Der Strohwitwer Fitz - Fritz-Stefan Valtner - E-Book

Der Strohwitwer Fitz E-Book

Fritz-Stefan Valtner

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Beschreibung

Wer mein erstes Buch kennt: Das Leben und Wirken des Strohwitwers Fritz, der findet hier die Fortsetzung jener Zeit, als ich ein zweites Mal zum Strohwitwer wurde. Eine Zeit zwischen Hoffen und Bangen, zwischen Tragik und Komik, zwischen Arbeit und Leben. Auch wenn manche Geschichten aus dem Leben etwas überzeichnet sind, so waren sie dazu bestimmt, jemanden wieder aufzurichten, der mit einer ungewissen Zukunft rechnen und leben musste. Das Leben geht schon einmal verrückte Bahnen und wir müssen es so nehmen, wie es halt kommt.

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Fritz-Stefan Valtner

Der Strohwitwer Fritz

… aber der Irrsinn geht weiter

Ein paar Worte zum zweiten und letzten Teil des Buches: “Der Strohwitwer Fritz... aber der Irrsinn geht weiter!”

Liebe Leser,

Wer meinen ersten Teil des “Strohwitwers” (Das Leben und Wirken des Strohwitwers Fritz) gelesen hat, weiß, dass meine Frau bei einem Unfall schwere Kopfverletzungen erlitten hatte. Nach einer langen Zeit der Behandlung im Krankenhaus und den zahlreichen, zum Teil sehr langen REHA - Maßnahmen, die auch noch von einem Unfall überschattet war, konnte meine Frau endlich wieder nach Hause.

Ich war darüber sehr glücklich, dass meine Zeit als Strohwitwer nun endlich wieder der Vergangenheit angehören sollte.

Meine Frau hatte ihre Verletzungen soweit gut überstanden und war, mit kleinen Einschränkungen, soweit wieder fit.

Wir konnten nun einiges wieder nachholen, feierten wieder einmal den Karneval zusammen, machten kleine Ausflüge mit dem Auto.

Unser Leben hatte wieder einen Sinn.

Das Haus wurde wieder auf Vordermann gebracht und man merkte schnell, dass wieder eine weibliche Hand im Hause war.

Ich will damit nicht sagen, dass es bei mir unordentlich war - nein, meine Frau machte mir sogar ein Kompliment und war erstaunt, ja überrascht, dass sie viele Dinge nicht hätte besser machen können.

Aber die Vergangenheit sollte mich schneller wieder einholen, als es mir lieb war.

Sie war gerade mal zwei Monate zu Hause, da fiel mir auf, dass in ihrem Leben Veränderungen stattfanden.

Zunächst konnte ich mir noch keinen Reim darauf machen. Aber ich spürte innerlich, dass sich hier etwas veränderte. Nur, wie sollte ich dies erkennen?

Ich merkte nur, dass sie in ihren Bewegungen langsamer wurde, das Antworten kaum oder erst viel später kamen, das ihr manchmal das Gehen schwer fiel, selbst so einfache, banale Sachen wie sich anzuziehen, dauerten immer länger.

An ihrem 49. Geburtstag fiel dies auch ihren Gästen auf. Ihre liebevolle Art, ihr Lächeln, ihren Humor, als das veränderte sich.

Mit Sorge wurden in der Folgezeit verschiedene Ärzte konsultiert.

Eine bange Gewissheit, auch wenn man diese immer wieder von sich wies, sie blieb über zwei Monate latent vorhanden.

Im Juni 2005, nach zahlreichen Untersuchungen, hatten wir die traurige Gewissheit, dass der Unfall noch weitere Folgen mit sich gebracht hatte.

Diesmal aber war die Prognose vernichtend:

Gehirntumor!

Waren die teilweisen, schweren Kopfverletzungen, die sie sich bei ihrem Unfall zugezogen hatte, der Auslöser?

Ich weiß es nicht?

Für mich folgte jedoch wieder eine Zeit, des Hoffens und des Banges. Über eineinhalb Jahre vergingen in diesem Zustand.

Eine Zeit der Angst und der Hoffnung. Ich war wie gelähmt.

Man machte zwar seine Arbeit, ging jeden Tag mit Unbehagen in das Krankenhaus, versuchte Trost und Kraft zu geben.

Immer wieder Mut zu machen, immer wieder den geliebten Menschen aufzurichten, ihm zu sagen:

“Ich bin da, ich liebe dich, ich will das du gesund wirst, ich brauche dich doch!”

Dann folgten wieder lange REHA - Maßnahmen - immer wieder, dass Spiel zwischen Hoffen und Bangen. Es wurde ein steter Begleiter in dieser Zeit.

Trotz aller dieser Sorgen, haben wir, aber vor allem auch meine Frau, eines nie verloren, unseren Humor!

So wurde ich von meiner Frau dazu angetrieben, weitere Geschichten zu schreiben, was ich natürlich auch tat. Hier sind die Geschichten, die ich dann im zweiten Teil meiner Zeit als Strohwitwer geschrieben habe.

Einmal um zu wissen, was ich daheim so alles anstellte und auch zur Aufmunterung für sie selbst, aber auch für andere, die in einer ähnlichen Lage waren.

Manchmal war der Brief das einzige Mittel, um uns mitzuteilen.

Sie war oft fernab von zu Hause in irgendeiner REHA – Maßnahme.

Ich war für meine Firma tagelang auf irgendwelchen Messen, Ausstellungen, Veranstaltungen, Meetings und Kundenbesuchen unterwegs.

