Menschen, mit denen wir es zu tun hatten, die sich stets freundlich, hilfsbereit und ehrlich verhielten. Landschaftlich gab es keine besonderen Überraschungen, wenngleich es Freude bereitete, viel freie und zum Teil noch unberührte Natur zu sehen, insbesondere in Irland, Schottland und auf den nördlichen britischen Inseln.

Kurzgefasst und offen ist auch dieser Reisebericht, eigentlich schade, denn vieles hätte es verdient, etwas tiefgehender dargestellt zu werden. Wem jedoch der Sinn danach steht, kann auch Ungeschriebenes zwischen den Zeilen entdecken.

Moloch London und Wales

Während der Fahrt per S-8 zum Münchener Flughafen begleitete uns wahrhaft kaiserliches Frühlingswetter mit Sicht auf gelbe Rapsfelder, blühende Obstbäume und frisches Getreidegrün. Natürlich hofften wir sehr, dass uns diese super Wetterlage noch möglichst lange erhalten bleiben möge. Nach Terrordrohungen die erwarteten strengen Sicherheitskontrollen: Nichts blieb ungecheckt, sogar die Schuhe wurden penibel untersucht, also ausziehen und sich womöglich mit Löchern in den Socken der verbeamteten Öffentlichkeit präsentieren! Seltsam, dass derartige Kontrollen im potentiell mehr gefährdeten Großbritannien nicht stattfinden. Typisch deutsch also!

Als unsere mit Ledersesseln ausgestattete Boeing 737-400 zum Flug BA 2725 verspätet gegen 13 Uhr gen London abgehoben hatte (ein BA-Flug ist stereotyp unpünktlich), gab es sogar etwas zum Schmunzeln, weil die gesamte Sprechanlage an Bord ausgefallen war und sich das Personal mittels handlichem Megafon bemerkbar machen musste. Eigentlich unglaublich! Weniger lustig die Bordverpflegung: Ein gaumenklebriges Riesenbrötchen mit undefinierbarem Pastenaufstrich. Nach anderthalb Stunden ruhigen Fluges war schließlich London Gatwick erreicht.

LGW ist riesig und besteht praktisch aus zwei Flughäfen, die per Zubringerbahn miteinander verbunden sind: Nord und Süd. Und dennoch war es einfach, die preiswerteste City-Verbindung herauszufinden, nämlich den National-Express-Bus, der bis zur Victoria Station nur die Hälfte des Zugpreises kostet, nämlich 5 Pfund (zirka 15 DM). Von hier ging es per U-Bahn (tube) und City Bus bis zum Barbican Center, wo wir sogleich das vorgebuchte YMCA fanden und uns einquartierten. 138 Pfund (zirka 415 DM) für drei Übernachtungen inklusive Frühstück ist für Londoner Verhältnisse geradezu spottbillig! An dieses schmerzlich hohe Preis-Niveau hatten wir uns also zu gewöhnen, wenn auch ungern.

Obwohl es ziemlich kalt und empfindlich windig war, nutzten wir den regenlosen Spätnachmittag, uns drei der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten – im Gehbereich liegend – wenigstens optisch zu Gemüte zu führen. Zunächst die berühmte St. Paul’s Cathedral, ein ungemein mächtiges anglikanisches Gotteshaus mit 110 Meter hoher Kuppel, dessen Kirchengeschichte bis auf das ferne Jahr 604 zurückgeht. Hier soll es seit 1.400 Jahren ununterbrochen gottesdienstliche Aktivitäten geben! Zurzeit wird nach Kräften restauriert, was viele Gläubige offensichtlich vom Service fernhält, war doch ausgerechnet die sonntägliche Gebetsstunde nur sehr schwach besucht.

Eines der herausragendsten Wahrzeichen der Metropole ist die 1894 fertiggestellte Tower Bridge mit ihren beiden 66 Meter hohen Türmen – ein gewaltiges Bauwerk über der Themse, das als solches nur wahrgenommen werden kann, wenn man es – trotz eisigen Windes – per pedes quert. Die von hier zu sehende Skyline ist allein schon wegen ihrer vielen Baukräne leider nicht sehr eindrucksvoll. Der Blick von der Brücke aus auf den London Tower (1976 besucht) ist allerdings eine Klasse für sich, errichtet ab 1078 und noch heute von mittelalterlich anmutenden Wachsoldaten streng behütet. Im Laufe der Jahrhunderte diente der Tower als Zitadelle, Königspalast, Arsenal und nicht zuletzt als Staatsgefängnis (Hinrichtung vieler namhafter Gefangener, darunter unter anderem König Heinrich VI. 1471).

