Die Stammtischrunde Lütte Jungs - Fritz-Stefan Valtner - E-Book

Die Stammtischrunde Lütte Jungs E-Book

Fritz-Stefan Valtner

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Beschreibung

In dem zweiten Teil der Stammtischrunde treffen sich die fünf, älteren Herrschaften wie immer an einem Donnerstag, um über allerlei Themen zu diskutieren. Natürlich ist dabei ein Thema allgegenwärtig, die Corona Pandemie. Es ist das alles beherrschende Thema, ob es nun die Wirtschaft, die Schule, die Pflegeinrichtung oder auch nur im persönlichen Bereich tangiert. Gibt es nun einen Lockdown, eine zweite Welle, gibt es Mittel gegen jenen Virus, das uns so sehr zu schaffen macht? Fragen, denen sich jeder stellen muss. Was sagen unsere Herren dazu? Natürlich werden auch lokale Themen aufgetischt.

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Vorwort

An diesem Stammtisch „Lütte Jungs“ treffen sich regelmäßig fünf reife Herren, um in Ruhe, losgelöst vom häuslichen Stress, einmal in der Woche über das Weltgeschehen oder Lokales zu reden, zu diskutieren, dabei ein kleines Bierchen, vielleicht auch zwei oder drei, zu trinken und sich über ihren erlebten Alltag auszutauschen.

Dies war ja besonders in Zeit des Frühjahrs 2020 sehr wichtig. Da beherrschte ja ein Thema fast die gesamte Welt.

Der Corona-Virus!

In der Regel trifft man sich um 20.00 Uhr am Donnerstagabend in einer Land - Gaststätte, hat dort einen kleinen Raum für sich, ist ungestört und man geht meist so gegen 23.00 Uhr.

Es kann aber auch schon mal spät werden, wenn die Themen zahlreich sind, dann geht man nach der Sperrstunde um 24.00 Uhr erst wieder auseinander und dann beseelt nach Hause.

In der Regel sind die Herren dann so gegen 0.15 Uhr wieder bei ihrer Herzallerliebsten und sehnen sich nach der Bettruhe. Denn am nächsten Tag ruft meist noch die Arbeit.

Die Stammtischrunde „Lütte Jungs“

Aber an diesem Donnerstag, wir schreiben den 27.08.2020 wurde ja fast schon leidenschaftlich diskutiert und so dauerte dieser Abend noch weit über die Sperrstunde hinaus und man musste befürchten, dass...?

Zum Glück hat ein Zeit- und Augenzeuge diesen Abend aufgezeichnet und lässt uns nun daran teilhaben.

Bevor wir uns der Runde anschließen, möchte ich ihnen noch die Teilnehmer vorstellen, die an diesem Donnerstagabend, wie immer zusammen kamen, damit sie wissen, mit wem sie es hier zu tun bekommen.

Da haben wir als erstes den Lehrer Paul Lekon. Er ist 64 Jahre alt, verheiratet mit Elfriede Lekon, geb. Hüttenreuscher, ebenfalls eine Lehrerin. Die Ehe blieb kinderlos. Zum einen, weil man gesehen hat und es auch tagtäglich erlebt, wie schwer Kinder zu erziehen sind.

Dazu kommt noch erschwerend hinzu, dass er der „Grünen Fraktion“ angehört, wo man eher dazu neigt, alles etwas lockerer zu nehmen.

Ja, für eigene Kinder hatte man selbst wenig Zeit, da man ja neben dem Unterricht in der Schule, natürlich auch bei sämtlichen Protesten dabei war. Zum Beispiel bei der Friedensbewegung, bei der Anti-Atomkraftbewegung, beim Klimawandel, Umweltschäden, Friday for Future und, und..... da blieb halt wenig Zeit. Jetzt versucht er das letzte Jahr seiner Lehrertätigkeit über die Zeit zu bringen, um dann in Pension zu gehen. Seine Frau ist etwas jünger, sie bereitet sich ebenfalls schon auf ihren Ruhestand vor.

Hobbys haben die beiden nicht, dafür sind sie auf jeder öffentlichen Kreistagung zu finden, um dort ihren Frust über die Obrigkeit freien Lauf zu lassen.

Der zweite Teilnehmer ist der Malermeister Willi Makel, er ist mit 60 Jahren der Jüngste im Kreis, wird auch scherzhaft „Pinselquäler“ genannt.