Das Leben ging und musste ja weitergehen.

Auch in dieser schweren Zeit ging der Humor nicht verloren, dass Schicksal hatte auch manch nette Situationen für uns bereit.

Die habe ich wahrgenommen und zu Papier gebracht.

Vielleicht auch zur Aufmunterung, für den, der sich in einer ähnlichen Lage befindet.

Begleiten Sie mich weiter durch meine turbulente Zeit als Strohwitwer.

Eine Zeit, die nicht einfach war, die mich immer vor neuen Herausforderungen stellte, die mich prüfen, die mich ablenken wollten von dem Schicksal, welches uns noch ereilen sollte.

Vielleicht sollte vieles so sein, wie ich es in dieser Zeit erlebt habe. War das eine Fügung von oben?

Eine Frage, die ich nicht beantworten kann

Die ersten Geschichten, die ich schrieb, fanden damals den Weg in mein erstes Buch. Dies war im Jahr 2009.

Aber viele Geschichten, die ich zu jener Zeit schrieb, auch um mich etwas vom leidvollen Tagesgeschehen abzulenken, blieben bisher in der Versenkung. Durch einen glücklichen Zufall fielen sie mir im Jahre 2020 wieder in meine Händen und so entschloss ich mich, diese Geschichten der Nachwelt zu erhalten, zumal das erste Buch noch sehr gerne gelesen wird.

Vielleicht können meine Geschichten auch etwas zur Aufmunterung in der Zeit der langen Corona - Pandemie beitragen.

Stürzen wir uns jetzt in die Abenteuern, die ich damals als Strohwitwer erleben beziehungsweise erfahren durfte.

Einige dieser Geschichten habe ich meiner Frau in meinen Briefen erzählt. Eine große Reihe dieser Geschichten habe ich ihr bei meinen Besuchen in den REHA – Maßnahmen mitgebracht und ihr vorgelesen oder sie hat diese in ihrer Runde zum Besten gegeben.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen.

Ihr

(Stroh-) Witwer

Fritz

Inhaltsverzeichnis

Der Kochkurs

Die Ü-30 – Party

Die Wanderung

Das Experiment

Das Mäuschen

Der Kurzurlaub

Das Meeting

Der Frühjahrsputz

Der Grillnachmittag

Der U-Punkt

Das Bahnerlebnis

Mit Mutter zum Arzt

Die Geburtstagsfeier

Der Hasenstall

In der Tennishalle

Im Schwimmbad

Was ist E.V.W.A?

Das Werbe - Shooting

Das Pfarrfest

...

endlich Urlaub

Auf dem Markt

Der Kurschatten

Der Kirchenchorausflug

Das Schützenfest

Ein neues Auto

Energie sparen

Auf dem Wochenmarkt

Im Theater

Die Inselkirche

Das Modellbauflugzeug

Der Umzug

Der Inliner

Die Karnevalssitzung

Die Maiandacht

Mein geliebtes Baltrum

Schlusswort

Der Kochkurs

Hallo mein lieber Schatz,

Dein Umzug in die neue REHA - Einrichtung hat ja im ganzen soweit ganz gut geklappt und ich hoffe, dass Du auch soweit zufrieden bist mit deinem neuen Zimmer.

Zum Glück ist das Zweibettzimmer nicht mehr lange belegt. Ich habe mich schon mal umgehört, ob Du nicht ein Einzelzimmer haben könntest.

Dies wird aber zur Zeit noch geprüft. Es könnte sein, dass da in Kürze etwas frei wird. Sogar auf der gleichen Station. Also mal alle Augen und Ohren offen halten.

Hier bei mir geht alles seinen gewohnten Gang. Dieser Tage kam meine Schwester auf mich zu und fragte mich: Ob ich nicht Lust hätte mal bei einem Kochkurs mitzumachen?

“Wie – Kochkurs,” stammelte ich nur?

Ja, nun waren wir gestern dann mal hin zu diesem Kochkurs. Dabei kann ich mich ja gut selbst versorgen, ohne “Brandenburger” zu fertigen.

Aber lass Dir das mal im einzelnen erzählen:

Da standen wir nun beide in diesem Kochkurs, lauter Frauen und ich als einziger Mann!

Prompt stand ich dann auch etwas im Abseits. Mit Hahn im Korb? Das war nichts!

Mir wurde ein Platz in der letzten Reihe zugewiesen, während sich die Frauen darum rissen, ganz weit nach vorne, also in der Nähe, des “Maestro de Küch” zu stehen. Meine Schwester musste sich mit einem Platz in der Mitte zufrieden geben.

So hatten wir auf unserer Arbeitsfläche alle Sachen parat liegen, die wir für das Anrichten der Speisen verwenden sollten.

Unser Maestro faselte irgendwas in seinem Bart hinein, die Frauenblicke fielen schmachtend auf ihn.

Soweit ich das mitbekommen habe, sollten wir ein Nudelgericht mit einer Soße machen, dazu ein Filet vom Lamm mit einer herzhaften Kräutersoße. Den Abschluss sollte ein Dessert bilden. Entweder aus Eis oder aus verschiedenen Obstsorten. Na ja, dachte ich bei mir, dass kriegst du auch ohne den da vorne hin.

Während er da vorne wirbelte, mit seinen Gerätschaften hantierte und dabei rasend schnell redete, versuchten die Frauen seinen Worten und Taten zu folgen.

