Das Ende des Urknalls - Günter Hiller - E-Book

Das Ende des Urknalls E-Book

Günter Hiller

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Beschreibung

Bereits Aristoteles befand, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile. Man kann und darf nicht von Teilsystemen auf das Ganze schließen. Wenn man einen Erfahrungssatz, der nicht bewiesen werden kann, der aber bei bestimmten erdgebundenen Experimenten durchaus seine Berechtigung hat, kritiklos auf das gesamte Universum überträgt und dann von einem Dilemma zum nächsten stolpert, ist es schon angebracht, die ursprünglichen Annahmen von Grund auf zu überdenken.

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Es ist viel einfacher, etwas zu messen als zu wissen, was man misst

Unbekannt

Vorwort

Bei Diskussionen mit meinen Freunden über meine Bücher Evolution 3.0 und Information und Kosmos kam immer wieder die Anregung einen kleinen Vortrag mit den wesentlichen Merkmalen meiner Vorstellung eines evolutionären Universums zusammenzustellen. Das Resultat ist dieser Essay.

Ein Essay bezeichnet eine kürzere, anspruchsvollere, subjektiv gefärbte Abhandlung über ein bestimmtes Thema aus Kunst, Wissenschaft oder Philosophie. Ich hoffe, dass der folgende Essay diesen Ansprüchen gerecht werden kann.

Dieser Essay lässt natürlich viele Fragen offen, aber auch die Quantenmechanik brauchte viele Jahre und viele kluge Köpfe, um den heutigen Stand zu erreichen. Der Auslöser der Quantenmechanik war die Tatsache, dass man einige neu entdeckte Phänomene nicht mehr mit der klassischen Physik erklären konnte oder nur mit Klimmzügen, die kaum noch vertretbar waren.

Ich denke, das gleiche trifft heute auf die Urknalltheorie und die daraus abgeleitete Hochenergiephysik zu. Wenn man einen Erfahrungssatz, der nicht bewiesen werden kann, der aber bei bestimmten erdgebundenen Experimenten durchaus seine Berechtigung hat, kritiklos auf das gesamte Universum überträgt und dann von einem Dilemma zum nächsten stolpert, ist es schon angebracht, die ursprünglichen Annahmen von Grund auf zu überdenken.

Günter Hiller

Antigua, im Februar 2016

Inhalt

Prolog

Glaube und Religion

Evolution

Wahrnehmung

Masse, Trägheit und die Illusion des Raums

Das evolutionäre Universum

Epilog

Appendix

Literatur

Vorwort zu Evolution 3.0

Da ich mich sehr lange mit Evolution beschäftigt habe, nicht nur mit biologischer, sondern auch mit kultureller, war ich irgendwann einmal gefangen von der Brillanz dieser Erklärungsform. Mir wurde ziemlich bald klar, dass dem Werden unseres Kosmos auch eine Evolution zu Grunde liegen muss, eine kosmische Evolution.

Natürlich stößt man mit dieser Vorstellung bei den Arrivierten der Szene auf Ablehnung, aber das tat auch Darwin, als er seine Abstammung des Menschen vorstellte (1871). Bereits im drittletzten Absatz seines Werkes Die Entstehung der Arten schrieb Darwin 1859 zusammenfassend, dass sich nunmehr ‚ein weites Feld’ für weitere Forschungen eröffne und er beschloss diesen Absatz mit dem bekannten Satz: „Licht wird auf den Ursprung der Menschheit und ihre Geschichte fallen.“

Ich hoffe auch mit diesem Buch ‚ein weites Feld’ zu öffnen und wünsche mir, dass Physiker in Zukunft nicht mehr die Brillanz der Evolution in einem dumpfen Urknall zerbersten lassen.

Als Kind der Evolution weiß ich, dass man nur aus Fehlern lernt. Daher ist es wohl der größte Fehler, diese unter allen Umständen vermeiden zu wollen! Meine Vorstellungen sind nicht perfekt. Sie dürfen nicht perfekt sein. Perfektion und Evolution schließen einander aus! Perfektion und Evolution sind komplementär!

Günter Hiller

Antigua, im Februar 2015

Prolog

Angesichts der Dummheit der Mehrheit der Menschheit ist eine weit verbreitete Ansicht wahrscheinlich eher töricht als vernünftig.

Bertrand Russell

Die Urknalltheorie ist heute so weit verbreitet, dass man kaum noch eine Wissenschaftssendung oder wissenschaftliche Veröffentlichung findet, die nicht davon ausgeht, dass unser Universum ca. 13,8 Milliarden Jahre alt ist und auseinander fliegt, sich ausdehnt.

Diese Theorie basiert auf zwei Säulen, zum einen der von dem Astronomen Edwin Hubble erstmals gemessenen Rotverschiebung und zum anderen der Energieerhaltung. Hubbles Messungen zeigten, dass fernere Galaxien rötlicher, also langwelliger und damit niederfrequenter erscheinen als nähere.

