Bei Deinem goldenen Herzen - Billy Remie - E-Book

Bei Deinem goldenen Herzen E-Book

Billy Remie

0,0
0,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

"Du sagtest einmal, dass die einzig wahre Liebe, die ewig währt, jene Liebe sei, die nie erfüllt wird." – "Ist unsere Liebe in den Jahren schon erloschen? Haben wir sie überlebt?" Es ist nicht einfach, eine einstig tiefe Liebe in Friedenszeiten zu wahren. Der König von Nohva erblüht zu wahrer Größe, seit die Flammenkrone sein Haupt schmückt, doch sein Gefährte fühlt sich einsamer denn je und verfällt der Unsicherheit und Angst. Wird ihre Verbundenheit die Jahrhunderte überdauern können? *Eine Bonus-Geschichte zu den Legenden aus Nohva. Dieser kleine Zusatz entstand ungeplant und spontan, wird aber keineswegs die Reihe fortsetzen. Diese endete mit Band 5! Es ist nur ein netter Bonus und nicht wichtig für die Geschichte. Da sie allerdings nach Band 5 spielt, enthält sie natürlich einige große Spoiler und setzt Grundkenntnisse aus der Reihe voraus. Um es deutlich auszudrücken: Die Reihe kann getrost ohne diesen Bonus gelesen werden, aber vor dieser Shortstory sollte der Leser die Reihe beendet haben.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 104

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Billy Remie

Bei Deinem goldenen Herzen

Legenden aus Nohva Shortstory

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

1

2

3

4

5

Impressum neobooks

1

Er sollte nicht hier sein. Nicht in dieser Art Spielunke und schon gar nicht allein.

Der Widerschein der Wandfackeln beleuchtete das Innere der Taverne. Schon auf den ersten Blick wusste jeder Mann, der einen Fuß durch die knarrende, morsche Vordertür setzte, an was für einen zwielichtigen Ort er gekommen war. Der Gestank von wässrigem, verschüttetem Wein, altem Schweiß und süßlicher Fäulnis lag in der stickigen Raumluft. Die dunklen Holzdielen auf dem Boden klebten bei jedem Schritt, schwarzer Rauch von Pfeifen hing dicht unter der niedrigen Decke, überall saßen vermummte Gestalten an einsamen, von Kerben übersäten, Tischkanten, einige schienen zu bluten. Es gab unzählige dunkle Ecken, in denen sich alle möglichen Arten von Menschen verstecken konnten. Alte und frische Blutlachen sammelten sich unter Stühlen und Tischen. Abgewrackte Kellnerinnen mit offenen Miedern, aus deren schlaffe Brüste hingen, trugen mit krummen Rücken Krüge von Tisch zu Tisch, oder ließen sich für andere, intimere Dienstleistungen bezahlen. Ihre Haare waren unsauber hochgesteckt oder sie trugen es offen, die Strähnen waren verfilzt und fettig. Die Tusche auf ihren Wangen war zu dick aufgetragen und zerrieben oder durch Tränen und Schweiß zerlaufen. Sie sahen nicht ansprechend aus, und doch wurde ihnen nachgepfiffen. Ebenso den Besenjungen, die verteilt in der Schenke den Boden behelfsmäßig fegten. Sie waren zu jung, um hier zu sein.

Ein rustikales Etablissement, um es freundlich auszudrücken.

Freundlichkeit. Ein Begriff, den man in Zusammenhang mit Wexmell immer verwendete. »Wexmell besaß ein freundliches und gütiges Gemüt.«

Aber wenn er so gütig und so freundlich war, warum zog es ihn ausgerechnet an diesen Ort? Und dann auch noch allein.

Seufzend saß Wexmell am Tresen, Zwielicht hüllte ihn in einen schützenden Kokon. Er trug einen leichten, bodenlangen Wollmantel und verdeckte sein goldgelocktes Haar unter der schwarzen Kapuze. Seine freche Stupsnase hing über einem Becher scheußlich schmeckendem Wein. Er bevorzugte Bier, aber diese sündhafte Köstlichkeit war ein teurer Import aus Carapuhr, einem ihrer Nachbarländer, den sich dieser Wirt gewiss niemals würde leisten können.

Was gäbe er jetzt nicht alles für einen vollen Krug Met!