Einen Werbespruch hat er natürlich auch:

Nimm den Maler Makel, dann bleibt die Wand blank, in der Wand das Kabel und auch die Farbe ist blamabel!

Er ist verheiratet mit Carola, eine Frau die gewohnt ist, das Regiment zu führen. Da hat Willi nicht viel zu melden.

Das er zur Runde kommen darf, ist unserem nächsten Teilnehmer zu verdanken, da er dem Willi immer mal den einen oder anderen Auftrag vermittelt.

Der Dritte im Bunde ist unser Beamter Bernhard Mövenkorn-Hiddenkamp. Er muss noch zwei Jahre durchhalten auf seinem Arbeitsplatz in der Kreis-Verwaltung.

Das heißt jeden Morgen mit dem E-Fahrrad zum fünfminütigen entfernten Arbeitsplatz fahren, dort gegen 8.58 Uhr ankommen, stempeln und das Bürozimmer oder besser gesagt die Amtsstube aufsuchen und mit der ersten sehr wichtigen Amtshandlung beginnen.

Das heißt: erst einen Kaffee aufsetzen und in aller Ruhe ein oder zwei Tassen Kaffee trinken, dann versuchen wach zu bleiben, um die Mittagspause nicht zu verpassen.

Nur zum Feierabend wird es oft kritisch, da der Mittagsschlaf doch sehr intensiv ist und die Gefahr besteht, dass die Glocken von der Kirche nebenan überhört werden.

Denn nach einer der Arbeitsverordnung des Amtes ist es den Mitarbeiter zu ermöglichen, seinen Arbeitsplatz pünktlich zu verlassen.

Diese sollte unbedingt eingehalten werden! Damit diese Verordnung auch eingehalten werden konnte, gab es eine besondere Vereinbarung.

Ja, hier nahe der Kreisverwaltung steht eine kleine Kirche und man hat mit dem dortigen Pfarrer vereinbart, dass er unbedingt von Montag – Freitag um 15.15 h die Glocken 15 Minuten läuten lassen sollte, damit jeder Beamte weiß, dass der Feierabend um 15.45 h bald bevorsteht.

Damit dies nicht so sehr auffällt blieb dem armen Pfarrer nichts anderes übrig, als für diese Zeit eine zusätzliche „Vesper-Messe“ anzusetzen.

Bernhard ist in zweiter Ehe mit Dörte verheiratet und hat mit ihr vier Kinder. Die erste Ehe blieb kinderlos.

Der Vorgarten, eigentlich das ganze Haus und der Garten ist so ordentlich angelegt, da kann man mit dem Zollstock durchgehen.

Nichts ist zu hoch und aus der Flucht angelegt. Also das ist so einer, der, wenn er den Rasen gemäht hat, bäuchlings auf dem Boden liegt und jeden sich aufrichtenden Grashalm mit der Nagelschere beikommt.

Wenn er eine Arbeit beginnt, ist allein schon die Vorbereitung ein Akt für sich. Es fehlt nur noch eine Anleitung in dreifacher Ausfertigung.

Damit kommen wir auch schon zu dem vierten Teilnehmer an der Runde, unserem Bodo.

Bodo Brandner ist 62 Jahre alt und verheiratet mit Gertrude. Glücklich? Schwer zu sagen! Bevor hier was in den falschen Hals kommt, halten wir uns lieber zurück – aus Gründen der persönlichen Sicherheit.

Er ist von Beruf Pfleger in einer Senioreneinrichtung und hat immer sehr viel zu tun, da nicht alle Stellen besetzt sind. So schiebt er eine Überstunde nach der anderen, um auch so dem „häuslichen Dasein“ zu entkommen.

Bei unserem Treffen blüht er jedes Mal so richtig auf.

Der Letzte in dieser Runde ist der Rentner Fokko Focken. Er ist seit zwei Jahren im Ruhestand, nach aufreibenden Jahren als Reisender, wie er uns immer weis machen will.

Seine Frau hat ihn schon vor Jahren verlassen, da er nie Zuhause war. So lebt er heute alleine in seinem kleinen Häuschen und erfreut sich des Leben.

Seine zahlreichen weiblichen Bekanntschaften halten ihn ganz schön auf Trab.

Da sollte einer einmal sagen, dass das Rentnerleben ein Ruhekissen sei.

Aber sonst ist Fokko jemand, der gerne zu alles seinen Senf hinzugeben möchte, ob er davon Ahnung hat oder nicht.