Auch am Tage danach herrschte unangenehm kaltes Regenwetter und viel Wind, so dass wir jede halbwegs zumutbare Situation nutzten, weitere Highlights zu besichtigen, vor allem das Parlamentsviertel. Hier überragt Londons Wahrzeichen Nummer eins: Es ist der sogenannte Big Ben (benannt nach Sir Benjamin Hall, ehemaliger Außenminister), 97,5 Meter hoch und ausgestattet mit einer 13 Tonnen schweren Glocke, die den Vornamen dieses Sir trägt. Pünktlichst hört man den berühmten Westminsterschlag, weltweit unzählige Male kopiert, aber nie mit derselben Erhabenheit zu hören, wie an Ort und Stelle.

Rechts des 300 Meter langen Parlaments ragt der Big Ben empor und links der gewaltige Victorian.

Es schließen sich die Houses of Parliament an (Ober- und Unterhaus), die einst auch Königssitz waren, stolze 300 Meter lang! Gen Himmel ragen der gewaltigste quadratische Turm der Welt (Victorian), der Central Tower sowie der erwähnte Big Ben. Allein die neugotische Architektur dieses riesigen Komplexes mit seinen 1.100 Räumen ist es wert, einen ganzen Tag lang besucht zu werden.

In Sichtweite des Parlamentes befinden sich die königseigene Westminster Abbey und die St. Margaret’s Church. Die Abbey mit ihren dominanten beiden Türmen wurde im 11. Jahrhundert gegründet und ist seit 1066 die Krönungskirche der englischen Herrscher, die bis ins 18. Jahrhundert auch hier bestattet wurden. Die auf demselben Grundstück befindliche St. Margarete’s Church (1523) dient seit Jahrhunderten als Krönungskirche und besticht vor allem wegen ihrer außerordentlich kunstvollen bunten Fenster und ihrer anheimelnden Atmosphäre.

Die bekannteste Adresse Großbritanniens ist Downing Street 10 bzw. der Sitz des Premierministers.

Daneben trotzen weitere massive mittelalterlich Bauwerke allen Wettern: The Sanctunary (Town Hall der City of Westminster) und die Methodist Central Hall mit ihrer mächtigen Kuppel. – Dass zur Zeit unseres Besuches die Downing Street wohl wegen der aktuellen Terrorgefahr für jeglichen privaten Besuch hermetisch angesperrt war, bedauerten wir sehr, denn wie gern hätten wir doch dem jungen Spring-ins-Feld Tony Blair die Hand geschüttelt und ihm zum tapferen Irak-Feldzug gratuliert! Ein Stück weiter wieder Mittelalter: Queen’s Life Guard, deren Wachwechsel wir »live« miterlebten: Rot-Gardisten wurden von Schwarz-Gardisten abgelöst (oder war’s umgekehrt), alles sehr traditionell und hochgradig gedrillt! Doch wir dürften nicht die einzigen Bewunderer gewesen sein, die sich angesichts klobiger Siebenmeilenstiefel und massiger Pelzmützen ins Fäustchen gelacht haben.

Plätze mit Ehrfurcht gebietenden Statuen britischer Größen gibt es in London zu Hauf, doch zwei nehmen eine Sonderstellung ein: Der Trafalgar Square und der Piccadilly Circus, wobei lediglich der erstgenannte Platz von historischer und kultureller Bedeutung ist, nicht der Circus mit seinem glamourösen Nachtleben und dem Eros-Brunnen. – Trafalgar ist ein Kap in Südspanien, an welchem der britische Admiral Nelson im Jahre 1805 die entscheidende Schlacht gegen die spanisch-französische Flotte gewonnen hatte. Man hat den Eindruck, als würde dieser epochale Sieg noch heute seine politische Wirkung haben, wird dieser riesige Platz zur Zeit doch mit größtem Aufwand restauriert und erstrahlt der Nationalheld auf seiner himmelhohen Säule in neuem Glanz.