Aber er konnte nicht aufstehen und ein Gasthaus seiner »Klasse« aufsuchen, denn dort hätten sie ihn sofort erkannt. Er wollte heute jedoch nicht gesehen werden, von niemanden. Nicht nach jener einen blöden … Sache.

Dabei hatte alles ganz harmlos angefangen, er hatte nur das falsche Kind angesprochen …

Ein Tag zuvor…

Die Blätter der Birken raschelten im schwülen Sommerwind und hinterließen dank des kräftigen Sonnenlichts ein liebliches Schattenspiel auf Wexmells sanften Gesichtszügen. Er hatte mit einem guten Buch im Garten seiner Festung lesen wollen, doch die warme Trägheit jenes Nachmittages hatte ihn in ihren Bann gezogen und eindösen lassen, bis ihn das Rascheln der Baumkronen aufweckte.

Er lehnte mit dem Kopf an einem starken Stamm und gähnte genüsslich. Seine Schulter war verspannt vom Liegen auf der saftig grünen Wiese, er ließ sie rollen, um sie zu lockern.

Etwas bewegte sich in den Bäumen, und er riss instinktiv alarmiert den Kopf nach rechts. Es war etliche Jahre her, als er zuletzt wirklich in Gefahr gewesen war, aber dennoch hatte er eine gewisse Anspannung niemals gänzlich ablegen können. Nach all den Hinterhalten, die er nur durch reines Glück überlebt hatte, und nach all den Verrätern, die nach seinem Leben getrachtet hatten, war er stets auf der Hut, selbst innerhalb der dicksten Mauern, die seine Heimat, Nohva, besaß.

Aber kein Meuchelmörder schlich durch die Baumstämme im Garten, geduckt wie ein pirschender Puma, sondern nur einer der kleinen Prinzen.

Lächelnd kam Wexmell auf die Beine. Er lief stets barfuß durch den Garten, trug nichts weiter als ein einfaches Leinenhemd und knielange Lederhosen, obwohl es so weit oben im Gebirge selbst in der heißen Jahreszeit etwas kühl werden konnte. Aber mit der frischen Gebirgsluft kam er bestens zurecht, nachdem er viele Jahre im Eisland Carapuhr verbracht hatte.

Ohne Stiefel war es ihm möglich, dem kleinen Schleicher lautlos zu folgen. Zunächst machte er nicht auf sich aufmerksam, er wollte zu erst wissen, was der Prinz so fasziniert beobachtete.

Die schwarzen Haare des Jungen waren das einzige, das in den Gräsern zu sehen war, während er sich gekrümmt durch den Garten bewegte. Er machte sich wirklich große Umstände, um nicht gesehen zu werden.

Wexmell holte auf, blieb aber schräg hinter ihm und versteckte sich stets hinter einem Baumstamm, um den er dann herumschauen konnte, damit er sein Ziel nicht aus den Augen verlor. Schnell erkannte er das Opfer, dem der junge Prinz nachstellte.

»Na, spionierst du deinen Bruder aus, Xaith?«

Wexmells laute Stimme ließ den Prinzen zusammenzucken und mit einem erstickten Schrei herumfahren. Er sah Wexmell mit großen, ertappten Augen an, als dieser leise lachend um den Baum herumkam und sich mit der Schulter lässig an den Stamm lehnte.

»Du machst das gut«, lobte Wexmell ihn mit einem liebevollen Lächeln, »du könntest irgendwann ein sehr guter Späher werden.«

Wie immer ging an dem grimmigen Jungen jedes Kompliment verloren, er schien Wexmell gar nicht zuzuhören. Stattdessen drehte er nervös das kleine Gesicht herum und betrachtete seinen nur ein Jahr älteren Bruder, der den, in dieser Festung unter Schutz stehenden, wilden Kaninchen nachlief, um sie mit Löwenzahn zu füttern. Wexmell stellte überrascht fest, dass die sonst so scheuen Tiere vor dem Jungen keine Angst hatten, und runzelte neugierig seine makellose Stirn.

Xaiths helle Kinderstimme lenkte ihn jedoch ab. »Vaaks ist nicht mein Bruder!«, warf er geradezu übellaunig ein. Er war schon immer ein schwieriges Kind gewesen, schrie immer, wenn man ihn auf den Arm nahm, spuckte mit Brei, schlief nie eine ganze Nacht durch, stritt immer mit seinen Geschwistern. Nur bei seinem Vater war er ruhig.