Energieerhaltung ist ein Erfahrungssatz, der bei physikalischen Experimenten noch nie widerlegt werden konnte. Wenn man nun diesen Erfahrungssatz auf das ganze Universum anwendet, bleibt als Erklärung für die Rotverschiebung nur der Doppler-Effekt. Diesen kann man am besten mit der Sirene eines Krankenwagens verdeutlichen, deren Klang heller erscheint, wenn dieser auf einen zukommt und andererseits tiefer erklingt, wenn sich der Krankenwagen entfernt.

Wendet man dieses Phänomen auf Galaxien an, dann müssten sich weiter entfernte Galaxien schneller von uns entfernen als nähere. Lässt man diese Vorstellung in der Zeit rückwärts laufen, müssten in einer fernen Vergangenheit (13,8 Milliarden Jahre) alle Galaxien in einem Punkt vereinigt gewesen sein, dem Urknall.

Wie bereits erwähnt, basiert diese Urknalltheorie auf zwei Säulen. Ich möchte Hubbles Messungen, die sehr, sehr gewissenhaft durchgeführt wurden, nicht in Frage stellen, aber es lohnt sich, über den Erfahrungssatz der Energieerhaltung intensiver nachzudenken. Im weiteren Verlauf dieses Essays werde ich noch genauer auf Emergenz eingehen. Diese ist die Herausbildung von neuen Eigenschaften oder Strukturen eines Systems infolge des Zusammenspiels seiner Elemente. Dabei lassen sich die emergenten Eigenschaften des Systems nicht – oder jedenfalls nicht offensichtlich – auf Eigenschaften der Elemente zurückführen, die diese isoliert aufweisen. Generell darf man nicht von Teilen auf das Ganze schließen und somit auch nicht den Energieerhaltungssatz, der zumindest in sehr guter Näherung für reproduzierbare Teilsysteme gültig ist auf das gesamte Universum extrapolieren.

Der Titel des Essays kann und soll irreführend sein. Es geht nicht um das Ende unseres Universums, sondern um das Ende einer fast dogmatischen Denkweise, insbesondere in der Physik, die anscheinend gar nicht in Betracht zieht, dass auch unser Universum evolutionären Richtlinien genügen kann und muss. Ein evolutionäres Universum schließt einen Urknall und all die hochkomplizierten mathematischen Modelle aus. Mit Mathematik kann man einzelne komplexe Prozesse vereinfacht darstellen, aber nicht das Wesen der Evolution erfassen.

1 Glaube und Religion

Niemand irrt für sich allein. Er verbreitet seinen Unsinn auch in seiner Umgebung.

Seneca

Am Anfang oder im Zentrum dieses wissenschaftlichen Essays steht eine Glaubensfrage: Ist unser Universum einmalig oder reproduzierbar? Eine Frage, die wir wissenschaftlich nicht beantworten können, die aber, wie wir sehen werden, für das Verständnis unseres Universums von ausschlaggebender Bedeutung ist.

Wolfgang Stegmüller formulierte das sehr treffend: Eine Selbstgarantie des menschlichen Denkens ist, auf welchem Gebiet auch immer, ausgeschlossen. Man kann nicht vollkommen voraussetzungslos ein positives Resultat gewinnen. Man muss bereits an etwas glauben, um etwas anderes rechtfertigen zu können.

Unser Denken besteht im Prinzip aus Zirkelschlüssen. Um nicht in unserer eigenen Gedankenwelt gefangen zu sein, sind wir gezwungen, die implizierten Voraussetzungen von Zeit zu Zeit zu überprüfen!

Schon seit Urzeiten hat sich die Menschheit mit den Fragen beschäftigt Warum gibt es unsere Welt? und Wie entstand unsere Welt? Man könnte die Beschäftigung mit diesen Fragen als Religion bezeichnen. Trotz intensivster Bemühungen und durchaus bemerkenswerten Erklärungen sind wir im Grunde genommen aber einer Antwort kaum näher gekommen.

Hier stellt sich natürlich sofort die Frage: Was ist Religion? Ich bin kein Theologe, aber zu diesem Thema gibt es wohl mehr Literatur, als ein Mensch in seinem Leben lesen könnte. Deshalb möchte ich die drei für mich wichtigsten Aufgaben der Religion präzisieren. Folgen wir der Geschichte des Menschen, der anfangs in kleinen Gruppen lebte, die sich dann zu Stämmen vereinigten, zu Völkern, bis hin zu einer möglichen Globalisierung, dann muss Religion in der Lage sein, diese Entwicklung zu begleiten.

Für den Einzelnen ist die Suche nach Halt und Sicherheit und Hilfe bei Schicksalsschlägen wohl am wichtigsten. Für Gruppen, Stämme und Völker muss Religion zudem eine Ideologie, Ethik, Moral und Rituale zur Verfügung stellen, die den Zusammenhalt dieser Gemeinschaften ermöglichen, fördern und verbessern. Wenn man zu einer Gemeinschaft dazu gehören möchte, muss man deren Regeln kennen, achten und befolgen. Ich benutze bewusst den Begriff Regeln und nicht Gesetze oder Gebote, denn nach meiner Definition sind Gesetze starr, Regeln dagegen flexibel.