Aber scheinbar klappte dies nicht ganz. Denn als ich zu meiner Schwester mal rüber schaute, stand sie und ein paar andere Damen irgendwie auf dem Schlauch.

So nach dem Motto: Was hat er gesagt? Womit sollten wir zuerst anfangen. Mit den Nudeln oder doch erst mit dem Fleisch? Sie fingen an!

Unser Maestro brannte vorne ein wahres Meisterwerk der Kochkunst ab, aber er vergaß dabei, darauf zu achten, ob alle auch mitkamen.

So schnippelte er, würzte, schaute mal hier und dort nach, schwitzte wie ein Berserker, als wenn er für eine ganze Horde ein Fünf - Gänge - Menü, in kürzester Zeit herstellen musste.

So arbeitete auch der Kochkurs - jeder für sich!

Nun, zuerst habe ich mir erst einmal meine Kochstelle aufgeräumt.

Du weiß ja, Ordnung ist das halbe Leben und verkürzt die Arbeitszeit!

Zunächst wurde das Gemüse geputzt, gesäubert und geschnitten. Dann stellte ich das Wasser für die Nudeln auf den Herd. In der Zwischenzeit machte ich mich ran an die Soße.

Währenddessen gab es in den vorderen Reihen schon die ersten Verletzungen, da wäre mancher Finger als Beilage in die Soße gelangt.

Zum Glück blieb es nur bei leichten Schnittverletzungen.

Dann trat Panik auf!

Einige der Damen hatten schon das Lamm-Filet in der Pfanne.

Hatten aber vergessen, dass Öl eigentlich mit in die Pfanne gehört und der Herd nicht bis auf Stufe fünf hochgedreht sein muss. So gingen nach kurzer Zeit drei Lamm-Filets unter einer starken Qualmentwicklung den Weg der “Holzbriketts.”

Nachdem die Räumlichkeiten wieder frei von Qualm waren, konnte es weitergehen mit dem Versuch des Kochens.

Ich hatte eigentlich viel Ruhe und konnte mir so in aller Stille mein Essen langsam herrichten.

Dabei kam mir die grandiose Idee, nur eine Soße zu machen, nämlich eine Tomaten - Kräuter - Knobloch - Soße, die konnte ich sowohl auf den Nudeln, wie auch auf dem Lamm-Filet einsetzen.

Während die Nudeln langsam in dem Wasser zu garen anfingen, konnte ich in Ruhe alle Zutaten für die Soße zuschneiden und die Soße anrichten, wobei ich hier nur mit wenigen Zutaten, ein bisschen Olivenöl und einigen Gewürzen arbeitete. Dann bereitete ich die Pfanne für das Filet vor.

Als ich gerade dabei war, gab es einen riesigen Knall. Verwundert schaute ich mich um. Was war passiert? Verschreckt liefen die Frauen auseinander.

Oh mein Gott, da stand ja eine Pfanne mit Öl in Flammen.

Plötzlich goss eine der Teilnehmerinnen einen Eimer Wasser auf die qualmende Pfanne.

Es gab eine regelrechte Verpuffung und pechschwarze Wolken zogen durch das Gebäude.

Ein Feuermelder löste Alarm aus.

Kurze Zeit später war die Feuerwehr da und konnte das Feuer löschen.

Nach einer kurzen Lüftungszeit, konnten die Teilnehmer des Kurses ins Studio wieder zurück.

Bei unserem Maestro lagen die Nerven blank. In der wilden Panik hatten die Frauen total vergessen, wenigsten die Herde auszustellen und die Töpfe und Pfannen von den Herden zu nehmen.

So aber liefen die Herde auf vollen Touren und mit ihnen, nahmen die Sachen, die in den Töpfen und Pfannen lagen, eine immense Hitze auf und fingen langsam an, eine innige Verbindung mit den Gerätschaften einzugehen.

Bevor eine Katastrophe entstehen konnte, lief ich an allen Herden vorbei und stellte sie aus.

Der Inhalt aber war nicht mehr zu retten. Während draußen noch eine helle Aufregung herrschte, brutzelte ich in aller Seelenruhe mein Filet vom Lamm zu Ende. Mit Olivenöl und zahlreichen Kräutern. Es sah schon sehr gut aus.

Aber es dauerte noch ein paar Minuten. So machte ich mich dann an den Nachtisch.

Ich machte mir einen Fruchteisbecher mit Obst.

Dann war es schon soweit. Das Lamm-Filet war genau richtig, die Nudeln ebenfalls, die Soße war auch schon angerichtet, noch schnell ein paar Gewürze hinein und fertig!

Ich nahm mir einen Teller, nahm das Filet, die Nudeln, die Soße, nahm die Pfanne und die Töpfe von dem Herd, setzte mich in einer ruhigen Ecke und fing an zu speisen.

Dann kam der Maestro mit seiner unruhigen Frauenmeute auch wieder in die Großküche hinein.

Als er mich da so sitzen sah, konnte er es nicht glauben, was er da sah!

Das verdutzte Gesicht hättest du sehen müssen. Du hättest dich tot gelacht. Und dann erst die Frauen. Wie schauten die drein?

Du kannst es dir nicht vorstellen.

Wie konnte es ein Kochkurs - Mitglied schaffen, in diesen Turbulenzen ein Gericht fertig zu bekommen?

Unvorstellbar!

Auch meine Schwester war erstaunt, dass ich als einziger mein Gericht fertig bekommen habe.

Plötzlich standen sie alle vor mir und schauten mich an, als sähen sie gerade das elfte Weltwunder.

