Königlicher Schmied - Patrick Huber - E-Book

Königlicher Schmied E-Book

Patrick Huber

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Beschreibung

In dieser Kurzgeschichte machen wir eine Reise in die ferne Vergangenheit des Zwergenvolkes. Als die Zwerge noch an der Oberfläche lebte und in zahlreiche, zerstrittene Klans aufgeteilt waren, als die Orks die Uneinigkeit der Zwerge zu ihrem Vorteil ausnutzten und der Untergang des kleinen Volkes nahe schien, erhob sich ein begabter Schmied und Krieger, um die verschiedenen Klans seines Volkes gegen den gemeinsamen Volk zu einen. Dies ist die Geschichte jenes sagenumwobenen, königlichen Schmiedes. Dies ist Teil zweiundzwanzig einer Reihe von Kurzgeschichten rund um die Runenkrieger, die Elitekämpfer der Zwerge. Sie sind Krieger, Gelehrte und Magier in einem. Jeden Monat erscheint eine weitere Kurzgeschichte über die Meister der Runen.

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Anfang
Danksagung

 

 

 

 

 

 

 

Königlicher Schmied

 

 

von

 

Patrick Huber

 

 

 

 

 

 

Patrick Huber

Nürnberger Straße 21,

91217 Hersbruck

[email protected]

https://linktr.ee/Patrick_Autor

 

Anfang

Björn stand an der Esse und beobachtete aufmerksam das kleine Stück Metall in der Glut. Es war ein kühler Frühlingstag, dennoch hatte er sein Hemd ausgezogen und trug lediglich eine Lederschürze, um seinen nackten Oberkörper vor den Funken zu schützen. Die zahlreichen Brandnarben auf seiner muskulösen Brust und den massigen Armen zeugten von den unzähligen Stunden, die er in der Schmiede zubrachte. Endlich glomm das Eisen in der richtigen Farbe und er zog es mit einer Zange heraus. Mit einem Klirren fuhr sein Hammer nieder und formte Schlag für Schlag eine Klinge. Bald schon war das Werkstück zu kalt und der Zwerg schob es wieder in die Glut. Während er wartete, wanderte sein Blick umher. Im Dorf war es ruhig. Die Jäger waren draußen, jenseits der Palisade. Es war auch kein Markttag und so ging jeder Zwerg in Ruhe seinem Tagewerk nach. Die meisten Gebäude waren zur Hälfte in das Erdreich des Hügels hineingebaut worden. Grassoden bedeckten die Dächer und aus den Schornsteinen stiegen Rauchsäulen in den Himmel. Es wirkte friedlich.

Zu friedlich.

 

Grunzend widmete sich Björn wieder seiner Arbeit. Morgen sollten Abgesandte des Steinhauerklans, sowie des Axtbeißerklans kommen. Dann wäre es mit der Ruhe vorbei. Keine Klanzusammenkunft, ohne Geschrei und Prügel. Dabei müssten die Ältesten es doch besser wissen. Weise Klananführer – pah! Nichts als eine Bande kurzsichtiger, altmodischer Idioten und Säufer, die „Hussa“- rufend ihre Leute in den Tod führen und sich dabei auch noch auf die Schulter klopfen.

Björns Blut begann bei dem bloßen Gedanken zu kochen. Sein Herz trabte wild drauf los und er musste einmal tief durchatmen, um sich zu beruhigen. Seine Gäste würden erst morgen ankommen. Es hatte keinen Sinn, sich jetzt schon aufzuregen. In den kommenden Tagen würde es ausreichend Gelegenheiten dazu geben.

„Vielleicht sollte ich jeden dieser Arschgeigen erschlagen und ihre Klans sich selbst überlassen“, grummelte er in seinen zerzausten Bart hinein.

„Und wie sollen sie dann gegen die Orks bestehen können?“, fragte eine vertraute Stimme hinter ihm.

Björn warf seinem Onkel einen Blick über die Schulter zu und sagte: „Das ist dann deren Problem. Sie scheinen nicht besonders erpicht darauf zu sein, zu überleben. Also warum sich die Mühe machen?“

Rorik lehnte sich lässig gegen einen der hölzernen Pfosten, welche das Dach über der Schmiede stützten, und lächelte in sich hinein. „Wieder einmal ein schlechter Tag?“

„Habe ich noch nicht entschieden.“

„Ich habe gerade mit einem Boten geredet. Die Manabärte haben die Schlacht am Skummig Gata verloren. Ihr Ältester ist gefallen.“

Das waren wirklich schlechte Nachrichten. Offenbar wurde es wirklich ein mieser Tag.