Kulturell ragen hier die Nationalgalerie und die Kirche St.-Martin-in-the-Fields heraus. Beide höchst bedeutenden Besuchermagneten können eintrittsfrei bewundert werden! Allein in der überkuppelten Galerie könnte man sich tagelang aufhalten, was besonders Interessierte sicherlich auch tun und von Saal zu Saal wandern, um Meisterwerke ab dem frühen Mittelalter zu bestaunen – zirka tausend an der Zahl! – Die genannte Kirche mit ihrem markanten Turm hat ein Management, das sich die klassische Musik auf seine Fahnen geschrieben hat und seit Jahren CD-Lieferant Nummer eins für das Hamburger Klassik-Radio ist. Wir lauschten der leisen Orgelmusik, blickten bewundernd zum hohen Deckengewölbe hinauf und ärgerten uns über ein paar miefige Penner, die ausgerechnet hier ihre Schläfchen hielten – offensichtlich als geduldete Gäste dieses heiligen Hauses.

Der königliche Buckingham-Palast mit Victoria-Monument zählt zu den topp touristischen Zielen in London.

Ziel unzähliger Touristen ist insbesondere auch der königliche Buckingham-Palast, ein doppelstöckiges Gebäude mit »unzähligen« Räumen, aber als Bauwerk kein besonders attraktives Fotoobjekt. Dagegen sind die davor angelegten Blumenanlagen, die aufwendigen Laternen und Metallumfriedungen (schöne Wappen!) und nicht zuletzt die größte Victoria-Statue vermutlich ganz Englands nicht nur ein Dia wert. Über die Message dieses Denkmals ließe sich allerdings trefflich streiten: Ein sogenannter Friedensengel wedelt mit einem Palmenzweig, darunter poussieren heldenhafte Militärs – britisch eben!

Ein Gang durch das berühmte Kaufhaus Harrods gehörte zu unserem Pflichtprogramm, wo man sich in nicht weniger als 330 Abteilungen allem teuren Luxus dieser Welt hingeben kann – aber bitte ohne Traveller-Rucksack auf dem Rücken, aber mit möglichst viel Geld zum Ausgeben!

Wer kennt ihn nicht wenigstens dem Namen nach: den Hyde Park, wo man nicht immer gemäßigt im Ton seinen politischen Frust los werden kann oder auch nackt radelt, wenn’s warm genug ist und die Polizei nicht in Sichtweite ist. Eigene Augen lügen nicht!

Am Rande des Parks stößt man auf die Royal Albert Hall – eine viktorianische Musikarena der Sonderklasse, benannt nach Prinz Albert, Gemahl der »ewigen« Königin Victoria. Wer hier auftreten darf beziehungsweise was unter der gewaltigen Glaskuppel geboten wird ist topp, wie zurzeit das »Ballett St. Petersburg«, Mozart oder Haydn. Nicht jedermanns Sache ist das vor dem riesigen Ziegeloval aufragende Albert-Memorial: Der vergoldete Royal sitzt unter einem unglaublich aufwendigen Spitzturm, umrankt von Marmorfiguren und viel Deko. Das ist wahrlich Personenkult par excellence beziehungsweise wiederum typisch britisch.

Wie angedeutet gibt es in London unendlich viel zu sehen, zu erleben, zu entdecken. Man denke nur an Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett, an das Britisch Museum oder an das Feuer-Monument, alles bereits besucht 1976, als ich beruflich in London zu tun hatte. Doch seitdem hat sich politisch etwas verändert: Großbritannien ist ordentliches EU-Mitglied geworden, doch kaum ein Brite hat dies verinnerlicht. So wundert es nicht, dass von tausend Kfz-Nummernschildern höchstens eins das blaue EU-Emblem trägt, dass man immer noch in Britain oder in Europa Urlaub macht und der Euro als Ersatz für das Königliche britische Pfund Sterling von einer überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung strikt abgelehnt wird. Ein Engländer kann sich einen Geldschein ohne Queen schlicht nicht vorstellen, wohl aber ein Schotte oder ein Nordire.

Besuch der weltbekannten Universitätsstadt Cambridge 60 Kilometer nördlich von London. Zunächst ging es während der gefürchteten Londoner rush hour per U-Bahn zur Victoria Station, per vollgestopfter »tube« also, in der aber mindestens zwei von drei Fahrgästen immer noch Platz genug finden, entweder die Zeitung oder ein Buch zu lesen – alles in angemessenem Kleinformat. Die Lesefreudigkeit der Londoner ist beispielhaft! Die Weiterfahrt durch eine frühlingshafte leicht hügelige Landschaft (viel blühender Raps) geschah mittels National-Express-Bus.

