Das Leben des Peter Bork - Fritz-Stefan Valtner - E-Book

Das Leben des Peter Bork E-Book

Fritz-Stefan Valtner

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Beschreibung

Das Leben des Peter Bork erzählt die Geschichte eines Menschen, der durch seinen Fleiß aufsteigt und erkennen muss, dass in unserer heutigen Gesellschaft nur noch eins zählt: Immer höher, immer weiter, immer größer! Wer dann auf diesem Karussell nicht mehr sitzen kann, der kann schnell abstürzen. Man wird zum Versager gestempelt und wird zum Außenseiter. Wie wird diese Situation für Peter Bork ausgehen?

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Die Krise

Der Abstieg

Das Alleinsein

Die Idee

Die Vorbereitung

Der Bruch

Die Flucht

Die Jagd nach der Beute

Schlusswort

Vorwort

Als ich, Frederick, damals die Bekanntschaft des Peter Bork machte, konnte ich noch nicht ahnen, was aus dieser Begegnung einmal werden sollte.

Ich traf Peter Bork zu einer Zeit, wo er einige kleine Probleme hatte und wir über eine kleine Begegnung am Gardasee ins Gespräch kamen.

Peter war in meinem Alter, wir hatten die fünfundfünfzig gerade überschritten und standen, was wir dann aus unseren Gesprächen erfuhren, beide an einer Schwelle des Lebens, wo wir das Gefühl hatten, alles wofür man gelebt und gekämpft hatte, auf einen Schlag zu verlieren.

Interessant an unseren Gesprächen war, dass wir fast die gleichen Erlebnisse im gleichen Zeitraum hatten, als wenn sich hier zwei Welten trafen, um festzustellen, dass das Schicksal sich glich.

Es war schon erstaunlich, wie zwei Männer mit einem ähnlichen Schicksal unterschiedliche Antworten fanden, um ihm Paroli zu bieten.

Peter war ein sehr liebevoller Mensch, der fleißig und ehrgeizig und der trotz aller Erfolge bescheiden blieb. ein Mensch geblieben ist, trotz aller Erfolge. Er sorgte sich um seine Familie, war aktiv in verschiedenen Ehrenämtern tätig und hilfreich allen Bedürftigen gegenüber. Ein Mensch mit vielen guten Eigenschaften, jemanden, den man so nicht oft im Leben treffen wird.

Und trotzdem musste er so viel erdulden, soviel auf sich aufnehmen und …….

Aber lesen sie selber, die Geschichte des Peter Bork, die mir Frederick, einmal bei einer Tasse Ostfriesentee oder besser gesagt, bei vielen Tassen erzählte.

Ihr Autor

Die Krise

Peter kam aus kleinen, bescheidenen Verhältnissen. Seine Eltern hatten sich nach dem Kriege langsam aber sicher, in die Mittelschicht mit viel Einsatz hochgearbeitet. Viel Zeit für Peter hatten sie nicht, da hier die Arbeit immer im Vordergrund stand. So wurde auch Peter von seinen Eltern immer angehalten, seine Leistungen in der Schule zu verbessern, denn sie wollten, dass es ihm einmal besser gehen sollte als ihnen selbst.

Schon in jungen Jahren begriff Peter schnell, dass sich Leistung auszahlt und danach strebte er sein ganzes Leben.

Nach der Schulzeit, die mit einem sehr guten Abitur endete, ging Peter direkt in den Beruf. Zuerst fing er eine Ausbildung als Bürokaufmann an, die er zwar zu Ende führte, aber schon schnell merkte, dass er hier nicht weiter kam.

Nach der Ausbildung ging er in den Vertrieb, und hier konnte er zeigen und sehen, dass sich ein entsprechender Einsatz lohnen kann. Innerhalb von zwei Jahren hatte er das Verkaufsgebiet, dass er übernommen hatte, wieder auf Vordermann gebracht und er konnte sich über steigende Verkaufszahlen freuen. In der firmeninternen Rangliste stieg er beharrlich und stetig nach oben.

Jetzt konnte er auch daran denken, eine Familie zu gründen, was immer sein großer Wunsch war. Aber es war nicht einfach eine Frau zu finden, die sich hinter seinen beruflichen Ambitionen stand. Nach zwei vergeblichen Versuchen fand er auf einer Bildungsreise dann doch seine Traumfrau. Bärbel hieß sie und war ein nettes Wesen. Mit ihr ging er den Bund der Ehe ein. Etwa zu gleichen Zeit hatte auch ich meine Traumfrau geheiratet und begonnen, eine Familie zu gründen.

