Buch Eloîn - Patrick Huber - E-Book

Buch Eloîn E-Book

Patrick Huber

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Beschreibung

Die Druiden sind ein Volk von Gestaltwandlern, die mit Hilfe ihrer Magie das Leben beschützen und die Natur ins Gleichgewicht bringen. Zumindest haben sie das über Jahrhunderte hinweg getan. Doch dann gründeten sie einen Hain auf einer Handelsroute der Zwerge und die beiden Völker trafen gewaltsam aufeinander. Seitdem muss Eloîn, einer der Ältesten, zwischen den nach Rache dürstenden, jungen Druiden und dem Wohle des gesamten Volkes vermitteln. Nachdem der Ausbruch dieses Konfliktes aus Sicht der Runenkrieger erzählt wurde, lernen wir nun die andere Seite kennen. Wie wird dieser Konflikt ausgehen? Schaffen es die Druiden, zu ihrer pazifistischen Natur zurückzufinden, oder werden die Geschehnisse sie auf immer verändern? Dies ist Teil achtzehn einer Reihe von Kurzgeschichten rund um die Runenkrieger, die Elitekämpfer der Zwerge. Sie sind Krieger, Gelehrte und Magier in einem. Jeden Monat erscheint eine weitere Kurzgeschichte über die Meister der Runen.

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Inhaltsverzeichnis

Danksagung

Impressum

Patrick Huber

Meister der Runen

Buch Eloîn

Cover: Ireth Ancalimë

Es war Spätsommer und die Sonne ging bereits merklich früher hinter der Bergkette im Westen unter. Ein letztes Mal sandte sie ihre lebensspendenden Strahlen über die fernen Gipfel und tauchte das Hügelland in feuriges Licht. Dann war sie fort und nur noch die Glut am Himmel zeugte von ihrer Existenz. Es dauerte nicht mehr lange und der Sichelmond erschien. Die Oberfläche dieses magischen Gestirns war beinahe völlig in Dunkelheit getaucht. Noch drei Nächte, dann würde es völlig erlöschen. Die Neumondnächte waren eine Zeit des Todes, doch auch der Hoffnung auf einen Neuanfang. Eine neue Chance, ein neues Leben. Wenn der Schatten begann, vor dem kalten, reinen Licht zurück zu weichen, dann wurden Kinder geboren, deren Leben das Antlitz der Welt veränderte.

Eloîn konnte nicht mit einem solch verheißungsvollen Geburtstag prahlen. Er war unter dem ersten Halbmond des Herbstes vor zweihundert Jahren geboren worden. Kinder wie er galten als die Richter und als jene, die Harmonie und Ausgleich brachten. Vielleicht war er deshalb vor zehn Jahren zum Vater ernannt worden. Er war geschickt mit der Magie der Erdenmutter, doch er setzte diese Gabe mit Umsicht ein. Er war beliebt unter den Männern und Frauen seines Volkes und sein Rat wurde respektiert.

Zumindest war es früher so gewesen.

Eloîn seufzte und öffnete seine gelben Augen. Es hatte keinen Sinn mehr. Egal, wie lange er auch versuchte, zu meditieren, sein Geist kam heute Abend einfach nicht zur Ruhe. Er wollte den Fluss der Energien durch die Adern der Erdenmutter erspüren und trost bei ihr finden. Er wollte ihren Rat und die Zuversicht, dass alles so kam, wie es richtig war. Doch stattdessen wanderten seine Gedanken immer wieder zu den vielen Sorgen, die ihn plagten.

Krieg.

Alleine dieses Wort jagte ihm bereits einen Schauer über den Rücken. Druiden führten keine Kriege. Niemals. Sie dienten der Erdenmutter um ihr Gleichgewicht aufrecht zu erhalten. Krieg war kein Gleichgewicht, es war beidseitige Vernichtung. Tod ohne Nutzen, Zerstörung ohne Neuschöpfung, Verlierer ohne Gewinner.

Früher wäre das kleine und scheue Volk der Druiden der Konfrontation einfach aus dem Weg gegangen. Es hätte die Zelte abgebaut und wäre weitergezogen, um einen neuen Hain zu säen. So taten sie es seit unzähligen Generationen. Natürlich hatten sie sich gewehrt, wenn andere Wesen, die es eigentlich besser wissen müssten, sich an dem Leben vergangen und dem Hain geschadet hatten.