Bereits auf der Hinfahrt war uns aufgefallen, dass England vor Kirchen nur so strotzt, erst recht in Cambridge, wo man fast den Eindruck gewinnt, sich an einem heiligen Pilgerort zu befinden. Hier sind es vor allem die christlich geprägten Uni-Colleges, deren Namen keinen Zweifel an deren Prägung zulassen: Christ’s College, St. Catherine’s College, St. Botolph’s College, St. John’s College, Trinity College, Magdalene’s College, Emanuel College, Corpus Christi College und so weiter. Ausnahmen sind also nicht die Regel, wie King’s College, Sidney Sussex College oder Wolfsson College – jüdisch.

Wir hatten einen ganzen Tag Zeit, uns mit der mittelalterlichen Optik dieser Colleges, Kirchen und Stadthäuser vertraut zu machen und kamen aus dem Staunen kaum mehr heraus. Alles ist in bester Ordnung, es herrschten selbstverständlich Disziplin, Ruhe und Sauberkeit, keine einzige Wandschmiererei ist zu entdecken. Erfreulich auch, dass selbst wir als »offizielle Touristen« praktisch überall freien Zugang hatten, wenngleich uns ausgerechnet das Innere des bekanntesten Lerntempels versagt blieb; denn tabu ist für Fremde das King’s College sowie auch das dazugehörige höchst eindrucksvolle Gotteshaus, sofern man nicht bereit ist, ein happiges Eintrittsgeld zu zahlen. Als wir uns etwas erschöpft in der Great St. Mary’s Church – einer Uni-Kirche aus dem frühen Mittelalter – niederließen und den sanften Orgelklängen lauschten, die ein japanischer Student hervorzauberte, kam ein Gefühl von aufrichtiger Dankbarkeit auf. Schön, dass es so etwas wie eine traditionsbewusste und innerlich intakte Uni-Stadt überhaupt noch gibt. Doch England bietet nicht nur Cambridge, denken wir beispielsweise an Oxford!

Am Morgen unserer Weiterreise nach Cardiff, Hauptstadt von Wales, musste erst einmal eine typische Blair-Attacke gegen Europa verdaut werden. Schlagzeile: »Eine europäische Armee spaltet die Union!« – überall zu lesen, ob in der »tube« oder im Bus-Terminal. Dieser brave Gefolgsmann der USA fürchtet natürlich, dass dadurch die enge militärische Bindung an seine Überseebrüder in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Doch Tony ist auch Brite, hat mit Europa beziehungsweise der Europäischen Union ohnehin nicht viel am Hut. Noch einmal: EU-Kennzeichen an Kfz’s sind die äußerste Ausnahme, Urlaub verbringt man entweder in Britain oder in Europa und die Wettervorhersagen werden für Britain und Europa streng getrennt gedruckt. Kurz: Blairs Sorge um die Einheit der Union ist alles andere als echt.

Abfahrt unseres National Express-Busses pünktlich um 11 Uhr. Typisch englische Landschaften: viel blühender Raps, kleine Laub- und Nadelwälder, leicht hügelig. Vor Bristol plötzlich eine tiefschwarze Wetterfront, und als sie sich entlud, prasselte ein schweres Hagelgewitter herunter, Sturm und dann wolkenbruchartiger Regen taten ein Übriges. Nun war die Welt nicht mehr schwarz, sondern weiß: Hagel, so weit das Auge reichte!

Im Übrigen sind alle öffentlichen Schilder zweisprachig: Oben Welsh/Keltisch, darunter Englisch, und auch das Fernsehen sendet selbst die Weltnachrichten und die Wetterberichte in der Landessprache. Ein Wunder, dass Wales noch keine nationale Währung hat, wie Nord-Irland oder Schottland. Wer individuell durch Großbritannien fährt, bekommt also nicht das Gefühl, es nur mit einem einzigen Land zu tun zu haben. Für den ausländischen Besucher kann es insofern Probleme geben, als sein Oxford-Englisch zwar verstanden wird, aber die Antworten kommen entweder auf Keltisch oder in einem fürchterlichen Englisch.

Der nächste Tag war der 1. Mai, weltweit ein sogenannter Tag der Arbeit, also Feiertag, nicht aber in Wales: keine Rote Fahne, keine schreierischen Demos, kein Politgeschwafel, keine geschlossenen Geschäfte – nichts! Also konnten wir ungehindert unser touristisches Programm abwickeln.