Beide schafften viel und so konnten sie sich schon nach relativ kurzer Zeit ein kleines Häuschen kaufen und dort in aller Ruhe leben.

In den nächsten Jahren kamen zwei Kinder auf die Welt, die behütet aufwuchsen.

Peter stieg langsam im Beruf auf und wurde Verkaufsleiter.

Seine Frau zog die Kinder groß. Seine Eltern hatten sich so sehr auf die Enkel gefreut, konnten aber dieses Glück jedoch nur noch kurz genießen.

Innerhalb von zwei Jahren starben seine sie. Für Peter war dies nicht sehr einfach, über den Verlust hinweg zu kommen, da er sie sehr liebte.

Aber das Leben forderte ihn weiter. Als Verkaufsleiter musste er schauen, dass die Umsatzzahlen weiter in die Höhe stiegen und sein Einsatz zwangsläufig größer wurde. Gut, sein Gehalt stieg dadurch mit, aber zu welch einem Preis?

So geriet Peter immer mehr in eine Spirale der Erwartungen - immer höher, immer mehr!

In den jungen Jahren war man mit viel Elan dabei, und so gingen die Jahre ins Land. Man wuchs mit dem Betrieb in ungeahnte Höhen. Aber konnte dies auf Dauer gut gehen? Peter konnte nicht mehr aussteigen, er wurde befördert, bekam noch mehr Gehalt und musste noch mehr leisten. Die Erwartungen an ihm stiegen und weckten Begehrlichkeiten in oberen Manageretagen.

Manchmal arbeitete er über 100 Stunden in der Woche, um allen Anforderungen gerecht zu werden.

Als wir damals daüber sprachen, sah ich zahlreiche gleiche Auswirkungen auch bei mir.

Aber ich habe dann irgendwann einmal gesagt: “Jetzt ist Schluss!” Dann habe mir eine neue Aufgabe gesucht. Aber wenn ich ehrlich bin - es war immer wieder das gleiche Spiel. Bist du gut, dann wird immer mehr von dir verlangt.

So war dies auch bei Peter und auch bei mir...

Er wurde vom Erfolg getragen. Sein Haus wurde größer und größer, sein Erfolg wurde auch nach außen sichtbar. Neue Freunde scharten sich um ihn. Peter und seine Familie machten weite Reisen in aller Welt.

Heute in Australien, morgen in Nepal und so weiter. Nichts wurde ausgelassen.

Aber der Erfolg hinterließ irgendwann seine Spuren.

Peter wurde zum ersten Mal mit Mitte Vierzig ernsthaft krank. Über fünf Wochen lag er im Krankenhaus, anschließend ging es in eine REHA - Maßnahme.

Schon da begannen einige aus der Firmenleitung sich die Frage zu stellen, ob Peter den Aufgaben noch gewachsen sei, als er zurück kam und mit gleichem Elan wieder an seine Arbeit ging, wurde er dennoch kritisch beäugt.

Schafft er die Vorlagen, die ihm man stellte oder scheitert er daran? Noch schaffte Peter alle Vorgaben, sogar meist mehr als verlangt wurde. Trotzdem begann man schon einen Nachfolger aufzubauen - für den Fall aller Fälle.

Da Peter wieder mittendrin in der Tretmühle war, bemerkte er nicht, dass die Kinder groß wurden, sich schon auf ihre eigenen Beine stellten und seine Frau dann plötzlich eine große Leere bei sich entdeckte und nach außen strebte.

Zuerst war sie oft mit ihren Freundinnen weg, die sich auch zu Hause langweilten. Dann lernte sie einen jungen Mann kennen, der ihr zeigte, dass es auch noch andere Dinge im Leben gab, als nach Erfolg, Geld und Ruhm zu streben.

Von all dem bemerkte Peter nichts, was sich so hinter seinem Rücken abspielte.

Seine Frau spielte ihm die heile Welt vor und er rackerte sich weiter ab.

Dann wurde er fünfzig und stand auf dem Höhepunkt seines Lebens. Er hatte Erfolg in seiner Firma, verdiente toll, hatte ein super schönes Haus mit allen Schikanen. Seine Familie war stolz auf ihn, seine Freunde klopften ihm auf die Schultern.

Die Geburtstagsfeier wurde ein riesiges Fest. Über hundert Gäste waren eingeladen und alle hatten einen großen Spaß, mit Peter seinen Lebenserfolg zu feiern.