Da ich ja noch nichts gegessen hatte, ließ ich mich natürlich nicht davon abhalten, mein Gericht auch aufzuessen. Und ich muss sagen:

Mir schmeckte es sehr gut!

Ich konnte die lüsternen Blicke sehr gut sehen, die sich auf mein Filet verirrten, aber eisern aß ich weiter.

Nachdem der Maestro seinen Verstand wieder gefunden hatte, sagte er zu mir: “Ob er denn mal probieren könnte?”

Ich schnitt ihm ein kleines Stück von meinem Filet ab, tat dies auf einen kleinen Teller, dazu reichte ich ihm noch ein paar Nudeln und einen kleinen Schlag von meiner Soße.

Er probierte, rollte mit den Augen, kostete noch einmal mit einen kleinen Löffel und meinte dann anerkennend:

“Dass ist sehr gut!”

“Das ist Spitze!”

Mittlerweile hatte ich dann mein Gericht soweit verputzt und konnte mit dem Nachtisch beginnen.

“Was, den haben sie auch noch fertig gekriegt”, kam es vielschichtig aus manchen Mund der Teilnehmer heraus?

“Ja, warum denn nicht?” gab ich zurück und ließ mir mein Eis auf Obst sehr gut schmecken.

Meine Schwester stand da mit offenen Mund und konnte kein Wort sagen.

Erst als ich ihr einen Löffel mit Eis in den Mund schob, konnte sie etwas sagen:

“Lecker!”

So konnte bzw. kam ich dann als Außenseiter als einziger zu einem guten Essen in diesen Kochkurs. Auf die Frage des Maestro: “Wieso konnten sie so gut kochen bzw. haben sie ihr Gericht fertig bekommen?“ antwortete ich:

“Man soll nicht vielen Köchen zuschauen, sondern mit Verstand und Logik an die Aufgabe gehen und dann wird das schon.

Das ist wie ein Gemälde, man fängt hier an, macht dort weiter und irgendwie fügt sich alles harmonisch zusammen.”

“Wie beim kochen!”

“Aber es ja auch gut, dass der einzige Mann in diesem Kurs es geschafft hat, ein Gericht zu zaubern, was auch noch schmeckt.”

“Oder, meine Damen?”

Den Damen verschlug es die Sprache.

Nachdem ich mein Eis aufgegessen hatte, räumte ich noch kurz meinen Kochplatz auf, der eigentlich schon so aussah, als hätte dort niemand gekocht, so sauber war dieser bereits.

Auch hier staunte der Maestro nicht schlecht.

So ging ich satt und zufrieden aus dem Kochkurs, meine Schwester, eher zerknirscht und hungrig.

Auf dem Heimweg machten wir noch ein kurzen Stopp bei Mc Donald, damit meine Schwester wenigstens halbwegs ihren Hunger stillen konnte.

Wir haben dann vereinbart, dass ich dieses Gericht einmal erneut kochen würde und wir vier, also du und der Sven mit dabei seid, dass ihr das Wunder aus dem Kochkurs selbst erleben dürft.

Meine Schwester hat sich bereit erklärt für die Zutaten zu sorgen. Werde ihr morgen eine Liste machen und zusenden.

Das war mein Ausflug in die Welt der hohen Kochkunst. Weniger ist meist mehr.

Mein lieber Schatz, für heute sage ich dir mal tschüs und sende dir noch einen dicken Kuss zu. Bis übermorgen, dann bin ich wieder bei Dir!

Dein lieber Schatz

Fritz

Die Ü 30 Party

Mein lieber Schatz!

Es freut mich, dass es dir wieder besser geht, nach den zahlreichen Bestrahlungen der Chemotherapie. Ich habe immer eine große Sorge um dich, dass du diese Behandlungen nicht verträgst. So bin ich immer froh, wenn ich keine schlechten Nachrichten von dir höre. Übermorgen bin ich ja wieder bei dir. Ich habe auch schon alles besorgt, was du mir aufgegeben hast.

Trotzdem schreibe ich dir heute noch einen Brief, um dir zu erzählen was ich vor zwei Tagen erlebt habe und dies kam so:

Gestern war ich mit unserer gemeinsamen Freundin Gaby auf einer Ü 30 Party! Sie hatte mich dazu eingeladen, weil ich ihr Auto in letzter Zeit mehrfach wieder zum Laufen gebracht habe. Die Batterie!

Da kennst du dich ja aus, oder nicht mein Schatz?

Wenn ich gewusst hätte, was mich dort erwartet, dann wäre ich nie und nimmer mitgegangen.

Aber dabei hast du ja die Gaby richtig heiß gemacht, in eurem Telefonat am Wochenende, mich mit zunehmen unter dem Gesichtspunkt, dass ich mal wieder raus und unter Leuten käme, dabei bin ich ja in meinem jetzigen Berufsleben tagtäglich unter Leuten.

Ich kann dir eines sagen: Einmal und nie wieder!!

Aber lass dir das mal im einzeln erzählen:

Gaby erzählte mir, dass ich mich etwas nettes anziehen sollte.

Gesagt – getan!

Du weißt ja, dass ich ein sehr gut aussehender Mann bin. Ich will mich ja nicht beweihräuchern, aber das ist halt mal die Wahrheit.

Sonst hättest Du mich ja auch nicht geheiratet, oder mein Schatz?

Da wir ja auch was trinken wollten, sind wir mit der Bahn gefahren. Gaby und ich!

Zwei - wie Pat und Patachon!