Doch die Druiden veränderten sich. Eloîn fühlte es schon seit einer geraumen Zeit. Die neuen Generationen stellten die Weisheit der älteren in Frage. Sie interpretierten die Frage nach dem Gleichgewicht anders, als ihre Eltern und Großeltern. Rufe wurden laut, etwas am Lebensweg der Druiden zu verändern. Beständige, dauerhafte Siedlungen, Ackerbau, Tauschhandel mit anderen Völkern, Sesshaftigkeit - diese und noch mehr absonderliche Wünsche wurden geäußert. Die Mutter hatte Geduld und Verständnis gezeigt. Aufopferungsvoll hatte sie jedem Jüngling gelauscht und ruhig argumentiert. Das Werk der Erdenmutter musste überall bewahrt werden, nicht nur an einigen, wenigen Orten. Auch würde Sesshaftigkeit das Gleichgewicht im Wald stören. Wie eine Herde hungriger Rehe mussten sie stets weiterziehen um nicht immer vom selben Busch zu essen, bis er kahl und tot war.

Dann waren die Zwerge gekommen.

Dieses kleine, sture und habgierige Volk wollte eine breite Schneise mitten durch den Wald schlagen, dessen Aufzucht die Druiden viele Monde harter Arbeit gekostet hatte. Anders konnten sie angeblich den Wald nicht durchqueren, behaupteten sie. Doch die Vertreter beider Spezies hatten sich um eine diplomatische Lösung bemüht Eloîn hatte gehofft, die Freundschaft mit den Zwergen würde die jungen Leute im Hain zufrieden stellen und ihre Neugier auf andere Lebensweisen stillen. Doch Balain, der Narr, hatte den Gästen ja unbedingt einen Streich spielen wollen…

Eloîn hatte alle davor gewarnt, ihre Tierform anzunehmen. Ihre Gäste waren geübte Kämpfer, nicht an Gestaltwandler gewöhnt… und misstrauisch.

Die Zwerge hatten sich beim Anblick des riesigen Bären in Gefahr gewähnt und Balain war schwer verletzt worden. Für die jungen und temperamentvollen Druiden hatte dies den Fluss übertreten lassen… Ein furchtbares Gemetzel folgte. Zwei Dutzend Druiden waren tot, etliche weitere verletzt, mehrere Wohnzelte niedergebrannt…

Die Mutter und Eloîn hatten darauf gedrängt, weiter zu ziehen und dem Zorn der Zwerge auszuweichen. Doch viele Familien hatten sich schlicht geweigert. Sie schrien nach Rache für die Morde. Rache diente jedoch nicht dem Gleichgewicht, sie entsprach nicht dem Willen der Erdenmutter. Ulïari war anderer Meinung. Sie war die Wortführerin der jungen Kämpfer und sie argumentierte, dass die Zwerge das selbe Leid erfahren mussten, wie die Druiden, damit ein Ausgleich gegeben war. Nichts zu tun und die Verbrechen ungesühnt zu lassen sei schädlich für das Gleichgewicht.

Der Vater hatte sein Volk noch nie so uneins erlebt. Vielleicht sollten die Ältesten einfach weiterziehen, zusammen mit allen, die dem Grauen dieses Konfliktes entgehen wollten. Doch damit würden sie die jungen einfach zurück lassen.

Eloîn löste seine Beine aus dem Schneidersitz und erhob sich von dem Moosbewachsenen Stein, auf dem er versucht hatte, zu meditieren. Seine nackten Zehen drückten sich in das dichte, grüne Gras und er spürte die Lebensenergie, die den Wald durchströmte. Sie floss von Baum zu Baum, in jeden einzelnen Grashalm, sie brannte lichterloh in den Eichhörnchen, den Vögeln und Rehen, die umherstreiften. Dieser Teil des Waldes strotzte vor Leben. Noch vor einem Jahr waren diese Hügel kahl und ausgedörrt gewesen. Dann waren die Druiden gekommen und hatten einen Hain gegründet um das Gleichgewicht wieder herzustellen. Hoffentlich fiel all diese Mühe am Ende nicht den Flammen der maßlosen Zwerge zum Opfer.

Eine kühle Brise strich über seine nackte, zerfurchte und braune Haut, bauschte seine wilde, grüne Haarmähne auf. Sein Geist verband sich mit der Energie der Erde und sein Körper begann sich zu verändern. Die Knochen verschoben sich, pechschwarzes Fell spross überall und Eloîn ließ sich nach vorne, auf alle Viere fallen. Er hatte nun den Körper eines Panthers. Die kraftvollen Muskeln spannten sich unter seinem seidigen Fell, die Schatten des Waldes wurden vom Mondlicht geflutet ein tausende Gerüche und Geräusche stürmten auf ihn ein.