Und diesen äußerst fiesen und verletzenden Satz sagte er an jenem Nachmittag nicht zum ersten Mal über den Ziehsohn des Königs.

Wexmell sah auf ihn herab und schürzte bedauernd die Lippen, während er überlegte, wie er dem Jungen endlich begreiflich machen konnte, wieso Vaaks eben doch sein Bruder war, auch wenn sie nicht dieselben Eltern hatten.

»Hör mal, Xaith«, Wexmell überbrückte mit zwei Schritten ihre Entfernung und ging vor ihm in die Hocke. Der junge Prinz saß mit angewinkelten Beinen und grimmigen Schmollmund in den Gräsern, wich trotzig Wexmells Blicken aus. »Xaith«, bat Wexmell ruhig und wartete, bis der Junge ihn endlich anschaute. Nach einem gewissen Maß an Geduld, sah der störrische Prinz sich gezwungen, die großen Augen zu heben, sonst würde Wexmell ihn – aus Erfahrung – nie entlassen.

»Ach Xaith«, hauchte Wexmell bekümmert, »wir haben es dir doch schon oft erklärt. Vaaks ist dein Bruder, er ist der Sohn deines Vaters, er wächst mit euch Prinzen zusammen auf, er ist selbst ein Prinz! Auch wenn nicht dasselbe Blut durch eure Adern fließt, seid ihr dennoch Brüder. Genau wie deine anderen Geschwister …«

»Die sind auch nicht meine echten Geschwister«, konterte Xaith, er nahm es mit der Verwandtschaft immer sehr genau, »sie sind nur meine Halbgeschwister. Wir haben den selben Vater, aber verschiedene Mütter!« Er schüttelte nachdrücklich den Kopf, dabei sah er stets zum Fürchten erwachsen aus, für einen Jungen von gerademal sieben Sommern.

Wexmell fühlte sich plötzlich unangenehm belehrt von einem Halbwüchsigen. Was vermutlich daran lag, dass er auch die Ansichten eines Kindes ernst nahm.

»Wir sind nicht verwandt, wir leben nur zusammen«, fuhr Xaith altklug fort, und Wexmell verzog traurig das Gesicht, »Vaaks ist nicht mein Bruder, er ist nicht der Sohn meines Vaters, genauso wenig wie Ihr mein Vater seid, Wexmell.«

Wexmell zuckte erschrocken zurück, fühlte sich wie geohrfeigt. Es war das erste Mal, dass Xaith so etwas zu ihm sagte.

Natürlich war ihm aufgefallen, dass der Junge ihn seit geraumer Zeit nur noch mit seinem Namen ansprach, statt ihn Vater zu nennen, dennoch war er nun geradezu schockiert. Damit hätte er niemals gerechnet.

Er musste seine Gefühle schleunigst wieder unter Kontrolle bringen, damit Xaith nicht bemerkte, wie erschüttert er von dessen Ausruf war. Wexmell lächelte gezwungen. »Du weißt, dass das nicht stimmt, Xaith. Ich bin genauso dein Vater, wie es der König ist.«

»Ihr seid nur sein Gefährte«, der Junge zuckte erwachsen mit den Achseln und stand dabei auf, »mehr nicht. Das macht Euch nicht zu meinem Vater. Ihr seid ja nicht einmal der Gemahl meines Vaters, sagt Mutter. Der König sei immer noch zu haben, erzählt sie jedem.«

Wexmell fühlte sich zutiefst verletzt, er konnte seine Schmach auch kaum noch vor Xaith verstecken. »D-deine Mutter hat das gesagt?«, stotterte er wie benommen. Diese gehässige, kleine Hexe war schon immer schwierig gewesen, aber dass sie hinter Wexmell, der sie vor dem König immer in Schutz nahm, solch böse Worte verlauten ließ, traf ihn hart.

»Xaith«, er hatte Mühen, seine bebende Stimme neutral klingen zu lassen, »ich bin auch König, weißt du? Dein Vater und ich sind schon seit Jahrzehnten Gefährten, schon seit langem vor deiner Geburt. Die Krone Nohva gehört uns beiden …«

»Hat Eure Familie, meiner Familie die Krone nicht sogar gestohlen?«, fiel Xaith ihm dazwischen und betrachtete ihn mit der verletzenden Logik eines Kindes.

Wexmell war beinahe sprachlos. »Ich … Wie kommst du nur darauf?«

»Aber es stimmt doch, oder?« Er ließ nicht locker, schien Wexmell provozieren zu wollen.