Na ja, wir kamen dort an, bekamen am Eingang unseren Stempel und dann ging es hinein in die Höhle des Löwen. Kaum waren wir eingetreten, merkte ich die vielen Blicke, welche auf mich fielen.

Ich wurde total verlegen. Hatte ich etwas an mir, was ich nicht wusste?

Ich versuchte meinen Blick unauffällig schweifen zu lassen, um festzustellen, ob etwas an meiner Kleidung nicht in Ordnung war.

Ich war damit noch beschäftigt, als mich eine Dame ansprach und zu einem Tanz aufforderte. Als der Lichtkegel der Deckenleuchte, welche sich drehte, auf sie fiel, konnte ich mir die Frage einfach nicht verkneifen:

“Ob das Altenheim heute Ausgang hätte?”

“Wieso”, fragte sie zurück?

“Na ja”, gab ich zurück, “die Jüngste“ sei sie ja auch nicht mehr!”

Bevor sie noch antworten konnte, wurde sie, zu meinem Glück, von einem älteren Herrn mir aus dem Arm genommen und sie entschwebten aus meinem Blickfeld.

Schnell wollte ich die Tanzfläche verlassen, als ich von einer Dame festgehalten wurde und auf die Tanzfläche wieder zurück gezogen wurde.

Mei` was hatte die an?! Oder besser gesagt - nicht an!

Sie bescherte mir so tiefe Einblicke, dass ich fast blind geworden wäre. Bei Tanzen wanderte ihre Hand immer wieder über meinen Po.

Mir wurde es langsam heiß! Aber wenn ich ehrlich bin, sie war leider überhaupt nicht mein Fall. Auch sie war so ein altes Geschoss was sich nach Liebe sehnte. Aber nicht mit mir! Ich haute einen Spruch heraus, den ich hier nicht wieder geben kann, der sie aber zusammenzucken ließ, wie ein Schweizer Taschenmesser.

Die Situation nutzte ich schnell aus, zu einer Flucht an die Bar. Gaby turnte immer noch auf der Tanzfläche herum. Ich konnte nur nicht erkennen mit wem.

Ich bestellte mir einen Drink, in der Hoffnung, diesen in aller Ruhe trinken zu können. Aber weit gefehlt! Schon wieder legte so ein alte Fregatte an.

Eigentlich hätte die Party in Ü 60 umgetauft werden sollen, nachdem was hier herum lief und nicht Ü 30 war, was vielen doch sehr geschmeichelt hätte. Kaum hatte der alte Schraubendampfer angelegt, da fingerte sie auch schon an mir herum.

Auch der Spruch: “Das alte Scheunen besser brennen würden”, konnte sie nicht davon abhalten, von mir loszulassen.

Also machte ich eine ungeschickte Bewegung und mein Drink landete auf ihrem Kleid.

Laut schreiend lief sie zur Toilette. Mein Glück! Dabei sahen die roten Kirschen auf ihrem gelben Kleid doch sehr schön aus.

Ich bestellte mir daraufhin einen neuen Drink. Kaum hatte ich den ersten Schluck genossen, da schob sich ein stark gebautes, schon älteres „Schlachtschiff“ an meine Seite.

Ich musste zweimal hinschauen, um die Konturen zu erfassen. Man, was war das für ein Gerät.

Was sollte ich bloß nur machen? Ich wollte doch nur in Ruhe meinen Drink genießen und dann so etwas.

Dann stand plötzlich auch die Eine wieder vor mir, die mit dem gelben Kleid, welches aber jetzt durch die roten Kirschflecken, eine ganz neue Note bekam. Das schlimme aber war, dass die beiden nicht mehr locker ließen.

Ich musste mich schon fast krampfhaft an der Bar festhalten, um nicht von beiden zerrissen zu werden. Gaby kam mir ja auch nicht zu Hilfe, sie tanzte allein auf der Fläche herum, ganz in die Musik vertieft.

Also musste ich mir was einfallen lassen und zwar schnell, bevor ein Kleidungsstück von mir seinen Geist aufgab.

Nach einer kurzen Überlegung ist mir dann auch etwas eingefallen.

Ich fragte beide:

“ Was haltet ihr davon?” “Gehen wir zu mir oder zu euch?

“Wieso, wir drei?”

“Ja, warum nicht”, gab ich zurück. “Dann könnt ihr mal zeigen, was ihr noch so drauf habt!”

“Wisst ihr, ich stehe total auf Lesben - Sex“, antwortete ich ungerührt weiter.“

Beiden fiel die Kinnlade herunter, schauten mich fassungslos an und machten sich aus dem Staube. Endlich konnte ich in Ruhe meinen Drink genießen und dem bunten Treiben zuschauen.

Während ich da so saß, belustigt in die Runde schaute, setzte sich eine nette, junge Frau neben mir. Wir kamen ins Gespräch. Sie war solo und arbeitete in einem nahegelegenen Krankenhaus als Oberschwester.

Wir sprachen eine lange Zeit miteinander, wir lachten und hatten unseren Spaß an dem Treiben auf der Tanzfläche.

Sie forderte mich dann auf und wir gingen ebenfalls mal auf die Tanzfläche. Aber uns war das Gedränge auf der Tanzfläche einfach zu stark, so dass wir nach drei Tänzen und einigen Tritten in die Hacken entnervt aufgaben.

Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile.

Es ging schon auf Mitternacht zu und sie musste leider schon gehen, da sie auch bald wieder zum Dienst musste.

Schade! Sie war sehr nett.

