Kalin - Buch 3 - Patrick Huber - E-Book

Kalin - Buch 3 E-Book

Patrick Huber

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Beschreibung

Kalin Bücherschmied, der junge Adept der Runenkrieger beginnt endlich seine Prüfung der Wildnis. Seine erste Begegnungen mit den Menschen verlaufen nicht ganz so, wie er es erwartet hat. Auf sich alleine gestellt reist er in die Stadt Equost und versucht sich dort durchzuschlagen. Als ein seltsamer Fremder auftaucht und erklärt, er sei im Auftrag des Königs unterwegs, zögert Kalin nicht lange und ergreift die Chance, ihn zu begleiten. Er ahnt jedoch nicht, welche Konsequenzen seine Entscheidung nach sich ziehen wird. Dies ist Teil vierzehn einer Reihe von Kurzgeschichten rund um die Runenkrieger, die Elitekämpfer der Zwerge. Sie sind Krieger, Gelehrte und Magier in einem. Jeden Monat erscheint eine weitere Kurzgeschichte über die Meister der Runen.

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Danksagung

Impressum

Patrick Huber

Meister der Runen

Kalin - Buch 3

Cover: Ireth Ancalimë

Inhaltsverzeichnis

Anfang Seite 3

Danksagung Seite

Impressum Seite

Die Welt an der Oberfläche war erstaunlich. Sie war sehr hell, doch das hatte Kalin bereits erlebt, wenn er die oberirdischen Befestigungen des Zwergenreiches besucht hatte. Die schier unendliche Weite jedoch, die sich vor dem jungen Zwerg erstreckte, war schwer zu begreifen.

Nachdem er das Moor, westlich des Gebirges hinter sich gelassen hatte, wichen Moose, Sträucher und Bäume dem Gras. Das grüne, wogende Meer erstreckte sich, so weit das Auge reichte, nur von vereinzelten kleinen Wäldchen, Sträuchern und Findlingen durchbrochen.. Teilweise ging Kalin die Vegetation bis zur Taille. Es gab hier keine Straßen, doch von seiner Karte wusste Kalin, dass die Stadt Equost im Süden und etwas westlich vom Moor lag.

So marschierte er tagein, tagaus durch die Ebene, zu seiner linken die unzähligen, gewundenen Arme des Skummig Gata. Die Menschen nannten diesen Fluss Weiße Straße.

Zur Rechten waren einige, niedrige Berge zu erkennen. Ein Ausläufer des riesigen Bergmassivs im Norden, in dem auch die Zwerge beheimatet waren.

Kalin war aus dem Gebirge ausgezogen, um seine Prüfung der Wildnis abzulegen. Völlig auf sich alleine gestellt musste er die Welt bereisen und durfte erst wiederkehren, wenn er eine bedeutende Heldentat vollbracht hatte. Mit dieser Heldentat würde er seine zehn Jahre andauernde Ausbildung zum Runenkrieger abschließen.

Nach ein paar Tagen traf er auf die erste menschliche Siedlung. Ein paar niedrige, schilfgedeckte Häuser standen dicht zusammengedrängt, umgeben von Feldern mit goldenem Getreide und buntem Gemüse.

Es war Spätsommer und Kalin wusste, dass die Ernte bevorstehen musste.

Er war neugierig darauf, wie die Menschen Landwirtschaft betrieben. Sein eigenes Volk pflegte auf der ersten Ebene des Reiches einige künstlich angelegte Gärten, doch hier, im freien waren die Bauern den Launen des Wetters ausgeliefert. Starke Regenfälle und Stürme zur falschen Zeit konnten die gesamte Ernte vernichten.

Mit laut klapperndem Gepäck marschierte Kalin fröhlich auf die Häuser zu.

Ein lautes Bellen erklang vorraus, alarmiert und beharrlich.

Bald darauf erblickte er die ersten Menschen, denen er je begegnet war.