Mitten in der City liegt das eindrucksvolle Cardiff Castle, an dem seit römischen und normannischen Zeiten gebaut wurde. Heute ist alles bestens restauriert: die enorm hohe Umfassungsmauer, der Burgturm mit seinen goldglänzenden Figuren und Wappen sowie sämtliche Gebäude im weiten Innern, wie der Burgfried auf einem Felshügel (hier begann im 12. Jahrhundert die Historie der Anlage) oder die später hinzugefügten Gebäude mit angeblich spektakulären Gemächern. Viele Besucher kamen heute allerdings nicht, war es doch unangenehm kalt, windig und regnerisch.

Das optisch Sehenswerteste gruppiert sich um den Cathays Park, in dessen Mitte ein monumentales Kriegsdenkmal nach griechischem Vorbild steht, das an den Spanischen Bürgerkrieg erinnern will. Die gesamte Stirnseite nimmt das etwas fade Gebäude des Welsh Assembly Government ein und rechter Hand steht seit 1883 das Hauptgebäude der Prifysgol Caerdydol (Cardiff University).

Wir ließen es uns nicht nehmen, einen ausgiebigen Blick hineinzuwerfen: Sanatoriumsruhe, äußerste Sauberkeit, Freundlichkeit. Hier studieren 15.000 junge Menschen aus aller Welt, darunter viele Japaner, die wohl genau wissen, an welcher Hochschule beste Qualität geboten wird. Übrigens spielt hier auch Deutsch eine gewisse Rolle, wie den ausgehängten Kursangeboten zu entnehmen war.

Auch die um den Cathay Park gruppierten drei Gebäude machen großen Eindruck: die Town Hall mit dicker Kuppel, der Law Court mit schönem Uhrturm sowie das Naturwissenschaftliche Museum, das eintrittsfrei besucht werden kann. Nicht unerwähnt darf bleiben, dass es hier wunderschöne, sehr gepflegte Blumenparks gibt, die mehr als nur ein Dia wert sind.

Das anhaltend schlechte Wetter ignorierend, vertrauten wir uns abermals einem Linienbus an, um ins 15 Kilometer entfernte Caerphilly zu gelangen, dem Hauptort des gleichnamigen Bezirkes beziehungsweise Countys. – Anziehungspunkt ist hier vor allem das riesige Castle, das am Rande der City liegt und von künstlich angelegten Wassergräben umgeben ist. Hierbei handelt es sich um die größte Burganlage in Wales, deren massige Mauern und Türme jahrhundertelang jedem Ansturm standhielten.

Optisches Wahrzeichen ist der sogenannte Schiefe Turm, ein massiger Rundbau, der sich »abgespalten« hat und den Eindruck erweckt, als wollte er jeden Moment umfallen; weder ein Betreten noch ein Nahekommen ist möglich beziehungsweise erlaubt. Imposant sind ausgestellte Schleuderkanonen, wie die mächtige Trebuchet, mit der 15 Kilogramm schwere Steinkugeln und Feuerballen 120 Meter weit geschossen wurden, was im 12. Jahrhundert außerordentlich wirkungsvoll war. Die City als solche bietet nichts Herausragendes, nur noch das Gebäude des ehemaligen District Councils mit Uhrturm (heute Community Center) sowie die klobige St. Martin’s Church mit historischem Friedehof.

Das Wetter blieb grausam. Per Shuttle First ging es gegen 9 Uhr nach Swansea 70 Kilometer westlich von Cardiff; von hier sollte demnächst unsere Fähre hinüber nach Cork/Irland abgehen. Shuttle First legt großen Wert darauf, eine Nichtraucher-Company zu sein: »Dioleh am ddim ysmygu!« – heißt »Thank you for not smoking!« Über eine Fremdsprache sollte man zwar nicht lästern, doch wir gewannen allmählich den Eindruck, als gehörte zum Welsh auch das Stottern.

Typische Landschaften mit Feldern und Weiden, die fast ausnahmslos von Hecken umgeben sind sowie große Schafsherden, die bekanntlich das Markenzeichen von Wales sind. Doch vor Swansea plötzlich eine ganz andere Welt: Die Kohle- und Stahlindustrie von Talbot, die vom Bus aus betrachtet einschließlich ihrer monotonen Arbeitersiedlungen keinen erhebenden Eindruck macht.