Aber dann geschah etwas, was sein Leben so nachhaltig verändern sollte.

Zur gleichen Zeit hatte auch bei mir das Schicksal schon zugeschlagen. Trotz großer, lukrativer Aufträge, die ich herein brachte, musste meine Firma Personal abbauen, Leistungen in der Fertigung konnten so nicht mehr erbracht werden, was wiederum die Folge hatte, dass man Kunden verlor, die man gerade mühsam gewonnen hatte.

Dann stand man plötzlich ebenfalls zur Diskussion. Was sollte ich machen?

Warten auf das was vielleicht im Raume stand? Nein, so lange wollte ich nicht warten und suchte mir eine neue Aufgabe, die ich auch sehr schnell wieder fand. Da sie auch eine Verbesserung meiner Bezüge brachte, fiel mir der Wechsel leicht.

Also da stand ich mal wieder vor einer neuen Aufgabe. Mit Elan machte ich mich an die Arbeit. Zum Glück stand meine Frau immer hinter mir und hielt mir den Rücken frei.

Dann feierten wir im September 2004 still und leise unsere Silberhochzeit.

Ich erinnere mich gern daran zurück, an die zwei wunderschönen Tage, die wir an der Mosel verbringen konnten, an die lange Radtour bei einen herrlichen Sonnenschein an dem Fluss entlang, an das Weinfest und die Gemeinsamkeit, die wir dort noch einmal erleben konnten.

Denn an das, was sich zwei Monate später abspielte, daran hätte ich in diesem Moment nie gedacht.

Die Wirtschaft fing an zu schwächeln, Aufträge wurden zurückgestellt oder ganz storniert. So blieb mancher Auftrag auf der Strecke.

Ähnlich erging es auch Peter. Die Auftragszahlen sackten in den Keller, trotz aller Bemühungen und kleinerer Erfolge, konnte er den Abwärtstrend nicht stoppen. Sosehr er sich einsetzte, es gelang nicht, diesen Trend umzukehren.

Die Geschäftsleitung wurde schon ungeduldig. Lange geplante Maßnahmen wurden eher zögerlich umgesetzt. Dabei wären die gerade jetzt von Nöten gewesen. Aber so blockierte die Unsicherheit der Geschäftsleitung alle Anstrengungen von Peter.

Ein Jahr versuchte er verzweifelt wieder an die Erfolge aus der Vergangenheit anzuknüpfen, aber außer ein paar Tropfen auf den heißen Stein kam nicht viel zusammen.

Mit jedem Tag wackelte der Posten mehr. Er merkte auch, dass ihm nicht mehr viele zutrauten, den Karren wieder flott zu bekommen. So wurden unsichtbare Sperren aufgebaut, die Peter später zum Verhängnis wurden.

Seine Frau hatte kein Verständnis für Peter, dass er alles tat, um wieder Erfolg zu haben.

Für sie war es mittlerweile nur noch wichtig, dass sie ihren Lebensstandard halten konnte, um mit ihren Freundinnen mithalten zu können. Alles andere interessierte sie nicht im geringsten. Sie lebte ihr eigenes Ding und Peter versuchte verzweifelt, ihr wie bisher, dieses Leben zu erhalten. Aber wie lange konnte dies noch gut gehen?

Dann kam der schwarze Tag im November 2004. Fast zur gleichen Zeit traf es uns beiden.

Für mich war der 9. November, der Tag der mein Leben so nachhaltig verändern sollte. Bei Peter war es der 13. November.

An jenem 9. November bekam ich morgens kurz nach acht Uhr Besuch von der Polizei, die mir in kurzen Worten beibrachten, dass meine Frau schwer verunglückt sei und im Krankenhaus auf der Intensiv-Station liegen würde.

Sie wurde von einer Autofahrerin beim Linksabbiegen übersehen und mit voller Wucht auf die Motorhaube und dann in die Windschutzscheibe geschleudert worden. Dabei erlitt sie schwerste Kopfverletzungen.

Geschockt sagte ich alle Termine an diesem Tag ab und fuhr ins Krankenhaus.

Über zweieinhalb Jahre lebte ich in einem Tal der Tränen, der Angst, der Hoffnung und der Zuversicht. Aber alles Hoffen, Bangen, Flehen war vergeblich. Uns blieben nur noch diese zweieinhalb Jahre. Jahre, die gezeichnet waren von Auf`s und Ab`s, von Freude und Trauer.

Zweieinhalb Jahre, die ein langer Abschied waren, ein Abschied auf Raten, ein Abschied für immer.