Zwei Männer arbeiteten an der hölzernen Umzäunung eines Gemüsebeetes. Sie trugen einfache Kleidung. Hemden und Hosen aus grobem Leinen und eine Art Überwurf mit vielen Taschen und Schlaufen. Runde Hüte aus Stroh schützen die Häupter vor der Sonne. Sie sahen auf und staunten nicht schlecht, als sie den Zwerg auf sich zukommen sahen.

In seinem Kettenhemd, mit einer Axt am Gürtel, die eindeutig nicht zum Holzhacken gedacht war und dem Helm am Gürtel wirkte Kalin etwas fehl am Platz, zwischen dem Roggen und den Kohlköpfen.

Seinen Rundschild hatte er, ebenso wie sein Kochgeschirr außen an seinem Bündel befestigt und das viele Metall lärmte bei jedem Schritt und kündigte von seiner Ankunft.

Die Männer richteten sich auf und packten ihre Werkzeuge fester.

“Heda!”, rief einer von ihnen den Zwerg an.

Kalin hob eine Hand zum Gruß und antwortete in der Sprache der Menschen:

“Seid gegrüßt! Ich bin ein Wanderer auf der Durchreise!”

“Da brat’ mir doch einen Dorsch! Tom, siehst du, was ich sehe?”

“Is’ nich’ möglich!”

Kalin blieb vor den Beiden stehen. Sie überragten ihn, wie Erwachsene ein Kind.

Der Zwerg neigte leicht den Kopf zum Gruß.

“Mein Name ist Kalin Bücherschmied, Adept der Runenkrieger. Ich bin auf dem Weg nach Equost. Sagt, gibt es in der Nähe eine Straße dorthin?”

Die Menschen verbeugten sich, deutlich tiefer, als Kalin und einer von ihnen ergriff das Wort. Die ergrauten Haare ließen vermuten, dass er der ältere der Beiden war.

“Hallo, Herr Zwerg. Ich bin Hans Heuballen und das hier ist mein Schwiegersohn, Tom.”

Nachdem Hans und Tom ihre Überraschung überwunden hatten, veränderte sich ihr Verhalten. Statt Kalin in die Augen zu sehen, blickten sie auf ihre Schuhe, die Hände spielten nervös mit den Werkzeugen.

Haben sie etwa Angst vor mir?, wunderte sich Kalin.

“Es gibt einen Weg, gleich hinter’m Schuppen. Führt direkt in die Stadt.”

“Habt Dank. Könnt Ihr mir sagen, wie weit es noch ist?”

“Einen Tag, mit dem Pferdekarren”

Zu Fuß und mit seinen kürzeren Beinen würde Kalin also vermutlich doppelt so lange brauchen, um die Stadt zu erreichen.

Kalin sah zum Himmel hinauf. Die Sonne würde schon bald hinter den Bergen im Westen verschwinden. Er sollte die Möglichkeit nutzen, unter einem Dach zu schlafen, wann immer sie sich bot.

Außerdem war er sehr neugierig, mehr über diese Menschen zu erfahren. Wie sie lebten, wie sie die Felder bestellten, womit sie ihre freie Zeit verbrachten.

“Das Tageslicht schwindet. Sagt, hättet ihr ein Obdach für einen müden Wanderer? Vielleicht in der Scheune?”

Die Männer glotzten ihn stumm an.

“Verzeiht”, sagte Kalin rasch. “dies ist das erste Mal, dass meine linguistischen Fähigkeiten auf die Probe gestellt werden. Beherrsche ich eure Sprache nicht gut?”

“Tut mit Leid, Herr Zwerg. Wir sind einfache Männer. Wir versteh’n nichts von Worten, nur von der Arbeit auf’m Feld. Doch wir stehen euch zu Diensten.”

Kalin blinzelte überrascht.

Ihm fiel ein, was sein Meister über die Menschen erzählt hatte.

Angeblich konnten die meisten von ihnen nicht einmal Lesen, nur die Wohlhabenden und die Mächtigen hatten Zugriff auf Bildung. Er selbst, hatte die Sprache der Menschen von den Runenmeistern erlernt, die zu den gebildetsten und weisesten seines Volkes zählten.