Weltberühmtes hat die Hafenstadt Swansea zwar nicht zu bieten, aber doch viel Bemerkenswertes, hier nur ein paar Beispiele: Geistlicher Mittelpunkt ist die St. Mary’s Church mit gezinntem Uhrturm, also ein katholisches Gotteshaus, dessen Anfänge auf das Jahr 1330 zurückgehen, nichts Besonderes also und doch: In diesem »römischen Gotteshaus« fühlt sich auch die »Holy Orthodox Church« wohl – ein Novum!

Die St. David’s Church, ebenfalls katholisch, fällt durch ihre seltsame Bauweise auf: Des Pfarrers Domizil ist direkter Bestandteil der Kirche, kaum zu erkennen, welches Gebäudeteil Wohnhaus und welches Gotteshaus ist. Ein weiteres christliches Bauwerk, die schöne zweitürmige St. Helen’s Church, fällt insofern aus dem Rahmen, als es offensichtlich aufgegeben wurde und wohl bald zur Moschee umfunktioniert beziehungsweise entweiht werden wird. Im ganzen St. Helen’s-Viertel wimmelt es nämlich von Orientalen moslemischen Glaubens, denen es offensichtlich gelang, ihre »christlichen Feinde« zu vertreiben. Da heißt es aufgepasst!

Das viel gelobte Marina-Viertel mit seinem Yachthafen, dem Maritim-Museum sowie dem alten Ziegelbau The Pump House enttäuscht insofern, als es sich bei sämtlichen umliegenden Wohngebäuden um sterile Neubauten handelt, die nicht einmal ein Foto wert sind. Hier beeindrucken lediglich besagtes Pumphaus (das Wahrzeichen der Marina) sowie zwei alte Veteranen des Hafenbetriebes: das Leuchtturmschiff »Helwick« und der Bugsierer »Canning«. Besuchenswert ist der Castle Square, wo sich das finstere Mittelalter in Gestalt einer mächtigen Burgruine und die moderne Architektur treffen. Sehr ansehnlich ist auch eine lange Reihe tadellos gepflegter Tudor-Gebäude, deren schwarzes Fachwerk auf sauberem Weiß eine Augenweide ist.

Das inmitten von stillosen Stadthäusern gelegene Große Theater enttäuscht wegen seines unansehnlichen Äußeren, bietet aber Anspruchsvolles: »Der Nussknacker«, »Eis-Creme« und »Steine in der Hosentasche«. Nach den Vorstellungen kann man sich in der gegenüberliegenden Rasputin-Bar ein paar Wodkas genehmigen. Insgesamt gesehen: viel Bemerkenswertes, aber auch viel Schmuddeligkeit und zu viele miese junge Leute.

Wie fast überall in sogenannten armen EU-Regionen wird auch hier nach Kräften gebaut beziehungsweise erneuert – dank der reichlich fließenden Geldmittel aus Brüssel, sprich von Geberländern mit dem »finanzschwachen Deutschland« an der Spitze. Das Hafengebäude von Swansea ist also eine riesige »Brüsseler Baustelle«, so dass es einer langen Taxifahrt um dieses Chaos herum bedarf, um seine Fähre nach Cork zu erreichen.

Als wir gegen Abend endlich das Deck 5 (Pullmansitze) auf unserer »Kingstown« erreicht hatten, hofften wir auf ein bisschen Wärme, war es tagsüber doch unangenehm kalt gewesen, aber es kam leider anders: Die Air-Condition blies unablässig frische Luft zum gehörigen Abkühlen in den Raum, so dass wir am nächsten Morgen vor Kälte schlotterten. Oder sind wir schon zu sehr verwöhnt? Jedenfalls war beliebig oft zu beobachten, dass sich Hiesige schon bei zwölf bis fünfzehn Grad Marscherleichterung verschafften und im dünnen TShirt herumliefen.

Unsere in Griechenland gebaute und mit viel osteuropäischem Personal bestückte Riesenfähre war um 21 Uhr gestartet und nach relativ ruhiger Nachtfahrt am nächsten Morgen gegen sieben Uhr in Cork beziehungsweise im Süden der Republik Irland angekommen. Auch hier: Kälte, Regen, Wind – aber wenigstens eine angenehme, mit Euro zu bezahlende B&B-Bleibe, umgerechnet aber nicht billiger als in Großbritannien. Wie sofort zu sehen war, sind zumindest nach außen hin die Iren hundertprozentige Europäer: Jedes Kfz-Nummernschild trägt den blauen EU-Streifen, drüben in England ist dies dagegen, wie gesagt, eine ganz seltene Ausnahme.