Du brauchst dir keine Sorgen machen. Du bist und bleibst mein Schatz!

Jetzt stellte mir sich eine ganz andere Frage:

„Wo war eigentlich Gaby?“ Ich hatte sie die ganze Zeit nicht gesehen.

Also ging ich mal durch den Schuppen und versuchte sie zu finden, was aber nicht so ganz einfach war, da sie ja relativ klein ist.

Nach einiger Zeit fand ich sie auf einer Tanzfläche, wo sie versuchte, nach einer Techno-Musik, zu tanzen.

Ich machte ihr ein Zeichen und wir gingen an die Bar. Ich gab ihr einen aus und hörte mal nach, wann sie denn nach Hause wollte? “Och,” sagte sie, “es wäre doch noch viel zu früh und sie wollte gern noch etwas tanzen.”

Kaum war sie wieder auf der Tanzfläche verschwunden, da rollte eine weitere Lawine auf mich zu und nahm an meiner Seite Platz.

Mein Gott, dachte ich noch so bei mir, was hast du heute für ein Glück bei den Frauen. Dabei hatte ich keine Lust mehr auf ein sinnloses Gespräch.

Aber sie redete und redete, wie ein Wasserfall!

Wenn ich ihr nicht ab und zu mal einen Keks in den Mund geschoben hätte, dann hätte sie vor lauter reden, vergessen, Luft zu holen.

Weiß du, an wen mich das erinnerte? An unsere Margret! Das Maschinengewehr vom Karlsplatz!

Aber wie bekam ich sie wieder los?

Da hatte ich eine glänzende Idee. Ich forderte sie zum Tanz auf. Sie strahlte über ihre beiden „Hamsterbacken“. Ich dachte bei mir:

“Das Lachen wird dir noch vergehen.“

Während sie krampfhaft versuchte den Barhocker zu verlassen, gab ich ihr, ich wollte ihr ja nur helfen, natürlich unbeabsichtigt, einen kleinen Rempler. Nun ja, kleiner Rempler ist etwas gelinde ausgedrückt, es war eher schon ein ordentlicher Stoß. Sie verlor den Halt, es gab einen sehr starken, dumpfen, harten Aufprall, der den ganzen Saal erzittern ließ, ja sogar die Musik verstummen ließ.

Da lag sie nun auf dem Boden und konnte sich nicht bewegen. Verzweifelt mühten sich sechs starke Männer ab, sie wieder auf die Beine zu stellen, was ihnen aber nicht gelang. Dazu war die Masse zu unbeweglich.

Erst als die Feuerwehr und der Notdienst eintrafen, konnten zehn Mann mit vereinten Kräften, sie endlich so weit hoch heben, dass sie eine Trage ihr unterschieben konnten. Dann erst konnte sie abtransportiert werden.

So wurde ich auch diese kurze Bekanntschaft wieder los.

Nach diesem Zwischenfall konnte ich Gaby endlich davon überzeugen, dass es doch sinnvoller wäre, jetzt nach Hause zu fahren, bevor noch mehr passiert.

Außerdem war es ja auch schon weit nach zwei Uhr und wir mussten ja auch noch versuchen, die letzte Bahn nach Kaarst zu bekommen.

Nach einem strammen Marsch zum Bahnhof hatten wir das Glück, die Bahn gerade noch zu erwischen und waren endlich gegen drei Uhr Morgens wieder zu Hause.

Aber wie bereits schon gesagt, mein lieber Schatz, dass war das erste und das letzte Mal, dass ich auf einer Ü 30 Party war. Denn, dass was man dort trifft, hat ja schon mehr als das Verfallsdatum erreicht.

Da freue ich mich lieber, wenn ich dich übermorgen wieder besuchen kann. Bis dahin verbleibe ich mit einem ganz lieben Gruß und einem dicken Kuss.

Dein Fritz

Die Wanderung

Hallo mein lieber Schatz,

Es freut mich, dass es Dir wieder besser geht, nach deinem Sturz auf dem Zimmer. Wie konnte dies nur passieren? Ich habe mit der Heimleitung gesprochen und sie haben mir zugesagt, dass Du ein Armband bekommst, wo du, wenn mal etwas passiert, sofort Hilfe rufen kannst. Dann habe ich noch eine neue Nachricht für dich! In etwa vierzehn Tagen bekommst du dein eigenes Zimmer in der ersten Etage. Ich glaube die Etage nennt sich: Sommerblumenwiese. Vielleicht können wir uns das Zimmer dann mal ansehen, wenn ich bei Dir bin.

Sonst gibt es nicht viel Neues aus Kaarst zu berichten.

Doch, eines gibt es noch zu berichten, nämlich die Ereignisse auf der Wanderung, die meine Schwester mit einer Arbeitskollegin organisiert hatte. Ich versuche dir diese Wanderung mal zu schildern, was nicht ganz einfach ist. Ziel war ein großes Waldgebiet in der Eifel.

Also, geplant war, dass wir getrennt anreisen sollten, da einige von uns aus unterschiedlichen Richtungen her kamen, um an dieser Wanderung teilzunehmen, die aber auch den Charakter einer Schnitzeljagd haben sollte. Insgesamt waren wir nachher mit zwölf Leuten bei dieser Jagd.

Jeder der Teilnehmer bekam einen Plan zugesandt, wo der Ausgangspunkt der Jagd vermerkt war und der Zielpunkt. Zielpunkt war eine Grillhütte, wo dann als Abschluss der „Jagd“ ein Grillabend stattfinden sollte.