So kommt also jeden Donnerstag eine illustre Runde zusammen, die neben dem Skatspiel, was aber nur sehr selten geschieht, auch viel diskutiert und nicht auf ein Thema festgelegt ist.

Aber in diesem Jahr ist es halt alles anders!

Also folgen wir mal einem solchen Abend.

Gegen 20 Uhr trudeln sie alle mehr oder wenig pünktlich ein, man begrüßt sich sehr herzlich, als wenn man sich schon Wochen nicht mehr gesehen hatte.

Das mit den Wochen stimmt schon, weil „Corona“, dies ist kein Weibsbild, sondern eine handfeste Krise, die uns weltweit ereilte.

Auslöser war die Freisetzung eines Virus in China, der uns dann fast regelrecht überrollte und zuerst in Italien und in Spanien zu schweren medizinischen Nöten führte.

Dann zog das Virus weiter nach Frankreich, dann nach Österreich und von dort über Bayern nach Norddeutschland. Mittlerweile hat es auch schon Nord- und Südamerika erreicht.

Trotz zahlreicher und schneller Vorsichtsmaßnahmen musste die Regierung Maßnahmen beschließen, die uns natürlich sehr schwer fielen. Abstandsregeln wurden bzw. waren notwendig, Betriebe wurden zeitweise geschlossen, es fanden Hamsterkäufe statt und was erstaunlich war, es gab einen Gegenstand der fast überall total ausverkauft war:

Toilettenpapier!

Ich weiß nicht warum dies so war?

Aber es war halt so! Hatten alle eine panische Angst, dass dieses Virus eine „Scheißerei“ auslöst?

Jedenfalls war es schwierig an das begehrte Papier heran zu kommen. Manche wichen in der Not schon auf Papiertaschentücher oder Küchentücher aus. Die ganz harten der grünen Fraktion nahmen Zeitungspapier – getreu dem Motto: erst lesen – dann putzen!

So erging es auch anderen Produkten wie Nudeln, Mehl, Fertiggerichten, Handschuhen, Mundschutz-Masken und Desinfektionsmittel.

Manche Sachen wurden zum 20-fachen und mehr überhöhten Preisen angeboten!

Dann kam noch die Kontaktsperre hinzu, die uns auferlegte doch zu Hause zu bleiben, was natürlich einigen Zeitgenossen sehr schwer fiel.

Weitere Beschränkungen mussten folgten!

So mussten wir auch unseren geliebten Stammtisch ausfallen lassen, was uns natürlich sehr, sehr schwer fiel.

Wir konnten nur noch telefonisch in Kontakt bleiben, was aber natürlich nicht die Gemeinschaft ersetzen konnten.

Dies ging so über Wochen!

Unser Rentner Fokko war total frustriert über die harten Einschnitte in seinem Leben!

Keine Kontakte, kein Treffen, kein Austausch, keine Reisen, kein Kino- oder Museumsbesuch, ja selbst die Tiergärten waren zu.

Mal von den Geschäften komplett zu schweigen.

Kein Möbelhaus, kein Cafè, keine Eisdiele, Gaststätten, Kneipen, Bars, ja selbst der Baumarkt war geschlossen.

Was aber noch schlimmer war für unseren Fokko, war die Tatsache, dass selbst der Friseur zu hatte!

Für ihn ein absolutes Unding!

Ich kann ihn ja verstehen, dass er für die holde Weiblichkeit immer wie aus dem Ei gepellt aussehen wollte, aber so?

Er sagte mir noch vor Tagen in einem Telefon-Gespräch, dass er mittlerweile aussehen würde wie damals in den 60er Jahren, als man den Beatles nacheiferte.

Als er damals hörte, dass man sich am 14.5.2020 immer noch nicht treffen konnte, wurde er fast aggressiv!

So war auch seine Stimmung mittlerweile. Er stand an der Vorstufe zum Wahnsinn!

Also ließ man sich spontan etwas einfallen!

Da die Gaststätte ebenfalls noch geschlossen war, kam Bodo auf die glorreiche Idee, eine Videokonferenz einzurichten.

Dazu brauchte er fünf Räume in denen er je einen Tisch mit einem PC ausstattete und mit einem gemütlichen Sessel.

Bier und Korn standen ebenfalls schon bereit. Jeder bekam eine schriftliche Unterrichtung wie man sich in die Videodiskussion einschaltete. Auch die Zugänge wurden so gestaltet, dass man sich nicht begegnen konnte.

Besser ging es nicht mehr!