„Ich habe es diesem Trottel gesagt. Er kann nicht alleine gegen zwei Orkstämme bestehen. Ich nehme an, sein Sohn führt den Klan jetzt?“

„So ist es. Dies ist der perfekte Zeitpunkt, es erneut zu versuchen, Björn. Ich habe den Boten mit der Bitte um eine Unterredung zurückgeschickt. Der Schrecken der Schlacht sitzt ihnen noch in den Knochen, jetzt kannst du sie überreden, sich dir anzuschließen.“

„Du schickst einen Boten? Ohne mich zu fragen?“

Sein Onkel zuckte mit den Schultern. „Das war doch ohnehin deine Absicht, oder?“

„Der Zeitpunkt ist ungünstig. Wenn die Axtbeißer davon Wind bekommen ...“

„Wenn jemand diese beiden Klans dazu bringen kann, sich zu vertragen, dann König Koronar.“

Björn zog geräuschvoll die Nase hoch und spuckte aus. Zischend landete der Klumpen in der Glut. „Nenn mich nicht so.“

„Warum nicht? Du bist der König. Nicht nur der Herrscher über den Klan der Winterklingen, sondern auch über zwei weitere Klans! Niemand hat je zuvor über so viele Zwerge geherrscht, wie du. Im ganzen Hügelland erzählt man sich bereits Geschichten über dich. Gute Geschichten brauchen einen guten, eindrucksvollen Namen.“

„Und Björn Winterklinge ist nicht gut genug?“

„Wenn jeder Klan dich als Oberhaupt akzeptieren soll, dann darfst du nicht länger den Namen eines bestimmen Klans tragen. Niemand soll behaupten können, du würdest die Winterklingen bevorzugen. Und, um deine Frage zu beantworten: Ja, Koronar, der königliche Schmied klingt besser.“

„Du hättest mich wenigstens selbst einen Namen auswählen lassen können“, knurrte Björn und legte das Eisen erneut auf den Amboss.

„Ein Herrscher bekommt seine Titel verliehen, er denkt sie sich nicht selbst aus.“

 

Björn verbrachte den gesamten Tag damit, aus dem Stück Metall ein ansehnliches Langmesser zu schmieden. Er klebte den Erl mit Harz in ein Stück Hirschhorn ein und sicherte ihn zusätzlich mit zwei Nieten. Kritisch betrachtete er sein Werk. Ein gutes Messer. Damit konnte man ebenso Zunder für ein Lagerfeuer machen, wie einen Feind abstechen. Er nahm das Messer mit in sein Haus, welches nahe der Kuppe des Hügels lag. Der Hauptraum wurde von dem Kochfeuer an der Stirnseite nur spärlich erhellt. Schilde, Waffen und Jagdtrophäen vergangener Zeiten hingen an den Baumstämmen, welche die Wände bildeten. Zu beiden Seiten der Halle gingen mehrere Türen ab. Björns Gemächer lagen an der Nordseite, hinter der Feuerstelle. An der West- und der Ostwand befanden sich die Räumlichkeiten für Roriks Familie, Gästezimmer und die Vorratskammer. Als Klanoberhaupt lebte Björn in einem Haus, welches notfalls den Großteil seines Klans beherbergen konnte. Die Haupthalle war ein Versammlungsort für Verhandlungen, Verkündungen und Feiern. Heute Abend war sie jedoch weitestgehend leer. Die Dämpfe einer Gemüsesuppe lagen in der Luft. Seine Frauen hatten bereits alles für die morgigen Besucher hergerichtet. Der große Eichentisch in der Mitte des Raumes war poliert, jede Ecke gekehrt und sogar die Schilde und Waffen an den Wänden waren frisch geölt und poliert. Gudrun begrüßte ihn wie üblich mit einer Waschschüssel in den Händen, während Jana und Freyhild den Tisch deckten. Auch Rorik und seine Frau Gisela schlossen sich dem Mahl an.