Meine Schwester und die Kollegin wollten sich um den Grillabend kümmern. Die einzelnen Strecken wurden über den PC erarbeitet und für uns vorbereitet. Es wurden drei Teams gebildet, zwei Teams mit je drei Mann und eins mit vier Mann. Ich hatte den Ausgangspunkt 3, der in einer kleinen Ortschaft lag. Treffpunkt war für uns alle um 11 Uhr gewesen.

Ich war da, aber keiner der mir zugeteilten Leute.

Ich wartete eine halbe Stunde, eine ganze Stunde. Nichts. Keiner kam!

Ich versuchte meine Schwester per Handy zu erreichen, aber keine Reaktion. Nach ja, dachte ich bei mir, dann gehst du eben alleine los. Ich wollte gerade die Türe meines Autos abschließen, da kam endlich noch ein Teilnehmer an. Eine Teilnehmerin.

Beim Anblick dieser Teilnehmerin, stellte sich mir unwillkürlich die Frage:

“Wie will sie die Tour überhaupt schaffen”?

Eine Frage, die mich schon nach sehr kurzer Zeit beschäftigen sollte.

Nachdem sie ihren Körper aus ihrem kleinen Opel Corsa heraus gequält hatte, musste sie erst einmal eine längere Zeit verschnaufen.

Nachdem wir nach einer Zeit des Wartens endlich losgehen konnten und die ersten hundert Meter gelaufen waren, kam einer kleiner Anstieg. Dieser Anstieg erwies sich für sie einfach zu schwer, so das sie meinte, es wäre doch besser, wenn sie gleich zur Grillhütte fahren würde.

Also, solche Strapazen wäre sie nicht gewöhnt.

Also nahm sie den Weg laut schnaufend zurück, quetschte sich in ihren kleinen Opel Corsa.

Dieser, dass bemerkte ich aber erst, als der Wagen sich drehte, einseitig, also links, doch schwer an Schlagseite litt.

Da stand ich dann da. Der dritte Teilnehmer war ebenfalls noch nicht gekommen, also ging ich dann halt allein weiter.

Ich versuchte mich auf den vorliegenden Informationen hin zu orientieren, aber irgend etwas konnte an den Informationen nicht stimmen.

Die vorgegebenen Wege gab es überhaupt nicht. Alles sah anders aus, als die Karte es anzeigte. Zum Glück hatte ich mir noch eine eigene Karte mitgenommen und einen Kompass. Eigentlich war ich recht gut ausgestattet in dieses Unternehmen gegangen.

Also versuchte ich mich anhand meiner Karte mich zu informieren und musste bald feststellen, dass den Organisatoren ein peinlicher Fehler unterlaufen ist. Sie müssen zwei Strecken miteinander verwechselt haben.

Nach einem längeren Studium der Karten konnte ich mich zurechtfinden und marschierte dann los. Da ich aber nicht wusste, wie die andere Strecke verlaufen sollte, habe ich mir dann meine Strecke zurecht gelegt in Richtung Grillhütte. Mehrfach versuchte ich meine Schwester per Handy zu erreichen, aber es ging keiner dran. So war ich dann halt auf mich allein gestellt.

So führte mein Weg zuerst an einem kleinen Bach vorbei, dann ging es auf eine kleine Anhöhe, wobei ich mir dann einen kleinen Überblick verschaffen konnte, wie das Gelände beschaffen war. Nach ca. fünf Kilometer kreuzte ich einen Weg und fand an dieser Kreuzung einen Punkt, der zu einer Frage auf meinem Begleitzettel passen konnte. Die Frage konnte ich schnell lösen und dachte noch so bei mir:

“Da bist du ja auf dem richtigen Weg.” Also wanderte ich weiter. Was mich aber etwas beunruhigte, war das Wetter. Es zog sich da etwas gewaltig zusammen.

“Hoffentlich kein Gewitter,“ dachte ich noch so bei mir, als ich durch einen heftigen Donnerschlag aufgeschreckt wurde. Schnell warf ich einen Blick auf meine Karte und suchte nach einer Schutzhütte. Ich hatte Glück, gar nicht zu weit von mir, musste es eine auf meinem Weg geben. Ich nahm meine Beine unter meine Arme und marschierte im Eiltempo auf die Hütte zu.

Als ich sie erblickte, ging auch schon der erste Guss los. Völlig durchnässt kam ich an dem Unterstand an. Zum Glück hatte ich mir noch ein paar Ersatzklamotten mitgenommen. So zog ich mich erst einmal um und hoffte, dass das Gewitter schnell vorbei zog.

Nach einer halben Stunde war der Spuk zum Glück vorbei und ich konnte weiter gehen. Da der Boden stark mit Wasserpfützen übersät war, zog ich mir meine Schuhe aus und ging barfuß weiter. Auch die Sonne brannte wieder stark vom Himmel herunter. Ich wanderte weiter, machte noch einige Bilder von einem wunderschönen Regenbogen und genoss die Schönheit des Waldes. Überall glitzerten die Wassertropfen in der Sonne, die Tierwelt meldete sich wieder, es war einfach herrlich.

Ich lief und lief, schaute ab und zu mal auf die Karte, verglich die Richtung mit dem Kompass und schätzte meine Zeit bis zum Ziel noch auf etwa drei Stunden.

Vielleicht auch vier?

Dann kam ich an einem kleinen, sehr schönen Waldsee vorbei. Es war wieder heiß geworden, die Sonne brannte und der Schweiß rann mir an der Stirn herunter.