Während Hildegard wegen Müdigkeit kapitulierte, raffte ich mich auf, allein ins 30 Kilometer entfernte Kinsale zu fahren, was per »local bus« absolut kein Problem war. Diese kleine Hafenstadt hat heute vornehmlich touristische Bedeutung, war aber schon vor rund tausend Jahren wegen ihrer strategisch günstigen Lage und der regen Handelstätigkeit europaweit begehrt. Spanische und französische Flotten hatten die Stadt okkupiert, die Spanier 1601 und die Franzosen im späten 17. Jahrhundert.

Das Herz von Kinsale schlägt in der St. Multose Church, die im Jahre 1190 von den Normannen (Wikingern) erbaut wurde, doch die erste christliche Gemeinde existierte hier bereits im 6. Jahrhundert. Multose ist der Schutzheilige von Kinsale, über den allerdings kein deutsches Lexikon etwas weiß. Dieses Gotteshaus ist dunkel, klobig und von einem geisterhaft anmutenden Friedhof umgeben, keine Überraschung also, dass in Kinsale den Touristen sogenannte Geister-Touren offeriert werden!

Auf dem Wege zur hochgelegenen Carmelite Church, gegründet 1334, passiert man unter anderem das klobige Desmond Castle, das um 1500 vom Earl of Desmond errichtet wurde, der angeblich zugunsten der Handelsleute ein besonders strenges Regime etablierte. Kein Wunder, dass die Desmonds bereits nach achtjähriger Herrschaft durch Rebellion gestürzt wurden, wenngleich das Castle noch bis 1641 Handelshaus geblieben war. Im späten 17. Jahrhundert wurde das Castle zum sogenannten Französischen Gefängnis, denn hier darbten und starben vornehmlich französische Kriegsgefangene. Heute beherbergt der dunkle Bau mit seinen typischen kleinen Fenstern unter anderem ein namhaftes Weinmuseum. Kinsale war jahrhundertelang auch Weinhafen für ganz Irland, was man sich auch im Regionalmuseum, dem alten Court House aus dem 16. Jahrhundert, zu Gemüte führen kann.

Durchs prickelnde Irland

Heute schrieben wir den 4. Mai 2003, hatten also Sonntag, der seinem Namen endlich etwas Ehre machte: Die Sonne schien wenigstens nachmittags ein wenig, während der Vormittag nur etwas für Abgehärtete war – Regen, Kälte, Wind. Wir befanden uns in der zweitgrößten Stadt Irlands, und zwar in der 623 gegründeten Hafenstadt Cork im Süden der Insel. Vieles ist hier Augenweide, insbesondere hatten es uns die historischen Brücken mit ihren schönen Laternen angetan, errichtet 1713 (South Gate Bridge), 1806 (Parliament Bridge) und 1861 (St. Patrick’s Bridge).

Nach einem kurzen Besuch des Hafens mit seinen alten Warenhäusern kamen wir zur City Hall mit ihren stolzen Frontsäulen und wollten kaum an unser seltenes Glück glauben: Just heute fand die Preisverleihung für die Sieger eines großen nationalen Chor-Festivals statt, die es sich nicht hatten nehmen lassen, noch einmal ihr Bestes zu geben. Sehr professionell, hohe Kunst und betont publikumsfreundlich! Auffallend: Die ältere Zuhörergeneration steckte in vornehmer Kleidung, die jüngere provokant meist in schrägen Straßenklamotten.

Ein weiterer Höhepunkt im Sinne dieses Wortes ist die Kathedrale St. Fin Barre, deren mächtige Türme die ganze City überragen. Hier erlebt man Superlative: besonders aufwendige kunstvolle Kirchenfenster, vergoldete Mosaike, steingeschnitzte Heiligenfiguren und eine enorme Höhe dieses anglikanischen Gotteshauses. Es trägt den Namen des hoch verehrten Ortsheiligen Fin Barre, dessen Sarkophag sich in der hiesigen Krypta befindet. Welch ein Hochgenuss, dass einige der Sieger-Chöre auch in dieser Kathedrale ihr absolutes Können unter Beweis stellten: Jeder Ton ging uns tief unter die Haut, wozu nicht zuletzt die fantastische Akustik beitrug. Das Ave Maria auf Keltisch – wessen Inneres bleibt da unberührt!?