So konnte der Stammtisch trotz den schwierigen Zeiten von Corona stattfinden.

Zwar in einer anderen, für uns natürlich auch neuen Form, aber so konnten wir wenigstens die Zeit der Abstinenz beenden!

Für den ein oder anderen war dies eine Erlösung, um aus der täglichen Zwangsinhaftierung heraus zu kommen. Über sechs Wochen „Knast“, dass war schon heftig.

Überall lagen die Nerven völlig blank! Wohin sollte das noch führen?

Ich sehe schon manche Schlagzeile in der Zeitung mit den vier großen Buchstaben:

„Frau stach ihren Mann nieder, wegen Corona!“

Jetzt könnte man denken, hier ging es um eine Liebschaft, nein da liegt man völlig verkehrt. Es lag nur an einem kleinen Virus, der alles veränderte!“

Auch die Schlagzeilen in den Gazetten!

Bodo hatte alles soweit vorbereitet gehabt und man brauchte sich nur noch in den Sessel zu setzen, das Mikrofon auf seine Sitzposition einstellen und sein Bier aus der Flasche ins Glas zu schütten. Der Korn war schon entsprechend in kleinen Gläsern ausgeschüttet worden und stand ebenfalls bereit.

Auf dem Bildschirm sah man seine vier Stammtischbrüder und konnte sofort miteinander reden.

Am Anfang war das noch recht ungewohnt, aber nach der allgemeinen, recht fröhlichen Begrüßung und dem ersten Prost löste sich die anfängliche Unsicherheit und man redete munter drauf los.

Gut, dies war auch für uns alte Säcke eine ganz neue Erfahrung.

Dennoch waren wir froh, wenn wir jetzt wieder weitgehend normale Verhältnisse haben und uns frei bewegen können. So auch am diesem Donnerstagabend in unserer Stammwirtschaft.

Paul war, wie immer, als Erster da und begrüßte uns alle sehr herzlich. So nach und nach trudelten alle ein, man nahm seinen Platz ein, das erste Gedeck stand schon auf dem Tisch und Paul, als Leiter dieser Runde eröffnete den heutigen Stammtisch mit folgenden Worten:

Paul: Meine lieben Stammtischbrüder ich darf euch heute alle in der fröhlichen Runde unseres Stammtisches „ Lütten Jungs“ begrüßen und hoffe, dass ihr alle die Auswirkungen der Pandemie soweit gut überstanden habt. Ich hoffe, dass sich jetzt die Lage entspannt und es nicht zu einer zweiten Welle kommt, die von vielen Fachleuten jetzt nach der Urlaubszeit erwartet wird. Dabei möchte ich gleich meine erste Frage an euch stellen: Wie habt ihr diese Zeit erlebt und welche Erfahrungen nehmt ihr daraus mit?

Willi wie waren deine Erfahrungen in dieser Krise und wie sieht es jetzt aus?

Willi: Paul, wenn du mich so fragst, dann muss ich ehrlich sagen, dass diese Krise für mich sehr angenehm war. Ich konnte viele Sachen endlich angehen, die ich immer wieder zurückstellen musste, weil zu viele Aufträge vorlagen. Ich konnte mein Lager renovieren, meine Mitarbeiter in neuen Arbeitstechniken schulen, ich hatte Zeit mein Büro aufzuräumen und ich hatte mal Zeit, mich zu entspannen. So gesehen war diese Krise, vor der alle Angst hatten, für mich ein Segen. Natürlich habe ich in dieser Zeit auch Aufträge erledigen müssen, aber alles war viel entspannter. Die ständige Hektik fiel ab, man konnte wieder vernünftig planen und ich habe gemerkt, dass die Arbeit viel besser einem von der Hand ging.

Gut, viele schreien nach Hilfen, aber wenn ich mir die Zahlen einer Umfrage zu Gemüte führe, dann muss ich mich fragen:

Wird hier auf sehr hohem Niveau geklagt?

Nach dieser Umfrage gaben 30 % der Betriebe an, dass man die Krise nicht spürt. Rund 34% geben an, dass die Zahlen stabil seien und sogar leicht gestiegen sind. 18% der Befragten gab an, dass ihre Zahlen leicht rückgängig sind. Damit sind rund 82% der Betriebe gut über die Runden gekommen. Die restlichen 18% sind Betriebe, die schon vor Corona sehr schwach dastanden und nun die Krise dafür verantwortlich machen, dass sie jetzt aufgeben müssen.