»Meine Familie bewahrte die Krone für die wahre Linie auf«, korrigierte Wexmell. »Und ich gab die Krone an deinen Vater zurück, als die Zeit dafür reif war.«

»Eure Familie hat die Geschichte umgeschrieben, um die Krone behalten zu können!« Xaith schnaubte gehässig, machte sich lustig. »Das erzählen alle auf dem Markt, seit bekannt wurde, wer der wahre König ist.«

»Alle?«, hauchte Wexmell. Er hatte nie gehört, wie das Volk hinter seinem Rücken über ihn sprach, sie waren immer äußerst freundlich zu ihm. Doch er glaubte nicht, dass der junge Prinz sich das nur ausdachte. Xaith hatte noch nie gelogen, er war ein sehr ehrliches Kind. Manchmal sogar zu ehrlich.

»Ihr seid kein König! Mein Vater ist der einzig wahre König. Und Ihr seid nicht mein Vater«, betonte Xaith noch einmal und sah Wexmell tief in die Augen, um seinen Standpunkt deutlich zu machen, »weder auf die eine, noch auf die andere Weise. Und Vaaks wird niemals mein Bruder sein! Das will ich nicht!«

Wexmell horchte sofort auf, erkannte etwas in dem plötzlich gesenkten Blick des Jungen, dass ihm an diesem fremd vorkam. War es Scham, die diese kleinen Pausbäckchen so erröten ließ?

Doch noch bevor er nachhaken konnte, rannte Xaith wie ein kleiner, schwarzhaariger Wirbelwind an ihm vorbei, zurück zum grauen Burgfried, der sich im Norden zum klaren, eisblauen Himmel emporhob.

Wexmell stand auf und sah dem Jungen nachdenklich nach, dann blickte er zurück zu dem stämmigen, braunhaarige Vaaks, der mittlerweile zu ihm rüber starrte. Ein graubraunes Kaninchen saß auf seinem Schoß und mampfte mit zuckender Nasenspitze eine gelbe Löwenzahnblüte, drumherum hoppelte der Rest der Kleintierfamilie, ganz ohne Furcht.

Langsam werden sie groß, begriff Wexmell mit Wehmut, und entwickeln abgesehen von verborgenen Fähigkeiten auch ungeahnt zynische Meinungen.

»Mir ist heute etwas sehr Seltsames widerfahren«, sagte Wexmell am Abend zu Desiderius. Er fühlte sich noch immer wie betäubt, als träumte er einen bösen Traum und wurde einfach nicht wach, so gern er es auch wollte. Xaiths Worte nagten den ganzen Tag an ihm, und obwohl er sicher war, dass, wenn er noch einmal mit Xaith sprach, sie diese Bosheit aus der Welt schaffen würden, hatte er es nicht mehr für sich behalten können.

»Ach ja?« Der König von Nohva sah nicht auf, während er mit heißen Küssen über Wexmells Brust nach unten wanderte, nur sein kurzes, rabenfedernschwarzes Haar und seine breiten, nackten Schultern waren zu sehen. Wexmells helles Leinenhemd war hastig aufgezerrt und zur Seite geschlagen worden, kaum, dass sie gemeinsam im Bett lagen. Er hatte Desiderius das Hemd bereits vom Körper gerissen, als sie noch im wilden Kuss vereint einander in den Armen lagen.

Doch Xaiths Worte ließen Wexmell einfach nicht los, sodass er kaum Lust verspürte.

»Xaith hat etwas zu mir gesagt, das mich sehr zum Nachdenken brachte«, erzählte Wexmell unsicher.

Er hörte seinen König genervt grummeln. »Willst du jetzt wirklich über die Knirpse reden?« Desiderius sah zu ihm auf, ein wölfisches Grinsen auf dem markanten Gesicht. »Oder kann ich dich irgendwie davon überzeugen, Gespräche auf später zu verschieben?« Seine stechend grünen Augen leuchteten wie ein frühlingserblühter Wald, auf dem die Morgensonne schien. Wexmell musste einfach lächeln. Desiderius streckte die Zunge heraus und umkreiste neckisch Wexmells kleinen Bauchnabel, der inmitten eines sanften Muskelgebirges lag. Mit einem Augenzwinkern tunkte er die Spitze hinein, und Wexmell drückte leise stöhnend den Rücken durch.