Neue Traditionen - Patrick Huber - E-Book

Neue Traditionen E-Book

Patrick Huber

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Beschreibung

Nakamura Kuri ist die Tochter des Hüters der Traditionen in Sokoku. Sie wurde dazu erzogen, eine Hofdame zu sein. Eine gute Tochter, Ehefrau, Mutter. Doch als Abgesandte des Zwergenvolkes jenseits des Meeres in die Hauptstadt kommen, wird Kuris Weltbild auf den Kopf gestellt. Sie lernt die Runenkriegerin Ingrid Runenschleuder kennen. Eine geachtete Kriegern und belesene Gelehrte mit Macht und Autorität. Ingrid will von den weisen Männern dieses Landes lernen, wie man Dämonen bekämpft und Kuri soll sie begleiten. Doch Frauen dürfen in Sokoku nicht zu den Waffen greifen.

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Anfang
Danksagung

 

 

 

 

 

 

 

Neue Traditionen

Meister der Runen Band 24

 

 

von

 

Patrick Huber

 

 

 

 

 

 

Patrick Huber

Nürnberger Straße 21

91217 Hersbruck

[email protected]

https://linktr.ee/Patrick_Autor

 

Anfang

Die fremdartigen Zwerge saßen auf der Terrasse des luxuriös eingerichteten Gästehauses und unterhielten sich in ihrer harten, rauen Sprache. Jedes Mal, wenn einer der Männer nickte oder den Kopf drehte, rollte eine Welle durch den langen, buschigen Bart. Es war, als hätte das imposante Gesichtshaar ein Eigenleben. Ein unheimlicher Gedanke. Ein paar der Diplomaten trugen farbenfrohe Gewänder und weite Hosen aus Schafwolle. Doch die Kämpfer trotzten der schwülen Hitze des Nachmittags in ihren schweren Metallrüstungen. Nakamura Kuri stand unter einem hochgewachsenen Ahorn im weitläufigen Garten der Residenz und beobachtete die Gesandten fasziniert. Diese Gestalten waren vom kleinen Volk, genau wie sie. Und doch wirkten sie so fremdartig. So anders. Kamen ihr die Männer nur befremdlich vor, so zogen die Frauen der Abordnung sie in ihren Bann. Bei den Diplomaten saß eine Zwergin, welche ebenfalls Tunika und Hose trug und mit ihren Begleitern als Gleichberechtigte diskutierte. Eine andere wiederum stand vor der Terrasse im kurz geschnittenen Gras und schwang eine Axt. Sie präsentierte sich einen glänzenden Brustharnisch und gewölbten Schulterplatten. Jede metallene Oberfläche war mit komplexen Schriftzeichen bedeckt, die aus einem eigenen Licht heraus leuchteten. Eine Kriegerin – genauer gesagt eine Runenkriegerin ...

Kuris Volk hatte nicht einmal ein Wort dafür, schon gar nicht in weiblicher Form. Viele am Hofe des Tennos hatten sich darüber schockiert gezeigt, dass die Frauen im Königreich unter dem Berg zu den Waffen griffen und die Pflichten der Männer übernahmen. In Sokoku unvorstellbar. Kuri war dabei gewesen, als die Abgesandten sich dem Herrscher vorgestellt hatten. Ihr Vater war ein Vertrauter des Tennos, weshalb sie im Palast als eine der zahlreichen Dienerinnen lebte.

 

Der Thronsaal des Tennos war eine längliche Halle, deren Wände mit Schleiern aus zarter Seide verhangen waren. Auf einer erhöhten Plattform an der Stirnseite befand sich ein komplett verschleierter Baldachin. Dort thronte der Tenno, Herrscher über Sokoku. Kuris Vater hatte bei den anderen ranghohen Mitgliedern des Hofes, links vom Thron gewartet und den Besuchern entgegengeblickt. Kuri war, wie immer bei solchen Anlässen, zwischen den Hofdamen an der Längsseite der Halle gestanden, den Kopf ehrfürchtig gesenkt. Doch aus den Augenwinkeln hatte sie einen ersten Blick auf diese anderen Zwerge werfen können. Der Anblick einer gerüsteten und bewaffneten Frau hatte sogar die diszipliniertesten Höflinge zum Tuscheln gebracht. Stolz war sie zwischen den Männern auf den Thron zu marschiert. Die Brust herausgestreckt, das Kinn leicht erhoben und die rechte Hand lässig auf dem Kopf einer Streitaxt ruhend. Sie hatte das Selbstbewusstsein und die Erhabenheit eines Samurai ausgestrahlt. Nur ohne dessen Zurückhaltung und Bescheidenheit. Die leuchtenden Runen auf ihrer Rüstung hatten Kuri erschauern lassen. Angeblich waren dies magische Zeichen und diese ... Runenkrieger ... waren ebenso mächtige Zauberer, wie Kämpfer. Sie galten als besonders weise und gelehrt, weswegen einige von Ihnen zusammen mit dem Botschafter des Königs unter dem Berg nach Sokoku entsandt worden waren.

Der Tenno war sicherlich ebenso überrascht wie alle anderen, die Zwerginnen in der Gesandtschaft zu sehen, doch seine Miene hatte nichts davon preisgegeben. Tenno Hirohito war ein Mensch und überragte das kleine Volk um einen Schritt. Sein schwarzes Haar war zu einem aufwändigen, hohen Zopf geknotet, das Gesicht sauber rasiert und die braunen Augen leuchteten, während ein sanftes Lächeln seine dünnen Lippen umspielte. Er war mit seinen fünfunddreißig Jahren jung, doch er galt als beherrscht, umsichtig und weise genug, sich mit ehrlichen und treuen Beratern zu umgeben. Sein Vater war vor acht Wintern an einer Krankheit gestorben. Nur zwei Jahre nachdem Hirohito den Thron bestiegen hatte, waren Scharen von Meeresungeheuern an Land gekrochen, um das Reich zu verwüsten, um zu plündern und zu morden. Doch der junge Tenno hatte sich den Monstern unerschrocken entgegengestellt und sie zurück in das Meer getrieben. Seither hatte er den Frieden und den Wohlstand seines Volkes bewahren können.

In diesem Moment war Kuri klar geworden, dass sie den Tenno ungebührlich angestarrt hatte, und richtete den Blick rasch wieder auf ihre Füße. Dann waren die Abgesandten an ihr vorbeigekommen und unwillkürlich hatte sie die Augen erneut gehoben.

Kuris Vater hatte die Diplomaten im Vorhinein in den Gepflogenheiten des Palastes unterwiesen. Deshalb waren sie genau einen Schritt vor der ersten Stufe stehen geblieben. Sie hatten sich tief verbeugt. Auch alle anderen im Raum hatten die Oberkörper zu einem demütigen Gruß geneigt.

„Der geliebte und gesegnete Tenno Hirohito, Herz Sokokus und Bewahrer des Friedens, heißt seine Gäste willkommen!“, hatte Kuris Vater die Stimme erhoben, woraufhin sich alle wieder aufrichteten. „Wir freuen uns, die Zwerge aus dem Königreich unter dem Berg kennenzulernen und begegnen ihnen mit Freude und Wohlwollen im Herzen!“

Einer der Zwerge in einem leuchtend roten Gewand hatte sich geräuspert. Er beherrschte die Sprache Sokokus nicht und ein Übersetzer wiederholte seine Botschaft: „Ich bin Magni Wallhaar, Gesandter von König Bulvei Silberzunge, erster seines Namens, Herrscher unter dem Gebirge.

---ENDE DER LESEPROBE---