Bei Peter war es der 13. November, der sein Leben verändern sollte.

Anstrengendene Wochen der Arbeit, die Jagd nach Aufträgen, die Suche nach neuen Geschäftsideen, die vielen Reisen in die Verkaufsgebiete, das unstete Leben, das er führen musste, verlangten plötzlich ihren Tribut.

Peter brach zu Hause mit einem Herzinfarkt zusammen. Von der Familie war keiner da, als es passierte. Zum Glück war der Gärtner vor Ort und der wusste, was man in diesem Moment tun musste.

Dank der schnellen Hilfe durch ihn, dass rasche Eintreffen der Rettungskräfte konnte man Peter retten. So kam er auf die Intensivstation des Krankenhauses und war froh, dass er dem Tod noch einmal von der Schüppe springen konnte. Nach und nach trudelte seine Familien ein, um nach dem Rechten zu sehen. Die ersten Tage im Krankenhaus waren noch geprägt von der Ungewissheit, ob Peter den Herzinfarkt überstehen würde.

Mit der Zeit stieg aber seine Zuversicht, dass er es noch einmal schaffe und wieder in die Berufswelt zurückkehren konnte.

Peter kam in dieser Zeit zum Nachdenken.

So lief sein bisheriges Leben wie ein Film noch einmal vor seinem geistigen Auge ab. Seine Erfolge im Beruf, seine Familie, seine Reisen und vieles mehr.

Je mehr Peter darüber nachdachte, umso unsicherer wurde er, ob er alles falsch gemacht oder er in seinem Leben etwas versäumt hatte.

Aber so recht kam er nicht weiter, zumal ihn eine starke Unsicherheit befiel, was denn werden würde, wenn er wieder zurück in die Firma kommen würde.

Würde er den Anforderungen gewachsen sein? Würde er erneut zusammenbrechen? Dann vielleicht endgültig? Oder kann er den Karren noch einmal aus dem Dreck ziehen, wie er das schon mehrfach geschafft hatte? Fragen über Fragen zogen immer wieder über ihn herein und er wurde mit der Zeit immer ruhiger und stiller. Seine Sorgen und Ängste wuchsen, je länger der Aufenthalt im Krankenhaus andauerte.

Nach zwei Wochen war Peter wieder soweit hergestellt, dass man sich über eine REHA - Maßnahme Gedanken machen konnte.

So kam Peter in eine sechswöchige Kur an den Gardasee.

Die Stille und die Ruhe halfen ihm, wieder auf die Beine zu kommen.

Seine Spaziergänge wurden länger und länger. Seine Kraft kam langsam zurück.

Aber irgendetwas im Inneren sagte ihm, dass er an einem Scheitelpunkt in seinem Leben stehen würde. Nur wusste er noch nicht, wie es weitergehen sollte.

Aber er sollte sehr bald darauf eine Antwort erhalten.

Der Abstieg

Peter nutzte die Tage in der Klinik, um wieder fit zu werden, für die Zeit des Neustarts.

Er lebte auf und begann auch schon wieder Pläne zu machen.

Bei meinem Besuch in der dritten Woche seines Aufenthaltes in der Klinik konnte ich feststellen, dass es ihm doch wieder recht gut ging und wir unternahmen eine lange Wanderung. Dabei erzählte mir Peter von seinen Plänen, wie er an neue Aufträge herankommen könnte, wie er der Krise in seinem Betrieb, in seiner Branche ein Schnippchen schlagen könnte.

“Peter,“ sagte ich, “denke aber bitte daran, dass du gerade noch einmal davon gekommen bist. Also erhole dich und sei bitte vorsichtig.” “Ja, ja”, gab Peter zurück, “ich werde schon auf mich aufpassen und es etwas ruhiger angehen lassen.” “Hoffentlich”, gab ich etwas leise zurück.

So gingen wir den Weg um den See herum.

Dabei erzählte mir Peter von seinen Reisen, die Problme mit seiner Frau, den beruflichen Erfolge und vieles mehr.

Es hörte sich fast wie eine Lebensbeichte an. Aber nicht von einem, der mit seinem Leben abschließen wollte, sondern von jemandem, der noch einmal neu durchstarten möchte.

Dann sprachen wir auch von mir, meinen Zielen, meinen Wünschen. Aber ich konnte dazu kaum etwas sagen, da ich ja selber noch nicht einmal wusste, wo mein Weg mich hin führen würde. So stellten wir manche Hypothese auf, die wir in oder jenem Fall anwenden wollten.