Vielleicht musste er sich einfacher ausdrücken…

“Darf ich hier schlafen? In der Scheune vielleicht? Ich habe kein Geld, doch ich kann meine Arbeitskraft zur Verfügung stellen.”

Verstehen breitete sich auf den Gesichtern über ihm aus.

“Natürlich haben wir einen Platz zum schlafen. Kommt, ich zeig’s euch.”

Die Männer ließen alles stehen und liegen und gingen dem Zwerg voraus in Richtung des Gehöfts.

Die Schilfdächer wurden von mächtigen Baumstämmen getragen, das Holz war vom hohen Alter gebleicht und verwittert. Die Wände, so erkannte Kalin vom nahen, waren dichtes Flechtwerk aus Weidenästen, mit Lehm gegen die Kälte isoliert.

Um das große Haupthaus herum drängten sich ein Stall, eine Scheune, ein Hühnerverschlag und zwei weitere Gebäude, deren Zweck sich Kalin nicht sogleich erschloss. Eine niedrige Einfriedung aus Holz sollte für ein Gefühl von Sicherheit sorgen, doch Kalin fragte sich, warum man nicht gleich einen anständigen, steinernen Wall errichtet hatte.

Auf der großen, freien Fläche vor dem Haupthaus stand ein großer, zottiger Hund und bellte wie verrückt.

“Ist ja gut, Forna”, beschwichtigte Tom das Tier und tatsächlich verstummte es, sah den Zwerg jedoch weiterhin argwöhnisch an.

“Ihr könnt mein Zimmer nehmen”, sagte Hans zu Kalin und öffnete die Tür.

“Was? Bitte nicht!”, rief Kalin überrascht und peinlich berührt.

“Ich maße mir doch nicht an, eure Bettstatt zu beanspruchen! Mir verlangt es lediglich nach einem Dach über dem Kopf. Ich werde einfach in der Scheune schlafen, sofern Ihr nichts dagegen habt!”

Die beiden Menschen runzelten die Stirn, versuchten aus den Worten schlau zu werden.

“Die Scheune?”, fragte Hans nach einem Moment.

“Mein Herr, ich lasse doch keinen hohen Gast in der Scheune schlafen!”

Nun war es an Kalin, verdutzt drein zu blicken.

Dann musste er lachen.

“Ich bin kein hoher Gast!”, sagte er fröhlich.

“Ich bin ein einfacher Wanderer. Ich habe die letzten Tage unter freiem Himmel geschlafen. Die Scheune ist hervorragend! Ich möchte euch nicht zur Last fallen.”

“Ihr seid wie ein Krieger gewandet”, warf sein Gastgeber unsicher ein.

“Ja, die Straßen sind schließlich gefährlich.”

Hans sah um einiges glücklicher aus und nachdem Kalin sein Gepäck in der Scheune verstaut hatte, fragte er, wo die Menschen ein zusätzliches paar Hände benötigten.

Mit einem Blick auf seine kräftigen Arme bat Hans ihn, Feuerholz zu hacken.

Während der Himmel sich rot färbte, stand Kalin hinter dem Haupthaus am Hackklotz und spaltete Holzscheite mit einem primitiv gefertigten Beil. Kopfschüttelnd betrachtete er das Werkzeug. Schon im Alter von dreizehn Jahren hatte er Äxte von besserer Qualität geschmiedet. Hoffentlich zerbrach die Klinge nicht.

Doch abgesehen von der wenig erfreulichen Schmiedearbeit in seinen Händen genoss der junge Zwerg diesen Moment. Der Geruch nach Blumen und nach dem Holzfeuer lag in der Luft. Überall um ihn her zirpten unzählige Grillen und in der Ferne hörte er Kinder ausgelassen kreischen und rufen.

Als Kalin einen ansehnlichen Stapel Feuerholz in einem Weidenkorb gesammelt hatte, trug er ihn in das Haus. Die Tür führte in einen schmalen Gang. Der Durchgang zur Linken führte, den Geräuschen und Gerüchen nach in den Stall. Kalin nahm die Tür zur Rechten.