Verwandlungen sind Veränderungen. Veränderungen sind fester Bestandteil des Gleichgewichtes… Vielleicht haben die Ulïari und ihre Freunde nicht ganz Unrecht…

Einem Impuls folgend sprang der Panther über eine hohe Wurzel hinweg und lief los. Er hatte kein Ziel, keinen Plan. Er genoss einfach den Rausch der Geschwindigkeit und die kraftvolel Geschmeidigkeit seines Katzenkörpers. Ein Dachs spürte das Nahen eines gefährlicheren Raubtieres und hastete in seinen Bau, als Eloîn sich näherte. Ansatzlos sprang er über den gestreiften Hintern des abtauchenden Tieres hinweg. Danach ging es hoch in die Bäume. Hechelnd sprang er von Ast zu Ast, duckte sich unter herabhängenden Schlingpflanzen hindurch und gewann an Höhe.

Schneller! Höher!

Seine sensiblen Pfoten spürten die Vibration in dem Holz und instinktiv fuhr er die Krallen aus, um abzubremsen, doch zu spät. Es knackte laut, als der Ast unter ihm nachgab. Eloîn fiel und streckte verzweifelt die Pfoten aus, um einen Halt zu finden. Hart schlug sein Oberkörper auf einen dicken Ast auf und die Luft wurde aus seinen Lungen gepresst. Dennoch krallte er sich verbissen fest, um seinen Sturz zu stoppen. Mit strampelnden Hinterläufen zog er sich er sich zur Gänze auf den Ast und blieb erschöpft liegen. Keuchend sog er neue Luft ein und ein klägliches Maunzen entschlüpfte dem Panther.

Das geschah ihm nur recht. Er hatte sich mitreißen lassen, war unvorsichtig geworden und wollte zu hoch hinaus. Dabei wusste er es doch besser. Wenigstens hatte niemand mitbekommen, wie er sich blamierte…

Als der Schmerz nachließ, kletterte er zurück auf den Boden lief weiter. Vorsichtiger dieses Mal. Er sollte zurück zu den anderen gehen. Doch zuerst musste er den Kopf frei bekommen.

Im Hain wurde gesungen und getanzt. Eloîn, noch immer in Panthergestalt, sah den Schein des großen Feuers zwischen den Bäumen und hörte die Trommeln und Flöten. Doch seine pelzigen Ohren nahmen noch mehr wahr. In einem der Zelte wurde gestritten und geschrien. Es roch nach gestressten und wütenden Druiden. Ein starker Kontrast zu den Pheromonen und dem Stöhnen aus dem Wohnzelt von Haralin und Isali. Die beiden liebten sich seit zwei Jahren und hatten zwei wunderbare Kinder zusammen. Eloîn war damals überrascht gewesen, als Isali Ulin freigeben und stattdessen Haralin erwählt hatte. Ulin schien gut zu ihr zu passen und die beiden hatten ganze fünf Kinder zusammen großgezogen. Doch die Ereignisse rund um die Zwerge hatten auch die junge Druidin verändert. Haralin passte besser zu der neuen Isali.

Die schwarze Raubkatze erklomm mühelos den Ast eines nahen Baumes, der über den Zelten hing und nachdenklich beobachtete Eloîn den sein Volk.

Auf den ersten Blick schienen die Gestalten am Feuer ausgelassen und unbeschwert. Freunde und Liebende tanzten zusammen, lachten, stampften im Takt der Musik und tranken aus hölzernen Schalen.

Doch Eloîn hatte selten eine solche Feier gesehen. Seine Leute waren müde und erschöpft. Dennoch stürzten sie sich auf jede Form der Zerstreuung. Es wirkte...verzweifelt. Die Druiden waren bekümmert und sie lechzten danach, ihre Sorgen für einen Moment zu vergessen.

Wir müssen fort aus diesen Landen.

Mit seinen exzellenten Pantherohren vernahm er mehrere hitzige Diskussionen aus verschiedenen Zelten. Während die Einen sich am auf dem Versammlungsplatz abreagierten, stritten die Anderen im Hintergrund über die Zukunft des Hains.

Eloîn interessierte sich vor allem für das Gespräch, welches er zuerst vernommen hatte. Die aufgebrachte Stimme Ulïaris kam aus dem großen, runden Zelt der Mutter, neben dem Versammlungsplatz. Eine Wache stand vor dem Eingang und trat unruhig von einem Bein auf das andere. Früher hatte es keine Wachen im Hain gegeben. Ein weiteres Symbol für die Schrecken eines Krieges.

Eloîn sprang von seinem Ast herunter und landete anmutig vor dem Zelteingang. Die Wache zuckte zusammen und hob den langen Stab zur Verteidigung. Als er den Panther erkannte, atmete der Druide erleichtert auf.

“Du bist es, Vater! Du hast mich fast zu Tode erschreckt!”

Mit einem mentalen Befehl erlangte Eloîn die Gestalt zurück, mit der die Erdenmutter ihn gesegnet hatte und schenkte dem Kämpfer ein besänftigendes Lächeln.

“Verzeih mir, Ufilian.

---ENDE DER LESEPROBE---