„Wenn Harald morgen die Steinhauer begleitet, könnte es Ärger geben“ schmatzte Rorik zwischen zwei Löffeln Suppe. „Er hat vor zwei Wintern Blutrache an einem Krieger der Axtbeißer geschworen. Huld heißt er, glaube ich. Er könnte einen Zweikampf fordern.“

„Ich habe Zweikämpfe und Blutfehden in Kriegszeiten ausdrücklich verboten. In meinem Dorf haben die beiden sich zurückzuhalten!“

„Ich wollte dich lediglich vorwarnen. Ich hoffe, Firdas Steinhauer ist so umsichtig, Harald nicht in sein Gefolge aufzunehmen.“

„Ich bin das alles so Leid“, rutschte es Björn heraus. „Politik.“, er spie das Wort aus, wie einen Fluch. „Verhandlungen, Kompromisse und diese kleinlichen Streitereien. Es ist doch völlig egal, ob Haralds Weib vor Jahren mal mit einem anderen Zwerg ins Bett gestiegen ist! Wir müssen alle zusammenstehen und gemeinsam die Orks vernichten, das ist es, was zählt!“

„Du solltest dich vor den anderen Zwergen lieber diplomatischer ausdrücken. Den meisten Zwergen ist es nicht egal, wenn ihnen die Hörner aufgesetzt werden.“

„Sie sind wie Kinder. Wie dumme, einfältige Kinder mit großer Klappe und scharfen Klingen. Am liebsten würde ich sie einfach über das Knie legen, bis sie gelernt haben, sich zu benehmen.“ Björn schüttelte den Kopf und nahm einen großen Schluck Bier aus seinem Humpen. „Nein“, korrigierte er sich dann. „Am liebsten würde ich sie einfach ihrem Schicksal überlassen.“

„Das meinst du nicht ernst. Du hast es selbst gesagt, vereinzelt können die Klans sich niemals gegen die Grünhäute behaupten. Die Orks werden uns nach und nach vernichten und die Zwerge werden aussterben. Du musst die Führung übernehmen und unser Volk beschützen, niemand anderes ist dazu in der Lage!“

Björn hob eine Hand, um den Schwall an Worten einzudämmen. Er kannte die Reden seines Onkels auswendig. „Ich weiß, ich weiß“, sagte er. „Ich weiß nur nicht, ob wir es verdient haben, zu überleben.“

 

Am nächsten Tag trafen zwei Heere ein. Sie lagerten an gegenüberliegenden Seiten des Hügels, außerhalb der Palisaden. Björn kletterte auf das Dach seines Hauses, um einen guten Blick auf die Armeen zu haben. Die Zwerge des Steinhauerklans lagerten im Osten, ihre grauen Banner mit der weißen Spitzhacke flatterten im Wind. Er zählte zwanzig Zelte sowie ein großes, rundes Zelt für das Klanoberhaupt. Ungefähr einhundert Zwerge. Eine beachtliche Streitmacht. Vermutlich wollten die Steinhauer den Axtbeißern zeigen, dass auch ihr Klan über viele, fähige Kämpfer verfügte.

Das andere Lager, im Westen, war sichtlich kleiner. Die roten Banner mit der lilafarbenen Axt waren weithin gut sichtbar. Björn schätzte die Zahl der Krieger dort auf ungefähr fünfzig. Entweder, die für ihre Wildheit berüchtigten Axtbeißer hatten in letzter Zeit große Verluste erlitten, oder ihre Botschaft lautete: „Seht her, wir haben keine Angst vor euch. Einer unserer Kämpfer kann es mit zweien der euren aufnehmen!“

Vielleicht traf beides zu. Die Klans waren kurz nach Sonnenaufgang eingetroffen und hatten sogleich ihre Lager befestigt. Von seinem Aussichtspunkt aus konnte Björn beobachten, wie die Ältesten beider Klans ihre Delegationen um sich scharten und mit hoch erhobenen Bannern auf das Tor des Winterklingendorfes zumarschierten. Es wurde Zeit, dass er dort hinab ging, um seine Gäste zu begrüßen. Seine Frauen hatten ihm für diesen Anlass seine besten Kleider herausgelegt. Unter seiner Weste aus dickem, gekochten Leder trug er eine Tunika in der blaugrauen Farbe seines Klans. Sein schönster, brauner Wolfspelz hing ihm über den Schultern und seine Füße steckten in warmen Fellstiefeln. Am breiten Gürtel hingen seine kurze Axt sowie sein Schmiedehammer. Der Wind spielte mit seinen langen, offenen Haaren und blies seinen struppigen Bart über die linke Schulter. Rorik wartete schon ungeduldig auf ihn.

„Mit diesen beiden Truppen zusammen könnten wir den Manabärten zu Hilfe kommen und die Orkstämme vernichten, die ihnen zusetzen“, verkündete der Onkel aufgeregt.