Der Wohnraum wurde durch das Feuer in seiner Mitte nur spärlich erleuchtet. Es gab einen langen Tisch mit hohen Sitzbänken und einige einzelne Stühle. Von der Decke hingen allerlei Kräuter und Kochutensilien. Direkt unter dem Rauchabzug in der Deckte war ein großes Stück Fleisch an einem Seil befestigt.

Das entfernte Ende des Raumes war mit halbhohen Wänden aus Weidengeflecht abgetrennt. Vermutlich waren dort die Schlafplätze der Bewohner.

Kalin sah einen großen Kessel über der Feuerstelle hängen. Dampf stieg daraus empor und verteilte den Geruch nach gekochtem Gemüse und nach Kräutern.

Eine ältere Frau beugte sich über den Kessel und rührte mit einem Langen Löffel darin herum.

Sie blickte auf, als der Zwerg eintrat und verneigte sich hastig.

“Hallo mein Herr! Mein Mann hat gesagt, dass wir Besuch bekommen haben.”

“Ich danke euch für eure Gastfreundschaft. Mein Name ist Kalin Bücherschmied. Wie ich eurem Gatten bereits erklärt habe, bin ich ein einfacher Wanderer, der sich wünscht, zur Abwechslung einmal nicht unter freiem Himmel schlafen zu müssen.”

Sie nickte zerstreut und nahm ihm den Korb mit den Holzscheiten ab.

“Danke, für die Hilfe. Ich bin Lisa. Bitte, setzt euch.”

Sie stellte den Korb in die Nähe des Feuers und Kalin nahm an dem langen Tisch Platz, der an einer Seite des Raumes stand. Die Möbel waren auf die Größe von Menschen ausgelegt, weshalb seine Beine in der Luft baumelten. Er seufzte erleichtert auf.

“Ich glaube, ich bin noch niemals in meinem Leben so viele Schritte gegangen.”

Und es werden noch sehr viele Schritte hinzukommen, ehe ich nach Hause kann.

Als er aufsah, bemerkte er, dass Lisa ihn gebannt anstarrte.

“Entschuldigung”, sagte sie rasch und widmete sich wieder ihrem Eintopf.

“Ich habe noch nie einen Zwerg gesehen.”

Kalin grinste und erwiderte:

“Ich bin meinerseits noch nie einem Menschen begegnet.”

“Was führt euch in diese Gegend?”

“Ich wurde ausgesandt, die Welt zu bereisen, Erfahrungen zu sammeln und gute Taten zu vollbringen. Derzeit bin ich auf dem Weg nach Equost. Ich bin mir sicher, dort wird es etwas für mich zu tun geben.”

“Ihr lebt in den Bergen, richtig?” fragte sie und deutete mit einer Hand nach Norden.

Kalin öffnete den Mund um zu antworten, doch da flog die Tür auf und eine Schar lärmender Kinder stürmte herein.

“Guck mal, Oma! Wir haben drei Forellen gefangen! Ich hab’ meine selbst ausgenommen!”

“Das ist der größte Fisch im ganzen Fluss!”

Hinter der lärmenden Gruppe kam ein weißhaariger, gebeugter Mann durch die Tür gehumpelt, gestützt von dem ältesten der Kinder. Kalin schätzte das Alter des Mädchens auf zwölf Jahre, doch sie war bereits größer, als er selbst.

Die Großmutter hob die Hand mit dem Kochlöffel, die Flut an Worten einzudämmen.

“Wir haben einen Gast. Ein wandernder Zwerg möchte heute bei uns schlafen. Begrüßt ihn artig.”

Bei diesen Worten drehten sich die Kinder um und bemerkten Kalin, der lächelte, als er die die staunenden Gesichter sah und ihr aufgeregtes Geplapper hörte.

“Seid ihr wirklich ein Zwerg?”

“Warum habt ihr keinen Bart?”

“Ich dachte, Zwerge wären kleiner.”

“Wo kommt ihr her?”

Diese Menschenkinder waren ganz anders, als die Kinder seines Volkes. So unbeschwert, stets vergnügt. Sie missachteten alle gängigen Formen der Höflichkeit.

---ENDE DER LESEPROBE---