Ich suchte mir ein ruhiges Plätzchen aus, legte meine nassen Sachen in die Sonne, zog mich aus und nahm ein erfrischendes Bad in dem kleinen See. Es war herrlich kühl im Wasser. Ich glaube, ich blieb eine ganze Weile in dem kleinen See. Dann plagte mich der Hunger und mir fiel ein, dass ich mir ja auch noch etwas zu essen mitgenommen hatte.

Über diese Mahlzeit machte ich mich dann mit einem Heißhunger her.

Nur eine Tafel Schokolade und einen Apfel, sowie etwas zu trinken, ließ ich noch zurück. Für später! Dann nahm ich noch ein kleines Sonnenbad, zog mich dann wieder an und machte mich weiter auf den Weg.

Die Luft wurde wieder schwüler. Große Wolkenberge entstanden am Himmel. Sie verhießen nichts Gutes. Sollte...?

Ich zog fröhlich meine Strecke durch und nach drei Stunden, meine Planung war ja mal wieder richtig, stand ich vor der Grillhütte. Aber kein anderer war weit und breit zu sehen. Ich versuchte nochmals meine Schwester per Handy zu erreichen.

Kein Glück! Kein Zeichen. Nichts! Jetzt stand ich da. Keiner war da. Keinen konnte ich ans Handy bekommen. Also machte ich eine Pause und überlegte was ich tun könnte.

Ich sammelte noch einmal alle Informationen zusammen und trug sie in meine Karte hinein. So fand ich das Hotel, wo wir übernachten sollten, auf der Karte, hatte meine Position, wusste wo mein Auto stand und überlegte mir, was ich jetzt am besten machen sollte. Natürlich auch immer mit einem Blick zu Himmel.

Mein Auto konnte dort im Ort, am Rathaus, auf dem Parkplatz stehen bleiben. Da stand es erst einmal sicher.

Der Weg zum Hotel war etwas kürzer, als der zurück zum Auto.

Ein Blick zum Himmel genügte, um eine schnelle Entscheidung zu fällen.

Ich machte mich auf zum Hotel, da bis dato keiner zur Grillhütte gekommen war. Während es sich langsam zuzog, wurden meine Schritte schneller und ich kam ganz gut voran.

Der Blick zum Himmel ließ mich noch etwas schneller gehen und mit letzter Kraft kam ich noch vor dem ersten Regenschauer im Hotel an.

Nach einer kurzen Verschnaufpause auf meinem Zimmer stellte ich mir die bange Frage:

“Wo waren eigentlich die anderen?”

Unten in der Halle fragte ich nach. Aber es war keiner aus dem gesamten Trupp da. Gebucht war aber alles. Somit war ich im richtigen Hotel. Da es ja schon gegen neunzehn Uhr war, bestellte ich mir etwas zu essen.

Ich war gerade beim Essen, als ich eine Nachricht aufschnappte, wo eine Gruppe als vermisst bzw. die sich verirrt hatte, gesucht wurde, nachdem eine Meldung auf einem Handy im Hotel einging. Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst trafen ein.

In der Zwischenzeit ging ein Unwetter, der allerfeinsten Sorte, nieder.

Verzweifelt versuchte einer der Herren den Notruf zu orten, um ihn in einer Karte einzutragen.

Nach der ersten Ortung müsste sich die Gruppe schon ca. zwanzig Kilometer außerhalb des Gebietes aufhalten, wo eigentlich die Schnitzeljagd stattfinden sollte. Ich schaltete mich in das Gespräch ein und erklärte den Leuten, dass ich ein Teil dieser Gruppe wäre, aber niemanden an dem Treffpunkt angetroffen hätte. Auch meine Dame mit dem Corsa war noch nicht im Hotel.

Die hätte man gefunden, in einem kleinen Dorfanger, dreißig Kilometer von hier.

Was wollte die dort?

Rätsel über Rätsel. Jetzt lagen endlich mal gute Karten vor. Ich zeichnete meinen Weg auf, den ich gegangen bin, bis zum Zielpunkt.

Soviel ich wusste, wollten wir sternförmig auf den Zielpunkt, die Grillhütte, zugehen.

Also, ich bin ca. zwanzig Kilometer gelaufen. Daher nehme ich an, dass die beiden anderen Strecken, gleich groß waren. Weiter nahm ich, dass durch die Vertauschung der Unterlagen, die Gruppe völlig blind war, konnte es durchaus sein, dass sie eine völlig andere und verkehrte Richtung eingeschlagen haben und so entgegengesetzt gelaufen sind. Also vom Zielpunkt weg. Während ich weiter die Karte studierte, aß ich in Ruhe mein Essen auf.

Dann machte ich dem Einsatzleiter einen Vorschlag, der von allen angenommen wurde.

Wir setzten uns dann in Marsch.

Ich fuhr mit dem Förster und seinem Jeep auf einer Hauptachse durch den Wald.

Alle anderen fuhren einem Parkplatz in ca. dreiundzwanzig Kilometer Entfernung an und sollten auf Nachricht warten.

Wir preschten durch den Wald, Wasserfontänen säumten unseren Weg. Zum Glück waren keine Bäume auf unseren Weg gefallen und so kamen wir schnell voran.

Nach ca. achtzehn Kilometer verlangsamten wir die Fahrt, hielten mal hier und dort an und lauschten, ob wir Stimmen hörten. Über ein Megaphon riefen wie in den Wald hinein.

Nichts!