Alles andere als erbaulich war dagegen der Streifzug durch die hoch gelegene Altstadt, in der kein einziger Tourist zu sehen war, statt dessen viele Leute, denen ihre Armut anzusehen ist und deren Behausungen eigentlich längst abbruchreif sind. Hier kann man fünfhundert Jahre alte Häuser sehen, in denen sich nach und nach auch sogenannte Asylanten aus Afrika einnisten – ein nationales Problem, das sich in Irlands Hauptstadt Dublin auf besonders drastische Weise darstellt.

Unser National-Express-Bus verließ pünktlich um acht den Busbahnhof von Cork und querte eine Landschaft, die irischer nicht sein konnte: leicht hügelig, sattgrün, Hornvieh, Schafe, Pferde, nur wenige Ackerflächen, mit Hecken eingefasste Grundstücke, schiefergedeckte kleine Bauernhäuser und jede Menge große und kleine Burgen (keine Ortschaft, die je etwas auf sich hielt, blieb ohne Wehranlage).

Als nach 260 Kilometern der Busbahnhof von Dublin erreicht war, bestätigten sich unsere Vermutungen auf der Stelle: Afrikaner samt ihrer molligen Frauen und Kinder zu Hauf! Kein Wunder, gilt Irland heute doch noch als europäisches Wirtschaftswunderland, das es sich leisten kann, die angeblich Armen dieser Welt bei sich aufzunehmen. Doch Irland ist in der EU, also ein weit geöffnetes Einfallstor für jene, die auf der Suche nach einem versorgten und möglichst bequemen Leben sind.

Irlands Hauptstadt Dublin – keltisch: Baile Átha Cliath – ist eine am Liffey River gelegene Millionenmetropole, ein Schmelztiegel par excellence! In der City glaubt man, sich nicht mehr in Europa zu befinden, sondern in Südostasien oder in Afrika mit dem Unterschied, dass man dort eher auf sympathische Typen trifft, als in Dublin.

Die O’Connell Bridge über dem Liffey River in Dublin, der Hauptstadt Irlands, die zu einem heiklen Schmelztiegel wurde.

Touristisch kommt hier jeder Besucher auf seine Kosten, denn die Stadt bietet enorm viel, deshalb an dieser Stelle nur ein paar herausragende Beispiele: Customs House (1791) am Liffey River liegend und einem riesigen Dom gleichend; O´Connell Bridge (1794), achtspurig und mit fünfarmigen Laternen bestückt; Trinity College (1592), gegründet von Königin Elizabeth I.; Dublin Castle (1204) mit dominantem Rundturm und angebauter gotischer Kirche; Chester Beatty Museum, das nur Erlesenes bietet: historische Literatur unter anderem aus China, Japan, Ägypten, Irak, Türkei, Äthiopien, Tibet sowie geradezu Sensationelles aus dem Heiligen Land: Original-Bibeltexte (Papyri) des Johannes-Evangeliums (zirka 140 – 200 AD), des Paulus-Briefes (zirka 200 AD), des Matthäus-Evangeliums (zirka 250 AD) und man erfährt sogar etwas von neuesten Forschungsergebnissen über Buddha und Jesus.

Mittelpunkt der City Hall (1779, einst Börse) ist ein sehr eindrucksvoller Säulensaal mit Bodenmosaiken und Statuen würdevoller Herren, unter anderen O´Connell und Drummond. Sakrales Zentrum Dublins ist die Christ Church Cathedral (ab 1038), deren Krypta noch aus der Wikingerzeit stammt und herausragende Gegenstände präsentiert, auch die berühmte Royal Plate, ein Geschenk des Königshauses für die Geistlichkeit dieser Cathedral, die des Königs Sieg (William III.) im Jahre 1690 über seinen Schwiegervater Jakob II. herbeigebetet hatte. Eine weitere bedeutende Kathedrale (1192) trägt den Namen des Heiligen Patrick, der im 5. Jahrhundert an dieser Stelle mit seiner Missionsarbeit begonnen hatte.

Nicht von großer historischer Bedeutung, aber dennoch bemerkenswert ist der ungemein große Gebäudekomplex eines Shopping Centers, weil das Ganze einst nichts weiter war als eine große Fabrikanlage. Wer hier weilt, kommt aus dem Staunen kaum mehr heraus: Einfach unglaublich, was man aus alten Industrieanlagen machen kann!