„Es ist wahrscheinlicher, dass die Axtbeißer den Orks dabei helfen, auch noch den letzten Manabart zu erschlagen.“

„Sie müssen ja nicht erfahren, welchem Klan wir zur Hilfe eilen.“

„Sie sind vielleicht dumm, Onkel. Aber ganz sicher sind sie nicht blind.“

„Pst. Da kommen sie.“

Die beiden Gruppen stiegen nebeneinander den ausgetretenen Pfad zum Tor hinauf, ihre Anführer vorneweg. Firdas Steinhauer und sein Gegenstück, Landrik Axtbeißer, blickten fest geradeaus und würdigten die Zwerge des jeweils anderen Klans keines Blickes. Doch hinter ihren Rücken beäugten ihre Männer sich gegenseitig. Manche misstrauisch, andere offen feindselig und herausfordernd. Hände klammerten sich um die Griffe von Waffen. Trotz der offensichtlichen Zwietracht marschierten beide Delegationen im absoluten Gleichschritt. Keine Seite wollte hinter die andere zurückfallen und niemand wollte dadurch provozieren, die Führung zu übernehmen. Björn lächelte grimmig über die unbeabsichtigte Einigkeit. Er würde diese beiden Klans dazu bringen, mit ihm zusammenzuarbeiten. Wenn nötig mit schierer Willenskraft und roher Gewalt.

Björn erwartete seine Gäste mit einer kleinen Delegation seiner eigenen Klanleute. Neben Rorik waren noch fünf seiner besten Kämpfer, Jäger und Handwerker bei ihm.

„Willkommen in Winterhügel meine Freunde. Ich heiße die Klans der Steinhauer und der Axtbeißer herzlich in meinem Heim willkommen!“, rief Björn und kam den beiden Ältesten entgegen. Sie reichten sich nacheinander die Hände, wobei jeder Zwerg so fest zupackte, wie er nur konnte. Doch Björn war ein Schmied und die Kraft seiner schwieligen Finger übertraf die der anderen. Er sah Firdas rechtes Auge zucken, als dieser sich bemühte, keine Regung zu zeigen, während seine Hand zerquetscht wurde.

 

„Die Axtbeißer sind stark. Wir sind stolz und wir wurden noch nie von jemand anderem herumkommandiert. Wir stellen die fähigsten Kämpfer, daher sollten wir auch eine gemeinsame Streitmacht befehligen.“ Landrik klopfte mit leicht mit der geballten Faust auf den Tisch, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, und leerte dann seinen Bierkrug in einem Zug.

„Der Befehl über die größte Zwergenarmee, die es je gegeben hat, sollte keinem wahnsinnigen und blutrünstigen Schlächter überlassen werden. Es braucht einen kühlen Kopf und einen Zwerg, der standhaft und verlässlich ist wie ein Felsen“, hielt Firdas sogleich dagegen, der dem Axtbeißer gegenüber saß.

„Reize niemals einen Wahnsinnigen, Steinhauer. Wer weiß, was er sonst anstellt“, grollte Landrik sogleich und legte eine Hand auf seine Axt.

Rasch ging Björn dazwischen: „Die Waldläufer und die Eisenfäuste haben sich mir bereits angeschlossen und erkennen meine Führung an. Damit vertrete ich bereits die größte Gruppe von Zwergen hier und es macht Sinn, dass ich auch weiterhin den Oberbefehl habe.“

„Angeschlossen? Das ist eine sehr schicke Art, es auszudrücken“, warf der Steinhauer ein. „Soweit ich weiß, war der Älteste der Eisenfäuste nicht angetan von der Idee, eure Klans zu vereinen. Wie geht es Jord?“

Jord Eisenfaust ruhte im Grabhügel seiner Ahnen, samt abgetrenntem Kopf, wie alle Anwesenden sehr genau wussten. Björn hatte versucht, ihn zu überzeugen. Doch als Jord stur blieb, hatte Björn seine Truppe gegen den anderen Klan geführt und ihn mit Gewalt unterworfen. Es widerstrebte ihm, Kämpfe innerhalb des Zwergenvolkes zu entfachen, doch nur vereint hatten sie eine Chance zu überleben. Ein paar Opfer auf dem Weg zum Sieg waren unvermeidbar. Vor allem bei solch sturen Wesen, wie den Zwergen.

„Jord war ein Narr. Unter seiner Führung wäre der Klan hoch erhobenen Hauptes in einen schnellen Untergang marschiert. Dank mir haben seine Leute nun eine Chance.“

„Was werdet ihr tun, wenn wir eure Führung nicht anerkennen, oh großer Koronar? Werdet ihr versuchen, auch mir den Kopf abzuschlagen?“, fragte Landrik und starrte ihn herausfordernd an.

Björn knirschte mit den Zähnen, als der den falschen Namen hörte, den sein Onkel sich ausgedacht hatte. Er nahm einen Schluck Bier, um Zeit für seine Antwort zu gewinnen.

---ENDE DER LESEPROBE---